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Full text of "Zoologische Erbegnisse einer in den Jahren 1888-1890 mit Unterstützung der Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Dr. Franz Stuhlmann in die Küstengebiete von Ost-Afrika unternommenen Reise"

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Zoologische Ergebnisse 


einer in den Jahren 1888 — 1890 


mit Unterstützung der Kgl. Akademie der Wissen- 
schaften zu Berlin 
in die 


Küstengebiete von Ost-Afrika 


unternommenen Reise. 


Von 


DR. FRANZ STUHLMANN, 


Regierungs-Rat. 


e Zweiter Band. 


N (Zusammengestellt aus dem „Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten“) 


Inhalt: 
. Hymenopteren von E.F.Kohl. Mit ı Tafel. ı0. Myriopoden von Graf Attems. Mit ı Tafel. 
‚ Formiciden von G. Mayr. ı1. Echiniden, Asteriden und Ophiuriden von 
. Dipteren von V.von Röder. G. Pfeffer. 
. Lepidopteren von A. Pagenstecher.: ı2. Holothurien von KR. Lampert. 
. Süsswasser - Ostracoden Zanzibars von 13. Coleopteren von H.J. Kolbe. Mit ı Tafel. 
V. Väavra. 14. Polychaeten von E. Ehlers. 
. Ostafrikanische Spinnen von W. Bösen- 15. Mollusken von E. v. Martens. 
berg und H. Lenz. Mit 2 Tafeln. 16. Alcyonaceen von W. May. 
. Gamasiden von P. Kramer. Mit ı Tafel. 17. Süsswasserschwämme von W. Weltner. 
. Süsswasser-Copepoden von S. A. Poppe Mit ı Tafel. 
und A. Mräzek. Mit 2 Tafeln. , 18. Cladoceren von W. Weltner. 
. Medusen und Siphonophoren von C. Chun. 19. Actinien von O. Carlgren. Mit 7 Tafeln. ’ 
Mit Datel. - 20. Oxfordfauna von A.Tornquist. Mit 3 Tafeln. : 


21. Ostafrikanische Steinkorallen von E.v. Marenzeller. Mit ı Tafel. 
22. Ostafrikanische Orthopteren von M.v. Brunn. 


Berlin, 1901. 
Commissions-Verlag von 


DIETRICH REIMER (ERNST VOHSEN). 


Digitized by the Internet Archive 
in 2011 with funding from 


‚The Field Museum's Africa Council 


+ 


nive.org/c 


Hymenopteren 


von 
Herrn Dr. Fr. Stuhlmann in Ostafrika 


gesammelt. 


Determinirt und beschrieben 
von 
Franz Friedr. Kohl, 


Oustos-Adjunct am k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien. 
\ 


Mit einer Tafel. _. 


Aus dem 


Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. X. 2. 


Hamburg 1893. 


Gedruckt bei Lüteke & Wulff, E.H. Senats Buchdruckern. 


Apidae. 
Apis L. 


1. A. caffra Lep. Sansibar (9. V. 1888 —?). 


Xylocopa Latr. 


2. X. conjuncta Smith. Bagamoyo (25. VI. 1888 — J'). 


3. X. trepida Fabr. Kokotoni (25. IX. 1889 — 2). Mbusini 
(Usegua — 28. VII. 1888 — 9). 


4. X.\ nigrita Fabr. Bagamoyo (25. VI. 1888 — Q). 


5. X. caffra Kle. Quilimane (6. IH. 1889—-9; 3. IX. 1888 — 9; 
2. U. 1889 — 2). Sansibar (Juli 1888 — Q). 


6. X. sp.? Nahezu von der Grösse der X. caffra von ihr durch 
die weisse Behaarung des Kopfes und die gelbe des ganzen Thorax- 
rückens und der Mesopleuren verschieden. Bei Vergleichung des 
Gesichtes fällt bei dieser Art die geringere Breite auf. Denkt man 
sich hinten an den hinteren Nebenaugen über den Scheitel eine Linie 
gelegt, welche jederseits bis zu den Netzaugenrändern reicht und eine 
andere, welche die inneren unteren Augenecken verbindet, also über 
den Kopfschild gezogen erschemt,. so bilden diese Linien mit den 
inneren Augenrändern ungefähr ein Quadrat. Bei caffra bilden 
diese Linien ein entschiedenes queres Rechteck und zwar wegen der 
grösseren Stirnbreite. Bei caffra sind überdies die Flügel gleichmässig 
braunschwarz gefärbt, während bei der fraglichen Art die Flügelbasis 
etwas lichter ist als die Apicalhälfte. 

Besser als caffra Lep. passt die Beschreibung von X. calens 
Lep. auf unsere Art und zwar in Bezug auf die Farbe der Thorax- 
behaarung und die Flügeltrübung; X. sp.? weicht jedoch in der Farbe 


4 Franz Friedr. Kohl. 


der Kopfbehaarung entschieden ab; ob man sie als Abänderung von 
calens auffassen muss, kann nur ein monographisches Studium der 
aestuans-Gruppe entscheiden. 

Länge 19—20 mm. 9 

Mbusini (Usegua — 28. VIII. 1888 — 3 2). 


7. X. Stuhlmanni Kohl. n. sp. 


Gehört gleichfalls in die aestuans-Gruppe. Sie ist kleiner als 
vorhergehende Art (15—16 mm. lang), schwarz. Gesicht und Schläfen 
weiss behaart. Brustkasten oben hinter der Linie, die man sich hinter 
den Flügelschuppen quer über das Mesonotum gezogen denkt, dicht 
goldgelb behaart. Endsegment in der Mitte mit dichtstehenden rost- 
farbigen Börstchen. Die übrige Behaarung ist schwarz oder braun- 
schwarz, einzelne weisse Haare an der Hinterseite der Vorderschienen 
abgerechnet. 

Flügel schwarzbraun mit blauem und violettem Glanze, Apical- 
rand etwas dunkler als die Scheibe. 


Der geringste Abstand der Netz-Augen auf dem Scheitel und 
am Kopfschilde ist so ziemlich gleich gross. Das Gesicht zwischen 
diesen Abstandslinien und den inneren Augenrändern ist so ziemlich 
gleich hoch als breit. Zweites Geisselglied unbedeutend länger als die 
beiden nächstfolgenden Glieder, jedoch kürzer als die 3 folgenden 
zusammen. 

Quilimane (6. IH. 1889 — 12). Bagamoyo (Febr. 1890 — 19). 


Megachile Latr. 


8. M. combusta Smith? Sansibar (2. VI. 1888 — 7 9). Bohrt 
nach Stuhlmann grosse Gänge in Holzbalken. — Eine sichere 
Bestimmung ist bei der knappen Smith’schen Beschreibung unmöglich. 
Es dürften daher einige Angaben von plastischen Merkmalen zur 
Erkennung dieser Thiere von Nutzen sein. 

Das Gesicht (Fig. 6) ist ungefähr gleich lang wie breit. Der 
Kopfschild ist nur wenig gewölbt, sein Vorderrand zeigt nur in der 
Mitte einen kleinen stumpfen mitten schwach ausgerandeten Vorsprung, 
sonst keine Auszeichnung, wie man sie bei Megachile-Arten so häufig 
findet. Form der Oberkiefer: Fig. 6. Das zweite Geisselglied und 
auch das dritte ist kaum länger als das erste, jedes von ihnen deutlich 
kürzer als das vierte, welches kaum so ‚lang als breit erscheint 
(Fig. 3). Klauen unbezahnt. Flügel getrübt, am Apicalrand dunkler 
als auf der Scheibe. 


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Hymenopteren. 5 


Ich halte es für wahrscheinlich, dass diese Art auch in Stücken 
vorkommt, bei denen das zweite Hinterleibssegment !) wie die folgenden 
Ringe fuchsroth behaart ist. Darauf hin deuten fuchsrothe Haare am 
Hinterrande. 

Länge 20—23 mm. 


Sphegidae. 
Philanthus Fabr. 
9. Ph. triangulum Fabr. Cairo (Nilthal — 20. III. 1888. 2). 


Liris Fabr. 

10. L. haemorrhoidalis F.  Pongu& (Usegua — 24. VI. 

Isss 0), | 
Sceliphron Klug (= Pelopoeus Latr.) 

11. Sc. spirifex L. Quilimane (28. I. 1889). Mbusini (Usegua — 
29. VII. 1888 — 92). Korogwe (23. IX. 1888 — 2). Kikoko 
(Usaramo — 18. VIII. 1888 — 2). 

12. Sc. brachystylus Kohl (?) — Das vorliegende Weibchen 
stammt von Quilimane (6. Ill. 1889); bei ihm erscheint das 2. und 
3. Geisselglied so ziemlich gleich lang. Eine Vergleichung mit dem 
typischen Stücke welches sich im Berliner Museum befindet, ist mir 
derzeit nicht möglich. 


Sphex L. 


13. Sph. (Chlorion) xanthocerus Illig var. maxillaris Pal. 
Mozambique (4. I. 1889 — Q). 


14. Sph. (Chlorion) xanthocerus Illlig var. 2 Kohl („Die 
Hymenopterengruppe der Sphecinen“ — Annal. d. k. k. naturhist. 
Hofmuseums. Bd. V. 1890. p. 185). Bagamoyo (1890 — 2). 


15. Sph. (Harpactopus) aegyptius Lep. Bagamoyo (1890 — 19). 
16. Sph. umbrosus Christ. var. metallica Taschenbg. Bagamoyo 
EN. 1888: 2). 
Ampulex Jur. 
17. A. compressa F'abr. Sansibar (8. VI. 1888 — 2). 


18. A. sibirica Sauss. (Fabr.?). Mbusini (Usegua — 29. VI, 
1888 — 2). 


1) Hier wird das Mittelsegment als erster Hinterleibsring aufgefasst. 


6 Franz Friedr. Kohl. 


Fam. Pompilidae. 


Salius Fubr. 


19. S. (Cyphononyx) Bretonii Guer. Pompilus Bretonü Guer: 
Magasin de Zoologie. Ins. Pl. 115, Fig. 2 und 2a. J' (non) 1843. 
Bagamoyo (23. VI. 1888 — 1). Sansibar (Juli, 1888 — J'). 

Guerin gibt in seiner Beschreibung an, dass sich das Weibchen 
von Bretonii durch bezahnte und nicht bifide Klauen vom Männchen 
unterscheide (les tarses son termines par une petite pelote velue et 
par deux crochets arqu6s, aigus, arm6s, Aä leur cöte interne et vers 
le milieu, d’une forte dent partant de la base et les rendant bifides 
chez les mäles, et n’offrant qu’une petite dent au milieu du cöte 
interne, chez les femelles). Offenbar gehören diese Weibchen zu einer 
anderen Art als die Männchen von Bretonil und zwar zu einer Art aus 
der Salius-Gruppe: Priocnemis. 7u dieser Ansicht drängt mich der 
Umstand, dass das k. k. naturhist. Hofmuseum in Wien zweifellos zu 
S. Bretonii g' gehörige Weibchen besitzt, die sich eleichfalls durch 
bifide Klauen auszeichnen. 


20. S. (Mygnimia) Distanti Sauss. (= fallax Sauss. 9) — 
„Distant.““ A Naturalist in the Transvaal. Hym. p. 220—221. Mhonda 
(Unguru — 6. IX. 1888 — 2). 

Diese Art ist in der Grösse und der Ausdehnung der gelben 
Färbung auf dem Thorax und dem Hinterleibsende ziemlich veränderlich. 
Das einzige vorliegende Weibchen hat nur eine Länge von 20 mm. 
Die gelbe Färbung erstreckt sich bei ihm auf den Kopf, den Prothorax, 
die Mesopleuren und das Mesasternum, die ganzen Beine und die 
beiden letzten Hinterleibsringe. Die Platte, welche das Pulvillum 
der Klauen schützt, ist sehr stark entwickelt und überragt sogar die 
Ballen ein wenig. Der Hinterleib zeigt zerstreute kleine Punkte. Die 
Fühler sind ziemlich kräftig. Das dritte Geisselglied verhält sich an 
Länge zum zweiten fast wie 2:8. 

Die Radialzelle der Vorderflügel endigt am Ende breit. Die 
dritte Cubitalzelle ist viel länger als hoch, unvollkommen quer-recht- 
eckig und wird von der Radialzelle nicht überragt. 


Pompilus Fabr. 


21. P. solanus Kohl n. sp. 

Es ist mir nicht möglich, irgend eine Beschreibung einer afrika- 
nischen Pompilus-Art mit Sicherheit auf vorliegende Art zu beziehen 
und gebe folgende Beschreibung: 


Hymenopteren. 7 


Niger. Abdomen nigrum obscure viridi-tomentosum. Antennae 
. subtus fulvescentes. Caput nonnunquam ex parte rufescens. Alae 
fusco-nigrae coeruleo aut coeruleo-viridi-resplendentes. 

Oculi im vertice comparate approximati, longitudine flagelli 
articuli tertii vix plus et longitudine artieuli secundi evidenter minus 
inter se distant. Oculi subtus mandibularum basim attingunt. Clypeus 
margine arcuato. Pronotum postice subangulate emarginatum. Segmentum 
medianum nigro-castaneo holosericeum, insuper nigro-pilosum. 


Areola cubitalis tertia trapezoidea, secunda paullulo minor, 
subaequalis. Area radialis lanceolata. 


Vena basalis interstitialis. Vena cubitalis alarum posteriorum 
ante aream submedialem clausam evadit. 


Unguiculi antici bifidi, intermedü et postici dentati. Pecten 
unguiculare pulvillum paullo superat. Pedes spinosi. Tarsi antici peetinati _ 
quorum metatarsus spinis tribus, articulus secundus et tertius binis 
pectinalibus instructi sunt. 


Long. 16—20 mm. 9. 


Schwarz. Flügel lang, den Hinterleib überragend, braunschwarz 
mit blauem oder gerünlichem Glanze. Kopf nicht selten stellenweise 
dunkelroth. Fühler an der Unterseite limonitbraun. Behaarung 
schwarz. Toment, des Thorax schwarz, des Mittelsegmentes schwarz- 
braun und sammtartig, des Mittelsegmentes wie angehaucht dunkel 
grün schimmernd. 

Die Augen erreichen die Oberkieferbasis; auf dem Scheitel nähern 
sie sich in sehr beträchtlichem Grade, dass ihr geringster Abstand 
kaum merklich mehr als die Länge des dritten Geisselgliedes und 
sichtlich weniger als die des zweiten beträgt. Im Zusammenhange mit 
der grossen Augenannäherung am Scheitel ist ferner der bogenförmige 
Verlauf der inneren Augenränder; am Unterrande der Augen an der 
Kopfschildbasis ist das Gesicht doppelt so breit als auf dem Scheitel. 
Der Abstand der hinteren Nebenaugen von einander ist etwas grösser 
als der Abstand eines derselben vom nahen Netzauge. Der -Kopfschild 
ist etwa 22 mal so breit als in der Mitte lang, hat die Gestalt wie 
bei P. pygidialis Kohl, welcher auch die Gruppe repräsentirt, zu 
welcher P, solanus gerechnet werden muss; nach dem Ursprung der 
Basal- oder der Vorderflügel, der Cubitalader der Hinterflügel, ferner 
wegen der bifiden Klauen des vordersten Beinpaares gehört P. solanus 
ganz strenge in die dritte der von mir („Neue Pompiliden in den 
Samml. d. k. k. naturhist. Hofmuseums in Wien“. —- Verh. zool. bot. 
Gesellsch. Wien. Jahrg. 1886, p. 310) aufgestellten Artengruppen. 


8 Franz Friedr. Kohl. 


Pronotum nicht verlängert, vorne abgerundet, Hinterrand 
desselben undeutlich winkelig. Mittelsegment hinten abgerundet, mit 
schwarzbraunem Haarfilz sammtartig bedeckt. 

Schienen, besonders die vorderen stark bedornt; der Endsporn der 
vordersten ist ungewöhnlich lang, nahezu von der Länge des Metatarsus. 
Der längere Sporn der Hinterschienen erreicht zwei Dritttheile der 
Matatarsuslänge. Metatarsus der Vorderbeine mit nur drei Kamm- 
dornen an der Aussenkante, die so lang oder auch länger sind als 
das zweite Fussglied. Dieses hat wie das dritte je zwei Kammdornen. 

Die Radialzelle ist lanzettlich, die dritte Cubitalzelle (Vdfl.) wenig 
oder nicht kleimer als die zweite, trapezoidisch, die dritte Cubital- 
querader etwas nach aussen gebogen. 

Bagamoyo (27. VI. 1888 — 22). Deutsch-Mossambique (k. k. 
naturhist. Hofmuseum in Wien). 


Fam. Vespidae. 


Polistes Fabr. 


22. P. sp? Quilimane (22. I. 1889 — 22). 

Länge 20 mm. Rostroth, mit den Zeichnungen des fastidiosus S., 
nur sind die Hinterleibsbinden ganz ohne Ausrandungen. Die erste 
Binde erweitert sich an den Seiten bis zur Basis der Dorsalplatte hin. 
Auch die Bauchplatten sind blasgelb gebändert, die Binden an den 
Seiten vorne ein wenig ausgerandet. Die Flügel sind ziemlich hell, 
unterhalb der Subcosta gelblich, an der Radialzelle und dritten 
Cubitalzelle mit einem dunkelbraunen Wische versehen, der jedoch 
noch vor der Flügelspitze verschwindet. Thorax ziemlich dicht und 
deutlich gestochen punktirt. Mittelsegment mit den bei Polistes 
üblichen Querrunzelstreifen. 

Eine Benennung scheint mir nicht empfehlenswerth, weil die 
gegenwärtige Kenntnis- und Abgrenzung der Polistes-Arten, die m 
Färbung und Zeichnung so sehr abändern, zu sichern Schlüssen nicht 
berechtigen. 

23. P; Smithii Sauss. Var. Mbusini (Usegua — 27. VII. 
1888 — 9). 


Belonogaster Sauss. 


24. B. junceus Ol. Fabr. Bagamoyo (25. VI. 1888 — 9; 
15. VII., 21. VII. 1888 — 9). \ 


35. B. lateritius Gerst. Quilimane (2. 1889 .— 2). 


Hymenopteren. I 
26. B. elegans Perst. Mbusini (29. VIII. 1888 — 2). 


27. B. tarsatus Kohl nov. spec. 


Ferrugineus. Abdominis segmenti terti maculae laterales 
orbiculares, clypeus et facies ex parte, praeterea scapi coxarumque 
anteriorum maris antica pars pallide flava. 

Genae paullo ‚breviores quam in B. agelis Kohl V. Oculi in vertice 
longitudine antennarum flagelli articuli secundi maris - articulorum: 
ya + Zi + dimid. 4 feminae inter se distant. Flagelli articuli apicales 
subtus non incrassati, ultimus penultimo paullo longior, leniter curvatus 
non compressus, subtus dense pilosulus. Pedes non cylindrice-teretes, 
sed depressiusculi, solito crassiores: Fig. 8 et 11. Areola cubitalis 
alarım anteriorum: Fig. 2. 

Long. 20—24 mm. d'2. 


1) B. agilis Kohl n. sp. 


Fulvo ferrugineus plus minusve nigrescens, insuper pallide flavo-pietus. 
Alae subhyalinae, paullo fulvescentes apice infuscato. Pedes lutei. Maculae 
laterales segmenti 3tii magnae, pallide flavae. 

Statura minore. Pedes intermedii et postici fere cylindrici, non 
incrassati. Areola cubitalis tertia altior quam longior (ut in B. junceo F.) 

& — Oculi in vertice longitudine antennarum flagelli articuli secundi 
inter se distant. Flagelli articuli apicales subtus non ut in DB. junceo 
incrassati, ultimus penultimo longior, leviter curvatus, paullo compressus. 
Flaggellum crassius quam in B. tarsato K. Clypeus medius ut in B. tarsato 
solito modo (B. junceo) minus porrectus et acuminatus. Genae paullo 
longiores quam in B. tarsato. 

2 — Clypeus ut in B. junceo F. acuminatus. 

ER — Long. 20—22 mm. 

Eine verhältnissmässig kleine, ziemlich hell gefärbte Art. An ihr sind 
die Beine, der Hinterleibsstiel, die Fühler und mehr weniger der Kopf hell 
lehmgelb gefärbt. Der Thorax und der Hinterleib an den hinteren Ringen 
ist dunkler lehmgelb und stellenweise schwärzlich. Das dritte. Segment 
zeigt oben sehr grosse, fast dreieckige, blassgelbe Seitenmakeln. Der Kopf- 
schild und die angrenzende Gesichtspartie hat beim Männchen blassgelbe 
Seitenstreifen. Die Flügel sind auffallend hell, nur sehr schwach gelblich 
tingirt und am Spitzenrande bräunlich. 

Diese Art steht dem B. tarsatus Kohl am nächsten. Beim Männchen 
beträgt der geringste Abstand der Augen auf dem Scheitel die Länge des 
zweiten Geisselgliedes; an der Fühlergeissel (5) (Fig. 15) sind die End- 
glieder an .der Unterseite nicht wie bei junceus verdickt, ähnlich denen 
von tarsatus gebildet; das letzte übertrifft nämlich übereinstimmend mit 
tarsatus das vorletzte an Länge, ist leicht gebogen, nicht erheblich compress 
oder depress, aber seine Behaarung an der Unterseite ist unscheinbar 
(ob beständig?) nicht stärker als ‚oben, oder als die der vorhergehenden 
Glieder. Die Fühlergeissel ist sichtlich dicker als bei tarsatus; das vierte, 
fünfte, sechste und siebente Geisselglied sind etwa 1!) mal so lang als an 


10 Franz Friedr. Kohl. 


Rostroth. Hinterleib stellenweise z. B. an den Hinterrändern 
der Hinterleibsringe undeutlich in Schwarz übergehend. Lichtgelb sind: 
Der Kopfschild mit Ausnahme eines Mittelstreifens und die daran 
grenzende Gesichtspartie, eine runde Makel zu beiden Seiten des dritten 
Dorsalringes des Hinterleibes, beim Männchen auch die Vorder- und 
Mittelhüften an ihrer Vorderseite, wohl auch die Mittelbrust und die 
Unterseite des Fühlerschaftes. 


Der Kopfschild des Männchens (Fig. 5) ist etwas breiter 
als bei agilis (Fig. 10) aber wie bei diesem in der Mitte nur 
bescheiden vortretend und zugespitzt. Die Wangen von Zarsatus sind 
ein wenig kürzer als bei der genannten Art. Schläfen kräftig. Der 
Abstand der Netzaugen auf dem Scheitel beträgt beim Männchen die 
Länge des zweiten Geisselgliedes, beim Weibchen die des zweiten und 
dritten und halben vierten. 


Die Fühler des Männchens (Fig. 16) sind ähnlich gebildet 
wie bei agelis die Endglieder an der Unterseite nicht verdickt 
wie bei junceus; das letzte übertrifft im Uebereinstimmung mit agzlis 
das vorletzte an Länge, ist leicht gebogen, nicht nennenswerth compress 
oder depress, ist aber an der Unterseite sichtlich dicht behaart. 


Schläfen kräftie, Kopfschild des Weibchens: Fig. 7. Die 
Beine sind im Vergleich mit den meisten anderen Arten kräftig; 
beim Männchen ist der Tarsus der Mittel- und auch der Hinterbeine 
(Fig. 8 und 12) erheblich depress, breit; auch sieht man am Tarsus 
des Männchens dieser Art fast gar keine Dörnchen, die bei den meisten 
übrigen Arten, wenn auch sehr zart, doch nicht undeutlich sind. Auch 
beim Weibchen sind die Beine gedrungener als bei den verwandten 
Arten, die Dörnchen aber deutlich, wenngleich fein. Punktirung des 


der dicksten Stelle dick, bei letzgenannter Art aber ungefähr doppelt so 
lang. Das sechste ung siebente erscheint übrigens bei agilis fast tonnen- 
förmig ausgebaucht. 

Der ziemlich auffallend silberweis-pubescente Kopfschild (S' — Fig. 10) 
spitzt sich vorne nur in bescheidenem Maasse zu, doch ist er um etwas 
weniges gestreckter als bei tarsatus (Fig. 5 und 7); auch die Wangen 
erscheinen bei letzterem ein wenig kürzer. Beim Weibchen hat der Kopf- 
schild das bei B. junceus gewohnte Längenverhältnis. 


Die Beine (Fig. 4 und 9) sind dünner, schlanker, der Mittel- und 
Hinterfuss nicht besonders depress, fast ceylindrisch. 

Die Punktirung des Thorax ist zerstreut und schwach. Der Hinterleibs- 
stiel ist schwach gebogen, kaum so lang als der Hintertarsus, an der 
Unterseite beim 5 nicht — beim 2 schwach quergerillt. 

Dritte Cubitalzelle höher als lang (Fig. 1). 

Angola (Mus. caes. palat. Vindobon. — J'2). 


Hymenopteren. 11 


Thorax sehr zerstreut, auf der Vorderseite der Mesopleuren und auf 
dem Pronotum fehlt sie nahezu; auf dem Mittelsegmente stehen die 
Punkte etwas weniger zerstreut und sind gröber. 
Die dritte Cubitalzelle ist wohl höher als breit, jedoch nicht 
ganz in dem Grade als bei junceus oder agelis. 
Ost-Afrika: Mbusini (Usegua — 29. 8. 1888 — 9). 


Icaria Sauss. 
28. I. nobilis Gerst. Lewa (Usambara — 26. IX. 1888 — 9). 


Rhynchium Spin. 
29. Rh. luetuosum Gerst. Quilimane (18. I. 1889 — g'). 


Synagris Latr. 
30. S. affinis Sauss. Mbusini (Usegua — 29. VII. 1888 — 9). 


Eumenes Zatr. 

31. E. sanguinolenta Gerst. Quilimane (15. I. 1889 — Q). 

Das vorliegende Stück halte ich für das meines Wissens nach 
unbeschriebene Weibchen von E. sanguinolenta Gerst. Die Färbungs- 
angaben der Gerstäcker’schen Beschreibung passen auch auf dieses 
Weibchen, nur ist der Kopfschild braunroth, wie überhaupt die Kumenes- 
Weibchen in der Kopfschildfärbung von den Männchen manchmal 
abweichen. | 

Der geringste Abstand, der Augen auf dem Scheitel und auf 
dem Kopfschilde beträgt die Länge der drei ersten Geisselglieder. Die 
Fühlergeissel ist übrigens sichtlich dicker. 


Fam. Mutillidae. 


Mutilla Z. 

32. M. notata Lep. Lewa (Usambara — 25. IX. 1888, 9). 

33. M. Tettensis Gerst. Bagamoyo (Febr. 1890 — 2). 

34. M. cepheus Smith? Das vorliegende Stück stimmt gut auf die 
Smith’sche Beschreibung, nur zeigt sich auf dem Hinterrande des dritten 
Hinterleibsringes in der Mitte eine kleine von weissen Haaren gebildete 
Makel von der die Beschreibung Smith’s keine Erwähnung thut (Cat. 
Hym. Ins. Brit. Mus. III. p. 18). Auf diesen Umstand allein wage 
ich nicht eine neue Art zu gründen. 

35. M. guineensis Fabr. Mbusini (Usegua — 27. VIII. 1888 — 32). 


36. M. Alecto Smith? Bagamoyo (25. V. 1888 — 1 ?). 


12 Franz Friedr. Kohl. 


Seoliidae. 
Scolia Fabr. 


37. Se. (Discolia) ruficornis Fabr. Mbusini (Usegua — 29. VII. 
ern): 
Elis Fabr. 


38. E. (Dielis) thoracica var. eaelebs Sich. Bagamoyo (27. VI. 


Fam. Chrysididae. 


Chrysis L. 
39. Chr. Iyncea Dhlb. Quilimane (27. I. 1859). 


Fam. Tenthredinidae. 


Hylotoma Latr. 


40. H. Stuhlmanni Kohl n. sp. 

Lutea. Caput, mesonotum et mesosterni macula magna aeneo- 
nigra. Pedes lutei; tarsi antici et intermedii apicem versus paullo 
brunnescentes, apex tibiarum posticarum et tarsi postici omnino 
fusco-nigra. 

Alarum basis lutescenti-hyalina, venis fulvis, apex cinerascens, 
venis fuscis. Stigma fuscum. Tempora pone oculos non in modo 
H. rosae Deg. dilatata. Antennae comparate crassae. (Fig. 14). 
Mesonotum medium antice longitudinaliter impressum, sulcatum. 

Loug. 8 mm. 9. 

Zur Erkennung dieser Art mag ausser den bereits im lateinischen 
‘ Text angegebenen Färbungsverhältnissen, die wohl in gewissem Grade 
veränderlich sein mögen, vorzüglich die mittlere Längsfurche des vorderen 
Mesonotum, die bescheidene Entwicklung der Schläfen und die Dicke 
der Fühler (Fig. 14) ins Auge gefasst werden. Die Verdünnung der 
Geissel an der Basis ist verhältnismässig bescheiden. 

Die Discoidalzelle der Hinterflügel ist wenig kürzer als die 
Cubitalzelle. 

Mossambique (4. I. 1889 — 192). 


Po vo 


Qt 


Hymenopteren. 13 


Erklärung der Tafel. 


Vorderflügel von Belonogaster agilis Kohl Z. 
er r a tarsatus Kohl j. 

Fühler von Megachile combusta Smith? 2. 
Mittelbein von Belonogaster agilis Kohl 2. 
Kopf von Belonogaster tarsatus Kohl J. 

en „  Megachile combusta Smith? 2. 

= „„  Belonogaster tarsatus Kohl 2. 
Hinterbein von Belonogaster tarsatus Kohl Z. 
Mittelbein „, ” agilis Kohl Z. 
Kopf von Belonogaster agilis Kohl 4‘. 
Hinterbein von Belonogaster tarsatus Kohl 2. 
Mittelbein Hl EN ce 
Vorderflügel von Mygnimia Distanti Sauss 2. 
Fühler von Hylotoma Stuhlmanni Kohl 2. _ 

n ‚„ Belonogaster agilis Kohl J. 

n % a tarsatus Kohl J.. 


Jahrbuch der Hamb. wissensch. Anstalten, X ,2. 
7. I 


FE Kohl del. E. Stender lıth. 


F. Kohl, Ostafrikanische Hymenopteren. 


Formiciden 


von 
Herrn Dr. Fr. Stuhlmann in Ost-Afrika 


gesammelt. 


Von 


Dr. Gustav Mayr. 


Aus dem 


Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. X. 2. 


Hamburg 1893. 


Gedruckt bei Lütcke «& Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


» 


w 


Camponotus Mayr. 


l. C. maculatus Fahr. Cairo, Sansıbar und Insel Bauı 
bei Sansibar. 


2. C. maculatus Fahr. var. cognatus Sm. Quilimane. 
3. C. rufoglaucus Jerd. var. einetellus Gerst. Sansıbar. 
4. C. rufoglaueus Jerd. var. Eugeniae For. Kihengo. 


5. C. foraminosus For. var. Grandidieri For. (?) Quilimane. 
Da mir nur Weibchen vorliegen, so möchte ich dieselben nicht mit voller 
Sicherheit zu dieser Varietät stellen, obschon ich typische Arbeiter von 
Grandidier? und der Var. Perrisi For. Herrn Prof. Forel verdanke 
und daher mit diesen Weibchen vergleichen konnte. 


6. C. somalinus Andre. Mbusini (Usegua). 


Polyrhachis Shuck. a 


i. P. cubaensis Mayr ') nov. var. striolato-rugosa. Arbeiter: 
Länge 5,5 mm. Schwarz, Ende der Mandibeln und der Fühler, sowie 
die letzteren Tarsenglieder rothbraun, die Beine dunkelbraun, theilweise 
schwarz. Die abstehende Behaarung fehlt, die anliegende Pubescenz 
ist sehr kurz, weisslich und sehr spärlich, an den Fühlern jedoch 
ziemlich reichlich. Die Mandibeln sind sehr fen runzlig-gestreift und 
zerstreut grob punktirt. Der Kopf ist so wie bei P. convexa Rog. 


1) In den Myrmeeologischen Studien (Verh. d. k. k. zool.-bot.-Ges. Wien 1862) 
wurden von mir ohne mein Verschulden drei unrichtige Fundorte angegeben, 
nämlich die von Polyrhachis rugulosa, P. eubaensis und Myrmicaria (Hepta- 
condylus) suleata. Ich habe sie nach etiquettirten Exemplaren im kais. 
naturhistorischen Hofmuseum in Wien beschrieben und den an den Etiquetten 
notirten Fundort wiedergegeben. Erst in der letzteren Zeit stellte es sich 
durch Vergleichung mit den Acquisitionsverzeichnissen heraus, dass diese 
drei Arten nicht aus Cuba, sondern aus Port Natal stammen. Was nun 
Polyrh. cubaensis betrifft, so ist es bedauerlich, dass ich damals diesen 
Namen gewählt hatte, doch trifft mich um so weniger eine Schuld, als der 
Einsender dieser drei Arten auch auf der Insel Cuba und zwar drei Jahre 
lang Insekten gesammelt hatte, 


4 Dr. Gustav Mayr. 


geformt, von der Seite gesehen, nicht dick (der Durchmesser von der 
Stimm zur Unterseite des Kopfes nicht gross) und nicht rhomboidisch, 
die Unterseite des Kopfes ist nicht geknickt, sondern ziemlich flach, 
die Leisten (oder Kielchen) von den Seiten des Hinterhauptloches zu den 
Mundwinkeln sehr deutlich und von einander nicht stark entfernt; der 
Kopf ist reichlich und scharf längsgerunzelt, mehr oder weniger glanzlos 
besonders am Scheitel; der fein lederartig gerunzelte und schwach 
slänzende Ölypeus ist undeutlich gekielt mit bogig gekrümmtem Vorder- 
rande; die Stirnleisten sind einander mässig genähert; der Scheitel ist von 
vorne nach hinten gewölbt; die Augen mässig convex. Der Thorax hat an 
der Oberseite dieselbe Skulptur wie der Scheitel und ist glanzlos, an 
den Seiten ist er verworren gerunzelt und schwach glänzend, an der 
abschüssigen Fläche des Metanotum glänzend und äusserst seicht leder- 
artig gerunzelt ; der Thorax ist ziemlich kurz, vierseitig, vorne breiter 
als hinten, die obere Fläche ist längs- und quer-convex, an beiden 
Seiten scharf gerandet, das Pronotum ist breiter als das Metanotum, 
es ist breiter als lang, an den vorderen Seitenecken mit je einem 
grossen, mässig langen, dreieckigen und spitzigen Zahne, die zwei 
Nähte an der Oberseite des Thorax deutlich, das Mesonotum fast 
doppelt so breit als lang, vorne etwas breiter als hinten, die Basal- 
fläche des Metanotum deutlich breiter als lang, hinten mit zwei nach 
aufwärts gebogenen kleinen Zähnen, zwischen diesen trennt eine deut- 
liche in der Mitte etwas stumpfwinklig geknickte Kante die Basalfläche 
von der senkrechten abschüssigen Fläche. Die Schuppe des Petiolus 
ist vorne gröber, hinten feiner gerunzelt, sie ist mässig verdickt, breit 
und rundlich, deren oberer bogig gekrümmter Rand trägt vier Dornen, 
welche ziemlich gleichlang und fast gleichweit von einander entfernt 
sind, nur die beiden mittleren sind etwas länger als die äusseren 
und etwas mehr von einander entfernt, die zwei fast parallelen mittleren 
Dornen sind sehr deutlich schief nach hinten und oben gerichtet, die 
äusseren schief nach aussen und oben und nur wenig nach hinten 
gerichtet. Der Hinterleib ist fein und dicht, aber seicht fingerhutartig 
punctirt und schwach glänzend. 
Sansibar. 

Polyrh. Gerstäckeri For. gehört zweifellos als Varietät zu 
P. cubaensis. Da ich nun P. Gerstäckeri nicht durch Autopsie kenne 
und von P. cubaensis nur das Weibchen bekannt ist, so hielt ich es 
für zweckmässig, die neue Varietät weitläufig zu beschreiben. Sie 
unterscheidet sich von P. cubaensis i. spec. und von @erstäckeri ins- 
besondere durch die scharfe Längsrunzelung der Stirn, des Scheitels 
und der Oberseite des Thorax. 


Formiciden. 5 


Polyrh. eubaensis ist der P. convexa sehr ähnlich, unterscheidet 
sich jedoch durch die starken dreieckigen Zähne des Pronotum, da 
bei convexa zwei etwa eben so lange, aber mässig dünne Dornen 
vorhanden sind, in ähnlicher Weise wie zwischen P. acasta Sm. 
(= argentea Mayr) und P. dives Sm., nur sind bei P. convexa die 
Zähne an der Basis noch stärker als bei P. acasta, ferner ist bei 
P. cubaensis die Oberseite des Thorax sowohl nach der Länge und Breite 
weniger convex als bei P. convera, die quere Kante zwischen der 
Basal- und der abschüssigen Fläche des Metanotum ist bei cubaensis 
in der Mitte etwas geknickt, bei P. convexa schwach bogig, die Dornen 
der Schuppe des Petiolus sind bei convexa viel kleiner (kaum halb so 
lang) als bei cubaensis ?). 


8. P. militaris Fabr. var. rugulosa Mayr. (cafrorum For.). Ein 
Arbeiter aus Quilimane mit spärlicher weisslicher Pubescenz und ein 
Weibchen aus Sansibar mit reichlicherer solcher Pubescenz. 


9. P. gagates Sm. Aus Rosako (Usaramo). 


Decophylla Soma. 


10. Oe. smaragdina L. Sansibar. 


- Myrmecocystus Wesm. 


Il. M. viaticus Fahr. Cairo. 


Plagiolepis Mayr. 


12. P. custodiens Sm. Bagamoyo. Plag. fallax Mayr kann der 
abstehenden Behaarung wegen als eine von P. custodiens verschiedene 
Art nicht aufrecht erhalten bleiben, da mir Arbeiter mit mässig reich- 
licher, abstehender Behaarung der Oberseite des Körpers bis zu solchen 
ohne abstehende Behaarung vorliegen; es wäre jedoch möglich, dass 
sich die bei P. fallax deutlich schwächere Einschnürung des Thorax 
zwischen dem Meso- und Metanotum und die nach hinten viel weniger 
ansteigende Basalfläche des Metanotum (ähnlich wie gewöhnlich bei 
den kleinen Arbeitern von P. custodiens) bei der Untersuchung eines 
reichlicheren Materiales als constant erweisen würde. 


13. Plag. gracilipes Smith. Sansibar. 


I) Von Polyrhachis convexa besitze ich einen Arbeiter von Dr. Sichel aus 
Ceylon mit einem mit dichter anliegender Pubescenz bedeckten Abdomen 
und einen zweiten von Dr. Roger ebenfalls aus Ceylon mit einem Abdomen, 
dessen Pubescenz äusserst zerstreut ist. 


6 Dr. Gustav Mayr. 


Leptogenys Fxog. 


Die beiden Gattungen Leptogenys und Lobopelta lassen sich 
nicht aufrecht erhalten. Ich stellte im Jahre 1862 die letztere Gattung 
auf, indem ich sie auf die Arten: dimimuta Sm., castanen Mayr und 
mutabıilis Sm. begründete, bei welchen die Oberkiefer sehr auffallend 
von denen der Arten, die Roger zu Leptogenys stellte, abweichen. 
Doch hat sich nach Untersuchung der Arbeiter der vielen seither 
neu aufgestellten Arten herausgestellt, dass diese beiden Genera 
höchstens als Subgenera aufgefasst werden können, die sich dadurch 
von einander unterscheiden, dass bei den Arbeitern (und wohl auch 
bei den Weibchen) des Subgenus Leptogenys die Mandibeln keine Spur 
eines Kaurandes haben, sondern so wie bei Polyergus der Hinter- 
(Innen-) Rand des Oberkiefers an der Spitze des Oberkiefers mit dem 
Vorder- (Aussen-) Rande des Oberkiefers zusammenstösst, während bei 
den Arbeitern des Subgenus Lobopelta die Mandibeln stets eimen 
Kaurand haben, welcher in der Länge wohl grossen Unterschieden 
ausgesetzt ist und mit dem Hinter- (Innen-) Rande einen manchmal 
sehr stumpfen Winkel bildet. Ob nun dieses Merkmal sich als constant 
erweisen werde, möchte ich bezweifeln. Ueber die etwaige Unter- 
scheidung der Männchen der zwei Subgenera bin ich bisher zu keinem 
Resultate gelangt. 


Meine Angabe im Novara-Werke pag. 15, dass bei Leptogenys 
die Krallen nur zweizähnig seien, beruhte auf einer oberflächlichen 
Untersuchung eines beschmutzten Exemplares von L. falcata Rog., der 
einzigen Art, welche ich damals besass. Dementsprechend ist auch 
Forel’s Angabe im Grandidier’schen Werke über Madagascar, page. 109, 
zu corrigiren. R 


14. Lept. (Lobopelta) Stuhlmanni nov. spec. Arbeiter. Länge: 
10—-10,6 mm. . Schwarz oder schwarzbraun, der Fühlerschaft braun, 
die Mandibeln, die Fühlergeissel und die Hinterleibsspitze heller, die 
Beine rothbraun oder heller. Der ganze Körper ist reichlich abstehend 
behaart, ohne anliegende Pubescenz, ausser an der Fühlergeissel und 
an den Tarsen. Die Oberkiefer sind fast glatt, theilweise mit undeut- 
lichen, sehr feinen Längsstreifen und mit einzelnen haartragenden 
Punkten, sie sind ziemlich lang, schmal, am vorderen Ende mit einem 
deutlichen, sehr schief stehenden, schneidigen Kaurande versehen, 
welcher vorne mit dem Aussenrande in einen gekrümmten spitzigen 
Zahn endet. Der Zwischenraum zwischen den geschlossenen Mandibeln 
und dem CUlypeus gross. Der Kopf ist glatt mit zerstreuten, nicht 
auffälligen, seichten haartragenden Punkten, die nur an den Kopfseiten 


Per Re ER vn NOEn vn 


Formiciden. 7 


stärker sind, er ist verkehrt-trapezförmig, indem er vorne an den Mandibeln 
viel breiter als an den Hinterecken und auch breiter als in der Augenhöhe 
ist. Der Clypeus ist kurz, kürzer als bei L. chinensis Mayr, er ist scharf 
gekielt, an beiden Seiten dieses Kieles mit Längsrunzeln, welche sich ein 
kurzes Stück nach hinten an dem Kopftheile zwischen dem Ursprunge 
der Fühler und dem Mandibelgelenke fortsetzen, der Kiel verlängert 
sich nach vorne in einen am Ende sehr stark abgerundeten kurzen, 
öfters undeutlichen Fortsatz, welcher, wenn er deutlich ist, fast etwas 
breiter als lang ist, zu beiden Seiten dieses Fortsatzes ist der Vorder- 
rand des Clypeus schwach Sförmig gekrümmt. Die Augen stehen den 
Mandibelgelenken näher als den Hinterecken des Kopfes. Der hintere 
(untere) Theil des Mundrandes hat keine Zähnchen ). Alle Geissel- 
glieder länger als dick, das zweite fast doppelt so lang als das erste. — 
Das Pronotum ist mehr oder weniger grob-, aber seicht runzelig, oder 
hat besonders an den Seiten grosse ziemlich seichte Punkte; ebenso 
verhält es sich mit der Skulptur am Mesonotum, welches beiläufig so 
lang als breit und ziemlich rundlich ist und sich nach hinten zur 
Meso - Metanotalnaht in der Weise abdacht, dass das Pronotum und 
das Mesonotum mitsammen eine von vorne nach hinten mässig gekrümmte 
Curve bilden. Die Einschnürung zwischen dem Meso- und Metanotum 
ist nicht tief. Das letztere ist lang, etwa so lang als das Meso- und 

Metanotum zusammen, steigt nach hinten allmählig auf und fällt an 

der gerundeten Grenze zwischen der Basal- und der abschüssigen Fläche 

rasch schief ab; die Basalfläche ist unregelmässig gerunzelt, die ab-“ 
schüssige Fläche ist grob quergestreift; die Seiten des Meso- und 

Metathorax sind schief gestreift. Der fein gerunzelte, auch zerstreut 

grob punktirte Knoten des Petiolus ist sowie bei L. chinensis geformt, 

er ist nämlich compress, länger als breit, hinten breiter und viel höher 

als vorne, seine Hinterfläche ist senkrecht abfallend, Hach und quer 

gerunzelt. — Der Hinterleib ist fast glatt, zwischen dem ersten und 

zweiten Segmente kaum eingeschnürt. Die Beine sind ziemlich lang 

und dünn, die Krallen sehr deutlich gekämmt. 


Quilimane. 


Diese neue Art steht der Z. chinensis sehr nahe und unter- 
scheidet sich insbesondere durch die schmäleren und viel längeren 


) Forel giebt in dem Grandidier’schen Werke über Madagascar bei 
Leptogenys ineisa For., pag. 114 an: „Mayr tombe dans la möme erreur 
que Roger en attribuant A l’&pistome les dentieules du bord anterieur de 
la t&te“, worauf ich zu erwidern habe, dass Lept. (Subg. Lobopelta) ingens 
Mayr am Vorderrande des CUlypeus zwei dreieckige Zähne und überdies am 
hinteren (unteren) Mundrande nahe den Mandibeln je einen Zahn hat. 


8 Dr. Gustav Mayr. 


Oberkiefer, durch den Kopf, welcher vorne viel breiter ist als in der 
Höhe der Augen (bei L. chinensis fast gleichbreit), durch den anders 
geformten Clypeus, den nicht glatten Thorax, das nach hinten viel 
mehr ansteigende Metanotum, den nicht glatten Petiolus und durch 
das fast völlige Fehlen der Einschnürung des Abdomen zwischen dem 
ersten und zweiten Segmente. 

Herr Stuhlmann hat in Quilimane einige Männchen gesammelt, 
welche zu dieser Art gehören könnten; da mir aber ausser der Färbung, 
Behaarung und Grösse alle Anhaltspunkte fehlen, diese Männchen zu 


L. Stuhlmanne zu ziehen, so will ich es unterlassen, sie zu beschreiben.. 


Platythyrea Roy. 


15. P. eribrinodis Gerst. Kihengo, Korogwe, Mbusini (Usegua). 


Megaponera Mayr. 
16. M. foetens Fabr. Mbusini. 


17. M. erassicornis Gerst. Mbusini. Scheint der kleine Arbeiter 
der vorhergehenden Art zu sein. 


Paltothyreus Mayr. 


18. P. tarsatus Fabr. Rosako (Usaramo). 


Anomma Shuck. 


19. A. Burmeisteri Shuck. Mhonda. Sansibar. 


Dorylus Fabr. 


20. D. glabratus Shuck. Sansibar, 1 Männchen, gefangen im 
September und Oktober 1888. 


21. D. affınis Shuck. Sansibar. Eine spärliche Vertretung der 
Männchen dieser Gattung in meiner Sammlung machte eine sichere 
Determination zweifelhaft, so dass ich Muster der mir vorliegenden 
Sansibar-Exemplare an Prof. Emery, der sich bereits eingehend mit 
dieser Gattung beschäftigt hatte, zur Determination sandte. Nur ein 
Exemplar, besonders etiquettirt, am 20. Oktober 1885 gefangen, 
entspricht der Shuckard’schen Beschreibung, während die anderen 
Männchen, gefangen Anfangs Juni 1888, dadurch abweichen, dass der 
Thorax nur an der Unterseite und am Metanotum abstehend behaart 
ist. Ein Exemplar, welches ich aus Gabun besitze, hält zwischen 
beiden Formen die Mitte, indem der ganze Thorax wohl durchaus, 
aber nicht reichlich schief abstehend behaart ist. 


LLL———— 


Formieiden. 9 


Meranoplus Smith. 


22. M. Magrettii Andre, var. (?). Mir liest aus Bagamoyo nur 
ein Arbeiter vor, welchen ich nach Vergleichung mit einem typischen 
Stücke, das mir Dr. Magretti zur Ansicht zu senden so freundlich 
war, für eine ziemlich abweichende Form dieser Art halte. Er ist 
etwas grösser, dunkler gefärbt, die Mesonotum-Dornen sind spitziger 
und etwas länger ‘als bei dem Typus, so dass er sich dem M. bicolor 
Guer. fast mehr nähert als der Stammform von M. Magrettei. 


Monomorium Mayr. 


33. M. Pharaonis Linne. Sansibar. 


Pheidole Westw. 


24. P. megacephala Fahr. Bagamoyo und Kihengo. 


25. P. megacephala Fahr. var. Sansıbar. Die Soldaten nähern 
sich in der Sculptur der Hinterhälfte des Kopfes einerseits der Varzetät 
scabrior For., indem die Hinterhälfte des Kopfes theils seicht fingerhutartig 
punctirt ist, theils durch weiteres Verflachen der Punkte sehr fein 
genetzt oder auch theilweise fein längsrunzelig ist, andrerseits bilden 
diese Soldaten einen Uebergang zur Varietät punctulata Mayr '), indem 
die Hinterhälfte des Kopfes mit grossen, ziemlich seichten Punkten 
zerstreut besetzt ist. Bei den Arbeitern finde ich keinen bemerkens- 
werthen Unterschied von der Stammform 


!) Unter der Voraussetzung, dass die von mir im Jahre 1866 beschriebene im 
Museum Stockholm befindliche Pheidole punctulata nur als eine Varietät 
von P. megacephala Yabr. zu betrachten sei, wie dies Forel im seinen Fourmis 
de Madagascar gethan hat. 


Dipteren 
von 
Hermn Dr. Fr. Stuhlmann in Ost-Afrika 


gesammelt. 


Von 


V. v. Röder, Hoym im Anhalt. 


Aus dem 


Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. X. 2. 


Hamburg 1893. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


1. Notacanthe (unvollständig erhalten). Quilimane 11. I. 1889. 

2. Tabanus biguttatus Wied. 2 Ex. Quilimane, 16. II. 1889; 
Sansibar, 4. VI. 1888. 

3. Tabanus subelongatus Meq. Quilimane, 6. II. 1889; des- 
gleichen 16. II. 1889. 

4. Haematopota spec. Usegua, 24. VIII. 1888. 

5. Systoechus ferrugineusMeq. Mbusini (Usegua), 27. VII. 1858. 

6. Microstylum acutirostre Lw. Quilimane, 16. I. 1889. 

7. Hoplistomera serripes Fabr. Quilimane, 16.1. 1889; des- 
gleichen U. 1889. 

Diese Exemplare sind kleiner als gewöhnlich. 

8. Laxenecera Stuhlmanni n. spec. '. 

Atra, nitida; antennis pedibusque concoloribus; alıs hyalınis, 
venis dimidii anterioris brunneo-ochraceis, posterioris obscurius brunneis. 
Pili oceipitis, tertii antennarum articuli mystacisque superioris nigri; 
vertiecis genarum, menti mystacisque inferioris pili albi; frons et primus 
antennarum articulus albo-pilosi, pilis nigris intermixtis; im thoracis dorso 
adsunt pili longiores nigri et multo breviores albidi; scutellum et 
abdomen nigro-pilosa in lateribus margimis postiei segmentorum abdo- 
minalium singulorum albo-pilosis; foreipe anali albo-piloso; pedibus 
(nigris) albo-pilosis. — Long. 17 millim. 

Patria: Africa, Quilimane. 2 Ex.. 18. I. 1889. et 15. II. 1889. 
von Herrn Dr. Fr. Stuhlmann entdeckt und von mir zur Ehre desselben 
nach ihm benannt. 

9. Megaspis natalensis Mcq. —= curtus Lw. Sansibar, 23.V.1888. 

10. Plagiocera nigrita Bigot — Plagiocera haemorrhoa Gerst. 
Sansibar, 26. IV. 1888. 

ll. Hypoderma bovis Deg. Cairo, 21. Ill. 1888. 

12. Glossina morsitans Westw. Mbusini (Usegua), 27. VIII. 1888. 

13. Lueilia putoria Wied. Sansibar, I. VI. 1888. 

14. Musca spec. (uilimane, 18. I. 1889. 

15. Musca spec. Pangani, 7. XII. 1889. 


16. Diopsis thoracica Westw. — longicornis Meq. Sansibar, 
VEN 1888- und 7. VIIl. 1888. 


4 Dipteren. 


17. Ornithoica Podicipis ') n. spec. 

Nigra; humeris, lateribus thoracis pedibusque flavıs, alıs dilute 
fuseis. Long. corp. 2V2 millim., long. alar. 3 millim. Exemplaria in 
Sansibar lecta 29. X. 1888. (Podicipis avis parasita). 

Ich habe das Genus Ornithoica Rondani in den Entomologischen 
Nachrichten von Dr. F. Karsch 1890, p. 311, genauer beschrieben. 
Das Flügelgeäder ist auch bei dieser Art, wie bei den anderen beiden 
Arten fast gleich. Die dritte Längsader vereinigt sich im letzten 
Drittel mit der Vorderrandader. Die Analzelle ist sehr deutlich. Was 
die Unterscheidung der 3 Ornithoica-Arten anbelangt, so ist die vordere 
Basalzelle bei O. Beccariina Rond. erweitert, während bei 0. Podicipis 
und Turdi Latr. die vordere Basalzelle gleichbreit verläuft. Der 
Unterschied zwischen O. Podieipis und Turdi Latr. besteht in der viel 
längeren Vereinigung der dritten Längsader mit der Randader bei 
O. Podiecipis, während diese Vereinigung bei O. Turdi Latr. viel kürzer 
ist. Die hintere Basalzelle ist etwas kürzer als die vordere bei 
O. Podiecipis; bei ©. Turdi sind beide Basalzellen fast gleich lang. 

Cellula basalis prima alarum dilatata. 

Ornithoica Beccarima Rond. 

Cellula basalis prima alarum aequilata. — 1. 

1. Vena tertia longitudinalis alarum longe conjungens cum 

margine anteriore. — 0. Podieipis n. spec. 
Vena tertia longitudmalis alarum breviter conjungens cum 
margine anteriore. — 0. Turdi Latr. 


1) Aus einer mir zur Verfügung gestellten, durch den vorliegenden Fall ver- 
anlassten, eingehenden fachmännischen Erörterung über den Namen Podiceps 
und seine Genitivbildung gebe ich hier foleende Sätze wieder: ,‚Die moderne 
Form Podiceps ist eine Missbildung, wie so viele andere in der Natur- 
geschichte, Mediein etc. Sie ist aus Missverständniss zweier Arten von 
Composita entstanden: 

1. mit ceps, Gen. eipis (von capio nehmen) 
z. B. parti-ceps, eipis theilnehmend; 
2. mit ceps, Gen. ceipitis (von caput Kopf) 
z. B. triceps, eipitis (dreiköpfie). 
Da nun aber einmal das unglückliche Podiceps eingebürgert ist, so muss 
man, wenn man einen Genitiv setzen soll, nolens volens die Form Podieipis 
wählen, die allerdings für Philologen ein Monstrum ist.“ 


Lepidopteren 


gesammelt in Ost-Afrika 1888/89 


von 


Dr. Franz Stuhlmann. 


Beaubertet von 


Dr. Arnold Pagenstecher in Wiesbaden. 


Aus dem 
Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. X. 2. 


Hamburg 1893. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


Die von Herrn Dr. Fr, Stuhlmann dem Hamburger natur- 
historischen Museum überwiesenen Schmetterlinge, welche das Material zu 
der vorliegenden Besprechung lieferten, bestanden in circa 650 Exemplaren 
in etwa 200 Arten. Dieselben, wozu noch eine Anzahl Raupen, vor- 
zugsweise in Spiritus, kamen, wurden, ausser einem kleineren in Zanzibar 
und Quilimane erbeuteten Theile, auf einer Forschungsreise ins Innere 
gefangen. Ich entnehme die Route derselben der Friederichsen’schen 
Karte von Ungü, Usegua und Süd-Usambäa, welche in den „Mittheilungen 
der Geographischen Gesellschaft in Hamburg“ (1887/88 Taf. 6) erschienen 
ist. Sie gmg von Bagamoyo über Kikoko in Usaramo und Sacurile in 
Ukuere nach Tschirutae und Pongue. Von hier wandte sie sich über 
den Wami nach Mbusini (38° östl. Länge von Gr.) und Msere, Kidudu 
an den Mdjonga-Fluss. Im bergigen Ungü erreichte sie die französische 
Station Mhonda und ging dann nach Mangualla (6° südl. Br... Am 
Kilindiberg vorbei führte sie m das Makakalla-Thal und von hier 
zurück über Milindi nach den südlichen Bergen von Usambaa und das 
Thal des Panganı und endlich über Lewa nach Pangani an die Küste. 
Es entstammen also die gesammelten Thiere im Wesentlichen dem 
Gebiete des 39. und 38.° östl. Länge von Greenwich und dem 6.° südl. 
Breite und nicht allein dem Küstengebiete, sondern auch der benach- 
barten Steppe und den Bergen von Ungü und Usambaa. 

Es ist bekannt, wie viele Verwandtschaft die Lepidopteren-Fauna 
von Ostafrika vom Cap aufwärts bis zum Gebiete der Schneeberge 
hat, wo sich Uebergänge zu der abyssinischen Fauna zeigen, und wie 
das Innere und sogar die Westküste mit einer Fülle von Formen 
hinübergreifen. Der Charakter der Lepidopterenfauna von Afrika ist 
in dieser Beziehung genügend von berufener Seite geschildert worden 
und verweise ich nur auf die Mittheilungen Gerstäcker’s 
(„Ueber den Charakter der Insektenfauna des Sansibar-Gebietes nebst 
Bemerkungen über die Verbreitung der Insekten in Afrika“ in 
von der Decken’s Reise, Band III, Abth. 2, S. 438 ff.). Dort wird 


1% 


4 Dr. Arnold Pagenstecher. 


die auffallend gleichmässige und allgemeine, für eine grosse Anzahl . 
von Arten aussergewöhnlich weit ausgedehnte Verbreitung der Insekten 
gebührend gewürdigt, welche sich nicht allein in der Richtung der 
‘geographischen Breite bewegt, sondern zugleich von Norden nach 
Süden und in der Diagonale hervortritt. Es geht daher dem afrıka- 
nischen Continent ein mehr oder weniger scharf abgegrenzter, geogra- 
phischer Distrikt ab, wie dies Massenkontinente mit geographischen 
Eigenthümlichkeiten, welche der Verbreitung der Arten keinen Wider- 
stand entgegensetzen, zeigen. Die Atlaskette trennt freilich die zur 
Mittelmeerfauna gehörigen Arten von den übrigen Afrika’s, während 
dieses selbst die vielfachsten Uebergänge der einzelnen Gebiete zeigt, 
in welche man es zu zerlegen versucht hat, nämlich Ostküste, West- 
küste, Inneres, Capland, südliches Afrika und Abyssinien. 

Das Sansibargebiet, um welches es sich im Wesentlichen bei 
der vorliegenden Ausbeute dreht, zeigt Anklänge an Abyssinien, 
Mossambique und Port Natal, während es durch den mächtigen 
Gebirgsstock des Kilimandjaro eine fremdartige Beimischung erhält. 

Rogenhofer spricht sich in ähnlicher Weise in seinen ver- 
schiedenen Schriften über ostafrikanische Schmetterlinge aus (Verhandl. 
z00l.-bot. Gesellschaft zu Wien, Sitzungsberichte 1888 S. 47; 1890 S. 48). 

Die Stuhlmann’sche Ausbeute schliesst sich naturgemäss in 
ihren Arten denjenigen an, welche von einer Reihe von Reisenden 
aus dem Sansibargebiete und benachbarten Gegenden mitgebracht wurden. 

Rogenhofer führt (Baumann, Usambara, Anhang S. 321) die 
nachfolgenden Ergebnisse auf: 

Hopffer in Peters Reise nach Mossambique: S5 Rhopaloceren, 
23 Heteroceren. 

Gerstäcker in von der Decken’s Reise: 49 Rhopaloceren, 
11 Heteroceren. \ 

Godman in Johnston, Kilimandjaro: 21 Rophaloceren, 6 Hete- 
roceren. 

Oberthür über Raffray’s Ausbeute: 78 Rhopaloceren, 10 Hete- 
roceren. 

Butler über Hannington und Jackson’s Ausbeute: 39 Arten. 

Fromholz über Dr. Hans Meyer’s Ausbeute in dessen Ostafr. 
Gletscherfahrten: 63 Rhopaloceren, 5 Heteroceren. 

Rogenhofer, Baumann’s Sammlung: 100 Rophaloceren, 
12 Heteroceren. 

Natürlich geben alle diese Sammlungen und Berichte noch keine 
Uebersicht über die Lepidopterenfauna von Ostafrika, selbst wenn man 
sie mit den früheren Ausführungen von Zeller (Microptera Caffraria), 


N EUER. 


a 


4 Le ED AM ne en 


Lepidopteren. 5 


Wallengren (Rhopalocera et Heterocera Caflrariae), sowie Möschler 
(Lepidopterenfauna des Kaffernlandes) und den Arbeiten von Trimen 
und Bowker (South-African Butterflies) zusammennimmt, sowie mit 
den in verschiedenen anderen Werken und Zeitschriften zerstreut 
behandelten Arten. Es bleiben immer noch grosse Lücken, namentlich 
bei den Heteroceren und für eine geraume Zeit von Jahren genug des 
Materials zu eingehender Forschung. 

Zu der nachfolgenden Erörterung der von Dr. Stuhlmann 
gesammlten Schmetterlinge benutzte ich hauptsächlich die nachfolgenden 
Schriften: 

Aurivillius, P. ©. Ch., Lepidoptera Damarensia in Öfversigt 
af Kongl. Vetenskaps-Akad. Förhandl. Stockholm 1879, n. 7, p. 39. 

Aurivillius, P. ©. Ch., Om en Samling Fjärilar frän Gaboon. 
Entomol. Tidskrift 1881, p. 38. 

Aurivillius, P. O. Ch., Recensio Critica Lep. Mus. Lud. 
Ulr. in Kongl. Svenska Vetenskaps -Akad. Handl., Bd. 19, n. 5. 
Stockholm 1882. 

Aurivillius, P. ©. Ch., Verzeichniss eimer von Herrn Fr. 
Theorin aus Gabun und dem Gebiete des Camerunflusses heim- 
gebrachten Schmetterlingssammlung: Entom. Tidskrift 1891, p. 193: 
Rhopalocera; 1892, p. 181: Heterocera. 

Baumann, Dr. OÖ. Usambara und seine Nachbargebiete, 
Berlin 1891. Anhang: Schmetterlinge, bearbeitet von A. F. Rogenhofer. 

Boisduval, Faune Entomologique de Madagascar, Bourbon et 
Maurice. Lepidopteres. Paris 1833. 

Boisduval, Hist. Nat. des Insectes. Spec. Gen. des Lepidopteres. 
IR Barısı 1836. 5 

Boisduval, in Voyage de l’Afrique Austr. par Delegorgue. 
Paris 1830—1843. Catalogue des Lepidopteres. 

Boisduval et Guenee, Hist. Nat. des Ins. Spec. Gen. des 
Lepid. Heteroceres, T. I, Paris 1874; T. V., VL, VII, Noctuelites, 
Paris 1852; T. VIII, Deltoides et Pyralites, Paris 1854; T. IX und X, 
Uranites et Phalenites, Paris 1857, 

Butler, A. G., Lepidoptera Exotica. London 1869 — 1874. 

Butler, A. G., Revision of the Lepidopterous genus Teracolus, 
with description of new species in Proc. Zool. Soc. London 1876, 
p. 128, pl. VI und VI. 

Butler, A. G., in Proc. Zool. Soc. London 1888, p. 91. 

Butler, A. G., Illustrations of typical Specimens of Lepidoptera 
Heterocera in the collection of the British Museum. Pars I—-VUl. 
London 1877—1891. 


6 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Cramer, Pap. Exot. 4 Vols. Suppl. par Stoll. Amsterdam 
1779-91. 
Dewitz, H., Afrikanische Tagschmetterlinge in Nova Acta 
Acad. Leop. Carol. Halle 1879. 

Dewitz, H., Afrikanische Schmetterlinge. München 1879. 

Dewitz, H., Afrikanische Nachtschmetterlinge in Nov. Act. 
Acad. Leop. Carol. Halle 1881. 

Dewitz, H., Westafrikanische Nymphaliden. Halle 1887. 

Drury, D., Ilustr. of Exot. Entomology. New ed. by West- 
wood. London 1837. 

Felder C. und Rogenhofer, Beschreibung der Lepidoptera, 
gesammelt auf der Reise der Fregatte Novara. Wien 1865—77. 

Gerstäcker, Gliederthierfauna des Zanzibargebietes in von 
der Decken’s Reisen in Ostafrika. Bd. III. Leipzig und Heidelberg 
1873, p. 363—384 und p. 438—466. 

Gray, Walker & Stainton, List of Lepidoptera in the 
British Museum coll. London 1854—1866. 

Guene&e, s. Boisduval. 

Hewitson, Exotic Butterflies. London 1851—1876. 

Herrich-Schäffer, Sammlung neuer oder wenig bekannter 
aussereuropäischer Schmetterlinge. Regensburg 1850—1858. 

Hopffer, Lepid. in Peters Naturwiss. Reise nach Mossam- 
bique.. Berlin 1852—1882. 

Horsfield & Moore, Catalogue of the Lepidopt. Ins. in the 
Museum of the East India Company. Vol. I und I. London 1857 —1859. 

Hübner, Sammlung Exot. Schmetterl. Augsburg 1806 — 1824. 

Hübner, Zuträge z. Samml. Exot. Schmett. Fortgesetzt von 
(Geyer 1818—1837. 

Johnston, Kilimandjaro. Deutsch von Freden. Leipzig 1880. 
Zoolog. Anhang. Verz. d. Schmetterl. von Godman, p. 344—345. 

Kirby, W.F., Synon. Cat. of Diurnal Lepid. London, 1871— 79. 

Kirby, W. F., Syn. Cat. of Lep. Het. Vol. I, Sphinses & 
Bombyces. London 1892. 

Lederer, Pyraliden in Wien. Ent. Monatsschrift VI. 

Lederer, Verh. zool.-bot. Ges. Wien 1853, T. I. 

Lucas, Hist. Nat. des Lepid. Exot. Paris 1855. 

Maassen, Weymer & Weyding, Beiträge zur Schmetterlings- 
kunde, Saturniden. Elberfeld 1869—85. 

Mabille, P., Catalogue des Lepidopteres de la cöte oceid. 
d’Afrique. Paris 1876, in Bull. de la Soc. Zool. France, 1876, Vol. I. 
p. 194—204; 1877, Vol. II, p. 214—241. 


een Zn Ep Gin 


Lepidopteren. 7 


Meyer, H., Ostafrikanische Gletscherfahrten. Leipzig 1890. 
Anhang: Schmetterlinge von Fromholz, p. 324. 

Moore, F., Lepidoptera of Ceylon. London 1880, 

Möschler, H., Schmetterlingsfauna des Kaffernlandes im Verh. 
zool.-bot. Ges. Wien 1884. Bd. 33, p. 267. 

Möschler, H., Beiträge zur Schmetterlingsfauna der Goldküste 
in Abhandl. Senckenb. Naturf. Ges. Frankfurt a. Main 1887. 

Oates, Matabele Land and the Victoria Falls. ed II. London 
1889. Entomology by Westwood. 

Oberthür, Charles, Sped. Ital. nell’ Afrika Equatoriale. Risult. 
Zool. in Annal. del Mus. Oivico di Storia Nat. di Genova. I. Vol. XV, 
p. 129—187 (1880); IL. Vol. XVII, p. 705—740 (1883). 

Oberthür, Ch., Etudes d’ Entomologie II. VI. u. X. 

Plötz, Carl., Verz. d. v. Buchholz in Westafrika ges. Schmetterl., 
Stett. Ent. Zeitung. 41. Jahrg., 1880, p. 76, 189, 298. 

Rogenhofer, A., Verhandl. zool.-bot. Gesell. 1889 und 1890. 
Sitzungsberichte. 

Rogenhofer, A., Afrikanische Schmetterl. des k. k. Hof- 
museums in Annal. k. k. Hofmuseum, Wien 1889. Bd. IV, p. 547, 
Bd. VI, p. 455—466. 

Saalmüller, M., Lepidopteren von Madagascar, heraus- 
gegeben von der Senckenb. Naturf. Ges. Frankfurt a. M., I. 1882, 
II. 1891 (von Dr. v. Heyden). 

Snellen, P. C. T., Bijdr. tot de Vlinder-Fauna van Neder- 
Guinea in Tijdschr. voor Entom. XV. (1872). 

Snellen, P. C. T., Lepidoptera van het Prinsen-Eiland in 
Tijd. voor Ent. Bd. XVI, p. 71 (1873). 

Snellen, P. C. T., Aanteekeningen over Afr. Lepid. in Tijd. 
Ylont. Bd. XXV, p. 215 (1891). 

Snellen, P. C. T., Lepidoptera in Veth’s Midden Sumatra 
Naturl. Hist. Afd. XII. Leiden 1881— 1887. 

Staudinger, Dr. O., Exotische Schmetterlinge. Fürth 1888. 


Trimen and Bowker, South African Butterflies. Monograph 
of the Extra-Tropical Spec. Vol. I, Nymphalidae, London 1857; Vol. U, 
Eryeinidae and Lycaenidae, London 1887; Vol. III, Papilionidae and 
Hesperidae, London 1889 (woselbst man die Angaben über Synonymik 
und das Vorkommen besonders vergleiche). 

Wallengren, Oefversigt af Kgl. Vetenskaps- Akad. Förh. 
Stockholm 1889. Nya fjärilslagter p. 75 f. 

Wallengren, Kgl. Svenska Vetenskaps-Akad. Handl. 1857. 
Lep. Rhop. in terra Caffr. a Wahlberg coll.; Lepid. Heterocera. 1863. 


8 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Wallengren, Lepidopterologische Aufsätze in Wiener Entom. 
Monatsschrift IV, p. 33 ff. ; 

Zeller, P. C., Lepid. Micropt. Cafir. Kgl. Vetenskaps - Akad. 
Handl. 1832. | 

Zeller, P. C., Chilonidarum et Crambidarum genera et species. 
Programm, Juli 1863. 

Zeller, P. C., Exotische Microlepidopteren in Horae Soc. Entom. 
Rossicae. St. Petersburg 1877. 

Zu erwähnen sind weiter die nachfolgenden, mir indess nicht 
zugänglich gewesenen Werke: 

Angas, Kafırs Olustr. London 1849. 

Butler, Cist. Entom. London 1869 — 1876. 

Chenuü, Enc. Hist. Nat. Paris 18121815. 

Doubleday and Westwood, Genera Diurnal Lep. ill. by 
Hewitson. London 1846—1852. 

Godart, Encyel. Möth. Hist. Nat. Insectes. 

Guerin m Voy. en Abyss. par Lefebre. Paris 1845—1850. 

Klug, Symbolae Physicae in Ehrenbergs naturgeschichtlichen 
Reisen in Aegypten etc. Berlin 1828. 

Palisot de Beauvois, Ins. rec. en Afrique. Paris 1805. 

Reiche in Ferret et Gallinier, Voy. en Abyss. III, p. 457 (1849). 

Smith and Kirby, Rhop. Exot. 1889. | 

Trimen, Rhop. Afr. Austr. Cape-Town and London 1862 
und 1866. 

Ward, Afr. Lepid. London 1873—1874. 


Herrn Dr. OÖ. Staudinger m Dresden -Blasewitz, wie Herrn 
P. C. T. Snellen in Rotterdam sage ich an diesem Platze für ihre 
freundliche Unterstützung meimer Arbeit meinen besten Dank. 


c 


Rhopalocera. 
Papilionidae. 


Papilio, L. 

1. (1.) Papilio Demoleus,L. Linne, Syst. Nat. ed. X., p. 464 (1750). 
Trimen and Bowker, South-Afr. Butterfl. III, p. 233 n. 308 (1889), 
(woselbst man auch für die Folge die besten Angaben über die 
Literatur und den Fundort zu suchen hat.) 


Lepidopteren. 9 


Der südwärts von Aegypten über ganz Afrika verbreitete 
Schmetterling ist die einzige Papilio-Art, welche in der vorliegenden 
Ausbeute vertreten ist, und zwar in einem Exemplar von Sansibar 
9. V. 1888. in zweien von Bagamoyo 22. VI. 1888. und im einem von 
Quilimane 10. I. 1889. Die Exemplare unterscheiden sich nicht wesentlich 
von einander, ausser in der lichteren oder dunkleren Färbung. 

Der Falter findet sich in sämmtlichen, mir zugänglich gewesenen 
faunistischen Aufzählungen verzeichnet, so bei Aurivillius, Lep. 
Dam. p. 47, Lep. Gab., p. 224, Ent. Tidskrift 1881, p. 45; Bois- 
duval, Voy. Deleg. n. 2, Fauna Ent. Madag., p. 12 n. 2; Gerst- 
äcker, v. d. Decken’s Reise, p. 363; Godman bei Johnston, p. 348 
De 20= Meyer, lc. p. 58427 Mabille, le. p. 227; Möschler, 
Kaffernl., p. 269; Oberthür, XV, p. 174, XVII, p. 709, . Etude II. 
p. 14; Plötz, St. Ent. Ztg. 1880, p. 206; Rogenhofer, Afr. Schm. 
U, p. 456 n. 2; Saalmüller, Il. c. p. 60; Snellen, Prinsen-Eiland, 
p. 72, Neder-Gumea, p. 27 n. 17; Westwood, in Oates Matabele- 
Land, p. 342. 


Pieridae. 


Pieris Schrank. 


Subgenus Pieris, Schrank. 


2. (1.) Pieris Pigea, Boisduval. Boisduval, Spec. Gen. Lep. I, 
p: 525. n. 4 (1836). Erimen ‚andı Bowker, I: c. p. 46, Taf. X, 
8 (Gar rl) 

Ein @ von Mhonda, Unguü, 6. IX. 1888. der Abbildung Trimen’s 
entsprechend, doch ist der Vorderrand und Aussenrand des Vorder- 
flügels weniger stark gelb gefärbt. 

Wird erwähnt von Boisduval in Voy. Deleg., p. 586, From- 
holz bei Meyer, p. 355 n. 11; Oberthür, I. ec. XV, p. 25, XVII, 
p. 715; Wallengren, Rhop. Caftr., p. 27 (9) und als Simana Il. c. 


p- 10 (A). 


3. (2.) Pieris Simana, Hopfter. Hopffer, Berichte Verh. Acad. 
Berl. 1855, p. 640, n. 13 und Peters Reise 354, T. 23, f. 3—6. 

Es liegen drei Stücke vor: 1 9! von Sacurlle, Ukuere, 
20. VIII. 1888. 1 ' von Mbusini, Usegua, 28. VIII. 88. und 12 von 
Sacurile, Ukuere, 20. VIII. 88. Die Stücke entsprechen der Hopffer’schen 
Abbildung, so dass ich sie mit diesem Namen und nicht als Charina, 
Boisduval bezeichne, welches übrigens wohl dieselbe Art darstellt. 
Von der Beschreibung weichen die 55! dadurch ab, dass die Orange- 


10 - Dr. Arnold Pagenstecher. 


färbung der Costa der Vorderflügel fehlt, während die Fleckenbinde, 
welche Charina bezeichnet, allerdings vorhanden ist. Der breite 
schwarze Fleck der Unterseite der Vorderflügel ist ebenfalls vorhanden, 
welcher wiederum Charina fehlen soll. Trimen and Bowker, 1. c. p. 49, 
trennen Pinacopteryx Alba, Wallengren, Rhop. Caffr., p. 10 und 
Simana, Hopffer von Charina, Boisduval, welche Kirby vereinigt. 
Charina, Boisd. wird erwähnt bei Boisduval, Voy. Deleg.n. 19; Simana 
(an Pigea var.?) von Oberthür, Etude III, p. 18; Simana Hopffer var. 
von Rogenhofer m Baumann’s Usambara, p. 323. 


4. (3.) Pieris Severina, Cramer. Cramer, P. E., IV., pl. 358 f. 
GH. (1782); Trimen and Bowker III, p. 68 n. 262. j 

Es liegen viele S'c' und 92 vor, welche nur in Grösse und 
Erhaltung verschieden, in der Färbung ziemlich gleich sind und der 
CGramer’schen und Staudinger’schen (Exot. Schmett. pl. 18) ent- 
sprechen. 1 g' und 2 22 sind ohne Angabe des Herkommens, 1 2 
von Bagamoyo 23. VI. 88., 1 0, 1 2 von Kikoko, Usaramo, 18. VIII. SS; 
Bea! ) von Sacurile, Ukuere, 20. VIII. 88; 1 5‘ von Kivugu, 
Ukuere, 20. VIII. 88; 2 22 Tschirutae, Ukuere, 22. VII. 88; 6 co‘, 
1 2 Mbusini, Usegua, 28. VIII. 88. und 29. VIII. 88; 1 1, 12 von 
Mangualla, Ungü, 9. IX. 88. 

Die weit verbreitete Art finde ich erwähnt bei Boisduval, 
Voy. Deieg., p. 556 n. 15; Gerstäcker, in von der Decken’s Reise, 
p. 363; Godman im Johnston, Kilimandjaro p. 347 n. 13; Meyer, 
l. c. p. 325 n. 14; Möschler, Kaffernland, p. 269 n. 7, Goldküste, 
p. 53; Oberthür, Etude II, p. 15; Rogenhofer, Afr. Schmetterl., 
p. 456 n. 7; Baumann’s Usambara, p. 324; Westwood m Oates, 
Matabele Land, p. 343. 


Subgenus Mylothris, Hübner. 


5. (4.) Mylothris Aeathina Cramer. Cramer, P.E. p. 237 
f. DE. (1782); Trimen and Bowker, 1. c. p. 30 n. 247. 

Es liegen vor: co“ ohne Bezeichnung, 2 desgl.; „' Sacurile 
Ukuere, 20. VIII. 88., &' Mbusini, Usegua, 29. VII. 88., X Quilimane 
16. II. 89. 

Der hauptsächlichste Unterschied, welcher Agathina von der 
ihr so ähnlichen Thysa trennt, nämlich das Fehlen der Ader 8 der 
Vorderflügel, scheint, obwohl unschwer zu constatiren, doch vielfach 
übersehen zu werden, ebenso, wie der breitere Bau der Vorderflügel 
und der Mangel der submarginalen Flecke der Vorder- und Hinter- 
flügel auf der Ober- und Unterseite bei Agathina. Weniger charac- 


re 


Lepidopteren. 11 


teristisch erscheint die stärkere ziegelrothe Färbung der Unterseite 
am Grunde der Vorderflügel und der halben Costa der Hinterflügel 
bei Agathina, wie auch die stärkere Ausbreitung der orangen Apikal- 
färbung bis nahe dem Hinterrande. 

Agathina wird erwähnt bei Boisduval, Voy. Delee., p. 586 
nel. Diewi6z, Aur. Taeschm., p- 15 und p. 37; Hopffer, Peters 
Inerser ps 39. 2127. 1015219: Mash illen Catzl. c. np. 225; Möschler, 
Kaffernl., p- 278 n. 16; Oberthür, Risult. XV, p. 35 und XVII, 
p- 7; Rogenhofer, Baum. Usamb., p. 323 n. 11; Snellen, Tijd. 
NV, pP. 26, AXV, p. 228; »Wallengren, Cafir. Dagf., p, 7; West- 
wood, in Oates Matabele Land, p. 344 (= Thysa!). — 


Subgenus Belenois, Hübner. 


6. (5.) Belenois Thysa, Hopffer. Hopffer, Monatsb. K. Acad. 
Wiss Berl21855,p..6039en. 17" Beters@Reise, p. 349, I. XXI ft. 7, 
8, 9. Trimen and Bowker II, p. 41 n. 251. 

Diese Art, welche noch von Kirby mit Agathina vereinigt 
wurde, liegt in mehreren männlichen und weiblichen Exemplaren vor. 
Erstere unterscheiden sich etwas durch die Entwicklung des schwarzen 
Randes der Vorderflügel, die keilförmigen Flecke auf den Adern und 
die submarginalen Flecke, wie auch den ziegelrothen Grund der Unter- 
seite der Vorderflügel. Es liegen 4 Jo! von Mangualla, Ungü, 
9. IX. 88. vor, 1 g' Msere, Usegua, 3. IX. 8S. und 2 22 von Mbusini, 
Usegua, 28. VIII. 88. und Kikoko, Usaramo, 18. VII. 88. — Die 
Varietät Sabrata, Butler, Tr., Ent. Soc. Lond. 1870, pag. 526, (kleiner, 
stärker gefärbte Unterseite des 5!) von Sansibar verdient wohl kaum 
einen besonderen Namen. 

Thysa wird erwähnt bei Dewitz, Nov. Act. Leop. Carol. 1879, 
p- 25; Möschler, Kaffernl., p. 274 n. 14; Oberthür, Etude II, 
p. 15 und Rogenhofer, in Baumann’s Usambara, p. 323 n. 15. 


Genus Pontia, Boisduval. 


7. (1.) Pontia Alcesta, Cramer. Pap. A. Cramer, P. E. IV., 
T. 379, f. A. (1782) (Pap. Narica, Fabricius).- Trimen and Bowker, 
be 9.8 n2209, pl. X 2.1 Q®): 

1 Exempl. von Sacurile, Ukuere, 20. VIII. 1888. 

Die weit verbreitete Art, welche ihren synonymen Vertreter in 
Pontia Xiphia in Indien hat, kommt auch in Afrika in verschiedenen 
Varietäten vor. Sie wird erwähnt bei Aurivillius, 1. c. p. 220 n. 178; 
Deystz, Ar. lagsehm:, p. 10; "Hopffer, Beters. Reise, p. 349; 


12 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Oberthür, Etude III, p. 15 (Narica); Mabille l.c. p. 222 (v. Doro- 
thea [grösser] und Sylvicola [3 mal grösser]); Meyer, 1. c. p. 335 
n. 9; Möschler, Goldküste, p. 52, var. Dorothea; Plötz,l.c.p. 204, 
Dörothea und Alcesta als zwei Arten; Saalmüller, (= var. 
Sylvicola); Snellen, Tijd. Bd. 25, p. 225 (= Xiphia). 


Genus Eurema, Hübner. 
Terias, Swainson. 


Die afrikanischen Arten der Gattung Eurema bedürfen, wie 
dies auch Möschler, Kaffernl., p. 279 angibt, noch der Aufklärung, 
da es wohl unzweifelhaft vorkommt, dass verschiedene Autoren dieselbe 
Art unter verschiedenen Namen aufführen, ja eine und dieselbe Art 
unter mehreren Namen bei einem Autor genannt wird. Ort und Zeit 
scheinen hier bei einer Art verschiedene Formen zu erzeugen (vergl. 
Elwes, Tr. Ent. Soc. Lond. 1889, Proc. p. XI). 


8. (1.) Eurema Hecabe, L. Linne, Syst. Nat. X, p. 470 
n.. 74; Cramer II, pl. 124, f£. BC.; Aurivillius, Rec. Crit. p. 62 n. 68; 
Eiorieöle, Boisd., Fauna Mad. p. P) ne: 

Unter den übersandten Eurema-Arten sind fünf en 
welche ich zu Hecabe, L., ziehen zu sollen glaube. Von indischen 
Vertretern unterscheiden sie sich durch eine geringere Grösse, welche 
etwa philippinischen entspricht. Letztere sind indess gesättigter gelb 
und mit breiterem schwarzem Rande der Hinterflügel versehen. 
Letzterer ist bei den vorliegenden Exemplaren; ebenso wie bei solchen 
von Kamerun, schmäler und mehr in Flecke aufgelöst. Die Unterseite 
ist verschieden durch mehr oder weniger stark ausgeprägte Vorder- 
randsflecke der Vorderflügel und dunklere Zeichnungen der Hinterflügel. 

Die vorliegenden Exemplare stammen von Mbusini, Usegua, 
29. VIII. 88; Kikoko, Usaramo, 18. VII. 88; Pongue, Usegua, 
24. III. 88. und Mangualla, Ungü; 9. IX. 88. 

Die über Indien und den malayischen Archipel verbreitete 
Hecabe, L., wird aufgeführt von Oberthür, l.c. p. 717 und Etude III, 
p- 21; Mabille, 1. c. p. 223; Möschler, Goldküste (Floricola — 
Hecabe?); Saalmüller (Floricola); Snellen, Tijd. XXV, p. 225; 
Hopffer, l. c. p. 365 rechnet hierher v. Sara Horsf., v. Suava Boisd., 
v. Blanda Boisd., v. Senegalensis Boisd., und Floricola Boisd. 


9. (2.) Eurema Brigitta, Cramer. Cramer IV. T. 351 f. B. C., 
(1782); Trimen and Bowker, 1. c. III, p. 4. 

Von dieser, durch die röthlich angeflogene Unterseite (ef. Stau- 
dinger, Exot. Schm., p. 28, T. 16), kenntlichen Art sind zwei Exemplare 


Lepidopteren. 13 


vorhanden: 1 2 Mbusini, Usegua, 24. VIII. 88. und ein $ von Sacurile, 
Ukuere, 20. VII. 88. Möschler, Kaffernland p. 280 zieht Rahel 
Fabr., Pulchella Boisd. und Zo& Hopffer hierher, was wohl nur für 
Rahel Geltung hat, welche von Hopffer, Peters Reise, p. 368 und von 
Westwood in Oates Matabele Land, p. 349 angeführt wird. Oberthür, 
Et. III, p. 20 erwähnt Brigitta. ä 


10. (3.) Eurema Pulchella, Boisduval. Boisduval, Faune Mad. 
—20, pl 2,17..0 833). 

Von dieser Art liegen 3 Js! und 5 22 vor. Die ersteren 
stammen von Quilimane 16. I. 89. Sacurile 25. VIII 88; die 22 
vons Sansibar 19..V..88.. Qulimaner 15. 1. 89. 716. I. 89° und 
II. 1889. — Eurema Zoe, Hopffer, Berl. Acad. 1855, p. 640 und 
Peters Reise Moz., p. 369, t. 20, f. 10 ist dieselbe Art, welche auch 
bei Westwood, l. ce. p. 349 erwähnt wird. Saalmüller erwähnt 
Pulchella, 1. c. p. 66. Auch Aurivillius, Lep. Gabun, p. 220 n. 179 
und Staudinger, Exot. Schmett., p. 28, T. 16 2 führen die Art auf. 


| 
Genus Catopsilia, Hübner: 


10. (1.) Catopsilia Florella, Fabricius. Pap. Flor., Fabr. Syst. 
Ent., p. 479, n. 159; Trimen and Bowker 1. c. II, p. 185 (Callidryas 
Flor.). Es sind 1 und 1 2 dieser weit verbreiteten Art vorhanden, 
beide von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. 

Ich finde Call. Flor. erwähnt bei Aurivillius, Lep. Gabun, 
p233; Diewiozl. c.1879, p. 3%; Gerstäcker. e.,p. 36%; Hopffer, 
Peters Reise, p. 365; Mabille, 1. c. p. 225; Möschler, Goldküste, 
p: 52, Kaffernland, p. 279; Rogenhofer, Baumann’s Usambara, p. 324; 
Saalmüller, p. 66. Call. Pyrene, welches dieselbe Art darstellt, 
wird aufgeführt bei Oberthür |. c. XV, p. 153 und XVII, p. 717; 
Johnston, Kilimandjaro, p. 347; Meyer, Gletscherfahrten n. 18 und 
Rogenhofer, Afr. Schmett, p. 456. Call. Swainsoni, ebenfalls synonym, 
erwähnt Westwood, |. c. p. 342 und Callidryas Rhadia Boisduval, 
das auch nichts anderes ist: Boisduval, Voy. Deleg. n. 34, Saal- 
müller l. e. p. 66 und Westwood, p. 343. 


Genus Gallosune, -Doubleday. 


Teracolus, Swainson; Anthocharis, Boisduval; Anthopsyche, 
Ptychopteryx, Wallengren. 


11. (1.) Callosune Hetaera, Gerstäcker. Gerstäcker in 
v. d. Decken’s Reise, p. 365, T. XV, £. 2. 


14 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Drei mir vorliegende Exemplare, 2 co‘ und 12 glaube ich 
mit diesem Namen bezeichnen zu sollen. Das grössere Männchen 
(60 mm Ausmass) von Mbusini, Usegua, 26. VII. 88. entspricht der 
Gerstäcker’schen Abbildung von Hetaera, welche Art Trimen 
and Bowker, l. c. p. 113; bei Teracolus Regina, Trimen wie folgt 
bezeichnen: „The very closely allied Hetaera seems to be distinguished 
from Regina by its rather larger size and redder apical patch — the 
latter beeing also entirely devoid of any trace of black on its inner 
edge.“ Das mir vorliegende Exemplar ist auf der Oberseite reinweiss 
mit schwarzen Adern der Vorderflügel (weniger auf den Hinterflügeln). 
Der grosse Apikalfleck ist violett, in gewissem Licht bläulich, in 
anderem röthlich schimmernd, wie ihn Gerstäcker darstellt. Die 
innere Parthie des Apikalfleckes ist scharf abgegrenzt gegen den 
weissen Grund ohne schwarze Einfassung. Ein schwarzer Mittelfleck 
fehlt, ebenso wie die bei der Form Regina vorhandenen beiden 
schwarzen Flecke in Zelle 1 und 2. Die Unterseite ist weiss, im 
Apikalfleck der Oberflügel leicht röthlichgelb angeflogen mit einigen 
schwarzen Punkten und Andeutung eines schwarzen Mittelflecks in der 
Zelle. Die Adern sind dünn schwarz bestäubt. Die Hinterflügel sind 
rahmartig gelblich angelaufen. 

Das 58 mm grosse weibliche Exemplar (ohne Bezeichnung der 
Herkunft) hat einen orangen, leicht violett angeflogenen Apikalfleck, 
welcher aussen und innen schwarz eingefasst ist, 5 schwarze Flecke 
zeigt und in welchem die Adern schwarz angelaufen sind, wie dies 
auch der Flügelgrund bis zur Mittelzelle hin ist. Die Hinterflügel 
haben einen breiten gezackten schwärzlichen Hinterrand. Die Unter- 
seite der Oberflügel ist graugelb, der Apikalfleck orange mit schwarzen 
Punkten. Ein deutlicher schwarzer Mittelfleck, schwärzlicher Flügel- 
grund und Innenrand finden sich. Die Hinterflügel sind licht gelblich 
mit starkem bräunlichem senkrechtem Streifen, der sich an der Mediana 
in Flecke auflöst. Das Exemplar kommt ziemlich mit der Abbildung 
des 2 von Regina bei Westwood (Oates Matabele-Land Taf. X, F. 10) 
überein, hat aber mehr Schwarz des Innenrandes. Ein kleineres o' 
(45 mm) von Mbusini, Usegua, 28. VIII. 88. hat auf der Oberseite einen 
etwas schmalern und mehr violetten Apikalfleck mit schwärzlichen 
Adern, deutlichem schwarzem Mittelfleck in der Zelle und starker 
schwärzlicher Beschuppung der Rippen des Hinterflügels, die sich am 
Aussenrande zu kleinen Flecken verdichtet. Eine schwarze Einfassung 
des Apikalfleckes, wie Querbinde des Hinterflügels fehlt. Die Unter- 
seite ist weisslich, der Apikalfleck licht orange mit schwärzlichen 
Rippen und kleinem dunklem Mittelfleck der Vorderflügel. Die Hinter- 


Lepidopteren. 15 


flügel zeigen eine ganz leichte gelbliche Färbung des Vorderrandes, 
die Rippen sind nicht so schwarz bestäubt, wie auf der Oberseite. Das 
Exemplar entspricht der Beschreibung von Jone, Godart; ich habe aber 
keine Veranlassung, es als besondere Art von Hetaera zu trennen, da 
die Unterschiede hierfür meines Erachtens zu gering sind. 

Trimen and Bowker (l. c. p. 101 £. 1) stellen folgende, hierher 
gehörige Arten auf: 

Jone Godart (= Jalone Butler; Imperator Butler); Speciosus 
Wallengren (= Erone Angas; Jone Boisduval und Jone Butler [p. p.]); 
Jobina Butler; Phlegyas Butler (synonym mit Jone var. Reiche und 
Buxtoni Butler und Westwood); Re Bine Trimen, Westwood (= Jone 
Wallengr.). 

Wahrscheinlich haben wir es hier auch mit Ort- und Zeit- 
varietäten einer und derselben Art zu thun und gehören Regina, 
Hetaera, Phlegyas, Jone und Jalone zusammen. Butler’s Trennungen 
in seiner Arbeit über Teracolus (Proc. Zool. Soc. Lond. 1876, p. 130) 
scheinen mir nicht gerechtfertigt. Jone wird aufgeführt bei Boisduval 
Voy. Deleg. 227; Oberthür, Etude II, p. 20; Hopffer 1. c. T. XXI. 
Past]. et nokaherfet in Bomann Usambara, p. 325; 
Jalone, bei Fromholz-Meyer n. 23. 


12. (2.) Callosune Antevippe, Boisduval. Anthocharis Ante- 
vıppe, Boisduvyal, Spec. Gen. I, ».5%2 n. 18, pl. 18, f. 3 (1836). 
Trimen and Bowker, 1. c. p. 136. 

Zwei Exemplare von Mbusini, Usegua, 28. VIII. 88. sind hierher 
zu ziehen. Das eine hat auf den Hinterflügeln stärkere schwarze 
Randflecken, welche zusammenfliessen und auf den Adern sich etwas 
nach innen erstrecken. Auf der Unterseite ist die Costa der Hinter- 
flügel leicht orange angeflogen, welche Färbung sich auch etwas diffus 
zwischen den Adern findet. Das andere Exemplar hat weniger stark 
entwickelte Randpunkte der Oberseite der Hinterflügel und eine ganz 
leichte dunkle Gitterung der Unterseite derselben. 

Die Art, zu welcher Trimen and Bowker als synonym Ithonus 
Butler, Harmonides Butler, Hippocrene Butler und Ignifer Butler ziehen, 
findet sich bei Hopffer (l. e. p. 350) und Oberthür (Etude III, 
p- 19) erwähnt. 


13. (3.) Callosune Omphale, Godart. Pieris Omphale, Godart, 
Enc. Meth. IX, p. 122 n. 12 (1819), Trimen and Bowker, 1. c. p. 142. 
Es sind drei Männer und drei Weiber vorhanden, 1 1% 
ohne Bezeichnung, die übrigen von Bagamoyo, 23. VI. 88. Die co" 
entsprechen der Staudinger’schen Abbildung (Exot. Schmett. pl. 23), 


16 Dr. Arnold Pagenstecher. 


auf welcher fälschlich der Name als Achine bezeichnet ist. Die Art 
wird erwähnt bei Boisduval, Voy. Deleg n. 26 und bei Rogenhofer., 
Baumann’s Usambara, p. 325 n. 38. : 


14. (4.) Callosune Halyattes, Butler. Teracolus H., Butler, 
Proc. Zool. Soc. London 1876, p. 145, t. VL, £. 8. Trimen and 
Bowker, 1. c.-p. 139. 

Ich ziehe vier Exemplare hierher und zwar 1 5 Mbusini, 
Usegua, 28. VII. 88., 2 22 ebenfalls daher und 12 von Mhonda, Ungü, 
8. IX. 88. Sie entsprechen der Butler’schen Abbildung, doch fehlt 
beim o? der schwarze Fleck im Zellende. 


Genus Eronia, Hübner. 


15. (1.) Eronia Cleodora, Hübner. Hübner, Sammlung Exot. 
Schm. H, pl. 130. (1806). Trimen and Bowker, 1. c. p. 171. 

Zwei Exemplare in der Varietät Erxia, Hewitson Exot. Butterfl. 
IV, pl. 5, f. 8. mit breitem, schwarzem Rand, liegen von Bagamoyo 
vor, 22. VI. 88. und 23. VI. 883. — Die Art wird erwähnt bei 
Boisduval, Voy. Deleg. n. 3l; Godman Johnston, 1. c. p. 347; 
Hopffer, l. c. 363; Oberthür, Risult. XV, p. 183, Etude III, p. 21, 
und Rogenhofer, Ostafr. Schmetterl., p. 456. 


Danaidae. 


Genus Danais, Latreille. 


16. (1.) Danais Chrysippus, Linne. Pap. Chrys. Linne, Mus. 
Lud. Ulr., p. 222'n. 82 (1764)! Trimen and Bowker, 1.c. Ip. 51; 
var. Eupl. Dorippus, Klug, Symb. Phys. Dec. V, T. 48, F. 1—5. 

Von diesem, so überaus weit verbreiteten Schmetterling sind 
zahlreiche Exemplare vorhanden. © Von der gewöhnlichen dunklen Form 
von Chrysippus sind drei Stück von Bagamoyo, 27. IX. SS. vertreten, 
während die var. Dorippus in 9 Exemplaren (5 co und 4 22) vor- 
handen ist. Die letzteren stammen von Mhonda, Ungü, 2. IX. 88. und 
7. IX. 88; von Lewa, Usambäa, 25. IX. 88. und von Bagamoyo, 
25. VI. 88. und 27. VI. 88. 

Chrysippus wird erwähnt von Aurivillius, Lep. Damar., 
p- 193, Hopffer; 1.e. p. 470,2. Oberihüurg drcaRV Ep Snrend 
XVII, p. 10; Möschler, Goldküste, p. 55, Kafiernland, p. 282; 
Rogenhofer über Baumann, 1. c. p. 325 n. 24; Snellen, T. v. 
E. XV, p. 12, XVI, p. 71,.XXV, p. 218; Dorippus bei Godman, 
l. c. p. 345; Oberthür, Et.II, p. 24; Meyer, l.c.n. 28; Rogen- 
hofer, Afr. Schm., p. 457. 


Lepidopteren. 17 


17. (2.) Danais Limniace, Cramer. Cramer, P. E. T. 59 
f DR. (1779); war. Betiverana, . Doubl. Hew. Gen. Diurn.,. p. 93, 
pReXIP 221 (1827). 

Ein Exemplar, Mbusini, Usegua, 28. VIII. 88. 

Gerstäcker (l. c. p. 368) hält die afrikanische Form für eigene 
Art, welche durch den Mangel der hellen Längsstriemen an der 
Innenrandsader der Vorderflügel nahe der Basis ausgezeichnet ist. 
Aufgeführt wird sie bei Aurivillius, Lep. Gab., p. 193; Fromholz- 
Mlewer. 1.c.p. 355.n. 29: Oberthür,.l..c. XV, p. 155 und XVII, 
p. 718; Rocenhofer, Ostafr. Schm., p. 457 und Snellen, |. c. 
XXV, p. 219. 


Genus Amauris, Hübner. 


18. (1.) Amauris Ochlea, Boisduval. Boisduval, Voy. Deleg. 
II, p. 509 (1847). Trimen and Bowker, ]. c. p. 29. 

Es liegen 2 Exemplare (sc) vor, von Bagamoyo, 25. VI. 88. 
von dieser, auch bei Wallengren, 1. c. p. 20. und Rogenhofer, 
Baumann’s Usambara, p. 325 aufgeführten Art. 


Acraeidae. 


Genus Acraea, Fabricius. 


19. (1.) Acraea Horta, Linne. Linne, Mus. Lud. Ulr., p. 234, 
n. 53 (1764). Trimen and Bowker, 1. cp. 134. 


Ein Exemplar ohne näheren F undort von dieser bekannten, 
von Boisduval, Voy. Deleg. n. 59. und von Dewitz, Afr. Tagschm. 
1879, p. 5 n. 17. erwähnten Art. 


20. (2.) Acraea Petraea, Boisduval. Boisduval, Voy. Delegorg., 
p. 589, n. 49 (1847). 

Die drei vorhandenen Exemplare (So) von Sacurile, Ukuere, 
20. VIII. 88. stimmen mit Hopffer’s Abbildung, 1. c. p. 373, pl. XXIV, 
f. 1—4. Die Art wird erwähnt bei Dewitz, Afr. Tagschm., p. 6 
und 18 und Oberthür, Etude III, p. 26 var. 


21. (3.) Acraea Encedon, Linne. Pap. E. Linne, Syst. Nat. 
ed. X, p. 488 n. 188; Acraea Lycia, var. fulva, Doubleday et Hewitson. 
Gen. Diurn. Lep. 140 n. 12, T. 19, £. 2; Acraea Sganzini, Boisduval, 
NoyzDeles, n% 50.975907 Madas., pl...6., f. 6,%7. 

Ein Exemplar, Quilimane, 16. I. 1889., etwas grösser als Bois- 


duval’s Abbildung und mit weisslicher Querbinde der Vorderflügel. 
2 


18 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Lycia und Sganzini sind synonym mit Encedon. Die Art findet sich 
bei Dewitz, Afr. Tagsch., p. 5; Guerin in Lefebre Voy., pl. 10, 
f. 4, 5; Oberthür, 1. c. XVII n..2857 Meyer, 1.2 n 22-0 
bc. p. 90°. 35 undISaalmullers  zcpr73: 


22. (4.) Acraea Doubledayi, Guerin. Guerin, Voy. Lef. VI, 
p. 378 (1847); A. Oncaea, Hopffer, Monatsb. -Berl. Ac. Wiss. 1855, 
p. 640; Peters Reise, Moz., p. 375, pl. 24, f. 5 (1862); var. Neluska, 
Oberthür, Etude III, p. 25, pl. I, f. 2 (1878); var. Axina, Westwood 
in Oates Matabele Land, ed. II, p. .352, pl. VI, f. 5, 6 (1889). 

Es liegen drei Exemplare vor, 1 5‘ von Kikoko, Usaramo, 
18. VIII. 88. mit breitem, schwarzem Hinterrand der Hinterflügel 
und dichter, dunkler Bestäubung des Grundes derselben, und ein g'Q von 
Sacurile, Ukuere, 20. VIII. 88. Hier hat das 5! einen etwas weniger 
breiten schwarzen Hinterrand der Hinterflügel, das 2 ist heller gefärbt. 
die Vorderflügel sind durchsichtiger, die Hinterflügel mit schmalem, 
schwarzem Hinterrand und dunkler Bestäubung. DBei allen drei 
Exemplaren ist die Vorderflügelspitze breit dreieckig schwarz. Bei 
der var. Axina Westwood ist der Hinterrand schmäler schwarz und 
die Flügelspitze ebenfalls nur schwarz eingefasst. Oncaea wird auch 
bei Oberthür, Ris. XVII, p. 35 aufgeführt. 


23. (5.) Acraea Caldarena, Hewitson. Hewitson, Ent. Monthly 
Mag. XIV, p. 52 (1877); Trimen and Bowker, 1. c. p. 149; Acraea 
Amphimalla, Westwood bei Oates Matabele Land, ed. 1. 

Ein Exemplar 9, Kikoko, Usaramo, 18. VII. 88. der West- 
wood’schen Abbildung (Oates, 1. c. ed. II, p. 355, pl. V, £. 1, 2 [1889]) 
entsprechend. 


24. (6.) Acraea Natalica, Boisduval. Boisduval, Voy. Deleg.. 
p- 590 n. 57; Trimen ‘and Bowker, 1. c. p 155; Acraea Bellua, 
Wallengren, Lep. Caffr., p. 22 n. 9 (1857). 

Ein schönes %' von Mhonda, Ungü, 6. IX. S8. dieser bei Hopfter. 
l: ec. p. 371, pl. 23, £. 12, 13 (1862), und Meyer, Gletscherfahrten 
n. 33 erwähnten Art. 


25. (6.) Acraea Anemosa, Hewitson. Hewitson, Exotic. Butt. 
III, pl. 8, f£. 14, 15 (1865); Trimen and Bowker, 1. c. p. 157; Staudinger, 
Exot. Schmett., T. 33. 

Ein schönes 2 von Kikoko, Usaramo, 18. VIII. SS. welches auf 
den Hinterflügeln keine schwarzen Punkte, aber weisse Fransen zeigt. 
Der Hinterleib hat emen Ansatz zur Taschenbildung. — Die schöne 
Art, welche von Kirby als Varietät zu Zetes, Acara und Natalica 


Lepidopteren. 19 


gesetzt ist, findet sich erwähnt bei Dewitz, Afr. Tagschm. 1879, 
p- 17, bei Meyer (Fromholz), 1. c. n. 34, und bei Oberthür, 
Etude III, p. 24 (Anemona!). 


26. (8.) Acraea Acara, Hewitson. Hewitson, Exot. Butt. II, 
pl. VII, f£. 19, 20 (1865); Trimen and Bowker, 1. c. p. 159, Taf. 1, 
f. 3; Acraea Caffra, Felder, Novara Lep., T. 46, f. 10, 11 (1865); 
Acraea Zetes, Trimen, Rhop. Afr. Austr. I, p. 99 n. 62 (1862). 


Ein grosses 2, ohne Bezeichnung der Herkunft, liegt vor, mit 
weniger weisslichem Grund der Hinterflügel, als dies die Felder’sche 
Abbildung zeigt. Die Art wird erwähnt von Aurivillius, Lep. 
Gabun n. 31 und Oberthür, Etude III, p. 24. 


27. (9.) Acraea Pharsalis, Ward Ward, Ent. Monthl. Mag. 
VII 872 p. 8 

Vier Exemplare, drei von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. und eines 
von Mangualla, Ungü, 9. IX. 88. Die Art wird erwähnt bei 
Aurivillius, Lep. Gab., p. 200 n. 32; Dewitz, Afr. Tagschm.. 1879, 
p.- 5 und p. 17; sowie Plötz, St. Ent. Ztg. 1880, p. 190 n. 23. 


28. (10.) Acraea Pudorina, Staudinger. Staudinger, Exot. 
Schmett., p. 84, Taf. 33. 

Von dieser schönen Art liegt mir ein Pärchen, in Msere am 
Wami, 3. IX. 88. in copula gefangen, vor. Das „* gleicht der Stau- 
dinger’schen Abbildung fast vollständig, doch sind die in der Mitte 
des Vorderflügels im Dreieck gestellten drei Punkte stärker entwickelt 
und es steht noch ein weiterer zwischen Submediana und erstem 
Medianast auf der Oberseite nahe dem Aussenwinkel, der bei Stau- 
dinger nur auf der Unterseite angegeben ist; ferner noch ein kleinerer 
im Grunde derselben Zelle. Dagegen fehlt der bei Staudinger an 
der Spitze der Mittelzelle der Vorderflügel angegebene. Die Unter- 
seite ist völlig entsprechend. Das 2 unterscheidet sich durch stärker 
schwarz gefärbte Flügelspitze; von ihr erstreckt sich die schwarze 
Randfärbung etwas auf die Costa und längs des ganzen Aussenrandes. 
Die drei schwarzen, im Dreieck stehenden Flecke des Diskus sind 
etwas stärker, als beim &', der Fleck am Aussenrande ist vorhanden, 
der nach innen fehlt dem rechten Flügel, während er auf dem linken 
sichtbar ist. Die Färbung der Vorderflügel ist nicht ziegelroth, sondern 
am Grunde dunkler, mit schwärzlichen Atomen bestreut. Die Hinter- 
flügel sind wie beim 5! gefärbt, im Flügelgrund und am Aussenrand 
dunkler, so dass die hellen Randflecke ein wenig hervortreten. Auf 
der Unterseite der Vorderflügel zeigen sich die Adern nach dem 

; PR 


20 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Aussenrande hin schwärzlich bestäubt und schwach hellgelb eingefasst; 
die Hinterflügel sind lebhafter gefärbt, als beim 91, aber im Wesent- 
lichen gleich. Die hellgelbliche Begrenzung der Flecke und der Rand- 
binde tritt im röthlichen Grunde sehr stark hervor. 


29. (11.) Acraea Rahira, Boisduval. Boisduval, Faune Madag., 
p. 33, pl. 5, f£. 4, 5 (1833). Trimen and Bowker, 1. c. p. 166. 

Ein Exemplar, Quilimane, 15.1. 89. dieser, auch in Boisduval, 
Voy. Deleg., p. 590 n. 55 und bei Saalmüller, Mad. Lep., p. 75, 
erwähnten Art. 


30. (12.) Acraea Balbina, Oberthür. Oberthür, Etude Entom. 
XI, .S. 6, pl.IH, 71.287(1838), 

Zwei Exemplare, Mhonda, Ungü, 6. u. 8. IX. 1888. vollständig 
gleich einem im Senckenberg’schen Museum zu Frankfurt befindlichen 
Stücke dieser Art. Balbina ist, wie mir Herr Snellen mittheilt, wohl 
identisch mit Insignis, Distant, Proc. Zool. Soc., Lond. 1880, p. 184, 
pl219, 24,25, 


31. (13.) Acraea Makupa, Grose Smith. H. Grose Smith, 
Annals and Mag. Nat. Hist. (6) III, S. 126 (1889). Smith and Kirby, 
Rhop. Exot., pl. 26 (Acraea 1), f. 6 (1889). 

Nur ein Exemplar von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. dieser eigen- 
thümlichen, durch die breiten, nach aussen geschwungenen Querbinden 
der Hinterflügel und die nach dem Aussenrande hin schwärzlich 
angelaufenen Rippen ausgezeichneten, auch in der Färbung besonderen Art. 

Die Art soll, wie Herr Snellen ‘mir mittheilt, Zonata 
Hewitson sein. 


32. (14.) Acraea Serena, Fabricius. Fabricius, Syst. Ent., 
p.:461 'n..76; -Acraea Buxtoni, Butler, Ann. Mag. XVI, p. 39%; 
Trimen and Bowker, 1. c. p. 170; Acraea Manjaca, Boisduval, Faune 
Ent. Mad., p. 33 n. 9. pl. 4, £. 6; Wallengr., Lep. Rhop. Cafir., 
p. 22 (1857). 

Es liegen 15 J'c vor, welche sich alle sehr ähnlich sind und 
nur wenig in der Färbung und Ausdehnung des schwarzen Randes 
und Mittelfeldes differiren, sowohl auf der Ober- als Unterseite. Von 
diesen ist eins ohne Bezeichnung der Herkunft, eins aus Sansibar, 
23. V.88., lebhaft roth mit schwarzer Randbinde, zwei aus Bagamoyo, 
23. VI. 88., mit gefleckter Randbinde, eins von Lewa, Usambaa, 25. IX. SS., 
blassgelb, drei von Mbusini, Usegua, 29. VIII. 88., mit dunklen Rand- 
flecken, zwei Kikoko, Usaramo, 18. VIII. 88., vier von Mhonda, 
Ungü, 6. IX. 88, und eins von Sacurile, Ukuere, 20. VII. 88., mit 


A Eee 


Lepidopteren. 21 


deutlichen Randflecken. Sie entsprechen alle der Manjaca Boisduval 
und dem Staudinger’schen Bilde (Exot. Schm. T. 31). Kein einziges 
Exemplar zeigt die schwarze Längsbinde der Cramer’schen Eponina, 
Taf. 268 AB, auch ist bei keinem der schwarze Mittelfleck mit der 
Randbinde verbunden. 

Von den für den ersten Anblick vom 9! sehr verschiedenen 9 
(Eponina, Cr.) liegen mir 10 Exemplare vor. Sie haben alle glashelle 
Vorderflügel und eine weissliche Querbinde unterhalb des Apex und 
unterscheiden sich durch mehr oder weniger lebhafte Färbung. Ein 
Exemplar von Bagamoyo, 23. VI. 88. ist wenig lebhaft, mehr düster 
gefärbt; ihm sind zwei weitere (ohne Bezeichnung der Herkunft) gleich; 
1 Kikoko, Usaramo, 18. VIII. 88. ist lebhafter, 3 sind von Sacurile, 
Ukuere, 20. VIII. 88., wovon eins lebhaft, zwei düster gefärbt; zwei 
von Mbusini, Usegua, 29. VIII. 88., mit lebhaft rothgelben Hinterflügeln, 
1 von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88., mit mehr gelbrothen. Die zackige 
Randbinde ist bei den Exemplaren verschieden gestaltet und eingefasst. 

Die Art wird fast überall erwähnt, so von Boisduval, Voy. 
Deleg. n. 53; Aurivillius, Lep. Gab., p. 231 n. 37; Gerstäcker, 
1. e. p. 368, Dewitz, Afr. Tagschm., p. 18; Oberthür, Ris. XVII, 
16229 Hiude- Il p. 227 Mabille, I. ce p. 203; B1ötz, lc. p. 290 
7192, Snehlens L. v.B.225°p. 216. 


33. (15.) Acraea Cabira, Hopffer. . Hopffer, Monatsb. Berl. 
Nead- 1859, pr 640.n.7%7 Beters Reise, :p. 378, pl..23, 1, 14, 15 
(1862); Trimen and Bowker, 1. c. p. 173 n. 58. 

Ein Exemplar, Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. mit kleinen gelben 
Randflecken in der dunklen Hinterrandsbinde der Hinterflügel. 


34. (16.) Acraea Quadricolor, Rogenhofer var. (?). Planema 
Quadricolor, Rogenhofer, Afr. Schmett. in Annal. k. k. Hofmuseum 
Kay pr 438, BE NVne 3. 

Ein einzelnes Exemplar von Mangualla, Ungü, 9. IX. 88. stimmt 
mit der angezogenen Abbildung ziemlich überem, doch ist die weissliche - 
Querbinde der Vorderflügel bei dem vorliegenden Exemplar hellgelb. 


35. (17.) Acraea Punctatissima, Boisduval. Boisduval, Faune 
Mad. X, p. 31, pl. 6, £.2 (1833); Pardopsis P., Trimen and Bowker, 
lee p. 183&n. 56. 

Ein Exemplar 1, Bagamoyo, 23. VI. 88. und ein weiteres d', 
Mhonda, Ungü, 8. IX. 88. dieser, auch bei Oberthür, 1. ce. XVII, 
p- 719 und Saalmüller, ]. c. p. 75 aufgeführten Art, von der 
Stictica, Boisd., Voy. Deleg. n. 51 Varietät ist. 


22 Dr. Arnold Pagenstecher. 
Nymphalidae. 


Genus Atella Doubleday,. 


36. (1.) Atella Phalanta, Drury. Drury, Il. Nat. Hist. I, 
pl. 2147: T, 2 (1770); Irımen and bowker 2 scp 123: 

/wei Exemplare von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. Die Art wird 
erwähnt bei Boisduval, Voy. Deleg., p. 592; Dewitz, Westafr.Tagschm., 
p- 36%, Dewitz, ].c, 1879, p. 18. Hopitfer, 1.c.p. 372: 7Mapdle 
l. c. p. 208; Möschler, Kaffernland, p.. 283, Goldküste, p. 56; 
Oberthür,  Ris. XVI, p. 158,184 nnd DVI Ep. WEB 
p. 190; Saalmullera] zcHp 207 


Genus Pyrameis, Hübner. 


37. (1.) Parameis Cardui, Linne. Linne, Syst. Nat. I, p. 774 
n.' 357 (1763); Trimen and Bowker, |. 6. p. 200. 

Drei kleine Exemplare: 1 Bagamoyo, 27. VI. 88. und zwei von 
Sacurile, Ukuere, 20. VII. 88. Der kosmopolitische Schmetterling 


wird aufgeführt bei Aurivillius, Lep. Gab., p. 203 n. 49; Bois-' 


duval, Voy. Deleg. n. 70; Dewitz, Afr. Tagschm., p. 20; From- 
holz-Meyer, l. c. 335 n. 40; Oberthür, l. c. XVI, 39 und XVII, 
p. 782, Möschler, Kaffernland, p. 203; Rogenhofer in Baumann’s 
Usambara, pP. 3268 SP ötz, 21e p.el9len Baia miese 
p. 71; Westwood, 1. c. p. 357. 


Genus Junonia, Hübner. 


38. (1.) Junonia Crebrene, Trimen. Junonia Oenone, Hübner, 
Samml. Exot. Schm., T. 34, f. 1, 2 (1806); Junonia Crebrene, Trimen, 
Trans. Ent. Soc. Lond. 1870, p. 353; Trimen and Bowker, 1. c. p. 218. 

Die drei vorhandenen Exemplare dieser afrikanischen Vertreterin 
von ÖOenone stammen von Sansibar, 4. VI. 88., Mbusini, Usegua, 
29. VOI. 88. und Msere, Usegua, 4. IX. 88. Die Art wird aufgeführt 
bei Boisduval (Oenone), Voy. Deleg., p. 592; Aurivillius, Lep. 
Damar., p. 40; Gerstäcker, l.c.p. 369 n. 17 (Crebrene); Hopffer, 
l. ce. p. 380; Möschler, Kaffernl., p. 284; Rogenhofer, Afr. 
Tagschm., p. 460; Rogenhofer in Baumann’s Usambara, p. 328 
0.64; Wallengren, Rhop. Catre 27. Westwood. 1. c pr330 


39. (2.) Junonia Clelia, Cramer. Pap. Oenone, Linne, Mus. 
Lud. Ulr., p. 274 n. 93; Clelia, Cramer, T. 21, f. EF; Trimen and 
Bowker, 1. c. p. 214, 


rt ze 5 a. u ee ee u er 7 si 


aa u Et ih 


Lepidopteren. 23 


Es sind sechs Exemplare vorhanden, welche von Sansibar 
2. V. 88., 23. V. 88., 25. V. 88. und von Mbusmi, Usegua, 28. VII. 
und 29. VII. 88. stammen. Die Art wird aufgeführt bei Aurivillius, 
Lep. Gab., p. 203 n.50; Boisduval, Voy. Deleg.n. 72; Gerstäcker, 
079236920216 Oberthür, Bel p. 24, Ris.X% 9.160, XVII, 
Peace zepaelefopffen, 1. c2p, 380; Eromholz- 
Meyer .n. 41; Dewitz, |. c. 1887, p. 367; Möschler, Kaffernland, 
p. 284, Goldküste, p. 56; Mabille, 1. ce. p. 203; Rogenhofer, 
Afr. Schm., p. 460, Baumann’s Usambara, p. 326 n. 65. 


40. (3.) Junonia Orithya, Linne. P. O., Linne, Syst. Nat. X, 
p. 473 (1758); J. Boopis, Trimen and Bowker, 1. c.p. 217, T. 14, £. 2. 

/wei Exemplare, Bagamoyo, 25. VI. 88. und Mbusini, Usegua, 
29. VII. 88., der Abbildung Trimens entsprechend. OÖ. wird aufgeführt 
bes Diesw.17011887000.35:05.,.1829% p2 207 Hopiter, |. e. p. 380; 
Öberthür, p. 720; Saalmüller, p.78; Wallengren, Rhop. Caffr., 
Pan Westwood |. e..p. 397: 


Genus Precis, Hübner. 


41. (1.) Precis Elgiva, Hewitson. Hewitson, Exot. Butterfl. III, 
pl. 13, f. 1 (1869); Trimen and Bowker, 1. c. p. 240, 

Ein Exemplar, Mbusini, Usegua, 29.) VIH. 88. dieser bei 
Dewitz 1879, p. 2; Fromholz-Meyern. 335; Oberthür, Et. II, 
p- 27; Rogenhofer, Afr. Schm., p. 460, Baumann’s Usambara, 
p. 327 n. 74 aufgeführten Art. 


42. (2.) Precis Petersi, Dewitz. Dewitz, Afr. Tagschm. 1879, 
Pe20, 722982 ,142(1879): 

Ein Exemplar, Mbusmi, Usegua, 29. VIII. 88. glaube ich zu 
dieser Art ziehen zu müssen, wiewohl die Unterseite weniger bunt, als 
auf der Dewitz’schen Abbildung ist, und nur eine braunrothe Färbung 
mit undeutlicher Zeichnungsanlage zeigt. 


Genus Salamis, Boisduval. 


43. (1.) Salamis Anacardii, Linne. Pap. Anacardii, Linne, 
Mus. Lud. Ulr., p. 236 n. 55 (1764); Trimen and Bowker, 1. c. p. 244. 
Ein Exemplar, Mhonda, Ungü, 7. IX. 88. dieser weit verbreiteten 
Species, welche sich bei Aurivillius, Lep. Gab. p. 204 n. 57; 
Boisduval, Voy. Delee. n. 65; Dewitz, Westafr. Tagschm. 
1887, p. 368; Dewitz, Afr. Tagschm. 1879, p. 6; Fromholz- 


24 Dr. Arnold Pagenstecher 


Meyer n. 49; Gerstäcker, l. c. p. 369; Oberthür, Et. III, p. 27; 
Mäbille, 1. .c. p.'203; Plötz, 1... p. 191: Rogenhofer a4 
Schm., p. 463 und Wallengren, 1. ce. p. 24, findet. 


Genus Euryiela, Boisduval. 


44. (1.) Eurytela Dryope, Cramer. Cramer, P. E., T. 78, 
f. EF (1779); Trimen and Bowker, l. c. p. 261. 

Zwei Exemplare, Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. und Lewa, Usambaa, 
25. IX.88. Erwähnt bei Boisduval, F. Mad., p. 55; Aurivillius, 
Lep. Gab., p. 204 n. 59; Mabille, 1. c. p. 274; Möschler, Gold- 
küste, p. 53; NElopffer, ]zc. P2295,. 2 Blotzelzerp I ober 
thür, Ris..,XV, .n, 42, XV, p. 505 Rogenhoter, Afr. = Schmzs 
p. 461, Baumann’s Usambara, p. 320 n. 76 und Saalmüller, p. 81. 


Genus Hypanis, Bossduval. 


45. (1.) Hypanis Ilithyia, Drury. Drury, Il. Nat. Hist. II, 
pl. XVLL, f. 1,2 (1773); Trimen and Bowker, 1. c. p. 264, pl. V, f. 4 (2). 

Es liegen viele Exemplare vor: 1 Tschirutae, Ukuere, 22. VII. 88; 
3 Sansibar, 23. V. 88. und 25. V. 88. ohne weisse Binde; 1 Lewa, 
Usambäa, 25. IX. 88. mit weisser Binde am Flügelgrund; 2 Mbusini, 
Usegua, 30. VIH. 88. mit drei weissen Binden der Unterseite der 
Hinterflügel und weisser Fleckenbinde am Apex. Auf der Oberseite 
sind die Thiere nicht verschieden. Lithyia, respective ihre Varietäten 
erwähnen Aurivillius, Lep. Gab., p. 204 n. 63, Boisduval, F. 
Mad., p. 56, pl. %, 1.29: /Gersväcker, cp rn Heopller 
Peters Reise, p. 395; Dewitz, p. 7; Meyer n. 52; Möschler, 
Caffr., p. 284; Rogenhofer, Afr. Schm., p. 461, Baumann’s Usambara 
p. 327 n.79; Mabille,l. c. p. 274; Saalmüller, p. 81; Oberthür, 
l. c. XV, p. 184 und XVII, p. 725, Etude II, p. 26; Meyer n. 52; 
Westwood,.l.rcHp#353 


Genus Neptis, Fabricius. 

46. (1.) Neptis Agatha, Cramer. Cramer, T. 327, F. AB. 
(1782); Trimen and Bowker, 1. c. p. 270. 

Vorhanden sind Exemplare von Sansibar 23. V. 88; Mbusini, 
Usegua, 28. VIII. 883; Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. und von Lewa, 
Usambaa 25. IX. 88. dieses Falters, welcher bei Aurivillius, Lep. 
Gab., p. 205 n. 85; Hopffer, 1. c. p. 382; Meyer n. 54; Mabille 
p::277; Oberthür, Etude IH, p. 27, Risult., p.. 165 und 272; 
Plötz,1. ce. p. 191 n. 55; Snellen, Neder-Gumea, p. 14, erwähnt wird. 


Lepidopteren. 25 


47. (2.) Neptis Goochii, Trimen. Trimen, Trans. Ent. Soc. 
Lond. 479, p. 336;. Trimen and Bowker, ]. c. p. 272, pl. V., F. 6. 

Zwei Exemplare von Mbusini, Usegua, 28. VIII. 88. entsprechen 
in Grösse und Zeichnung der Trimen’schen Goochii mehr, als der 
nahe verwandten Melicerta, Drury, (Blandina, Cramer) ‚und Marpessa, 
Hopffer. Die Artrechte scheinen mir freilich nicht sehr fest. 


Genus Diadema, Borsduval. 


48. (1.) Diadema Misippus, Linne. Linne, Mus. Lud. Ulr., 
p. 264 n. 83 (1764); Trimen and Bowker, l. c. p. 277. 

Es liegen vor: 2% oo? bezeichnet Quilimane, 16. II. 89. und 
4 92 (Inaria, Cramer) von Quilimane, 16.11. 89., 27..1.89., 30.1. 89. 

Die Art wird fast in allen Faunenberichten erwähnt, so bei 
Aurivillius, Lep. Gab., p. 265; Ent. Tid. 1885, p. 40 n. 68; Bois- 
duval, Voy. Deleg., p. 78; Dewitz, 1887, p. 369; Hopffer, 
zer p. 3855 Mabille, 1. ep. 2X5;. Meyer, (Eromhol); 'n. 53; 
Möschler, Kaffernl., p. 284; Oberthür, Etude III, p. 27, Risult. 
NV en Ay und SV, pe 29 Ss PBlötz, 1. cp. 10% 2. 50: Rogen- 
hofer, in Baumann’s Usambara, p. 327 n. 80; Saalmüller, p. 82; 
Snellen, T. v. E., Bd. XVI, p. 28; Westwood, in Oates Matabele 
Eand ed. I., p. 358 n. 50. 


Genus Euphaedra, Hübner. 


/ 
49. (1.) Euphaedra Neophron, Hopffer. Hopffer , Peters 
Reise, p. 386, T. 22, f£. 1, 2 (1862); Trimen and Bowker, 1. c. p. 304. 
Ein Exemplar, Kikoko, 18. VIU. 88. der Hopffer’schen Beschrei- 
bung und Abbildung entsprechend. Erwähnt von Rogenhofer, Afı. 
Schm., p. 461 und in Baumann’s Usambara, p. 327 n. 82. 


(renus Euryphene, Westwood. 


50. (1.) Euryphene Mardania, Fabricius. Fabr. Ent. Syst. I, 
1... p. 249 n. 7%6.,(1773); Butler, ep. Exot., T..28, E! 5,6. 

Es liegen vor: 1 91,23. V1.88.,1 s' und 12, 25. VI. 88., alle 
drei von -Bagamoyo, 1 9 Sansibar, 23. V. 88. und 1 c' Kibueni, 
Du V.88. | 

Die Stücke entsprechen der bei Staudinger, Exot. Schmett., 
p- 148, T. 52, erwähnten Form (Cocalia), welche lebhaft gefärbt und 
der Senegalensis, Herr. Schäff. ähnlich ist. Aurivillius erwähnt 
Lep. Gab., p. 210 n. 102 diese Art; ebenso Möschler, Goldküste, 
p. 58 (Cocalia). 


26 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Genus Hamanumida, Hübner. 


51. (l.) Hamanumida Daedalus, Fabricius. Pap. Daed.: Fabr. 
Syst. Ent. I, p. 482 n. 174 (1775); Trimen and Bowker, 1. c. p. 309; 
Meleagris, Cramer, T. 56, f. AB (1779). 

Es sind eine grosse Reihe von Exemplaren vorhanden, welche 
auf der Unterseite in der Entwicklung der weissen Flecke und der 
Grundfärbung verschieden sind; erstere sind im Ganzen wenig hervor- 
tretend. Die Thiere stammen von Mbusini, Usegua, 29. VII. und 
30. VIII. 88., ferner von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88., von Lewa, Usambaa 
25. IX. 88., Tschirutae, Ukuere, 22. VIII. 88. und von Mangualla, 
Ungü, IX. 88. Kein Exemplar erreicht die Buntheit der Unterseite, 
wie sie bei solchen von der Westküste auftritt. Die Art wird erwähnt 
bei Aurivillius, Lep. Damar 1879, p. 41 und Lep. Gab., p. 211; 
Boisduval, Voy. Deleg.n. 76; Dewitz,l.c. 1879, p. 27; Gerstäcker, 
l. c.p. 370; Möschler, Goldküste, p. 60; Fromholz-Meyer, p. 80; 
Oberthür, Etude II, p. 28, Risult. XVI, p. 729; Rogenhofer, 
in Baumann’s Usambara, p. 327 n. S4; Wallengren, Rhop. Caffr., 
p. 28; Westwood, ]. c. p. 358 n. 51. 


Genus Aterica, Borsduval. 
52. (1.) Aterica Teophene, Hopffer. Hopffer, Peters Reise, 
Moz., P. 380, 12.22, a. 


Ein einzelnes Exemplar von Mbusini, Usegua, 29. VIII. SS., der 
Hopffer’schen Abbildung entsprechend. 


Genus Gharaxes, Ochsenheimer. 


53. (1.) Charaxes Castor, Cramer. Pap. Castor, Cramer, 
T. 27, ££. CD (1776); Trimen and Bowker, 1. c. p. 338: 

Ein stark geflogenes 2 von Ost-Ungü, IX. 88. liegt von dieser 
bei Aurivillius, Lep. Gab., p. 214 n. 135; von Dewitz, 1879, p. 28 
und Möschler, Goldküste, p. 61 erwähnten Art vor. 


Satyridae. 


Genus Yphthima, Hübner. 


54. (1.) Yphthima Asterope, Klug. Hipparchia Asterope, 
Klug, Symb. Phys. Dec. IH, 4. T. XXIX, f. 11—14 (1832); Trimen 
and Bowker, 1. c. I, p. 66. 


Lepidopteren. 27 


Es liegen Exemplare vor von Sansibar, 23. VI. 88; von Kikoko, 
Usaramo, 18. VIII. 88; Sacurile, Ukuere, 20. VIII. 88. und Mhonda, 
Ungü, 6. IX. 88. Das grosse Auge der Oberseite der Oberflügel ist 
von einer rauchgrauen Einfassung umgeben. Die weit verbreitete Art 
wird erwähnt bei Dewitz, Afr. Tagschm., 1879, p. 17; Gerstäcker, 
l. c. p. 370; Lederer, Verh. zool.-bot. Ges., Wien 1855, S. 1, f. 6; 
Hopffer, Peters Reise, p. 395; Mabille, 1876, p. 200; Möschler, 
Goldküste, p. 65; Snellen, T. v. E. 1872 n. 84. _ Sie findet 
sich in Arabien, Syrien, Java, China, den Molukken und in Ost- 
und Westafrika. 


Genus Mycalesis, Hübner. 


55. (1.) Mycaelsis Safitza, Hewitson. Hewitson, Gen. Diurn. 
Lep., p. 394 n. 10, pl. 16, f. 3 (1851); Trimen and Bowker, 1. c. I, 
p. 105. = 

Safitza ist synonym mit Mye. Eusirus, Hopffer, Peters Reise, 
Moz., p. 393, pl. 35, f. 3, mit M. Injusta, Wallengr., Rhop. Caffr., 
pr 33.4857), M. Garfra, -Wallengr., 1. c. 185%, p.-34 und. Myc. 
Kimemuis, Hopiter, 1..c. 9.394, p1..25, 4. 5, 6.1862). 


Die Exemplare der Grundform (Eusirus Hopffer) stammen von 
Mbusini, Usegua, 29. VIII. 88. und von Bagamoyo, 23. VI. 88. und 
25. VI. 88., sowie von Lewa, Usambaa 25. IX. 88; die der var. Evenus, 
Hopffer, sind von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. und 7. IX. 88., sowie von 
Bagamoyo, 27. VI. 88. Safıtza findet sich erwähnt bei Dewitz, 1. c. 
1879, p. 16; Eusirus bei Meyer, 1. c. n. 30; Oberthür, Ris. XVII, 
p. 709 n. 77 und Rogenhofer, Afr. Schm., Hofm., p. 462, welcher 
in Baumann’s Usambara, p. 328, die beiden Formen Eusirus und 
v. Evenus — Usagarae, Staudinger i. 1. aufführt. 


56. (2.) Mycalesis Dankelmanni, Rogenhofer. Rogenhofer 
in Baumann’s Usambara, Anhang S. 330 n. 92 (1891), Afr. Schm., 
k. k. Hofmuseum, p. 462, T. XV, f. 9 (1891). 


Ein geflogenes 2 von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. entspricht der 
angeführten Abbildung Rogenhofers im Wesentlichen, doch ist der 
Schatten um das Auge der Oberseite der Vorderflügel heller gefärbt, 
die Augen der Unterseite der Hinterflügel sind kleiner. Der Verlauf 
der heller gewellten, scharf von der hellen Aussenparthie abgesetzten 
Querbinde aller Flügel ist wie auf der Abbildung, dagegen zieht sich 
noch eine zweite, ebenfalls nach aussen convexe, undeutliche, nach 
innen etwas heller eingefasste Querbinde als Abgrenzung des Flügel- 
grundes vom Mittelfelde, welche bei Rogenhofer fehlt. 


28 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Genus Melanitis, Fabricius. 

57. (1.) Melanitis Leda, Linne. Linne, Syst. Nat. ed. X, 474; 
Trimen and Bowker, ]. c. p. 712. 

Ein Exemplar, Bagamoyo, 25. VI. 88., der Ismene, Cramer, 
T. 25, f. AB, entsprechend. Die weit verbreitete Art (Südasien, 
Australien, Afrika) wird fast in allen Faunenberichten erwähnt, so von 
Aurivillius, Lep. Gab., p. 198; Dewitz, Afr. Tagschm. 1879, 
p- 175 .Hopffer, l. ©. p. 392; Mabille, Yzc. p. 199, 0pehu 
Ris. XV, p. 185 und XVQ, p. 720; Saalmüller, l.c.p. 90; Snellen, 
T. v. BE. XV, 2. 125 Westwood, Ileeep. 2358. 


Genus Physcaeneura, Wallengren. 
Periplysia, Gerstäcker. 

58. (1.) Physcaeneura Leda, Gerstäcker, v. d. Decken’s Reise, 
p- 37, Tal AN 3,2322 (18709): 

o' 2 von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. Das 2 zeist auf der 
Oberseite der Hinterflügel am Innenrande nach innen von der bräun- 
lichen Aussenrandsbinde einen bräunlichen, runden Punkt, welchem 
unterseits ein hellgelblicher Fleck mit silberner Pupille entspricht. 
Auch sind die vom Vorderrand und Hinterrand der Hinterflügel ın 
die Flügelmitte laufenden parallelen Linien viel stärker entwickelt, als 
sie bei Gerstäcker dargestellt sind. Das „' zeigt zwar die Flecke 
der Oberseite der Hinterflügel nicht, hat aber auf der Unterseite den 
gleichen, bei Gerstäcker nicht angegebenen Fleck, wie das &. Auch 
ist die Flügelmitte des Hinterflügels gelblich tingirt. 

Vergleiche auch die Bemerkungen bei Trimen and Bowker, 
l. c. L, p. 71. über diese und die verwandte Art Panda, 


Boisduval. Leda wird erwähnt bei Rogenhofer in Baum. Usamb., 
pP. 32,8:n.789, 


Lycaenidae. 


Genus Lycaena, Fabricius. 


59. (1.) Lycaena Asopus, Hopffer. Hopffer, Monatsb. Berl. 
Ac. 1855, p. 642 n. 22 und Peters Reise, Moz., p. 410, pl. 26, 
f. 13, 15 (1862); Trimen and Bowker, 1. c. D, p. 17. 

Drei ganz verflogene Exemplare ohne Schwänzchen von 
Bagamoyo, 25. VI. 88., Mbusini, Usegua, 29. VIII. 88. und Mhonda, 
Unguü, 7. IX. 88. dürften dieser Art angehören. 


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Lepidopteren. 29 


60. (2.) Lycaena Lysimon, Hübner. Hübner, Samml. Exot. 
Schm., F. 534—535, 1798; Trimen and Bowker, 1. c. IL, p. 45. 

Vier, sämmtlich sehr verflogene Exemplare, rechne ich hierher: 
2 von Sansibar, 28. IV. und 4. VI. 88., 3 von Bagamoyo, 23. und 
26. VI. 88. Bei dem einen Exemplar von Sansibar, das kleiner ist 
und auch verlängerte Flügel hat, kann man versucht sein, es als 
Gaika Trimen (= Pygmaea, Snellen) anzusehen. Gerstäcker, 1. c. 
p. 374, hält Gaika (erwähnt bei Johnston, ]. e. n. 10) für identisch 
mit Lysimon. 


61. (3.) Lycaena Baetica, Linne. Linne, Syst. Nat. I. 1, p. 789 
n. 226 (1767); Trimen. and Bowker, 1. c. IL, p. 59. 

Ein verflogenes Exemplar, Bagamoyo, 25. VI. 88. dieser weit 
verbreiteten, von Aurivillius, Lep. Damar., p. 44; Boisduval, 
Voy. Deleg. n. 44; Möschler, Kaffernl., p. 204 n. 57; Oberthür, 
Ris. XV. n. 54 und XVII. n. 73, sowie Plötz, St. Ent. Zte. 1880, 
p- 203 n. 185 aufgeführten, auch europäischen Art. 


62. (4.) Lycaena Telicanus, Hübner. Hübner, Europ. Schm. I, 
FF. 371—372, 553—554 (1791); Trimen and Bowker, ]l. c. II, p. 69. 

Beschädigte Exemplare liegen vor von Sacurile, Ukuere, 20. VIII. 88. 
und von Mangualla, Ungü, 9. IX. 88. von der über Europa, Asien und 
Afrika verbreiteten Art, welche erwähnt wird_von Dewitz, 1. c. 1879, 
Pe A kromih oz Mile ver. 12:02:90, 58;  Hoptter, 1: c.,.p.. 406; 
Möschler, Kaffernland, p. 284 n. 58 und Westwood, |. c. p. 368. 


63. (5.) Lycaena Jesous, Guerin. Guerin, Voy. Lefebre VI, 
p. 313, pl. I, f. 3, 4 (1847); Trimen and Bowker, 1. c. p. 72 (Jesous) 
und p. «3, pl. VII, f. 5 (Morigqua). 

‘Ein Exemplar von Sacurile, Ukuere, 20. VIII. 88. ziehe ich 
hierher ; Jesous ist wohl identisch mit Moriqua, Wallengren, 1. c. p. 39 
und Benigna, Möschler, Verh. k. k. zool.-bot. Ges. Wien 1883, p. 285, 
Taf. 16, f. 1, wiewohl M. diese drei Formen als verschiedene Arten 
aufführt. Erwähnt bei Aurivillius, Lep. Gab., p. 220, Ent. Tid. 1881, 
p-. 91, Lep. Damar., p. 49; Fromholz-Meyer n. 59 und Westwood, 
K2ecp.23061. 


64. (6.) Lycaena Sybaris, Hopffer. Hopfter, Peters Reise, 
p. 453, T. 26, f. 6—8 (1862); Trimen and Bowker, 1. c. p. 85. 

Zwei Exemplare, Bagamoyo, 25. VI. 88. dieser von Aurivillius, 
Lep. Damar., p. 44, Wallengren, Rhop. Caffr., p. 37 und Westwood, 
l. ec. p. 381 erwähnten Art. 


30 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Genus Lycaenesthes, Moore. 
65. (1.) Lycaenesthes Amarah, Guerin. Gu£rin, Voy. Lefebre VI, 
=n. 384, pl. 11, f. 5, 6; . Drimen and. Bowker, 22.11, 2p.32. 
Ein Exemplar, Sacurile, Ukuere, 20. VII. 88. dieser Art in 
schlechtem Zustande. 


Genus Jolaus, Hübner. 


66. (1.) Jolaus Caeculus, Hopffer. Hopfier, Monatsb. Berl. 
Ac. Wiss. 1855, p. 642, Peters Reise, Taf. 25, f. 12—14; Trimen and 
Bowker; 1. .c. IL, p. 1160,18: 

Ein sehr verletztes Exemplar, Bagamoyo, 25. VI. 88., welchem 
die hinteren Theile der Hinterflügel fehlen, ziehe ich hierher. !) 


Genus Pentila, Westwood. 
67. (1.) Pentila Tropicalis, Boisduval. Boisduval, Voy. Deleg., 
p. 589 n. 46 (1847); Trimen and Bowker, l. ec. H, p. 211. 
Es liegen zwei Exemplare von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. und 
eines von Kikoko, Usaramo, 18. VII. 88. dieser von Hopffer, |. c. 
p- 473 und von Wallengren, Rhop. Caffr., p. 46 erwähnten Art vor. 


Genus Lachnocneme Trimen. 

68. (1.) Lachnocneme Bibulus, Fabricius. Fabr., Ent. Syst. II. 1., 
p-307n.163 (1793); Donovan, Ins. Ind., pl. 46,f.1(1800); Lyc. Delegorguei, 
Boisduval, Voy. Deleg., p. 388 (1847); Trimen and Bowker, 1. c. II. p. 255. 

Ein nur eben noch kenntliches Exemplar von Mhonda, Ungü, 
9. IX. 88. dieser von Hoptfer, 1. c. p. 411. aufgeführten Art. 


Hesperidae. 


Genus Pamphila, Fabr. 
69. (1.) Pamphila Lugens, Hopffer. Hopffer, Monatsb. Berl. 
Ac. Wiss. 1855, p. 643 und Peters Reise, Moz., p. 428, T. 26, 
f. 5, 6 (1862); Trimen and Bowker, 1. c. III, p. 318. 
Ein Exemplar, Bagamoyo, 27. VI. 88. 


70. (2.) Pamphila Fatuellus, Hopffer. Hopffer, Peters Reise, - 


p. 417, pl. 26, f. 3, 4 (1862). 

Ich glaube ein Exemplar, Bagamoyo, 25. VI. 88. hierher ziehen 
zu müssen; die Species wird erwähnt noch bei Saalmüller, I. c. 
p. 107. und Wallengren, 1. c. p. 48. 


O F \ b) . en r. r 
I) En zum G. Pseudodipsas gehöriges Exemplar von Kikoko, Usaramo, 
18. VIII. 1888. kann ich wegen seines defekten Zustandes hier nur erwähnen. 


Zr 


Lepidopteren. 31 


71. (3.) Pamphila Matthias, Fabr. 
2 Exemplare, 1 von Mbusini, Usegua, 28. VIII. 88. und 1 von 
Bagamoyo. 
Genus Pterygospidea, Wallengren. 


72. (1.) Pterygospidea Djaelalae, Wallengren. Wallengren, 
Rhop. Caffr., p. 55 n. 5; Trimen and Bowker, 1. c. p. 354. 

Ein Exemplar, Mhonda, Ungü, 6. IX. 88., bei welchem indess 
die Unterseite nicht röthlichbraun, wie auf der Trimen’schen Abbildung 
ist, sondern schwärzlichbraun, wie die Oberseite. 


Genus Hesperia, Fabricius. 


73. (1.) Hesperia Florestan, Cramer. Cramer, pl. 391, £. EF 
(1782); Trimen and Bowker, 1. c. p. 368. 

Zwei Exemplare, Bagamoyo, 27. V1-'88. und Mhonda, Ungü, 
6.IX. 88. Die Art wird erwähnt bei Aurivtllius, Lep. Gab., p. 226 
n. 211; Boisduval, Voy. Deleg.n. 80; Möschler, Kaffernl., p. 287; 
Hopffer, l.c. p. 414; Saalmüller, p. 113 und Westwood, 
l. c. p. 362, welcher Pisistratus Fabr. mit Florestan Cr. vereinigt. 


Heterocera- 
Agaristidae. 


Genus Xanthospilopteryx, Wallengren. 


Wallengren, Oefv. Vet. Akad. Förh. XV, p. 83 (1558); Kirby, 
rannte Sog. 1891, p. 279 1 

Kirby hat die verschiedenen Formen des genus Xanthospilopteryx 
Wall. in einer besonderen Monographie (l. c.) bearbeitet. Ich muss 
aber ebenso wie Dr. Karsch gestehen, dass hierdurch keine grössere 
Klarheit geschaffen worden ist. Die von Kirby, wie von manchem 
seiner Landsleute aufgestellten Arten scheinen mir öfters nur Varietäten 
nahestehender Formen zu sein und die von Kirby zur Eintheilung des 
Genus benutzten Merkmale scheinen mir schwankende zu sein. 


74. (1.) Xanthospilopteryx Pallida, WIk.? an var? Walker, 
Carr pr Den 91898) Buil, IN. Dyp@kep., Het.-I, p- 10, pl. V, 
223, (1840) 3 Kirby, 12 ec, D..283. 

Das mir mit der Bezeichnung, 2. X. 89. Sansibar, vorliegende 
Exemplar stimmt mit der Kirby’schen Abbildung von Fatima (l. c. pl. XV, 
f. 2) in der Zeichnungsanlage fast völlig überein, aber die dort gelb 


32 Dr. Arnold Pagenstecher. 


angegebenen Flecke der Oberflügel sind bei dem vorliegenden Exemplare 
weiss (gleich wie bei einem sehr ähnlichen aus Cameroon mir vorliegenden) 
‚und der Apikalfleck schmaler. Kirby nennt diese seine Fatima, 
welche von Mabille, Bull., Soc. Ent. France (2) X, p. CXXIV (1890) 
von Ostafrika als Euphemia angeführt wird, „intermediate between 
X. Geryon (Fabr.) and X. superba (Butl.).“ Letztere soll nun gleich 
Geryon Wall. sein. — Unserer Form fehlt der gelbe Halskragen, wie 
der strichförmige Fleck am Grunde des Vorderflügels längs des 
Innenrandes. Auf der Unterseite sind alle Flecke blendend weiss, 
wie auch die oberseits gelben Ringe des Hinterleibs unten weisslich 
sind. Mit keiner der unter Kirby’s Abtheilung A., Species with white 
markings on the fore wings, aufgeführten Arten stimmt das vorliegende 
Exemplar völlig; am nächsten kommt es Pallida, Walk. (Butler, 
Ill. Lep. Het. B. M. 1877 1, pl. V, £. 3) welche Abbildung indess nach 
einem verdorbenen Exemplar nach Westwood und Kirby gemacht 
ist und Niveosparsa Westwood (Oates Matabele Land, ed II, p. 565). 

Da mir, wie bemerkt, ein fast völlig gleiches Exemplar von 
Cameroon, der Heimath von Pallida und Niveosparsa vorliegt, werden 
meine Zweifel an der Artberechtigung der verschiedenen genannten 
Formen sich wohl als berechtigt erweisen. Der Mangel an grösserem 
Material gestattet mir keine Entscheidung. 


Castniidae. 


Genus Egybolis, Boisduval. 

Boisduval, Voy. Deleg. I, p. 595 (1847). 

Der Genus wurde von Kirby in seimem Cat. Het. p. 393 zu 
den Hypsidae, von Wallengren (l. c. p. 8) zu den Castniina gesetzt. 

75. (1.) Egybolis Vaillantina, Stoll. Stoll, Suppl. Cramer, 
T. 31, f. 3 (1790), Wallengsren, K. Vet. Acad. Handl. (2) V. (4), 
p.. 8.n. 1 (1865),2 Kırby,, Gatg Her p7338: 

Mehrere Exemplare, Bagamoyo, 25. und 27. VI. 88. und Sansibar, 
4. VI. 88. von dieser schönen, auch von Hopffer, 1. c. p. 428 
erwähnten Art. 


Arctiidae. 


Genus Metarctia, Walker. 


76. (1.) Metarctia Rufescens, Walker. Walker, Cat. Lep. 
Het. Br. Mus. IH. p. 769 (1855); (Maculifera Waller.). 
Ein Exemplar, Quilimane 23. I. 1889. 


Lepidopteren. 33 


Genus Alva, Walker. 
(Spilosoma ?) 


77. (1.) Aloa spec. Ein Exemplar, 16. II. 89. Quilimane, 
welches ich nicht näher bestimmen kann, einfarbig gelb, der Hinterleib 
mit. schwarzen Rückenpunkten. 


Subf. Spilomatinae. 


Genus Diaphone, Hübner. 


Hübner, Verz. bek. Schmett., p. 188 (1822); Kirby, Cat. Het., 
p. 909; Taeniopyga, Wallengren, Oefv. Vet. Akad. Förh. XV, p.250 (1858). 


78. (1.) Diaphone Eumela, Cramer. Cramer, Exot. IV, T. 347, 
Fig. G (1781); Ophios. Eumela, Saalmüller, Mad. Lep., p. 160; 
Taeniopyga Eumela, Wallengren, Caffr. Het., p. 50. 

Kirby (Cat. Het. 909) führt bei dieser Gattung 5 verschiedene 
Arten an: Eumela, Cramer; Evidens, Guerin; Elegans, Fabricius 
(= Sylvina, Walker und Eumela, Wallener.); Mossambicensis, Hopffer 
(Sylviana var.) und Sylviana, Stoll (Taf. 41 f. 4). Mabille, Ann. 
Soc. Ent. France 1879, p. 309, zieht Eumela, Cr. und Sylviana zu- 
sammen, ebenso Saalmüller, welcher auch Evidens Guerin, Sylviana 
Wlk. und Sylviana, var. Mossambicensis, Hopffer damit vereinigt. 
Möschler (Beiträge: Schmett. Kaffernl. p. 290) führt Diaphone . 
Sylviana, Stoll (= B. Elegans, Fabr. und Chel. Evidens, Boisd.) bei 
den Noctuiden auf, wohin sie wegen des Ursprungs von R. 5 der 
Vorderflügel zu rechnen sei, und sagt: „Möglicherweise gehört zu 
dieser Art Eumelia, Cramer“. 

Zwei Exemplare, Mozambique, Festland, 4. I. 1889. 


Genus Saenura, Wallengren. 


Oefv. K. Akad. Förh. XV., p. 214 (1858). 


79. (1.) Saenura Lineata, Walker. Walker, Cat. Het. Br. 
Muzalll pr 6720n.2172 (1855) Kirby, ‚Cat. Het., p. 233, Aloa 
Sımplex Walk., I. c. p. 699 n. 1 (1855); Saenura Alba, Wallengr. 
Wiener Ent. Mon. IV., p. 162 n. 8 (1860). 

Ein Exemplar, Mhonda, Ungü, 1. IX. 88. 


Genus Alpenus, Walker. 


80. (1.) Alpenus Maculosus, Cramer IV., T. 370, f. B (1781); 
Kirby, Cat. Het., p. 238. 


34 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Ein Exemplar, Sansibar, 9. V. 88. dieser, auch von 
Möschler, Goldküste, p. 73 und von Oberthür, 1. c. XVII, p. 736 
„erwähnten Art. 

Genus Argina, Hübner. 

81. (1.) Argina Cribraria, Cramer 208, f. CG (1779); Kirby, 
Catalog Het., p. 350. 

Zwei Exemplare, Lewa, Usambaa, 25. IX. 88, dieser von 
Rogenhofer, l. c. p. 464 und Saalmüller, p. 160 erwähnten Art. 


Lithosidae. 
Genus Nola, Leach. 


82. (1.) Nola spec. Mehrere Exemplare, von Quilimane, 
12. 11. 89. und 14. U. 89. 10 mm Ausmass, weiss, mit drei bräun- 
lichen Querbinden, von denen die Mittelbinde die stärkste, auf den 
Vorderflügeln. Hinterflügel weisslich. Nicht näher bestimmbar. 

Zwei weitere Exemplare (verflogen) von Quilimane, 13. I. 89, 
dürften derselben, oder einer nahe stehenden Art angehören. 


Genus Nudaria, Haw. 


83. (1.) Nudaria spec. Von Quilimane, 11. I. 89. 10 mm. 
Hellgelb, mit dreifacher, schwarzer Fleckenreihe der Vorderflügel, von 
denen die innere und mittlere aus je drei schwarzen Punkten, die 
äussere, nahe dem Aussenrande aus zahlreichen schwarzen Fleckchen 
besteht. Hinterflügel etwas heller. 


84. (2.) Nudaria spec. Von Quilimane, 13. I. 89. und 30. I. 89. 
15 mm. Schmutzigbraun mit schwärzlichem Mitteltleck der Vorder- 
flügel und etwas hellen Hinterflügeln. 


85. Nudaria spec. Quilimane, 9. U. 89. 12 mm. Vorder- 
flügel weisslich und bräunlich gemischt mit zwei schwarzen Flecken im 
Grunde und einem an der Spitze der Zelle. Hinterflügel schmutzig- 
grau. Hierher oder zu Pitanea gehörig. 


Genus Aemene, Walker. 


(Autoceras, Felder.) 

86. (1.) Aemene spec. Quilimane, 2. II. S9. 15 mm. Hell- 
bräunlich erdfarben, mit drei schwarzen, im Dreieck in der Flügel- 
mitte .der Vorderflügel stehenden Punkten und schwarzer, aus Punkten 
bestehenden Aussenrandlinie. Hinterflügel einfarbig hellbraun. 


Lepidopteren. 35 


Nyctemeridae. 


Genus Nyctemera, Hübner. 


87. (1.) Nyctemera Leucono&, Hopfter. Hopffer, Monatsb. 
Berl. Acad. Wiss. 1857, p. 422; Peters Reise, Mossamb. V, p. 430, 
7228.23 (862). Kırby, Catı Het., p. 422 

3 22 Mhonda, Ungü, 6. IX. = un 14. IX. 88. und 
Mangualla, Ungü, 9. IX. 88. 


Liparidae. 


Genus Leucoma, Hübner. 


88. (1.) Leucoma Depauperata, Mabille.. Porthesia D., 
Mabille, Comptes Rendues Soc. Ent. Belg. XXIII, p. XVII (1880); 
Kirby, Cat. Het., p. 446. 

Drei Exemplare liegen vor: Quilimane, 22. I. 89, 6. II. 89, 
8. II. 89; Saalmüller, 1. c., p. 183 n. 440, erwähnt die Species ebenfalls. 


Genus Dasychira, Hübner. 


89. (l1.) Dasychira Herbida, Walker, Cat. VII, p. 1740 (1856); 
Kirby, Cat. Het., p. 484. 
Ein schlecht erhaltenes Exemplar von Sansibar, 20. X. 88. 


Genus Psalis, Hübner. 


90. (1.) Psalis Securis, Hübner, a f. 291, 292 (1823); 
Kirby, Cat. Het., p. 487. 

12 Quilimane, 2 451.895 von en Exemplaren nicht 
verschieden. 


Genus Laelia, Steph. 


91. (1.) Laelia Subrufa, Snellen, Tijd. v. Ent. XV, p. 39 
MEZ AN ERL05, 8,06 (1879), XXV,p: 231; Midd. Sum. 
Lep., p. 32; Kirby, Cat Het., p. 460. 

Ein Exemplar 2 von Mbusini, Usegua, 29. VIII. 88. 


92. (2.) Laelia spec., an Subrufa var. ? 

Eine der vorgenannten sehr nahestehende Art ist in drei 
Exemplaren vertreten (2 c” Quilimane, 6. Il. 89. und 1221. II. 89.) 
Sie unterscheiden sich nur dadurch, dass die Flecke der Vorderflügel 
roth und die Hinterflügel nicht heller sind, wie die Vorderflügel, 
sondern in gleicher Färbung. Sollte die Art noch unbeschrieben sein, 
so würde sie vielleicht als Rufopunctata bezeichnet werden köpnen. 

g* 


36 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Genus Rhanidophora, Wallengr. 


93. (1.) Rhanidophora Phedonia, Öramer IV, t. 347 0 (1782); 
"Wallengren, Vet. Akad. Handl. (5) IV, p. 48 (1865); Kirby, Cat. 
Het., p. 462. 

Enydra Cinctigutta, Walker, "Trans. Ent. Soc. Lond. (3.) I, 
p. 77 (1862); Enydra Phedonia, Möschler, Kaffernl., p. 288 n. 90; 
Isochroa Eburneigutta, Felder, Nov. Lep., T. 101, F. 26; Chelonia 
Phedonia, Boisd., Voy. Deleg. II, 538. 

Zwei Exemplare, Pongue, Usegua, 24. VIII. 88. und Mbusini, 
Usegua, 29. VII. 88. von dieser, auch bei Meyer, Gletscherfahrten 
App. n. 65 erwähnten Art. 


Genus Ornithopsyche, Wallengren. 


94. (1.) Ornithopsyche Hypoxantha, Wallengr., K. Vet. Akad. 
Handl. 1865, p. 36 (1865); Felder, Nov. Lep., T. 100, F. 4 (1874) 9; 
Kirby, Cat. Het., p. 496. 

Ein /, 20. I. 89. Quilimane. 


Psychidae. 


Es liegen drei getrocknete Säcke von Psychidenraupen vor. 
Der eine (95), Mbusini, Usegua, 27. VII. 88, ist 70 mm lang, 20 mm 
dick und besteht aus parallel aneinander gereihten, kleinen, bräunlichen 
Holzstückchen, über welchen auf beiden Seiten ein graues, dichtes 
Filzgewebe heraussteht. Auf der einen Seite ist eine kleine Ausgangs- 
öffnung sichtbar. 

Ein zweiter Sack, Kikoko, Usaramo, 18. VII. 88, ist 56 mm 
lang und gehört wohl derselben Art an. Die Holzstückcben, die ihn 
bilden, sind etwa 2 mm dick und 40 bis 80 mm lang; es sind dünne, 
parallel aneinander gereihte Stäbchen, welche ebenfails beiderseits einen 
. grauen Raupenfilz heraustreten lassen. 

Ein dritter Sack (96), Quilimane, 26. I. 1889, gehört wahr- 
scheinlich einer anderen Art an. 

Er ist aus hellen, parallel aneinandergereihten Zweigstückchen 
gebildet und zeigt, in der Mitte geöffnet, den trockenen Raupentfilz 
mit einem schwärzlichen Raupenkörper, von dem sich ein heller, gelber 
Kopf und gelbe, mit bräunlichen Flecken besetzte Halsringe absetzt. 

In Spiritus aufbewahrt, finden sich noch einige weitere Säcke 
vor, von denen zwei aus bis zu 86 mm langen Reiserstückchen zusammen- 
gesetzt und ebenso gestaltet sind, wie die beiden Erstgenannten. Beide 
stammen von Sansibar, 30. V, 88, 


Lepidopteren. 37 


Ein dritter Sack (Quilimane, II. 89) besteht aus einem 30 mm 
langen Raupensack mit dünnen Stäbchen aus Rinden- und Blattstückchen, 
welche vom Anheftungsrande des Sackes aus divergirend abstehen. Er 
dürfte einer besonderen Art angehören (No. 97). 

Ferner finden sich in Spiritus vor drei schneckenhausähnliche 
Raupensäcke (No. 98), welche von etwa der doppelten bis dreifachen 
Grösse sind, wie die Gehäuse unserer Psyche helix. Sie stellen fein- 
granulierte, dunkle, aus drei Windungen bestehende Schalen dar mit 
offenem Nabel und weiter Endöffnung. Sie stammen von Kihengo, 
17. IX. 88. Während zwei derselben offenbar leer sind, lässt sich aus 
dem dritten ein 1,5 cm langer, dünner Raupenkörper hervorziehen mit 
hornigem Kopf und drei Paar freien Brustfüssen. 


Limacodidae. 


Genus Miresa, Walker. 


99. (1.) Miresa Pyrosoma, Butler, Cist-Ent. II, p. 23 (1881); 
Saalmüller, Mad. Lep., p. 200, Taf. 5, f. 73, 73a (1886); Kirby, 
Cat. Het., p. 550. 


Ein Exemplar, Sansibar, 3. VI. 88, ist etwas grösser, als die 
Abbildung Saalmüllers die Art darstellt, und unterscheidet sich durch 
einen heller gefärbten Vorderrand der Vorderflügel, wie durch einen 
breiten, gelblichen Rand der Hinterflügel. 


Genus Parasa, Moore. 
100. (1.) Parasa spec. (Ancilis, Wallgr.?) 
Ein Exemplar, Quilimane, 24. II. 1889; 27 mm gross, ist der 
P. Ancilis, Wallengren, Wien, Ent. Mon. VII, p. 142 (1863); Vet. Akad. 
Handl. (2) V (4), p. 24 (1865); Kirby, Cat., p. 543, nahe stehend 
oder diese Art. 


Sphingidae. 


Genus Theretra, Hübner. 


101. (1.) Theretra Balsaminae, Walker, Cat. Lep. Het. Br. 
Mus. VIII, p. 138 n. 18 (1856); Butler, on Sphingidae, Tr. Zool. Soc. 
Vol. IX, p. 10 (1879); Menetries, Enum. Corp. An. Mus. Petrop., p. 92 
(1888); Kirby, Cat. Het., p. 654. 


Ein Exemplar 7, Quilimane, 19. I. 89, 


38 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Genus Euchlora, Borisduval. 

102. (1.) Euchlora Megaera, Linne, Syst. Nat. I, p. 492 n. 19 
(1758); Mus. Lud: Ulr., p. 358 (1762); Clerck, Icones T. 47, f. 2 (1759); 
Walker, Cat. VIII, p. 179 n. 11 (1856); Boisduval, Het., p. 214 (1875); 
Butler, Tr. Zool. Soc. 1877, p. 577; Kirby, Cat. Het., p. 670. 

Ein Exemplar, 1. VII. 8S, Sansibar, dieser auch von Hopffer 
und Oberthür erwähnten Art. 


Genus Nephele, Hübner. 


103. (1.) Nephele Argentifera, Walker, (Zonilia A.) Cat. VII, 
p. 194 n. 9 (1856); Butler, Tr. Zool. Soc. 1877, p. 622 n. 6; Kirby, 
Cat. Het., p. 679. 


Zwei Exemplare, Mozambique, 8. I. 88. (2) und Quilimane, 
8. III. 89. (CO). 


Saturnidae. 


Genus Bunea, Hübner. 
104.(1.) Bunea Epithyrena, Maassen; Beiträge zur Schmetterlings- 
kunde, Heft 5, f. 86, 87 (1886); Kirby, Cat. Het., p. 752. 


Ein Exemplar () verflogen, von Sansibar, 29. XI. 88. 


Genus Antheraea, TZübner. 


105. (1.) Antheraea Zambesina, Walker, (Bunea Z.) Cat. XXX, 
p. 523 (1865); Thyella Z., Felder’s Reise, Nov. Lep. IV, T. 85, £.5 
(1874); Anth. Z., Maassen, Beiträge zur Schmett., f. 96 (1886); Kirby, 
Cat. Het.,'p. 758. 

Es liegen drei nur wenig varürende Pärchen vor. Es stammen: 
1 c” von Sansibar, 19. IV. 88; 2 fo und 3 22 von Quilimane und 
zwar 1 c’ 10. II. 89., 1 & 21. II. 89, 2 92 15. II. 89. 


Lasiocampidae. 


Genus Dreata, Walker. 


106. (1.) Dreata Pomona, Weymer, Stett. Ent. Ztg. 1872, p. 113. 
Ein Exemplar, Quilimane, 11. II. 89. 


D3 


Lepidopteren. 39 


Genus Dendrolimus, Curtis. 
(Lasiocampa, Schrank). 


107. (1.) Dendrolimus Capensis, Linne, Syst. Nat. 1 (2), 
p. 813 n. 20 (1767); Bombyx Pithyocampa, Cramer IV, T. 304, E. F.; 
Hübner, Samml. exot. Schm. I (1806?); Kirby, Cat. Het., p. 815. 
Ein verflogenes Exemplar, Mbusini, Usegua, 29. VIII. 88. 


Zeuzeridae. 
Genus Phragmataecia, Newm. 


108. (1.) Phragmataecia Brunni Pag. nov. spec. 

Zwei Exemplare, c', von Lewa, Usambäa, 25. IX. 88, dürften 
wohl einer noch unbeschriebenen Art angehören. Sie haben die Grösse 
und den Habitus unserer Phragm. Arundinis, sind aber am Körper 
und den Vorderflügeln einfarbig rauchbraun. “Die Hinterflügel sind 
schmutzig gelblichweiss, nach aussen russig angehaucht. Die Unterseite 
ist wie oben. Beide Exemplare sind verflogen. 

Phragmat. Impura, Hampson, Ill. Typ. Spec. Lep. Het. Br. 
Mus. VII, p. 66, Taf. CXLIV, £. 7 von 8. India (Nilgiri) ist eine 
sehr nahestehende, etwas kleinere, möglicherweise auch identische Art. 


m 


Nocetuidae. 
Leucanidae. 


Genus Sesamia, Guence. 


109. (1.) Sesamia Tosta, Snellen, Tijd. v. Ent. XV, p. 50, 
eV. Les. 
Drei Exemplare von Quilimane, 19.1. 89, 20. U. 89. und 17. I. 89. 


110. (2.) Sesamia Madagascariensis, Saalmüller. Mad. Lep., 
p- 263 n. 590. 
Von Quilimane, 12. II. 89. 


Genus Leucania, Ochs. 


111. (1.) Leucania Punctulata, Wallengren. Wallengren, Lep. 
Het. Caffr., p. 58 (1863). 

Hierher dürften mehrere, meist verflogene, Exemplare gehören, 
welche von Quilimane aus den Monaten Januar und Februar stammen. 


40 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Glottulidae. 


Genus Brithys, Hübner. 
112. (1.) ‘Brithys Dominica, Cramer, P. E., T. 399, f. H.; 


Guenee, Sp. L. Noct., p. 186; Walker, Cat. IX, p. 141; Saalmüller, 
Mad. Lep., p. 263; Hadena Pancratii, Boisduval, Faune Mad., p. 91. 


Ein Exemplar, Quilimane, 30. I. 89. 


Genus Spodoptera, Guenee. 


113. (1.) Spodoptera Capicola, Herrich Schäffer. Aussereurop. 
- Schmett., f. 131 (1854); Möschler, Beitr. Schmett. Kaffernl., p. 294 n. 104. 
Mehrere Exemplare, Quilimane, 18. V. 89. und 19. I. 89. 


Genus Prodenia, Guenee. 


114. (1.) Prodenia Littoralis, Boisduval, Faune Mad, p. 91, 
T. 13, £. 8; Saalmüller, Mad. Lep., p. 267. 


Ein Exemplar (C’) von Sansibar, 24. IV. 88. 


Genus Caradrina, Ochs. 


115. (1.) Caradrina Superciliata, Wallengren, Het. Oaffr., p. 59. 
Mehrere, leider sehr verflogene Exemplare glaube ich hierher ziehen 
zu müssen, welche in Quilimane im Januar und Februar gefangen sind. 


116. (2.) Caradrina Ferida, Pag. nov. spec. 

Drei Exemplare von Quilimane, 2 7 vom 11.11.89. und 12.11.89. 
und 1 2 16. III. 89. gehören vielleicht einer noch unbeschriebenen 
Art an. Sie gleichen in der äusseren Erscheinung der Polia Maura, 
sind aber nur etwa halb so gross. Palpen, Kopf und Brust schwärzlich- 
braun, Hinterleib und Antennen graubraun. Vorderflügel schwärzlich- 
braun mit schwarzumzogener Ring- und Nierenmakel; der Vorderrand 
etwas dunkler, im Aussendrittel dichte, parallel laufende, dunkle Längs- 
striemen. Aussenrand schwarz punktirt, innere und äussere Querbinde 
schwärzlich, gezackt, Hinterflügel weisslich glänzend, der Vorderrand 
dunkler angelaufen. Beine braun, die Tarsen hell geringelt. Expans. 
alar. 18—22 mm. 


Genus Polia, Ochsenh. 


117. (1.) Polia Maura, Saalmüller, Mad. Lep., p. 308, f. 235. 
Ein < von Quilimane, 26. II. S9, ein 2 von Sansibar, 20. X. Ss, 
letzteres etwas heller gefärbt, als das erstere. 


a an a 


Lepidopteren. 41 


Heliothidae. 


Genus Heliothis, Ochsenn. 


118. (1.) Heliothis Armiger, Hübner, Noct., f. 370; Saalmüller, 


Mad. Lep., p. 329. 
Ein Exemplar Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. von dieser weit ver- 


breiteten Art. 
Acontidae. 


Genus Euphasia, Steph. 


119. (1.) Euphasia Catena, Sowerby, Brit. Misc., p. 29, pl. 14; 


Guenee, Noct. II, p. 214. 
Ein Exemplar, Sansibar, 20. X. 88. 


Genus Acontia, Ochs. _ 


120. (1.) Acontia Urbani, Felder und Rogenhofer, Nov. Lep., 


2102,72 35 
Ein Exemplar, Quilimane, 18. I. 89. 


Erastriidae. 


Genus Erastria, Hübner. 
121. (1.) Erastria Fasciata, Wallengren, Wien, Ent. M. IV, p. 173. 
Sechs Exemplare, von Quilimane, 19. I. 89, 23.1. 89, 25.1. 89, 
und 6. I. 89. ö 


122. (2.) Erastria Griseola, Snellen, T. v. Ent. XV, p. 54. 


plelV. 2er 215. 
Exemplare von Quilimane, 19. II. 89, 22.1. 89. und 28.1. 89. 


Anthophilidae. 


Genus Microphysa, Boisduval. 


123. (1.) Mierophysa Namacensis, Guenee, Noct. II, 258 n. 1057. 
Ein Exemplar, Quilimane, 22. I. 89. 


124. (2.) Microphysa Stuhlmanni, Pag. nov. spec. 

2 Quilimane, 2. II. 89, 30 mm Ausmaass, der vorigen ähnlich, 
aber grösser und schärfer gezeichnet. Antennen borstenförmig. Palpen 
bräunlich, vorwärts und aufwärts gerichtet, beschuppt, drittes Glied kurz. 


42 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Kopf, Brust und Hinterleib bräunlich. Vorderrand der Vorder- 
flügel schwach convex, Aussenrand stark convex, der der Hinterflügel 
rundlich. Alle Flügel bräunlich mit hellem, grauviolettem Glanze. 
Zwei hellere, schmale Querlinien durchziehen die Flügel, von denen die 
äussere am Vorderrand schwach convex und nach innen schwärzlich 
eingefasst, die innere nach innen convex und aussen schwärzlich ein- 
gefasst ist. Das Wurzelfeld, in welchem noch eine undeutliche, unvoll- 
ständige, schwärzliche Querlinie, ist einfarbig bräunlich, wie das 
Mittelfeld, in welchem ausser einer dunklen Makel sich am Costalrande 
der beiden Querlinien je ein dunkler, dreieckiger Punkt zeigt, von 
denen der äussere grösser ist. Das Aussenfeld ist in seiner inneren 
Hälfte heller violettglänzend, die Wellenlinie undeutlich, in der äusseren 
Hälfte dunkler schwärzlichbraun beschattet mit helleren Adern und 
heller Fransenlinie. Fransen bräunlich. Die Hinterflügel zeigen in 
Fortsetzung der äusseren Querlinie des Oberflügels eine gebogene, helle, 
nach innen dunkel beschattete Querlinie. Das Wurzelfeld ist dunkler, 
das Mittelfeld heller, violettglänzend, mit verloschener Wellenlinie. Das 
Aussenfeld ist dunkel schwärzlichbraun mit heller Fransenlinie und 
bräunlichen Fransen. Die Beine sind bräunlich, die Hinterschiene 
verdickt, beschuppt und mit zwei Paar starken Spornen. Unterseite 
bräunlich mit Andeutung der Querlinie. 


Genus Xanthoptera, Guence. 


125. Cl.) Xanthoptera Selenicula, Snellen, Tijd. v. Ent., Bd. 21, 
p. 162, plan h 

Drei Exemplare von Quilimane, 19. I. 89., 20. II. 89. und 
17.100589) 

Genus Talpochares, Lederer. 
(Micra, Guenee). 

126. (1.) Talpochares spec., Caffrorum, Wallengr.? W. E. 

M. 1860 n. 6; Het. Caff., p. 71. 


Ein 2, Quilimane, 2. II. 89., welches dieser oder einer sehr nahe- 
stehenden Art angehört. 


Eurhipidae. 


Genus Eutelia, Hübner. 


127. (1.) Eutelia Cuneata, Saalmüller, Mad. Lep., p. 381, f. 179. 
Mehrere Exemplare von Mhonda, Ungü, 6. IX. 88. und Quilimane, 
28. ;89. 


Lepidopteren. 43 


Plusiidae. 


Genus Plusia, Schrank. 


128. (1.) Plusia Chaleytes, Esper, Eur. Schm., p. 447, T. 141, 
f. 3, Saalmüller, Mad. Lep., p. 391. 
Ein Exemplar, Quilimane, 22. I. 89. 


Hypogrammidae, 


Genus Selepa, Moore. 


129. (1.) Selepa Celtis, Moore, Cat. E. J. Comp. Mus. II, p. 353, 
15 SE, ı0 0) 

Ein Exemplar, Quilimane, 16. II. 89. 

Während Moore diese Art zu den Spinnern zählt, setzt sie 
Swinhoe in seinem Catalog 360 hierher. Snellen/hält sie mit Sarrhothripa 
verwandt. Die von Moore abgebildete Raupe spricht hierfür und für 
ihre Stellung zu den Spinnern. 


Polydesmidae, 


Genus Polydesma, Borsduval._ 


130. (1.) Polydesma Umbricola, Boisduval, Fauna Mad., p. 108, 
Parela252Saalmüller Le, p. 116. 
Ein Exemplar, von Quilimane, 16. II. 89. 


Homopteridae. - 


Genus Alamis, Guenee. 
131. (1.) Alamis Lituraria, Saalmüller, Mad. Lep., p. 419, f. 183. 
Ein 2 von Quilimane, 19. I. 1889. 


132. (2.) Alamis Nigrocollaris, Saalmüller, 1. c. p. 490. 
nm 824,1. 149. 

Ein 9, Sacurile, Ukuere, 20. VIII. 88. und ein weiteres Exemplar, 
Bagamoyo, 24. VI. 88., gehören wohl hierher. 


Ophiusidae. 


Genus Sphingomorpha, Guenee. 


133. (1.) Sphingomorpha Sipyla, Guenee. Noct. II, p. 222 
Wallengren, Lep. Het. Caffr., p. 75. 


44 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Zwei Exemplare, Quilimane, 13. I. 89. und 10. II. 89., liegen 
von dieser, auch von Möschler, Beitr. Schmett. Caffernl., p. 304. 
und von Oberthür, Ris. XVIO., p. 738. erwähnten Art vor. 


Genus Ophiusa, Ochsenh. 
134. (1.) Ophiusa Anfractuosa, Boisduval, Faune Mad., 


Taf. 15216. 
Ein 2 von Mhonda, Ungü, 1. IX. 88. 


135. (2.) Ophiusa Delta, Boisduval, F. Mad., T. 13, £. 1. 
Ein c? von Quilimane, 16. III. 89., 2 22 von Quilimane 19. I. 89. 
und 22. I. 89. 


Genus Grammodes, Guenee. 


136. (1.) Grammodes Stolida, Fabricius, Ent. Syst. III. 2. 
40 n. 109; Guenee, Noct. III, p. 276. 

Ein Exemplar, 16. III. 89. von Quilimane, von dieser europäischen, 
auch von Hopffer, ]. c. p. 437. aufgeführten Art. 


Genus Achaea, Hübner. 


137. (1.) Achaea Chamaeleon, Guenee, Noct. IH, p. 249. 
cC verflogen, Quilimane, 17. II. 89. 


i Remigidae. 
Genus Remigia, Guence. 


138. (1.) Remigia Frugalis, Fabr. Ent. Syst. III. 2, 138; 
Saalmüller, 1. .c. p. 472. 

Ein Exemplar von Bagamoyo, 25. VI. 88. und verschiedene von 
Quilimane, 12.1.8919. T. 89.5212 89 Zund 10211253: 


139. (2.) Remigia Archesia, Cramer, P. E. 273 F. G.; Saal- 
müller, 1.c. p. 472, 
Zwei Exemplare, Bagamoyo, 25. VI. 88. 


Thermesidae. 


Genus Capnodes, Guenee. 
140. (1.) Capnodes, spec. 
Zwei schlechte Exemplare, 24. I. 89. und 6. II. 89, Quilimane, 
einer mir und H. Snellen unbekannten Art. 


iin. 


Lepidopteren. 45 


Hypenidae. 


Genus Hypena, Treitschke. 

141. (1.) Hypena Obaceralis, Walker, Cat. Lep. Het. Br. Mus. 
XVI, p. 52 (1858); Ophiuche OÖ. Moore, Ceylon Lep., p. 229, pl. 175, 
f. 5 (1885). 

Mehrere Exemplare, Quilimane, 14.1. 89, 28.1. 89. und 2. II. 89. 
von dieser, nach H. Snellen auch auf Java vorkommenden Art. 

142. (2) Hypena spec. Ein nicht näher zu bestimmendes 
Exemplar von Quilimane, 14. I. 89. 


Genus Hypenodes, Guenee. 
143, (1.) Hypenodes spec. Ein Exemplar, Quilimane, 28.1. 89. 


Genus Marca, Saalmüller.. 
144. (1.) Marca Praelineata, Saalmüller, 1. c. p. 485, f. 138. 
Ein Exemplar, Quilimane, 6. II. 89. 


Herminidae. 


(renus Rivula, Guence. 
145. (1.) Rivula Terrosa, Snellen, Tijd. voor Ent. XV, p. 56, 
PEN RN DI A RRNV, 9.232. 
Mehrere Exemplare, Sansibar, 23. IV. 88. dieser verbreiteten Art. 


Genus Heterogramma, Guönce. 


146. (1.) Heterogramma Fuscicollis, Snellen, Tijd. v. Entom. 


XRIIE 135; XXIV, 68, pl. 7, £. 5; Celebes. 
Zwei Exemplare, Quilimane, 22. I. 89. und 12. I. 89. 


Einige Noctuinen mussten, meist wegen zu schlechter Conservirung, 


unbestimmt bleiben. 


Geometrina. 
Ennomidae. 


Genus Hyperythra, Guenee. 


147. (1.) Hyperythra Lutea, Cramer, 270, C. D. 
Ein verflogenes Exemplar, Mhonda, Ungü, 1. IX. 88. dieser sehr 
verbreiteten Art. 


46 Dr. Arnold Pagenstecher. 


Boarmidae. 


Genus Boarmia, Treitschke. 


148. (1.) Boarmia spec. Ein verflogenes 5 von Sansibar, 
20. X. 88. erlaubt keine nähere Bestimmung. 


Geometridae. 


Genus Thallasodes, Guenee. 


149. (1.) Thallasodes Rufomarginata, Pag. nov. spec. 

Ein , Quilimane, 10. II. 89. von 22 mm Ausmaass, dürfte 
einer noch unbeschriebenen Art angehören. Antennen weisslich, bis 
zum letzten Drittel stark gekämmt. Brust und Hinterleib grünlich, 
letzterer oben röthlich. Alle Flügel auf der Oberseite gesättigt grün. 
Vorderrand der Vorderflügel weisslich-roth, nach der Spitze zu röthlich- 
braun. Fransenlinie röthlich-braun. Ein röthlich-brauner Mittelfleck 
und ein röthlich-brauner kleiner Fleck oberhalb des Aussenwinkels. 
Durch zarte weissliche Wellenlinien entsteht auf dem Flügel der Schein 
einer Gitterung. Hinterflügel mit röthlich-braunem Mittelpunkt, röthlicher 
Fransenlinie und zarten weisslichen Querlinien. Unterseite hellgrünlich- 
weiss mit schwachem, röthlichem Mittelpunkt. Vorder- und Mittel- 
schienen röthlich. 


Genus Eucrostis, Hübner. 


150. (1.) Eucrostis Albistrigata, Pag. nov. spec. 

Es liegen 5 dc? von Quilimane, 23.1. 89., 24.1. 89., 9. U. 89. 
und 12.. II. 89, und 6 22, -Quilimane, 213-1, 191522321. 220135 
8. II. und 12. II. 89., meist stark geflogene Exemplare dieser wohl 
neuen Art vor. c” 10 mm. Antennen gewimpert, Schaft röthlich- 
braun. Stirn weisslich-grün, ebenso Kopf, Brust und Hinterleib. 
Vorderschenkel und Schienen röthlich, Vorderflügel blassgrün, Vorder- 
rand heller, mit zwei breiten weisslichen Querlinien, von denen die 
innere in der Mitte etwas gebogen, die äussere gerade an der Flügel- 
spitze zum Aussenwinkel verläuft. Fransenlinie weisslich, dunkel ein- 
gefasst, Fransen weiss. Hinterflügel blassgrün mit breiter äusserer 
Querlinie, als Fortsetzung der äusseren der Vorderflügel, und weisslichen 
Fransen. Unterseite ähnlich wie oben, doch heller gefärbt. 2 15 mm. 
Antennen fadenförmig, sonst die Zeichnung und Färbung wie beim . 
Herr Snellen besitzt diese Art von Angola. 


[4 


Lepidopteren. 47 


Acidalidae. 


Genus Acidalia, Treitschke. 


151. (1.) Acidalia Reconditaria, Snellen, T. v. E. XV, p. 76, 
plaVPerrsrund. 981872). 
Vier Exemplare, Quilimane, 18.1., 23.1, 28. 1. und 11. II. 89. 


Genus Timandra, Du». 


152. (1.) Timandra spec. Ein verflogenes & von Sacunrile, 
Ukuere, 20. VIII. 88., erlaubt keine nähere Bezeichnung. 


Macaridae. 


Genus Macaria, Curtis. 
153. (1.) Macaria Angolaria, Snellen, T. v. E. XV, p. 81, 
NIE REN NSTI)EERRV. P.2203: > 
Ein gut erhaltenes 2, Quilimane, 18. I. 89. 


Fidonidae. 


Genus Sterrha, Hübner. 
154. (1.) Sterrha Sacraria, Linne, Syst- Nat. 220. Guende, 
Ur. eu Phal- X. 1%75°n.,1206. 
Ein 2 Sansibar, 30. V. 88., dieser europäischen Art. 


EBubolidae. 


Genus Eubolia, Dup. . 

155. (l.) Eubolia Largificaria, Möschler, (Semiothisa L.) 
Schmetterl., Goldküste, p. 95, f. 20. Es liegen vier Exemplare vor, 
22 Quilimane, 9. I. 89., 11. II. 89., 26. II. 89. und Bagamoyo, 
26. VI. 88. Die Art ist zu Eubolia zu rechnen nach H. Snellen 
und wohl identisch mit Taphrina Caeca, Saalmüller, Mad. Lep. T. XIV, 
F. 266 und Taphrina Contexta, Saalm., 1. c. f. 275. 


Pyralidina. 


Cledeobidae. 
Genus Gledeobia, Dup. 
156. (1.) Cledeobia, spec. 
Zahlreiche Exemplare von Quilimane, 18. I. und 19. I. 89., die 
wohl hierher zu zählen sind. 


48 Dr. Arnold Pagenstecher. 
Asopidae. 


Genus Asopia, Treitschke. 


157. (1.) Asopia Gerontosalis, Walker, p. 896; Lederer, 
W.E.M. VI., p. 343. Von Quilimane, 16. III. 89. und Sansibar V. 89. 


Scoparidae. 


Genus Hellula, Guence. 


158. (1.) Hellula Undalis, Fabricius 362, Guenee 416; Lederer, 
ac ap: 351. 

Ein Exemplar, Quilimane, 16. I. 1889. dieser verbreiteten und 
mit verschiedenen Namen belegten Art (S. Meyrick, Tr. Ent. Soc. 
1884, S. 516). | 


Genus Botys, Tr. 


159. (1.) Botys Histrionalis, Lederer, W. E. M. VII, p. 571, 
Taf. 9, F. 13 (Lucusalis, Walker, Cat., p. 722). 


Ein sehr abgeflogenes Exemplar, Quilimane, 19. I. 89. 


160. (2.) Botys Mutualis, Zeller, Mieropt. Caffr., p. 40.; Snellen, 
T. v. E. XXV (1882), p. 233; XXVI (1883), p. 129.; Inanitalis Lederer, 
Ww. E. M. VII (1863), p. 464, Taf. 9, f. 3; Aegrotalis, Snellen, T. v. E. 
XV (1872), p._90, pl. 7, £f. 8; .Midd. Sum. Lep., p: 63. 


1 Exemplar, Sansibar, 25. V. 1888. Kommt ausser in Süd- 
afrika noch in Celebes, Java, Sumatra und in Curacao vor. 


161. (3.) Botys, spec. Kleine Botyde (15 mm), mit röthlich- 
braunen Vorderflügeln mit dunkler, nach aussen weisslich eingefasster 
Zackenbinde vor dem Aussenrande und weisslich grauen, am Aussen- 
rande dunkel beschatteten Hinterflügeln, deren Stellung mir zweifelhaft 
und welche Herrn Snellen unbekannt war. Zahlreiche, meist verflogene 
Exemplare von Quilimane, Ende Januar 89. 


Genus Cnaphalocrocis, Zederer. 


162. (1.) Cnaphalocroeis Rectistrigosa, Snellen, T. v. E. XV, 
p- 92, pl. 7, £. 11, 12; (Marasmia R.) Midden Sumatra Lep., p. 65. 
Ein Stück Quilimane, 11, II. 89, 


u. 2 mi u sure ui rs ie 


a Bau A = ur 


Lepidopteren. 49 


Genus Phakellura, Lansd. 


163. (1.) Phakellura Capensis, Zeller. Caffr., p. 52 (Eudioptis C.). 
Ein 2 Exemplar, Quilimane, 18. I. 89. 


Genus Stenurges, Lederer. 


164. (1.) Stenurges Designalis, Guenee, Pyr. 209. 
Ein Stück, %, Quilimane, 28. I. 89. 


Genus Diasemia, Guence. 


165. (1.) Diasemia Ramburialis, Dup. VIII, p. 343, pl. 333; 
Zeller, Caffr., p. 30; Lederer, 1. c. p. 419. 
Zwei Stück, Quilimane, 11. II. 89. und 12. II. 89. 


Genus Pessocosma, Meyrick. 


166. (1.) Pessocosma Jolealis, Meyr. Tr. E. Soc. 1884, 
Quilimane, 28. I. 89. 


Genus Zinckenia, Zeller. 


167. (1.) Zinekenia Recurvalis, Fabr. Syst. Ent. 29.; Fascialıs, 
Cramer IV, pl. 598, Fig. O.; Stoll. pl. 36, f. 13, p. 163; Lederer, W.E. M. 
VII, p. 437; Zeller, Cafir., p. 55; Snellen,: T. v. E. 1884 n. 111; 
Snellen, Tr. Ent. Soc. 1890, p. 629. 

Drei Exemplare, Quilimane, 22. I. 89. und 6. II. 89., dieser 
weit verbreiteten Art. 


Genus Synclera, Zederer. 


168. (1.) Synclera Traducalis, Zeller, Caffr. 54; Lederer, 
W. E. M. VI, p. 444; Snellen, Tr. Ent. Soc. 1890, p. 636. 
Quilimane, 22. u. 23. I. 89. und 11. Il. 89. 


Crambidae. 


Genus Brihaspa, Moore. 
(Proc. 2. 5. 1867, :p. 666). 


169. (1.) Brihaspa Nigropunctella, Pag. nov. spec. 
12 mm. Palpen bräunlich, vorgestreckt. Antennen gelblichweiss, 


fadenförmig. Kopf, Brust und Hinterleib weiss; Beine weiss. Alle 
4 


50 Dr. Arnold Pagenstecher, 


Flügel milchweiss. Die Costa der Vorderflügel im ersten Drittel 
bräunlich, mit silberglänzenden Schuppen belegt. Am Ende der 
Mittelzelle ein kleiner hellgelblicher, zu Ys des Aussenrandes ein 
gleicher, etwas kleinerer Fleck. Unterhalb des gelblichen Mittelflecks 
nahe dem Aussenwinkel ein rundlicher schwärzlicher Punkt, ein viel 
kleinerer oberhalb des Mittelflecks nahe der Costalmitte. Fransen 
weiss. Hinterflügel mit einem schwärzlichen Punkt am Hinterwinkel 
und am Uebergange zum Aussenrande ein bräunlicher Streifen, der 
zu Vs des Flügels hereinzieht. Unterseite weiss. 
Ein Exemplar, 11. II. 89, Quilimane. 


Genus Scirpophaga, Treitschke. 


170. (1.) Scirpophaga Praelata, Scop. Zeller, Chil. et 
Cramb, ps en 2 

Verschiedene Stücke. Ende Januar und im Februar in Quilimane 
gefangen. 


Nil (2.) Seirpophaga Virginea, Zeller, Cafir. 67. Zeller, 
Chil. et Cramb., p. 7 n. 7; Zeller, Horae Soc. Ent. Ross. 1877, 


5) 


P.. Ten. ad. 
Mehrere Exemplare, Quilimane, 23. I. 89., 12. II. 89. und 
16. II. 89. 


Genus Calamotropha, Zeller. 


172. (1.) Calamotropha Abjectella, Snellen, Tijd. v. Entom. XV 
(1872),.p: 101, -pl.28,1. 4, XXV polen 245, 
Mehrere Exemplare von Quilimane, 22.1. 89. (C) und 11.11. 89. (2). 


173. (2.) Calamotropha Argenteociliella, Pag. nov. spec. 

Eine in zwei Exemplaren, von Quilimane, 9. II. 89., vorhandene 
Art dürfte nach Herrn Snellen neu sein. Sie ist 15 mm gross, der 
vorigen sehr ähnlich, in Färbung und Zeichnung, aber kleiner und 
heller, mit dunklem Mittelpunkt der etwas silberglänzenden Vorderflügel 
und dunkler, schwarz punktirter Fransenlinie. Die Fransen silber- 
glänzend in der inneren Hälfte. 


Genus Ancylolomia, Zeller. 


174. (1.) Ancylolomia Taprobanensis, Zeller, Mon. Chil. et 
Cramb., p. 52, Horae Soc. Ent. Ross. 1877, p. 23 (Scep.), pl. 1, £.5; 
Snellen, T. v. E. XXVII, p. 52; Swinhoe, Cat. 4710. Kommt auf 
Ceylon, Java, Celebes vor. 

Mehrere Exemplare vom Januar und Februar 1889, Quilimane. 


Lepidopteren. 51 


Genus Grambus, Fabr. Zeller. 


175. (1.) Crambus Malacellus, Dup. Noct. X, p. 61, pl. 270, 
f.1.; Zeller, Chil. et Cramb., p. 17; Zeller, St. Ent. Ztg. 1867, p. 390; 
Snellen, T. v. E. XXVH, p. 52 n. 149; Swinhoe, Cat. 4697; Crambus 
Hapaliscus, Zeller, Mier. Cafir. 71, dürfte dieselbe Art sein. 
Quilimane, 25. I. 89. 


176. (2.) Crambus spec. Quilimane, 15. I. 89., abgeflogen. 


Genus Catharylla, Zeller. 


177. (1.) Catharylla Flavipedella, Zeller, Caffr. 73.; Chil. et 
Cramb., p. 51.n. 6. 

Mehrere Exemplare von Quilimane, 19. I. 89., 11. II. 89., 
20. II. 89. 


Galleridae, 


Genus Melissoblaptes, Zeller. 


178. (1.) Melissoblaptes bipunctanus, Curt. oder eine nahe 
verwandte Art. 
Zwei Exemplare von Quilimane, 12. II. 89. und 16. III. 89. 


Phycideae. 


Genus Nephopteryx, Zeller. 


179. (1.) Nephopteryx Rufostriatella, Pag. nov. spec. 

Ein Exemplar, &, Quilimane, 12. II. 89. dieser zierlichen (18 mm) 
Art, von der Herr Snellen ein 2 ohne Namen von Westafrika besitzt. 
Antennen bräunlich, am knotigen Grunde oben heller beschuppt, unten 
röthlich. Palpen oben röthlich beschuppt, unten weisslich, vorgestreckt. 
Halskragen und Schulterdecken röthlich, Hinterleib bräunlich. Beine 
hellbraun, Hinterschienen röthlich. Die schmalen Vorderflügel sind 
von goldgelber Grundfarbe, welche indess fast ganz durch den weisslichen, 
fast silberglänzenden, nach innen dunkleren Vorderrand und die röthlich 
angelaufenen Adern verdeckt wird. Dunkler Mittelpunkt der Vorder- 
flügel. Fransenlinie und Fransen röthlich. Hinterflügel gelblich, seiden- 
glänzend, mit dunklern Adern, dunkler Fransenlinie und hellen Fransen. 
Das Thierchen gleicht etwa Melissoblaptes Rufovenalis Snellen, T. v. E. 
1884, T. 5, £. 10. 


4* 


52 Dr. Arnold Pagenstecher. 


180. (2.) Nephopteryx Quilimanella, Pag. nov. spec. 

Von dieser Art liegen mehrere Pärchen vor, welche im den 
letzten Tagen des Januar zu Quilimane gefangen sind. 18 mm Ausmaass. 
d9Q. Die knotigen (S) oder borstenförmigen (2) Antennen, wie Hals- 
kragen, Schulterdecken und die Vorderflügel hellbraun, Hinterleib und 
Hinterflügel bis auf den dunkel beschatteten Aussenrand hellgrau, 
welcher letztere durch dunkle Fransenlinien von den helleren Fransen 
deutlich abgesetzt ist. _ Unterseite einfarbig bräunlich bis auf die 
helleren Fransen. Die Vorderflügel zeigen eine dunkle, nach innen 
heller eingefasste gerade Querlinie auf /s und ferner nahe dem Aussen- 
rande, welcher durch eine punktförmige Fransenlinie abgegrenzt wird, 
eine helle, innen und aussen dunkel eingefasste, hellere Zickzacklinie. 

Die Thiere stammen von Quilimane und sind in den letzten Tagen 
des Januar gefangen. Eine Reihe von äusserst ähnlichen Exemplaren, 
welche nur durch den Mangel der genannten Querlinien ausgezeichnet 
sind und einfarbig erscheinen, dürften derselben oder einer sehr nahe 
stehenden Art angehören. | 


Genus Hypsostropha, Zeller. 


181. (1.) Hypsostropha Falsella, Snellen, Midden Sumatra 
Lep., p. 82. 

Verschiedene Exemplare von Quilimane, Januar und Februar, 
liegen vor. 


Genus Nyctegretis, Zeller. 


182. (1.) Nyctegretis Achatinella, Hübner 41, Staudinger, 
Catalog n. 587. 
Ein Exemplar von Quilimane, 13.1. 1889, dieser europäischen Art. 


Genus Anerastia, Zell. 
183. (1.) Anerastia spec. 


Zwei Exemplare von Quilimane, Februar, einer unbekannten Art. 


Tortricina. 


Genus Grapholitha Zeller. 


184. (1.) Grapholitha (Aphelia) Lanceolana, Hübner SO, 
Staudinger, Cat., p. 251 n. 1006. 
Ein Exemplar von Quilimane, 11. II. S9., dieser europäischen Art. 


ne Er EEE 


IR 
[8% 


Lepidopteren. 
Tineina. 


Genus Eretmocera, Zeller. 


185. (1.) Eretmocera spec. 
Ein Exemplar, Kikoko, Usaramo, 18. VIII. 88., leider beschädigt 
und nur das Genus erkennbar. 


Genus Gelechia, Hübner. 


186. (1.) Gelechia spec. Quilimane, 12. V. 89., hellbraun mit 
drei schwarzen Punkten im Mittelfeld und schwarzen Aussenrands- 
punkten. 


Genus Glyphypteryx, Hübner. : 
187. (1.) Glyphypteryx Thorieatella, Tr. IX, 2. 70; Staudinger, 
Cat. 2305. Quilimane, 24. I. 89. 
Ein beschädigtes Exemplar dieser europäischen Art. 


Einige Microlepidopteren mussten leider unbestimmt bleiben. Sie 

stammen alle von Quilimane und sind im Januar und Februar gefangen. 

- Ebenso blieb eine grössere Anzahl von Raupen in Spiritus, 

ca. 75 Arten, welche Dr. Stuhlmann gleichfalls gesammelt hat, 
unbestimmt. 


54 


Achaca ana re 
Acıda ae 
Acidalidae 
Acontia ... 
Acraea 


a 
Aloa 


AM aUrıSp 
Ancylolomia 
Anerastia 
Antheraes ..2...... 
Anthocharis 
Anthophyllidae ... 
Anthopsyche 


Ale 


Belenois 
Boarmıa SE 
Boarmidae I 
Botys ern 
Brihasp: 
Brithysı 2a Rn 
Bunea 


Calamotropha ....... 
Galloesune®...2...... 
Capnodes 
Caradrina 
Castniidae 
Catharylla 
Catopsilia 
Charaxes 

Gledeobia 
Cledeobidae....... 
Cnaphalocrocis 
Crambus 


elle, wEiouen ante: 


Register. 


Register. 


A. Familien und Genera. 

Seite. Seite. | 
44\Danaidae.......... 16) Hyıpen2. 2... 
Ava MD ana se A 16 Hypenidae......... 
47| Dasychira...:....... 35 | Hypenodes......:... 
41 | Dendrolimus ........ 39 | Hyperythra ... ......... 
1#|Diademam. 22... 25 | Hypogrammidae... 
17 Diaphone =. rr..0..: 33 | Hypsotropha ........ 
84 | Diasemia ....... 49 
31. Dreatar.... ee 38 
43 Jolaus.ı. een 
88 | Eeybolis......u..... any] Junonia Zee ZezEreE 
33 | Ennomidae ........ 45 
17 Brastia a... ul: 41 | Lachnoeneme ....... 
50 | Erastriidae ........ ac 
92 | Eretmocera ......... 53 | Lasiocampa ...... 

88 IrOonIa ee 16 Lasiocampidae R 
D1 KEubollarege er 47 Wencama 
Al Hubolidaer er AN ee anndne 
13 Euchlora ........... 38 Tienco mar 
32 ı Bucrostis.. u... io. 46 | Limaeodidae... 
34 | Euphaedra.......... 25 |Liparidae ......... 
48) Huphasıa oe All Tyedena 
48 Kuremaseeee 12 Lyceaenidae rk. 
22] Eurkipidae 2... 42 | Lycaenesthes........ 
26 | Euryphene.......... 25 
34 Rurytelares ee. 24 
Eutelia........ 42) Macaria a 
ee x Macaridae......... 
46 Fidonidae ..... SU Marca 
46 E 72.1.Melamitisiee er 
48 Galleridae ... 51 | Melissoblaptes....... 
49 Gelechia. 2... 0... 53) Metarcha in 
40 Geometrina........ Ad, | er 
38 Geometridae....... 46 | Microphysa ......... 
Glottulidae ...”... 40|Miresa „2.222.222... 
Glyphypteryx ....... 53 | Mycalesis ........... 
50 Grammodes EN 44 | Mylothris cccccccao.. 
13. /Grapholthageegerer © 
44 
40 | Hamanumida........ 26: Nephele rn er 
32.| Heliothise em 41 | Nephopteryx......... 
51 | Heliothidae........ Al Neptise re 
134 Hellulatmee re 48 | Noctuidae .......... 
26 | Herminidae........ el NIDEN gs se 
47, (Hesperame ee 31] Nudaria, u. eek 
47 | Hesperidae......... 30 | Nyctegretis .. ......... 
48 | Heterogramma ...... AH Nyetemera nen rer 
51 | Homopteridae ..... 43 | Nyetemeridae ..... 
9 UELypanIsEr er 24| Nymphalidae...... 


Seite. 


Register. 


Seite Seite Seite, 
Ophiusarı.... u. nk: A4.WPBalis ... ....-...00% 35 | Spilosoma .......... 
Ophiusidae ........ 43 | Pseudodipsas........ 80 | Spodoptera ......... 
Ornithopsyche....... 36 | Psychidae.......... 86 | Stenurges........:.. 

Pterygospidea.......: 3 Sterrhar..h..eee. 
: Ptychopteryx........ 19, NSymelera... u... 
ae ee a s 
apilome er. 8 pP : 92 
Papilionidae ...... BU ee ea Melpochares 
Parasa en ER 37 es. 
Pentila ........ .... 30 Ranidophora......... S6) Merian ee ene nee 
Periplysia........... 28 Remigia..r.....ru 44 | Thallasodes ......... 
Pessocosma .......... 49 Remigidae ........ 44 | Theretra............ 
Phakellura .......... El Riva 45  Thermesidae....... 
Phragmataecia ...... 39 Timandra...... 
Phyeideae BOODROnnD 5l R 38 na 
Physcaeneura ....... AB iSaenurafen. en. en 
NBIOTISEN ee ee 9 lSalamıs ae 23 mann 
Pieridae.......:... 9|Saturnidae......... 38 
Plusiar mn Sm ne 43 | Satyridae.......... 6 | Xanthoptera......... 
Plusüdae... ..... 43 | Scirpophaga......... 0 | Xanthospilopteryx ... 
Doreen 40 Scoparidae ........ 48 
Bolydesmasemeeı As iSelepan an. ee 43 Yohth 
Polydesmidae ..... AB ISESamIaE Er Son Ba N a te = 
Bone er I KSphingidae... ...... 37 
Breciseree rt e: 23 | Sphingomorpha...... 43 | Zeuzeridae ........ 
Brodeniaeanss ser 40 | Spilomatinae ...... BL PZN cKenla en 
B. Arten. 

Seite Seite, Seite 
Abjectelläa..rn .....0... 50 | Balsaminae ......... Sun Glelareee ee 
CEO), He 19 8Belluar aaa ern. 81 7 Gleodorannmen. ae. 
‚Nchatinellaren gene. 524 KBibulusean ers 80) lGrebrenen.....en 
Aegrotalis........... 48 | Bipunctanus......... DANN GTIbraHIa rn 
IN ala ee 24 Boopisw ae: 231 Guneata rc... 
Noathina Sun. .cere: #02 Brioittar mr a 12 
Albistrigata......... A61 WBrunnie 39 
eos Il | Ense hopeie en 20 Daedalus............ 
Amarahe ee 30 a en ersnen 

A 18 SI Re 
nn RES gg | Cabira.............. Alnemoleus tn 
= Gaeculuserne er 30|p rat 
Anal) ooaooooseunue. 37| epauperata ........ 
Ramosa 18 Caflra, Acraea....... 19 | Designalis .......... 
Mau 44 | Caffra, Mye.......... N Djaelalaeı rec... 
Se Caftrorumeeer 42 | Dominica 
Aus ua IT | Caldarena.,....... ee A 
Antevippe ...... 0.» 15 Capensis, Dendr. .... 89 MILD Docvoanaenc 
Atchesiaysrr kr 44 ER Doubledayi.......... 
ER Capensis, Phak. ..... 49|p e 
Argenteociliella Re 50 Cancel 40 TyOP®e ....cnreecee 
; Pleola ne 
Argentifera ......... 88 Cardun an enemer 22 
Armiger .......000.. lc Be 26 | Eburneigutta......... 
SEI PO Calenet te Am WRleivaNe nenne 
pn nn = Celbisy anne 43 | Encedon............ 
a a nn a Chaleytese za. 43 | Epithyrena.......... 
Chamaeleon.......... 42 »Eumelarn..222.2..2.00. 
Bacticaa. Sa 29 | Chrysippus.......... lo KRusImUSERg ee 
Balbina. „ans: 20 | Cinetigutta.......... 36) KEvenuspe een. 


56 


olele le eloleueterete [ee 
elielefiefe eis wie e.e|e 
lee win ee e,s 


Flavipedella......... 
Florella 


or nee. 
neree u 0.0 0 0m ame 


Brugalst..,.ao.nre 
Fusecicollis 


Paar Bar Br ar Br Br Er 


Gaika 
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Griseola 


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ee. e..0 lee Le llelie.teildise 


Hecabe 

Herbida 
Hetaera 
Histrionalis 
Horta 


Dithya 


Tesous ee 3, 


Jobina 
Jolealis 
Jones ee 


Lanceolana 
Largificaria 
Teda (MA) 
Leda. (Phase 
Leucono& 
Limniace 


Register. 


Maculosus 
Madagascariensis .... 
Makupar a ee 
Malacellus 
Manjacae zer 
Mardania 
Matthias........ 

Manta: Deere 
Megaera 2a. ne. 
Meleagris 
Misippus 
Mutualis 


Namacensis 
Narica 
Natalica 
Neluska 
Neophron 
Nigricollaris 


Obaceralis 
Ochlea 

Oenone 
Omphale 
Oncaea 
Orithyia 


Pallida 

Petersi 

Petraea 
Phalanta 
Pharsalis 
Phedonia 
Phlegyas 
Pigea 
Pomona 
Praelata 
Praelineata 
Pudorina 
Pulchella 


Punctulata..... 
Eyemaeassene an 
Quadricolor 
Quilimanella ........ 


Seite. | Seite. 
33) Hahıraz.. 2 ee 20 
39 | Ramburialis......... 49 
20 | Reconditaria ........ 47 
51 | Rectistrigosa ........ 48 
20) Becurgalısre sr rer 49 
25. Regina 2 22 15 
31 | Rufescens.... ...... 32 
40 | Rufomarginata ...... 46 
38 | Rufostriatella ....... 51 
26 

5 
R DACIA 47 
Salıtzar a... 27 
41 Securis a ee 35 
11 Selenicular re ee 42 
18 Serena ABS: 20 
18 Severina a ARE 10 
95 DCanzIn 17 
43 Simana PER 9 
Bipyla..........n 43 
RSpeciosuse Aa 15 
Is] iStohder 2 re 44 
17 | Stuhlmamni ......... 41 
22 | Subrufa 22222200... 35 
15 Supercilatar.. 40 
nE Sybarısı 2. me 29 
31 | Taprobanensis....... 50 
as Velicanuse een 29 
I7AluRerrosap meer 45 
23 | Theophene.......... 26 
og Ehysa, nee 11 
S61lalosta er 39 
IS Lraduealseer sg 49 
9 Tropiealis. a. 2er 30 

38 
50 | Umbrieola .......... 43 
ED lUndalse ne 48 
m Urbanıa. nee 41 
= Vaıllartıınae ee 32 
99. Vargineazer era 50 
All Zambesinarrrrrer 38 
Hallzetese er 19 


Die 


von Dr. F. Stuhlmann gesammelten 


Süsswasser-OÖstracoden 
Zanzibar’s. 


Von 


Dr. V. Vavra, 


Adjunkt am zool. Museum in Prag. 


Mit 52 Abbildungen im Texte. 


Aus dem Beiheft 


zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XI. 


Hamburg 1895. 


Commissions-Verlag von Lucas Gräfe & Sillem. 


Br 


Das Material zu der vorliegenden Arbeit rührt aus den Sammlungen 
her, die Dr. Stuhlmann im Jahre 1888 in Zanzibar gemacht hatte. 

Einige Notizen über dasselbe veröffentlichte bereits Sfuhlmann '!), doch 
erwähnte er in seinem Berichte nur der auffallenderen Formen. 

Das erwähnte Material gelangte in dem Besitz des Hamburger 
naturhistorischen Museums, dessen Director, Herr Prof. Dr. Kraepelin, 
auf mich die ehrende Aufgabe übertrug, die Bearbeitung der Ostracoden 
zu übernehmen, wobei er mir die von Sfuhlmann an Ort und Stelle 
gemachten Zeichnungen zur Verfügung stellte. 

Das vortrefflich conservirte Material zeichnet sich ganz besonders 
dadurch aus, dass in demselben auch Männchen vorhanden sind, und 
zwar selbst bei Arten aus jenen Gruppen, bei denen man annahm, dass 
sich dieselben nur parthenogenetisch fortpflanzten. E 

Dieser Umstand spricht für die Annahme, dass hier wohl die 
geographische Lage eine Rolle spielt, worüber ich in meiner nächsten 
Arbeit über die Stuhlmann’schen Ostracoden von Ost-Africa Näheres mit- 
zutheilen beabsichtige. 

Im Texte dieser Arbeit habe ich mich so viel wie möglich kurz 
gefasst und mehr auf die Wiedergabe der wichtigsten Unterscheidungs- 
merkmale bei den Abbildungen Werth gelegt. - 

Die Zeichnungen sind mit Hilfe der Abbe’schen Camera ausgeführt. 


Im Folgenden | 
Die Uebersicht des Systematischen Theiles: 
I. Gattung Candonopsis Vävra. 
1. Art. Candonopsis solitaria Vavra. 


II. Gattung Cypria Zenker. 
2. Art. Cypria ophthalmica (Jur.). 


ı) Stuhlmann, F. Vorläufiger Bericht über eine mit Unterstützung der Kgl. Acad. 
d. Wiss. unternommene Reise nach Ost-Africa zur Untersuchung der Süsswasser- 
Fauna. (Sitzber. d. K. Acad. d. Wiss. Berlin. 1888. XLIX. pag. 1255— 1269.) 


4 Dr..V. Vayra. 


II. Gattung Cypridopsis Brady. 
1. Untergattung. Cypretta Värvra. 
3. Art. Cypretta tenuicauda Vavra. 
IV. Gattung Cypridella Vävra. 
4. Art. Cypridella lemurensis Vavra. 
V. Gattung Cypris 0. F. Müller. 
1. Untergattung. Stenocypris Sars. 
A. Gruppe Stenocypris s. str. 
5. Art. Stenocypris acuta Vavra. 
6. Art. Stenocypris fontinalis Vavra. 
B. Gruppe Acocypris Vävra. 
7. Art. Acocypris capillata Vävra. 
2%, Untergattung Centrocypris Vävra. 
8. Art. Centrocypris horrida Vävra. 
3. Untergattung Strandesia Stuhlm. 
9. Art. Strandesia mercatorum Vävra. 
4. Untergattung Cypris s. str. (0. F. Müller, e. p.). 
10. Art. Cypris taeniata Vävra. 


I. Gattung Candonopsis Vavra. 
1891. Candonopsis Vävra, Mon. d. Ostracoden Böhm.!) pag. 54. 


Das zweite Antennenpaar ohne Schwimmborsten. Die Mandibeln und 
die Maxillen mit einem sehr verlängerten Taster. 

Maxillarfuss mit einer rudimentären Fächerplatte mit 
drei gefiederten Borsten. 

Den Furcalgliedern fehlt die Borste der hinteren Kante. 

Zu dieser Diagnose muss ich bemerken, dass Claus?) (l. e. pag. 39) 
eine Fächerplatte mit drei Fiederborsten für den Maxillarfuss bei Candona 
und Typhlocypris angiebt. Wie ich in meiner Monographie d. Ostr. 
in der Diagnose angab, von deren Richtigkeit ich mich wiederholt über- 
zeugt habe, ist die Fächerplatte des Maxillarfusses bei diesen beiden 
Gattungen auf einen Chitinhöcker mit zwei ungleich langen Fiederborsten 
reducirt, und nur bei der Gattung Candonopsis, die in so viel Merkmalen 


1) Vävra, V., Monographie der Ostracoden Böhmens, Archiv der Naturwiss. Landes- 
durchforschung von Böhmen. (VII. Bd. No. 3.) Prag 1891. 
2) Claus, C,, Beiträge zur Kenntniss der Süsswasser-Ostracoden. Wien 189. 


ee 


Die Süsswasser-Ostracoden Zanzibar’s. 5 


von den beiden erwähnten Gattungen abweicht, dass ich sie als eine 
selbstständige Gattung betrachten muss, ist sie mit drei deutlichen, gleich 
langen Fiederborsten versehen. 

Typhlocypris Vejd. muss als Untergattung zu Candona gestellt 
werden. 


Fig. 1. Candonopsis solitaria Vävra. 


Schale in der Seitenlage (R. III. 1. Vergr. 41:1). 
Schalen in der Rückenansicht (Vergr. 41:1). 
Weiblicher Maxillarfuss (R. V. 3. Vergr. 274:1). 
Ein Furcalglied (R. V. 2. Vergr. 192: 1). 


m 


1. Art. Candonopsis solitaria Vävra. 
(Fig. 1. 1-4.) 
Länge 0,60 mm, Höhe 0,30 mm, Breite 0,20 mm. 

Weibchen. In der Seitenlage (Fig. 1. 1) sind die Schalen nieren- 
förmig, zweimal so lang als hoch, die grösste Höhe liegt in der Mitte 
der Schalen, der Vorderrand ist niedriger als der Hinterrand, der Ventral- 
rand in der Mitte seicht eingebuchtet. 

In der Rückenansicht (Fig. 1. 2) sind die Schalen sehr schmal, ihre 
grösste Breite liegt im letzten Drittel und gleicht einem Drittel der Länge 
der Schalen. Nach vorne sind die Schalen stark verjüngt. 

Der Taster der Mandibel ist sehr verlängert und ähnlich wie bei der 
einzigen, bisher bekannten Art Candonopsis Kingsleii (Brady et Rob.), 
charakteristisch gebaut. Dasselbe gilt auch von dem Taster der Maxillen. 

Der Taster des Maxillarfusses ist beim Weibchen zweigliedrig, das 
zweite Glied sehr klein mit drei Borsten. Die Fächerplatte besteht aus 
drei gleich langen Fiederborsten (Fig. 1. 3). 

Dass zweite Fusspaar endigt mit drei Borsten, von den zwei aufwärts 
gerichteten Borsten ist die untere um zwei Drittel kürzer als die obere. 


6 Dr. V. Vävra. 


Die Furcalglieder (Fig. 1. 4) stark, jede der zwei Klauen in der 
Mitte mit starkem Zahne. Die Borste der hinteren Kante fehlt gänzlich. 
Fundort: Zanzibar, Sumpf m. 33. (20. XI. 1888). Zwei weibliche 


Exemplare. 


II. Gattung Cypria Zenker. x 
2. Art. Cypria ophthalmiea (Jur.) 

Die Entdeckung, dass diese so verbreitete Art auch in Zanzibar 
vorkommt, ist gewiss interessant, umsomehr, als es die einzige europäische 
Art, die dort bisher gefunden wurde. Die Exemplare weichen in der 
Form der Schale, sowie der Gliedmassen nicht im geringsten von der 
europäischen Species ab. 

Fundort: Zanzibar. Loch an der Wasserleitung nördl. der Stadt. 
(16. VI. 88.) ’ 


III. Gattung Cypridopsis Brady. 
1. Untergattung Cypretta Vivr«a. 

Diese Gruppe steht im Baue der Schale und der Gliedmassen nahe 
der Gattung Cypridopsis, von der sie durch den Bau der Furcalglieder, 
die einen Uebergang von denen der Cypridopsis zu dem für die übrigen 
Gattungen charakteristischen Typus bilden, abweicht. Diese sind nicht 
geisselförmig wie bei Cypridopsis, sondern als kurze Aeste entwickelt, die 
zwei sehr lange terminale Borsten tragen. Eierstock spiralig gewunden. 

Maxillarfuss mit einer Fächerplatte mit sechs Fiederborsten. Das 
zweite Fusspaar endigt mit zangenförmigem Apparate. 

Die Männchen unbekannt. 


3. 


Fig. 2. Cypretta tenuieauda Vävra. 
1. Schale in der Seitenlage (R. II. 1. Vergr. 20:1). 
2. Schalen in der Rückenansicht (Vergr. 20:1). 
3. Ein Furealglied (R. V. 3. Verer. 274:1). 


Die Süsswasser-Ostracoden Zanzibar’s. 7 


3. Art. Cypretta tenuicauda Vivra. 
(Fig. 2. 1—3.) 
Länge: 0,60 mm, Höhe: 0,40 mm, Breite: 0,50 mm. 

Die Schale in der Seitenansicht eiförmig, der, Vorderrand niedriger 
als der Hinterrand, die grösste Höhe hinter der Mitte. Ventralrand 
gerade (Fig. 2. 1). 

In der Rückenansicht (Fig. 2. 2) sind die Schalen sehr breit eiförmig, 
am breitesten im letzten Drittel, nach vorne mehr verschmälert. Die 
Breite derselben ist grösser als ihre Höhe. Sie sind blassgelb gefärbt 
und mit einigen dunkleren Makeln versehen. 

Vorderrand mit breitem Saume und mit groben, weit von einander 
stehenden Porenkanälen. 

Die Schwimmborsten des zweiten Antennenpaares erreichen die Spitze 
der Klauen. 

Die dem Taster folgende Maxillarlade mit zwei glatten Dornen. 

Maxillarfuss mit einer Fächerplatte von sechs Fiederborsten. 

Furcalglieder sehr schwach (Fig. 2. 3) und kurz. Am freien Ende 
entspringt eine lange sanft gebogene Borste, die so lang ist wie der Ast 
selbst. Eine zweite, um ein Drittel kürzere Borste steht hinter der 
terminalen. Etwas höher am Hinterrande ist eine kurze Wimper inserirt. 
Die Vorderwimper fehlt gänzlich. Der Eierstock ist nach oben spiralig 
gewunden. 

Fundort: Zanzibar. Loch an der Wasserleitung vor der Stadt. 
(16 VE 218885) 


IV. Gattung Cypridella Vävra. 


Im Baue der Gliedmassen reiht sich dieser Typus der Gattung Cypris 
s. str. an. Die Schwimmborsten des zweiten Antennenpaares erreichen die 
Spitze der Klauen. Maxillarfuss mit einer Fächerplatte mit sechs Fieder- 
borsten. Furcalglieder wie bei Cypris mit zwei Klauen und zwei Borsten. 

Die Form der Schale weicht von der der Cypris s. str. stark ab. 
Dieselbe ist kurz, sehr hoch und breit. 

Das wichtigste Merkmal bieten aber die Männchen. Die Hoden 
beginnen bei denselben in der vorderen Partie der Schale, treten dann 
in die hintere Hälfte, wo sie vier concentrische Halbkreise bilden, und 
zwar bevor sie sich zu dem gemeinschaftlichen vas deferens vereinigt haben. 
Es ist der einzige Fall bei den Süsswassereypriden, dass die Hoden in 
der vorderen Hälfte der Schalen ihren Anfang nehmen. 


Vergleichshalber muss ich hier auch auf die australische Art 
Cypridopsis globulus Sars aufmerksam machen. 


8 Dr. V. Vävra. 


Diese erinnert in der Form und in der Zeichnung der Schalen an 
Cypridopsis vidua, zu der sie auch Sars reiht. Die Sars’sche Art gehört 
aber nicht zu der Gattung Cypridopsis, da die Furcalglieder nicht 
rudimentär sind, sondern, wie bei Cypris gebaut; sie unterscheidet sich 
von diesen beiden durch das gänzliche Fehlen der Fächerplatte des 
Maxillarfusses. Sie gehört also eher in die Nähe der eben behandelten 
Untergattung Cypridella. Die genaue verwandschaftliche Stellung lässt 
sich nicht genau bestimmen, da sSars keine Männchen dieser Art 
gefunden hatte. 


Fig. 3. Cypridella lemurensis Väarra. 
. Schale in seitlicher Lage (R. II. 2. Vergr. 27:1). 
. Schalen in der Rückenansicht (Vergr. 27:1). 
. Ein Furcalglied (R. V. I. Vergr. 150:1). 
d. der rechtsseitige, s. der linksseitige Greiftaster des männlichen Kieferfusses 
(R. V. 2. Vergr. 192:1). 
. Umriss der linken Schale mit den vier Hodenschläuchen bis zu der Vereinigung 
zum vas deferens (R. III. 4. Verer. 92:1). 
6. Penis der einen Seite von der Innenfläche dareestellt (R. V. I. Vergr. 150:1). 


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Die Süsswasser-Ostracoden Zanzibar’s. 9 


4. Art. Cypridella lemurensis Vävra,. 
(Fig. 3. 1-6.) 
Länge 0,95 mm, Höhe 0,75 mm, Breite 0,53 mm. 

Weibchen. Die. Schalen m der Seitenlage (Fig. 3. 1) erreichen 
drei Viertel der Länge der Schalen, die grösste Höhe liegt etwas vor der 
Mitte, der Vorder- und Hinterrand sehr hoch, flach abgerundet. Ventral- 
rand gerade. Vorder- und Hinterrand mit einem breiten, mit Porencanälen 
durchsetzten Cuticularsaum. Der vordere und hintere Winkel des Ventral- 
randes der linken Schale schwach gekerbt. S 

In der Rückenansicht (Fig. 3. 2) sind die Schalen gleich lang, in der 
Mitte am breitesten, den beiden Enden zu gleichmässig sich verjüngend. 

Die Schalen sind ziemlich dicht behaart und dunkelgrün, nur in der 
vorderen Partie gelblich gefärbt. 

Die Klauen des zweiten Antennenpaares sehr lang. 

Die distale, dem Taster folgende Maxillarlade mit zwei starken, 
glatten Dornen. 

Das zweite Fusspaar endist mit dem für die Gattung Cypris charak- 
teristischen Zangenapparate; oberer Zangenarm verhältnissmässig kurz. 

Die Furcalglieder schwach gebogen, die Klauen lang, glatt und fast 
gerade (Fig. 3. 3), die dorsale Klaue um ein drittel kürzer als die vordere. 
Die vordere und hintere Borste kurz. 

Männchen. In der Form der Schalen kein merklicher Unterschied, 
die Grösse derselben jedoch immer etwas geringer. 

Das zweite Glied des rechtsseitigen Greiftasters des männlichen Maxillar- 
fusses sehr breit, dreieckig, die untere Kante ausgebuchtet (Fig. 3. 4. d.). 
Der linksseitige Greiftaster endigt mit einem an der Basis stark gekrümmten, 
und dann geraden Haken (Fig. 3. 4. s). i 

Die Hodenschläuche beginnen nicht wie bei den übrigen Süsswasser- 
Östracoden in der hinteren Hälfte der Schalen, sondern in der vorderen 
Partie, wo die Hodenschläuche anfangs mehrere Schlingen bilden; dann treten 
sie in vier parallelen Halbkreisen in die hintere Hälfte der Schalen über, 
steigen darauf unter starker Biegung nochmals empor, und erreichen wieder 
in vier concentrischen Halbkreisen den Ventralrand, wo sie emporsteigen 
um sich in der Nähe des Schliessmuskels zu einem gemeinschaftlichen vas 
deferens zu vereinigen (Fig. 3. 5). Ductus ejaculatorius mit etwa 35 dicht 
nebeneinander stehenden Chitinkränzen. 

Penis (Fig. 3. 6) sehr breit dreieckig, mit schmalem seitlichen Anhange. Das 
Vas deferens tritt zuerst in ein stark chitinisirtes Rohr, bildet dann eine Schlinge 
und mündet in kreisförmiger Windung in ein breites, chitinisirtes Begattungsrohr. 

Fundort. Sehr häufig an mehreren Stellen um Zanzibar. Sumpf 
b. Mattawi Shaw. (26. X. 1888), Sumpf südl. no. 21. (12. VII), Sumpf 33. 
(20. XI.), Sumpf bei Kibueni (2. V.), Sumpf hinter d. deutsch. Club (17. V.). 


10 Dr. V. Värvra. 


-V. Gattung Cypris 0. F. Müller. 


Das zweite Antennenpaar beim Männchen und Weibchen fünfgliederig. 
Maxillarfuss mit einer Fächerplatte mit sechs Fiederborsten. Das zweite 
Fusspaar endigt zangenförmig. Furcalglieder mit zwei Klauen. 

Nach eingehendem Studium der Gliedmassen zeigte es sich, dass wir 
hier mit mehreren Typen zu thun haben, deren einige dem eigentlichen 
Typus Cypris weiter oder näher stehende Untergattungen zu bilden scheinen. 

In der vorliegenden Arbeit sind es folgende: 

1. Gruppe Stenocypris s. str. 
2. Gruppe Acocypris. 
2. Untergattung Üentrocypris. 
3. Untergattung Strandesia. 
4. Untergattung Cypris s. str. £ 
Cypris s. str. lässt sich wieder in einige typische Gruppen eintheilen, wie 
ich in einer Arbeit, die demnächst erscheint, näher erörtern werde. 


l. Untergattung Stenocypris: | 


1. Untergattung Stenocypris s. str. Sars. 

Diagn. emend. sSars ') hat eine exotische Cypris-Gruppe aufgestellt, 
die er als eine neue Gattung betrachtet, und stellt zu dieser auch die euro- 
päische Art Cypris fasciata 0. F. Müll. Diese aber gehört selbst nach der 
Sars’schen Diagnose nicht zu dieser Gruppe, wie auch Claus bemerkt ?). 

Die Schale ist sehr gestreckt und niedrig, die Länge immer grösser 
als die doppelte Höhe. Die Schwimmborsten der. zweiten Antenne 
erreichen die Spitze der Endklauen. 

Die Borste am Hinterende der Furcalglieder fehlt immer, der Hinter- 
rand des rechtsseitigen Furcalgliedes grob gesägt, des linksseitigen blos 
bewimpert. Das Endglied des männlichen Greiftasters des Maxillarfusses 
ist beiderseits fast gleichförmig gebildet. 

Penis breit; das Vas deferens bildet im Penis zwei concentrische Kreise 
und zwei spiralige Windungen. Ductus ejaculatorius schmal, lang, mit 
sehr vielen, dicht nebeneinander stehenden Chitinkränzen. 

Sars führt auch als Gattungscharakter die parthenogenetische Fort- 
pflanzung an, doch kann dieses Merkmal nicht mehr als Gattungscharakter 
gelten, da Moniez ?) und Daday *) die zweigeschlechtliche Fortptlanzung 
auch beı den bei uns nur parthenogenetisch sich vermehrenden Arten 
fanden. Auch bei dieser Art fand ich die Männchen. 


) @. O0. Sars. On some freshwater Ostracoda and Copepoda raised from dried 
Australian mud. (Christ. Vid.-Selsk. Forhandl. 1889. No. 8) Christiania. 1889. 

2) C. Claus, Beiträge zur Kenntniss der Süsswasser-Ostracoden. (Arb d. zool. Inst. 
Tom. X. H. 2.) Wien. 1892. 

3%) R. Moniez, Les mäles chez les Ostracodes d’eau douce. (Revue biol. du nord 
de la France. 3. An. No. 9. 1891). 

4) Dr. Eug. v. Daday, Ueber die Ostracoden der Umgebung von Budapest. 
(Termeszetrajzi Füzetek. . Vol. XV. P. 4. 1892). 


Die Süsswasser-Östracoden Zanzibar’s. 11 


5. Art. Stenoceypris acuta Väavra. 
(Fig. 4. 1—5.) 
Länge: 3,8 mm, Höhe: 1,4 mm, Breite: 0,9 mm. 

Weibchen: Die Schale ist von sehr gestreckter Form, (Fig. 4. 1) 
fast dreimal so lang wie hoch. Die grösste Höhe liegt im hinteren Drittel; 
der Vorderrand regelmässig gekrümmt, der Unterrand in der Mitte seicht 
ausgebuchtet, der Oberrand mässig gewölbt, in den Hinterrand plötzlich 
unter einem stumpfen Winkel übergehend. Der letztere ist gerade, sehr 
seicht concav und bildet m der hinteren unteren Ecke mit dem Unterrande 
einen sehr spitzen Winkel. Der Hinter- und Unterrand trägt in dem 
letzten Drittel scharfe, dem Rande angedrückte Dornen in regelmässigen 
Absätzen. Die Schalen sind sparsam beborstet. Ein schmaler, hyaliner 
Saum, der mit feinen, nicht verzweigten Porencanälen durchsetzt ist, umgiebt 
die Schalen (ausgenommen die Rückenpartie). 

Von oben (Fig. 4. 2) sind die Schalen sehr comprimirt, in dem 
vorderen Drittel am breitesten (die Breite gleicht einem Viertel der Länge), 
nach hinten allmählich verschmälert, so dass bei dieser Ansicht die 
Schalen eine keulenförmige Form besitzen. 

Das Auge verhältnissmässig sehr klein. Die Schalen sehr durch- 
sichtig, von blassgrüner Farbe, der Leberschlauch schimmert. als eine 
gelbbraune Binde durch, 

Die Schwimmborsten der zweiten Antenne erreichen die Spitze der 
Klauen, das vorletzte Glied dieser Gliedmasse sehr schmal, lang, mit drei, 
das letzte mit zwei Klauen. 

Das vorletzte Glied des Mandibulartasters_mit einer dorsalen, breiten 
pinselförmigen Borste. 

Die erste, dem Taster folgende Maxillarlade mit zwei seitlich fein 
gezähnelten Dornen. 

Maxillarfuss mit grosser Fächerplatte mit sechs gefiederten Borsten. 

Das erste Fusspaar mit schmaler Klaue, die länger ist als die drei 
letzten Glieder. 

Das zweite Fusspaar endigt wie bei Cypris, mit hakenförmigem oberen 
Zangenarme und mit langer, grosser Hakenborste. 

Die Furcalglieder (Fig. 4. 3) stark, mit grossen gesägten Klauen. Die 
vordere Borste ist lang, die hintere fehlt gänzlich. Das rechtsseitige Furcal- 
glied ist am Hinterrande grob bedornt, die Dornen sind in sieben kurzen 
Absätzen geordnet. Das linksseitige Furcalglied schmäler, am Hinterrande 
bloss fein und kurz bewimpert. 

Männchen. Die Schalen besitzen dieselbe Form wie beim Weibchen, 
die Grösse derselben ist aber immer geringer. 


12 Dr. V. Vävra. 


Die Klauen - des zweiten Antennenpaares sind schwächer als beim 
Weibchen und gleich lang, die zwei seitlichen Borsten des vorletzten Gliedes 
kurz und klauenförmig. 


Der Greiftaster des männlichen Maxillarfusses verhältnissmässig sehr 
klein, kurz und breit. Das Endglied ist hakig gebogen, beiderseits fast 
gleichförmig gebildet, rechtsseitig (Fig. 3. 4. d.) mit convexem inneren 
Rande, linksseitig (Fig. 3. 4. s) mit parallelen Rändern. 


Der Penis ist umfangreich (Fig. 3. 5). Das Vas deferens macht gleich 
beim Eintritte in den Penis eine Schlinge, tritt dann in das starke Chitin- 
rohr, dessen chitinige Anschwellung ringförmig ist. Aus dieser tritt das 
Vas deferens mit seinem ursprünglichen Lumen heraus, beschreibt dann 
zwei concentrische Kreise, darauf zwei spiralige Windungen und mündet 
schliesslich in ein stark chitinisirtes Begattungsrohr. 


Fundort. Stuhlmann hat diese grosse Art in mehreren Exemplaren 
in Zanzibar in einem Tümpel neben dem Wege nach Massingini am 25. 
Mai 1888 gesammelt. 


Fig. 4. Stenoceypris acuta Värvra. 
1. Schale in seitlicher Lage (R. OÖ. 1 Vergr. 10:1). 
2. Schalen von der Rückenseite aus dargestellt (Vergr. 10:1). 
3. Furcalglieder (R. III. 1 Vergr. 41:1). 
4. d. Der rechtsseitige, s. der linksseitige Greiftaster des männlichen Maxillarfusses 
(R. V. 1 Vergr. 150:1). 
5. Penis der einen Seite (R. III. 4 Vergr. 92:1). 


Die Süsswasser-Ostracoden Zanzibar’s. 13 


6. Art. Stenocypris fontinalis Vävra. 
(Fig. 5. 1-3.) 
Länge 1,7 mm, Höhe 0,6 mm, Breite 0,4 mm. 

Schale sehr gestreckt, dreimal so lang wie hoch. (Fig. 5. 1). 
Dorsalrand flach gewölbt, hinten seicht gebuchtet, Vorder- und Hinterrand 
niedrig, gerundet, Ventralrand in der Mitte flach concav. 

In der Rückenansicht (Fig. 5. 2) sind die Schalen sehr schmal, die 
grösste Breite liegt in der Mitte und erreicht nur zwei Drittel der Höhe 
der Schalen. Die Ränder sind in dieser Lage fast parallel, nach vorne 
und nach hinten allmählich verschmälert. Die Schalen sind fast gleich 
lang, der Rand der linken Schale trägt einen sehr schmalen Cuticularsaum 
mit feinen Porenkanälen. Die Schalen sind ziemlich dicht und kurz, 
hinten etwas länger behaart, blassgrün gefärbt, zwischen dem Leberschlauche 
und dem Eierstocke mit dunklerer Binde. 

Das letzte Glied der zweiten Antenne mit einer kurzen Sinnesborste. 

Die erste, dem Taster folgende Maxillarlade mit zwei gezähnelten 
Dornen. 

Die sechs Fiederborsten der Fächerplatte des Maxillarfusses sehr 
lang, die mittlere Borste des Tasters länger als dieser. Die Ränder des 
Tasters im letzten Drittel behaart. 

Oberer Zangenarm des zweiten Fusspaares sehr klein, die obere 
Hakenborste gross, dreimal so lang wie der Zangenarm. 


Fig. 5. Stenocypris fontinalis Vavra. 
1. Schale in seitlicher Lage (R. II. 1. Vergr. 20:1). 
2. Schalen in der Rückenansicht (Vergr. 20:1). 
3. Das rechte und linke Furcalglied (R. III. 3. Vergr. 80:1). 


14 Dr. V. Vavra. 


Das rechte Furcalglied breit, mit grob gesägten, fast geraden Klauen, 
die hintere Klaue um die Hälfte kürzer, als die vordere. Die vordere 
Borste ist um ein Drittel kürzer als die vordere Klaue, die hintere fehlt 
gänzlich. Der Hinterrand ist stark bedornt, die Dornen sind in vier 
Absätzen geordnet, die unteren Dornen zeichnen sich durch ihre Grösse 
aus. Das linke Yurcalglied (Fig. 5. 3) ist beträchtlich schmäler, gegen 
das Ende zu verjüngt, die hintere Kante ist glatt, unbedornt. 

Fundort. Stuhlmann hat diese Art bei Zanzibar am 31. Mai und 
16. Juni 1888 in der Wasserleitung zwischen den Algen und im Loche 
an der Wasserleitung nördlich der Stadt, und am 13. December 1888 in 
einem Brunnen (No. 46) gesammelt. Alle erwachsenen Exemplare sind 
weiblich, nur zwei ganz junge, zum Studium der Gliedmassen unbrauchbare 
Exemplare, waren männlich. 


B. Gruppe Acocypris Vüvra. 


Diese Gruppe nähert sich im ihren verwandtschaftlichen Beziehungen 
der Gruppe Stenocypris, was sich jedoch vorderhand nicht scharf feststellen 
lässt, da die Männchen bisher noch unbekannt sind. Die Schale ist von 
gestreckter Form, die Schwimmborsten erreichen die Spitze der Klauen, 
Fächerplatte des Maxillarfusses mit sechs Fiederborsten. 

Den Furcalgliedern fehlt, wie bei der Untergattung Stenocypris, die 
hintere Borste gänzlich; dieselben sind aber beiderseits gleichgeformt. 


Fig. 6. Acocypris capillata Vävra. 
1. Schale in seitlicher Lage (R. O. 1. Vergr. 10:1). 
2. Schalen in der Rückenansicht (Vergr. 10:1). 
3. Furcalglieder (R. II. 2. 54:1). 


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Die Süsswasser-Ostracoden Zanzibar’s. 15 


7. Art. Acoeypris capillata Vävra. 
(Fig. 6. 1-3.) 
Länge 3,0 mm. Höhe 1,2 mm. Breite 1,2 mm, 

Die Schale lang gestreckt, die grösste Höhe in der Mitte, der Ober- 
rand regelmässig gewölbt, der Vorderrand niedrig, der Hinterrand fliesst 
mit dem Öber- und Unterrande zusammen. Der Unterrand im ersten 
Drittel concav, im letzten Drittel bauchig convex. Die linke Schale hinten 
in einen starken glashellen Stachel ausgezogen. Der Vorder- und Unter- 
rand der linken Schale von der Innenlippe gebildet, die Randborste mit 
sehr schmalem Cuticularsaum und kurzen Porenkanälen (Fig. 6. 1.). Die 
Schale ist wenig durchsichtig, die ganze Oberfläche sehr dicht mit kurzen 
feinen Haaren besetzt. Am Hinterrande stehen lange Haare, die fast 
dreimal so lang sind wie der Schalenstachel, 

Die Farbe der Schalen ist blassgelb, mit vier transversalen grünen 
Binden, von denen die zwei mittleren ventral zusammenfliessen. Die Leber- 
schläuche schimmern gelblichbraun durch. 

In der Rückenansicht (Fig. 6. 2) sind die Schalen eng eiförmig, mit 
verjüngtem Vorderende. Die grösste Breite, die der Höhe der Schalen 
gleicht, liegt in der Mitte. 

Die Schwimmborsten der zweiten Antenne erreichen die Spitze der 
Klauen, deren Anordnung ähnlich ist wie bei Cypris. Das vorletzte Glied 
trägt drei, das letzte zwei Klauenborsten und eine Sinnesborste. 

Die erste, dem Taster folgende Maxillarlade mit zwei am Rande fast 
unmerklich gekerbten Dornen. Die mittlere Borste am Ende des Kiefer- 
fusstasters so lang als dieser. Fächerplatte wohlentwickelt. 

Die Klaue des ersten Fusspaares sehr lang, länger als die drei letzten 
Glieder. ; 

Das zweite Fusspaar endigt wie bei Cypris, oberer Zangenarm sehr 
klein, die Hakenborste fast viermal länger als dieser. 

Die Furcalglieder beiderseits gleichgeformt. Die Klauenborsten stark, 
in der ersten Hälfte grob, weiter fein gesägt. Die vordere Borste erreicht 
zwei Drittel Länge der vorderen Klaue, die hintere Borste fehlt gänzlich. 
Der Hinterrand m vier Absätzen bewimpert (Fig. 4. 3). 

Fundort. Stuhlmann hat diese zierliche und grosse Art an zwei 
Orten Zanzibar’s gesammelt, am 17. Mai 1888 im Sumpfe hinter dem 
deutschen Club, und am 12. Juli 1889 in einem Sumpfe südlich, und zwar 
nur weibliche Exemplare. 


2. Untergattung Centrocypris, Vavra. 
Zwei getrennte. Augen. Die Schale ausserordentlich stark. Die 
. zwei letzten Glieder der zweiten Antenne mit schwachen borstenförmigen 
Dornen. Distale, dem Taster folgende Maxillarlade mit vier Dornen und 


16 Dr. V. Värvra. 


blattförmigen, lang gefiederten Borsten. Der Taster des Maxillarfusses 
sehr kurz. Die Fächerplatten der Mandibeln, der Maxille und des Maxillar- 
fusses wohl entwickelt, die des letzteren mit sechs gefiederten Borsten. 


Das dritte und vierte Glied des zweiten Fusspaares verlängert, der 
obere Zangenarm des letzten Gliedes scheibenförmig. Receptaculum seminis 
schlauchförmig, geschlängelt. 


Fortpflanzung zweigeschlechtlich. Penis einfach, ductus ejaculatorius 
mit dicht nebeneinanderstehenden Chitinkränzen. 


Diese Gattung nähert sich der Gattung Cypris, von der sie sich 'aber 
hauptsächlich durch zwei getrennte Augen unterscheidet; auch im Baue 
der Gliedmassen weicht sie von dieser Gattung mehr als andere Unter- 
gattungen derselben ab. 


8. Art. Centrocypris horrida, Vavra. 


(Fig. 7. 1—9.) 


Länge 1,3 mm. Höhe 0,3 mm. Breite 1,0 mm. 


Weibchen. Die Schale, ın seitlicher Lage betrachtet, erscheint mit 
parallelem oberem und unterem Rande, dieser letztere in der Mitte seicht 
eingebuchtet. Der vordere und hintere Rand regelmässig gerundet. Längs 
des vorderen Randes und in der hinteren Ecke starke, glasshelle Dornen. 
Ebensolche stehen m einer dem unteren Rande parallelen Reihe in der 
ganzen Länge der Schale in einer Entfernung vom unteren Rande (Fig. 7. 1). 
Die Schale ist ausserordentlich stark incrustirt, die ganze Oberfläche ist 
von Kalkkörnchen bedeckt, die den Rändern zu kleine Stacheln bilden. 
Die Schale ist zwischen der Stachelzone und dem unteren Rande in den 
hinteren zwei Dritteln tief gefurcht. Dieselbe ist dunkelrothbraun pig- 
mentirt und fast gänzlich undurchsichtig. Das Auge schimmert als 
schwarzglänzender grosser Fleck durch die Schale in der vorderen oberen 
Ecke. Längs des vorderen und hinteren Randes stehen eimige Borsten. 
Von der Rückenseite betrachtet (Fig. 7. 2) sind die Schalen stark 
bauchig eiförmig, die grösste Breite ist in dem hinteren Drittel und ist 
grösser als die Höhe der Schalen. Nach vorne sind dieselben stark 
verschmälert und in der Nähe des Vorderrandes seitlich eingebuchtet. Die 
beiden Augen stehen von der Mittellinie und von einander etwas entfemt. 
Die Stachelzone ragt im ganzen Umfange der Schalen stark hervor. Unten 
sind die Schalen flach. Beide Schalen sind gleich gross, die rechte vorne 
und hinten mit sehr schmalem hyalinen Saume. 


Die Süsswasser-Ostracoden Zanzibar’s. 17 


Die fünf Schwimmborsten der zweiten Antenne überragen die Spitze 
der Endborsten um em Viertel ihrer Länge. Die zwei letzten Glieder 
sind schmal, das vorletzte trägt zwei länge und eine kurze steife Borste, 
das letzte eine solche Borste und eine lange Sinnesborste. 


Die distale, dem Taster folgende Maxillarlade (Fig. 7. 3) endigt mit vier 
starken glatten Dornen. Vor diesen stehen drei eigenthümliche, an der Basis 
blattförmige Borsten, deren beide Ränder lang und sehr fein befiedert sind. 


Der Taster des Maxillarfusses ıst beim Weibchen sehr kurz, der 
Kaufortsatz ist breit, stark, mit kurzen, steifen Borsten, die zwei inneren 
an der Basis sehr erweitert, und gefiedert. 


Das zweite Fusspaar (Fig. 7. 4) besteht aus schmalen Gliedern, die 
zwei vorletzten sind besonders verlängert, das letzte Glied verhältnissmässig 
sehr klein. Oberer Zangenarm des letzten Gliedes scheibenförmig, bei 
der Flächenansicht von der unteren Seite fast kreisrund. Beide Haken- 
borsten lang (Fig. 7. 5). 


Furcalglieder stark (Fig. 7. 6), schwach gebogen, die Endklauen 
borstenförmig, die vordere stark gekrümmt. Beide Borsten sind vorhanden, 
die vordere ganz kurz und dicht neben der vorderen Borstenklaue inserirt, 
die hintere ziemlich lang und an der hinteren Furcalkante etwas höher stehend. 


Receptaculum seminis verhältnissmässig gross, schlauchförmig, eine 


Schlinge bildend (Fig. 7. 7). | 


Männchen. Die Schalen von gleicher Form wie bei dem Weibchen, 
nur sind sie etwas kleiner. 


Die zwei dorsalen Borstenklauen des vorletzten Gliedes der zweiten 
Antenne sind beim Männchen gezähnelt. 

Das Endgelied des Greiftasters des Maxillarfusses ist rechtsseitig 
(Fig. 7. 8 d.) breit kappenförmig, linksseitig (Fig. 7. 8 s.) an der Basis breit, 
dann plötzlich umgebogen und stark verjüngt. 


Ductus ejaculatorius schmal, mit 32 dicht nebeneinander stehenden 
Chitinkränzen. 


Penis breit, der seitliche Anhang gerade (Fig. 7. 9.). Das Vas deferens 
bildet im oberen Drittel des Penis eine einfache Schlinge und mündet in 
dem unteren Abschnitte in einem umfangreichen spiraligen Chitinrahmen. 


Die vier Hodenschläuche sind kurz und breit, in der hinteren unteren 
Ecke schwach nach oben gebogen. 


Fundort: Zanzibar. Tümpel rechts vom Wege nach Masingini. 
25. V.. 1888. 


ww 


18 Dr. V. Vävra. 


Fig. 7. Centrocypris horrida Vävra. 
Schale in seitlicher Lage (R. II. 2. Vergr. %7:1). 
Schalen von der Rückenseite aus dargestellt. 
Dritte, dem Taster folgende Maxillarlade (R. V. 3. Vergr. 274: 1). 
Ein Fuss des zweiten Paares (R. III. 3. Vergr. 80:1). 
Greifzange desselben mit den Hakenborsten (R. Vlla. 2. Vergr. 290: 1). 
Furcalglied (R. V. 1. Vergr. 150: 1). 
Receptaculum seminis der einen Seite (R. III. 1. Vergr. 41:1). 
.d. Der rechtsseitige Maxillarfuss des Männchens. s der linksseitige Greiftaster 
desselben (R. V. 1. Vergr. 150: 1). 
9. Penis der einen Seite von der Innenfläche gesehen (R. III. 3. Vergr. 80:1). 


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3. Untergattung Strandesia Stuhlm. 


1855 Strandesia, Stuhlmann F., Vorl. Bericht. über eine mit Unterst. 
d. Kgl. Akad. d. Wiss. unternom. Reise nach Ost-Afrika zur Untersuchung 
der Süsswasser-Fauna. (Sitzber. K. Ak. der Wiss. Berlin, 1889. XXX. 
pag. 1255--1269.) 

Die rechte Schale trägt auf dem Rücken einen zeltförmigen Aufsatz. 
Die linke Schale aussen mit emer dem Rande parallelen Reihe von Tuberkeln, 
und mit emem breiten, pelluciden Saume, die rechte übergreifend. Die 


Die Süsswasser-Ostracoden Zanzibar’s. 19 


Gliedmassen wie bei Cypris, Schwimmborsten der zweiten Antenne bis 
zur Spitze der Endklauen reichend. \ Dorsale Borste am vorletzten Gliede 
des Mandibeltasters stark entwickelt Furcalglieder ganz gerade und schwach. 

Die Fortpflanzung zweigeschlechtlich. 

Die Hodenschläuche beim Männchen dreimal gebogen. 

Der rechte Taster des Maxillarfusses endigt beim Männchen kappen- 
förmig, der linke mit einem geraden Haken. Ductus ejaculatorius mit 


dicht gedrängten Chitinkränzen. 


9. Art. Strandesia mereatorum Vavra. 
‚ (Fig: 8. 1-10.) 
Länge 2,20 mm Höhe der linken Schale 1,1 mm. Breite‘ 1,1 mm. Höhe 
des Aufsatzes 0,2 mm. 

Weibchen. Schale länglich oval, (Fie. 8. 1), zweimal so lang wie 
hoch, die Breite gleich der Höhe. Die grösste Höhe ist im ersten Drittel, 
von da ist die Rückenlinie der Iimken Schale gerade und läuft etwas 
abschüssig zum hinteren, abgerundeten Rande. ° 

Die linke Schale übertrifft die rechte an Umfang und umgreift diese 
vorne und hinten mit ihrem pelluciden Randsaum, der von einfachen, nicht 
verästelten Poren durchsetzt ist. Längs des vorderen, unteren und hinteren 
Randes mit einer Reihe von Tuberkeln an der Aussenfläche. Der ventrale 
Rand in der Mitte etwas ausgebuchtet. 

Die rechte Schale trägt auf dem Rücken in dem mittleren Drittel 
einen. zeltförmigen Aufsatz, der in der vorderen Ecke in einen kurzen, 
hinten in einen längeren Dorn ausläuft. Die Form dieses Aufsatzes ist 
veränderlich, bald niedriger oder höher, mit grösserer oder schwächerer 
Bewaffnung, bei einigen Exemplaren finde ich ihn ganz niedrig mit ab- 
gerundeten Ecken. 

Bei der Ansicht von der Rückenseite sind die Schalen breit eiförmig 
(Fig. 8. 2), vorne sehr stumpf mit beiderseitiger Einbuchtung. 

Der Aufsatz der rechten Schale ist auf‘ der Innenseite stark concav, 
so dass seine Ränder fast einen Halbkreis umschreiben. 

Die Schale ist durchsichtig, vorne und hinten kurz, längs des hinteren 
Randes lang behaart. Die Schale ist blassgrün gefärbt, hinten mit zwei 
dunkleren Streifen. 

Die Impressionen des Schliessmuskels gross, die mittleren sind die 
grössten (Fig. 8. 3). 

Die Glieder der zweiten Antenne schmal, die Schwimmborsten erreichen 
das Ende der Klauen an den zwei vorletzten Gliedern. Das vorlezte Glied 
ist: mit drei, das letzte mit 2% schwachen, zart gesägten Klauen von gleicher 
Länge bewaffnet. 


230 Dr. V. Vävra. 


Von den vier Randborsten am vorletzten Gliede des Mandibeltasters 
ist die dorsale ausserordentlich stark entwickelt (Fig. 8. 4), klauenförmig, 
und anscheinend zweigliedrig, in der zweiten Hälfte kurz anliegend behaart. 

Die dem Taster folgende Maxillarlade trägt zwei Dornen, die seitliche 
Zähne tragen (Fig. 8. 5). Der hintere Dom ist stärker bezahnt als 
der vordere. 

Der Kieferfuss ist gleich wie bei Cypris gestaltet, die Fächerplatte mit 
sechs Fiederborsten, die mittlere Borste am Ende des Tasters so lang wie dieser. 

Die Glieder des ersten Fusspaares schmal, die Endklaue dünn und 
länger als die drei letzten Glieder zusammen. 

Der Fuss des zweiten Paares endigt wie bei Cypris mit einem zangen- 
förmigen Gliede, das eine hakenförmige Klaue trägt, die zweimal so lang 
als das Glied ist. Er; 

Furcalglieder schmal, und ganz gerade, (Fig. 8. 6) am Hinterrande 
mit vier Absätzen von Zähnchen. Die Endklauen ganz gerade, erst an 
der Spitze unmerklich gebogen. Die vordere Seitenborste lang, die hintere 
sehr kurz. 

Männchen. Die Schale des Männchens ist fast von derselben 
Gestalt wie die des Weibchens, nur die Grösse ist etwas geringer. Auch 
die Antennen, Füsse und Furcalglieder weichen in einigen nicht wichtigen 
Punkten ab, die Klauen der zweiten Antenne und des ersten Fusspaares 
sind schlanker als beim Weibchen. Der Greiftaster des Maxillarfusses der 
linken Seite endigt mit starkem, an der Basis stark gebogenem, dann 
geradem Haken (Fig. 8. 7). Taster der rechten Seite (Fig. 8. 8) endigt 
kappenförmig, die äussere Kante des Endstückes dreieckig, vor der Basis 
stark eingeschnürt. Diese beiden Endstücke sind m eime feine durch- 
sichtige Spitze ausgezogen. Hoden sind vier Paare vorhanden, wie bei 
Cypris. Vor der Verbindungsstelle biegen sich die Hodenschläuche zuerst 
nach vorn und dann rasch nach hinten, wo sie neben einander parallel 
dem hinteren Schalenrande emporsteigen, so dass sie durch die Schale als 
acht concentrische Halbkreise durchschimmern. In der oberen hinteren 
Ecke der Schalendupplicatur endigt nur der äussere Hodenschlauch, die 
drei übrigen biegen sich nochmals um, und zwar der zweite und dritte 
nach vorne, der vierte aber nach hinten, wo er sich mit seinem Ende, 
oder richtig gesagt, mit seinem Anfange zwischen den dritten und vierten 
Hodenschlauch einschiebt (Fig. 8. 9). 

 Duetus ejaculatorius verhältnissmässig klein, 0,4 mm lang, ähnlich 
wie bei Cypris gebaut, mit 26 dicht gedrängten Chitinkränzen. 

Penis verhältnissmässig eng (Fig. 8. 10). Der innere Anhang ist 
kreisrund, der äussere in einen langen, schmalen Flügel ausgezogen. Der 
Samenleiter ist bei dem Eintritte m den Penis schleitenförmig gebogen, 


sonst von dem Typus der Cypris. 


-. 


Die Süsswasser-Ostracoden Zanzibar’s. 31 


In dem gesammelten Materiale finde ich etwa ein Drittel Männchen. 

Fundort: Sfuhlmann hat diöse schöne Form an zwei Localitäten 
Zanzibar’s gefunden: 

2. V. 1888. Sumpf bei. Kibueni. 
17. V. 1888. Sumpf hinter d. deutsch. Club in Zanzibar. 

Dr. F. Stuhlmann macht von dieser Art eine Erwähnung in „Vor- 
läufiger Bericht über eine mit Unterstützung der Kgl. Ak. d. W. unter- 
nommene Reise nach Ost-Afrika zur Untersuchung der Süsswasserfauna 
1888“ wo er für sie den Namen Strandesia vorschlägt, zu Ehren des 
Herrn Strandes, Vertreter der Hamburger Firma Hansing & Co. in 
Zanzibar. 


Fig. 8. Strandesia mercatorum Vävra. 


1. Schale in seitlicher Lage (Reich. II. 1. Vergr. 20:1). 

2. Schale von der Rückenseite aus. 

3. Muskelimpressionen der linken Schale von der Aussenseite gesehen (R. III. 1. 

Vergr. 41:1). 

Dorsalborste am vorletzten Gliede des Mandibeltasters (R. V. 3. Vergr. 274: 1). 

Bezahnter Dorn der dritten Maxillarlade (R. V. 3. Vergr. 274: 1). 

Furcalglied (R. III. 2. Vergr. 54:1). 

Greiftaster des linksseitigen,;, 8. des rechtsseitigen Maxillarfusses des Männchens 

(R. III. 3. Vergr. 80:1). 

9. Die vier Hodenschläuche der linken Seite. v. Verbindungsstelle derselben (R. II. 1. 
Vergr. 41:1). 

10. Penis der einen Seite von der Innenfläche dargestellt (R. III. 3. Vergr. 80:1). 


Sepp 


99: Dr. V. Värra. 


4. Untergattung Cypris s. str. (0. F. Mill. e. p.) 


10. Art. Cypris taeniata Väavra. 


(Fig. 9. 1-5), 
Länge 1,3 mm. Höhe 0,75 mm. Breite 0,70 mm. 


Weibchen. Diese Art steht in der Anatomie der Gliedmassen und 
in der Form der Schalen nahe der Cypris reticulata (Zadd.). 

In der seitlichen Lage sind die Schalen von ovaler Form, die grösste 
Höhe liegt etwas vor der Mitte, der Vorderrand ist höher als der Hinter- 
rand, diese beiden verhältnissmässig hoch und regelmässig abgerundet 
(Bie9. 1). 

In der Rückenansicht (Fig 9. 2) ist die linke Schale grösser als die 
rechte, und umgreift diese vorne mit breitem und hinten mit Schmälerem 
pellueiden Cuticularsaum, der von femen Porencanälen durchsetzt ist. 

Die Schale ist blassgelb gefärbt, mit schwarzgrünen Flecken, die bei 
einigen Exemplaren zusammenfliessen und vier transversale, schräg nach 
hinten gerichtete Binden bilden. 5 

Die Schwimmborsten des zweiten Antennenpaares erreichen das Ende 
der Hakenborsten. 

Die erste, dem Taster folgende Maxillarlade trägt zwei äussert zart 
bestachelte Dornen. 

Die Fächerplatte des Kieferfusses mit sechs Fiederborsten, der Taster 
desselben endet mit drei Borsten, von denen die mittlere länger ist als 
der Taster. 

Die Hakenborste am letzten Gliede des zweiten Fusspaares lang, 
sichelförmig gebogen. 

Die Furcalglieder (Fig. 9. 3) schwach gebogen, Klauen gerade, schwach 
bestachelt, die vordere Borste lang, um ein Drittel kürzer als die Vorder- 
klaue, die hintere Borste kurz. Die Hinterkante der Furcalglieder in der 
unteren Hälfte zart bewimpert. 

Männchen. Das Männchen ist stets kleiner als das Weibchen, doch 
von derselben Form der Schalen. 

Greiftaster des Maxillarfusses verhältnissmässig kurz. Der Unter- 
rand desselben ist von einer starken Chitinleiste gebildet. Rechterseits 
(Fig. 9. 4 d.) ist das Endglied des Tasters sehr breit, fast dreieckig, in 
ein Tasthaar ausgezogen. Linkerseits (Fig. 9. 4 s.) bildet das Endglied 
einen stark gekrümmten, an: der Basis breiten Haken. Ductus ejaculatorius 
mit etwa 32 dicht nebeneinanderstehenden Chitinkränzen. 

Penis umfangreich, der seitliche Anhang eng, dreieckig (Fig. 9. 5). 
Das Vas deferens bildet beim Austreten aus dem chitinisirten Absatze eme 
Schlinge und tritt dann in das hier sehr umfangreiche Begattungsrohr, das 
durch starke Chitinleisten mit der Wand des Penis verbunden ist. 


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Die Süsswasser-Ostracoden Zanzibar’s. 23 


Fundort. Zanzibar. (13. Mai 1888) Sumpf hinter dem deutschen 
Club. (2. Mai 1885) Sumpf bei Kibueni. Mosambique (31. Januar 1889) 
Sumpf bei Quilimane. S 


Fig. 9. Cypris taeniata Vävra. 
. Schale in seitlicher Lage (R. I. 1. Vergr. 20:1). 
. Schalen in der Rückenansicht. 
. Ein Furcalglied (R. III. 2. Vergr. 54:1). 
. d. der rechtsseitige, s. der linksseitige Greiftaster des männlichen Maxillarfusses 
(R. I. 3. Vergr. 80:1). 
. Penis der einen Seite von der Innenfläche dargestellt (R. V. 1. Vergr. 150:1). 


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Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


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Östafrikanische Spinnen, 


gesammelt von 
Herrn Dr, F. Stuhlmann in den Jahren 1888 und 1889, 


bearbeitet von 


W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 
Pforzheim. Lübeck. 


Mit zwei Tafeln Abbildungen. 


Aus dem Beiheft 
zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XI. 


Hamburg 1895. 


Commissions-Verlag von Lucas Gräfe & Sillem. 


Die von Herrn Dr. F. Stuhlmann in Ostafrika gesammelte und dem 
Naturhistorischen Museum in Hamburg übergebene Spinnenausbeute ist 
nicht umfangreich; sie umfasste nur 49 Arten, unter welchen sich unserer 
Auffassung nach aber 29 als neu erwiesen; ein Beweis dafür, wie wenig 
uns noch die Spinnenfauna jener Gegenden bekannt ist. Verhältnissmässig 
zahlreich waren die Attiden vertreten, während aus den übrigen Familien 
meist nur die grösseren Arten vorlagen. Würde ein Sammler den kleinen und 
kleinsten Formen seine besondere Aufmerksamkeit zuwenden, er würde 
reiche Ausbeute an neuen Arten heimbringen. 


Theraphosidae. 
Leptopelma dubia Karsch. 
1878. Uebers. d. v. Peters in Mossambique ges. Arachniden p. 314, 
Taf=T, Big. 1. 
Ein Weibchen ohne genaueren Fundort. 
Haıpactira chordata G@erst. 
1873. v. d. Decken, Reisen p. 487. 

Harpactira constrieta Gerst. 1. c. p. 486. 

Harpactira elevata Karsch. 1. c. p. 316. 

Ein Weibchen, welches dieser Art zuzuzählen wäre. Ohne genaueren 
Fundort. 

Thelechoris Karschii n. sp. Taf. II, Fig. 31—31b. 

Kopfbrust einfarbig braun; der Kopftheil dunkler eingefasst. Die weit 
vorstehenden Mandibeln dunkelbraun; Maxillen und die sehr kleine Lippe 
hellbraun, beide mit gelben Innenseiten. Brustschild hellbraun. Der 
Hinterleibsrücken ist dunkelbraun mit einem Stich ins Röthliche und mit 
sieben hellen Winkelbinden, welche in der Mitte nicht zusammenstossen, 
geziert. Die vorderen Binden endigen nach der Mitte in einen länglichen 
gelben Fleck, der je weiter nach vorne, um so grösser ist. Die hinteren 
Binden sind sehr zarte Linien. Der Bauch ist graubraun, gelb untermischt, 
mit grossen schwarzen Makeln auf den hinteren Chitindeckeln. Die beiden 


1* 


4 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


oberen Spinnwarzen sind 11mm lang, etwa um die Hälfte länger, als der 
Hinterleib und von gleicher Farbe, wie der Rücken; die beiden unteren 
Spinnwarzen sind sehr dünn, 2,5 mm lang und blassgelb. Die verhältniss- 
mässig kurzen, aber kräftigen Beine, wie die Taster sind braun, unten 
heller als oben und dicht mit weit abstehenden, langen, dunkelbraunen 
Borsten besetzt. 

Von der sehr ähnlichen T. Rutenbergi Karsch unterscheidet sich 
diese Art leicht durch die weit dunklere Färbung. T. Rutenbergi Karsch 
ist. braungelb, diese röthlich braun. Die Behaarung ist ebenfalls viel 
dunkler. Ferner ist die Rückenzeichnung des Hinterleibes eine andere. 
Bei den uns zahlreich vorliegenden Exemplaren der T. Rutenbergi Karsch 
aus Nossibe sind es stets dunkle Punktreihen, welche quer über den Rücken 
ziehen, bei Karschii helle Winkellinien, deren Schenkel in der Mitte nicht 
zusammenstossen. Die schwarzen Makel auf den hinteren Chitindeckeln 
sind stets grösser als bei T. Rutenbergi. 


Länge des ganzen Thieres ohne Mandibeln..... 15 mm. 

5 „ " 5 mit rl 18 ; 

" 3. Kopfbruststucks aa rn ent 63985 
Breite „ EL EEE SUN HOHER 
Eine Anzahl Weibchen von Kihengo. 

Attidae. 


Aelurops rugatus n. sp. Taf. I, Fig. 1 und la. 


Die Kopfbrust ist ganz dunkelbraun, nur auf der Mitte, hinter den 
beiden letzten Augen etwas heller, die Kopfplatte zwischen den Augen 
fast schwarz. Das Brustschild ist schwarzbraun. Der Hinterleibsrücken 
schwarzbraun, der Länge nach gestrichelt, wie mit Nadeln eingeritzt, der 
mittlere Theil mit kleinen weissen Punkten dicht besäet. An der breitesten 
Stelle zieht sich von den Seiten gegen die Mitte zu ein Paar breite tief- 
schwarze Flecke. 

Der Bauch ist einfarbig graubraun, an den Seiten von zwei hell- 
braunen Punktreihen begrenzt. Zwei andere schwächere Punkt- 
reihen ziehen sich von unterhalb der Epigyne bis kurz vor die Spinn- 
warzen. Die Epigyne ist, auf graubraunem Felde rothbraun mit 
schwarzen Leisten. Die Füsse und Taster sind schlank, schwarzbraun, 
auf der Oberseite der Länge nach hellbraun gestreift; die Schenkel des 
ersten Paares verdickt. Die Spinnwarzen sind unten braun, oben schwärz- 
lich, die oberen wenig länger, als die unteren. 


Länge des ganzen Thieres .... 7 mm. 
7 „ Kopfbruchstückes ... 3a „ 
an ı 

Breite „, Rs 2'h „ 


Mehrere Weibchen aus Usambäa. 


Östafrikanische Spinnen. 


an 


Attus albosignatus n. sp. Taf. I, Fig. 2—2b. 

Kopfbruststück schwarzbraun, in der Mitte ein etwas hellerer, nach 
vorne dreieckiger, grösserer Fleck. Vor den hinteren Augen ein weisser 
Querstreifen von der Länge der Entfernung der Hinteraugen; zwei 
gleiche, schräg verlaufende Streifen, deren Vorderenden zuspitzend um die 
Hinteraugen herumgehen, während die hinteren Enden gerade abgeschnitten 
sind und etwa das dreifache ihrer Breite auf der Mitte des Rückens aus 
einander bleiben. 

Hinterleib von gleicher, schwarzbrauner Grundfarbe, die Seiten grau- 
weiss, nochmals mit weissem Saume eingefasst, so dass der Hinterleib von 
oben gesehen mit einer weissen Linie umgeben erscheint, welche sich auch 
um den Vorderrand des Hinterleibes herumzieht. Vom Vorderrande bis 
zur Mitte ein im ersten Drittel ein wenig eingeengter, nach hinten sich 
etwas verbreiternder weisser Streifen, in dessen Fortsetzung zwei braune, 
nach hinten concave Bogenflecke und darauf zwei kleinere weisse Flecke 
folgen. Bauchseite gelbgrau, mit dunkleren Fleckenreihen an den Seiten 
und einem dunkelbrauen Mittelstrich, welcher kurz vor den Spinnwarzen 
in einem Rautenfleck endigt. 

Spinnwarzen lang, unten dunkelgrau, oben schwarz, die oberen um 
ein Viertel länger, als die unteren. 

Beine sehr kräftig, von gelbbrauner Grundfarbe, die Schenkel gegen 
die Kniee hin dunkelbraun. An allen Füssen zieht sich auf der Oberseite 
über Schienen, Metatarsen und Tarsen eine weisse Linie von derselben 
Färbung, wie die Streifen des Kopfbruststückes. 

Taster, von derselben Grundfarbe, wie die Füsse, zeigen auf Schenkel, 
Knie und Schiene einen weissen Anflug. , 

Dieses schöne an Salticus leucomelas Lucas erinnernde Thier, stammt 
aus Bagamoyo; leider findet sich nur ein Männchen in der Sammlung. 


Länge des ganzen Thieres..... 8 mm. 
2 „ 'Koptbruststückes?... 4 =, 
Breite „ e 3% 


Attus hispidus n. sp. Taf. I, Fig. 3 und 3a. 

Kopfbruststück um die Augen herum schwarz, die Kopfplatte zwischen 
den Augen dunkelbraun, dann folgt um die Augen ein, auf der Mitte sich 
verbreiternder hellbrauner Bogen, dahinter wieder bis ans Ende eine dunklere 
Färbung. Brustschild hellbraun. 

Hinterleib auf dem Rücken gelb, mit zahlreichen dunklen Bogenlinien, 
die von oben schräg abwärts der Mitte zu ziehen bis an ein helles Mittel- 
feld, welches 2 bis 3 mal ausgebuchtet und von dunkelbraunen Flecken 
eingefasst ist. Durch die Mitte dieses hellen Feldes läuft eine Reihe oft 
undeutlicher, dunkler Winkelbinden. Die Bauchseite graugelb mit undeut- 
lichen dunkleren Fleckenreihen. Die Epigyne ist ausserordentlich klein. In 


6 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz, 


blassbraunem Felde befinden sich über der Oeffnung 2 kleine, vorspringende 
dunkelbraune Chitinwülste, so dass dieser Geschlechtstheil hufeisenförmig 
erscheint. Die unteren Spinnwarzen sind lichtbraun, die viel dünneren und 
etwas kürzeren oberen gelblich. 

Die Füsse sind braun, mässig stark, ohne alle Flecken und Striche, 
ganz behaart und vom Knie an reich bestachelt. 


Länge des ganzen Thieres 7'ea mm. 
ei „ Kopfbruststückes.... 342 „ 
i ß 
Breite „ n DE Re 


Mehrere Weibchen von Quilimane. 
Attus gracilis n. sp. Taf. I, Fig. 4—4b. 

Die Zeichnung des Kopfbruststückes erinnert.an A. albosignatus. Die 
Grundfarbe ist braun, auf dem Kopftheil schön kupferfarbend glänzend. 
Die Augen sind schwarz umrandet, hinter der Vorderreihe schwache An- 
deutungen eines weissen Streifens; hinter den Augen dieselben schräg nach 
hinten und der Mitte verlaufenden weissen Haarstreifen, wie bei A. albo- 
signatus. Man könnte das Thier für ein abgeriebenes jener Art halten. 
Das Bruststück ist dunkelbraun bis auf jederseits zwei kleine weisse 
Randflecken über dem letzten Fusspaar. 

Hinterleib dunkelbraun, am Vorderrande mit weissem Haarstreifen, 
in der Mitte mit hellbraunem Längsstreifen, welcher in seiner Mitte etwas 
erweitert ist und auf der hinteren Hälfte beiderseits zweimal zackig aus- 
gebuchtet erscheint; vor den Spinnwarzen ein schwarzer Fleck. Bauch- 
seite braun, mit dunklen Querbinden bis zu den Spinnwarzen, welche mässig 
lang, von brauner bis schwärzlicher Färbung sind. 

Beine kräftig, dunkelbraun, lang schwarz behaart; hier und da mit 
kleinen weissen Haarbüscheln, so dass die Beine an diesen Stellen weiss- 
lich angehaucht erscheinen. Taster sehr schlank und zierlich; der Kolben- 
deckel nur wenig breiter, als das vierte Glied; Farbe wie die der Beine. 


Länge des ganzen Thieres ..... 6,5 mm. 
5 ,„ Koptfbruststückes. .. 23.5.2 
Pal ” 

Breite " ER 


Ein Männchen aus Sansibar. 

Attus comptus n. sp. Taf. I, Fig. 5—-5b. 

Kopfbruststück dunkelbraun, um die Augen schwarz. Auf der Mitte 
hinter den Augen ist die Färbung röthlich-braun und, durch weisse Härchen 
verursacht, zum Theil grau. Seiten und Hinterrand weiss eingefasst, Brust- 
schild dunkelbraungrau, Hinterleib am Rücken graugelb, über die Mitte läuft 
ein braunes Längsband, das sich in der unteren Hälfte im ebensolche 
Winkelbänder verliert und zu beiden Seiten von schmalen, hier und da 
unterbrochenen hellen Streifen der durchscheinenden Grundfarbe begrenzt 
wird. Die Seiten sind dunkelbraun, dicht gestrichelt, so dass wenig Grund- 


ai Zu 


Ostafrikanische Spinnen. 7 


farbe durchscheint. Der Bauch ist einfarbig braun, an den Seiten mit 
hellerauen Streifen eingefasst. Spinnwarzen gleichlang, braun, die oberen 
dunkler, als die unteren. Beine ziemlich lang und kräftig, am ersten 
Paare dunkelbraun, an den drei anderen Paaren heller und an Knie, 
Schiene und Tarsen 1—2mal dunkel geringelt. 


Die Taster sind im Grunde braun, das zweite Glied auffallend 
stark und gebogen, erscheint an der Innenseite durch einen dichten 
weissen Haarbüschel ganz bedeckt. Das sehr dünne dritte Glied ist viel 
heller als alle übrigen. Der Kolbendeckel ist breit und plump, ebenso die 
sehr einfachen Genitalien. 


Länge des ganzen Thieres........ 5!/ mm. 
* „ ‚Kopfbruststückes ...... a, 
Breite ,„ a PER, 


Sansibar. Ein Männchen. 


Euophrys valens n. sp. Taf. I, Fig. 6 u. 6a. 

Kopfbrust dunkelbraun, um die Augen schwarz. Die dunkelbraune 
Fläche ist vielfach mit weissen Haarbüschelchen besetzt, welche hie und 
da weisse Flecken bilden. Der Rand erscheint dunkel, zwischen den Augen 
ein dunkler Fleck. Brustschild graubraun. Hinterleib auf dem Rücken 
graubraun, am Vorderrande ein weisser Bogenfleck, der sich an den Seiten 
herunterzieht; zwei Paar weisse, mehrfach unterbrochene Streifen ziehen 
sich von den Seiten gegen die Mitte, hier einen Zwischenraum lassend; 
zwei weisse Fleckchen stehen dicht vor den Spinnwarzen, ein gleiches Paar 
befindet sich auf der Bauchseite; diese selbst ist hellgraubraun. 


Die Epigyne ist eine runde, oben und unten etwas abgeflachte Oeffnung, 
von schmalen, braunen Chitinleisten eingefasst. Die Spinnwarzen sind 
gleich lang, ziemlich kurz, braun, die oberen dunkler, die unteren heller. 

Die Beine sind kräftig; auf den braunen Schenkeln, kurz vor dem 
Knie, ein weisser Fleck. Knie und Schiene gelb, braun geringelt. 
Vortarsen und Tarsen einfach graugelb. 


Taster an den zwei ersten Gliedern braun, an den drei andern 
weisslich gelb. | 


Länge des ganzen Thieres ....... 3 mm. 
e „ Kopfbruststückes ...... un 
Breite „ re ea: Il, 


Bagamoyo. Ein entwickeltes Weibchen. 
Marpessa Stuhlmanni n. sp. Taf. I, Fig. 7 u. 7a. 

Kopfbrust hellbraun, auf dem hinteren Drittel mit einigen dunkleren 
Radiärstreifen, um die Augen schwarzbraun, die Kopfplatte glänzend dunkel- 
braun. Die Seiten sind nach den Füssen zu dunkel gestreift. Auf der Mitte 
der Brust, von den Augen ab bis ans Ende, ein gelbbrauner Längsstreif. 


8 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


Brustschild einfarbig schmutzig graugelb. /Der Hinterleib ist auf dem 
Rücken als Grundfarbe gelb, mit bräunlichen, grossen Flecken, die eine 
Zeichnung bilden (Fig. 7). Der Bauch ist schmutzig graugelb, mit wenigen 
dunkleren Punkten. 

Die Epigyne (Fig. 7 a) besteht aus einem bräunlichen, langen, auf- 
rechtstehenden Schilde auf gelbem Grunde. Die Oeffnung ist von dunklen 
Chitinleisten eingefasst. Die Füsse und Taster sind sehr kräftig, von gelb- 
brauner Farbe; die Scheukel der Länge nach dunkelbraun gestreift. Die 
Spinnwarzen sind verhältnissmässig lang, die 2 unteren konisch, die 2 län- 
geren, oberen cylindrisch. 


Länge des ganzen Thieres . ... 9 mm. 
u „ Kopfbruststückes. ... 4V2 „ 
Breite „ N a 


” 

Sansibar. Ein Weibchen. 

Marpessa robusta n. sp. Taf. I, Fig. 8 und 8a. 

Die Kopfbrust ist braun, um die Augen schwarz; vor den beiden 
letzten Augen ein schmaler weisser Querstreif, 2 weisse, breitere, halb- 
mondförmige Streifen ziehen seitwärts unter den hinteren Augen durch, 
gegen die Mitte der Brust zu. Zwischen den hinteren beiden Augen 
beginnend, zieht sich ein mit spärlichen, weissen Haaren besetzter, heller 
Keilfleck nach hinten über die Mitte der Brust; auch sind die Seiten über 
den Füssen, etwa von der Mitte bis ans Ende der Kopfbrust, weiss. Das 
Weiss aller dieser Streifen und Flecken ist durch dichte weisse Haare 
hervorgebracht. Das Brustschild ist gelbbraun; die Einlenkungen der Füsse 
tief eingeschnitten. Der Hinterleib ist am Rücken gelb, mit bräunlichen 
Flecken und Streifen. Ein deutlicher heller Längsstreif befindet sich an 
der Grenze zwischen Rücken- und Bauchseite, von etwas vor der Mitte 
bis hinten. Ueber die Mitte ziehen sich, in hellgelbem Felde, 5—6 Paar 
schmale, nach hinten offene, braune Winkelbinden. 

Die Epigyne (Fig. 8a) ist hellbraun, in hellgelbem Felde. 

Die Füsse sind braun, die Schienen des ersten Paares stark 
verdickt, um "s stärker, als die des zweiten und doppelt so stark, 
als die der beiden letzten Paare. Die Schenkel der 2 ersten Paare sind 
dunkelbraun, die der 2 letzten am Grunde und vor dem Knie breit dunkel- 
braun geringelt. Die Taster sind ebenfalls braun, bald ins schwärzliche, bald 
ins weisse ziehend, je nach der sehr dichten, verschiedenfarbigen Behaarung. 

Von den ziemlich langen Spinnwarzen sind die unteren konisch, die 
etwas längeren oberen cylindrisch. 


Länge des ganzen Thieres .. 11V2 mm. 
R „ Kopfbruststückes.. 5 Es 
Breite „ * 3.0 BHAE ji; 


Usambaa. Ein Weibchen. 


Östafrikanische Spinnen. 9 


Heliophanus glaucus n. sp. Taf. I, Fig. 9 u. 9a. 

Kopfbrust dunkel graugrün, mit grauen Härchen dicht besetzt. 
Hinterleib von gleicher Farbe, aber heller, mit vielen weiss-grauen Härchen 
besetzt, die oben am Vorderrande eine deutliche helle Bogenlinie und über 
den Spinnwarzen zwei Längsflecken bilden. Brustschild graugelb. 

Die Bauchseite ist von derselben Färbung wie der Rücken, nur heller 
und ganz einfarbig, wenig behaart. 

Die Spinnwarzen sind von gleicher Länge, am Grunde heller, an den 
Spitzen dunkler braun. Beine kurz und zierlich, gelb; Schenkel, Knie und 
Schienen der zwei ersten Paare braun. Taster bis zum dritten Gliede 
grau, die übrigen gelb. Epigyne dunkelbraun. 


Länge des ganzen Thieres ..... 5 mm. 
8 8 

5 = Kopfbruststückes‘. ... 2, 
Breite „ a: a 


Alexandria. Ein ausgebildetes Weibchen. 


Thomisidae. 
Thomisus vastus n. sp. Taf. I, Fig. 10—10c. 

Die Augenstellung entspricht völlig dem Thomisus, die Körperform 
weicht ein wenig ab. Wir lassen das Thier dennoch vorläufig bei dem 
genannten Genus. 

Der Körper ist plump. Kopfbruststück länger als breit, sehr hoch 
gewölbt, von der Mitte nach dem Vorderrande zu sehr flach abfallend 
(Fig. 10a); auf dieser schrägen Fläche die Augen tragend (Fig. 10b). 
Die Grundfarbe ist hellbraun. Von den hinteren Mittelaugen zieht sich 
über die Mitte ein zuerst dreitheiliger, dann voller dunkler, brauner Streifen. 
Die Seiten sind dunkelbraun, mit Hellbraun untermischt; über den Ansatz- 
stellen der Füsse ein rein weisser Saum (Fig. 10a). 

Das Brustschild ist spitz eiförmig, gelb, mit breitem, dunkelbraunem Saum. 

Mandibeln kurz, breit und vorne abgeplattet; gelb, mit feiner dunkler 
Umsäumung. 

Hinterleib fast kreisrund, im Grunde graubraun, mit helleren und 
dunkleren Wellen durchquert; am Vorderrande vier hellere, weissliche 
Flecken. 

Der ganze Hinterleib, zum Theil auch Vorderleib und Füsse mit 
kleinen, theils tiefschwarzen, theils leuchtend weissen Knötchen übersäet, 
welche bald zu Gruppen, bald zu Bogenlinien angeordnet sind, jedoch 
weder Haare noch Borsten tragen. 

Epigyne kaum bemerkbar, in einer kleinen, bräunlich gesäumten 
Oeffnung (Fig. c). 

Spinnwarzen sehr klein, dunkelbraun. Füsse kurz, hell bräunlichgelb. 
Die Schenkel an beiden Enden mit sehr schmalen, weissen Ringen, davor 


10 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


an den äusseren Enden auf der Oberseite mit braunem Fleck, der vierte 
Schenkel ausserdem an der Unterseite in der Mitte mit einem ähnlichen 
braunen Fleck. Schienen braun gefleckt,/ Tarsen blassgelb, ungefleckt. 
Taster bräunlich gelb, gleich den Beinen. 


Länge des ganzen Thieres...... 4,5 mm. 
„ „.. Gephalothorax v2 22 " 
Breite... 22 se 2 ” 


Bagamoyo, 23. VI. 1888. Ein ausgebildetes ?. 


Sparassidae. 
Sarotes venatorius (Z.) 
Sansibar (Mai 1888, im Hause.) 
Bagamoya Febr. 1890. 
Zahlreiche ?; ein reifes ” ohne besonderen Fundort (26. IX. 1888.) 


Micrommata longipes n. sp. Taf. I, Fig. 11—11b. 

Cephalothorax oval, nach vorne etwas vorgezogen und abgestutzt, 
vor der hinteren Augenreihe plötzlich abfallend, diese ein wenig nach 
hinten gebogen, die vordere, deren äussere Augen grösser sind, als die 
Mittelaugen, stärker nach vorne gebogen. 

Hinterleib lang gestreckt, nach hinten schmäler werdend, mit einem 
dunkelbraunen, breiten Längsstreifen, welcher die ganze Länge emnimmt. Die 
Bauchseite mit einem ähnlichen, aber bedeutend schmäleren Längsstreifen. 

Brustschild eiförmig, vorne gerade abgeschnitten, einfarbig hellbraun. 
Beine lang, kräftig, mit zahlreichen Stacheln besetzt, dicht behaart. 

Taster am 4. Gliede mit zwei Fortsätzen (Taf. I, Fig. 11a und b); 
Tasterkolben lang, dunkelbraun, behaart. | 

Der Cephalothorax in der Mitte mit einem breiten, geraden, an den 
Seiten mit je einem schmäleren, gebogenen, dunkelbraunen Streifen gezeichnet. 
Grundfarbe des ganzen Thieres hellgelbbraun. 


Länge des ganzen Thieres ..... 10 mm. 
a „Qephalothorax....* Do 
Breite „ a AR 


Nisueta quadrispilota Z&. Sim. Taf. I, Fig. 13—13b. 

1880 Rev. des Sparassides p. 110. 

Das Kopfbruststück ist bei dem vorliegenden ausgebildeten Weibchen 
ein wenig breiter, als lang, von röthlich gelber Färbung und nur um 
den Kopf mit einigen feinen braunen, gebogenen Linien gezeichnet. Der 
Hinterleib ist hellgrau, mit vielen grösseren und kleineren braunen Fleckchen 
übersäet; die Bauchseite zeigt zahlreiche weisse Pünktchen. Die Füsse 
haben die gleiche Farbe wie das Kopfbruststück, die Tarsen sind dunkel- 


Östafrikanische Spinnen. 71 


braun und mit einer starken Skopula versehen. Die Epigyne ist schwarz- 
braun in gelblichem Felde. Im Uebrigen stimmt Simons 1. c. gegebene 
ausführliche Beschreibung. 

Unser Exemplar hat Herrn E. Simon zur Bestätigung vorgelegen. 
Wir geben Fig. 13—13b eine Abbildung des interessanten Thieres. 


Länge des ganzen Thieres .... 11 mm. 
” „ Kopfbruststückes... 4/2 „ 
Breite „ e e 


Ein Weibchen aus Sansıbar. 


Drassidae. 


Brachyphaea nov. gen. E. Simon inedit. 

Dieses Genus, das namentlich im Vorderleibe der Trachelas 
(nitescens) L. Koch ganz auffallend gleicht, ist mit Recht von E. Simon als 
neues Genus aufgestellt, ) weil die Augenstellung beider Genera sehr ver- 
schieden ist. Bei Trachelas sind beide Augenreihen nach hinten gebogen 
und die Seitenaugen um ihren Durchmesser von einander entfernt, bei 
Brachyphaea jedoch ist die untere Augenreihe nach hinten und die obere 
nach vorne gebogen, während die Seitenaugen dicht aneinander stehen. 
Brachyphaea Simoni n. sp. Taf. I, Fig. 12—12c. 

Länge des ganzen Thieres 6 mm, der Kopfbrust 3 mm. Die Kopf- 
brust, Mandibeln Maxillen und Lippe sind dunkelrothbraun. Das Brustschild 
kirschroth. Der Hinterleibsrücken ist bräunlich gelb, beide Farben als 
Flecken untereinander gemischt, der Bauch graugelb. Die sehr kleinen 
und gleichlangen Spinnwarzen sind hellgelb, die kräftigen Füsse und die 
Taster braun; auf den Schenkeln der beiden letzten Fusspaare steht je 
ein schwacher Stachel, sonst sind die Füsse ganz ohne Stacheln und Borsten. 


Ein Männchen von Sansibar. 


Ctenidae. 
Phoneutria decora Gerst. 

1873, v.. d. Decken Reisen in Ostafrika, p. 483, pl. VII, Fig. 7? 

Es liegt ein nicht ganz entwickeltes / vor, auf welches im Uebrigen 
die von Gerstäcker 1. c. gegebene Beschreibung so vollständig passt, dass 
wir kein Bedenken tragen das Thier zu obiger Art zu ziehen. 

Die Taster reichen bis zum Ende des 1. Femur; das 2. Glied ist ein 
wenig länger, als das 2. und 3. zusammen; am Ende des 2. Gliedes 3 
oder 4 Dornen, dahinter 1; das 3. Glied mit 1, das 4. Glied mit 4, das 
5. Glied mit 2 Dornen an der inneren Seite des hinteren Endes. Die 
Behaarung nimmt nach vorne zu. 


I!) Nach brieflicher Mittheilung v. Januar 1895. 


12 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


Das Abdomen ist länglich oval, gleichmässig dicht, rehfarben behaart; 
in der Mitte der Rückseite zwei dunkle Punkte; sonst keine besondere 
Zeichnung. , 

Länge des ganzen Thieres 25 mm; Abdomen 13 mm. 


Mbusine 27—29. VII. 1888. 


Phoneutria melanogastra n. sp. Taf. I, Fig. 14—14d. 

Cephalothorax oval, der Kopftheil vorgezogen, gerade abgeschnitten, 
die Ecken etwas vorgezogen. Die Augen der 2. Reihe sind die grössten, davor 
die kleineren, dichter zusammenstehenden Vorderaugen; die Augen der 
letzten Reihe kleiner als die der zweiten und etwa noch einmal so weit 
von einander entfernt, unmittelbar davor die sehr kleinen seitlichen Augen. 
Zwischen den Augen ein weisser Haarbüschel. (Fig. 14 b.) 

Die Farbe des Kopfbrustsückes ist gelbbraun, mit dunkleren Radial- 
linien, über die Mitte zieht sich ein heller Längsstreifen mit einer dunklen 
Mittellinie. 

Hinterleib länglich eiförmig, graugelb, mit kurzen, dichtstehenden, 
weissen, grauen und bräunlichen Haaren dicht bedeckt. Ueber dem ersten 


Tr 


Drittel ein gelber Keilfleck, neben dem zwei Paar braune, dunkel umran- 
dete, runde Flecken stehen; ein weiteres Paar dahinter, etwas unter der 
Mitte des Rückens. (Fig. 14). 

Bauchseite heller oder dunkler braun, unter der Spalte ein grosses, 
tiefschwarzes Feld, in welchem sich meist zwei Paar hintereinander- 
stehende, weisse Flecke befinden. Bei einigen Stücken fehlt das letzte 
Paar. (Fig. a), bei anderen sind vor dem vorderen Paar noch ein oder 
einige, sehr kleine, weisse Punkte bemerkbar. 

Die Epigyne besteht in graugelbem Felde aus einer Längsspalte, die 
von dunkelbraunen Chitinleisten eingefasst, mit langen weissen Haaren 
bedeckt ist. Bei einigen Exemplaren setzen sich die Chitinleisten, oben 
hornförmig gebogen fort. (Fig. 14a). 

Spinnwarzen sehr kurz, einfarbig gelbbraun, zuweilen am Grunde dunkler. 

Brustschild hellbraun, breit eiförmig, nach hinten kurz zugespitzt, mit 
schwarzen, nach vorne gerichteten, einzelstehenden Härchen besetzt. 

Mandibeln schwarzbraun. Maxillen an der Basis braun, nach vorne 
allmählich gelblich werdend. Lippe dunkelbraun, mit hellem Vorderrande. 

Beine lang und kräftig, hellbraun, dunkler gefleckt, mit starken, 
schwarzen Stacheln bewehrt. 

Männchen etwas kleiner als das Weibchen, in der Färbung und Zeich- 
nung demselben gleich. Taster hellgelblich braun, das vierte Glied am 
Vorderrande dunkelbraun mit stumpfem, hakenförmigem Dorn (Fig. d), 
das Endglied mittelbraun, ziemlich lang behaart (Fig. ce). 


Östafrikanische Spinnen, 13 


en G@esammtlänge. ....n en. .... 11 mm. 
2 N bo: 
Länge des Kopfbruststückes.... 7 „ 
Breite „ # BEE AD, 


Tetragonophthalmidae. 


Tetragonophthalma Stuhlmanni ». sp. Taf. II, Fig. 19 u. 19a. 

Kopfbruststück birnenförmig mit vorspringenden Vorderecken. Augen 
wie T. phylla Karsch. [Exotisch-arachnologisches in Z. f. d. ges. N. Bd. 51, 
1878, p. 329]. Die Grundfarbe ist braungelb, am Rande etwas dunkler; 
in der Mitte ein reichlich "3 der Breite einnehmendes Längsband von 
dunklerer Färbung, welches an jeder Seite von einer schmalen weissen 
Linie eingefasst wird. Hinterleib schlank, nach hinten verjüngt, von hell- 
grau gelblicher Grundfärbung, mit einem dunklen, hier und da geflammten 
Längsbande, welches unterhalb der Mitte seitwärts je emen schwarzbraunen 
Fleck trägt; weiter nach hinten einen ähnlichen, jedoch weniger deutlichen; 
die Spitze lässt eine dunkle Querstreifung erkennen. Seiten unregelmässig 
braun gestreift und gefleckt. Bauchseite schmutzig gelb. Die Epigyne 
ist schwarzbraun in bräunlichem Felde. Spinnwarzen rothbraun; die oberen 
noch emmal so lang als die unteren, aber bedeutend dünner. Das Sternum 
ist dunkelbraun mit hellgelblichem Längsstreifen, welcher in der Mitte am 
breitesten ist und nach hinten schmal ausläuft. Die Beine sind ihrer ganzen 
Länge nach einfarbig rothbraun ohne dunklere Ringe. Die Art steht der 
T. phylla nahe, dürfte aber durch die beschriebene abweichende Färbung 
unschwer zu unterscheiden sein. Leider giebt Karsch keime Abbildung 
und auch keine Beschreibung der Epigyne. _ 


Länge des ganzen Thieres...... 12,5 mm. 
5 u Koptbruststückes.....n 45, 
a” =, 7 
Breite „ s Sl 


Ein Weibchen aus Sansıbar. 


Oxyopidae. 
Oxyopes aculeatus n. sp. Taf. I, Fig. 15—15 c. 

Kopfbruststück gleichmässig gewölbt, vorne senkrecht abfallend, hinten 
rasch abfallend, gleichfarbig mittelbraun, um die Augen und auf dem 
abschüssigen hinteren Stück dunkler. Von den hinteren Seitenaugen zieht 
sich eine feine schwärzliche Bogenlinie, welche in der Mitte breiter und 
unregelmässig wird, um den Kopf. Die Mitte des Bruststückes ist durch 
eine schwärzliche Linie, welche von der genannten Bogenlinie, gerade nach 
hinten gerichtet ist, gekennzeichnet. Um die Augen stehen bogenförmige 
Büschel weisser Haare (Fig. 15 a). 


14 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


Hinterleib nach hinten schlank verlaufend, dunkelbraun, glatt, ohne 
besondere Zeichnung. Spinnwarzen braun, wie der Hinterleib, die ‘oberen 
etwas länger und dünner, als die unteren. Die ganze Unterseite ist gleich- 
farbig dunkelbraun bis auf die hellgefärbte Mitte des Brustschildes. 

Füsse verhältnissmässig lang, dunkelbraun, mit hellbraunen Streifen 
und Ringen an den Schienen; überall mit zahlreichen, sehr langen 
dünnen Stacheln bewährt, am Knie stehen stets ein Paar der längsten. 


Taster braun gestreift, wie die Füsse, auf dem zweiten Gliede mit 
1. 1. 2 Stacheln, von denen der mittlere und längste dicht anliest und 
die zwei oberen sehr kurz sind; das 3. Glied heller als die übrigen; an 
diesem, wie am 4. Gliede 2 lange, starke Borsten, 2 ebensolche Borsten 
überemander an der Innenseite auf dem Kolbendeckel. Die Behaarung 
der Taster ist sehr lang, dunkelbraun und weiss untermischt; die weissen 
Haare sind die längsten (Fig. 15 b, c). 


Länge des ganzen Thieres...... 4 mm. 
a „' Kopfbruststückes‘... ..2. „ e 
Breite „ 4 1 


Ein Männchen aus Sacurila (Usaramo). 20. VII. 1888. 


Lycosidae. 
Tarentula tarentulina (Sav. et And.). 


1825—27. Lycosa tarentulina Sav. et Aud. Desc. de l’Egypte, 2. ed. 
XXH, p. 363, Arachn. Pl. TV, Fig. 2. 
1837, Walck, H. N. d: Ins. Apt. E p. 302. 
1878. Karsch. Arach. v. Mossambique p. 329. 
Ein Weibchen von Bagamojo, Febr. 1890. 
Tarentula hirsuta n. sp. Taf. II, Fig. 16 und 16a. 

Ein grosses, dicht behaartes Thier mit charakteristischer Zeichnung. 

Kopfbruststück mit breitem, gelbbraunem Längsstreif in der Mitte, 
welcher sich hinter den Augen verbreitert und dann schmal zwischen die- 
selben hineinzieht; zu beiden Seiten je ein dunkelbrauner, ebenso breiter 
Streif; der Rand wiederum heller, jedoch nicht so hell, wie der Mittel- 
streif. Mandibeln dunkel rothbraun; Maxillen hellbraun, Lippe oval am 
Grunde und der Spitze dunkel, in der Mitte ein dreieckiger, grosser, 
heller Fleck. 

Hinterleib schlank oval, auf dem Rücken schmutzig gelb mit bräun- 
licher Zeichnung, die von der Mitte ab aus Winkelflecken besteht. Die 
schwärzlich braunen Seiten lassen die gelbliche Grundfarbe in vielen Flecken 
durchschemen, gegen die Bauchseite hin wird die Farbe heller; diese ist 
gelb, mit vier unregelmässigen, dunkleren Längslinien gezeichnet, deren 
mittleres Paar nur bis zur Hälfte reicht. 


Östafrikanische Spinnen. 15 


Epigyne braun, mit schwarzen Leisten (Fig. 16a). Spinnwarzen kurz, 
an der Basis braun. 

Füsse und Taster hellbraun; die Schenkel heller, mit dunklen Flecken, 
namentlich an der unteren Seite; Schienen am oberen Ende an jeder 
Seite mit einem braunen Längsstrich gezeichnet. 


Länge des ganzen Thieres .... 13 mm. 
Re :„ Kopfbruststückes... 6 „ 
Breite „ P Da Ne 


Ein Weibchen aus Lewa (Usambäa). 26. IX. 1888. 
Tarentula pulla ». sp. Taf. II, Fig. 17 und 17a. 

Die Färbung dieser charakteristischen Art ist über den ganzen Körper 
eine düstere, schwärzliche. 

Kopfbruststück auf dem Rücken mit einem hellbraunen Keilstreifen, 
der zwischen den Augen spitz ausläuft; zu beiden Seiten je eme schwarz- 
braune Binde, einen helleren, schmalen Rand freilassend. Mandibeln und 
Maxillen schwarz, Lippe breit, abgestutzt, am Grunde schwarz, nach dem 
Ende heller. 

Bruststück gross, oval, braun, ın der Mitte mit einem dunklen, nach 
hinten schmäler werdenden Längsbande versehen. 

Abdomen auf dem Rücken dunkelgraubraun; die Mitte wird der 
ganzen Länge nach von einer Reihe dreieckiger Flecken auf hellerem 
Felde eingenommen. Die Seiten nach dem Bauche zu grauweiss; Bauch 
einfarbig schwärzlich graubraun. 

Epigyne, klein, rothbraun mit schwarzen Leisten (Fig. 17 a). Spinn- 
warzen schwarzbraun, kurz und dick. 

Beine mittellang dicht behaart; Schenkel kräftig, graubraun, dunkel- 
braun gestreift und gefleckt, auf der Oberseite mit zwei oder drei Stacheln; 
Tibien und Metatarsen dunkelbraun, reichbestachelt, Tarsen behaart, ohne 
Stacheln, heller braun. 


Länge des ganzen Thieres..... 11 mm. 

4 »z Kopfbruststückes...! .5., 
Breite „ e HA 
Usambaa. 


Trochosa spissa n. sp. Taf. II, Fig. 18 und 18a. 

Kopfbruststück breit oval mit lang vorgezogenem Kopfstück, zwischen 
den Augen Büschel langer schwarzbrauner Haare, sonst kahl, gelbbraun, mit 
radial gestellten dunkleren Linien, mehrere solcher Linien stehen dicht gedrängt 
am Hinterrande des Kopfes. Das Hinterende des Kopfes zeigt vier, im 
Quadrat stehende, dunkle Punkte, davor eine kurze, dunkle Mittel- 
linie; das Bruststück mit. einer gleichen dunklen Mittellinie. 

Maxillen dunkelbrau, Lippe etwas länger, als breit, dunkelbraun, am 
Vorderende heller; Mandibeln sehr kräftig, hellbraun. 


16 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


Brustschild breit, fast kreisförmig, nach hinten ein wenig zugespitzt, 
einfarbig gelbbraun. 
Hinterleib länglich oval, dicht kurz behaart, mit vier grossen, grau- 


gelben länglich viereckigen Flecken und zahlreichen kleineren Fleckchen; 


Grundfärbung schwärzlich grau. 

Epigyne (Fig. 18a) braun. Spinnwarzen bräunlich grau; die beiden 
unteren sind am kürzesten und dicksten und haben eine abgerundete 
dunkelgraue Spitze; die beiden mittleren sind die längsten und dünnsten. 

Beine kräftig, gelbbraun, schwach dunkler geringelt, mit zahlreichen 
schwarzen Stacheln, an den Schenkeln deren mindestens acht. Die Tarsen 
sind etwas dunkler. Die Taster von gleicher Färbung der Beine und wie 
diese bestachelt. 

Diese Art steht der Trochosa maculata L. Koch. im Bezug auf 
Färbung und Zeichnung nahe, weicht jedoch in vielen Beziehungen von 
Kochs Beschreibung ab, so dass wohl eime neue Art angenommen 


werden darf. 


Länge des ganzen Thieres .... 13 mm. 
n „ Kopfbzruststückest = r82% 
Breite „ R ALNEO 
Länge der 1. Beine .... 2. -... Ale 
s 
5 A DEE 


Sansıbar. Ein Weibchen. 


Pholeidae. 


Pholcus borbonicus Vins. 
Mehrere Exemplare von Quilimane. 


Theridiadae.. 


Theridium maculatum n. sp. Taf. II, Fig. 20—20 ce. 

Kopfbruststück im Umrisse länglich sechseckig, die Ecken abgerundet, 
die hintere Seite fast noch einmal so lang wie die Stirnseite. Braun, am 
Rande dunkler. Der Kopf durch dunkelbraune, eingedrückte Linien scharf 
abgetrennt. Rückengrube tief. Vom Kopf bis auf die Mitte des Brust- 
rückens läuft ein breites, dunkelbraunes Band. 

Hinterleib nach hinten zu einem bedeutenden Höcker ansteigend, so 
dass derselbe in der Seitenansicht (Fig. 20a) fast dreieckig erscheint. 

Die Epigyne befindet sich in einem bräunlichen, glockenförmigen Felde 
(Fig. 20 b u. ec); die Spalte ist unten schwarzbraun eingefasst. 

Spinnwarzen schwarzbraun eingefasst; die unteren bedeutend stärker 
und länger als die oberen; von jeder Seite derselben zieht sich ein langer, 
brauner Fleck nach oben gegen den Rückenhöcker. 


Ostafrikanische Spinnen. 17 


Die Farbe des Hinterleibes ist auf dem Rücken braungrau, in der 
Mitte hellgrau; am Anfange stehen zwei braune Fleckchen und am Ende 
des grossen Höckers ein grosser schwarzer Fleck, so dass die Spitze 
schwarz ist. 

An den Seiten des Rückens ein Paar gebogene und vor den 
schwarzen Höckerflecken ein Paar runde, silberglänzende, weisse Flecke. 

Die Bauchseite ist blassgrau. 

Brustschild gleichschenkelig, dreieckig, mit tiefen Bemausschnitten. 

Beine sehr zart, gelblich braun. Das 1. Paar bedeutend länger und 
viel dunkler, als die übrigen. Das 2., 3. und 4. Paar nur an den Schenkeln 
in der Mitte und am Ende mit dunklen Ringen. 


Länge des ganzen Thieres...... 4,5 mm. 
" » Kopfbruststückes...... 1,5. „ 
Breite „ a OL ae 


Sansıbar, Oct./Nov. 1888. Nur Weibchen. 
Theridium pallidum n. sp. Taf. II, Fig. 21 u. 2la. 

Ein äusserst zartes Thier. Die Färbung des ganzen Thierchens, so- 
wohl des Rumpfes, wie der Füsse und der Taster ist ein trübes Weiss, 
nur am Bauche ist ein breiter rein weisser Streifen. Das Kopfstück 
ist beiderseits durch je eine bräunliche Längslinie eingefasst, welche sich 
nach hinten ein wenig auf den Rücken hinauf fortsetzen. 

Der Hinterleib ist auf der Rückseite mit vier Paar schwarzen 
Punkten gezeichnet, welche in ziemlich gleichen Abständen stehen (Fig. 21). 
Die Epigyne ist eine schmale, bräunliche Spitze (Fig. 21a). 

Die Füsse sind mit zahlreichen, dünnen Härchen besetzt und lassen 
auf der Unterseite der Schenkel und Schienen als einzige Zeichnung einige 
kleine, dunkle Punkte erkennen. 

Die Spinnwarzen ragen ziemlich stark unter dem Hinterleib vor und 
lassen geringe bräunliche Färbung erkennen. 

Ein ausgebildetes Weibchen von Bagamoyo. 


Epeiridae. 
Argiope Pechuelii Karsch. 
1879, Zeitschr. f. d. ges. Naturw. Bd. 52, p. 340. 

Es liegen 2 @ dieser gut gekennzeichneten Art vor von Mhonda 
(Ungura) Nov. 1888. 
Cyclosa undulata ( Vins.) 

Einige junge 5‘ und 9, welche dieser Art angehören dürften, aus 
Bagamoyo 1888. 
Cyrtophora caudata n. sp. Taf. I, Fig. 22—22 e. 

Kopfbrust birnenförmig, nach hinten sehr breit werdend, weissgrau, 
der Kopf von einem braunen Streifen umgeben, ein gleichfarbiger breiter 

2 


18 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


Streifen zieht sich von den Augen über die ganze Rückenmitte. Die 
Ränder des Bruststückes sind von einem dunkelbraunen Saume, der nach 
hinten an Breite zunimmt, eingefasst. Das Brustschild herzförmig, vorne 
schwach concav, bräunlich gelb, an der Einlenkung eines jeden Fusses mit 
einem weissen, silberglänzenden Fleck. Der Hinterleib steigt im ersten 
Viertel seiner Länge zu einem hohen Höcker aufwärts (Fig. 22b); im 
dritten Viertel seiner Länge buchtet er sich an jeder Seite aus und ver- 
schmälert sich gegen das Ende schwanzartig. Die Grundfarbe ist gelblich. 
Von dem Höcker ab zieht sich über den ganzen Rücken ein schwärzlich 
brauner Streifen, der an beiden Seiten silbern eingefasst ist. Etwa in der 
Mitte geht schräg nach hinten ein silberner, verjüngt auslaufender Seitenast 
ab. Weiter nach rückwärts ist nochmals eine Anschwellung der Silber- 
streifen zu bemerken, worauf diese in die schwanzartige Verlängerung aus- 
laufen. Die Silberstreifen sind jederseits von 3 braunen, unregelmässigen 
Flecken begrenzt. Um den Höcker herum ist der Hinterleib schwarzweiss 
gesprenkelt. Der Bauch, insbesondere das Schild ist, grauweiss gesprenkelt:; 
unter der @Querspalte befindet sich ein brauner Fleck. Die Epigyne 
ist brann im grauweissen Felde. Die 4 äusseren Spinnwarzen kräftig. 
gleichlang, am Grunde hellbläulichgrau, am Ende dunkelbraun. Die 
2 inneren sind kürzer, kaum Vs so stark, blassgelb. Die Füsse sind 
blassgelb, am Schenkel, Knie, Schienen und Vortarsen je zweimal breit 
braun geringelt. 


Länge des ganzen Thieres...... S mm. 
„.  derlKopfbrust we... lan, 
Breite derselben... ... em. 2. Pa 


Fundort: Ostafrika, ohne genaue Angabe der Gegend. 
Cyrtophora interalbicans n. sp. Taf. II, Fig. 23—23 b. 

In Körperform und Grösse der vorigen Art sehr ähnlich. 

Der Brustrücken ist blassgelb, dunkelbraun eingefasst wie bei Ü. caudata, 
jedoch der scharf abgesetzte Kopf bis auf 2 länglich helle 
Flecken am Ende völlig kastanienbraun. Ein ebensolcher brauner 
Streifen zieht sich über die Mitte des Brustrückens. Das Brustschild ist herz- 
formig, braun, mit S gelben Flecken an den Fussemlenkungen. Der 
Hinterleib ist schmutzig grau. Von dem Höcker bis ans Ende zieht sich 
ein weisses, silberglänzendes Band, an dessen Seiten zwei grössere 
dreieckige, dunkelbraungraue Flecken stehen, welche am Vorderrande von 
einer schwachen hellen Linie abgegrenzt werden. Der Bauch ist um die 
Epigyne einfarbig schmutzig grau; an der Epigyne selbst ist der Nagel 
gelblich, dunkelbraun eingefasst (Fig. 23a). Von der Querspalte zieht 
sich em breites, dunkelbraun mit silberweiss untermischtes Band oder 
Feld bis kurz vor die Spinnwarzen, wo es sich m die, die Spinnwarzen 
umgebende dunkelbraune Einfassung verliert. Die Seiten dieses Feldes 


Ostafrikanische Spinnen. 19 


sind weisslich, Von den Spinnwarzen sind die 4 äusseren am Grunde 
braun, an der Spitze grau; die 2 schwachen, mittleren einfarbig gelb. Die 
Schenkel aller 4 Paare sind am Grunde und in der Mitte schmal, 
jedoch am Ende breit, schön kastanienbraun geringelt. Alle 
Knie und die Schienen des letzten Paares sind ganz braun. Die 
Schienen und Vortarsen der 3 andern Paare sind gelb, 3 mal braun 


geringelt. 
Länge des ganzen Thieres ... 7Vz mm. 
Fe klleraKoptbrust. 2 rl... aaa, 
Breite derselbeni:.: .. 2....... 2 “ 


Fundort: Wie bei der vorigen Art. 

Epeira striata n. sp. Taf. II, Fig. 24—24d und 25—25h. 

o' Das Gesicht nicht ganz halb so breit, wie die Brust, mit tiefen 
Ausbuchtungen zwischen den Mittel- und Seitenaugen, sodass letztere auf 
weit vorspringenden Hügeln stehen. Die Farbe des Kopfbruststückes ist 
braun, nach dem Gesicht zu ins gelbliche übergehend und mit gelben Muskel- 
linien nach den Füssen zu. Die lange tiefe Mittelritze ist schwarzbraun. 
Das Brustschild gross, eiförmig, fast ganz flach, schmutzig gelb. Die 
Mandibeln sind sehr lang, von gelber Farbe und da, wo sie am Grunde 
zusammenstehen, tief ausgebuchtet. Die Maxillen sind dunkelbraun ein- 
gefasst. Die Lippe gerade abgestuzt. Der Hinterleib breit eiförmig, mit 
höckerförmig vorgezogenen Schultern. Die Farbe ist auf dem Rücken grau, 
in der Mitte dunkler als an den Seiten. Im ersten Drittel, da wo der 
Hinterleib am breitesten ist, geht er seitlich in zwei nicht scharf abge- 
grenzte Höcker aus, unter welche sich eime weisse Bogenlinie quer von 
einem zum andern zieht. Der ganze Rücken, namentlich aber der Theil 
über der weissen Linie ist mit vielen kleinen erhabenen Punkten besetzt, 
aus denen je eine lange kräftige Borste hervorkommt. Im Uebrigen ist 
die Behaarung spärlich und von weisslicher Farbe. Der Bauch ist schmutzig 
grau, an den Seiten heller und ins gelbliche ziehend, die Bogenflecke gross 
und hellgelb. Die Spinnwarzen sind kräftig, hellbraun, an den Spitzen 
gelb, die unteren etwas länger und fast doppelt so stark, als die oberen. 
Die Füsse sind sehr kräftigund lang, von gelber Farbe, an den Schienen schwach 
dunkler geringelt. An den Schienen des 2. Paares stehen nach innen 
2 Reihen starker Stacheln. Die der oberen Reihe (etwa S—9) sind am 
Grunde und an der Spitze dunkelbraun, in der Mitte aber hellbraun; 
die der unteren Reihe (5 kürzere), aber fast schwarz und viel 
kräftiger. Im Uebrigen weicht die Bestachelung von der anderen 
Species nicht ab. An der Hüfte des ersten Paares befindet sich ein nach 
innen und unten gerichteter, hellbraun eingefasster Fortsatz. Die Taster 
sind kurz, gelblich und auf dem 3. Gliede mit einer langen, starken Borste 
versehen. An den Geschlechtstheilen bemerkt man an der Aussenseite 

9» 


90 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


einen frei abstehenden, starken Haken, der oben dicker ist als unten und 
hier in eine kleine Gabel endigt. (Fig. b'c'd'). 


Länge des ganzen Thieres ..... 12 mm. 
x „ı- Kopfibruststüickese ee 70 
Breite „ n DE ESD 


Ein entwickeltes 5 von Bagamoyo. 

® In Färbung ist es vielfach dem J* ähnlich, jedoch sehr veränderlich. 
Es liegen 5 entwickelte Thiere vor, die im der Grösse fast übereinstimmen, 
in der Farbe jedoch, von Hellbraun durch Dunkelbraun bis ins Schwarze 
verschieden sind. Bei einigen Thieren sımd über den Himterleib mehrfach 
noch weisse unregelmässige Flecke vertheilt und die Seitenhöcker kaum 
angedeutet; auch finden sich bei den meisten eigenthümliche Adern m der 
Haut, die sowohl vom Bauch aus quer auf den Rücken, als auch über 
diesen selbst, von den Spinnwarzen bis zur Mitte ziehen und alle m kleine 
braune Muskelpunkte endigen. Der Bauch ist je nach der Färbung des 
ganzen Thieres bald heller bald dunkler braun, bald schwärzlich; von den 
Seiten nach unten und gegen die Mitte ziehen dunklere aus Haaren gebildete 
Streifen. Die Epigyne besteht aus dunkelbraunen sehr harten Chitinwülsten; 
der sogen. Nagel ist eigenthümlich eingestülpt und endet löftelartig (Fig. 25h). 
Die Füsse sind kräftig, hell- bis dunkelbraun, an Schienen und Tarsen 
gegen das Ende dunkler. 


Länge des ganzen Thieres.... 17,5 mm. 
08, Kopfbruststückes 7, IT 
Breite „ ‚ U BOT 


Alle 5 2 stammen aus Quilimane. 

Diese Art erinnert sehr an die von Lenz früher beschriebene Ep. cinerea. 
Die Form des Kopfbruststückes, die weit vorspringenden Augen sind die- 
selben; auch die Form des Hinterleibes beim 5‘ mit seinen vorspringenden 
Schulterhöckern, nicht weniger auch die Zeichnung hat mit derjenigen von 
Ep. cinerea Aehnlichkeit. Bei dem 2 treten diese Aehnlichkeiten weniger 
hervor. Sehr abweichend sind dagegen die kräftigen Beine gebaut; auch 
die Taster und die charakteristische Form der Epigyne lässt diese Art 
mit Sicherheit wieder erkennen. 

Epeira similis ». sp. Taf. II, Fig. 26—26 b. 

Diese in 2 Exemplaren vorliegende Spinne ist der vorigen Art sehr 
ähnlich, namentlich auch in der Bildungsform der Epigyne (Fig. 26a u. b):; 
lässt sich jedoch bei genauer Betrachtung von derselben mit Sicherheit unter- 
scheiden. Das Gesicht ist im Verhältniss breiter, als bei striata, die 
Seitenaugen stehen nicht auf so lang vorgezogenen Höckern, sondern treten 
ein wenig vor. Die Formen sind gerundeter. Die Farbe ist gelbbraun, 
die Rückengrube weniger eingedrückt und nicht so dunkel, wie bei E. striata. 
Der Hinterleib, von blassgelber Farbe, ist mehr dreieckig geformt, mit 


A me 


u 


Östafrikanische Spinnen, 91 


deutlichen Schulterhöckern. Ueber den Muskelpunkten der Mitte zeigt 
diese Art zwei grössere, fast kreisrunde, weisse Flecken, die der 
vorigen fehlen. Dahinter wiederum zwei Paar dunkle Flecken. Der Bauch 
ist gelb; die Epigyne von derselben Form, wie die der vorigen Art, 
der etwas breitere Nagel steht jedoch von der Seite gesehen (Fig. 26 b) 
in einem scharfen Knie gebogen, ziemlich weit von der Bauch- 
fläche ab, während bei E. striata dieser Nagel sanft gebogen aus 
der Bauchfläche hervortritt. Unter der Spalte des Bauches ist bei Ep similis 
ein grosser, dunkelbrauner oder schwärzlicher Fleck, der bei 
Ep. striata- fehlt. Andererseits fehlen die der vorigen Art eigenen 
dunklen Haarstreifen am Bauche und die grauen Adern in der Haut des 
Rückens. Die Beine sind gelb, nur an den Tarsen ins Braune übergehend 
und mit bedeutend kürzeren Borsten besetzt, was den Gliedmassen fast 
ein punktirtes Ansehen giebt. 


Länge des ganzen Thieres...... 14 mm. 

N ». Koptbruststückes. "4.7 8 7, 
Breite, 7, 5 er 
Quilimane. 


Epeira semi-annulata Karsch. 
1879. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. p. 334. 
- Simon, Arachnides rec. & Khartoum, p. 14, pl. 1, Fig. 7—8. 

Es liegen zahlreiche Exemplare verschiedener Färbung mit mehr oder 
weniger deutlich hervortretenden Querbändern des Abdomens vor aus 
Mbusine, Lewa (Usambaa) und Kihengo. 

Nephilengys cruentata (F'br.) 
Zahlreiche Exemplare von Sansibar. 
Nephila madagascariensis ( Vins.) 

Zahlreiche Exemplare von Sansibar und der Insel Changi. 
Nephila sumptuosa Gerst. v. d. Decken III, 2 p. 501. 

Ein entwickeltes Weibchen aus Sansibar. 


Nephila hymenaea Gerst. 1. c. p. 497, Taf. XVII, Fig. 11. 
Ein reifes Weibchen aus Bagamoyo, Febr. 1890. 


Nephila Keyserlingii Blackw. Ann. and Mag. N. Hist. Ser. 3 Vol. XVI, 
p- 343. 

Diese Art, von welcher ein Stück von Mhonda (7. IX. 88) vorliegt, 
dürfte wohl identisch sein mit der von Lucas als N. Aubryi vom Gabun 
beschriebenen; worauf übrigens schon Brito Capello im Especias novas 
d’arachnidos d’Africa occidental p. 7, tab. II, Fig. 3 hingewiesen hat. 
CGaerostris stygiana Duit. P. Z. S. 1879, p. 731, pl. LVII, Fig. 4, 4a, 4b. 

Mehrere Exemplare von Quilimane, 10 Stunden nördlich von Puguruni 
(4. II. 89). 


22 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


Gaerostris simata n. sp. Taf. II, Fig. 27—27b. 

Das Kopfbruststück ist im Grunde kirschroth gefärbt und mit 
grauweissen Haaren dicht besetzt. Die Mittelaugen stehen auf einer dunklen 
Erhöhung, die Seitenaugen auf zwei weit vorspringenden Höckern. In dem 
von oben sichtbaren Theil des Kopfbruststückes ragen in der Nähe des 
hinteren Randes 4 Höcker mit schwarzbraunen Spitzen hervor, von denen 
die beiden seitlichen doppelt so stark sind als die mittleren und schräg 
nach oben und auswärts gerichtet sind, während diese die Richtung nach 
oben haben. Das Brustschild ist eiförmig, vorne concav ausgeschnitten, 
rothbraun. Die Lippe ist am Vorderrande gleichmässig halbkreisförmig 
gebogen, schwarzbraun, mit schmalem, gelblichem Rande, etwas breiter als 
lang; die Maxillen von gleicher Farbe, mit breiterem, hellem Rande. 

Mandibeln kirschroth wie der Brustrücken. Der Hinterleibsrücken ist 
von gelblicher Grundfarbe, mit vielen schwarzen und einzelnen weissen Haaren 
besetzt, die sich bei einzelnen Thieren zu Querreihen veremigen. Um den 
ganzen Vorderrand stehen kahle, rothbraune Höckerchen, welche jedoch 
nicht über den Haarfılz der Rückenfläche hervorragen. Drei ebensolche 
Höcker stehen zwischen und seitlich von den beiden oberen und grössten 
Muskelpunkten. Die Bauchseite ist braun, nur unter der Spalte hell 
bräunlich grau. Die Epieyne ist dunkel kastanienbraun mit schwarzen 
Leisten eingefasst; über derselben, bei allen vorliegenden Thieren, ein 
grosses kirschrothes Feld. Spimnwarzen braun, mit schmalen hellen 
Rändern der einzelnen Glieder. Füsse ziemlich lang und kräftig; alle 
Schenkel bis auf eine kleine Fläche vor dem Knie, glänzend dunkelbraun 
und schwach behaart. Dieser Fleck, das Knie und die Schienen sind 
kirschroth, mit grauweissen Haarreihen bedeckt, die am Knie 4, an der 
Schiene 2 Streifehen des Grundes durchscheinen lassen. Metatarsen und 
Tarsen am Anfang röthlich, am Ende schwarzbraun, ebenso sind Knie und 
Schiene unten, ersteres ganz, letztere zur Hälfte schwarzbraun gefärbt. 

Es liegen 5 entwickelte Weibchen vor aus Pangani, eine Tagereise 
aufwärts (28. XI. 89) und aus Quilimane (4. I. 89). 

An dem grössten Exemplar betragen die Maasse : Gesammtlänge: 24 mm; 
Länge des Kopfbruststückes 9 mm, Breite desselben Ilmm. Das kleinste 
ebenfalls entwickelte Weibchen hat eine Gesammtlänge von 16 mm; das 
Kopfbruststück ist 8,5 mm breit. 

Die Art ist in mancher Beziehung der Caer. rugosa Karsch. ähnlich, 
weicht jedoch auch bedeutend von dieser ab. Zunächst in der Grösse. 
Karsch giebt 15,5 mm an, was fast unserem kleinsten Stück entsprechen 
würde, während das grösste um die Hälfte grösser ist. Die Länge der 
Füsse des ersten Paares ist beim kleinsten Thier 27 mm, beim grössten 
32 mm; bei C. rugosa nur 23 mm. Ferner fehlen unserer Species die 
zwei schwarzen tiefen Furchen an Patella und Tibia gänzlich, 


Östafrikanische Spinnen. 33 


ebenso wenig ist bei unserer Art ein Glied schwarz geringelt. Leider hat 
Karsch keine Abbildung der Epigyne, dieses sichersten Erkennungszeichens 
gegeben. 

Eurysoma Walleri Blackw. — Taf. U, Fig. 28 und 28a. 

Ann. a. Mag. N. Hist. Ser. 3. Vol. XVI, p. 349. 

Die von Blackwall 1. c. gegebene Beschreibung passt genau auf das 
uns vorliegende Exemplar. Da unseres Wissens keine Abbildung existirt, 
so geben wir Taf. II, Fig. 28 eine solche. 

Ein Weibchen von Lewa (Usambäa) 26. IX. 88. 

Gasteracantha formosa Vins. 1. c. p. 244, pl. IX, Fig. 7. 

Zahlreiche Exemplare von Mhondo (7. IX. 88) und Lewa (26. IX. 88). 
Gasteracantha falciformis Butt. 1873, Monogr. List in Trans. Ent. Soc. 

Pelos cp TV. Bie>10. | 

Zahlreiche Exemplare ohne bestimmten Fundort. 

Gasteracantha tabulata Thor. Öfvers. Vet. Akad. Förh. XVI, p. 303, 

No. 15. — Eug. Resa, Zool. Arachn. p. 23. 

Die vorliegenden Exemplare stimmen genau mit Thorells Beschreibung. 
Ohne genaueren Fundort. 


Gasteracantha pygmaea n. sp. Taf. II, Fig. 29—R9b. 


co‘ Länge des ganzen Thieres mit Dornen.... 4,3 mm. 
" % . Mesohnen,,e - u. 9,8 35 
Breite des Hinterleibes mit Dornen ....... 8) an 
5 an 5 ahnt ar 4 3% 
Länse des Kopfbruststückes ... ........... 1:9 °, 
Breite ‚, a 2 Ss 


Die Kopfbrust ist dunkelbraun, schwarz umsäumt; hinter den 
Mittelaugen zieht sich ein Gabelstich bis auf die Mitte des Rückens. Das 
Brustschild ist hellbraun mit leuchtend gelben Fleckchen umsäumt, von 
denen 5 einzeln stehen, die vorderen zu einem Striche zusammenhängen. 
Die ganze Unterseite ist bräunlich, mit zahlreichen gelben oft kranzförmig 
geordneten Flecken übersät. Die Spinnwarzen sind von einem sehr 
deutlichen solchen Kranze eingeschlossen. Der Hinterleibsrücken ist 
theils braun, theils gelb; letztere Farbe namentlich an den 2 oberen Ecken 
und in der Mitte vorherrschend. Um den Rand herum befinden sich 18 
eingedrückte, dunkelbraune, hellbraun umsäumte Flecken ver- 
schiedener Länge. In der Mitte zu beiden Seiten der gelben Zeichnung 
stehen 4 grosse, zum Theil gelb eingefasste, dunkelbraune runde Flecken. 
Die kurzen Dornen sind gelbbraun, mit einem dunklen Längsstrich. 

Die freien Flächen des Rückens sind dicht mit kleinen Perlkörnchen 
besäet, welche am Vorderrande zierlich reihenweise geordnet sind. Die 
etwas vor den Hinterdornen verlaufende erhabene Kante ist gleichfalls geperlt. 


24 W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


Die Füsse sind kurz und kräftig, an Schenkel, Knie und Schienen dunkelbraun, 
an Vortarsen und Tarsen gelblich; unten heller als oben. An den 2 letzten 
Paaren haben noch Knie und Schiene oben je einen gelblichen Fleck; 
das Knie am Ende, die Schiene am Anfang. Die 4 ersten Glieder der 
Taster sind zart und nicht stärker, als die Schienen des ersten Fusspaares. 
Das 5. Glied unverhältnissmässig stark mit ebenfalls starken Kopulations- 
werkzeugen versehen (Fig. 29 ab). Die Tasterfärbung ist braun. Die Art 
steht der G. cicatricosa C. L. Koch und proba Camb. vom Kap nahe; 
dürften sich aber durch die angegebenen Merkmale unschwer unter- 
scheiden lassen. 

Usaramo. Ein Männchen. 

Gasteracantha Stuhlmanni ». sp. Taf. II, Fig. 30. 

Die Kopfbrust ist braun, gegen das Gesicht zu heller. Von den 
hinteren Mittelaugen läuft ein dunkler Gabelstich bis auf die Mitte des 
Brustrückens. Das Brustschild ist braun, am Rande herum sind gelbe 
Flecke, welche sich gegenseitig berühren und in der vorderen Reihe zu- 
sammenfliessen. Der Hinterleib ist am Rücken von schön gelber Färbung, 
aussen herum mit 15 und in der Mitte mit 4 schwarzen, braun eingefassten 
Eindrücken versehen. Der Rand des Rückenschildes erscheint fein gekörnt. 
Die Dornen sind an ihrer Basis hellbraun, nach der Spitze zu schwarzbraun. 
Die Flecken hinter dem Querrande des Rückenschildes sind fast schwarz. 
Alle Dornen sind behaart, nach der Spitze zu am stärksten. Der Bauch 
ist graubraun, dicht mit’ grossen, runden, gelben Flecken bedeckt, die oft 
zu Kränzen geordnet sind. Die kleinen Spinnwarzen sind grau, schwarz 
umsäumt. Die kurzen, aber kräftigen Füsse sind braun, wie die Kopf- 
brust; die Schenkel und Kniee der 2 ersten Paare einfarbig; die Schienen, 
Vortarsen und Tarsen am Ende schwarz geringelt. An den 2 letzten 
Paaren sind die Kniee schwarz. 


@ Länge des ganzen Thieres mit Dornen .... 7,5 mm. 
35 ir s » iohnee KR = 
Breite des Hinterleibes mit Dornen...... ee 
n „ 2 ohne „, 56 7 
Länge des Kopfbruststückes. en 02.2222 2 
Breite „, % ee DR 


Das uns vorliegende Exemplar; ein Weibchen ist allerdings noch nicht 
ganz entwickelt, an seiner charakteristischen Färbung aber sehr leicht zu 
erkennen; es stammt ebenfalls von Usaramo. — Die Skulptur der ganzen 
Oberfläche hat grosse Aehnlichkeit mit derjenigen von G. pygmaea, so 
dass es vielleicht nicht ausgeschlossen sein dürfte, in G. Stuhlmannı das 
zugehörige Weibchen zu finden. 


Ostafrikanische Spinnen. 235 


ar 


Anhangsweise mögen hier die von Prof. Kraepelin bestimmten, im 


IV. Bande von ‚Deutsch Ostafrika‘ (Berlin, Dietrich Reimer 1895) bereits 
berücksichtigten $corpione der Stuhlmann’schen Ausbeute noch einmal 


kurz aufgeführt werden: 


ir 


Es) 


Buthus hottentotta Fabr., und zwar die von Thorell als B. conspersus 
unterschiedene Form. — 1 Exemplar von Kinjanganja 15. VI. 1891 
und 1 Gläschen mit Embryonen. 


. Archisometrus Burdoi (Sim.). — Exemplare von Bagamoyo (U. 1890) 


Plantage Lewa (25. IX. 1888) und vom Rufufluss (22. IX. 1888). 


. Lepreus vittatus Thor. — 1 Exemplar von Itole, SW. Nyansa, 


2ER 1890: 


. Babycurus Büttneri Xarsch. — 2 Exemplare von der Plantage Lewa, 1889. 
. Isometrus maculatus (De Geer). — Zahlreiche Exemplare von Bagamoyo 


(Febr. 1889) und von Quilimane am Zambesi (1889). 
Von Geisselscorpionen wurde nur die Tarantula bacillifera Gerst. 


erbeutet und zwar bei Bagamoyo (15. VIII. 1885) und bei Mhonda in 
Unguru (6. IX. 1888). 


26 


m 


m» 9 


2 


I 


16 
1 
18 


19 
20 


21 
22 


23 


) Thomisus vastus n. sp. 


W. Bösenberg und Dr. H. Lenz. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel 1. 
2 : 
Aelurops rugatus n. sp. 7; a Epigyne von oben. 
1 2 1 
Attus albosignatus n. sp. 7; & rechter Taster von aussen; b derselbe von unten. 


BAUR 2 f 
Attus hispidus n. sp. ); a Epigyne von oben. 
2 


Attus graeilis n.sp. —; a rechter Taster von aussen; b derselbe von unten. 


1? 


2 
—; a rechter Taster von aussen; b derselbe von unten. 


Attus comptus n. sp. —; 


Euophrys valens n. sp. - a Epigyne von oben. 
Marpessa Stuhlmanni n. sp. 2; a Epigyne von oben. 
Marpessa robusta n. sp. 2 a Epigyne von oben. 
Heliophanus glaucus n. sp. rm Epigyne von oben. 


2? 
4 iR £ 
7; a Kopfbrust von der Seite; b Augenstellung e Epi- 


gyne von oben. 

; Ä 2 
Mierommata longipes n. sp. 7; arechter Taster von aussen; b derselbe von unten. 
3 


Brachyphaea Simoni n. gen. et n. sp. | ; a rechter Taster von oben; b derselbe 


von innen; c Augenstellung. 
. ne c 2 : So 
Nisueta quadrispilota E. Sim. 7; a Epigyne von vorne; b von der Seite. 


. 2 & & 2 
Phoneutria melanogastra n. sp. 7; a Hinterleib von der Bauchseite; b Augen- 


stellung; ce rechter Taster von aussen; d derselbe von oben. 
Oxyopes aculeatus n. sp.; a Augenstellung; b rechter Taster von aussen; e der- 
selbe von unten. 


Tafel I. 


: 2 NR 
Tarentula hirsuta n. sp. 7; a Epigyne von oben. 
2 : 
Tarentula pulla ». sp. 7; a Epigyne von oben. 
& 2 a 
Trochosa spissa n. sp.) ; a Epigyne von oben. 
ß 2 Q 
Tetragonophthalma Stuhlmanni rn. sp. |; a Epigyne von oben. 
Se 
1 B) 
Seite; c dieselbe von oben. 


Theridium maculatum n. sp. a Hinterleib von der Seite; b Epigyne von der 


Theridium pallidum n. sp; a Epigyne von oben. 

Cyrtophora caudata n. sp. nat. Gr. a Hinterleib von der Seite; b Epigyne von 
oben; c dieselbe von der Seite. 

Cyrtophora interalbicans n. sp. nat. Gr. a Epigyne von oben; b dieselbe von 


der Seite. 


Östafrikanische Spinnen. 27 


Fig. 24 Epeira striata n. sp. X nat. Gr. a linker Taster von aussen; b derselbe von 


” 


vorn; derselbe von hinten; b! cl d! der freistehende Haken. 


25 Epeira striata n. sp. 2 nat. Gr. a Epigyne von oben 4; dieselbe von der Seite 
(stärker vergr.). 

26 Epeira similis n. sp. nat. Gr. a Epigyne von oben; b dieselbe von der Seite. 

27 Caerostris simata n. sp. nat. Gr. a und b Epigynen von Thieren verschiedener 
Grösse. 


28 Eurysoma Walleri Black. nat. Gr. a Epigyne. 


3 
29 Gasteracantha pygmaea n. sp." T; a rechter Taster von aussen; b derselbe 
von oben. 


3 3 
30 Gasteracantha Stuhlmamui n. sp. ? T 
31 Thelechoris Karschii n. sp. nat. Gr. a Hinterleib von der Bauchseite (etwas 
vergr.) b. Augenstellung. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


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Bösenberg- Lenz, Arachniden, Tafel I 


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24 


Bösenberg del Druck v. C.L.Küncke & Söhne Hamburg Stender hith 


En 


Beiheft z. Jahrb. d.Hamb. wissensch. Anstalten XI, 1894. Bösenberg- Lenz, Arachniden. Tafel I. 
N 
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254 
312 
Bosenberg del. h Druck v, C.L.Küncke & Sohne. Hamburg Stender Iıth 


Ueber zwei 


von 


Herrn Dr. F. Stuhlmann in Ostafrika gesammelte 


(amasıden. 


Von 


P. Kramer in Magdeburg. 


Mit einer Tafet. 


Aus dem Beiheft 
zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XI. 


Hamburg 1895. 


Commissions-Verlag von Lucas Gräfe & Sillem. 


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2 


Unter den von Herrn Dr. F. Stuhlmann im Jahre 1888 gesammelten 
und dem naturhistorischen Museum zu Hamburg übergebenen Milben 
befinden sich auch zwei Gamasiden. Dieselben gehören den beiden in 
Europa bisher noch nicht angetroffenen Gattungen Euzercon Berl. und 
Megisthanus Thorell an, von denen Berlese die erstere mit der europäischen 
Gattung Celaenopsis in seiner umfaßenden Uebersicht der Mesostigmata 
(Gamasidae) zu einer Unterfamilie Celaenopsidae zusammenfaßt, während 
die andere Gattung Megisthanus mit der in Europa und Südamerika 
beobachteten Gattung Antennophorus Haller ebenfalls eine besondere 
Unterfamilie Antennophoridae bildet. !) 

Die einzige bisher bekannte Art der Gattung Euzercon, E. Balzanı, 
stammt aus Rio-Apa in Paraguay und lebt dort unter modernden Blättern. 
Durch die von Dr. Stuhlmann aufgefundene und weiter unten beschriebene 
neue Euzercon-Art, welche in Ost-Unguru in Ostafrika einheimisch ist, 
wird das Verbreitungsgebiet der genannten Gattung außerordentlich 
erweitert und umfaßt nun Striche von Südamerika und Südafrika. 

Es ist zu erwarten, daß dieselbe überall in den namhaft gemachten 
Continenten gefunden wird, wo die entsprechenden Lebensbedingungen vor- 
handen sind. Wie bei der Gattung Euzercon, so hat der Stuhlmannsche 
Fund auch für die Gattung Megisthanus, welche bisher aus Südamerika, 
Australien und dem malayischen Archipel bekannt ist, ebenfalls den 
afrikanischen Continent als einen Teil ihres Verbreitungsgebietes nach- 
gewiesen. Dasselbe umfaßt nunmehr sämtliche Ländergebiete der süd- 
lichen Halbkugel. 

Für die nachfolgende Beschreibung der neuen Formen ist es not- 
wendig, eine kurze Charakterisierung der beiden oben genannten Unter- 
familien nach ihren hauptsächlichsten Eigentümlichkeiten zu geben. Es 
wird dann leichter werden, die wesentlichen Züge ihrer Organisation 
hervorzuheben. 


1) Acari, Myriapoda et Scorpiones hucusque in Italia reperta. Ordo Mesostigmata 
(Gamasidae) auctore Antonio Berlese. Patavii 1882 —1892. p. 46—52. 


4 Paul Kramer. 


Die Celaenopsidae, denen ich mich zuerst zuwende, sind durch eine 
eigenartige Entwicklung des Bauchpanzers gegenüber dem Befunde bei den 
typischen Gamasiden ausgezeichnet, und berühren sich in dieser Hinsicht 
mit den sonst von ihnen sehr verschiedenen Uropodilae. Bei den cypischen 
Gamasidae (engeren Sinnes) wird nämlich die Bauchseite der weiblichen 
Tiere im allgemeinen durch sechs von einander gesonderte chitinöse Ver- 
härtungsgebiete geschützt bezw. bedeckt, welche wir als Platten bezeichnen, 
auch in dem Falle, wo dieselben mehr den Charakter von Stäbchen oder 
Ringen haben. Die Benennung derselben richtet sich nach ihrer Lage und 
man unterscheidet hiernach: 1) eime Sternalplatte, welche zwischen den 
Hüften der beiden ersten Fußpaare liegt; 2) eine Sexualplatte, in welcher 
die Greschlechtsöffnung eingebettet ist und welche m der Regel zwischen 
den Hüften des dritten und vierten Fußpaares liegt; 3) die acht Coxal- 
platten, welche in Form von Ringen die Hüftöffnungen umgeben; 4) die 
beiden Stigmalplatten, welche sich oberhalb des Hüftgebietes hinstrecken und 
die Luftöffnungen nebst dem Stigmalkanal enthalten; 5) eine Abdomialplatte, 
welche den eigentlichen Hinterleib bedeckt, und 6) eine Analplatte, welche 
den äußersten Teil des Hinterleibes schützt und die Afteröffnung enthält. 

Die soeben aufgezählten Platten zeigen von Gattung zu Gattung, ja 
von Art zu Art, die mannigfaltigsten Gestalten und Grade der Verschmelzung, 
so daß sie auch einen bedeutenden systematischen Wert haben. Bei den 
Celaenopsidae hat sich nun zwischen dieses System von Bauchplatten und 
die Rückenplatte noch ein aus drei Gliedern bestehender Plattenring ein- 
geschoben, und zwar so, daß eine mittlere Randplatte zwischen Anal- und 
Rückenplatte und je eine seitliche Randplatte zwischen Rückenplatte einer- 
seits und Stigmal- und Abdomialplatte andrerseits liegt. Ich bezeichne 
diese Platten mit Berlese als hintere und seitliche Randplatten. Bei der 
Gattung Celaenopsis sind sie alle drei vorhanden und deutlich von den 
übrigen Platten getrennt, bei der Gattung Euzercon dagegen ist wahr- 
scheinlich eime Verschmelzung der hinteren Randplatte mit der Analplatte 
eingetreten und nur die seitlichen Randplatten sind in ihrer vollen Selbst- 
ständigkeit vorhanden. Dieselben sind im Fig. 1a abgebildet. Was die 
übrigen Bauchplatten bei ebenderselben Gattung anlangt, so ist eine weit- 
gehende Verschmelzung derselben eingetreten, indem. die Sexual-, Ab- 
dominal-, Stigmal- und Coxalplatten zu einer einzigen großen gemeinsamen 
Platte verschmolzen sind, deren Teilplatten nur hier und da durch feine, noch 
erhaltene, aber fast verwischte Trennungslinien angedeutet werden. 

Die zweite im Nachfolgenden in Betracht kommende Unterfamilie, die 
der Antennophoridae, ist außer durch die Stellung der männlichen Geschlechts- 
öffnung innerhalb der verschmolzenen Sternal-Sexualplatte noch durch das 
Vorhandensein eigentümlicher Anhänge ausgezeichnet, welche sich an den 
beiden Zangengliedern der Mandibeln finden. 


Ostafrikanische Gamasiden. 5 


In Bezug auf die Lebensweise sind die Mitglieder der beiden Gattungen 
Megisthanus und Antennophorus recht verschieden, insofern die Arten der 
letzteren auch noch im erwachsenem Zustande auf anderen Tieren 
schmarotzen, während die der ersteren Gattung frei leben. 

Nach diesen kurzen allgemeinen Bemerkungen gehe ich zur Be- 
schreibung der einzelnen Tiere über. 


1. Die Gattung Euzercon, Berlese (1888) ). 


Die ungeteilte Dorsalplatte bedeckt den ganzen Körper. Auf der 
Unterseite ist bei den Weibchen zwischen Dorsalplatte und dem Bauch- 
plattengebiet jederseits eine schmale Randplatte eingeschoben; die Anal- 
platte ist von dem im übrigen einheitlich verschmolzenen unteren Platten- 
gebiete gesondert. Beim Männchen ist die Bauchfläche von einer einzigen 
zusammenhängenden Platte, innerhalb welcher sich die Geschlechtsöffnung 
wie auch die Afteröffnung befindet, bedeckt). Die Deckelplatte der 
weiblichen Geschlechtsöffnung ist durch einen Längsschnitt in zwei Hälften 
zerlegt. Die Füße des ersten Fußpaares besitzen weder Krallen noch 
Haftlappen. Im übrigen tragen die hierher gehörigen Tiere im allgemeinen 
den Charakter der typischen Gamasiden. 


Euzercon clavatus nov. spec. 
Fie. 1-6. 

Das vorhandene Exemplar, auf welches die Art gegründet wird, ist 
ein Weibchen. Das Männchen ist unbekannt. 

Die Größe. Die Länge der den Körper völlig bedeckenden Rücken- 
platte beträgt 0,70 mm, ihre Breite 0,52 mm.. 

Hierdurch wird auch die Rumpflänge und Breite hinreichend bestimmt. 
Die Gesamtlänge des Körpers ist durch die große Beweglichkeit des Capi- 
tulum, welches bald eingezogen, bald weit ausgestreckt werden kann, nur 
annäherungsweise anzugeben und bleibt daher hier unerwähnt. fi 

Die Färbung. Die Körperfarbe ist ein helles Kaffeebraun, eine 
Farbe, welche den Gamasiden als typische zukommt. In der Regel wird 
dieselbe durch die Konservierung der Tiere in Spiritus nicht beeinflußt, 
so daß zu vermuten ist, es habe auch bei vorliegender Art der mehrjährige 
Einfluß der Konservierungsflüssigkeit die ursprüngliche Färbung nicht 
geändert. 

Die Körpergestalt. Von oben her betrachtet zeigt der Körper 
einen länglich-eirunden Umriß. Seme größte Breite liegt in der Höhe 


1) A. Berlese, Acarı Austro-Americani, quos collegit Aloysius Balzani. In Bulletino 
della Societä Entomologica. Anno XX. Firenze 1888. p 33. 

2) Diese in der Gattungsdiagnose erwähnten Eigentümlichkeiten männlicher Tiere 
werden von Euzercon Balzani Berl. zunächst auf Euzercon celavatus übertragen. 


6 Paul Kramer. 


des vierten Fußpaares. Von der Seite betrachtet erscheint die Milbe stark 
abgeflacht, mit schwach gewölbtem Rückenschild und ebener Bauchfläche. 

Die Körperbedeckung und ihre Behaärung. Die Körperhaut 
ist stark chitinisiert und bildet auf der Ober- und Unterseite des Rumpfes 
eine Anzahl von einander getrennter Platten, über welcher in der Einleitung 
Genaueres mitgeteilt worden ist. Die Rückenplatte ist einfach und reicht 
ringsum unmittelbar bis an den Seitenrand des Tieres. Hier besitzt sie 
einen etwas verdieckten Rand, mit welchem sie noch etwas auf die Bauch- 
seite des Tieres übergreift. Die größeren Randborsten, von denen weiter 
unten mehr gesagt werden wird, stehen genau genommen noch auf der 
oberen Fläche des Rückenschildes. Die einzelnen die Bauchfläche be- 
deckenden Platten entbehren eines verdickten Randes. Die beiden seitlichen 
Randplatten legen sich dicht an das Rückenschild an, sind aber von dem 
eigentlichen Bauchpanzer und der Analplatte durch einen Streifen weicherer 
Haut getrennt. Am Seitenrande des Tieres bemerkt man 28 durchaus 
symmetrisch angeordnete Borsten. Von diesen ist, vom Körperrande aus 
gerechnet, das zweite und fünfte Paar doppelt so lang als jedes der übrigen. 
Sämtliche Borsten, mit Ausnahme des zweitvordersten Paares, sind an 
ihrem vorderen Ende keulenförmig verdickt. Das Köpfchen einer Haar- 
horste ist in der Fig. 2 auf beigegebener Tafel in starker Vergrößerung 
abgebildet. Die von Berlese beschriebene verwandte Art Euzercon Balzani 
zeigt in Bezug auf die Randborsten eine gewisse Ähnlichkeit mit der gegen- 
wärtigen Art, jedoch sind diese Borsten, bei jener erheblich länger und 
einfach zugespitzt. 

Von den übrigen etwa noch vorhandenen Borsten seien nur noch einige 
in besonders erkennbarer Stellung erwähnt. So befindet sich auf der After- 
platte nahe dem Seitenrande je eine durchaus seitlich blickende Borste; 
auf der Abdomimalplatte sieht man zwei Paar kurzer Borsten, von denen 
das eine auf den abgestumpften Hinterecken derselben, das andere nicht 
weit davon in die Plattenfläche hinein gerückt steht. Jede der beiden 
seitlichen Zwischenplatten trägt auf dem letzten hinteren Viertel ihrer 
Fläche je eme kurze schmächtige Borste, während die Sternalplatte drei 
Paare kräftiger Borsten besitzt, nämlich je eins an den vorderen abgerun- 
deten Seitenecken, auf den seitlich der Geschlechtsöffnung hingestreckten 
hinteren Seitenzipfen und auf dem ausgebuchteten Hinterrande. Die 
Fläche des Rückenschildes ist fast völlig frei von Haarborsten. Nur bei 
starker Vergrößerung bemerkt man die wenigen Paare zerstreut stehender 
feiner und kurzer Borsten, so daß man bei Beobachtungen unter geringer 
Vergrößerung die Rückenfläche gerade wie bei Euzercon Balzani für völlig 
glatt halten könnte. 

Von den Borsten, welche die Fußglieder in mäßiger Anzahl tragen, 
ist nur die ansehnliche Borste auf dem Rücken des vierten Gliedes am 


Ostafrikanische Gamasiden. 7 


dritten und vierten Fußpaar bemerkenswert. Diese vier Borsten sind gerade 
so, wie die Randborsten des Rückenschildes, am Ende keulenförmig verdickt. 

Erwähnt sei endlich das Paar ansehnlicher Borsten, welches am Unter- 
lippenrande auf der Spitze der seitlichen großen Vorsprünge steht, wie es 
die Fig. 4 angiebt. 

Der Stigmalkanal. Der Stigmalkanal geht von dem zwischen den 
Hüften des dritten und vierten Fußpaar gelegenen Luftloche im allgemeinen 
gerade nach vorn, zeigt jeden in der Gegend zwischen der zweiten und 
dritte Hüfte eine seichte Einbiegung nach innen. Weiter nach vorn folgt 
er der Krümmung des Vorderrandes des Rückenschildes. Die vorderen 
Enden der beiden Kanäle sind nur wenig‘ von einander entfernt. 

Die Geschlechtsöffnung. Die Sternalplatte ist bei unserer Art 
am hinteren Rande tief eimgebuchtet, und nimmt in diese Bucht die Genital- 
platte mit der Geschlechtsöffnung auf. (Fig. 1). Letztere ist von einer nach 
vorn in eine breit-abgerundete Spitze auslaufenden Platte bedeckt, welche 
durch einen Längsschnitt in zwei seitliche Platten zerfällt. Die zum Öffnen 
und Schließen des ganzen zusammengesetzten Apparats nötigen Muskeln 
mit ihren Ansatzstellen und dort vorhandenen Chitinverdiekungen ließen 
sich bei dem einzigen vorhandenen Exemplar, das nicht zerlegt werden 
durfte, nur undeutlich erkennen. Die durch die Haut durchschimmernden 
Linien verleihen jedoch jener ganzen Gegend em sehr charakteristisches 
Gepräge. 

Das Capitulum. Das Capitulum zeigt ein einfaches Epistom und 
ein sehr charakteristisches Hypostom. Die sog. Randfigur (Fig. 3) ist ein 
breiter, in dreieckiger Form ausgeschnittener Vorsprung, dessen Seitenränder 
fein gezähnelt sind. Das Hypostom zeigt manche Ähnlichkeit mit dem- 
jenigen von Celaenopsis und ist in Fig. 4 vorgestellt. Eine Beschreibung 
ist nur schwer zu geben. Es mag daher nur hingewiesen werden auf den 
tiefen mittleren Einschnitt, welcher zwischen zwei weit nach vorn vor- 
tretenden Vorsprüngen eingelassen ist. Die von Berlese als cornicula labii 
inferioris bezeichneten von mir sonst als Unterlippentaster gedeuteten 
zahnförmigen Anhänge, Fig. 4b, sind im Gegensatz zu den übrigen Ga- 
masiden, wo sie stark chitinisirt und dunkelbraun sind, ganz blaß. Be- 
achtenswert ist jederseits noch der zahnartige Anhang c, er liegt nach 
außen vor dem blassen Anhang b. Das Vorderende der Speiseröhre mit 
ihren gefiederten Zipfeln ragt weit aus dem oben erwähnten tiefen Ein- 
schnitt nach vorn hervor. 

Der ganz am Grunde des Capitulums befindliche Bauchtaster ist 
nur wenig entwickelt, besitzt aber die gewöhnliche Gestalt. 

Die Mandibeln. Die scheerenförmigen dreigliedrigen Mandibeln sind 
dadurch besonders bemerkenswert, daß das bewegliche Scheerenglied mit 
einem blassen Anhange -versehen ist, wie er. sonst meist nur bei den 


8 Paul Kramer. 


Männchen vorkommt. Die Einzelnheiten dieses Anhanges sind aus der 
Fig. 5 u. 6 ersichtlich. Es mag noch bemerkt werden, daß der ganze 
Anhang auf der inneren Seitenfläche der Mandibeln angebracht ist, so daß 
die Anhänge beider Scheeren einander berühren können. 


Die Gliedmaßen und Taster. Die Füße des ersten Paares sind 
im Vergleich zu den plumpen und dicken Füßen der drei anderen Paare 
sehr dünn und schlank. Sie sind vollständig nach vorn gerichtet und dem- 
entsprechend auch eingelenkt, sie besitzen weder Krallen noch Haftlappen. 
sondern führen an ihrem Ende ein dichtes Büschel längerer Tasthaare. 
An den übrigen Füßen ist nur die starke knopfförmige Chitinverdiekung 
der Haut an den Ansatzstellen der Hebemuskeln der einzelnen Glieder 
hervorzuheben. Die Taster bieten nichts Charakteristisches. 


Heimat. Das Tier wurde von Herrn Dr. Stuhlmann in Deutsch- 
Ostafrika und zwar im Makalalla-Thal am Bach Msıri, östlich von Kilindi 
in Ost-Unguru im August 1888 gesammelt. 


Bestimmungstabelle der Euzerconarten. 


Die beiden bisher bekannt gewordenen Euzercon-Ärten werden am 
sichersten folgendermaßen unterschieden, wobei es zweckdienlich ist, sich 
nur auf die Weibchen zu beziehen, da von der neuen afrikanischen Art 
das Männchen nicht bekannt ist: 

Die Randborsten sind lang und einfach zugespitzt .... Balzanıi Berl. 


Die Randborsten sind ungleich lang und zum großen 
Teil kurz, nur das zweite und fünfte Paar vom Körperende 
an gerechnet, sind etwa doppelt so lang als die andern; 
sämtliche Randborsten sind, mit Ausnahme des zweiten Paares 
von vorn an gerechnet, mit keulenförmig verdicktem Ende 
versehen. una a a ee ne ee clavatus n. sp. 


2. Gen. Megisthanus 7. Thorell 1882. 


Der Rumpf wird durch eine ungeteilte Rückenplatte und durch vier 
Unterleibsplatten bedeckt. Letztere stellen eine Sternal-, Genital-, Abdo- 
minalplatte, innerhalb welcher die Geschlechtsöffnung befindlich ist, eine 
Afterplatte und jederseits eine Coxal-Stigmalplatte dar, welche nach hinten 
stark erweitert ist. Das Capitulum hat ein einfaches, spitzig-vorgezogenes 
Epistom. Die kräftigen Mandibeln tragen an den beiden Zangengliedern 
eigentümliche blasse Anhänge. Die Füße des ersten Fußpaares sind vor 
den Bauchplatten eingelenkt, schlank und bestehen aus 6 Gliedern, sie 
entbehren der Krallen und Haftlappen. Die Füße der übrigen Fußpaare 


I) Deserizione di Aleuni Aracnidi inferiori dell’ Arcipelago Malese per T. Thorell. 
Ann. del Mus. Civ. di St. Nat. di Gen. Vol. XVII, 1882. p. 48—62. 


Ostafrikanische Gamasiden. 9 


sind kräftig, 7-gliedrig ') und tragen Krallen und Haftlappen. An den 
Schenkelgliedern der Füße des vierten Paares sind am unteren Rande 
kurze zahnartige Fortsätze vorhanden. 

Die beiden dieser Gattung angehörigen neuen Milben spreche ich als 
Männchen und Weibchen einer und derselben Art an, da die Übereinstimmung 
derselben eine so große ist, daß hiergegen ein Einwand nicht erwartet werden 
dürfte, zumal die Tiere an demselben Ort gesammelt worden sind. 


Megisthanus obtusus »ov. spec. 
Fig. 7—12. 

Die Größe: Die Länge und Breite des Männchens beträgt 2,20 bezw. 
1,50 mm, die des Weibehen 2,50 bezw. 1,75 mm. Die Länge ist hierbei 
von der vorderen Spitze des Epistoms bis zum hinteren Körperende 
genommen. Freilich ist durch die Beweglichkeit des Capitulums die Lage 
der Epistomspitze nicht immer dieselbe, jedoch ist der Grad der Beweg- 
lichkeit des genannten Kopfstücks bei der vorliegenden Gattung ein sehr 
geringer, so daß die Hereinbeziehung desselben in die Längsangabe keine 
Bedenken hat. 

Die angeführten Dimensionen sind für Gamasiden ziemlich erhebliche, 
jedoch erreichen sie nicht völlig die von Thorell bei seinen australischen 
oder malayischen Arten gefundenen Maße, wogegen sie diejenigen der 
südamerikanischen Art etwas übertreffen. 

Die Färbung. Die Körperfarbe ist bei beiden Geschlechtern ein 
schönes dunkles Kaffeebraun, die typische Farbe des Gamasidenchitins. 

Die Körpergestalt. Beim Weibchen ist die Gestalt des Körpers 
ein Oval, welches nach vorn zu etwas verjüngt ist. Beim Männchen geht 
der Umriß ins Birnförmige über, indem die größte Breite noch hinter den 
Hüften des vierten Fußpaares liegt, während nach vorn zu eine viel stärkere 
Verjüngung beobachtet wird, als beim Weibchen. In beiden Geschlechtern 
ist der Rücken stark abgeflacht, so daß die Dicke des Tieres gegen die 
Flächenentwicklung zurücktritt. 

Die Körperbedeckung und ihre Behaarung. Bei beiden Ge- 
schlechtern ist das Rückenschild, welches sich über die ganze Rumpftläche 
ausdehnt, ungeteilt, besitzt aber auf seiner Fläche ein ovale Trennungslinie, 
welche scheinbar eine kleinere mittlere Rückenplatte aus der Gesamtplatte 
herausschneidet. In Fig. 8 und 10 sind die Verhältnisse beim Weibchen 
bezw. Männchen dargestellt. Eine Verschiedenartigkeit in dem Grade der 
Chitinisierung innerhalb und außerhalb dieser Linie ist nicht zu beobachten, 
es müßte denn bemerkt werden, daß das vordere Ende der Platte dunkler 


1) Wenn die zarte Trennungslinie an der Basis des letzten Gliedes als Gelenk 
aufgefaßt wird. 


10 Paul Kramer. 


und deßhalb auch stärker erscheint. Auf der Fläche bemerkt man zahl- 
reiche kurze Haarborsten, auch erscheinen eine große Menge feiner weiß- 
licher Punkte, welche vielleicht Porengänge in dem Chitin des Panzers dar- 
stellen. Einen verdickten Außenrand besitzt das Rückenschild nicht. 

Die Bauchfläche ist bei dem Männchen durch vier von ‚einander 
getrennte Chitinplatten bedeckt. Es sind dies die Sternal-Genital-Abdo- 
minalplatte, die Analplatte und die beiden seitlich gelegenen Stigmal-Coxal- 
platten. Beim Weibchen ist die Sternalplatte von der Sexualplatte los- 
gelöst, so daß hier fünf getrennte Bauchplatten bemerkt werden. Die 
zwischen den Platten liegende weichere Haut ist mit einfachen kurzen 
und glatten Haarborsten bedeckt. 

Der Stigmalkanal. Die Stigmalöffnung liegt zwischen den Hüften 
des dritten und vierten Fußpaares, der Stigmalkanal streckt sich im all- 
gemeinen gerade nach vorn, nur in der Gegend zwischen der zweiten und 
dritten Hüfte zeigt er eine schwache Einbiegung nach innen. 

Die Geschlechtsöffnung. Wie die Abbildung in Fig. 7 zeigt, ist 
die männliche Geschlechtsöffnung ein in der Höhe der Hüften des dritten 
Fußpaares stehende fast kreisrunde Öffnung von 0,15 mm Durchmesser. 
Bei dem Weibchen ist die Geschlechtsöffnung in einem tiefen dreieckigen 
Ausschnitt des Vorderrandes der Sexualplatte eingebettet. Sie gleicht im 
(Ganzen einem gleichschenkligen sphärischen Dreieck und wird von zwei 
Klappen bedeckt, welche in der Mittellmie, auf eine gewisse Strecke 
wenigstens, zusammenstoßen. In ihrer vorderen Abteilung berühren sich 
diese Klappen nicht. Das Nähere siehe in Figur 9. 

Der Bauchtaster ist deutlich sichtbar und besitzt die gewöhn- 
liche Form. 

Das Capitulum. Das Capitulum besitzt als obere Randfigur eine 
einfache dreieckige Spitze, welche als stark chitinisiertes Dach die darunter 
befindlichen Mundteile vollständig bedeckt. Das Hypostom ist seiner Gestalt 
nach aus der Figur 7 und 9 erkenntlich. Bemerkenswert sind an dem- 
selben die außerordentlich langen und dabei schmalen und schlanken 
Labialtaster. 

Die Mandibeln. Die Mandibeln sind bei der Gattung Megisthanus 
durch die Fülle von Anhängen an dem scheerenförmigen Ende, sowohl 
am festen als auch am beweglichen Gliede derselben ausgezeichnet. An 
der Hand der Fig. 11 ist es am leichtesten sich über diese Gebilde Rechen- 
schaft zu geben. Es befinden sich an dem beweglichen Zangengliede auf 
der Innenfläche drei blasse, lang gefiederte Borsten, Fig. 11 d, von denen 
die vorderste nach vorn, die beiden andern etwas nach hinten gerichtet 
sind. Ganz vorn an dem Hakenzahn sieht man noch einen blassen drei- 
geteilten Lappen, Fig. 11c. An dem unbeweglichen Zangengliede sitzen 
zwei blasse bürstenförmig behaarte Anhänge, von denen der vorderste wurm- 


Östafrikanische Gamasiden. 11 


förmig gestaltete ziemlich weit über die Spitze hinausreicht, Fig. 11a. Der- 
selbe ist im vorderen Drittel des Zangengliedes auf der Innenseite desselben 
befestigt. Hinter ihm liegt der zweite solche Anhang, welcher mit breiter 
Basis angewachsen ist und nur mit verhältnißmäßig kurzem Zipfel sich den 
Haarborsten an dem unteren Zangengliede zuneigt, Fig. 11b. Im wesent- 
lichen finden sich also die Gebilde wieder, welche auch Thorell an seinem 
Megisthanus caudatus und brachyurus beobachtete, wenn auch in Einzeln- 
heiten davon nicht unerheblich abweichend. Er unterscheidet drei ver- 
schiedene Typen von Anhängen, die er als radula, mappula und arbuscula 
unterscheidet. Die radula ist unser bürstenförmiger Anhang am festen Zangen- 
gliede, die mappula, welche bei den eben namhaft, gemachten Megisthanus- 
Arten ein sehr entwickeltes, vielfach verschlungenes Gebilde ist, ist bei 
unserer neuen Art auf den geringfügigen Lappen an der vorderen Spitze 
des beweglichen Zangengliedes zurückgebildet, die arbuscula sind die auch 
von mir beobachteten drei stark gefiederten Haarborsten des beweglichen 
Zangengliedes. 

Die Taster und Gliedmaßen. Die Taster sind auf einem deutlich 
abgegrenzten Vorsprung der unteren Capitularfläche aufgestellt, fünfgliedrig 
und ohne besondere Eigentümlichkeiten. Das zweite Glied ist weitaus das 
längste, wogegen das außerordentlich kleine fünfte Glied nur wie ein dem 
vierten aufgesetztes Plättchen erscheint. Von den Füßen ist das erste 
Fußpaar sehr dünn und schlank und lediglich in den Dienst des Tast- 
sinnes gestellt. Es unterscheidet sich von den übrigen Füßen namentlich 
dadurch, daß das Hüftelied die gewöhnliche langgestreckte Form der 
übrigen Glieder besitzt, während dasselbe bei den übrigen Fußpaaren ; 
namentlich bei dem zweiten und dritten, zu einem schmalen Ringe, aber 
von verhältnißmäßig ‘großem Durchmesser, umgestaltet ist. Am oberen 
vorderen Rande des zweiten Gliedes des ersten Fußpaares fallen zwei starke 
seitliche und nach vorn gerichtete Dornen auf, zwischen welche das dritte 
Glied eingelenkt ist, Fig. 12. Auf dem Vorderrande des ersten Gliedes 
bemerkt man drei, an dem des dritten, längsten Gliedes einen kurzen und 
starken Dorn. Krallen und Haftlappen fehlen dem vorderen Fußpaar, 
während sie an den drei übrigen sehr kräftig entwickelt sind, auch sind 
diese Füße dick und kräftig. 

Bemerkenswert ist, daß das dritte längste Fußglied des zweiten 
Paares auf der Unterfläche beim Weibchen nahe dem Vorderrande einen 
stumpfen zahnartigen Höcker trägt, beim Männchen dagegen zwei und 
zwar ist zwischen beiden ein ziemlich großer Zwischenraum. Auf der 
oberen Fläche befinden sich auf diesem Gliede bei beiden Geschlechtern 
besonders stark entwickelte Haarborsten. Auch das fünfte Fußglied des 
ersten Paares trägt beim Männchen auf der Unterseite. einen stumpfen 
Zahnfortsatz an dessen Basis eine kräftige Borste steht. Das ganze zweite 


12 Paul Kramer. 


Fußpaar ist beim Männchen kräftiger als beim Weibchen. Das dritte 
Fußpaar zeigt am wenigsten Bemerkenswertes. Hervorgehoben zu werden 
verdienen unter den zerstreuten Borsten desselben auf dem Rücken des vierten 
Gliedes und an der Basis des sechsten je ein besonderes langes Haar. 
Diese langen Haare, wie auch mehrere solche am vierten Fußpaar fallen 
durch ihre starke Chitinisierung auf, so daß sie als sehr langgezogene und 
dünne Chitinzapfen aufgefaßt werden können. 

Das vierte Fußpaar trägt auf der Unterseite des dritten Fußgliedes 
die für Megisthanus charakteristischen zwei kurzen Zähne dicht vor dem 
ebenfalls hier in einen kurzen zahnartigen Fortsatz ausgezogenen unteren 
Vorderrand. Hierdurch bekommt man den Eindruck, als stünden drei 
Zähne dicht hintereinander. Auf dem Rücken desselben Gliedes sind die 
kurzen, in der Figur 9 sorgsam abgebildeten Borsten sehr kräftig, die 
lange Borste am Vorderrande dieses Gliedes, sowie die eigentümlichen 
langen Borsten auf dem Rücken des vierten, fünften und sechsten Giiedes 
sind stark chitinisiert. Ähnliche Borsten sind sonst bei Gamasiden nicht 
beobachtet. An dem dritten Gliede ist oben dieht an der Wurzel 
desselben ein nur wenig hervortretender Höcker, auf welchem ein Dorn steht. 

Die Heimat. Die beiden Exemplare wurden von Dr. Stuhlmann in 
dem Deutschen Östafrikanischen Schutzgebiet im Makalalla-Thal am Bach 
Msiri, östlich von Kilindi, in Ost-Unguru im August 1888 gesammelt. 


Anhang. 


Es sind bis jetzt im Ganzen sieben Megisthanus-Arten bekannt 
geworden. Von vieren derselben ist nur das Weibchen, von einer nur das 
Männchen beobachtet, bei zweien sind Männchen und Weibchen gleicherweise 
beschrieben worden. Was diesen letzteren Punkt anlangt, so ist ja immerhin 
noch einem gewissen Zweifel Raum zu lassen, da das Urteil der Zusammen- 
gehörigkeit doch lediglich auf dem gleichzeitigen Antreffen an demselben 
Orte beruht. Die Abbildungen, welche A. Berlese von dem Männchen 
und Weibchen von Meg. armiger giebt, zeigen zwei überaus verschiedene 
Geschöpfe, namentlich fällt aber die große Anzahl der Bauchplatten beim 
Männchen auf, während das Weibchen eine weitgehende Verschmelzung 
dieser Platten zeigt, ein Umstand, der der Regel bei den Gamasiden 
geradezu entgegenläuft. Trotzdem ist die Annahme daß man es hier nicht 
mit zusammengehörigen Tieren zu thun habe, nicht mehr und nicht weniger 
zu begründen wie die gegenteilige. Auch bei den im Vorhergehenden 
beschriebenen Meg. obtusus führt hauptsächlich der gemeinsame Fundort, 
dann allerdings sehr weitgehende Ähnlichkeit der Organisation zu dem freilich 
auch nicht absolut bindenden Schluß, daß hier Männchen und Weibchen 
derselben Art vorliegen, aber es ist auch kein triftiger Grund gegen eine 
solche Annahme ausfindig zu machen. Dagegen muß die Frage, welche 


Ostafrikanische Gamasiden. 13 


Thorell erhebt, ob vielleicht Meg. brachyurus das Weibchen zu Meg. caudatus 
sei, entschieden verneint werden, da es offenbar ist, daß hier zwei Weibchen 
vorliegen. Thorell selbst deutet auch den Grund zu dem letzteren Urteil 
an, indem er auf Lage und Größe der Geschlechtsöffnungen bei den beiden 
namhaft gemachten Arten hinweist. (T. Thorell, a. a. OÖ. p. 57). Dadurch, 
daß nicht bei allen bekannten Megisthanus-Arten beide Geschlechter bekannt 
geworden sind, ist es zunächst notwendig, bei Aufstellung einer Bestimmungs- 
übersicht sich damit zu begnügen, die Männchen von den Weibchen 
getrennt zu behandeln. Es mögen daher die nachfolgenden Tabellen so 
lange zur Feststellung der bekannten Arten der Gattung Megisthanus 
dienen, bis eine vollständigere Kenntnis der offenbar 'artenreichen Gattung 
erreicht sein wird. 


A. Tabelle zur Bestimmung der Megisthanus-Männchen: 


l. Neben der Ventralplatte treten besondere, von 
der Stigmal-Epimeralplatte getrennte Bauchseitenplatten 
(Metapodia) auf; die Sternalplatte ist von der Abdo- 
mnalplabten getrennt ner. near armiger Berl. 


Die Bauchseitenplatten (Metapodia) sind mit der 
Stigmal-Epimeralplatte jederseits, ebenso die Sternalplatte 
mit der Abdommalplatte verschmolzen .............. 2 


2. Am hinteren Rande der Ventralplatte (welche 
mit der Sternal- und Genitalplatte eine einzige, nach 
hinten zu weniger chitinisierte Platte bildet), stehen 
zwei größere saugnapfähnliche kreisförmige Organe, die 
Platte selbst ist nach hinten zu verbreitert. Die Anal- 
platte ist fast quadratförmig und trägt die Analöffnung 
nahe dem vorderen Rande. Die innere ovale Trennungs- 
linie der Rückenplatte erreicht den Hinterrand derselben 
nahezu vollständig. ...... een, testudo. Thor. 


Die saugnapfartigen Organe auf der Ventralplatte 
fehlen, letztere ist nach hinten zu stark verengert; die 
Analplatte ist viel breiter als lang und trägt die Anal- 
öffnung in der Mitte. Die innere ovale Trennunsslinie 
der Rückenplatte bleibt weit vom Hinterrande entfernt. obtusus Kram. 


B. Tabelle zur Bestimmung der Megisthanus-Weibchen: 


1. Das Rückenschild ist nach hinten in einem 
schmalen längeren Fortsatz ausgezogen, die Analplatte 
zeigt eine bisquitförmige Gestalt, indem sie lang und 
schmal, in der Mitte aber sehr stark verengert ist.... 2 


14 Paul Kramer. 


Das Rückenschild ist hinten einfach abgerundet, die 


Analplatte ist so breit oder breiter als lang und an, 


den Seitenrändern nicht eingebuchtet ............... 

2. Der gesamte Hinterleib nimmt an der schnabel- 
artigen Verjüngung teil. Die Analplatte ist in der Mitte 
nur halb so breit als am vorderen Ende. Das bewegliche 
Zangenglied der Mandibeln trägt nur ein einziges stark 
gefiedertes Borstenhaar; dasselbe ist nach hinten ge- 
richtetn.uul- beacl a 

Der Hinterleib ist nach hinten zu nur stumpf zuge- 
spitz, so daß die schnabelartige Verlängerung des 
Rückenschildes nicht einen entsprechend verschmälerten 
und verlängerten Hinterleibsanhang deckt. Die Analplatte 
ist in der Mitte äußerst schmal und dort etwa nur 
ein Viertel so breit als am vorderen Rande. An dem 
beweglichen Zangengliede der Mandibeln befinden sich 
drei große stark gefiederte Haarborsten ............ 

3. Die Sternal-Genital-Ventralplatte ist mit den 
beiden Stigmal-Epimeralplatten zu einer einzigen großen 
Bauchplatte verschmolzen, so daß außer dieser bloß 
noch die Analplatte auf der Unterseite bemerkt wird. . 

Auf der Unterseite bemerkt man vier Platten, näm- 
lich eine gemeinsame Sternal-Genital-Ventralplatte, eine 
Analplatte und jederseits eine Stigmal-Epimeralplatte .. 

4. Auf der Fläche des Rückenschildes ist keine 
innere ovale Trennungslinie zu bemerken, die Abdominal- 
platte nach "hinten zu verbreitert. 02... 000. 

Auf der Fläche des Rückenschildes wird eine deut- 
liche innere ovale Trennungslinie, welche einen mittleren 
Plattenteil abgrenzt, bemerkt; die Abdominalplatte ist 
nach hinten zu" nicht verbreitert. 2 engen 

5. Das Tier ist schmal, die Rückenplatte einem 
Rechteck mit abgestumpften Ecken und sehr wenig 
gekrümmten Seitenlinien gleich, dessen Breite die Hälfte 
der Länge beträgt. Die Analplatte stellt nahezu ein 
Quadrat..dar nn ul N U N ER 

Das Tier ist nach hinten stark verbreitert, die 
Rückenplatte daher bimförmig, mit stark nach außen 
ausgebogenen Seitenrändern. Die Breite desselben beträgt 
zwei Drittel der Länge. Die Analplatte ist ein Recht- 


caudatus Thor. 


brachyurus Thor. 


armiger Berl. 


obtusus Kr. 


Hatamensis Thor. 


eck, dessen Breite fast das Doppelte der Länge beträgt Dorejanus Thor. 


Ostafrikanische Gamasiden. 15 


Erklärung der Abbildungen. 


Fig. 1—6. Euzereon elavatus. 


Euzercon elavatus von unten betrachtet. a, die seitliche Randplatte, b, die 
Analplatte, c, die Abdominalplatte, d, die Sternalplatte. 
Das keulenförmig verdickte Ende einer Randborste. 
Die Randfigur am Epistom. 
Die Unterseite des Capitulum mit dem Hypostom. a, der Zahnfortsatz des 
Letzeren mit einer ansehnlichen Borste. b, der blasse Anhang, welcher als 
Unterlippentaster anzusehen ist. c, der gefiederte seitliche Dorn. 
Die Mandibelzange mit dem blassen Anhange. b, Hauptteil desselben. 
a, fingerförmiger, nach innen gewendeter Anhang desselben. 
Der blasse Anhang von unten gesehen, um die zarte Randfiederung desselben 
zu zeigen. 

Fig. 7—12. Megisthanus obtusus. 
Männchen von unten her betrachtet. 
Weibchen von oben angesehen. 
Weibchen von unten. 
Männchen von oben. 
Die Mandibularzange. a, b, wurmförmige, dichtbehaarte Anhänge, c, Lappen- 
anhang, d.d, gefiederte Borsten. 2 
Ein Stück des ersten Fußpaars. a das erste, b das zweite, c das dritte 
Fußglied von oben betrachtet. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


no. 


Kramer, Gamasiden. 


N 


Air {ri n IN <S 
ASIAN 
YNn all N ı 


en, N a ER ION 
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RR, 


Kramer del. Druck v. C.L. Küncke & Söhne, Hamburg. Stender lith 


Die von Herrn Dr. F. Stuhlmann auf Zanzibar und dem 


sesenüberliegenden Festlande gesammelten 


Süsswasser-Öopepoden. 


Von 


Ss. A..Poppe und A. Mrazek. 
Vegesack. | Prag. 


Mit 2 Tafeln. 


Aus dem Beiheft 
zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XI. 


Hamburg 1895. 


Commissions-Verlag von Lucas Gräfe & Sillem. 


Das von Dr. Stuhlmann auf Zansibar und dem gegenüberliegenden 
Festlande während der Jahre 1888 und 1889 gesammelte, uns von Seiten 
des Naturhistorischen Museums zu Hamburg in freundlicher Weise zur 
Bearbeitung überwiesene Copepodenmaterial bildet, bei der immerhin noch 
sehr lückenhaften Kenntniss der Süsswasserfauna Afrika’s, eine sehr will- 
kommene Ergänzung der späteren, im Berliner Museum befindlichen Aus- 
beute dieses Forschers, welche von Einem von uns im IV. Bande der Fauna 
Östafrika’s vor Kurzem bearbeitet wurde. Die an letztgenannter Stelle 
dargelegten Ansichten finden mehrfach erfreuliche Bestätigung; daneben 
konnten einige neue Formen festgestellt werden, unter denen namentlich 
eine Art der wichtigen Brackwassergattung Schmackeria von hervorragendem 
Interesse ist. i 

Im Folgenden geben wir eine Aufzählung der in dem Material von 
uns aufgefundenen Arten. 


Schmackeria Stuhlmanni ». sp. 
Taf Eıo2 19.2 

Ehe wir zur Beschreibung der neuen von Dr. Stuhlmann im Qui- 
limana-Fluss gefundenen Schmackeria-Art schreiten, müssen wir eimige 
Bemerkungen über die Gattung Schmackeria im Allgemeinen voraus- 
schicken. 

Diese Gattung wurde im Jahre 1890 von Einem von uns gemeinschaftlich 
mit J. Richard für eine Süsswasserform aus China aufgestellt ). Anfang 
vorigen Jahres wurden von Dahl aus der Mündung des Tocantins drei 
neue verwandte Formen beschrieben, für welche jedoch der Autor, welcher 
von der oben erwähnten Arbeit keine Kenntniss genommen hatte, ein neues 
Genus Weismannella aufstellte®9). Offenbar ist Weismannella weiter 
nichts anderes als Synonymum von Schmackeria, wie dies bereits auch 


1) S. A. Poppe et Jules Richard. Description du Schmackeria Forbesi n. g. etsp. 
Calanide nouveau recueilli par M. Schmacker dans les eaux douces des environs 
de Shanghai. M&m. Soc. Zool. Fr. T. III. pag. 396—403. 1 Pl. 1890. 

2) F. Dahl. Die Copepodenfauna des unteren Amazonas. Ber. d. Nat. Ges. 
Freiburg i.B. 8. Bd. (Festschr. f. Weismann) p. 10—23. 1 Taf. 1894. 


4 S. A. Poppe und A. Mräzek. 


der Andere von uns bei der Gelegenheit der Beschreibung emer weiteren 
neuen Art aus der Kongo-Mündung ausgesprochen hat '), doch da Dahl noch 
nachträglich, nachdem er von der Arbeit Poppe’s et Richard’s Einsicht 
genommen hatte, seine Gattung Weismanella neben der Schmackeria 
aufrecht zu erhalten suchte ®), so muss hier eingehender auf die von ihm 
angeführten Gründe eingegangen werden. 

Einige von den angeblichen Unterschieden, wiez.B. die stärkere Befiederung 
der innersten Terminalborste des Aussenastes der Hinterfühler, die relative 
Länge des vierten Abdominalsegmentes oder des vorletzten Gliedes der 
Greifantenne sind höchst unbedeutend und würden, auch wenn sie sich 
bestätigen sollten, höchstens zur Unterscheidung einer besonderen Art hin- 
reichen, genügen aber, da sonst die gesammte Körperform und Organisation 
der Mundtheile und der Schwimmfüsse vollkommen bei allen Formen über- 
einstimmt, nicht zur Aufstellung einer neuen Gattung, umsomehr nicht, da 
Dahl, wie z. B. bei der Befiederung der angeführten Borste, sich weniger 
auf die Beschreibung als auf die Abbildungen von Schm. Forbesi bezieht. 
Mit demselben Rechte könnte man, da auf der Abbildung von Weism. 
gracilis bei Dahl Ab. 3 bedeutend länger ist als bei den übrigen Arten, 
für diese Form eine neue Gattung creiren. 


Die abweichende Form des 5. „' Beinpaares (dass auch das 5. 2 Bein- 
paar von Schm. Forbesi so abweichend gebaut wäre, wie dies Dahl 
behauptet, finden wir einfach nicht) ist ebenfalls nichts besagend, da die 
Form dieses Gliedes weniger ein Gattungscharakter, vielmehr aber ein 
vorzügliches Artmerkmal ist. Uebrigens ist z. B. auch das 5. Beinpaar 
von W. gracilis doch recht verschieden von demselben Beinpaare der 
zwei anderen W eism.- Arten. 


Es bleibt also als ein einziger einigermassen bedeutsamer Unterschied 
zwischen den beiden Gattungen nur das Vorkommen von eigenthümlichen 
Zapfen am hinteren Maxillipeden von Weismannella, aber auch diesem 
kann, da sonst die Gestalt des Maxillipeden in beiden Gattungen dieselbe 
ist, gar keine Wichtigkeit zugesprochen werden, zumal da auch bei Schm. 
Forbesi ähnliche Bildungen bereits von Poppe und Richard entdeckt 
wurden. Uebrigens hat schon der eine von uns gezeigt, dass bei Schm. 
Hessei Mräz., die doch nach der Form des 5. Beinpaares z. B. der 
Weism. gracilis entschieden näher steht als Schm. ForbesiP. & R. die 
Sache sich etwas anders verhält, da hier die Zapfen nichts anderes sind als 
gespaltene Borsten. Hat Dahl die borstenförmige Verlängerung des 
proximalen Theiles übersehen, oder kommt diese bei den 3 Weismannella- 


1) A. Mräzek. Ueber eine neue Schmackeria aus der Kongo-Mündung. Sitzb. 
kön. böhm. Gess. d. Wiss. 1894. No. %4. 3 pp. 3 fige. 
2) F. Dahl. Weismanella und Schmackeria. Zool. Anz. No. 441. 189. 


Copepoden von Zanzibar. 5 


Arten wirklich nicht vor? Da wir die von Dahl beschriebenen Arten 
nicht selbst untersuchen konnten, können wir dies nicht entscheiden, aber 
wie dem auch sei, das eventuelle Resultat ändert nichts an der Thatsache, 
dass die Gattung Weismannella jeder Berechtigung entbehrt, und es 
‚müssen daher die drei Dahl’schen Formen als Schmackeria Richardi, 
acuta, gracilis (Dahl sp.) bezeichnet werden. 


Damit ist aber die Synonymie der Gattung Schmackeria noch nicht 
erschöpft. Gleichzeitig oder etwas früher als Dahl (die Arbeit wurde 
bereits am 2. Februar 1893 vorgelegt) beschrieb Scott eine neue Gattung 
und Art aus der Kongo-Mündung und von einigen nahe liegenden Stellen 
an der Westküste Afrikas unter dem Namen Heterocalanus serricau- 
datus). Obwohl die Darstellung Scott’s nicht vollkommen fehlerfrei ist, 
genügt doch schon der erste Blick auf die Abbildungen Scot!’s, um zu 
der Ueberzeugung zu gelangen, dass auch die Scoft’sche vermeintliche 
neue Gattung einfach nur Synonymum von Schmackeria ist. Uebrigens 
kennen wir diese Art aus eigener Anschauung, da wir sie sowohl aus dem 
Fundorte Scotts (Kongomündung, gesammelt von Herrn P. Hesse, 1886), 
als auch von der Westküste Ostindiens (9° 40° N. 76° 10° O. leg. Herr Capt. 
Jul. Hendorff) besitzen. Diese Form wird also künftighm die Bezeichnung 
Schmackeria serricaudata (Scott sp.) zu tragen haben. 

Eine Uebersicht der bisher bekannt gewordenen Schmackeria- 
Arten und deren geographischer Verbreitung giebt die folgende Tabelle: 
1890. Schmackeria Forbesi, Poppe & Richard, China, See Sitai und 

der Fluss Whangpoo. 


1894. 5 Richardi (Dahl sp.), : N 
} i acuta (Dahl sp.), ! wu) Mündung des 
e 5 gracilis (Dahl sp.), Tocantins. 
2 5 serricaudata (Scott sp.), Westküste Afrikas, Kongo- 
Mündung, Westküste Ostindiens. 
2 ” Hessei Mräzek, Westküste Afrikas, Kongomündung. 
1895. n Stuhlmanni n. sp., Ostafrika, Quilimana-Fluss. 


Schmackeria ist eine Küsten- und Brackwasserform, welche besonders 
für die Mündungen tropischer Flüsse characteristisch ist, die jedoch auch 
bis in das Süsswasser hinaufsteigen kann (Schmack. Forbesi). Ueber 
den Verbreitungsbezirk der einzelnen Arten wissen wir heutzutage noch sehr 
wenig. Sehr interessant im dieser Hinsicht dürfte wohl die bereits oben 
angeführte Thatsache sein, dass Schmackeria serricaudata sowohl an 
der Westküste Afrikas als auch an der Westküste Vorder - Ostindiens 


1) Th. Scott. Report on Entomostraca from the Gulf of Guinea, collected by John 
Rattray. Traus. Linn. Soc. vol. I. Part. I. January 1894. pp. 39—41. Pl. II. 
figg. 43—48. Pl. II. figg. 1—7. 


6 S. A. Poppe und A. Mräzek. 


vorkommt. Höchst wahrscheinlich wird diese Form auch an der Ostküste 
Afrikas, wo sie bisher nicht gefunden wurde, vorkommen und auch die 
übrigen Arten werden eine weitere Verbreitungsarea besitzen. 

Mit Rücksicht auf die beigegebenen Zeichnungen können wir uns bei 
der Beschreibung von Schmackeria Stuhlmanni ziemlich kurz fassen. 

Länge des @ ca. 1,4 mm, des „' ca. 1,3 mm. 

Körpergestalt wie bei den übrigen Arten. Für unsere Gattung ist die 
Stirnwölbung sehr characteristisch (Taf. I, Fig.2). Das letzte Thorakalsegment 
hinten jederseits in eine Spitze ausgezogen. Die Spitzenkränze an den 
Abdominalsegsmenten bedeutend feiner als bei anderen von uns untersuchten 
Arten, insbesondere aber als bei Schmack. Forbesi. Die Furkalborsten 
alle von ungefähr gleicher Dicke. Vor der Mitte der Borsten ist eine 
deutliche Querlinie sichtbar, die besonders bei einigermassen macerirten 
Exemplaren fast den Eindruck emer gliedartigen Abgrenzung macht. An 
dieser Stelle brechen auch die Borsten sehr leicht entzwei. Deswegen wurden 
bereits bei der Beschreibung von Schmack. Forbesi diese Borsten 
„biarticulees“ genannt. Diese eigenthümliche Borstenform, die auch von 
Scott erkannt wurde ?), ist keineswegs bloss auf die Furkalborsten beschränkt, 
sondern findet sich auch bei sämmtlichen Borsten an den Antennen und 
den Schwimmfüssen. Dieselbe Erscheinung lässt sich jedoch auch bei anderen 
(Gattungen nachweisen, so z. B. besonders auch bei Diaptomus, wo freilich 
die Querlinien kaum sichtbar sind. 


Die Vorderantennen sind 21-gliedrig und zurückgelegt erreichen sie, 
wie bei den übrigen Arten, kaum das Ende des ersten Abdominalsegmentes. 
Die Aesthetasken kommen am 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12., 
13., 16., 20. und 21. Gliede vor. Eine höchst interessante Modifieirung 
zeigt die äussere Borste des drittletzten Gliedes, welche bis zur Mitte des 
Endgliedes reicht, mässig gebogen und in ihrem distalen Theil an der 
äusseren Seite sägeartig gezähnelt ist. Diese Borstenform kommt auch 
beim Jg an der linken Vorderantenne vor. Diese eigenthümliche Borste 
scheint ein typisches Merkmal der Gattung Schmackeria zu sein, 
wenigstens haben wir sie bei allen Schmackeria-Formen, die uns 
augenblicklich zur Verfügung stehen, in ungefähr derselben Form wieder- 
gefunden (Schmack. Hessei, sericaudata, Stuhlmanni). Wie 
sich im dieser Hinsicht die Dahl’schen Formen, die wir aus Autopsie 
nicht kennen, verhalten, ist unbekannt. Die Greifantenne ist in Fig. 3, 
Taf. I dargestellt. 

Bezüglich des Baues der hinteren Antennen und der Mundtheile 
stimmt unsere Form vollkommen mit der Originaldarstellung Poppe's und 


1) L. ec. p. 41: „all the setae are artieulated below the proximal half“. 
2) In Scott’s Zeichnung 1. c. Pl. 2., fig. 44, ist die Vorderantenne allzu lang gezeichnet. 


Copepoden von Zanzibar. f 


Richard’s überein, so dass wir auf dieselben hier nicht näher einzugehen 
brauchen. Wir haben uns deshalb auf die Wiedergabe des zweiten 
Maxillarfusses beschränkt (Taf. I, Fig. 4), dessen „Zapfen“ im der Neben- 
zeichnung (4a) noch bei stärkerer Vergrösserung (Zeiss Apochr. 0.95,3mm 
C.O. 8) dargestellt sind. Ueber die Form und wahre Natur belehrt uns 
diese Zeichnung, die nach dem, was bereits oben über die „Zapfen“ gesagt 
wurde, wohl kaum noch einer besonderen Erklärung bedarf, zur Genüge. 

Auch an den Schwimmfüssen lassen sich keine specifischen Charactere 
feststellen, es sei deshalb einfach auf die beigefügten Abbildungen ver- 
wiesen (Taf. I, Fig. 5—6). 

Das fünfte Beinpaar 2 ist bei allen Schmackeria-Arten fast ganz 
gleich und mit Ausnahme von Schmack. Forbesi von einem ziemlich 
schlanken Bau. Fig. 7 auf Taf. I stellt dieses Beinpaar von unserer Form dar. 

Das 5‘ 5. Beinpaar ähnelt am meisten derselben Gliedmasse von 
Schmack. Hessei, unterscheidet sich jedoch auch von dieser ganz gut 
in mehren Puncten, wie ein Vergleich der Abbildung (Taf. I, Fig. 8) 
lehrt. Der linke Fuss ist bei unserer Form auch relativ länger als bei 
Schmack. Hessei. 

Schmackeria Stuhlmanni trägt nur einen Eiersack. Da auch 
Schmack. Hessei Mräz und Schmack. serricaudata (Scott) eben- 
falls wie Schmack. gracilis (Dahl) und acuta (Dahl) nur einen einzigen 
Eiersack besitzen, so ist das Vorkommen von zwei gesonderten Eiersäcken 
nur auf einen kleinen Theil der Schmackeria-Arten beschränkt. 

(Gefunden wurde unsere neue Form von Herrn Dr. F. Stuhlmann, 
nach welchem sie auch zu benennen wir uns erlauben, im Quilimana-Fluss 
den 25. 1. 1889, bei der Fluth. S 


Diaptomus Kraepelini n. sp. 
Pat Kio. 10. ZTatl Il, Big. 1-4. 

Diese neue Diaptomus-Art von Zanzibar erinnert zwar sehr an 
Diaptomus Loveni Gu. & R.'), doch die erst später publicirten Zeich- 
nungen der beiden französischen Forscher ?) zeigen, dass es sich um zwei 
verschiedene Arten handelt. Noch näher aber als mit D. Loveni ist 
unsere Form mit dem Diaptomus Doriai Rich., welcher erst unlängst 
von Richard aus Sumatra beschrieben wurde ?), verwandt. 


1) de Guerne & Richard: Diagnose d’un Diaptomus nouveau du Congo. Bull. Soc. 
Zool. Fr. T. XV. p. 177—178. 1890. 

2) de Guerne & Richard: Documents nouveaux sur la distribution geographique 
des Calanides d’eau douce. Assoc. Franc. Avanc. Se. T.XX. Pl. V. Fig. 7—9. 1891. 

3) J. Richard: Eutomostraces recueillis par M. E. Modigliani dans le lac Toba 
(Sumatra). Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova. Sec. 2. Vol. XIV. 1894 
p- 572-576. Fig. 9—14. 


8 S. A. Poppe und A. Mräzek. 


Länge des 2 ca. 1, 6 mm (nach Richard ist Diaptomus Doriai 
nur 1, 2 mm lang). 

Das mässig erweiterte letzte Thorakalsegment läuft jederseits in einen 
spitzen Winkel aus, welcher mit einem kleinen Sinneskegel bewaffnet ist. 
Die innere Partie, welche von den Seitenflügem durch eine deutliche Aus- 
buchtung abgetrennt ist, hat eine abgerundete Form. (Taf. I. Fig. 10.) 

Das erste Abdominalsegment, welches länger ist als das ganze übrige 
Abdomen sammt der Furka, ist in seiner vorderen Partie nur sehr wenig 
erweitert und seitlich mit je einem sehr kleinen Sinneskegel versehen. Die 
zwei übrigen Abdominalsegmente verschmelzen vollkommen mit einander. 
Furkalglieder breit, mit dicken stark befiederten Borsten. 


Die Vorderantennen, dem Körper angelegt, erreichen das Ende der 
Furkalglieder oder überragen noch ein wenig dasselbe, während sie beim 
Diapt. Doriai nach Richard nur bis zum Ende des ersten Abdominal- 
segmentes reichen sollen. 


Das 5. 2 Beinpaar ist ähnlich wie beim Diapt. orientalis, Stuhl- 
manni und Doriai (Taf. II. Fig. 4). Der am ersten Basalgliede an der 
Rückenseite vorkommende Sinneskegel, welchem sonst keine Aufmerksamkeit 
von den Autoren geschenkt wird und dessen auch Zichard bei Diapt. 
Doriai nicht erwähnt, obgleich er von gewisser Bedeutung ist, da seine 
Form bei einzelnen Arten bedeutend variiert, ist sehr stark, etwa wie bei 
dem in Europa häufigen Diapt. gracilis, entwickelt. 

Die für das &' Abdomen von Diapt. Doriai von Fichard betonte 
Asymmetrie tritt bei unserer Form nicht so deutlich hervor. 


Die Glieder 13—18 der Greifantenne sind stark erweitert. (Taf. I, 
Fig. 1.) Der Haken am 13. stark. Die Verlängerung des Vorderrandes 
des drittletzten Gliedes bemahe so lang wie das vorletzte Glied und mässig 
nach aussen gebogen. und zugespitzt. Die Form der Greifantenne stimmt 
vollkommen überein mit der Abbildung desselben Gliedes von Diapt. 
orientalis (Brady) bei Sars )). 

Das 5. 9 Fusspaar (Taf. II, Fig. 2, 3) ist ähnlich gebaut wie beim 
Diapt. orientalis und D. Doriai, unterscheidet sich jedoch besonders 
von dem der letzteren Art durch den bedeutend kürzeren Seitendorn des 
Endgliedes des Aussenastes des rechten Fusses, welcher auch nicht nahe 
bei der Endklaue inserirt ist, als auch durch den grossen dornartigen 
Cutieularvorsprungaufder Rückenseite desselben Endgliedes, welcher bedeutend 
grösser und weiter von der Ansatzstelle des Seitendornes entfernt ist, als 


1 @. 0. Sars: On some Freshwater Ostracoda and Copepoda raised 
from Dried Australian Mud. Christ. Vidensk. Selsk. Forhandl. 1889. No. 8. 
Bl. ya Big. 2. 


N Copepoden von Zanzibar. 9 


eine ähnliche Bildung bei D. Doriai. Bei Diapt. orientalis, nach der 
Darstellung von Sars, fehlt ein ähnliches Gebilde vollkommen. 

Offenbar sind unsere neue Art und Diaptomus Doriai Rich. sehr 
nahe verwandte Formen, die sich von einer gemeinsamen Stammform, 
einerseits in Afrika, andererseits auf Sumatra, als vicariierende Formen 
entwickelt haben. 

Fundort: Sehr häufig in der Umgebung von Zanzibar. Sumpf bei 
Kibueni (2. V. 1888). Sumpf hinter d. deutschen Club (17. V. 1888). 
Tümpel bei Massingini (25. V. 1888). 

Die vorliegende Art haben wir uns erlaubt, nach Herrn Prof. Dr. 
K. Kraepelin zu benennen, der uns das Material freundlichst zur Bearbeitung 


überwiesen hat. 


Diaptomus Galebi Darro:s. 


Ueber diese Art wurde bereits von einem von uns an anderer Stelle 
berichtet ). In dem uns jetzt vorliegenden Material findet sich Diapt. 
Galebi im einem Glase, dessen Inhalt aus einem Canal-Tümpel bei Alexandria 


(gesammelt d. 8. III. 1888) stammt. 


Diaptomus Alluaudi Gu. et Rich. 


Diese schöne und interressante Form, die neben Diaptomus 
Chevreuxi wohl als die am meisten aberrante Diaptomus-Art anzusehen 
ist, wurde nur in einem einzigen 5* Exemplar zwischen zahlreichen 
Exemplaren der vorhergehenden Art gefunden. Die Exemplare wurden 
in einem Tümpel im Nilthal d. 20. 11I. 1883 gesammelt. Zu den schon 
bestehenden Beschreibungen können wir auf Grund des einzigen uns vor- 
liegenden Exemplars nichts Neues hinzufügen. Bezüglich der Synonymie 
dieser Art sei auf die Arbeiten von de Guerne und Richard verwiesen ?). 
In Aegypten wurde Diaptomus Alluaudi bereits von Barrois gefunden ?). 


Cyclops fimbriatus Fisch. 


Ein einziges Exemplar aus dem Quilimana-Fluss, zusammen mit 
Schmackeria Stuhlmanni. Brackwasser? 25. I. 1889. 


I) A. Mräzek: Copepoden. Deutsch-Ostafrika. IV. Bd. 1895. p. 6. Taf. II. Fig. 4.5. 8. 9. 


2) de Gwerne et J. Richard: Synonymie et distribution geographique de Diaptomus 
Alluaudi. Bull. Soc. Zool. Fr. XVI. 1891. p. 213. 
.J. Richard: Copepodes recueillis par M. Barrois en Egypte, en Syrie et en 
Palestine. Rev. biolog. Nord Fr.5e Ann. No. 10. 1893. p. 26—27. Fig. 32—37. 


3) Th. Barrois: Sur trois Diaptomus nouveaux des environs du Caire. Revue 


biolog. Nord Fr. II. Ann. 1891, 


10 S. A. Poppe und A. Mräzek. 


Cyclops Emini Mraz. 
Einige Exemplare dieser jüngst aus Ostafrika beschriebenen Art 
wurden von Dr. Stuhlmann d. 29. IX. 1888 bei Lewu (Ukumbaru) gefunden. 


Cyclops Leuckarti (ls. 


In zwei Gläsern der Stuhlmann’schen Sammlung kommt diese Art vor. 
Tümpel b. Massimgini 25. V. 1888 und Tank in Hansing’s Hause 1. V. 1888. 


Cyelops Schmeili ». sp. 
Taf. II, Fig. 5—11. 

Der mittelgrosse Körper (ca. 0.90 mm) von sehr gedrungenem Bau. 
Die Seitenränder der einzelnen Cephalothorakalsegmente abgerundet und 
seitlich nicht vorspringend. Abdomen breit, gedrungen, bedeutend kürzer 
als der Cephalothorax (Taf. II, Fig. 6). Das vorne schwach erweiterte 
erste Segment kurz. Die Furkalglieder stehen von einander nicht ab und 
sind zweimal so lang als das letzte Abdominalsegment. Die. Längen- 
verhältnisse der Furkalborsten sind aus der Abbildung zu ersehen. 


Die innere Mittelborste kaum so lang wie das Abdomen, die innerste 
Borste etwas länger als die Furkalglieder. Rückenborste kurz, nicht einmal 
so lang wie die Furka. 


Die relativ sehr gedrungenen und dicken Vorderantennen (Taf. II, 
Fig. 5) sind kürzer als das erste Körpersegment und 17-gliedrig. 

Der zweite Maxillarfuss klein, mit glattem Unterrand. 

Die beiden Aeste sämmtlicher Schwimmfüsse dreigliedrig und bis auf 
das vierte Schwimmfusspaar, bei dem sie etwas schlanker sind, kurz und 
breit (Taf. II, Fig. 7—10). Die Basallamelle zwischen den ‘Schwimm- 
füssen des 1. bis 3. Paares mit niedrigen abgerundeten Erhebungen jeder- 
seits, die am freien Rande mit einigen kurzen Spitzen besetzt sind. Beim 
4. Schwimmfusspaar ist eine Erhebung der Basallamelle nicht mehr deutlich 
sichtbar und statt der Spitzen finden sich hier nur 4—5 steife kurze 
Höärchen (Fig. 10, Taf. I). 

Das zweite Basalglied des ersten Schwimmfusspaares trägt an der 
Innenseite einen starken breiten Dorn, dessen Insertionsstelle von einigen 
kleinen Spitzen umgeben wird. Die Vertheilung der Dornen und Borsten 
an den Schwimmfüssen ist aus den beigefügten Abbildungen zur Genüge 
ersichtlich. Das Endglied des Innenastes des 4. Schwimmfusses trägt am 
Ende zwei Dornen, von welchen der schwächere innere ein wenig länger ist. 

Das 5. Beinpaar ist kräftiger gebaut als bei Cyel. oithonoides 
(Fig. 11, Taf. I). Von den beiden Borsten des Endgliedes ist die innere 
nicht ganz dorsale bedeutend stärker und länger als die äussere. 


Copepoden von Zanzibar. 11 


Die Form des Receptaculum seminis war an den conservirten Thieren 
nur undeutlich erkennbar, und scheint eine ähnliche zu sein wie beim 
Cyelops Leuckarti. 

Diese neue Cycelops-Art, welche wir nach Herrn Dr. O. Schmeil in 
Magdeburg zu benennen uns erlauben, gehört zu der C. Leuckarti- 
oithonoides Gruppe, unterscheidet sich jedoch sehr gut von den übrigen 
Formen durch die kurzen Antennen, die Länge der Furkalborsten und den 
Bau der Beinpaare. 

Fundort: Alter Brunnen bei Kibueni, Zanzibar. 2. V. 1888. 


1) S. A. Poppe und A. Mräzek. 


P} 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel 1. 


Fig. 1—9. Schmackeria Stuhlmamni n. sp. 


Fig. 1. 2 von der Rückenseite. Zeiss. A. Oe. 1. 
„» 2% 2. Seitenansicht. A. Oc. 1. 
„ 83 Greifantenne. D. Oc. 2. 
„4. 2. Maxillarfuss. D. Oc. 3. 4a „Zapfen“ an den drei ersten Gliedern des 
Endtheils desselben bei Vergröss. Apochr. 0,95, 3 mm. 0ec. 8. 
»„ 5. Schwimmfuss des 1. Paares. D. Oc. 2. 
RO: > ln den D. Oe. 2. 
nl. 8... Kuss 22 2,2002: 
8, »b. Husspaar.c. D20022: 
» 9 Erstes Abdominalsegment. D. Oc. 2. 


10. Diaptomus Kraepelini n. sp. 
Letztes Thorakalsegment und Abdomen des 2. 


Tafel II. 
Fig. 1—4. Diaptomus Kraepelini n. sp. 


Fig. 1. Greifantenne D. Oc. 2. 
»  %. 5. Fusspaar J von der Vorder- (Bauch-) Seite. D. Oe. 2. 
» 3. Rechter Fuss desselben Fusspaares in Rückenansicht. D. Oc. 2. 
». 4. 5. Fuss, 2. Rückenansicht. D. Oc. 3. 
Fig. 5—11. (yelops Schmeili n. sp. 

Fig. 5. Vorderantenne, %. D. Oec. 2. 

» 6. Abdomen 2%. Rückenansicht. D. Oc. 1. 

» 7. Schwimmfuss des 1. Paares. D. Oc. 2. 

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SELL SE APLIESER. 20ER, 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


Taf. 1L 


Jahrb..d. Hamb. wissensch. Anstalten XI. Beiheft. 


Poppe u. Mräzek del. 


Poppe u. Mräzek: Gopepoden von Zanzibar. 


Tat. II: 


Jahrb.d. Hamb, wissensch. Anstalten XI. Beiheft. 


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Poppe u Mräzek del. 


Poppe u. Mräzek : Gopepoden von Zanzibar. 


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beiträge zur Kenntniss 


Ost-Afrikanischer Medusen und 
Siphonophoren 


nach den Sammlungen Dr. Stuhlmann’s. 


Von 


Carl Chun. 


Mit 3 Abbildungen im Texte und einer Tafel. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XII. 


(Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XIII.) 


Hamburg 1896. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E, H. Senats Buchdruckern. 


Die Collektion pelagischer Coelenteraten, welche Dr. Stuhlmann bei 
Zanzibar in den Jahren 1888 und 1889 beobachtet und conservirt hatte, 
entstammt einem bisher wenig erforschten Gebiete des Indischen Oceans. 
Eine genauere Durchsicht ergab denn auch, daß eine Anzahl interessanter 
neuer Arten vorlag, welche mich veranlaßte, der Bitte von Herrn 
Direktor Kraepelin zu entsprechen und die Bearbeitung des Materiales zu 
übernehmen. Ich wäre nicht im Stande gewesen, diese Mittheilungen auch 
durch Illustrationen zu begleiten, wenn nicht Dr. Stuhlmann gewissenhaft 
gefertigte Farbenskizzen beigegeben hätte, die mir um so werthvoller waren, 
als die bei der Conservirung eingetretene Schrumpfung der Objekte manchmal 
den Habitus bis zur Unkenntlichkeit verwischt hatte. Dem unerschrockenen 
und glücklichen Forschungsreisenden erlaube ich mir einen bescheidenen 
Tribut der Anerkennung zu zollen, indem ich einer der schönsten Cram- 
bessiden seinen Namen beilege. 


I. Hydromedusae, 
Craspedota. 


Unter den craspedoten Medusen, wie sie meist von’ September bis 
December 1889 bei Zanzibar gefischt wurden, fanden sich Vertreter aus 
allen größeren Gruppen vor. Sie lehren, daß jene Gebiete zwar keinen 
auffälligen Reichthum an Medusen erkennen lassen, aber auch nicht gerade 
arm an ihnen sind. Es ist nun immerhin ein mißliches Ding, diese zarten 
Formen in das System einzureihen, wenn entweder nur ein Exemplar einer 
Art erbeutet wurde oder der Erhaltungszustand ein näheres Eingehen in 
die Details verbietet. Bei der außerordentlichen Variabilität mancher 
Gruppen kann erst auf Grund eines reichen Vergleichsmateriales der Entscheid 
gefällt werden, ob eine neue Art vorliegt, oder ob es sich um weit ver- 
breitete resp. kosmopolitische Formen handelt. Durch das Studium der 
pacifischen Siphonophoren bin ich zur Ueberzeugung gelangt, daß man bei 
der neuerdings so beliebten Annahme einer kosmopolitischen Verbreitung 
von pelagischen Organismen zum mindesten vorsichtig zu Werk zu gehen 


1* 


A Carl Chun. (4) 


hat. Es lassen sich stets charakteristische Unterschiede — allerdings oft 
feinerer Natur — nachweisen, obwohl nicht zu leugnen ist, daß pacitische 
Arten den atlantischen oft recht nahe stehen. Was nun für die Siphono- 
phoren gilt, scheint auch für die Medusen zuzutreffen. Geringfügige 
Unterschiede von atlantischen und mediterranen Arten sind auch an dem 
conservirten Materiale von Zanzibar nachzuweisen, aber sie lassen uns oft 
im Zweifel, ob es sich lediglich um lokale Variationen handelt, oder ob 
neue Arten vorliegen. 

Ich habe deshalb in den meisten Fällen darauf verzichten müssen, 
einen sicheren Entscheid über die Identificirung mit bereits beschriebenen 
Formen zu fällen und weise im Nachfolgenden zunächst auf einige Arten 
hin, welche bei Zanzibar vorkommen und atlantischen resp. mediterranen 
nahestehen. 

Unter den Anthomedusen fand ich eine Margelis von 3 mm 
Schirmhöhe vor, welche durch ihre verästelten Mundgriffel und durch die 
Bündel radialer Tentakel die Zugehörigkeit zu der genannten Gattung 
dokumentirt. Da indessen reife Gonaden nicht nachweisbar waren (auch die 
Tentakel waren noch kurz resp. begannen erst zu knospen), so ist es schwer, 
nach diesem jugendlichen Exemplar specifische Charaktere anzugeben. Sie 
wurde im September 1889 erbeutet. 

Die Trachomedusen waren durch Geryoniden vertreten, welche 
der Gattung Liriope angehören. Sie besaßen in jedem Quadrant zwischen 
den Radiärgefäßen 3 blinde Centripetalkanäle (einen größeren mittleren 
und zwei kleinere seitliche) und wären demgemäß der Haeckel’schen 
Gattung Glossocodon einzureihen. Da indessen nach Entdeckung der 
Centripetalkanäle überhaupt keine Geryoniden bekannt wurden, welchen 
dieselben gefehlt hätten, so haben sowohl Metschnikoff (1886 p. 17) wie 
Maas (1893 p.28) mit Recht vorgeschlagen, daß die Gattungen Glossocodon 
und Geryones, welche von Haeckel auf den Mangel der Centripetalkanäle 
hin begründet wurden, eingezogen werden. Die mir von Zanzibar vor- 
liegenden Exemplare der Gattung Liriope gehören zwei Arten an. Die 
eine derselben ist in 3 Exemplaren (Mitte Oktober 1889) vertreten, welche 
eine Schirmbreite von 7—10 mm aufweisen und der L. Lütkenii Haeck. 
durch die Form der Gonaden ähneln. Ihr Mundrand glänzt im Leben 
smaragdgrün und ist mit S Häufchen von Nesselzellen besetzt. 

Eine zweite Art, die nur in einem noch nicht geschlechtsreifen Exemplar 
von 4mm Schirmbreite vorliegt, besitzt einen sehr langen Magenstiel von 
6 mm. Sie war mir dadurch interessant, daß an dem Zungenkegel eine 
kleine Cuninenknospenähre sich angeheftet hatte. Vielleicht ist sie identisch 
mit der von Zanzibar durch @ötte bekannt gewordenen, aber nur ungenügend 
charakterisirten Liriope (Glossocodon) Haeckelii, bei welcher eben- 
falls eine Cuninenknospenähre beobachtet wurde. Die jungen Sprößlinge 


(5) Beiträge zur Kenntniß der Ost-Afrikanischen Medusen und Siphonophoren. 5 


gleichen indessen so vollständig jenen der bisher bekannt gewordenen Cuninen- 
ähren, daß schwer zu sagen ist, zu welcher der aus dem indo-pacifischen 
Gebiete bekannt gewordenen Cunina-Arten sie sich entwickeln werden. 

Unter den Leptomedusen fanden sich mehrere Formen, welche 
Interesse verdienen und noch genauer charakterisirt werden sollen. Ich 
erwähne daher zunächst nur, daß die Gattung Aequorea durch eine der 
Aequ. Forskalea nahe stehende Art vertreten ist. Leider erlaubt der 
ungenügende Erhaltungszustand der am 23. August 1889 bei Kokotoni 
erbeuteten zwei Exemplare von 4 cm Schirmbreite keine eingehendere 
Vergleichung. Weiterhin bemerke ich, daß die Gattung Irene durch kleine 
Exemplare von 15 mm Schirmbreite vertreten ist, welche der J. pellucida 
Will nahe stehen und im September 1889 erbeutet wurden. @oette scheint 
auch diese Art von Zanzibar vorgelegen zu haben (1886 p. 3), da er sie 
direkt mit J. pellucida für identisch erklärt. 


Irenopsis Götte. 
Irenopsis hexanemalis Göfte. 


Magenstiel breit und kurz, Mundöffnung in 6 Lippen 
ausgezogen, 6 Radiärkanäle Zahlreiche, gesetzmäßig 
knospende Tentakel am Schirmrande. Zahlreiche Rand- 
bläschen. Keine Randeirren. Sechs Gonaden als spindelförmige 
Auftreibungen im Distalabschnitt der Radiärkanäle gelegen 
und den Schirmrand nicht erreichend. 

Dem Einreihen der von Götte (1886) begründeten Gattung Irenopsis 
in das System stellen sich auf den ersten Blick große Schwierigkeiten in 
den Weg. Mir liegen 10 Exemplare der I. hexanemalis vor, welche wie 
Götte m seiner kurzen Diagnose hervorhebt, sämmtlich sechsstrahlig gebaut 
sind und ächte Leptomedusen repräsentiren, deren Gonaden in den Radıär- 
kanälen gelegen sind. Haeckel hat die Leptomedusen in die 4 Familien 
der Thaumantiden, Cannotiden, Eucopiden und Aequoriden eingetheilt, 
unter denen lediglich Vertreter der Cannotiden gelegentlich einen sechs- 
strahligen Bau aufweisen. Daß es sich indessen nicht um Cannotiden 
handelt, geht aus dem Verhalten der Radiärkanäle hervor, die niemals 
gabelspaltig sind oder spindelförmige Aussackungen aufweisen. Da weiterhin 
zahlreiche Randbläschen vorhanden sind (welche den Thaumantiden fehlen), 
und da die Radiärkanäle niemals in so großer Zahl wie bei den Aequoriden 
zur Ausbildung gelangen, so bleibt nur die Familie der Eucopiden übrig, 
in welche unsere Formen eingereiht werden könnten. Nun ist bis jetzt 
noch keine sechsstrahlige Eucopide bekannt geworden, und Haeckel hob 
denn auch ausdrücklich als Familien-Charakter hervor: „Leptomedusen 
mit Randbläschen und mit vier einfachen, unverästelten Radial-Canälen, 
in derem Verlaufe vier oder acht Gonaden liegen“. Entschließt man sich 


6 Carl Chun. (6) 


indessen, den vierstrahligen Bau nicht als wichtigsten Familien-Charakter 
in den Vordergrund zu stellen, so wird man sehr wohl mit Göftte die 
sechsstrahlige Gattung Irenopsis den Eucopiden einzureihen vermögen. Im 
Systeme Haeckel’s umfassen die 'Eucopiden einerseits Formen ohne Magen- 
stiel, welche dem Typus der Gattung Eucope Gegenb. entsprechen, 
andererseits die mit einem Magenstiel versehenen und von L. Agassiz zu 
der Familie der „@eryonopsidae“ zusammengezogenen Arten. Daß es 
sich bei unseren Formen um Geryonopsiden und zwar speziell um einen 
Vertreter der Haeckel’schen Unterfamilie der Ireniden handelt, lehrt 
unzweideutig die Ausbildung eines Magenstieles und vor Allem die 
Struktur des Schirmrahdes. Allerdings ergiebt sich insofern eine Schwierig- 
keit, als Haeckel sämmtlichen Gattungen der Ireniden (Irene, Irenium, 
Tima) Randeirren zuschreibt, welche bei keinem der mir vorliegenden 
Exemplare von Irenopsis ausgebildet sind. Nun hat aber Claus (1881 p. 14) 
darauf hingewiesen, daß die typische adriatische Irenide, nämlich die von 
Will (1844) als Geryonia pellucida beschriebene Art der Randeirren 
entbehrt, und mit vollem Rechte schlägt er vor, bei der generischen Unter- 
scheidung auf den Mangel oder auf das Vorhandenseim von Randcirren den 
Hauptwerth zu legen und alle Arten ohne Randcirren in die Gattung 
Irene, diejenigen mit Randeirren in die Gattung Tima aufzunehmen. 

Der Schirmrand von Irenopsis zeigt nun eine unverkennbare Aehnlich- 
keit mit jenem der Gattung Irene. Die genaue Schilderung, welche Claus 
(1881, p. 18—22) von dem gesetzmäßigen Auftreten der Tentakel und 
der Randbläschen bei Irene gab, läßt sich durchweg auch auf Irenopsis 
übertragen: am Ende der 6 Radiärkanäle stehen 6 Tentakel, zwischen denen 
in derselben gesetzmäßigen Folge wie bei Irene intermediäre Tentakel und 
Randbläschen angelegt werden. 

Die größeren Exemplare lassen im Ganzen etwa 33—37 Tentakel- 
bulben erkennen, zwischen denen freilich noch kleinere Anschwellungen 
gelegen sind, in denen wir nach Claus die gleichzeitigen Anlagen von 
Excretionshöckern und Tentakelbulben zu erblicken haben. Prüft man den 
Schirmrand eines Antimers genauer, so ergiebt sich, daß zwischen je zwei 
Radiärtentakeln die intermediären in ungerader Zahl (zu 3, 5, seltener zu 7) 
vertheilt sind. Diese Vertheilung erfolgt symmetrisch zu einem imterradialen 
Tentakel und scheint durch eine gesetzmäßige Knospung bedingt zu werden, 
welche mit der von Claus für Irene ermittelten im Wesentlichen über- 
einstimmt. Würde man die Reihenfolge des Erscheinens der intermediären 
Tentakel mit 1...3 und die Radiärtentakel mit T bezeichnen, so ergiebt 
sich z. B. für ein Antimer mit 5 Intermediärtentakeln folgende Tentakelformel 

TesrR Arassya 
Diese Formel habe ich an vielen Antimeren bestätigt gefunden, wobei es sich 
freilich ergab, daß nicht in allen Antimeren desselben Exemplares die 


(7) Beiträge zur Kenntniß der Ost-Afrikanischen Medusen und Siphonophoren. m 


Ausbildung der Tentakel gleichen Schritt hielt. Die Randbläschen scheinen 
gleichfalls in gesetzmässiger Folge angelegt zu werden, doch war es schr 
schwer, die nur mit einem Ötolithen ausgestatteten Bläschen an den 
conservirten Exemplaren nachzuweisen. 

Die zehn mir vorliegenden Exemplare dieser Art wurden am 
13. September 1889 bei Tumbatu gefischt und mit Ueberosmiumsäure 
conservirt. Sie sind kleiner als die von Götte beschriebenen 15—20 mm 
breiten Exemplare, insofern sie nur 10—12 mm Schirmdurchmesser auf- 
weisen. Leider lag keine Skizze des Habitus bei, und so kann ich nur 
bemerken, daß der Magenstiel kürzer und breiter als bei Irene pellucida 
ist, und daß die Gonaden in weiterem Abstand von ihm liegen als bei der 
genannten Art. 

Mesonema Eschscholtz. 
Mesonema macrodacetylum Brandt. 


Ein Exemplar dieser von Mertens in der Aequatorialzone des Pacifischen 
Oceans beobachteten Art wurde Mitte August 1889 bei Kokotoni gefunden. 
Es stimmt ziemlich wohl mit der Abbildung und Beschreibung von Mertens 
(Brandt 1838 p. 359 Taf. IV) überein und weist eine Schirmbreite von 
21mm auf. Der gefranzte Mundrand klafft weit und der 13mm breite 
Magen entsendet 84 Radiärkanäle, von denen die überwiegende Mehrzahl 
kurz nach ihrem Ursprung zu linearen Gonaden anschwellen. Am Schirmrand 
sitzen 10 Tentakel. Nach Stuhlmann’s Angaben ist M. macrodactylum 
im Leben hyalin mit weißlich schimmernden Gonaden; außerdem sollen 
acht hellblaue Augenflecke vorhanden sein. 

Auch Götte (1886 p. 3) hebt das Vorkommen von M. macrodactylum 
bei Zanzibar auf Grund der Sammlungen von Dr. Sander hervor. 


Siphonophorae. 
Physalia Lam. 


Ein reichhaltiges, trefllich conservirtes Material von Physalien bildet 
den werthvollsten Theil der von Stfuhlmann erbeuteten Coelenteraten. Es 
umfaßt Jugendstadien mit erbsengroßer Schwimmblase und alle Uebergangs- 
formen zu den größeren Exemplaren, deren Luftflasche eine Länge von 
etwa 6 Centimeter erreicht. Wie schon aus diesen Angaben hervorgeht, 
handelt es sich um kleinere Physalien, welche denn auch durchweg nur 
einen Haupttentakel aufweisen. Sie erschienen zahlreich im Juli 1889 in 
der Nähe der Insel Baui bei Zanzibar. 

Wie ich schon früherhin betonte (1887 p. 558), so lassen sich zwei 
große Faunengebiete: das Australische und das Indisch-Pacifische nach- 
weisen, welche durch charakteristische Typen von Physalien sich auszeichnen. 
Ich habe sogar den Versuch gemacht, die zahllosen vermeintlichen Arten 


8 Carl Chun. (8) 


von Physalien auf zwei Formengruppen zurückzuführen, welche vielleicht nur - 
als je eine Art aufzufassen sind. Die atlantische Physalia, bedeutend größer, 
als die indo-pacifische, ist durch mehrere Haupttentakel charakterisirt und 
umfaßt die als Ph. caravella Müll., Eschsch., Ph. Arethusa Tiles., 
Cham., Ph. pelagica Lam., Ph. atlantica Less. beschriebenen Formen. 

Die indo-pacifische Physalia (Ph. utriculus La Mart., Eschsch., Ph. 
megalista Per. Les., Ph.tuberculosa Lam., Ph. australis Less.) ist kleiner 
und besitzt nur einen Haupttentakel. Sie bewahrt also zeitlebens die 
Charaktere der jugendlichen atlantischen Ph. caravella, welche mit Unrecht 
von Haeckel als Vertreter zweier besonderer Gattungen, Alophota und 
Arethusa, aufgefaßt wird. 

Den ostafrikanischen Physalien hatte Stuhlmann eine Farbenskizze 
beigegeben, welche lehrt, daß das Colorit demjenigen der Physaliaaustralis 
Less. und Ph. tuberculosa Lam. (vergl. Lesson 1856 Zooph. V Fig. 1 und 3) 
am meisten ähnelt. Die Luftflasche ist fast hyalin mit bläulichem, den 
Porus tragendem vorderem Endzipfel; die Polypen sind blau mit 
schwachem Stich in das Grüne und mit gelber Proboscis; die Fangfäden 
(die kleinen und der große) sind gleichfalls blau, während der dem großen 
Fangfaden ansitzende sog. Taster wieder mehr grünblau getönt ist. 

Dieselbe Färbung zeichnet auch die des Kammes entbehrenden oder 
ihn gerade anlegenden Jugendformen aus, deren Polypen und Fangfäden 
bereits einen blauen Ton aufweisen. In allen Freßpolypen traten als 
schwärzliche Punkte die Leberzöttchen hervor. 

Die Theilung der Gruppenanhänge in zwei Partien: eine hintere 
kleinere und eine vordere größere mit dem Haupttentakel tritt bereits an 
den jüngsten Larvenstadien deutlich hervor. Ueberhaupt vermag ich 
weder an den letzteren noch an den erwachsenen Physalien bis jetzt 
durchgreifende Unterschiede von der pacifischen Form, welche mir aus der 
Nähe der Sandwich-Inseln im zahlreichen Exemplaren vorliegt, nachzuweisen. 
Im Uebrigen gedenke ich die Aufschlüsse, welche mir das werthvolle 
Stuhlmann’sche Material über den feineren Bau der Physalien lieferte, in 
einer monographischen Bearbeitung der Siphonophoren eingehend darzulegen. 


Porpita Lam. 
Porpita Lütkeana Brandt. 

Wenn ich die acht Exemplare einer Porpita, welche am 7. Juli 1889 
an der Insel Baui bei Zanzibar erbeutet wurden, auf P. Lütkeana beziehe, 
so geschieht es wesentlich, weil die genannte Art im Indischen Ocean 
(nicht weit vom Kap der guten Hoffnung) durch Mertens erbeutet wurde 
(Brandt 1835 p. 41). Die kurze Charakteristik von Brandt, die leider 
durch keine Abbildung illustrirt ist, läßt es freilich zweifelhaft, ob die mir 
vorliegenden Exemplare nicht eher auf die Porpita pacifica Lesson (1826 


(9) Beiträge zur Kenntniß der Ost-Afrikanischen Medusen und Siphonophoren. 9 


Zooph. VII Fig. 3) zu beziehen-sind. Jedenfalls stimmt die von Stuhlmann 
beigegebene Farbenskizze ziemlich gut mit der von Lesson entworfenen 
Abbildung der P. pacifica überein. Die Scheibe ist farblos und nur der 
Mantelrand ist ultramarin gefärbt; Centralpolyp und die Blastostyle zeigen 
einen schwach fleischrothen Ton, während die bläulichen Tentakel mit 
intensiv ultramarinen Nesselbatterieen besetzt sind. Die größten Tentakeln 
sind von der Länge des Schirmradius; alle Tentakel bilden 4--5 concen- 
trische Kränze. Die Breite der Scheibe beträgt 25—30 mm. 


II. Acalephae. 


 Semaeostomata. 
Pelagia Per. et Les. 
Pelagia panopyra Per et Les. 


Die im Tropengürtel des Pacifischen Oceans weit verbreitete P. pano- 
pyra erschien Ende August 1889 in einem großen Schwarm bei Kokotoni. 
Eine Farbenskizze von Sfuhlmann ‚stimmt sehr wohl mit den trefflichen 
Abbildungen überein, welche Mertens (Brandt 1838 Taf. XIV und XIVa) 
von der pacifischen Art entwarf, und die conservirten Exemplare lassen 
auffällige Unterschiede nicht nachweisen. Das schlanke Mundrohr, welches 
für unsere Art besonders charakteristisch ist, erreicht allerdings nicht, 
wie Haeckel in seiner Diagnose angiebt, die Länge des Schirmdurchmessers, 
sondern ist kaum länger, als der Schirmradius. Die Figuren von Mertens, 
auf die sich Haeckel bezieht, zeigen übrigens durchaus nicht bei allen 
abgebildeten Exemplaren ein so auffällig langes Mundrohr, sondern 
stimmen theilweise sehr wohl auch in Bezug auf die Dimensionen mit der 
Zeichnung von Stuhlmann überem. Die größten Exemplare der Pelagia 
panopyra weisen einen Schirmdurchmesser von 5—6 cm auf; das Mund- 
rohr mißt 3 cm, die Mundarme erreichen eine Länge von 5 cm. 


Aurelia Per et Les. 
Aurelia colpota Brandt. 


In grossen Schwärmen erschien von August 1888 bis Januar 1889 bei 
Zanzibar eine Aurelia, von welcher leider keine conservirten, sondern 
lediglich auf Löschpapier getrocknete Exemplare vorliegen. Das Kanalnetz der 
letzteren tritt auffällig deutlich hervor und stimmt in seiner Anordnung am 
besten mit jenem der A. colpota überein, welche Mertens unweit der Ostküste 
des Caplandes (Brandt 1838 p. 370 Taf. IX) beobachtete und Haeckel 
von derselben Region erhielt. Die Farbenskizze Stuhlmann’s, auf welcher 
auch einige Furchungsstadien des Eies verzeichnet sind, zeigt allerdings 
einen abweichenden Ton: Durch den hyalinen Schirm schimmern Magen 
und vor Allem die Gonaden leicht bläulich hindurch und die zahlreichen 


J 


10 Carl Chun. (10) 
Randtentakel sind hellblau gefärbt, während die von Mertens beobachteten 
Exemplare in ihrer zartrosa Färbung mehr der A. aurita gleichen. Nach 
Stuhlmann’s Angaben kommen häufig Exemplare vor, welche drei, fünf oder 
sechs Mundarme an Stelle der normalen vier tragen. Der Schirmdurch- 
messer beträgt 15—23 cm. 

Die Exemplare waren häufig von kleinen Fischen begleitet, welche 
unter der Subumbrella Schutz suchten; eines barg in der Subumbrella eine 
parasitirende Ophiure. 


Rhizostomata. 


Da die wurzelmündigen Medusen warme Meere bevorzugen ( Vanhöffen, 
1888 p. 50), so war zu erwarten, dass sie um Zanzibar und an der ost- 
afrikanischen Küste reichlicher auftreten würden, als es nach den bisherigen 
spärlichen Funden scheinen mochte. Denn von ostafrikanischen Formen ist 
lediglich eine Art, nämlich Versura palmata Haeck. bei Zanzibar durch 
Dr. Sander erbeutet worden (@ötte, 1886 p. 6). In der mir vorliegenden 
Sammlung finden sich denn auch zahlreiche Exemplare von Rhizostomen, 
welche vier Arten angehören. Vertreter neuer Gattungen konnte ich unter 
ihnen nicht nachweisen, wohl aber scheinen alle Arten unbeschrieben zu sein. 
Sie waren theils mit Ueberosmiumsäure, theils mit Essig- und Chromsäure 
behandelt worden und hatten leider so viel Einbusse an ihrer Form erlitten, 
daß es mir ohne Zuhilfenahme der von Stuhlmann gefertigten Farbenskizzen 
nicht möglich gewesen wäre, ein Bild von ihrem Habitus zu entwerfen. 


Crambessa Haeck. 
Crambessa Stuhlmanni n. sp. 
Tafel, ‘Fig. 1. 

Schirm halbkugelig, zwei- bis dreimal so breit als hoch, 
mit 112 Randlappen. Die 12 Velarlappen eines Octanten sind 
in ganzer Länge verwachsen, durch tiefe Furchen getrennt 
und mit einer Reihe spitzer Höcker besetzt. Mundarme 
stämmig, kürzer als der Schirmdurchmesser. 

Farbe: Schirm gelbbräunlich oder weißlich, häufig mit 
purpurbraunen Flecken bedeckt, die gegen den Rand sich 
häufen. Randlappen mit rostbraunen Längsstreifen. Arme 
farblos; Saugkrausen meist purpurbraun gefleckt. 

Von dieser ausgezeichneten Art liegen acht Exemplare vor, welche im 
Quilimane Fluß, 4 Meilen oberhalb seiner Mündung im Februar und März 1889 
erbeutet wurden. Sie führt demnach eine Lebensweise, welche uns bereits 
von anderen Crambessiden (speziell von Cr. Tagi Haeck.) bekannt geworden 
ist, indem sie mit Vorliebe an Flußmündungen sich aufhält und sogar 
ziemlich weit im Süßwasser vordrinst. 


(11) Beiträge zur Kenntniß der Ost-Afrikanischen Medusen und Siphonophoren. 11 


Trotzdem der Schirmdurchmesser bei den vorliegenden Exemplaren 
zwischen 8 und 20 cm schwankt, so tritt doch bei allen die wesentliche 
Auszeichnung unserer Art, nämlich die eigenthümliche Gestaltung des 
Schirmrandes, übereinstimmend entgegen. Die Zahl der Velarlappen ist 
freilich Schwankungen unterworfen, insofern ich in manchen Oktanten 10, 
11 oder 13 zähle, aber der Numerus 12 tritt doch so häufig auf, 
daß ich ihn für den normalen ansehe. Die beiden Okularlappen sind 
klein und stehen bedeutend höher als die Velarlappen, welche am Rande 
stark verdünnt als kleine Halbkreise hervortreten. Sie sind 3—4 mm breit, 


9: g.gm. 


Fig. 1. Crambessa Stuhlmanni interradial durchschnitten. 
g. Magen; ggm. Gastrogenitalmembran; o. Ostien des Subgenitalportieus; oc. Ocular- 
lappen; sd. Armscheibe; sgp. Subgenitalporticus; vel. Velarlappen. 


in ihrer ganzen Länge verwachsen und durch tiefe (bei größeren Exemplaren 
20 mm lange) Furchen von einander getrennt. Mitten über jeden Velar- 
lappen verläuft eine Reihe von papillenförmigen, oft dornähnlich zugespitzten 
Höckern. Die einzelnen Reihen convergiren in benachbarten Lappen gegen 
den Schirmrand zu und setzen sich aus 15—18 Papillen zusammen. 
Gelegentlich spaltet sich eine Höckerreihe in zwei Schenkel oder stehen 
Gruppen von Papillen seitwärts. 

Die genannte Struktur des Schirmrandes ist für unsere Art besonders 
typisch und genügt allein schon, um sie specifisch von den bisher bekannt 


12 Carl Chun. 2) 


gewordenen Vertretern der Gattung Crambessa zu trennen. Eine quadra- 
‚tische Felderung der Exumbrella oder dendritisch verzweigte, auf ihr ver- 
streichende Furchen lassen sich nicht nachweisen. 

Die Armscheibe (Holzschnitt 1, sd.) ist von der Breite des Schirmradius; 
die vier Ostien des Subgenitalporticus (0) sind eng und drei- bis viermal 
schmäler als die Armpfeiler. Bei dem größten Exemplar messen die Ostien 
einen Centimeter. E 

Die Gastrogenitalmembran (ggm.) zeigt einen ziekzackförmigen Verlauf 
an ihrer Peripherie, indem sie in den Interradien (oberhalb der Ostien 
des Subgenitalporticus) der oberen Magendecke sich anschmiegt, radialwärts 
hingegen an die Armscheibe Anlehnung sucht. 

Die Mundarme sind kurz, deutlich dreikantig und kräftig entwickelt. 
Der Unterarm ist um mehr als %s länger als der breite Oberarm und 
entbehrt an seinem Distalende der dorsalen Saugkrausen. Da indessen 
die ventrale (axiale) Saugkrause sich bis zur Spitze fortsetzt, so läuft der 
Arm nicht in einen Gallertknopf aus, wie er für die verwandte Gattung‘ 
Mastigias charakteristisch ist. 


Crambessa viridescens n. sp. 
Tafel, Fig. 2. 

Schirm halbkugelig, doppelt so breit als hoch. Arm- 
scheibe breiter als der Schirmradius. Subgenitalostien halb 
so breit wie die Armpfeiler. Arme kurz, nicht länger als der 
Schirmradius. 

Farbe: Schirm seegrün, Arme farblos, Saugkrausen zart 
violett. 

Zwei Exemplare dieser Crambesside wurden Ende November 1889 in 
der Mündung des Pangani-Flusses erbeutet. Leider war bei ihnen der 
Schirmrand abgerieben und so vermag ich der obigen Diagnose zu meinem 
lebhaften Bedauern ein wichtiges systematisches Merkmal nicht hinzuzufügen. 
Ich würde auch Anstand genommen haben, auf die allgemein gehaltenen 
Charaktere hin eine neue Art aufzustellen, wenn nicht eine Farbenskizze 
Stuhlmann’s die bisher unter Crambessiden noch nicht beobachtete seegrüne 
Färbung des Schirmes ausdrücklich betonte. Da der Fundort genau bekannt 
ist und die charakteristische Färbung sicherlich Jenem auffallen wird, 
welcher in die glückliche Lage kommen sollte, unversehrte Exemplare 
lebend zu beobachten, so gebe ich wenigstens in Fig. 2 ein Habitusbild 
der genannten Art. 

Die Schirmbreite beträgt bei beiden Exemplaren 8 cm. Die Armscheibe 
ist relativ breit, und deutlich treten die einen Centimeter messenden Ostien 
des Subgenitalporticus hervor. Sie sind an ihrer Basis durch einen halb- 
kugelig vorspringenden Gallertwulst verengt. Der Oberarm ist schlank und 


(13) Beiträge zur Kenntniß der Ost-Afrikanischen Medusen und Siphonophoren. 13 


erreicht nur Vs der Länge des Unterarmes. Der Letztere ist an seinem 
Proximalabschnitt sehr breit und verjüngt sich rasch gegen die Spitze. 
Die dorsalen (abaxialen) Saugkrausen \erheben sich auf breiten Armflügeln; 
bei dem einen Exemplare neigen die Flügel so weit zusammen, daß die 
Krausen sich berühren, bei dem abgebildeten klaffen sie weit auseinander. 


Mastigias L. Agassız. 


Mastigias siderea n. sp. 
Tafel, Fig. 3. 

Schirm flach gewölbt, mit 80 Randlappen; Velarlappen 
halbkreisförmig. Armscheibe breiter als der Schirmradius. 
Ostien des Subgenitalporticus sehr weit, doppelt so breit als 
die Armpfeiler. Zwischen den acht breiten ocularen Radial- 
kanälen je 7 anastomosirende Radiärgefäße. Mundarme fast 
so lang wie der Schirmradius; Oberarm etwas kürzer als der 
Unterarm. Endanhang keulenförmig, bei älteren Exemplaren 
so lang wie der Schirmradius. 

Farbe: Schirm hellgelbbraun mit runden weissen Flecken, 
welche bis in die Höhe des Ringkanales an Größe zunehmen. 
Flecke am Schirmrande enger gedrängt, zwischen je zwei 
Randkörpern zu 3 bis 4 Reihen angeordnet. 

Subumbrella mit acht schwärzlichen Radiärstreifen längs 
der ocularen Kanäle. In jedem Oktanten zwischen Magen- 
taschen und Kranzfurche weiße Flecke; sämmtliche Gefäße 
an ihrem Ursprung aus den Magentaschen weiß gefleckt. 
Arme bräunlich mit verwaschenen weißen Flecken. 

Mastigias siderea scheimt eine für die ostafrikanische Küstenregion 
besonders charakteristische Art zu sein. Sie wurde in zahlreichen Exemplaren 
im August und September 1889 bei Zanzibar (Kokotoni, Tumbatu) erbeutet 
und erreicht nach Stuhlmann’s Angaben einen Schirmdurchmesser von 
7 cm. Die mir vorliegenden (etwa 30) Exemplare sind kleiner, und ich 
glaube auch nicht im Unrecht zu sein, wenn ich die an demselben Tage 
und an gleicher Stelle mit ihnen erbeuteten Jugendformen von nur 3—6 mm 
Schirmdurchmesser der genannten Art zurechne. 

Anfänglich vermuthete ich, daß es sich -um die in den tropischen 
Theilen des pacifischen Oceans (um Neu-Guinea) und im Chinesischen 
Meere weit verbreitete M. papua L. Agass. handele. Ich glaube indessen 
doch im Recht zu sein, wenn ich die ostafrikanischen Formen von ihr 
trenne: ihr Schirm ist flacher, die keulenförmigen Endanhänge der Arme 
sind niemals so lang, wie sie Zesson (1829 Taf. XI Fig. 2, 3) und Huxley 
(1877 Man. Invert. Anim. p. 136) von M. papua abbilden, und die Färbung 
ist eine verschiedene. Ich lege hierbei weniger Werth auf den blaugrünen 


14 Carl Chun. (1 &) 


Ton der M. papua, sondern auf die charakteristische Tüpfelung, welche bei 
allen conservirten Exemplaren deutlich hervortritt und bei unserer Art 
auch auf die Subumbrella übergreift. Sicherlich hätte Zuzxley, der ja 
auch eine Abbildung der Subumbrella giebt, der weißen Flecke auf der 
Subumbralmuskulaturr und am Grunde der Radiärgefäße Erwähnung 
gethan, falls sie der von ihm beobachteten Form zukämen. 

Zur Ergänzung der in der obigen Diagnose angeführten Merkmale 
führe ich zunächst an, daß der gelbbräunliche Ton der Meduse durch 
gelbe Zellen von 0,008 mm Größe bedingt wird, welche nesterweise zu- 
sammenliegen. Der Schirmrand setzt sich in der Höhe der Kranzfurche 
von der Umbrella ab und ist lediglich bei größeren Exemplaren in den 
Oktanten mit acht halbkreisförmigen, je einen weißen Fleck tragenden 


Fig. 2. Theil der Subumbrella von Mastigias siderea. 


Die Mundarme (b.) sind abgeschnitten. Die hellen Flecke der Subumbrella und der 
Schirmlappen sind durch Kreise angegeben; ebenso sind hellgefärbte Ursprungsstellen 
der 7 Gefäße zwischen Radiär- und Interradiärkanälen eingezeichnet. 

br. Schnittfläche der Mundarme; c. br. Armgefäße; c. ir. Interradialkanal; 
c. r. Radialkanal; gen. Genitalwülste,;, mu. Kranzmuskel; oc. Ocularlappen; sd. Arm- 
scheibe; vel. Velarlappen. 


Velarlappen ausgestattet. Jugendformen von 11mm Scheibendurchmesser 
besitzen nur 4 Velarlappen, ältere von 22—30 mm zeigen 5 oder 6 Velar- 
lappen, von denen einzelne bereits sich zu theilen beginnen. Anfänglich 
sind die Ocularlappen größer und breiter als die Velarlappen, später kehrt 
sich das Verhältniß um. 

Die Subumbrella ist durch einen kräftigen Kranzmuskel (Holzschnitt 2mu.) 
ausgezeichnet, welcher längs der ocularen Gefäße unterbrochen ist. Das 
ihm unterliegende Gefäßnetz entsteht durch die Anastomosen der sehr 
breiten ocularen Gefäße (c. r. und c. ir.) mit den zwischenliegenden Radiär- 
gefäßen. Die Zahl der letzteren ist geringer, als bei M. ocellata, deren 
Gefäßverlauf durch die Untersuchung Vanhöffen’s (1888 Taf. V, Fig. 6) 
genauer bekannt wurde. Bei jüngeren und älteren Exemplaren zähle ich 


(15) Beiträge zur Kenntniß der Ost-Afrikanischen Medusen und Siphonophoren. 15 


nämlich zwischen den ocularen Gefäßen nur 7 aus den Magentaschen 
entspringende Radiärgefäße, welche bald nach ihrem Abgange in die 
Bildung des Gefäßnetzes aufgehen» Daß ihre Ursprungsstellen durch die 
weißen Pigmentflecke auf den ersten Blick kenntlich sind, wurde oben 
bereits hervorgehoben. 


Die Mundarme mit ihren dreikantigen Endanhängen bieten im Allge- 
meinen keine auffälligen Abweichungen von jenen der bisher bekannt 
gewordenen Arten dar; ihre Saugkrausen sind mit kurz gestielten weißlichen 
Nesselkolben besetzt. 


Unter dem reichhaltigen Materiale von M. siderea fanden sich fünf 
Jugendstadien von nur 3—6 mm Schirmbreite vor, welche gleichzeitig 
mit den erwachsenen Exemplaren erbeutet wurden. Da das größte der 
jugendlichen Exemplare im Gefäßverlauf bereits die Eigenthümlichkeiten 
erwachsener Individuen aufweist, so zweifle ich nicht daran, daß es sich 
um Larven der M. siderea handelt. Sie zeigen bereits den bräunlichen 
Ton der erwachsenen Meduse, welcher durch zahllose Nester gelber Zellen 
auf Exumbrella, Subumbrella und Mundarmen bedingt wird. 


Die fünf Larven geben ein instruktives Beispiel für die Umbildung 
des ursprünglich vierkantigen Mundrohres in die acht wurzelmündigen 
Arme ab und bestätigen fast Schritt für Schritt die Schilderung, welche 
Claus (1881, 1884) von der Entwicklung der Rhizostomie bei Rhizostoma 
und Cotylorhiza gab. Da es sich bei ihnen um eine Gattung handelt, 
welche einer anderen Rhizostomenfamilie angehört, und da immerhin die 
genannten Verhältnisse einiges Interesse darbieten, so will ich wenigstens 
kurz die wichtigsten Stadien charakterisiren. 


Die jüngste Larve von drei Millimetern Schirmdurchmesser zeigt einen 
aus 24 Lappen gebildeten Schirmrand (Holzschnitt 3 A), insofern zwischen 
die breiten Ocularlappen (oc.) je ein schmaler Velarlappen (vel.) sich ein- 
schaltet. Die acht Randkörper (s) tragen neben dem Otolithenhaufen einen 
Ocellus, dessen Pigment in proximaler Richtung zuckerhutförmig sich ein- 
senkt; jeder Randkörper wird auf der exumbralen Schirmfläche von einer 
Schirmfalte überdacht, welche von dem Proximalabschnitt der Ocularlappen 
ausgeht. 


In dem geräumigen Magen fallen die 4 interradialen Filamentgruppen 
durch die Länge einzelner Magenfilamente und durch die relativ große 
Zahl der eine Gruppe zusammensetzenden Filamente (ich zähle deren etwa 15) 
auf. Die vier radialen und 4 interradialen Oculargefäße vereinigen sich 
zu einem Ringkanal, von dem die Gabelkanäle in die Ocularlappen und 
die kurzen Velarkanäle abgehen. Außerdem aber treten in jedem Oktanten 
zwischen den Ocularkanälen noch 3 Radiärgefäße auf, welche gleichfalls 
in den Ringkanal einmünden. 


16 Carl Chun. (1 6) 


Das Mundrohr ist vierkantig und gegen den Mundrand etwas verbreitert. 
In den Interradien (entsprechend den Gruppen der Magenfilamente) sind 
die Seitenwandungen eingebuchtet, so daß das Lumen auf dem Querschnitt 
kreuzförmig gestaltet ist (Fig.3 A.o.) Die vier radialen Kanten des Mundrohres 
verbreitern sich gegen den Mundrand, indem sie allmählich sich dichotom 
gabeln. Die Gabelung wird dadurch bedingt, daß zwischen den auseinander- 
weichenden Kanten die Wandung rinnenförmig sich vertiefend gegen das 
Lumen vorspringt. Der freie Mundrand ist also in der Aufsicht wie ein 
Ordenstern gestaltet (Fig. 3 B), dessen vier Strahlen nochmals sekundär 
sich gabeln. Wir erhalten demgemäß die Außenfläche (abaxiale Fläche) 
des Mundrohres distalwärts durch acht Rinnen cannelirt (Fig. 3 C); die 
zwischen den Rinnen vorspringenden Pfeiler entsprechen den acht Mund- 
armen (br.), welche proximalwärts paarweise sich vereinigen und in die 
vier Armpfeiler (p. br.) übergehen. Wie nun Claus bereits zutreffend 
schilderte, so beruht die weitere Entwickelung des Mundrohres darauf, daß 
der mit Tentakelchen (Digitellen) umsäumte Mundrand sich erheblich. 
flächenhaft ausdehnt, während gleichzeitig die abaxiale Seite des Mund- 
rohres durch stärkeres Wachsthum immer deutlicher die Anlagen der 
8 späteren Arme hervortreten läßt. Indem weiterhin die Faltenränder der 
Mundrinnen auf der Axialfläche sich aneinanderlehnen und schließlich an 
gewissen Stellen mit einander verlöthen, wird die Rhizostomie eingeleitet. 
Bei unseren Larven ist nun freilich auch auf den älteren Stadien von 
6 mm Scheibendurchmesser eine Verlöthung noch nicht nachzuweisen. Wohl 
aber tritt schon bei den jüngsten Larven von nur 3 mm Durchmesser an 
dem Mundrande eine weitere Faltung auf, die es bedingt, daß jede der 
acht Armanlangen sich anscheinend zu spalten beginnt. In diesen Spalt- 
ästen (Fig. 3 B, C, D cer.d.) haben wir die ersten Anlagen der späteren 
Dorsalkrausen vor uns, welche auffällig frühzeitig bemerkbar sind. Betrachtet 
man nämlich den Arm einer älteren Larve von 5 mm von der Axialfläche 
(Fig. 3 D), so erscheint er an seinem distalen Ende zweigelappt. Die beiden 
Läppchen, in denen wir die Anlagen der Dorsalkrausen (cer.d.) vor uns 
haben, gehen aus den Spaltästen der primitiven Armanlagen hervor und 
repräsentiren Hohlrinnen, deren mit Digitellen (dig.) besetzte Ränder zusammen- 
neigen und in die Hohlrinne des späteren Oberarmes übergehen. Es liegt 
auf der Hand, daß aus der letzteren die ventrale Saugkrause ihre Entstehung 
nimmt. Die ältesten Larven von 6 mm zeigen den Oberarm bereits länger 
ausgezogen und seine Hohlrinne durch Zusammenneigen der mit Digitellen 
besetzten Franzenränder geschlossen. Eine Verlöthung der Ränder ist 
indessen weder hier, noch an den Läppchen der Dorsalkrausen zu bemerken. 
Die letzteren haben sich beträchtlich verlängert und beginnen die Anlage 
von Querfalten durch Kräuselung der über den Rinnen zusammenneigenden 
Ränder aufzuweisen. 


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(17) Beiträge zur Kenntniß der Ost-Afrikanischen Medusen und Siphonophoren. 17 


Die Entwicklung der dreikantigen Endkolben des Mittelarmes erfolgt 
offenbar erst sehr spät, da auch an den ältesten Larven noch keine Spur 
von deren Anlage nachweisbar war. 

Jedenfalls geht aus der hier flüchtig skizzirten Entwicklung und Um- 
bildung des vierkantigen Mundrohres hervor, daß die Ausbildung der 
Rhizostomie wesentlich denselben Weg einschlägt, den nach den Be- 
obachtungen von Claus die Wurzelarme von Rhizostoma und 
Cotylorhiza erkennen lassen. 


Fig. 3. Entwieklung der Mundarme von Mastigias siderea. 

A. Quadrant der jüngsten Larve von 3 mm. o. Mundrohr; oc. Ocularlappen; vel. 
Velarlappen; s. Sinneskolben. 

B. Mundrand einer Larve von Amm in der Aufsicht. br. die acht späteren Mund- 
arme, welche bereits durch Gabelung die erste Anlage der Dorsalkrausen (er. d.) 
erkennen lassen. 

C. Mundrohr derselben Larve von der Seite gesehen. Die acht Armanlagen (br.) 
fließen proximalwärts zu den 4 radialen Armpfeilern (p. br.) zusammen und gabeln 
sich distalwärts in die Dorsalkrausen (er. d.). 

D. Armanlage einer Larve von 6 mm von der Axialseite gesehen. Die Armrinne (br.) 
ist noch nicht geschlossen; die Ausbildung der Dorsalkrausen (er. d.) hat weitere 
Fortschritte gemacht. dig. Digitellen. 


Cassiopeia Per et Les. 
Cassiopeia Andromeda var. zanzibarica nov. 

Acht Exemplare einer Cassiopeia, welche Ende Juli und Ende 
August 1889 bei Tumbatu und auf dem Bueni-Riff von Zanzibar erbeutet 
wurden, scheinen mir der C. Andromeda am nächsten zu stehen. 
Immerhin zeigen sie manche Charaktere, welche von der im Rothen Meere 


2 


18 Carl Chun. (1 8) 


und im Pacifischen Ocean weit verbreiteten Art abweichen, so daß ich 
die mir vorliegenden Rhizostomen mindestens als eine Lokalvarietät auf- 
fassen muß. 

Was zunächt den Schirmrand anbelangt, so flacht er sich bei den 
älteren Exemplaren von 9 cm Schirmdurchmesser derart aus, daß es kaum 
möglich ist, die Zahl der Velarlappen genau zu bestimmen. Jüngere 
Exemplare von 4 cm Durchmesser lassen 5 resp. 6 Velarlappen erkennen, 
von denen allerdings zwei kleinere sich nur wenig von den übrigen abheben. 
In dieser Hinsicht würde ein Unterschied von C. Andromeda mit 
3 Velarlappen in jedem Paramer obwalten und eine Annäherung an 
C. pieta Vanhöffen bedingt werden, deren Velarlappen zwar ebenfalls 
schwanken, aber doch meist zu fünfen in jedem Paramer vorkommen. 

Der Schirm ist flach und auf der Kuppe der Exumbrella leicht concav 
- eingebuchtet mit einer centralen Convexität. Es erinnert diese Eigenthümlichkeit 
an den exumbralen Saugnapf der C. polypoides Keller (1883 p. 633), mit 
welcher Art sie auch die (übrigens bei mehreren Cassiopeia-Arten beobachtete) 
festsitzende Lebensweise auf dem Boden der Corallen-Riffe theilt. 

Die Färbung ist ziemlich variabel, obwohl gewisse Züge bei allen 
Exemplaren wiederkehren. Die Exumbrella ist leicht braunroth getönt und 
mit 16 (bei einem Exemplar mit 17) Radialstreifen ausgestattet, welche 
bei den conservirten Exemplaren weißlich hervorschimmern, im Leben jedoch 
nach Stuhlmann’s Angabe rauchgrau erscheinen. Sie beginnen am Rande 
der exumbralen centralen Concavität, gabeln sich auf die Ocularlappen und 
dringen auch auf die Subumbrella vor. In der Höhe der Velarlappen 
sind bei einigen Exemplaren noch drei Flecke in jedem Paramer nachweisbar. 

Die Mundarme sind blaß weißlichrosa gefärbt und mit kleinen braunen, 
weißlich bespritzten Kolben besetzt. Fünf größere Nesselkolben von 10 mm 
Länge — ein centraler und vier radiäre in der Gabeltheilung der Arme — 
sitzen der Armscheibe auf und zeichnen sich durch ihre schwärzliche 
Färbung und durch zwei lappenförmige Fortsätze an ihrer Spitze aus. 
Vier kleinere, ähnlich dunkel gefärbte Nesselkolben stehen in der Nähe der 
größeren, und außerdem treten im Centrum der Mundscheibe vier Gruppen 
zahlreicher kleiner rauchgrauer Papillen mit weißen Spitzen auf. 

Manche der angeführten Charaktere — so z. B. die Zahl der Rand- 
lappen, das Auftreten größerer Nesselkolben auf der Mundscheibe und 
Eigenthümlichkeiten in der Färburg — könnten vielleicht Anlaß bieten, 
die vorliegenden Exemplare als Vertreter einer neuen Art zu betrachten. 
Wenn ich sie provisorisch lediglich als eine Varietät hinstelle, so geschieht 
dies mit Rücksicht auf den ungenügenden Erhaltungszustand, der ein 
Eindringen in feinere Verhältnisse verbietet. 


(19) Beiträge zur Kenntniß der Ost-Afrikanischen Medusen und Siphonophoren. 19 


Litteraturverzeichniss. 


Brandt, J. F. Prodromus descriptionis animalium ab H. Mertensio in orbis terrarum 
eircumnavigatione observatorum. Fase. I, Petersburg 1835. 

— Ausführliche Beschreibung der von (C. H. Mertens auf seiner Weltumsegelung 
beobachteten Schirmquallen in: M&m. Acad. St. Petersbourg, VI Ser., Sc. Nat. 
Tome II, 1838. 

Chun, ©. Zur Morphologie der Siphonophoren 2. Ueber die postembryonale Entwicklung 
von Physalia in: Zool. Anzeiger, 1887, 10. Jahrg., No. 264. 

Claus, ©. Untersuchungen über Organisation und Entwicklung der Medusen m. 20 Taf. 
Prag und Leipzig 1881. 

— Beiträge zur Kenntniß der Geryonopsiden- und Eucopiden-Entwicklung in: Arb. 
Zool. Inst. Wien, Bd. IV, 1881, m. 4 Taf. 

—- Die Ephyren von Cotylorhiza und Rhizostoma in: Arb. Zool. Inst. Wien, Bd.V, 
1884, m. 2 Taf. 

Götte, A. Verzeichniß der Medusen, welche von Dr. Sander, Stabsarzt auf S. M. S. 
„Prinz Adalbert“ gesammelt wurden in: Sitzungsber. Akad. Wissensch. Berlin 
1886, XXXIX. 

Haeckel, E. Das System der Medusen m. Atlas von 40 Taf. Jena 1879. 

— Report on the Siphonophora. The Voyage of H. M. S. Challenger. Zool. 
Vol. XXVIII, 1888. 

Husdey, T. H. Grundzüge der Anatomie der wirbellosen Thiere, übers. von Spengel, 1878. ’ 

Keller, ©. Untersuchungen über neue Medusen aus dem rothen Meere in: Zeitschr. f. 
wissensch. Zool. Bd. 38, 1883, p. 621, m. 3 Taf. 

Lesson, R. P. Voyage autour du Monde de la ‚„‚Coquille*. Paris 1826—1829. Zoophytes. 

Maas, 0. Die craspedoten Medusen der Plankton-Expedition. Kiel und Leipzig 1893, 
m. 6 Taf. 

Metschnikoff, E. Medusologische Mittheilungen in: Arb. Zool. Inst. Wien, Bd. VI, 1886. 

Vanhöffen, E. Untersuchungen über Semaeostome und Rhizostome Medusen m. 6 Taf. 
in: Bibl. Zoologica Heft 3, 1888. 

Will, J. @. F. Horae Tergestinae. Leipzig 1844, mit 2 Taf. 


Tafelerklärung. 


Fig. 1. Crambessa Stuhlmanni n. sp. Natürliche Größe. 
„ 2. Crambessa viridescens n. sp. Natürliche Größe. 
„ 3. Mastigias siderea n. sp. Kleineres Exemplar in natürlicher Größe. 


Sämmtliche Figuren sind unter Benutzung von Farbenskizzen Dr. Stuhlmann’s gezeichnet. 


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Autor del. Lith.Anstv.WernerNWinter, Frankfurt ®M. 


Chun, Medusen u.Siphonophoren. 


Beschreibung 


der von 


Dr. Stuhlmann in Ost-Afrika gesammelten 


Myriopoden. 


Von 


Dr. Carl Grafen Attems. 


Mit einer Tafel. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XII. 


(Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XIII.) 


Hamburg 1896. 


Gedruckt bei Lüteke.& Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


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Einleitung. 


In der zoologischen Ausbeute, welche Herr Dr. Franz Stuhlmann 
1888—89 in Ostafrika gemacht und dem Hamburger Museum überwiesen 
hat, befinden sich auch Myriopoden, deren Bearbeitung mir von Herrn 
Prof. Kraepelin freundlichst anvertraut wurde; das Resultat dieser Be- 
arbeitung ist nachstehender kleiner Aufsatz. Wer die gerade in Bezug 
auf exotische Myriopoden sehr zerstreute und dazu in vielen Fällen 
ungenügende Litteratur kennt, weiss, dass man sich aus derselben heute 
noch kein vollständiges Bild der Myriopodenfauna der von Stuhlmann 
bereisten Länder machen kann, sieht aber zugleich, dass die Stuhlmann’sche 
Sammlung nur einen Bruchtheil der dort vorkommenden Arten enthält. 
Es sind 20 Arten, von denen gerade die Hälfte bereits beschrieben ist, 
und unter diesen nimmt das grösste Interesse in Anspruch Eucorybas 
\Grandidieri, eine Scolopendride, die bisher nur in schr wenigen Exem- 
plaren bekannt ist. 

Zehn Arten sind neu, nämlich: Bothriogaster egyptiacus, Orthomorpha 
longipes, Spirobolus proporus, Spirostreptus Stuhlmanni, anaulax, bisulcatus, 
argus, opistheurys, Odontopyge Kraepelini, fasciata. 

Die Untersuchung der Copulationsfüsse der Arten von Spirostreptus 
i. w. S. spricht für eine vollständige Abtrennung des bisherigen Subgenus 
Ödontopyge und Erhebung desselben zu einem selbständigen Genus. 
Abgesehen davon, dass die Odontopyge-Arten in beiden Geschlechtern 
schon an der Bildung des Analsegmentes leicht zu erkennen sind, sind 
die Copulationsfüsse wenigstens aller von mir untersuchten Arten einander 
so ähnlich und andererseits von den auch einander sehr gleichenden Co- 
pulationsfüssen der übrigen afrikanischen Spirostreptus-Arten so verschieden, 
dass man beide Gruppen ohne Zwang nicht in einem Genus vereinigt 
lassen kann. 


4 Dr. Carl Graf Attems. (24) 


1. Eucorybas Grandidieri Lucas. 

1865. Ann. Soc. entom. (4) IV. 420. 

1871. Porat. Myr. afric. austr. I. Chilop. ; Öfvers. Vet. ak. Förh. p. 1162. 

Die Farbe der offenbar noch jugendlichen Thiere bei einem Exemplar: 
Kopf und Antennen bräunlich, der ganze Rücken schmutzig grau, Beine 
und Bauch gelblich braun. Das andere Exemplar ist auf dem Rücken 
olivenbraun mit blaugrauem Hintersaum jedes Segmentes. Sonst wie 
das erste Stück. 

Länge (ohne Analbeine) 50 resp. 53 mm, grösste Breite 3 mm., 
Breite des 2. Segmentes 2,7 mm. Länge der Analbeine 19 resp. 22 mm., 
Breite des 4. Analbeingliedes 3 resp. 4 mm. Der Körper ist in der 
Mitte am breitesten. Kopf rundlich, jederseits 4 Ocellen. Zahl der 
Antennenglieder bei dem einen 17 jederseits. (Das andere Stück hat 
verstümmelte Antennen). Der erste Rückenschild überdeckt den Hinterrand 
des Kopfschildes und ist ziemlich glatt, ohne Kiele und ohne Randung. 
Zahnplatte der Kieferfusshüfte mit vier Zähnen jederseits. Basalzahn der 
Kieferfüsse gross, mit einem kleinen Höcker medial vor der Spitze 
(vgl. Fig. 14). 

Stigmen kreisrund, auf Segment 3, 5, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 
ziemlich klein, nur dasjenige des dritten Segmentes etwas grösser. 

Ventralplatten glatt, ohne jegliche Furchen oder Eindrücke. 


Rückenplatten granulirt, von der dritten an seitlich gerandet. 
Ausserdem sind fünf Längskiele vorhanden, in der Mitte drei, die vom 
Vorder- bis zum Hinterrand der Segmente reichen, und jederseits noch 
ein kürzerer, der vom Hinterrand bis zu einer Querleiste reicht, die im 
vordersten Viertel des Segmentes von jedem äusseren der drei vollständigen 
Längskiele schräg nach rückwärts und aussen zum Seitenrand zieht. Diese 
Querleiste ist jedoch nur auf dem 5, 6, 8, 10, 12, 14 und 16. Segment 
vorhanden, auf den übrigen fehlt sie ganz oder beinahe ganz (vgl. Fig. 15). 

Letzte Ventralplatte trapezförmig, nach hinten verschmälert. 


{5} 


Bedornung der Beine: 1. Beinpaar, 3. und 4. Glied mit einem Dorn, 
5. Glied mit % Dornen; 2.—4. Beinpaar, 4. Glied mit einem Dorn, 


5. Glied mit 2 Dornen; vom 5. Beinpaar an alle 5. Glieder mit einem Dorn. 
Pleuren der Analbeine ohne Dornen, aber mit Porenöffnungen. 


Analbeine von sehr eigenthümlicher Form, erstes und zweites Glied 
lang und schlank, kantig. Das erste Glied nahe seiner Basis medial oben 
mit einem schlanken abgestumpften kleinen Zäpfchen. Drittes, viertes und 
fünftes Glied zusammen blattartig. Drittes Glied mit einer lappigen Er- 
weiterung jederseits, deren Breite vom proximalen zum distalen Ende 
allmählig zunimmt. Das distale Ende dieser Seitenflügel springt spitz- 
lappig vor. Viertes Glied das breiteste und grösste, blattförmig, am 


(25) Östafrikanische Myriopoden. 5 


distalen Ende zur Aufnahme des Endgliedes tief ausgeschnitten. Endglied 
oval (vgl. Fig. 13). 

Fundort: Quilimane, unter Schutt. (2 Ex.) 
2. Scolopendra morsitans Z. .) 

Fundorte: Sansibar (Haus, „mein Bett“), Quilimane, Bagamoyo, Mopeia 
am Rio Quaqua. 

3. Branchiostoma immarginatum Porat. 

Fundort: Bagamoyo. Mopeia am Rio Quaqua. 
4. Bothriogaster egyptiacus nov. sp. 

Farbe gleichmässig lichtgelb. 

Körper nach vorn und hinten etwas verschmälert. Länge 73 mm, 
Breite 15 mm. 

Antennen dick. Kieferfüsse sehr kurz, so dass ihre Klauen 
geschlossen den Stirnrand bei weitem nicht erreichen. Chitinlinien der 
Kieferfusshüften sehr tief. Weder der Vorderrand der Hüften noch der 
mediale Rand der Glieder mit Zähnen. Klauen innen glatt. 

Rückenschilde furchenlos. 

Bauchschilde glatt, ohne Seitenfurchen. Die Bauchporen in einem 
querovalen Feld etwas hinter der Mitte des Bauchschildes. Auf den Seg-, 
menten 35—41 haben die Bauchschilde ausserdem vor dem Porenfelde eine 
schmale, länger als breite hufeisenförmige Vertiefung. Letztes Bauchschild 
breit, nach hinten kaum verschmälert. Hinterrand in der Mitte ein- 
geschnitten, der Länge nach tief eingedrückt. 

Es sind 107 Beinpaare vorhanden. Die Analbeine haben ausser den 
Pleuren sechs Glieder. Das letzte derselben "ist klauenlos. Sie sind nur 
wenig dicker als die übrigen Füsse und nicht lang. Alle Glieder sind 
ungefähr gleich dick. Sie sind fast nackt, nur mit einigen winzigen 
Härchen besetzt. Pleuren des letzten Segmentes mässig verdickt, ohne 
sichtbare Poren. Zwei Analporen vorhanden. 


Fundort: Cairo, medicinische Schule. 


5. Orthomorpha longipes nov. sp. 

Farbe dunkler oder heller chocoladebraun, Prozoniten etwas lichter, 
Kiele gelblich, Bauch und Beine gelb. 

Länge 25 mm, Breite 2,2 mm (c). Schlank; die ersten vier Segmente 
sind schmäler und niedriger als die übrigen, der Hals daher eingeschnürt. 

Vorderkopf schwach behaart. Scheitelfurche sehr seicht, kaum 
bemerkbar. 

Antennen lang und schlank, nur das distale Ende des fünften Gliedes 
auf der Oberseite mit einer Anschwellung und das ganze sechste Glied 
etwas verdickt, 


6 Dr. Carl Graf Attems. (26) 


Die Oberseite des Körpers sehr fein gekörnt, aber eben, ohne 
Tuberkel. 

Vorder- und Seitenränder des Halsschildes bilden einen Bogen. 
Hinterrand gerade, glatt, Seitenränder verdickt. 


Die Kiele ragen schon vom zweiten Segment an mit ihrem sehr 
spitzen Hintereck über den Hinterrand der Metazoniten hinaus. Die saft- 
lochtragenden sind dick, die übrigen schmal. Die Saftlöcher liegen 
seitlich, in der Mitte zwischen Querfurche und Hintereck. Der Kiel des 
zweiten Segmentes reicht tiefer hinab als die folgenden. 


Die Nath zwischen Pro- und Metazoniten ist glatt, ungeperlt. 


Auf Metazoniten 4—18 eine Querfurche vorhanden, auf Segment 
2—17 ein bogenförmiger, hinten dorsalwärts ziehender Pleuralkiel. 


Ventralplatten glatt, zerstreut beborstet; beim Männchen steht auf 
den Segmenten hinter dem Copulationsring neben jedem vorderen Bein 
ein winziger, knapp neben jedem hinteren Bein ein bedeutend grösserer, 
spitzer, kegeliger, nach rückwärts gegen das Schwanzende zu gerichteter 
Dorn. Beim Weibchen ist nur auf den Segmenten der hinteren Körper- 
hälfte mit Ausnahme der letzten neben jedem hinteren Bein ein sehr 
kleines Zäpfchen vorhanden. 

Schwänzchen abgestutzt, nicht zweiwarzigam Ende, beborstet, eylindrisch, 
zugespitzt. Analklappenränder wulstig. Analschuppe dreieckig mit zwei 
Borstenwarzen. Beine auffallend lang und schlank, so dass man diese 
Art schon daran erkennen kann. 

Copulationsfüsse der Männchen: Schenkel verhältnismässig gross, dick 
und lang, vom folgenden Theil durch seine Farbe und durch eine Chitin- 
furche deutlich abgesetzt. Dieser am Ende in vier Aeste aufgelöst, einen 
spiralig aufgerollten, dünnen, geisselförmigen Hauptast mit der Samenrinne, 
daneben ein kurzer etwas dünnerer Ast, dann ein langer, am Ende 
gekrümmter, mit zarten hyalinen Säumen versehener und schliesslich ein 
nach der Basis des Copulationsfusses zu gerichteter kürzerer Ast. 

Fundort: Quilimane (zahlreich und ?). 

6. Oxydesmus mastophorus Gerstäcker. 

1573. Polydesmus (Paradesmus) mastophorus Gerstäcker. V.d. Deckens 
Reisen III, II p. 517. 

1881. Polydesmus (Öxydesmus) mastophorus. Karsch, Arch. f. Naturg. 
Basar, n.4ı, 

Fundort: Sansibar, Pangani. 

Eurydesmus oxygonus Peters. 

1855. Naturwiss. Reise nach Mossambique. V. p. 535. 
1881. Karsch, Archiv f. Naturgesch. Bd. 47, Taf. III, Fig. 
Fundort: Sansibar, Bagamoyo. 


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+ 


(27) Östafrikanische Myriopoden. MT 


8. Spirobolus proporus nov. sp. 

Schwarz, der eingeschachtelte Theil der Prozoniten licht gelbbraun. 
Scheitel, Vorder- und Seitentheile des Kopfes, Antennen und die Seiten- 
kanten der vordersten drei Ringe dunkelrot, Füsse korallenrot, Bauch 
dunkelbraun. 


Länge 125 mm, Breite 11mm, 53 Segmente. 


Kopfschild vorn ziemlich tief rund ausgeschnitten, die Fläche mit grob 
eingestochenen zerstreuten Puncten und feinen Kritzeln. Jederseits von der 
Mittellinie, von ihr ziemlich weit entfernt, nur ein Borstengrübchen. Mittel- 
furche vorn deutlich, auf dem Scheitel sehr seicht. 


Antennen sehr kurz, plattgedrückt, bis zum Hinterrand des Hals- 
schildes reichend. Augen beinahe rund. Die Ocellen sehr wenig convex, 
ihr Innenrand soweit medial reichend, als die innere Grenze der Fühler- 
grube. Unmittelbar neben dem Seitenrand des Kopfschildes, unterhalb 
und etwas vor der Antennengrube (d. i. der Grube, in welcher die Fühler 
inserirt sind), befindet sich eine tiefe, runde Grube. Halsschild seitlich 
stark verschmälert, jederseits ein beinahe gleichschenkliges Dreieck bildend 
mit abgerundeter Spitze. Die Fläche fein eingestochen punctirt und 
gekritzelt. 


Die Segmente 2, 3 und 4 sind unterseits hohl, besonders das zweite, 
welches seitlich in einen abgerundeten, nach abwärts gerichteten Lappen 
ausgezogen ist, welcher tiefer ventral herabreicht als die Seiten des 
Halsschildes. 


Die Ringe sind, so weit sie im vorangehenden darin stecken, glatt, der 
freie Theil ist äusserst fein und gleichmässig gerunzelt. Die Quernath ist 
ventral tief, wird nach oben zu immer seichter und verliert sich oberhalb 
der Saftlöcher ganz. Auf dem Rücken ist keine Spur mehr von derselben 
zu sehen. Die kleinen Saftlöcher liegen vor ihr, also im mittleren Theil 
der Segmente, in der Mitte der Seitenhöhe. 

Ventralplatten quergestreift. Stigmen rund. 

Hinterrand des Analsegmentes spitzwinkelig vorgezogen, bis zum 
Anfang des Analklappenwulstes reichend. Analklappen mässig gewölbt, 
eingestochen punctirt und fein gekritzelt, die Ränder sind wohl wulstig 
verdickt, aber dieser Wulst ist gar nicht von der übrigen Fläche abgesetzt. 
Analschuppe dreieckig. 

Fundort: Kihengo, Ost-Unguru (12), Pangani (mehre juv.). 


9. Spirostreptus macrotis Gerstäcker. 
1873. Von der Deckens Reisen. HI, IIp. 509. Taf. XVII, 8. 13. 


(nach Karsch soll diese Art synonym sein mit Scephalotes Voges. Z. f. 
w. Z. Bd. 31). 


8 Dr. Carl Graf Attems. (28) 


Farbe schwarzbraun; der im vorangehenden Ring darinsteckende Theil 
jedes Ringes braungelb, beim 2 hat dieser Theil einen schwarzbraunen 
Streifen in der Mitte des Rückens. Bei gestrecktem Körper sieht man von 
der gelbbraunen Farbe fast nichts. Antennen und Beine beim Männchen 
lebhaft rothgelb, beim Weibchen dunkelbraun. Bei beiden Exemplaren ist 
der Kopf dunkelbraun, von der Farbe des Rückens. (Gerstäcker sagt, er sei 
rotgelb). Länge 159 mm (Gerstäcker) Breite 5‘ 7,5 mm, 2 8mm. 

Vorderrand des Kopfschildes nur sehr seicht und flach eingebuchtet, 
nicht mit einem Einschnitt, wie bei vielen anderen Formen. In der Mitte 
des Vorderrandes zwei Borstengrübchen. Vordertheil eingestochen punctirt, 
Mitte glatt, Scheitel ungemein fein runzelig. 


Augen sehr gross, aus 11 Ocellenreihen gebildet, dreieckig, vorn durch 
eine gerade Linie begrenzt. Die beiden anderen Grenzen sind flache Bögen, 
der innere Winkel ist spitz, der Abstand zwischen den beiderseitigen 
Innenwinkeln ist geringer als die Länge der vorderen geraden Begrenzungs- 
linie beträgt, zwischen diesen beiden Innenwinkeln verläuft eine sehr feine 
Querfurche auf dem Kopfschild, von welcher eine Längsfurche bis zu der 
parallel mit dem Vorderrand des Halsschildes ziehenden Querfurche führt. 


Antennen beim Männchen schlank; zurückgelegt bis zum Hinterrand 
des dritten Segmentes reichend. Die des Weibchens relativ dicker und 
kürzer, nur bis zur Mitte des zweiten Segmentes reichend. 


Halsschild sehr fein gerunzelt, seitlich stark verengt, tiefer herabreichend 
als der zweite Ring, der unterste Theil des Vorderrandes ist in einen nach 
vorn gerichteten, am Ende abgerundeten dicken Fortsatz ausgezogen, 
oberhalb dieses Fortsatzes vier Furchen, zu unterst eime vollständige vom 
Hinter- bis zum Vorderrand, dann eine abgekürzte, vom Hinterrand bis 
etwa zur Mitte, dann wieder eine vollständige und zu oberst eine sehr 
kurze. Der Hinterrand geht im Bogen in den Seitenrand über. Beim 
Weibchen ist der Halsschild seitlich ebenfalls verengt, aber es fehlt der 
Fortsatz des Männchens; der Vorderrand bildet hier mit dem geraden 
Seitenrand einen rechten Winkel, der Hinterrand geht in einem abgerundeten 
stumpfen Winkel in den Seitenrand über, seitlich drei vollständige Furchen. 
Die zwei untersten verlaufen bemahe parallel mit dem Seiten- und Vorder- 
rand bis im die Augengegend. 


Quernath der Segmente sehr deutlich, Prozoniten von etwas geringerem 
Durchmesser als die Metazoniten, mit mehreren seichten Ringfurchen ganz 
vorn, ihre hintere Hälfte ist fen eingestochen punctirt. Die Metazoniten 
sind hier runzelig und eingestochen punctirt, ausserdem ventral sehr seicht 
längsgefurcht. Die kleinen Saftlöcher liegen weit von der Quernath entfernt, 
beinahe in der Mitte zwischen Quernath und Hinterrand. 


Ventralplatten glatt. 


(29) Ostafrikanische Myriopoden. 9 


Hinterrand des Analsegmentes winkelig mit abgerundetem Ende, er 
bedeckt die Wülste der Analklappen nicht, letztere sind flach gewölbt mit 
wulstigen aber nicht deutlich abgesetzten Rändern. Hinterrand der Anal- 
schuppe flachbogig. Beine lang, die zwei vorletzten Glieder beim Männchen 
mit Tarsalpolstern. 

Copulationsfüsse: Vorderblätter wie gewöhnlich eine medial offene 
Röhre darstellend, am Ende mit einem zugerundeten beborsteten und einem 
beinahe rechtwinklig abgebogenen kegelförmigen Theil. Die Borste ist am 
Ende zweitheilig. Die eine Spitze ist beinahe gerade und kurz, die andere 
mehrfach gebogen, lang und dünn, (vel. Fig. 9). 

Fundort: Lewa Usambara (1 ?), Quilimane, 10 Std. nördl. von 
Paguruni (1 A). 

10. Spirostreptus brachycerus Gerstäcker. 

1873. Von der Deckens Reisen. II, I p. 511. 

Syn. 1878. Spirostreptus semiglobosus Voges. Zeitschr. f. wiss. Zool. 
RRXT, 1725 Tal XI Sie! 30: 

Die Farbe der von mir untersuchten Thiere stimmt mit der Gerst- 
äcker’schen Beschreibung überein. 


Länge ? 80 mm. Breite @ 6 mm. ? 6,5—7 mm. 


Kopfschild: Vorderrand mit rundem Ausschnitt, oberhalb desselben’ 
vier Borstengrübchen; Vordertheil etwas uneben mit vereinzelten Runzeln, 
im Uebrigen glatt. Zwischen den Augen ein Grübchen, von dem aus die 
Scheitelfurche nach rückwärts zieht. Scheitel unmittelbar vor dem Hals- 
schild mit kurzen Längsriefen, die vorn durch eine Querlinie begrenzt 
werden; vor dieser eine zweite seichte Querfurche und vor dieser wieder 
einige unregelmässige Querrunzeln. 

Antennen kurz und dick, bis zum Hinterrand des zweiten Segmentes 
reichend, grob eingestochen punctirt, besonders auf den Gliedern 4, 5 und 6. 


Halsschild seitlich nicht lappig erweitert und nicht einmal ganz so tief 
herab reichend als die folgenden Segmente, Seitenrand fast gerade; der 
Vorderrand geht in einem etwas stumpfen Winkel, der Hinterrand abge- 
rundet in den Seitenrand über. An den Seiten vier Furchen, drei voll- 
ständige und eine abgekürzte. Die unterste ist vollständig und zieht vom 
Hinterrand nahezu parallel mit dem Rande bis in die Nähe der Augen. 
Die dritte in einem Bogen zur Vereimigung mit der ersten, zwischen beiden 
die kurze zweite, die vierte, oberste zieht vom Hinterrand schräg nach 
vorn und innen zur Mitte der Augen. 


Prozoniten in ihrer vorderen Hälfte mit feinen Ringfurchen, hintere 
Hälfte derselben und die Metazoniten fein eingestochen punctirt. Meta- 
zoniten ventral mit Längsfurchen, die nach oben allmählich seichter werden 
und die Höhe der Saftlöcher lange nicht erreichen. 


10 Dr. Carl Graf Attems. (30) 


Die Quernath ist sehr seicht. Die Saftlöcher liegen weit von derselben 
entfernt, unterhalb der Mitte der Seitenhöhe. 

Ventralplatten glatt. 

Analsegment mit ganz geradem, in der Mitte durchaus nicht vorge- 
zogenem Hinterrand. Analklappen stark gewölbt, beide zusammen eine 
Halbkugel bildend; die Ränder nicht wulstig verdickt. Analschuppe hinten 
gerade abgeschnitten. 

Copulationsfüsse: Vorderblatt wie gewöhnlich anscheinend aus zwei mit 
einander auf der lateralen Seite verwachsenen Theilen bestehend, der eine 
derselben geht am Ende in einen querliegenden, an der Basis halbkugeligen 
und allmählich sich verjüngenden Zapfen über und trägt vorher mehrere 
Borsten, der andere endigt mit einer abgerundeten zweimal winkelig abge- 
setzten Platte. Die Borste gabelt sich gleich beim Austritt aus dem 
Schlitz m eine kurze medianwärts gekrümmte und eine lange lateral 
gerichtete Spitze, letztere ist am Ende zweihakig (vgl. Fig. 5). 

Fundort: Sansibar, Panganifluss bei Manja: 9 '. 


11. Spirostreptus semicylindricus Voges. 
1878. Spirostreptus semiecylindricus Voges. Zeitschr. f. wiss. Zool. 
XXI, 176, Tat. XII, Bis. 


Schwarz braun, der im vorhergehenden Metazoniten darin steckende 
Theil jedes Prozoniten gelblich, Kopf, Antennen, Beine, Vordersaum des 
Halsschildes und der ventrale Theil der Prozoniten dunkelrotbraun, Vorder- 
rand des Kopfschildes schwarz gesäumt. 


Länge 19,5—20 cm, grösste Breite @ 15 mm, 9 18,5 mm. 


Kopfschild beim Männchen beinahe ganz glatt, nur mit sehr seichten 
und feinen Kritzeln, beim Weibchen mit einigen flachen Runzeln vorn und 
mit groben Runzeln medial und unterhalb der Antennen. 


Vorderrand des Kopfschildes mit tiefem runden Ausschnitt, oberhalb 
desselben vier Grübchen, die jedoch bei manchen Exemplaren zum Theil 
oder ganz fehlen, Scheitel mit einer scharfen und tiefen Längsfurche, die 
von einer sehr seichten und kurzen Querfurche zwischen den inneren 
Augenwinkeln beginnt. Die Augen sind ungefähr halbkreis- oder nieren- 
förmig um die Fühlerbasis herumgebogen, mit abgerundetem Seiten- und 
spitzem Innenwinkel. Fühler mässig schlank, zurückgelegt bis zum Hinter- 
rand des vierten Segmentes reichend, drittes bis sechstes Glied grob 
eingestochen punctirt. 

Halsschild glatt, beim Weibchen seitlich gerade abgeschnitten. Ueber- 
gang vom Vorder- in den Seitenrand ungefähr rechtwinklich, vom Seiten- 
in den Hinterrand abgerundet; seitlich mehrere Falten, 2—3 vollständige, 
d. i. vom Hinter- bis Vorderrand reichende, und 1—2 abgekürzte, vom 
Hinterrand bis zur Mitte des Halsschildes. 


(31) Östafrikanische Myriopoden, 11 


Es ist das bei den verschiedenen Individuen durchaus nicht immer 
gleich, und die Faltung oder Furchung des Halsschildes giebt kein gutes 
Merkmal ab zum Wiedererkennen der Arten. Beim Männchen erscheint 
das Vordereck des Halsschildes etwas lappig dadurch, dass der Vorderrand 
vor dem Vordereck ausgebuchtet ist und dass letzteres auch ein wenig nach 
vorn vorgezogen ist. Die Furchung ist auch beim 1 je nach den Indi- 
viduen verschieden, 2—3 vollständige und 1—2 oder gar keine abgekürzte 
Furchen. 

Die Prozoniten sind concentrisch gestreift; ihre hintere Hälfte so wie 
die Metazoniten sind fein runzelig.. Die Metazoniten sind bis zu der 
Höhe der Saftlöcher herauf längs gefurcht. Die Quernath ist ringsherum 
deutlich, die klemen Saftlöcher liegen von derselben ein gutes Stück entfernt. 

Ventralplatten. glatt. 


Hinterrand des Analsegmentes in der Mitte nur ganz unmerklich 
winkelig. Analklappen mässig gewölbt, mit aufgewulsteten aber nicht 
scharf abgesetzten Rändern. Hinterrand der Analschuppe flachbogig. 


Die zwei vorletzten Glieder der Beine beim Männchen mit Polstern. 


Die Copulationsfüsse beschreibt Voges richtig folgendermassen : „Ventral- 
platte ungefähr von ein Fünftheil der Länge der vorderen Klammerblätter, 
oberer Rand schwach abgerundet. Vordere Klammerblätter prismaförmig. ’ 
Aeusseres Klammerblatt (Vorderblatt) in zwei blattförmige Zipfel aus- 
laufend, von denen der mediane grösser und schärfer zugespitzt ist, als 
der laterale. Das kürzere innere Klammerblatt (Mittelblatt) endigt mit 
dreieckig abgerundeter Spitze, an deren Grund lateralwärts ein kleiner 
abgerundeter Zapfen steht. Borsten (Hinterblatt) schräg lateralwärts und 
nach unten gerichtet, in zwei Schenkel sich theilend, von denen der kürzere 
stachelförmige mit gefiederter Spitze endigt, der längere peitschenförmige 
haarartig ausläuft. Stigmentaschen stabförmig, im mittleren Theile geknickt.“ 
(Vgl. Fig. 10, Ende der Borste). 

Fundort: Sansıbar. A 2. 


12. Spirostreptus Stuhlmanni nov. sp. 
Antennen, Beine und Prozoniten dunkelrotbraun. Metazoniten schwarz- 
braun mit goldgelb aufgehelltem Hinterrand. 


Das einzige mir vorliegende Männchen ist noch nicht ausgewachsen. 
Die Copulationsfüsse sind erst runde Höcker und die letzten zwei Ringe 
vor dem Analsegmente sind fusslos, 63 Segmente, Länge 70 mm, Breite 13mm, 
Körper in der ganzen Länge gleichmässig dick. 

Kopfschild mit schmalem, aber ziemlich tiefem Ausschnitt des Vorder- 
randes, in welchem die gewöhnlichen drei Zähne stehen. Oberhalb derselben 
in der Mitte zwei Grübchen, und rechts ein drittes unpaares. Der ganze 
Kopfschild sehr glatt und glänzend, ungemein fein eingestochen punctirt. 


12 Dr. Carl Graf Attems. (32) 


22 


Die Scheitelfurche beginnt erst in der Höhe der Augen und reicht bis 
zum Halsschild. Die Augen haben vorn eine gerade, hinten eine convexe 
Begrenzungslinie. Der Innenwinkel ist spitz, der laterale stumpfer. Die 
einzelnen Ocellen sind deutlich convex. Die Antennen sind lang und 
schlank, sie reichen zurückgelegt bis zum Hinterrand des vierten Segmentes. 


Der Vorderrand des Halsschildes ist jederseits ganz schwach eingebuchtet, 
so dass die Seiten des Halsschildes einen stumpfen Lappen bilden. Es sind 
vier seitliche Furchen vorhanden, die zweite von oben ist abgekürzt, die 
drei andern sind vollständig. Die Fläche des Halsschildes hat feine 
Kritzeln (vgl. Fig. 12). 

Der vorderste Theil der Prozoniten hat feine, durchgehende Ringfurchen. 
Der Zwischenraum zwischen der hintersten derselben und der Quernath ist 
fein eingestochen punctirt. Die Metazoniten sind es ebenfalls und haben 
ventral und in den Seiten bis zu den Poren herauf feine Längsfurchen. 
Die Poren sind sehr klein und liegen von der Quernath, welche vor ihnen 
ausgebuchtet ist, ziemlich weit entfernt. Auf den hintersten Segmenten 
findet sich dorsal eine flache Längsfurche. 

Ventralplatten glatt. 

Der Hinterrand des Analsegmentes hat in der Mitte nur einen sehr 
kurzen abgerundeten Vorsprung, der gerade bis zum Anfang der Analklappen- 
wülste reicht. Die Analklappen sind helmförmig, schwach gewölbt mit 
hoch aufgewachsenen, aber nicht sehr diekwulstigen Rändern. Der Hinter- 
rand der Analschuppe bildet einen flachen abgerundeten Winkel. 

Die Beine sind schlank und haben noch keine Tarsalpolster. 

Fundort: Sansibar, Kibueni (1  immatur.). 

15. Spirostreptus anaulax nov. sp. 

Farbe schwarz. Die Prozoniten in das Dunkelrotbraune spielend. 
Antennen gelb, die Füsse dunkelbraun, die letzten zwei Glieder licht braunrot. 
Vorderrand des Kopfschildes lichtbraun. 

Körper ziemlich gestreckt, gleichmässig dick (5 mm) von vorn bis hinten. 

Vorderrand des Kopfschildes seicht ausgeschnitten, oberhalb des Aus- 
schnittes vier Grübchen. Vordertheil des Kopfschildes leicht gerunzelt, die 
übrige Fläche glatt, zwischen den inneren Augenwinkeln ein Grübchen, von 
dem aus eine ungemein seichte Scheitelfurche nach hinten zieht, bis zu 
einer parallel mit dem Vorderrand des Halsschildes verlaufenden Querlinie; 
der Theil unmittelbar vor dieser Querlinie etwas uneben punctirt, hinter 
ihr sehr fein längsgerieft. 

Augen dreieckig, aus 5 Reihen sehr convexer Ocellen bestehend 
(parallel mit der hinteren-inneren Begrenzungslinie gezählt). Die inneren 
Augenwinkel reichen viel weiter medial als die Antennen. Letztere schlank, 
zurückgelegt bis zum Hinterrand des 4. Segmentes reichend. 


Pe U 


(33) Östafrikanische Myriopoden. 13 


Halsschild fein runzelig. Vorderrand seitlich hinter den Fühlern ein- 
gebuchtet, daher ist der breit abgerundete Seitentheil mehr oder weniger 
lappenförmig, und reicht tiefer herab als die folgenden Segmente. Er trägt 
zwei Falten, die tiefere ist beinahe parallel mit dem Rande, die obere 
mehr flachbogig. | 


Prozoniten fein chagrinirt, ganz glanzlos. Ringfurchen, die sonst 
beinahe immer vorkommnn, fehlen völlig. Die vorderen zwei Drittel jedes 
Metazoniten sind längsrunzelig, das hintere Drittel glatt. Die Metazoniten 
nehmen nach hinten an Durchmesser zu: Ventral und seitlich bis zur Höhe 
der Saftlöcher haben die Metazoniten relativ starke Längsfurchen, die auf 
den vorderen ca. 10 Segmenten so tief sind, dass dadurch rundliche Kiele 
entstehen, eine Sculptur, die an Lysiopetaliden erinnert. 


Ventralplatten glatt. 


Analsegment gleichmässig fein runzelig. Hinterrand fast gerade, in 
der Mitte nur sehr wenig nach rückwärts ausgezogen. Analklappen gewölbt. 
Die Ränder hoch wulstig, scharf von der übrigen Fläche durch eine Furche 
abgesetzt. Analschuppe hinten gerade abgeschnitten. 


Copulationsfüsse: Vorderes Blatt ein gerader, der Länge nach medial 
aufgeschlitzter Cylinder, am Ende in eine beinahe rechtwinklig angesetzte 
Platte, deren Rand eingerollt ist, übergehend. Die Borste (Hinterblatt) 
tritt medial aus dem Schlitz heraus, ist ziemlich breit und gabelt sich ın 
zwei Aeste, einen breiteren mit der Samenrinne und einen schlanken 


. (vgl. Fig. 2 und 35). 


Fundort: Mbusini. 1 c'. 


14. Spirostreptus bisulcatus nov. sp. ') 


Farbe schwarz, Prozoniten seitlich und ventral bräunlich aufgehellt, 
Antennen und Füsse dunkelbraun. 


Es liegen zwei noch nicht geschlechtsreife Männchen vor, ohne 
entwickelte Copulationsfüsse mit 66 resp. 68 Segmenten, bei denen jedoch 
nur das Analsegment fusslos ist. Länge 100 mm, Breite 75 mm. 


Vorderrand des Kopfschildes sehr seicht ausgeschnitten, oberhalb des 
Ausschnittes sechs Grübchen; Vordertheil des Kopfschildes längsrunzelig, 
oberer Theil mit feinen Kritzeln. Augen dreieckig, der Abstand zwischen 
den inneren Augenwinkeln geringer als der Querdurchmesser der Augen; 
Ocellen convex in 10 Reihen. Antennen kurz, den Hinterrand des 
zweiten Schildes wenig überragend. 


Halsschild seitlich verschmälert. Vorderrand fast gerade, seitlich 
unmerklich ausgebuchtet. Vorderecke abgerundet. Seitenrand in einem 


I) Mit Bezug auf die ungewöhnliche Querfurche der Metazoniten. 


14 Dr. Carl Graf Attems. (34) 


Bogen in den Hinterrand übergehend. Die Fläche des Halsschildes fein 
lederartig runzelig, seitlich mit zwei vollständigen Furchen, die eine sehr 
nahe dem Seitenrand. 

Quernath der Segmente seicht. Prozoniten in ihrer vorderen Hälfte 
mit seichten Ringfurchen, zwischen der letzten derselben und der Quernath 
eingestochen punctirt. Metazoniten eingestochen punctirt und sehr fein 
runzelig, auf dem Bauch und in den Seiten durch eine seichte Querfurche 
noch einmal getheilt. Diese Furche ist aber nur sehr undeutlich. Die 
Saftlöcher liegen vor dieser Furche. Vor den Saftlöchern ist ein kleines 
Feld glatt und glänzend. Metazoniten ventral mit kleinen Längsleistchen. 

Ventralplatten glatt. 

Kein Schwänzchen vorhanden: Die Analklappen zusammengedrückt, 
kaum gewölbt. Die Ränder nicht wulstig verdickt und nicht abgesetzt. 
Analschuppe ein flaches Dreieck mit abgerundeter Spitze. 

Tarsalpolster noch nicht vorhanden. 

Fundort: Sansibar. 9. juv. 

15. Spirostreptus argus nov. sp. 

Kopf und Hinterhälfte der Segmente schwarzbraun, Prozoniten gelbbraun. 
Antennen und Beine hellbraun. 

Länge: o' 21,5 cm, 229 cm; Breite: 5‘ 14 mm, 2 17mm. 61 Segmente. 

Kopfschild seicht runzelig. Vorderrand mit einem seichten runden 
Ausschnitt, oberhalb desselben vier Grübchen. Augen dreieckig, der Abstand 
zwischen den inneren Augenwinkeln ist geringer als der Querdurchmesser 
der Augen, fünf Reihen von Ocellen parallel mit der hinteren Begrenzungs- 
linie gezählt, unterhalb derselben noch mehrere unregelmässig stehend. 
Die inneren Augenwinkel sind durch eine feine glänzende Linie verbunden, 
in der Mitte dieser Linie ist ein Grübchen, von welchem aus die Scheitel- 
furche nach rückwärts zieht. Antennen schlank, bis an den Hinterrand 
des vierten Segmentes reichend. 

Halsschild: beim Männchen ist der Vorderrand seitlich ausgebuchtet, 
er geht unter einem etwas spitzeren Winkel als im rechten in den geraden 
Seitenrand über, die Vorderecke ist jedoch abgerundet, Hinterecke ein ab- 
gerundeter stumpfer Winkel. Vom Hinterrand gehen vier Furchen aus, 
die unterste ist abgekürzt, die zweite geht parallel mit dem Seiten- und 
Vorderrand bis in die Höhe des unteren Augenwinkels, die dritte ist wieder 
kurz, die oberste zieht im Bogen bis zur Mitte der Augen. 

Beim Weibchen ist der Halsschild seitlich stärker verschmälert, der 
Uebergang von Vorder- in den Seitenrand stumpfwinklig, der Vorderrand 
seitlich weniger ausgebuchtet, der Seitenrand reicht nicht tiefer ventral 
herab als die folgenden Segmente, während beim o' die rechtwinklige 
Vorderecke einen über die Bauchfläche herabreichenden Lappen bildet. 
Beim Männchen ebenfalls 4 Furchen seitlich, 2 kurze und 2 vollständige. 


(3 5) Östafrikanische Myriopoden. 15 


Quernath der Segmente deutlich. Vordertheil der Prozoniten mit 
Ringfurchen, welche in regelmässigen Abständen eingestochen punctirt sind. 
Auf den vordersten Segmenten sind diese Furchen durch ganz feine erhabene 
Querleistchen ersetzt. Zwischenraum zwischen der hintersten Ringfurche 
und der Quernath eingestochen punctirt. Metazoniten in ihrer vorderen 
Hälfte ebenfalls sehr seicht eingestochen punctirt oder fein gerunzelt, im 
hinteren Theil, der allmählich einen grösseren Durchmesser erhält, glatt 
und glänzend, nur bei genauer Lupenbetrachtung etwas runzelig uneben 
erscheinend. Die Saftlöcher liegen weit von der Quernath entfernt. 
Metazoniten unterseits mit feinen Längsleistchen, die von vorn nach rück- 
wärts immer kleiner werden. 

. Ventralplatten glatt. 

Hinterrand des Analsegmentes in eine kleine stumpfe, die Analklappen 
nicht überragende Ecke ausgezogen, die gegen den übrigen Theil durch 
eine Furche abgesetzt ist. Umgebung dieser Furche runzelig. Analklappen 
sehr wenig gewölbt, mit hohen wulstigen unregelmässig eingekerbten Rändern. 
Analschuppe ein flaches Dreieck mit abgerundeter Spitze. 

Die zwei vorletzten Beinglieder des Männchens mit Polstern. 

Copulationsfüsse: Vorderes Paar wie gewöhnlich aus medial offenen 
Cylindern bestehend, am Ende mit einem runden Lappen am Ende des | 
späteren Vorderblattes und einem quer zur Längsaxe des Cylinders ge- 
richteten Kegel am Ende des späteren Mittelblattes. Die Borste ist ungegabelt 
und hat vor dem Ende einen faltigen, hyalinen Saum (vgl. Fig. 11). 

Fundort: Sansibar 4 2. 

16. Spirostreptus opistheurys nov. sp. 

Farbe pechbraun, vorderster Theil der Ringe gelbbraun. 

Körper nahe dem Hinterende am dicksten, nach vorn deutlich sich 
verdünnend. Dicke des fünften Segmentes 13,5 mm, Dicke nahe dem 
Hinterand 18,5 mm, Länge des einzigen zerbrochenen Exemplares nicht 
mehr genau constatirbar. 64 Segmente. 

Kopfschild glatt. Vorderrand mit tiefem, runden Einschnitt, oberhalb 
desselben vier sehr seichte Grübchen. Der Vordersaum des Kopfschildes 
jederseits von dem mittleren Einschnitt ist tiefschwarz. Diese schwarze 
Färbung ist durch eine zackige Linie von dem übrigen dunkelkastanien- 
braunen Kopfschild abgesetzt. Scheitelfurche scharf, gefiedert, d. h. mit 
schräg nach rückwärts gerichteten Nebenfurchen. Sie beginnt von einer 
feinen Querlinie zwischen den inneren Augenwinkeln, welche aber letztere 
nicht erreicht. 

Augen etwas nierenförmig um die Fühlerbasis herumgekrümmt, der 
innere Winkel spitz. Parallel mit dem Vorderrand des Halsschildes geht 
eine Querfurche über den Scheitel. Hinter derselben ist letzterer längs- 
gerieft. 


16 Dr. Carl Graf Attems. (36) 


Fühler mässig schlank; reichen zurückgelegt bis zur Mitte des dritten 
Segmentes. Halsschild seitlich verschmälert und breit abgerundet, vorn 
noch mehr als hinten, mit drei vollständigen Furchen. Die unterste sehr 
nahe dem Rande und etwas undeutlich; auf einer Seite ist zwischen der 
obersten und der zweiten noch eine weitere kurze Furche vorhanden. 
Fläche des Halsschildes fein gekritzelt. Segmente ziemlich glatt. Quernath 
sehr seicht. Prozoniten mit Ringfurchen, Metazoniten sehr fein runzelig 
oder rissig und bis zu den Poren hinauf mit feinen Längsleistchen. 

Die sehr kleinen Saftlöcher liegen weit unterhalb der Mitte der Seiten- 
höhe und weit von der Quernath entfernt. 

Ventralplatten glatt. 

Hinterrand des Analsegmentes fast ganz abgerundet, iu der Mitte nur 
mit einem kleinen abgerundeten Vorsprung. Hinterrand der Analschuppe 
flachbogig. Analklappen gewölbt, helmförmig, mit wulstigen, aber nicht 
sehr hohen Rändern. 

Fundort: Sansibar. 1 9. 

Diese Art ist offenbar sehr nahe verwandt mit Spirostreptus argus 
mihi. Die Unterschiede liegen in dem tieferen Ausschnitt des Kopfschildes, 
im abgerundeten nicht wie bei Spirostreptus argus eckigen Halsschild und 
in der Gestalt, hier hinten dick, vorn verschmälert, dort mehr gleich- 
mässig dick. 


Die bisher erwähnten Spirostreptus- Arten gehören alle zur Unter- 
gattung Nodopyge, bei der bekanntlich die Analklappenränder wie 
gewöhnlich bei den Iuliden im weitesten Sinne gestaltet sind, nämlich 
dorsal nicht dornartig ausgezogen. Die Copulationsfüsse derjenigen Arten, 
von denen ich erwachsene Männchen untersuchen konnte, sind einander 
in hohem Grade ähnlich und beweisen klar ihre nahe Verwandschaft. Em 
Vergleich der Figuren 2, 5, 9 und 11 von N. anaulax, brachycerus, 
macrotis und argus und von semicylindricus (nach Voges’ Zeichnung) 
zeigt dies deutlich. 

Die nun zu besprechenden Arten gehören zu Odontopyge, charak- 
terisirt durch die dornartige Verlängerung des dorsalen Endes der Anal- 
klappenränder. Die Copulationsfüsse der vier hierher gehörigen, von mir 
untersuchten Arten, OÖ. Kraepelini mihi, suavis Gerst, fasciata mihi und 
pardalis Gerst, sind wieder sehr übereinstimmend gestaltet und weichen 
von denen der vorigen Gruppe besonders durch die grössere Complication 
des hinteren Paares ab. 

Ich spreche der Untergattung Odontopyge den Werth eines Genus zu, 
dessen wesentlichste Merkmale die schon erwähnte Gestaltung des Anal- 
segmentes und der hinteren Copulationsfüsse sind. Letztere sind nicht so 
eng mit dem vorderen Paar verbunden und viel complicirter gestaltet als 


(37) Östafrikanische Myriopoden. 17 


bei der Gattung Spirostreptus s. str. (Spirostreptus, subgen. Nodopyge 
Karsch). Dei der grossen Zahl bereits bekannter Spirostreptus- Arten 
i. w. S. bedarf es viel umfassenderer Untersuchungen, als mir zur Zeit 
nach dem mir zu Gebote stehenden Material möglich sind, um eine 
erschöpfende Gruppirung der vielen Species vornehmen zu können. 


17. Odontopyge Kraepelini rov. sp. 

Farbe: Kopf bis zu den Antennen hinauf gelb, unterhalb der Antennen 
ein braun verdunkelter Streif, oberhalb der Antennen schwarzbraun. Hals- 
schild dunkelkastanienbraun mit gelben Rändern. Rücken dunkelbraun, 
Seiten gelb mit brauner Marmorirung, Hinterrand der Segmente breit 
goldgelb gesäumt. Von beiläufig der Körpermitte an hat der vordere 
Ringtheil einen gelben, nicht scharf abgegrenzten Querfleck, das ganze 
erste und die Hälfte des zweiten Antennengliedes gelb, die folgenden 
schwärzlich. Füsse an der Basis gelb, am Ende braun. 

Länge ca. 60 mm. Breite 3,5 mm. Körper schlank, vorn seicht, 
hinten in den ca. 20 letzten Segmenten sehr deutlich verschmälert, 
64 Segmente. 


Kopfschild glatt. Vorderrand seicht ausgeschnitten, oberhalb der 
Ausbuchtung in der Mitte drei tiefere und jederseits von denselben ein 
kleineres Grübehen. Augen dreieckig. Die einzelnen Ocellen deutlich 
convex, in 7—8 Reihen, die inneren Augenwinkel sind durch eine feine 
(uerlinie verbunden, von deren Mitte eine seichte Scheitelfurche nach 
rückwärts bis zum Vorderrand des Halsschildes zieht. Antennen relativ 
schlank, den Hinterrand des vierten Segmentes überragend. 

Halsschild glatt, seitlich etwas verschmälert. Seitenrand gebogen, 
mit mässig abgerundeten Winkeln in den Vorder- resp. Hinterrand über- 
gehend. Oberhalb des Seitenrandes zwei Furchen, von denen die obere 
die tiefere ist. | 

Die Ringe sind durch eine sehr deutliche Quernath in zwei Hälften 
getheilt. Prozoniten in ihrer vorderen Hälfte mit Ringfurchen, in der 
hinteren Hälfte glatt. Metazoniten sehr seicht eiselirt, mit äusserst feinen 
kurzen Längsstricheln. Die vorderen Segmente sind glatt und glänzend, 
da ihnen die angegebene Sculptur fast fehlt. Metazoniten ventral ausser- 
dem mit weitschichtigen Längsfurchen, die lange nicht die Höhe der sehr 
kleinen Saftlöcher erreichen. - 


Analsegment hinten in eine Spitze ausgezogen, oben ohne jeglichen 
Kiel, nur das Ende sieht etwas wie zusammengedrückt aus. Jede Anal- 
klappe dorsal in eine aufwärts gekrümmte Spitze ausgezogen, ventral, wo 
sie an die Spitze der Analschuppe grenzt, mit einem kleinen schwärzlichen 
Knöpfehen. Die Tuberkeln der Ränder undeutlich. Analschuppe dreieckig 
mit abgestumpfter Spitze. 


18 Dr. Carl Graf Attems. (38) 


Füsse schlank, die vorletzten zwei Glieder mit langen Tarsalpolstern. 
Die Copulationsfüsse erinnern sehr an die von Od. suavis. Vorderblätter 
sehr einfach gestaltet, nämlich median aufgeschlitzte Cylinder bildend, am 
Ende in mehrere hyalime runde Lappen gespalten. Die Basis geht lateral 
in die runde Blase über, die bei allen Spirostreptus-Arten vorkommt. 
Das Hinterblatt hat von der Basis angefangen zunächst einen spitzen 
Haken (a), dann gabelt es sich in zwei Aeste, einen sichelförmigen mit 
der Samenrinne (e) und einen zweiten, der nahe seiner Basis seitlich eine 
runde Platte (b) hat und sich dann wieder in zwei Theile gabelt, einen 
breit-sichelförmigen (d) und einen kürzeren geraden mit mehreren spitzen 
Zähnen (ec); (vgl. Fig. 1). 

Fundort: Mhonda (Unguru) 2. 

18. Odontopyge suavis (Gerstäcker). 

Spirostreptus suavis Gerstäcker. 

1873. Von der Deckens Reisen III, II, p. 514. 

Kopf schwarzbraun. Vorderrand des Kopfschildes gelblich. Halsschild 
schwarzbraun, ringsherum gelb gesäumt. Rücken bis ungefähr zu den 
Poren schwarzbraun, bleigrau schimmernd, unterhalb der Porenlinie gelb- 
braun, Hinterrand der Segmente breit goldgelb. Die ersten zwei und die 
Hälfte des dritten Antennengliedes gelb, die folgenden braunschwarz, Füsse 
licht gelbbraun. 

Länge ca. 70 mm. Breite 9 5 mm, 2 6,2? mm. Körper vorn seicht, 
hinten von den ca. 20 letzten Segmenten an deutlich zugespitzt. 63 Segmente. 

Kopfschild glatt, in der Mitte rund ausgeschnitten, oberhalb des 
Ausschnittes mit 7 Grübchen, die beiden seitlichen etwas weiter von den 
übrigen entfernt. Augen dreieckig, die inneren Winkel nicht sehr spitz. 
Die Scheitelfurche ist entweder sehr seicht, oder überhaupt nicht zu sehen. 
Antennen schlank, zurückgelegt den Hinterrand des vierten Segmentes 
noch etwas überragend. Halsschild seitlich so weit ventral herabreichend 
wie die übrigen Segmente, Seitenrand etwas gebogen, im schwach abgerundeten 
Winkel in den Vorder- und Hinterrand übergehend, mit zwei vollständigen 
und dazwischen einer kurzen Furche. 

Quernath der Segmente tief. Vorderster Theil der Prozoniten mit 
feinen Querfurchen, der übrige Theil der Prozoniten und die Metazoniten 
mit äusserst feinen kurzen Längsrunzeln. Diese Sculptur ist aber so fein, 
dass der ganze Körper, besonders dessen vordere Hälfte, immer noch 
glänzend erscheint. 

Metazoniten ventral mit Längsfurchen. Die Saftlöcher liegen ein gutes 
Stück hinter der Quernath. Das erste tiefer ventral als die übrigen. 
Ventralplatten glatt. 

Schwänzchen spitz, am Ende zusammengedrückt, aber nicht scharf 
gekielt, oben die Analklappen nicht überragend. Analklappen dorsal in 


(39) Östafrikanische Myriopoden. 19 


eine aufwärts gekrümmte Spitze ausgezogen. Ventral ohne Knöpfchen 
oder dergleichen, die Ränder schwach wulstig, ohne Tuberkel. 

Copulationsfüsse: Sie erinnern sehr an die von Odontopyge 
Kraepelini mihi. Vorderblatt am Ende gebogen und in zwei spitze Zähne 
auslaufend, unterhalb derselben steht eine breite abgerundete Platte und 
ein kurzer, runder, schmaler Lappen. Das Hinterblatt hat bald nach der 
Loslösung vom Vorderblatt einen sichelförmigen spitzen Haken, und ist dann 
in zwei Aeste gespalten, von diesen ist der erste eine schlanke Sichel mit 
Samenrinne, der zweite, der nahe der Basis eine runde Platte und etwas 
weiter einen in zwei Zähne ausgehenden Fortsatz trägt, ist am Ende breit 
sichelförmig (vgl. Fig. 4). 

Die Farbe stimmt bei allen Exemplaren nicht ganz überein, die 
Metazoniten sind verschieden dunkel, schwarzbraun bis bleigrau. Das 
hintere Körperende hat eine mehr oder weniger deutliche Mittelbinde von 
gelber Farbe, die dadurch zu Stande kommt, dass die Prozoniten in der 
Mitte einen gelben Fleck haben, der sich bei einem Männchen auch über 
die Metazoniten ausdehnt. 

Fundort: Sansibar, (Nasi Moga unter Steinen, Kibueni). Mhonda 7 2. 
19. Odontopyge pardalis (Gerstäcker). 

1873 Spirostreptus pardalis Gerstäcker. Von der Deckens Reisen., 
EIN 513. 

Farbe: Rücken schwarzbraun, Seiten gelbbraun, Hintersaum der 
Segmente breit goldgelb. Die Prozoniten sind vorn ebenfalls gelb, und es 
greift diese Farbe mehr oder weniger fleckig in das Schwarzbraun hinein. 
Hintere Körperhälfte ausserdem mit einer gelben fleckigen, unregelmässig 
breiten Mittelbinde. Kopf vorn bis zu den Antennen gelb, oberhalb der 
Antennen schwarz. Die zwei ersten Antennenglieder gelb, die folgenden 
braun. Füsse lichtgelbbraun. 

Länge ca. 60 mm, Breite 3,5 mm, schlank, vorn nicht, hinten ziemlich 
stark zugespitzt. 65 Segmente. 

Kopfschild glatt. Vorderrand ausgeschnitten, oberhalb des Ausschnittes 
6 Grübchen. Augen dreieckig. Die Scheitelfurche ungemein seicht, kaum 
sichtbar, in der Höhe zwischen den inneren Augenwinkeln beginnend. 
Antennen lang und schlank, bis zum Hinterrand des 5. Segmentes reichend. 

Halsschild glatt, seitlich wenig verschmälert. Seitenrand fast gerade. 
Uebergang desselben in den Vorderrand abgerundet, der in den Hinterrand 
etwas eckiger, oberhalb des Seitenrandes zwei tiefe Furchen, die am Hinter- 
rand beginnen und in den Vorderrand in der Gegend des äusseren Augen- 
winkels einmünden. 

Augen dreieckig, die eimzelnen Ocellen sehr deutlich convex. 

Quernath der Segmente sehr deutlich. Vorderster Theil der Prozoniten 
mit sehr seichten Ringfurchen. Der übrige Theil der Ringe mit sehr feinen 


20 Dr. Carl Graf Attems. (40) 


kurzen Längsfurchen. Metazoniten ventral mit Längsfurchen, welche aber 
die Höhe der Saftlöcher nicht erreichen. Saftlöcher klein, deutlich hinter 
der Quernath gelegen; das erste nur wenig tiefer ventral als die übrigen, 
das vorletzte Segment hat keines. 

Analsegment in einen abgestumpften Winkel ausgezogen. Analklappen 
mit schwachem Randwulst, oben in einen aufwärts gekrümmten, ventral 
in einen viel kleimeren kopfwärts gebogenen spitzen Dorn ausgehend, 
ausserdem zwei kaum sichtbare Borstengrübchen auf dem Randwulst. 

Beine schlank, die zwei vorletzten Glieder mit zahnartig vorragenden 
Tarsalpolstern. 

Copulationsfüsse: Die Ventralplatte hat vorn einen abgerundeten Vor- 
sprung mit einem kleinen Loch in der Mitte, der Hinterrand ist winkelig 
eingeschnitten. Jeder abgerundete Seitentheil der Ventralplatte steht in 
Verbindung mit einer Spange, die ihrerseits wieder die Verbindung mit den 
verwachsenen Basaltheilen der Copulationsfüsse herstellen. Das Vorderblatt 
stellt eine medial geöffnete Röhre vor, seine Basis geht lateral in eine 
kugelige Auftreibung über, es endet in mehrere zarte hyaline Lamellen. 
Das Hinterblatt biegt median, ungefähr in der Hälfte der Länge des 
Vorderblattes aus der von letzterem gebildeten Rinne heraus, und trägt 
bald einen spitzen Seitenhaken, dann gabelt es sich in zwei Haupttheile, 
einen einfachen, unverästelten schlanken gekrümmten und ganz dünn zu- 
laufenden Ast mit der Samenrinne und einen zweiten, der nahe seiner 
Basıs eine breite Platte, weiter einen mit Zähnen versehenen Fortsatz 
trägt und im eine breite gezähnte Sichel endigt (vgl. Fig. 7 und 8). 

Fundort: Lewa Usambara 1 \. 

Die Beschreibung Gerstäckers von Sp. pardalis passt zwar recht gut 
auf die von mir untersuchten Thiere, doch stimmt die Grösse nicht, ich bin 
daher einigermassen im Zweifel, ob beide Arten, die von Gerstäcker be- 
schriebene und die hier verzeichnete, identisch sind. 

20. Odontopyge fasciata nov. sp. 

“arbe lichter oder dunkler braun. Der Hinterrand der Segmente breit 
gelb gesäumt, vom Hinterrand des Halsschildes bis zur Schwanzspitze en 
breites gelbes Längsband, das besonders, wenn die Thiere in Alkohol 
liegen, deutlich ist. Halsschild und Kopf dunkelkastanienbraun, Füsse 
gelb, Antennen braun. 

Länge ca. 25 mm. Breite 2 mm. 

Körper vorn am dicksten, nach hinten allmählich etwas verjüngt. 
Kopf glatt, Vorderrand seicht ausgeschnitten mit 4 Grübchen, Antennen 
mässig dick und lang. Die inneren Augenwinkel sind ziemlich weit von 
einander entfernt. Scheitelfurche ist keine sichtbar. 

Halsschild glatt und glänzend, seitlich wenig verengt. Seitenrand 
gerade, Vorder- und Hinterrand fast rechtwinkelig, nur schwach abgerundet; 


(41) Östafrikanische Myriopoden. 9] 


zwei vollständige (d. h. vom Hinter- bis zum Vorderrand reichende) Rand- 
furchen vorhanden. Rücken glatt und glänzend. Metazoniten auf der 
Ventralfläche mit seichten Längsfurchen. Diese Furchen reichen nicht bis 
in die Höhe der Saftlöcher, letztere klein, hinter der Quernath gelegen 
und von ihr deutlich entfernt. Analsegment in ein spitzes Schwänzchen 
ausgezogen, das Ende schwach zusammengedrückt, aber oben nicht gekielt. 
Analklappen dorsal in eine Spitze ausgezogen. Ventral beim Männchen 
mit je einem runden kleinen schwarzen Höckerchen, der wulstige Rand 
mit 3 borstentragenden Tuberkeln. Beim Weibchen sind die Höckerchen 
des Ventralrandes und die 3 Tuberkeln des Randes der Analklappen viel 
schwächer oder garnicht entwickelt, Analschuppe abgerundet dreieckige. 

Beine der Männchen ohne Tarsalpolster. 

Backen des Männchen nach unten lamellenartig verlängert, Vorder- 
ende dieser Platte abgerundet. 

Copulationsfüsse: Ventralplatte quergestreckt. Vorderrand in der 
Mitte mit zwei geraden abgerundeten Zapfen. 

Vorderblatt gerade, breit, am Ende hyalin, zart, plattig. Das Hinter- 
blatt erinnert einigermassen an das von O. suavis. Es ist zunächst ein 
schlanker spitzer Haken vorhanden (a), dann gabelt es sich in zwei 
Aeste, einen schlanken mit der Samenrinne (e) und einen dicken 
gewundenen (d), der nahe seiner Basis einen runden Seitenlappen (b) hat. 
Die Zeichnung zeigt den Copulationsfuss, wie er aussieht, nachdem er in 
Kalilauge ausgekocht ist und sich in Folge dessen ausgestreckt hat, sonst 
ist er ganz zusammengebogen (vgl. Fig. 6). 

Fundort: Sansibar (Kibueni). 


Dr. Carl Graf Attems. (42) 


Tafelerklärung. 


Auf allen Figuren bezeichnet: 


Fie. 1. 
N, 
a: 
BAR 
sn 
bl 6. 
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0; 
eo: 
al, 
re 
EB Er 
Ar 
ale: 


Yv 
H 


Ss 
Ve. 


Vorderes Paar der Copulationsfüsse, 

Hinteres Paar der Copulationsfüsse (resp. die sogenannte „‚Borste‘‘ Voges’), 
mit a, b, ‘, d, e sind auf den Figuren 1, 4, 6, 8 die einander ent- 
sprechenden Aeste des hinteren Copulationsfusses bezeichnet. 

seitliche blasige Auftreibung an der Basis von V, 

Pl. Ventralplatte. 


Odontopyge Kraepelini mihi, Copulationsfüsse !). 

Spirostreptus anaulax mihi, Copulationsfüsse. 

Ein Theil des vorigen Präparates von der anderen Seite. 

Odontopyge suavis Gerst., Copulationsfüsse. 

Spirostreptus brachycerus Gerst., Copulationsfüsse. 

Odontopyge fasciata mihi, Copulationsfüsse. 

Odontopyge pardalis Gerst., Copulationsfüsse in natürlicher Lage vor dem 
Auskochen in KOH. 

dasselbe in KOH ausgekocht. 

Spirostreptus macrotis Gerst., Copulationsfüsse der linken Seite. 

Spirostreptus semieylindrieus Voges, Ende der „Borste‘. 

Spirostreptus argus mihi, Copulationsfüsse der linken Seite. 

Spirostreptus Stuhlmanni mihi, Seite des Halsschildes. 

Encorybas Grandidieri, ein Analbein, natürliche Grösse. 

Encorybas Grandidieri, Kieferfuss. 

Encorybas Grandidieri, Rückenplatte des achten Segmentes. 


!) Die Figuren 1, 4, 6 und S sind nach Präparaten hergestellt, die in Kalilauge ausgekocht 
wurden, so dass die Theile ausgestreckt sind. In der gewöhnlichen Lage liegen die hinteren 
Paare zusammengerollt, wie auf Fig. 7 dargestellt. 


Druck v. GL.Küncke Söhne ; E. Stender lith 


Attems, Ostafrikanische Myriopoden. 


£ 


Ostafrikanısche 
Eehiniden. Asteriden und 


Ophiuriden, 


gesammelt von 


Herrn Dr. F. Stuhlmann 


im Jahre 1888 und 1889. 


Von 


Dr. Georg Pfeffer. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XII. 


(Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XIII.) 


Hamburg 1896. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


Die folgende Aufzählung bietet nicht mehr als ein Verzeichnis der 
von Dr. Franz Stuhlmann gesammelten Arten, samt den in seinem Tage- 
buch darüber vorgefundenen Bemerkungen. Die Litteratur der Arten habe 
ich nicht aufgenommen, sondern verweise auf Agassiz, Revision of the 
Echini, ebenso wie auf die Bearbeitungen der Echinoiden, Asteroiden und 
Ophiuroiden von Agassiz, Sladen und Lyman im den Challenger 
Reports. Die Aufstellung eines solchen einfachen Verzeichnisses dürfte 
Manchem vielleicht als eine überflüssige oder nicht der Veröffentlichung 
werte Arbeit erscheinen; es bietet dies Verfahren jedoch die einzige 
Möglichkeit, künftigen Monographen irgend einer Gattung sichere Kunde 
darüber zu geben, wo und in welchem Maße sie Material von sicheren 
Fundorten für ihre Studien erwarten und zur Benutzung bereit finden dürfen. 


Echineidea. 


Cidaris metularia (Zam.) 

1796. Masiva, Pangani; 8. XII. 1889. 2 Stücke in Spiritus. 
Phyllacanthus annulifera (Lam.) 

Ohne nähere Fundorts-Angabe. 1 Stück trocken. 
Phyllacanthus verticillata (Lam.) 

Ohne nähere Fundorts-Angabe. 1 Stück. 

Diadema setosum Gray. 

193. Sansibar, Insel Baui; 30. V. 1888. 1 Stück in Spiritus. 

1332. 1346. Sansibar, Bueni-Rif, 29.—31. VI. 1889. „Körper 
und Stacheln violettschwarz. After rostrot, darum fünf hellblaue Punkte 
und fünf Reihen ebensolcher zerstreuter Punkte radiär über den Körper. 
Mund blass rostrot. Stacheln dicht beim Munde hellgrau“. Acht Stücke 
in Spiritus. 

Echinothrix calamaris (Pall.) 

1494; 24. VII. 1889; Tumbatu. Tentakel graugrün bis violett, mit 
einzelnen rosa Querbändern, nicht kontraktil, wurden abgeworfen. Dicke 
Stacheln hellgraa mit dunklen Flecken, dünne Stacheln am oberen Pol 
fahl gelbgrün. 1 Stück m Spiritus. 

1732; 28. IX. 1889; Insel Muemba. 1 Stück in Spiritus. 
Echinothrix turcarum (Schynv.) 

1498; 25. VII. 1889; Tumbatu. „Stacheln dunkel violett, heller 
gebändert“. 2 Stücke in Spiritus. 


- 


A Dr. Geore Pfeffer. (46) 


Astropyga radiata (Leske). 

Ohne genaueren Fundort. 4 Stücke in Spiritus. 
Heterocentrotus trigonarius (Lam.) 

Ohne genaueren Fundort. Ein Stück trocken. 
Echinometra lucunter. (Leske). 

1182. Sansibar, Bueni-Riff; 29. VI. 1889; 1 Stück in Spiritus. 

1347. 1350. Sansibar, Bueni-Riff; 3. VIII. 1889; 2 Stücke in Spiritus. 

1548. Tumbatu; 28. VIII. 1889; „Stacheln blass rosa-violett. sonst 
schwarz-violett“. 1 Stück ın Spiritus. 

1801. 1811. Kleine Insel Masıva bei Panganı: 8. XI. 1589. 4 Stücke 
in Spiritus. 

Ohne genaueren Fundort. 6 Stücke in Spiritus. 
Stomopneustes variolaris (Lam.) 

Panganı, Dezember. 1889. 1 Stück in Spiritus. 

1785. Pangani, Ras Muhesa; 5. XU. 1889: 1 Stück m Spiritus, 
1 Stück trocken. 
Microcyphus maculatus Agass. 

1499. : Tumbatu; 25. VII. 1889. „Hellgrau. Stacheln violett ge- 
bändert“. 1 Stück in Spiritus. | 

1697. Ebendaher; 12. IX 1889. „Stacheln violett-weiss geringelt“. 
1 Stück in Spiritus. ; 
Hipponoe variegata (Leske). 

606. Sansibar, Changu-Riff; 1. XH. 1558. 1 Stück m Spiritus. 

Ohne nähere Fundortsangabe; 1 Stück trocken. 


Peronella sp. 

Es liest ein ganz junges Stück vor, bei welchem die Genitalporen noch 
nicht ausgebildet sind. Die weite Entfernung der sehr grossen After- 
öffnung vom Schalenrande bietet eine fernere Schwierigkeit zur Unter- 
bringung des Stückes im einer der bisher bekannten Arten, von denen 
mir ein beträchtliches Material an jungen Stücken vorliegt. 

1220. Insel Baui, Ostrand des Riffes; 7. VII. 1889. „Grau mit 
etwas violettem Schein“. 

Maretia planulata Gray. 

1730. Insel Muemba, Ostküste von Sansibar; 28. IX. 1889. „In 
Sand gegraben, Ebbezone; hell blassgelblich“. 1 Stück in Spiritus. 
Metalia sternalis (Zam.) 

1730. Insel Muemba, Ostküste von Sansibar; 28. IX. 1889. „In 
Sand gegraben, Ebbezone, hell blassgelblich“. 1 Stück in Spiritus. 


(47) Östafrikanische Echiniden, Asseriden und Öphiuriden. 5 


Asteroidea. 
Astropecten polyacanthus W. T'. 

1470. Kokotoni; 23. VIII. 1889; „hellgrau mit grauvioletten Flecken“. 
1 Stück in Spiritus. 

Astropecten Hemprichii M. T. 

1470. Kokotoni; 23. VIII. 1889; „hellgrau mit grauvioletten Flecken“. 
1 Stück in Spiritus. r 
Pentaceros Grayi Dell. 

Ohne nähere Fundortsangabe. 1 Stück trocken. 

Pentaceros muricatus (Zinck). 
563. Sansibar, Riff nahe der Stadt; Oktober 1880; „graublau mit 
karminroten Stacheln“. 1 Stück trocken. 
Asterina cepheus Val. 
1509. Tumbatu; 25. VII. 1889; „gelbgrau“. 1 Stück in Spiritus. 
1543. Tumbatu; 28. VII. 1889. 1 Stück in Spiritus. 
Nardoa variolata (Linck). 
1039. Sansibar, Strandriff; 15. VI. 1889. 1 Stück. 
Ohne näheren Fundort. 1 Stück. 
Leiaster coriaceus Peters. 

1521. Tumbatu; 26. VII. 1889. 2 Stücke in Spiritus. „Ein Exemplar 
bräunlichrot, das andere graugelb mit großen zinnoberroten und purpur- 
schwarzen Flecken auf der Oberseite“. 

1666. Tumbatu, Südwest-Riff bei Niedrigwasser; 11. IX. 1889. Ein 
abgeschnürter Arm; „zinnoberrot, braun gefleckt“. ; 

Öhne nähere Fundortsangabe. 1 Stück in Spiritus und eines trocken. 
Linckia multiforis (Lam.) 

Ohne nähere Fundortsangabe. 1 Stück trocken. 

Ferdina Kuhlii 7. T. | 
1380. Tumbatu, Riff; 15. VIII. 1889. 1 Arm in Spiritus. 


Ophiuroidea. 

Ophiopeza faliax Feters. 

1681. Tumbatu, S. W. Rift; 11. IX. 1889. „Grau mit dunkelvioletten 
Querflecken“. 1 Stück. 

Ohne genaueren Fundort. 1 Stück. 
Pectinura rigida Zyman. 

1377. Tumbatu, Südriff; 15. VII. 1889. 2 Stücke. 
Ophioplocus imbricatus M. T. 

665. Changu-Riff; 5. XI. 1888. 1 Stück. 

12997, Bane 1a 2 NIE 1889. = 2 Stücke. 


h) Dr. Georg Pfeffer. (48) 


Ophiactis Savignii JM. 7. 

1209. Baui, auf Madrepora; 4. XII. 1889. 4 Stücke. 
Ophiocoma erinaceus M. 7". 

1261. Insel Baui, Riff; 12. VI. 1889. 3 Stücke. 
Ophiocoma scolopendrina (Lam ). 

1374. Kokotoni, Tumbatu; Strand; 15. VIH. 1889. 1 Stück. 
Ophiocoma Valenciae 7. T. 

192. Bau 20.2.1888. 23] Stücke 

665. Chaneu-Riff; 5. XI. 1888. 1 Stück. 
Ophiomastix venosa Peters. 

192. Insel Bauı; 20. V. 1888. 2 Stücke. 

665. Chansu-Riff; 5. XI. 1888. 1 Stück. 

1263. Insel Baur "Ritt: 12> 91218897 792 Stucke 

1437.-Kokotens; 17. VIH. 18897 27Stücke: 

Ohne näheren Fundort. 2 Stücke. 
Ophiomyxa australis ZLüfken. 

1737. Insel Muemba; Dezember 1889. 1 Stück. 

Ohne näheren Fundort. 1 Stück. 
Ophiothrix hirsuta 47. 7. 

192. Insel Baus, 20. V. 1888. 1 Stück. 

665. Changu-Riff; 5. XH. 1888. 3 Stücke. 

1295: Bau 12. 17218892217 Stuck 

1534. Tumbatu; 26. VIII. 1889. 1 junges Stück. 

1784. Pangani, Ras Muhesa; 5. XI. 1889. 1 Stück. 

Ohne näheren Fundort. 2 und 4 Stücke. = 
Astrophyton clavatum Zyman. 

1 Stück ohne nähere Fundorts-Angabe. 


Die von 
Dr. Stuhlmann in den Jahren 1888 und 1889 


an der Ostküste Afrikas gesammelten 


Holothurien. 


Von 


Prof. Dr. K. Lampert-Stuttgart. 


Mit 4 Abbildungen im Texte. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XII. 


(Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XII.) 


Hamburg 1896. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


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V om Naturhistorischen Museum in Hamburg wurden mir aus der 
Stuhlmann’schen Ausbeute die Holothurien zur Bearbeitung anvertraut. 
Meine Absicht war, nur eine Liste der Arten zu geben, um so mehr, als 
die Frist der Bearbeitung des Materials eine sehr beschränkte war und 
noch dazu in eine Zeit fiel, im welcher mich Pflichten des Amtes und 
andere wissenschaftliche Arbeiten in erhöhtem Maße in Anspruch nahmen. 
Wenn ich mich demgemäß auch nur auf eine systematische Bearbeitung 
der mir zur Bestimmung überwiesenen Arten beschränkt habe, so war es, 
wie es sich herausstellte, doch nicht zu vermeiden, bei der einen oder 
anderen Art kritische Bemerkungen systematischer Natur beizufügen, und ich 
hielt es ferner für richtig, die einfache Aufzählung durch kurze Hinweise auf 
die Verbreitung der betreffenden Arten zu beleben. Von einer vollständigen 
Litteratur-Angabe bei jeder Art glaubte ich absehen zu dürfen; soweit es 
sich um die Litteratur bis 1885 handelt, findet sich dieselbe im zweiten 
Teil von Theel’s Bearbeitung der Challenger-Holothurien') und eben so 
in meiner kurz vorher erschienenen Monographie „Die Seewalzen“ °) ver- 
zeichnet. Wo sich eine Berücksichtigung der seitdem erschienenen Holo- 
thurien-Litteratur, die wir zumeist Bell, Kocehler, Ludwig, Sluiter ver- 
danken, als notwendig erwies, ist dieselbe bei Besprechung der einzelnen 
Arten citiert. 

Die Sammelthätigkeit Stuhlmann’s beschränkte sich auf die ost- 
afrikanische Küste; weitaus die meisten Stücke stammen aus der Umgebung 
von Sansibar, doch ist auch Suez vertreten. Ohne Anspruch auf Voll- 
ständigkeit sei kurz auch früherer Aufsammlungen aus diesem Gebiet 
gedacht. Im roten Meer sind Holothurien gesammelt worden durch 
Ehrenberg und Hemprich, Forskäl, v. Frauenfeld, v. d. Decken, Kossmann, 
Klunzinger, M’Andrew, Chrerchia, Orsini.. Vom Küstengebiet Ostafrikas 
angeführte Holothurien stammen meist von Sansibar, von welcher Insel 
zahlreiche Museen durch verschiedene Reisende Holothurien besitzen. 

Am Schluß der Aufzählung der von Dr. Sfahlmann gefundenen Arten 
wird sich Gelegenheit geben, zu bemerken, wie viele derselben bereits von 
diesem Gebiet bekannt waren. Im allgemeinen sei gleich hier beigefügt, 
daß alle Arten der Ostküste Afrikas sich einer weiten Verbreitung über 
den indischen und zum größten Teil auch über den stillen Ozean erfreuen. 


I) Report on the scientific results of the voyage of H.M.S. “Challenger” during 
the years 1873—76. Zoology. Vol: XIV, 1886. 

2) Die Seewalzen (Holothurioidea). Eine systematische Monographie. Wiesbaden 
C. W. Kreidel, 1885. 


1* 


4 Prof. Dr. K. Lampert. (52) 


1. Holothuria pardalis Sel. (syn: insignis Ludw.,, lineata Ludw., 
peregrina Ludw.) 

4 Ex. in der Länge von 2,5 cm; 4,1 cm; 4,8 cm; 8,2 cm. Fundort: 
1137, Baui 29. VI. 1889; 1184, Baui, 2. VII. 1889; 1553, Tumbatu, 
28. VIII. 1889, „hellgrau mit dunkelgrauer Zeichnung und gelben Flecken.“ 

Die Untersuchung der vorliegenden Arten und der Vergleich früherer 
Präparate läßt mich auch der von Ludwig, Theel und Stuter schon 
länger angeregten und von Ludwig!) zum ersten Male durchgeführten 
Vereinigung der oben aufgezählten Arten beistimmen. Die Ausbildung 
der schnallenförmigen Kalkkörper unterliegt jedenfalls Schwankungen; 
während ein Exemplar fast ganz ausschließlich nur halbseitig ent- 
wickelte Schnallen besitzt, findet sich bei einem andern diese Form nur 
sehr in der Minderzahl und die große Mehrzahl der Schnallen ist doppel- 
seitig entwickelt, freilich ganz unregelmäßig, was Größe und Zahl der Löcher, 
sowie Form des Randes der beiden Schnallenhälften anbelangt. Von diesen 
beiden Exemplaren würde das erste als insignis Zudw., das andere als 
pardalis sel. zu bestimmen sein. Da sich jedoch in anderen Präparaten viel- 
fache Übergänge finden, auch die Größe der Schnallen varirt, so sind 
diese Verschiedenheiten zur Trennung nicht maßgebend. In dem Fehlen 
der Cuvier’schen Organe, der schmutzig braunen Grundfarbe, mit zahl- 
reichen hellen Punkten und zwei Reihen dunkler verwaschener Flecken auf 
dem Rücken stimmen die Exemplare überein. Die durch den stillen und 
indischen Ocean weitverbreitete Art ist auch von der Ostküste Afrikas 
bereits bekannt. 

Semper ?) erwähnt in seinem großen Holothurienwerk zwei noch un- 
geschlechtliche Holothurien von Luzen, die teils an Martensii, teils an 
pardalis sich anschließen. Von letzterer Art trennt sie neben dem Besitz 
der Cuvier’schen Organe die Form der Stühlchen, die drei bis fünf Quer- 
verbindungen besitzen. Semper vermutete, es könne pardalis vielleicht in 
der Jugend diese Form der Stühlchen, im Alter die normale besitzen. 
Herouard?) hat neuerdings diesen Gedanken wieder aufgegriffen und hält 
die fragliche Semper’sche Art für eine junge pardalis, ohne jedoch emen 
weiteren Beweis hiefür zu erbringen. Das kleinste mir vorliegende Exemplar 
von 2,5 cm besitzt bereits genau die gleichen Kalkkörper wie das größte; 
Stühlchen mit mehrfacher Querverbindung fehlen völlig. Die Semper’sche 
Vermutung ist demnach nicht bestätigt und die Semper vorgelegenen Exem- 
plare gehören nicht zu pardalis. 


N) Drei Mitteilungen über alte und neue Holothurienarten: Sitz.-Ber. der k. 
preuß. Akad. d. Wissenschaften Berlin Bd. LIV. 1887. p. 1226 f, 

2) Reisen im Archipel der Philippinen. Wissenschaftl. Resultate. Holothurien. 
Wiesbaden, C. W. Kreidel, 1868, p. 87 Taf. XXX Fie. 30. 

3) Recherches sur les Holothuries de la mer rouge, in „Archives de Zoologie ex- 
perimentale et generale“ 3. Ser. T. I. 1893 p. 134. 


(5 3) Ostafrikanische Holothurien. 5 


2. Holothuria pervicax Selenka. 

1 Exemplar von 14 cm Länge. Fundort: 1255, Insel Bueni, Riff, 
17. VII. 1889; „Bauch weißlich gelbgrau, Rücken dunkler mit schwarzen 
Tüpfeln; verwaschene braune Flecken“. 

Das Tier fällt durch seine hübsche Färbung auf; die ganze Bauchseite 
ist einfarbig weißlich grau, die Füßchen ganz weiß; die Rückenpapillen 
sind tief schwarz und treten in dieser Färbung um so mehr hervor, als sie 
von einem lichten Hof umgeben sind; im übrigen finden sich auf dem Rücken 
bei heller Grundfarbe dunklere wolkenartige Flecken. Die Art ist von 
mehreren Punkten des stillen und indischen Oceans bekannt, auch von 
Sansibar bereits notirt. 


3. Holothuria signata Ludwig. 

1 Exemplar 7 cm lang. Fundort: 1483, Tumbatu, 24. VIII. 1889; 
„hellgrau mit verwaschenen braunen Flecken.“ 

Es fand sich nur eine Poli’sche Blase; die sehr kleinen Steinkanäle 
sind in zwei Büscheln vorhanden; rechts waren 6, links 8 Steinkanäle zu 
zählen. Geschlechtsschläuche und Cuvier’sche Organe fehlten. Die Färbung 
auf dem Rücken blauschwarz, am Bauch und an den Seiten weißlich. Wie 
mehrfach bei den Holothurien mit Füßchen und Papillen ist der Unter- 
schied zwischen beiden ein sehr geringer, die Füßchen enden zwar mit 
einer Scheibe, während die Papillen spitz zulaufen, letztere stehen aber 
nicht auf Warzen und sind gleich den Füßchen völlig zurückziehbar. Die 
Schnallen sind häufig von unregelmäßiger Form. Die Art scheint mir der 
alten Lesson’schen edulis mindestens sehr nahe zu stehen; die gleiche Form 
der Kalkkörper, wie mir auch die Untersuchung zweier durch das Entgegen- 
kommen des Herrn Dr. Meißner aus dem Berliner Museum erhaltener Exemplare 
von edulis zeigt, der Hinweis Semper’s auf die „feinen“ Rückenpapillen, 
die mehrfach beobachteten, besonders von Ludwig!) hervorgehobenen 
Schwankungen in der Zahl der Poli’schen Blasen, die zwei Büschel Stein- 


kanäle sprechen für eine sehr nahe Verwandtschaft, wenn nicht beide Arten. 


identisch sind. Auch die Färbung scheint nach Spiritusexemplaren zu 
schließen, ähnlich, der Rücken wird bei edulis als blauschwarz oder violett- 
schwarz angegeben, Bauch und Seiten sind schön rot, was im Spiritus wie 
z. B. auch bei den roten Cucumarien jedenfalls in Weiß verbleicht. Bei dem 
vorliegenden Exemplar war die Färbung im Leben nach der oben angeführten 
Notiz Stuhlmann’s allerdings eine andere. Hol. signata ist nur von Tahiti, 
Jaluit und den Marschallsinseln bekannt, edulis im stillen und indischen 
Ozean verbreitet. 

Durch die Güte von Herrn Dr. Meißner erhieltich vom Berliner Museum zwei. 
als Holothuria edulis Zesson bestimmte Exemplare, welche, wie erwähnt, 


I) Drei Mitteilungen etc., 1. c. p. 11 ff. 


6 Prof. Dr. K. Lampert. (54) 


die gleichen Kalkkörper wie Hol. signata zeigen. Das eine Exemplar ist 
auf dem Rücken tief blauschwarz, auf dem Bauch bräunlich, mit dunkler 
Endscheibe der Füßchen. Das zweite Exemplar auf dem Rücken dunkel, 
auf dem Bauch hellbraun. Eine anatomische Untersuchung wurde nicht 
vorgenommen. Auch ein ebenfalls durch die mich zu lebhaftem Dank 
verpflichtende Freundlichkeit des Herrn Dr. Meißner erhaltenes Kalk- 
körperpräparat von Holothuria edulis, zu welchem das zugehörige 
Exemplar nach der Etiquette sich im Kieler Museum befindet, zeigt die 
gleichen Kalkkörper; die Schnallen sind theils mit im Kreuz gestellten 
Löchern versehen, theils kann man, wenn auch in den selteneren Fällen, den 
Begriff der durchbrochenen Plättchen auf sie beziehen. 

4. Holothuria impatiens Forsk. 

Zwei Exemplare dieser weit verbreiteten Art; das eine 6,6 cm, das 
andere 7,8 cm lang. Fundort: 1256, Insel Bueni, Riff, „graubraun mit 
dunkleren Zipfeln, die helle Enden haben“; 1482, Tumbatu, 24. VIII. 1889, 
„rosa 

Das eine Exemplar zeigt im Spiritus auf dem Rücken blauschwarze 
Flecken. Auch Ludwig erwähnt eine Varietät mit zwei Längsreihen 
dunkelbrauner Flecken auf dem Rücken. 

5. Holothuria scabra Jaeger. 

Zwei Exemplare dieser weit verbreiteten Art. Länge 6 und 6": cm. 
Fundort: 216, Sansibar, 31. V. 1888. 

Bauch weißlich; Rücken schwärzlich, bei dem einen Exemplar mit 
einigen weißen Flecken, bei dem anderen kleine weiße Ringe um die 
Papillen, wie dies auch Sluzter') angiebt. 

6. Holothuria monacaria Lesson. 

Zwei Exemplare, 6,6 cm und 12 cm lang. Fundort: 1109, Baui, Riff- 
grund unter Blöcken, „kaffebraun mit gelben Zipfeln“; 1253, Insel Bueni, 
Riff, 17. VII. 1889, „rotbraun mit hellgelben Spitzen“. 

Beide Exemplare zeigen die charakteristische Färbung, welche nach 
Sutter”) überhaupt wenig wechselt. Die Grundfarbe im Spiritus ist kastanien- 
braun, Papillen und Füße sind von einem gelblichen Hof umgeben und 
selbst auch von gleicher Farbe, die sich im Spiritus gut gehalten hat. 
Die Art ist über den indischen und stillen Ocean weit verbreitet. 

7. Holothuria maculata Brandt. 

Ein nur 1,6 cm großes Exemplar dieser weitverbreiteten Art. Fund- 

ort: 1765, Insel Changu bei Sansibar, 11. XI. 1889. 


!) In: Semon, Zoologische Forschungsreisen in Australien und dem malayischen 
Archipel. Jena, Gust. Fischer, 1894, p. 103. 

2) Die Evertebraten aus der Sammlung des K. naturwissenschaftl. Vereins in Nieder- 
ländisch-Indien in Batavia in: Natuurk. Tijdschrift voor Nederlandsch Indie Bd. 47, 
1887, p. 189. 


(55) Ostafrikanische Holothurien. 7 


8. Holothuria albiventer Semper. 

1 Exemplar stark contrahirt, 5,6 cm lang; Fundort 58, Suez, 28. IIL. 1888. 

Die Färbung ist die normale. Aus dem roten Meer ist die Art schon 
durch v. d. Decken bekannt geworden. Das Auffinden bei Suez ist von 
Interesse; aus dem Kanal wird sie nicht erwähnt, wie überhaupt die 
Echinodermen keine Neigung zur Kanalwanderung zu besitzen scheinen. !) 
Auffallend scheint mir, daß die Art, welche von den Philippinen und 
Amboina nachgewiesen wurde und also auch an der Ostküste Afrikas 
und im roten Meer vorkommt, nicht auch in dem von Sluster gründlich 
durchforschten Javameer gefunden wurde. 

Herouard?) hält albiventer für synonym mit aculeata Semper, bo- 
wensis Ludwig und modesta Ludwig. Diese Vermutung Herouard’s läßt sich 
nur dadurch halbwegs erklären, daß der Autor außer albiventer keine der 
genannten Arten oder nur ein Kalkkörperpräparat derselben zu sehen 
Gelegenheit hatte, denn die Verschiedenheit der Kalkkörper ist so groß 
wie sie überhaupt nur sein kann bei den vielen Arten der Gattung Holo- 
thuria, welche die sogenannten „Stühlchen“ besitzen. Während die un- 
gewöhnlich großen und plumpen Stühlchen von albiventer sechs bis zehn 
Stützen besitzen, die in ihrer Vereinigung eine zackige halbkugelförmige 
Masse bilden, besitzen die Stühlchen von aculeata, wie ein Blick auf die 
Abbildung Semper’s zeigt, die gewöhnliche, am häufigsten auftretende Form, 
daß auf zierlicher Scheibe sich vier Stützen erheben und in eine zackige Krone 
enden. Bei der von Zudwig*) beschriebenen Holothuria bowensis sind 
die Stützen durch drei bis vier Querleisten verbunden, statt wie gewöhnlich 
durch eine; die Scheibe der hierdurch schlanker erscheinenden Stühlchen 
ist ebenfalls zierlich; das ganze Gebilde erinnert in keiner Weise an die 
plumpen Stühlchen von albiventer. Bei Holothuria modesta endlich 
fehlen die Schnallen gänzlich, wie dies von Ludwig?) bei der Beschreibung 
hervorgehoben und von mir®) auf Grund der Untersuchung dreier Exemplare 
bestätigt wurde. Die vier Stützen der Stühlchen sind überdies auch bei 
dieser Art durch mehrere Querleisten verbunden und convergiren gegen 
das Ende, so daß nur eine kleine Krone gebildet wird, lauter Gegensätze 
zu den Stühlchen bei albiventer. 

9. Holothuria ceinerascens Brandt. 

1 Exemplar von 8,4 cm Länge. Fundort: 1485, Tumbatu; 24. VIII. 1889. 

1) cf. Keller, Die Fauna im Suezkanal in: Neue Denkschriften d. allgem. schweizer. 
Gesellschaft für die ges. Naturwissenschaften. Bd. 28. 1883 p. 22. 

2) Holothuries de la mer rouge |. c., p. 135f£. 

3) Holothurien. Taf. XXX. Fig. 19. 

4) Beiträge zur Kenntniß der Holothurien in: Arbeiten aus d. zoolog. Institut 
Würzburg Bd. II. 1875, p. 35 Fig. 37. 

5) Beiträge p. 30—31 Fig. 26. 

6) Seewalzen p. 59. 


8 Prof. Dr. K. Lampert. (56) 


Die Grundfarbe ist dunkel. Endfläche der Füßchen bräunlich; um 
die Papillen kleine Höfe von warmer braunrother Färbung, besonders an 
den Seiten, in spärlicher Zahl auch auf dem Rücken. Das vorliegende 
Exemplar besitzt 2 Poli’sche Blasen von 2,2 und 1,5 cm Länge und einen 
2,3 cm langen Steinkanal. Cuvier’sche Organe fehlen. Zahl der Poli’schen 
Blasen und Stemkanäle varürt bei dieser Art sehr, auch das Fehlen oder 
Vorhandensein der Cuvier’schen Organe ist kein Charakteristikum. 

Die Art geht durch den stillen und indischen Ocean. 


10. Holothuria atra Jaeger. 

2 Exemplare 3,8 cm und 15,5 cm lang, aber stark contrahiert, Fund- 
ort: 1176, Baui, 2. VII. 1889; 1484, Tumbatu, 24. VIII. 1889, „dunkel- 
braun mit braunroten Flecken.“ 


Die beiden Exemplare sind im Spiritus ganz schwarz, würden also zur 
Varietät amboinensis gehören, doch schlägt Sluzter') vor, diese Varietät zu 
streichen, nachdem er Uebergänge zwischen den ganz tief schwarz gefärbten 
Exemplaren zu solchen mit hellgelblicher Basis der Füßchen und hellen 
Tentakeln gefunden. Auch beweist die obige Angabe Stuhlmann’s, daß 
die Farbe des Lebens sich im Spiritus noch wesentlich ändert. 

Die im stillen und indischen Ocean verbreitete Art ist auch von 
der Ostküste Afrikas längst bekannt. 


il. Holothuria parva Krauss. 

Von dieser von mir?) beschriebenen Art, die ich unter obigem Museums- 
Namen im Stuttgarter Naturalien-Cabinet vorfand, liegen mir 2 Exemplare 
vor. Die Größe beträgt 8,7 cm bei emer Dicke von 2 cm und 7 cm bei 
1,5 cm Dicke. Fundort: 1806, Ras Muhesa bei Pangani, 8. XI. 1889. 

Die zarten Füßchen stehen auf dem Bauch zahlreicher als auf dem 
Rücken; die sehr gut erhaltenen Exemplare sind von dunkelbraunroter 
Färbung. Bei dem einen finden sich auf dem Rücken zwei Reihen schwarz- 
violetter, rundlicher Flecken. 

In der Anatomie stimmen beide Exemplare überein; der Kalkring 
gleicht, wie schon in meiner Beschreibung erwähnt, dem von Holothuria 
glaberrima Sel.?). Beide Exemplare besitzen eine Poli’sche:Blase und 
einen Steinkanal, während mein Originalexemplar 3 Poli’sche Blasen hatte. 
Zum Vergleich öffnete ich jetzt auch noch das zweite Originalexemplar, 
welches sich im Besitz von nur einer Poli’schen Blase und eines Stein- 
kanals den neu vorliegenden Stücken anschließt. Die Poli’sche Blase mißt 
beim größten Exemplar 19 mm, beim zweiten 15 mm; ganz auffallend ist 


1) In Semon, 1. c. p. 103. 
2) Seewalzen, p. 246 f., Fig. 38. 


3) Beiträge zur Anatomie und Systematik der Holothurien. Leipzig, W. Engelmann. 
1867. Fig. 57. 


(5 7) Ostafrikanische Holothurien. 9 


die Länge des Steinkanals, die beim ersteren Exemplar 48 mm, beim 
zweiten 43 mm beträgt. Auch bei den wesentlich kleineren Original- 
exemplaren (5 cm) ist die Länge des Steinkanals mit 13 und 16 mm eine 
ziemlich bedeutende. Das eine Stuhlmann’sche-Exemplar wurde auch auf 
Cuvier’sche Organe untersucht, die sich als sehr kleine in einem Büschel 
vereinte Schläuche vorfanden. Wie einige bei dem zweiten Exemplar aus 
dem After hervorragende Fäden beweisen, ‚sind sie auch hier vorhanden. 
Mein Originalexemplar hatte die Eingeweide ausgeworfen; das zweite 
intacte Exemplar konnte ich damals nicht genügend anatomisch unter- 
suchen; ich kann jetzt nachträglich constatiren, daß sich auch bei diesem 
Cuvier’sche Organe in gleicher Weise, wie erwähnt, vorfinden. Es stimmen 
somit alle 4 Exemplare mit Ausnahme der Variation in der Zahl der 
Poli’schen Blasen in allen sonstigen Merkmalen völlig überein. Die Art 
war bisher nur von Natal bekannt. 

Ludwig‘) betrachtet diese Art zusammen mit Holothuria glaberrima 
Sel.?), erinaceus Semp. ?), erinaceus, var. pygmaea Semp.') als 
synonym mit lubrica sel.’). Ich bedaure, mich dieser Auffassung nicht 
anschließen zu können. Ich selbst°) habe allerdings früher die Vermuthung 
ausgesprochen, daß erinaceus mit der var. pygmaea, sowie 
glaberrima und lubrica sich als identisch erweisen dürften, muß aber 
meine Ansicht im Folgenden etwas modificiren. 

Besonders ähneln sich die Kalkkörper von glaberrima Sel. (Fig. 1 a) und 
erinaceus (Fig. 1b) Semp.; es sind dies Stäbchen, deren Charakteristicum 


a. Fig. 1. b. 


I!) Die von $. Chierchia auf der Fahrt der Kgl. Ital. Corvette ‚„Vettor Pisani‘ 
gesammelten Holothurien in: Zool. Jahrb. II, p. #£. 

2) Beiträge, 1. c., p. 328, Fig. 57, 58. 

3) Holothurien, p. 91 f., Taf. XXX, Fig. 23, 24. 

*) Holothurien, p. 91f., Taf. XXX, Fig. 24a. 

5) Beiträge 1. c., p. 329, Fig. 59, 60. 

6) Seewalzen, p. 91, Anmerkung. 


10 Prof. Dr. K. Lampert. (58) 


ist, daß sie an den Enden sich erweitern und durchbrochen sind; sie gleichen 
fast völlig den stäbchenförmigen Körpern der Mülleria echinites. Häufig 
finden sich auch, besonders bei den Kalkkörpern der glaberrima an den 
Seiten Ausbuchtungen mit zarten Spangen und großen Löchern, so daß 
unregelmäßige gegitterte Plättchen mit starkem Mittelstück entstehen können; 
oft stehen nur eimige Dornen an den Seiten. Die Länge dieser Stäbchen 
fand ich bei glaberrima im Durchschnitt 105 u, bei erinaceus 63 u; häufig 
sind sie bei glaberrima etwas gebogen. Obwohl die Größendifferenz der 
Kalkkörper bei den erwähnten Arten, wie auch die Zeichnung ergiebt, eine 
constante ist, haben sie doch so unverkennbar den gleichen Typus, daß ich 
diese beiden Arten im weiteren Hinblick auf ihre sonstige anatomische 
Uebereinstimmung als identisch betrachten oder höchstens als Variätäten 
trennen möchte. Hierher gehört dann auch die Varietät pygmaea von 
erinaceus, die sich nach Semper von der Stammform durch den Besitz 
stühlchenförmiger Körper in der Jugend unterscheidet. 

Dagegen führt mich eine erneute Durchsicht der Präparate und Ver- 
gleich der Beschreibungen dazu, lubrica als gute Art anzuerkennen. Die 
stäbchenförmigen Kalkkörper (Fig. 2), deren durchschnittliche Größe 65 bis 
70 u bei 14—17 u Breite beträgt, tragen größere 
und kleinere Dornen und sind ferner völlig rauh; 
sie sind meist gebogen, hie und da am Ende 
auch gegabelt, bilden aber keine durchbrochene 
Erweiterungen an den Enden, wie dies bei 
glaberrimaund erinaceus die Regelist. Bei 
den letzteren Arten können die Stäbchen, wie er- 
wähnt, zwar auch einige Dornen tragen, sind aber 
im übrigen ganz glatt, ein markanter Unterschied 
zu den rauhen Körpern von lubrica. Ferner 
betont Selenka den Mangel der Cuvier’schen 
Schläuche, doch hat Ludwig bei seinen in oben angeführter Arbeit 
erwähnten Exemplaren, wenn es sich hiebei wirklich um die echte lubrica 
handelt, diese Organe nachgewiesen. 

DieKalkkörper vonHolothuriaparva endlich (Fig.3) weichen wiederum 
wesentlich von denen der erwähnten Arten ab. Es sind Stäbe, die aber nie 
gebogen und niemals an den Enden erweitert und durchbrochen sind. Sie 
besitzen kräftige auf breiter Basis sich erhebende spitze Dornen, sind aber nicht 
rauh wie bei lubrica. Sie treten in zweierlei Formen auf; entweder sind sie 
schmäler, im Durchschnitt bei 55—65 u Länge nur 16 u breit und besitzen 
spitze Dornen, oder sie sind sehr gedrungen; bei einer Länge von nur 50 u 
im Durchschnitt beträgt die Breite 22 u. Die Dornen sind bei dieser 
Form auch plumper. Diese gedrungene Form ist der Zahl nach bedeutend 
überwiegend. Die erstere erscheint bedeutend lichtbrechender, was in der 


Fig. 2. 


(5 9) Östafrikanische Holothurien. 11 


Zeichnung durch stärkere Conturen seinen Aus- 
druck findet. Die charakteristischen Körper sind 
in ihrer Bildung so constant, daß ich keine zu 
lubrica oder glaberrima hinführende Ueber- 
gangsformen finden konnte. 

Unzweifelhaft gehören alle die erörterten 
Arten dem gleichen Formenkreis an, allein die 
Verschiedenheit der Kalkkörper, wie sie uns 
die Zeichnungen (Fig. 1—35), die Dr. Voßeler 
anzufertigen die Güte hatte, vor Augen führen, 
läßt es mir richtiger erscheinen, wenigstens 
drei Arten noch auseinander zu halten: glaberrima Sel. = erinaceus 
Semp., lubrica sel. und parva Krauß. Ich halte dies für um so an- 
gezeigter, als wenigstens die vier mir vorliegenden Exemplare von parva 
Krauß im der Größe von 5—8,7 cm unter sich in der Form der Kalkkörper 
völlig übereinstimmen. 


Im Besitz der Cuvier’schen Organe schließt sich parva an die von 
Ludwig in oben genannter Arbeit als lubrica aufgeführten Exemplare an, 
welche von Panama stammen. 

12. Stichopus variegatus Semper. 

Zwei Exemplare 15 und 20 cm lang. Fundort: 1330, Sansibar, 
Bueni-Riff, „schmutzig grau, grün braun“ 31. VII. 1889; 1719, Kokotoni, 
Sandbank vor Muanda, 13. IX. 1889. 

Verbreitet im stillen und indischen Ocean. 


13. Mülleria echinites Jaeger. a 

Drei Exemplare von 4 cm, 7 cm und 19 cm Länge. Fundorte: 608, 
Sansibar, Insel Changu bei Sansibar, 1. XII. 1888; 1173, Bueni, 
2. VII 1889; 1510, Tumbatu, 28. VII. 1889. 

Bei den beiden kleineren Exemplaren stehen die Bauchfüßchen in 
Reihen. Beide Stücke besitzen je eine Poli’sche Blase, Steinkanäle sind bei 
dem kleineren Exemplar drei vorhanden, bei dem 7 cm großen 
mindestens 30; sie sind sehr klein; das größte Exemplar wurde nicht 
geöffnet. Stiller und indischer Ocean. 

14. Mülleria mauritiana. Quoy & Gaim. 

Ein Exemplar 14 cm. Fundort: 1254, Insel Bueni, Riff, 17. VU. 1889, 
„graubraun, dunkler gesprenkelt, Bauch heller.“ Der Rücken im Spiritus 
kastanienbraun, der Bauch aber ganz weiß, hauptsächlich gegen den After zu, 
auch die Endscheibe der Füßchen und das letzte Drittel derselben sind weiß, 
und nur die ersten zwei Dritteile der Füßchen braun. Sluiter‘) erwähnt 


1) Die Evertebraten aus der Sammlung des K. naturwissenschaftlichen Vereins 
in Niederländisch Indien ete. ]. c. 


12 Prof. Dr. K. Lampert. (60) 


ebenfalls ein Exemplar mit milchweißem Bauch, doch waren die Füßchen 
und deren Endscheiben braun. Stiller und indischer Ocean. 


15. Cucumaria crueifera Semper. 

2% Exemplare, tonnenförmig, das eine 2 cm lang, 1,3 cm dick, die 
10 bräunlichen reichverzweigten Tentakel sind bei diesem Exemplar alle 
ausgestreckt, die Füßchen eingezogen. Farbe hellbräunlich. Fundort: 
1765, Insel Changu, 1. XI. 1889. Das zweite Exemplar mißt 1,5 cm in 
der Länge, 0,5 cm in der Dicke. Die Tentakel sind bei diesem Exemplar 
eingezogen, die Füßchen dagegen ausgestreckt und stehen, wie schon 
Semper‘) bei der Aufstellung der Art hervorgehoben und Ludwig?) be- 
stätigt hat, in den Ambulacren des Triviums in mehrfachen Reihen, im 
Bivium nur in einer Doppelreihe. Die Farbe des Tieres ist dunkelbraun, 
die Füßchen weißlich. Fundort: 1035—1037, Sansibar, Strandriff. 

Das letztgenannte Exemplar wurde zur Untersuchung geöffnet. Die 
Verhältnisse des Kalkringes, der Poli’schen Blase und des Steinkanals, beide 
in der Einzahl vorhanden, der Geschlechtsschläuche und der Insertion der 
Rückziehmuskeln sind die gleichen, wie Ludwig sie angegeben. 

Die kurze Beschreibung Semper’s ist durch Ludwig wesentlich ergänzt 
worden. Unter den Kalkkörpern bildet Semper (Fig. 1b) kleine braune 
Körperchen ab, wie sie ganz in gleicher Form z. B. bei Mülleria-Arten 
vorkommen. Ludwig konnte diese Körperchen nicht finden und glaubt daher 
an eine Verwechselung der Figurenbezeichnung, da die Unterschrift der 
Semper’schen Tafel allerdings an Druckfehlern das Mösglichste leistet 
(crucifer statt crucifera, 2 und 3 verwechselt, Phyone statt Thyone); allein 
meine Präparate des erst genannten Exemplars bestätigen mir die Richtig- 
keit der Abbildung Semper’s; ich fand diese Kalkkörperchen ebenfalls vor; 
da sie. den andern großen Platten und kreuzförmigen Körpern gegenüber 
fast verschwindend klein und auch nur in geringer Zahl vorhanden sind, 
mögen sie übrigens leicht der Beobachtung entgehen. Im zweiten Exemplar 
jedoch konnte ich trotz genauen Suchens- diese Körperchen nicht finden. 
Auch die andern Kalkkörper, besonders die kreuzförmigen Körper waren 
hier in geringerer Anzahl und in schlechter Ausbildung vorhanden, sie 
waren viel kleiner und sahen häufig wie angefressen aus. Ob dies auf der 
Individualität des Tieres beruht, oder ob die Kalkablagerungen durch die 
Art der Conservirung gelitten hatten und die kleinen Körperchen hierbei 
ganz zerstört worden waren, kann ich nicht entscheiden. Der Spiritus 
zeigte keine saure Reaction. 

Die interessante Art war bisher nur zweimal gefunden worden, einmal 
in Aden (3 Exemplare) und einmal (1 Exemplar) in Sansibar. 


1) Die Holothurien Ostafrikas in: v. d. Decken, Reisen in Ostafrika, Bd. III, 1869, 
pag. 121, Fig. la—c. 
2) Drei Mitteilungen etc., 1. c. p. 19, Fig. 5—11. 


(6 1 ) Östafrikanische Holothurien. 13 


16. Orcula eucumiformis Semper. 

Es liegen mir 6 Exemplare dieser Art vor; die Farbe derselben ist 
durchweg: violettschwarz. Größe: 1,7 cm; 1,9 cm; 2,5 cm; 2,8cm; 2,8 cm; 
3.cm.  Kundort 1158, Baui, 29. VI. 1889. 

Bei 4 Exemplaren sind die Tentakel ausgestreckt und ausnahmslos 
in der Zahl 15 vorhanden; die kleinen Tentakel sind etwas nach innen 
gerückt. In der Anordnung der Füßchen stimmen die Exemplare völlig 
mit Semper’s Angaben!) überein. In den Radien stehen zwei Reihen 
großer Füßchen; in den Interradien dagegen finden sich nur vereinzelte 
Füße, bei dem einen Exemplar mehr, bei dem andern weniger, bei dem 
einen Exemplar machen sogar die Interradien einen ganz nackten Eindruck. 
Die von Troschel aufgestellte Gattungsdiagnose „Füßchen über den Körper 
gleichmäßig zerstreut“, welche neuerdings von Zudwrg?) in einer Zusammen- 
fassung der dendrochiroten Gattungen mit mehr als 10 Tentakel reproducirt 
wurde, stimmt also nicht ganz, und muß zum mindesten erweitert werden 
durch den Zusatz „oder in den Ambulacren in deutlichen Reihen, in den 
Interambulacren verstreut“. Das Charakteristische der Gattung ist jedenfalls 
die Tentakelzahl. Der Kalkring stimmt mit der Abbildung Sempers, ebenso 
die Kalkkörper mit dessen Angaben. Gleich diesem Autor fand ich in 
den Füßchen außer den Endscheiben Stützstäbe mit durchbrochenen Enden 
und kleine krause Körper, wie sie bei manchen Mülleria-Arten vorkommen; 
letztere sind übrigens sehr selten. Die Platten, welche Semper nicht abbildet, 
gleichen völlig denen von Pseudocucumis Theeli Ludwig’), welche Art 
dieser Autor später selbst als synonym mit Cucumaria africana Semper 
und assimilis Dell erklärt hat?). Ergänzend zu Semper’s Beschreibung und 
meiner Wiedergabe derselben füge ich bei, daß eine Poli’sche Blase und ein 
festgelegter Steinkanal vorhanden sind. 


Orcula cucumiformis war bis jetzt bekannt von Australien und den 
Seychellen. 


17. Pseudocucumis africana Semper. 
2 Exemplare von 1,6 cm und 2cm Länge. Fundort: 1089, Baui, Rifferund 
unter Blöcken, 26. VI. 1889; „bräunlich“. Farbe im Spiritus violettschwarz. 
Die Species wurde von Semper?) als Cucumaria beschrieben, Ludwig 
führte sie, wie schon erwähnt, unter dem Namen Pseudocueumis Theeli 
in ausführlicher Beschreibung zunächst als neue Art in die Litteratur ein®), 


1) Holothurien, p. 244, Taf. XII, Fig. 8. 9. 

2) Drei Mitteilungen ete., 1. c. p. 25. 

3) Drei Mitteilungen ete., l. c. Fig. 13. 

*) Die von Dr. J. Brock im Indischen Archipel gesammelten Holothurien. Zool. 
Jahrb., herausgeg. von Spengel, Bd. III, 1888, p. 815 £. 

5) Holothurien, p. 53, Taf. XV, Fig. 16. 

6) Drei Mitteilungen ete., 1. c. p. 20--25, Fig. 12—16. 


14 Prof. Dr. K. Lampert. (62) 


um diese später mit Cucumaria africana Semper und Cucumaria 
assimilis Bell!) zu identifieiren?). Ich glaube, daß Ludwig mit Aufstellung 
dieser Synonymik das Richtige getroffen hat. Auch Köhler?) hat sich Ludwig 
angeschlossen. Bezüglich der mir vorliegenden Exemplare muß ich betonen, 
daß ich eine Zählung der Tentakel unterlassen habe, da sie bei beiden 
Exemplaren eingezogen waren und ich den Schlundkopf nicht öffnen wollte. 
Die völlige Uebereinstimmung der Kalkablagerungen, des Kalkrings, des 
Besitzes einer Poli’schen Blase und eines Steinkanals bei dem einen darauf 
hin untersuchten Exemplar lassen mich jedoch nicht zweifeln, daß ich die 
von Ludwig genau beschriebene Art vor mir habe. Gleich Zudwig ist auch 
mir die große Aehnlichkeit zwischen der vorliegenden Art und Orcula 
cucumiformis aufgefallen. Sie erstreckt sich übrigens auch auf die haupt- 
sächlichsten Kalkkörper der Haut, indem ich die großen Platten der Haut, 
wie schon erwähnt, bei beiden Arten ganz gleich fand. Die Zahl der 
Tentakel jedoch wie das Uebertreten der Füßchen auf die Interambulacren 
bedingt sogar bis auf Weiteres eine generische Trennung der beiden Formen, 
so unverkennbar auch ihre nahe Verwandtschaft ist. 


Mit Zweifeln schließe ich hier auch eine weitere mir vorliegende kleine 
dendrochirote Holothurie von 1 cm Größe an, die im Aeußern sowie in 
der Anatomie zwar völlig mit Pseudocucumis africana überein- 
stimmt (die Tentakel waren auch hier eingezogen), allein nur sehr unaus- 
gebildete Kalkkörper hat; dieselben gleichen den Anfangsstadien der bei 
afrıcana vorhandenen Platten und machen den Eindruck, als ob sie durch 
ein chemisches Agens angegriffen wären; sie sind aber ferner in äußerst 
geringer Zahl vorhanden und anderweitige Ablagerungen fehlen. Es wäre 
nicht unmöglich, daß es sich hier um ein Jugendstadium handelt. 


Pseudocucumis africana ist bis jetzt gefunden im Mergui-Archipel 
(Elphinstone-Island), bei Amboina, bei Querimba, Mauritius und Sansibar. 

Es sei mir gestattet, hier einige Worte beizufügen über die von 
Ludiwig’) geschaffene Abgrenzung der Gattungen dendrochiroter Holothurien 
mit mehr als 10 Tentakeln. Ich habe oben nur nebenbei erwähnt, daß bei 
Orcula cucumiformis Scmp. die kleineren Tentakel etwas nach innen 
gerückt seien und habe schon hiermit angedeutet, daß ich auf die Bildung eines 
zweiten, inneren Tentakelkreises nicht mehr den gleichen systematischen 
Werth lege, wie früher. Ich schließe mich Ludwig an, indem ich die beiden 


t) On the Holothurians of the Mergui Archipel: Journ. L. Soc. Zool. Vol. XXI, 
1886, p. 27, pl. I, Fig. 4. 

2) Die von Dr. Brock gesammelten Holothurien ete., 1. c. p. 815 £. 

3) Echinodermes de la Baie d’Amboine: Revue Suisse de Zoologie et Annales 
du Musde d’Histoire naturelle de Geneve. T. III, 1895, p. %76 f. 

4) Vgl. besonders Bronn’s Klassen und Ordnungen des Tierreichs I, Bd. 3. 
Abteilung Echinodermata, bearbeitet von Prof. Dr. Ludwig. 


(6 3) Ostafrikanische Holothurien. 15 


von mir!) vorgeschlagenen Untergruppen Monocycelia und Amphicyclia 
fallen lasse. Ludwig nimmt unter Einziehung verschiedener Gattungen, 
wie z.B. Thyonidium Düb. und Koren, Amphicyclus Bell, Eueyclus 
Lamp. unter den Cucumaria ähnlichen Holothurien mit 15 und 
mehr Fühlern folgende Gattungen an: ÖOrcula, Phyllophorus, 
Pseudocucumis, Actinocucumis. Wir, sehen, daß Orcula von 
diesen Gattungen die eimzige ist, welche’ eine bestimmte Zahl von 
Tentakeln (15) besitzt, während bei allen anderen Gattungen die über 15 
hinausgehende Zahl der Tentakel schwankt. Daß auch die Anordnung 
der Tentakel eine schwankende sein kann, ist heute ebenfalls erwiesen; 
ich glaube ferner, besonders gestützt auf die vorliegenden Exemplare von 
Orcula cucumiformis, daß ebenso die Anordnung der Füßchen sich 
als ein schwankender Charakter herausstellen wird. So lange wir keine 
zusammenhängenden Variationsreihen besitzen, müssen wir aber natürlich 
die differenten Formen durch Namen unterscheiden. 


Alle systematische Gruppirung der polychiroten Dendrochiroten erscheint 
mir zwar nur ein Augenblicksbehelf, um so mehr als von diesen in hohem 
Grade interessanten Formen immer nur wenige Exemplare von den einzelnen 
Arten und selbst Gattungen bekannt und untersucht sind. Wir finden 
diesen Teil des Stammes der Cucumariidae augenschemlich in fluktuirender 
Bewegung und der Systematik wird es zunächst unmöglich, mit scharfem 
Umriß Gattungen und Arten von einander zu isoliren. Unsere Aufgabe 
muß demgemäß sein, bei einem jedem Exemplar die charakteristischen 
Merkmale zu schildern, die Aehnlichkeit und Unähnlichkeit mit augen- 
scheinlich verwandten Formen hervorzuheben; auf diese Weise entstehen 
Formenkreise, von denen wir heute noch nicht wissen, ob sie sich als 
ausgedehnte Variationen einer Art erweisen werden oder in verschiedene 
sog. gute Arten zerfallen. Hierbei dünkt es mich im Princip 
angezeigt, Exemplare, die besondere Merkmale zeigen unter Hervorhebung 
der ähnlichen Arten, mit eigenem Namen zu bezeichnen und so den Fach- 
genossen auf diese Form aufmerksam zu machen; selbst auf die Gefahr 
hin, daß diese Namen später wieder eingezogen werden müssen, halte ich 
dieses Princip für richtiger, als wenn eine in dem einen oder anderen 
Punkt abweichende Form unter dem Namen einer längstbekannten Art für 
weitere Beachtung verschwindet. 


Speciell unter diesem Gesichtspunkt möchte ich — wenigstens bis auf 
Weiteres — für die Aufrechthaltung der von mir?) aufgestellten Gattung 
Eucyclus plaidiren. Ich verkenne durchaus nicht, daß der von Ludwig 
vorgeschlagenen Vereinigung mit der Gattung Phyllophorus auf Grund der 


1) Seewalzen, p. 18. 
2) Seewalzen, p. 290 ff. 


ws 


16 Prof. Dr. K. Lampert. (64) 


erweiterten Diagnose dieses Genus eine gewisse Berechtigung zukommt. 
Bei keiner Holothurie jedoch habe ich die Trennung in einen inneren 
und äußeren Tentakelkreis mit paarweiser Anordnung der größeren 
Tentakel in den Interradien, der kleineren in den Radien auch nur 
annähernd so scharf durchgeführt gesehen, wie bei Eucyclus und ich kann 
nur das in meiner Holothurien-Monographie Gesagte wiederholen, daß hier 
die Bildung zweier in jeder Weise conformer und äquivalenter Kreise in 
vollem Maße erreicht ist. Ich muß es daher für angezeigt erachten, diese 
Form, in welcher eine bei allen anderen verwandten Gattungen auffällig 
vorhandene Tendenz ihr Ziel erreicht hat, auch mit einem eigenen Namen 
auszuzeichnen. 

Als Artnamen hatte ich duplicatus gewählt. In einem hieran an- 
knüpfenden Wortspiel bezeichnet Zudwig') die neue Art als Duplicat, indem 
er sie für identisch mit Thyone chilensis Semper hält. Ich selbst habe 
mehrfach hervorgehoben, daß die neue Art „in Allem völlig“ Thyone 
chilensis gleicht, und daß es mir nur nicht wahrscheinlich dünken wollte, 
daß Semper den inneren Tentakelkreis übersehen habe. Die Möglichkeit 
dieses Fehlers ist natürlich vorhanden und sowie derselbe durch Unter- 
suchung des Orginalexemplars nachgewiesen ist, muß die Species duplicatus 
selbstverständlich fallen; bis dorthin aber ist die Discussion hierüber 
ziemlich müßig. 
i8. Synapta Beselii Jaeg. 

1 Exemplar von 61 cm Länge. Fundort: 1366, Sansibar, Bueni, 
31. VII. 89, Färbung im Leben „grau, etwas bräunlich“, im Spiritus 
bräunlich. 

Die Art ist im ganzen indischen und stillen Ocean weit verbreitet. 


19. Synapta serpentina J. Müll. 

5 Exemplare, davon 2 nur Bruchstücke, Fundort: 1366, Sansibar, 
Bueni, 31. VII. 89, „rostrot-fleischfarben, Tentakel bald rosa, gewöhnlich 
grünlich-grau“. 1 Exemplar, Fundort: 1336, Sansibar, Bueni, 31. VII. 89. 

Das größte vorliegende Exemplar ist 47 cm lang. Bei den 5 Exem- 
plaren der Nr. 1366 ist die Färbung ziemlich die gleiche: ein schmutziges 
Gelbbraun; die untere Seite des Tieres ist heller und auf der oberen 
dunkleren Seite ziehen sich über die ganze Länge des Körpers zwei 
schwärzliche Längsstreifen hin, die bei 3 Exemplaren sehr in die Augen 
fallen, bei zweien undeutlich sind. Die Anatomie stimmt völlig mit den 
Angaben der Autoren über serpentina überein: Poli’sche Blasen und 
Stemkanäle sind in großer Anzahl vorhanden; die aufsteigenden Aeste 
des Kalkrings sind fast so hoch wie die Stücke des Kalkrings; die Geschlehts- 
schläuche sind geteilt. Von diesen 5 Exemplaren besitzen 2 Exemplare 


1) Drei Mitteilungen, 1. c. p. 24. 


u 


(6 5) Ostafrikanische Holothurien. 17 


15 Tentakel, eines 14, eines 16; bei einem konnten sie nicht gezählt 
werden. Die kleinen Verschiedenheiten in der Tentakelzahl bieten nichts 
Auffallendes. Auch Ludwig ') erwähnt von dieser Art ein Exemplar mit 
nur 13 Tentakel.e Das Exemplar Nr. 1336 mit einer Länge von 15 cm 
weicht beim ersten Anblick in der Farbe bedeutend ab, es ist völlig hell, 
besonders die Bauchseite ist fast milchweiß,/ der Rücken nur einen Ton 
gelblicher, von den dunklen Längsstreifen ist nur am Hinterrande des 
Tieres eine Andeutung zu bemerken. Das Exemplar scheint in anderer 
Weise als die übrigen conservirt zu sein; es ist nirgends contrahirt, 
sondern völlig ausgestreckt, die Haut in Folge dessen sehr dünn. Die 
Tentakel, deren zahlreiche Fiederchen ziemlich eingezogen sind, sind in 
der Zahl 17 vorhanden, 3 von denselben sind bedeutend kleiner und auch 
unter sich verschieden groß und ein weiterer Tentakel ist nur rudimentär als 
Stummel vorhanden. Sluiter ?) giebt ein ähnliches Verhältniß von seiner 
Synapta Kallipeplos an. In der Anatomie, (Poli’sche Blasen, Stein- 
kanäle, Kalkring, Geschlechtsschläuche) stimmt das Exemplar völlig mit 
den erwähnten 5 Exemplaren der No. 1366 überein. 

Wie diese Beschreibung der Exemplare ergiebt, weichen dieselben 
etwas von serpentina ab, da bei dieser die Zeichnung nach Sluiter °) 
sehr constant sein soll und in breiten dunklen Bändern besteht, die auf 
heller, grünlich-grauer Grundfarbe sich zeigen. Die völlige Ueberein- 
einstimmung in der Anatomie und in der Form der Kalkkörper verhindert 
mich jedoch, die Verschiedenheit in der Färbung als hinreichenden Grund 
zur Abtrennung dieser Exemplare zu betrachten. Besonders bei Spiritus- 
exemplaren kann die Färbung leicht Verschiedenheiten aufweisen und die 
obigen Angaben Stuhlmanns sprechen dafür; daß auch im Leben Ver- 
schiedenheiten auftreten.. Außerdem konnte noch grisea Semper °) in 
Betracht kommen. Die Form des Kalkrings läßt mich die Tiere zu 
serpentina stellen; die beiden Arten sind übrigens jedenfalls, wie von 
allen Autoren angenommen wird, sehr nahe verwandt. Die Hirseplättchen 
sind ausserordentlich zahlreich aber ganz gleichmäßig verteilt, während 
Semper ’) angiebt, daß bei grisea die blaugrauen Flecken dieser Art 
lediglich durch maßenhafte Anhäufung der Hirseplättchen hervorgebracht 
werden. 

Syn. serpentina ist vom ostindischen Archipel und der ost- 
afrikanischen Küste bekannt. 


It) Die von Dr. Brock gesammelten Holothurien, 1. ce. p. 818. 

2) Die Evertrebraten aus der Sammlung des K. naturwissenschaftlichen Vereins 
aus Niederl. Indien in Batavia, l. c. p, 217f, Tfl. I, fig. 43. 

3) Ebendaselbst p. 214. 

*#) Holothurien p. 11f, TA. IV, fig. 6, 7. 

5) Holothurien p. 12 (in der Beschreibung seiner glabra). 


18 Prof. Dr. K. Lampert. (66) 


20. Synapta ooplax v. Marenzeller. 

Etwa 60 Exemplare. Fundort: 1446, Kokotoni, 19. VIII. 1889 und 
2 Exemplare ohne No. Die Größe schwankt zwischen 2 und 72 cm. Farbe 
in Spiritus weißlich. 

Die Auffindung dieser bisher nur von Japan bekannten Form an der 
Küste Ostafrikas ist sehr auffallend, da mir von dazwischen liegenden 
Punkten bis jetzt nichts bekannt ist. Die genaueste Untersuchung mehrerer 
Exemplare läßt mich jedoch die vorliegenden Stücke nur mit der von 
v. Marenzeller') beschriebenen Art identifizieren. Die Kalkkörper ent- 
sprechen völlig der von v. Marenzeller gegebenen Zeichnung und Beschreibung 
und auch die für ooplax angegebene Verschiedenheit in dem Längen- 
verhältnis von Anker zur Platte, je nach dem Vorder- oder Hinterende 
.des Tieres findet sich bei den ostafrikanischen Exemplaren, wenn gleich 
hier einige Abweichungen zu konstatieren sind. v. Marenzeller giebt die 
Länge der „mehr oder minder eiförmigen“ Platten auf 94—109u an und 
bemerkt, daß sie nur wenig differieren, die Anker dagegen ganz im vorderen 
Leibesende viel kürzer als anderwärts sind; hier seien dieselben nur weniges 
länger als die Platten, nämlich 113—119 u, während die gewöhnliche Länge 
nahezu zweimal die der Platte beträgt. Ich finde, wie v. Marenzeller, im 
Vorderende des Körpers die Anker nur wenig länger als die Platten, 
erstere nämlich 124 u, die Platten 110 u, im Hinterende sind die Anker, 
ebenfalls ». Marenzeller’s Beschreibung entsprechend, doppelt so lang wie 
die Platten, aber nicht die Größe der Anker hat sich verändert, 
welche ich hier mit 120 « messe, sondern die Platten sind bedeutend 
kleiner, indem sie nur 60 u betragen. 

Bei einem Exemplar der gleichen Art, welches mir durch die Güte 
des Herrn Prof. Dr. Döderlein im Straßburg von Japan zur Verfügung 
steht und welches ich mit anderen vom gleichen Forscher in Japan 
gesammelten Holothurien in einiger Zeit zu publizieren hoffe, finde ich 
die Verhältnisse ganz ähnlich: im Vorderende des Tieres messen die Platten 
115 u, die Anker 140 u, im Hinterende die Platten 90 u, die Anker 140 u. 
Falls nicht v. Marenzeller in semen Angaben ein Irrtum untergelaufen ist, 
so sind doch diese Verschiedenheiten jedenfalls keineswegs genügend, 
um die Zurechnung unserer Exemplare zu ooplax zu bezweifeln. Die 
Löcher der Platten finde ich wie v. Marenzeller gezähnt oder zahnlos, und 
zwar scheint dies individuell verschieden zu sein, indem ein Exemplar viele 
Platten mit ungezahnten Löchern aufweist, ein anderes in der Mehrzahl 
gezähnte, bei allen aber finden sich beide Formen. Die Form der Anker 
wie die der bisquitförmigen Plättchen m den Radien und der Kalkkörper 


1) Neue Holothurien von Japan und China in: Verhandl. d. K. K. zoolog.-botan. 
Gesellschaft in Wien. 31. Bd. 1881, p. 122f. Taf. IV, Fig. 1. 


(6 7) Östafrikanische Holothurien. 19 


in den Tentakeln entspricht genau v. Marenzeller’s Darstellungen. Das 
Gleiche gilt von der Anatomie. Die zwölf Tentakel besitzen ein unpaares 
Fiederchen und seitlich je 4, selten 5 Fiederchen. Der Kalkring zeigt 
die von v. Marenzeller abgebildete Form. Die Poli’sche Blase ist in der 
Einzahl vorhanden, ebenso der sehr kleine’ Steinkanal, der in seiner ganzen 
Länge festgelegt ist. Die Gesehlechtsschläuche sind nur wenig verzweigt. 
Bei den geöffneten Exemplaren fand ich die bekannte Darmschlinge der 
Synaptiden nur sehr wenig entwickelt, der zweite Darmast betrug in seiner 
Länge nur wenig Millimeter, und manchmal schien der Darm, wenn das Tier 
sehr ausgestreckt war, völlig gerade. In Folge dessen ist das Mesenterium 
dieses zweiten Darmastes (linker dorsaler Interradius) nur rudimentär. 
Gerade hier aber sitzen vom Vorderende bis zum Hinterende des Tieres 
dicht gedrängt in mehrfachen Reihen.auf dem Interradialfeld die Wimper- 
trichter, nicht in Wimperbäumchen vereint, sondern einzeln. Ihre Form 
ist etwas lang gestreckter, als gewöhnlich, völlig an Stentor coeruleus 
erinnernd. Im mittleren dorsalen Interradius, in welchem das Mesenterium 
des ersten Darmschenkels von der Umbiegungsstelle des Darms an 
rudimentär nach hinten zieht, finden sich erst von hier Wimperorgane, 
die sehr vereinzelt stehen, aber ebenfalls am Interambulacralraum aufsitzen. 
Im Interambulacralraum des Mesenteriums des dritten Darmastes finden 
sich gar keine Wimperorgane, ebensowenig am Mesenterium selbst. Die 
Art wurde bisher, wie erwähnt, nur von Japan gesammelt. 

Auf der Etiquette des einen Glases mit Synapta ooplax hat 
Dr. Stuhlmann bemerkt: „dazu parasit. Muschel“. Es sei hier nur 
darauf hingewiesen, daß Dr. Voeltzkow') auch in einer an der Nordspitze 
Sansibars gesammelten noch nicht bestimmten Holothurie eine im Darm 
schmarotzende Muschel gefunden hat, die er Entovalva mirabilis nannte. 


21. Chirodota rufescens Brandt. 

1 Exemplar. Fundort: 1373, Kokotoni, Tumbatu, 15. VIII 1888. 

Die Länge des Tieres beträgt 4'e cm; die Farbe im Spiritus violett, 
ähnlich wie sie Semper von seiner panaensis angiebt, welche rufescens 
überhaupt sehr nahe steht; das Exemplar besitzt jedoch 18 Tentakel mit 
.22 Fiederchen und gehört also zu rufescens. 

Die Art ist von der chinesischen See, den Philippinen und dem ost- 
indischen Archipel von verschiedenen Fundorten bekannt. i 
22. Chirodota Stuhlmanni n. sp. 

1 Exemplar. Fundort: 1506, Tumbatu, 24. VIII. 89, 8 cm lang. 

12 Tentakel mit 13 Fiederchen. Rädchenpapillen gleichmäßig über 
den ganzen Körper verstreut und sehr zahlreich. Rädchen von wechselnder 


b) Entovalva mirabilis, eine schmarotzende Muschel aus dem Darm einer Holothurie 
in Zoolog. Jahrbücher (Spengel) Abtheil. f. Systematik 5. 1891, p. 619—628, Taf. 42. 


90 Prof. Dr. K. Lampert. (68) 


[2 


Größe. Außer den Rädchen gerade Stäbe mit feinstacheligen, verdickten 
Enden; Stäbchen größer als die Rädchen und auf die Radien beschränkt. 
19 Poli’sche Blasen von verschiedener Größe in einem Bündel zusammen- 
stehend. 1 kleiner festgelegter gewundener Steinkanal. Geschlechtsschläuche 
wenig verzweigt. Kalkring mit 12 Gliedern. Farbe (in Spiritus) gelblich 
mit weißen Tuberkeln (Rädchenpapillen), die in der Mitte einen rostroten 
Punkt tragen. 

Ich kann diese Chirodota mit keiner der bekannten Arten identifiziren 
und gestatte mir, sie ihrem Entdecker zu widmen. 

Am nächsten steht sie unzweifelhaft Chirodota rigida Semper'), doch 
unterscheidet sie sich schon äußerlich dadurch, daß die Rädchenpapillen 
in größter Anzahl völlig gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt sind; 
ohne eine Spur von Reihenanordnung stehen sie ebenso auf den Ambulacren 
wie Interambulacren in ziemlich gleichmäßigen Abständen. Schon mit 
bloßem Auge zu erkennen, erscheinen sie als kleine weißliche Tuberkel, 
die im Centrum einen winzigen rostroten Pigmentfleck besitzen. Unter 
dem Mikroskop sieht man, daß es sich thatsächlich um kleine Tuberkel 
der Haut handelt, in welchen Rädchenanhäufungen von sehr regelmäßiger 
eiförmiger Gestalt liegen. Diese Anhäufungen messen 0,5—0,7 mm in der 
Länge, während die größte Breite 0,3—0,5 mm beträgt. In großer Anzahl, 
20, 30, aber auch 50 und mehr, liegen hier die Rädchen in der Weise 
übereinander, daß sie einen kleinen Hügel darstellen, dessen Spitze von 
den kleinsten Rädchen eingenommen wird, während die größten die Basis 
bilden. Wie bei vielen Chirodoten schwankt nämlich die Größe der Rädchen 
sehr; als kleinstes Maß des Durchmessers fand sich 49 u, als größtes 133 u; 
ım Besitz von 6 Speichen und sonstiger Gestalt stimmen die Rädchen ganz 
mit denen der übrigen Chirodota- Arten überein. Außer den Rädchen 
finden sich stabförmige Körper, wie sie von zahlreichen Chirodoten bekannt 
sind, allein sie übertreffen — und das ist für diese Art charakteristisch — 
auch die größten Rädchen um ein bedeutendes; ihre Länge fand ich 
zwischen 210 „u und 266 u schwanken, die Dicke zwischen 51 u und 42 u; 
sie smd an den beiden etwas keulig verdickten Enden fein stachelig; ganz 
das Gleiche giebt Ludwig?) von den „kräftigen stabförmigen Körpern“ seiner 
amboinensis an. Doch besitzt diese Art auch noch C-förmige Körper. 
Die stabförmigen Körper zeigen bei Stuhlmanni keine Neigung zum Um- 
biegen an den Enden, wie häufig ähnliche Kalkablagerungen anderer Chiro- 
dota-Arten; sie sind in ihrem Vorkommen auf die Ambulacren beschränkt. 
In den Fiederchen der Tentakel finden sich zwei Längszüge ähnlicher Stäbe, 
die aber viel feiner und dünner sind und hie und da an den Enden, 
statt keulig verdickt zu sein, Neigung zur Verästelung zeigen. 


!) Holothurien p. 18f. Taf. III Fig. 3. V. £, 3. 13. VI. Fig. 9. VII Fie. 11. 
2) Die von Dr. Brock gesammelten Holothurien ]. e. p. 819 f. 


2 


(69) Östafrikanische Holothurien. 2] 


Die Tentakel besitzen 13 Fiederchen, von denen das unpaare terminale 
das größte ist. Von diesem aus nehmen die Fiederchen auf beiden Seiten 
an Größe immer mehr ab und das letzte ist nur noch unter dem Mikroskop 
an den erwähnten zwei Reihen Kalkkörper zu erkennen. In gewohnter 
Weise können die Tentakelhändchen zusammengeklappt und in die scheiden- 
förmige Basis der Tentakel eingezogen werden, wie dies bei unserem 
Exemplar der Fall ist. 

Der Kalkring der neuen Art, welcher 12 Glieder besitzt, schließt 
sich in seiner Form ganz an den von rigida Semper an, nur konnte 
ich keine Durchbohrungen finden und die Spitzen der emzelnen Glieder 
ragen bei Stuhlmanni um ein Weniges über den geraden oberen Rand 
hervor; doch sind dies nur unbedeutende Unterschiede. Die Poli’schen 
Blasen sind an dem einzigen vorliegenden Exemplar in der Zahl 19 vor- 
handen und stehen dicht gedrängt, wie zu einem Bündel vereint auf der 
Bauchseite ; die Größe ist sehr verschieden, die größte Blase mißt 3V2 mm. 
Dorsal findet sich ein völlig festgelegter, zweimal eng gewundener und in 
Folge dessen sehr kurz erschemender Steinkanal mit länglicher Madre- 
porenplatte. Die an vorliegendem Exemplar sehr kleinen Geschlechts- 
schläuche sind verzweigt. Alle diese Verhältnisse sind die gleichen wie 
bei rigida, und auch die übrige Anatomie bietet viel Aehnliches. Der 
Darm macht die bei Chirodota und Synapta häufige doppelte Biegung; 
die hintere Umbiegstelle, wo der Darm sich wieder nach vorn wendet, 
liest 3,9 cm vom Hinterende, die vordere, wo der Darm wieder sich 
nach hinten biegt, 1,85 cm vom Vorderende. Der Darm ist in der üblichen 
Weise durch drei Mesenterien befestigt, von denen das des ersten Darm- 
schenkels völlig in der Mitte des mittleren -dorsalen Interradius verläuft. 
Von der hinteren Biegung des Darms zieht es rudimentär zum Körperende; 
das zweite Mesenterium im linken dorsalen Interradius, das von dieser Stelle 
an den aufsteigenden Darmast an die Körperwandung befestigt, inserirt 
sich in der Nähe des Muskels und läuft dann parallel mit dem ersten, 
ebenfalls rudimentär bis an das Hinterende und ebenso von der vorderen 
Umbiegstelle rudimentär nach vorn; das dritte Mesenterium endlich im 
rechten, ventralen Interradius, welches den absteigenden dritten Darm- 
schenkel begleitet, zieht rudimentär ebenfalls bis ganz nach vorn und 
inserirt in seiner ganzen Länge dicht am Muskel. Die beiden ersten 
Mesenterien tragen in ihrem ganzen Verlauf Wimpertrichter, die aber am 
dichtesten in der Körpermitte stehen und nach den beiden Enden zu 
spärlicher werden. Am dritten Mesenterium finden sich Wimpertrichter 
nur in der vorderen Hälfte. Die Wimpertrichter treten nicht auf die 
Interambulacralräume über, noch gehen sie an den Mesenterien in die 
Höhe, sondern sitzen längs deren Insertionslinie; häufig, besonders in der 
Körpermitte, stehen mehrere Wimpertrichter in Gruppen zusammen, jedoch 


99 Prof. Dr. K. Lampert. (70) 


einzeln dem Mesenterium aufsitzend und keine Bäumchen bildend. Ich 
habe m solchen Gruppen bis 16 Wimpertrichter gezählt. 

Eine genauere Untersuchung der Wimperorgane ergab das merkwürdige 
Resultat, daß diese Organe in zweierlei Form sich finden, eine Beobachtung, 
die meines Wissens bis jetzt nur vor Semon ') an Synapta digitata ge- 
macht worden ist. Für die gewöhnliche Art der Wimpertrichter, deren 
genaue Form und feinere Struktur in trefflicher Weise von Ludwig 2), 
dem besten Kenner der Holothurien, zusammenfassend geschildert worden, 
können wir in einem vielleicht etwas hinkenden, aber vielfach gebrauchten 
Vergleich die Bezeichnung eines Bechers anwenden; sie erinnert auch etwas 
an eine Vorticelle. Bei Chirodota Stuhlmanni finden wir diese Form 
an den Mesenterien des ersten und zweiten Darmschenkels, wo sie wie 
erwähnt, teils in Gruppen, teils einzeln dem Mesenterium aufsitzen. An 
dem dritten Mesenterium dagegen haben die auf längeren Stielen aber 
ebenfalls einzeln sitzenden Wimperorgane eine andere Gestalt; ich möchte 
speciell auf diese Form den Ausdruck „pantoffelförmig“ anwenden, wenn 
auch allerdings bei diesem Vergleich die Oberseite des Pantofiels als 
nicht geschlossen anzunehmen ist. Sie erinnern auch an eine Schaufel, 
deren Seitenränder gegeneinander aufgebogen sind und gleichen dem von 
Semon abgebildeten, von ihm mit einem „eingerollten Blatt“ verglichenen 
Typus; es fehlt nur der zipfelförmige Vorsprung am freien Vorderrand. 
Gegen die Mitte des Mesenteriums zu, wo die Wimpertrichter dann, wie 
erwähnt, überhaupt aufhören, werden sie größer, besonders der Stiel länger. 
Als Maße ergaben sich für die trichterförmigen Organe die Gesammt- 
länge rund 108 u, wovon 90 u auf den Trichter entfallen, dessen größte 
Breite 119 u beträgt. Bei den pantoffel- oder schaufelförmigen Organen 
wurde im Vorderende das Organ selbst bei einer Breite von 180 u, 240 u 
lang befunden, der Stiel 48 u lang. Die Exemplare in der Mitte des 
Körpers hatten einen 132% u langen Stiel und das eigentliche Organ maß 
294 u; die Breite desselben betrug 204 u. 

Sollte dieses Auftreten von zweierlei Wimperorganen bei unserer 
Chirodata vielleicht eine Erklärung geben über Semper’s?) Angaben bei 
Chirodota rigida, die sich, wie Zudwig*') neuerdings wieder hervor- 
gehoben, scheinbar widersprechen. Das eine Mal spricht Semper von 
Wimpertrichtern, die einzeln dem Mesenterium aufsitzen, das andere Mal 
giebt er an, daß die Wimpertrichter in dichten Gruppen sitzen und zu 
4—-6 auf gemeinschaftlichem ziemlich langem Stiel entspringen. Von letzerem 


1) Beiträge zur Naturgeschichte der Synaptiden des Mittelmeeres. 2. Mitteilung 
in: Mitteilung. aus der zoolog. Station zu Neapel. Bd. VII p. 416f, TA. XV, Fig. 9. 

2) Bronn, Klassen und Ordnungen ]. c. p. 223 ft. 

3) Holothurien, l. ec. p. 19 und p. 35. 

9) Bronn, Klassen und Ordnungen, I c. p. 225 Anm. 


(71) Östafrikanische Holothurien. 233 


abgesehen, würden die Angaben Semper’s trotz ihres scheinbaren Wider- 
spruchs die Verhältnisse bei Chirodota Stuhlmanni ganz richtig charak- 
terisiren, und es wäre nicht unmöglich, daß in ähnlicher Weise bei rigida 
die trichterförmigen Organe nicht nur in Gruppen, sondern auch auf Bäum- 
chen stehen, und außerdem auch noch einzelnstehende Organe vorhanden sind. 

Die große Aehnlichkeit der neuen Art mit Ch. rigida &p. wurde 
schon betont, allein die Angabe Semper’s über die Verteilung der Rädchen- 
papillen und die Größe der stabförmigen Körper verhindern eine Veremigung. 
In den gleichen Formenkreis gehören auch noch die schon erwähnten Chir. 
amboinensis Ludwig und Ch. liberata Suter), die sich jedoch in 
Verteilung der Rädchenpapillen rigida anschließen und außerdem auch 
noch C-förmige Körper besitzen. 

Von den 22 Arten, die Dr. Stuhlmann an der ostafrikanischen Küste 
gesammelt, gehören alle bis auf eine Art schon bekannten Formen an; 
immerhin setzt sich die Ausbeute nicht nur aus ganz gewöhnlichen, längst 
bekannten Arten zusammen, sondern bietet ein besonderes Interesse, indem 
sich einige bisher seltener gefundene Spezies, wie z. B. Holothuria 
parva Kraus, Cucumaria crucifera sÖemp., Pseudocucumis 
africana Semp., Synapta ooplax v. Marenz., darunter finden. 

Die Mehrzahl der aufgefundenen Arten, im Ganzen 15, ist über das 
große Faunengebiet verbreitet, welches sich von Polynesien, der chinesischen 
See und den Philippinen an durch den ostindischen Archipel hindurch über 
den ganzen indischen Ozean bis zur Ostküste Afrikas und in das rote Meer 
hinein erstreckt. Eine Art, Hol. signata Zudiw., ist bisher nur vom 
Pacific, eine andere, Chirodota rufescens Drdt., nur vom ostindischen 
Archipel bekannt, während eme dritte, Orcula cucumuformis, ihren 
Verbreitungsbezirk nunmehr von Australien und den Seychellen’ bis zur 
ostafrikanischen Küste ausdehnt; daß eine Art, Synapta ooplax 
v. Marenz., bisher nur von Japan bekannt ist und von dem dazwischen 
liegenden großen Gebiet noch nachzuweisen sein wird, wurde schon erörtert. 
Zwei Arten endlich, Holoth. parva Krauss und Cuc. crucifera Semp., 
waren bisher schon der Küste Ostafrikas, wenn auch von anderen Punkten 
bekannt. 

Zum Schluß sei es mir gestattet, Herrn Prof. Dr. Kraepelin und Herrn 
Dr. Pfeffer sowohl für die Ueberlassung des Materials, wie für die Bereit- 
williskeit, mit welcher sie verschiedenen Wünschen während der Bearbeitung 
entgegen gekommen sind, meinen verbindlichsten Dank auch an dieser Stelle 
auszusprechen. 


!) Die Evertebraten aus der Sammlung d. naturw. Ver. in Niederl. Indien in 
Batavia 1. c. p. 212£. 


Ueber die 
von Herrn Dr. F. Stuhlmann in Deutsch - Ostafrika 
und Mosambik während der Jahre 1888 bis 1890 


gesammelten 


Goleopteren. 


Von 


H. J. Kolbe-Berlın. 


Mit einer Tafel. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XIV. 


(2. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XIV.) 


Hamburg 1897. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H, Senats Buchdruckern. 


” 


= 4.25 


Von Herm Dr. Stuhlmann während der Jahre 1888 bis 1890 in 
Deutsch-Ostafrika und Mosambik gesammelte und dem Hamburger Natur- 
historischen Museum überwiesene Coleopteren sind im folgenden Verzeichnisse 
aufgeführt. 

Es kehren hier die meisten Arten wieder, die in meiner grösseren 
Abhandlung über die Coleopteren Ostafrikas (Stuhlmanns Ostafrika, IV. Bd.) 
verzeichnet sind. Indess kommen in der vorliegenden Abhandlung die 
Arten von Mosambik und neue Arten aus Deutsch-Ostafrika hinzu. 
Mosambik und Deutsch-Ostafrika gehören faunistisch eigentlich zusammen; 
denn ein in den Vordergrund des faunistischen Bildes tretender Theil der 
Mosambiker Arten findet sich auch in Deutsch-Ostafrika, sehr merklich 
namentlich im südlichen Theile dieses Gebietes. Coleopteren-Collectionen 
aus Dar-es-Salaam und Mikindani enthalten einen beträchtlichen Bruchtheil 
Arten, die sonst nur in Südafrika, bezw. in Mosambik, oft auch m Natal 
heimathen. Uebrigens ist die Coleopterenfauna des südlichen Deutsch- 
Ostafrika noch sehr wenig bekannt; eine aus Mikindani vorliegende 
Collection soll demnächst bearbeitet werden. Neben vielen Mosambiker 
Arten finden sich dort auch noch manche neue Arten. 

Besser bekannt sind die nördlichen und inneren Landschaften Deutsch- 
Ostafrikas, in denen faunistische Ausläufer aus Mosambik seltener werden 
und einer eigenen Fauna Platz machen. Diese Gebiete wurden in den 
letzten Jahren namentlich durch Sfuhlmann, R. v. Bennigsen, v. Beringe, 
und Jost, Dr. Buchwald, L. Conradt, Oskar Neumann, Dr. Böhm u. A., 
in früheren Jahren durch Holdebrandt, v. d. Decken, Hacquard, Raffray u. A. 
eingehend explorirt. 

Charakteristisch für das mittlere Ostafrika sind namentlich die Gattungen 
Tefflus, Ateuchus, Heliocopris, Chalconotus, Schizonycha, 
Epilachna, Sternocera, Steraspis, Mylabris, Phantasis, 
Ceroplesis. Dagegen fehlen oder sind schwach vertreten in Südafrika 
artenreiche Gattungen, z. B. Dromica, Cosmema, Myrmecoptera, 
Manticora, Graphipterus, ferner Monochelus, Dichelus und 
andere Hoplidengattungen, echte Julodis, zahlreiche Tenebrioniden- 
gattungen, dann Brachycerus, Episus u. s. w. 


4 H. J. Kolbe. (76) 


Während die bewaldeten Berglandschaften Deutsch-Ostafrikas viele 
Gattungen und Arten aufweisen, welche auch Westafrika angehören (z. B. 
Carambyciden: Jamwonus subcostatus Har.. Eudianodes swanzyi 
Pasc,, Dorycera spinicornis F., Callichroma cranchi White, 
Inesida leprosa F., Ancylonotus tribulus F. u. A., von Lamelli- 
corniern z. B. Megalorrhina harrisi Westw., Gametis balteata 
Geer ete.), werden die ostafrikanischen Busch- und Grassteppen von rein 
süd- und ostafrikanischen Formen bewohnt, namentlich aus den Familien 
der Cicindeliden, Carabiden, Lamellicorniern, Buprestiden, Tenebrioniden. 
Meloiden. 

Die in dieser Abhandlung angeführten Lokalitäten Aruscha, Bagamoyo. 
Bura-Berge, Dar-es-Salaam, Jipe-See, Kakoma, Kihengo, Kipembere, 
Kokotoni, Madinula, Mbusini, Mhonda, Msere, Pangani, Tanga, Ukami, 
Unguu, Usambara und Usegua liegen in Deutsch-Ostafrika; Dafeta 
(Taweta), Mombas, Sansibar und Ukamba im Britisch-Ostafrika; 
Quilimane m Mosambik. 


Carabidae. 

Calosoma rugosum de Geer, Hist. Insect. Vol. VII. 1778, p. 677, 
Tat. 74%. Ron, 

Bagamoyo. — Vom Capland durch Mosambik bis Abyssinien und 
Nubien verbreitet. 

Scarites aestuans Alug, Monatsber. Akad. Wissensch., Berlin 1853 
S. 246; Peters’ Reise nach Mosambique, 1862. Zool. Bd. V, 8. 1 
Taf. 8, Fig. 11. 

Quilimane (Februar und 1. März 1889). — Mosambik bis Dar-es- 
Salaam in Deutsch-Ostafrika. 

Anthia omoplata Legquwzien, (Monogr.) Mag. Zool. 1832, Cl. IX. t. 39. 

(Quilimane (3. März 1889). — Caffrarien, Mosambik, Herero, Damara- 
land, Nord-Ovampoland, Capland. 


Anthia hildebrandti Zarold, Monatsber. Akad. Wissensch., Berlin 1878, 
S. 210. 


> 


Bagamoyo (Februar 1890). — Küstenländer Deutsch-Ostafrikas (Dar- 
es-Salaam, Madinula); auch in Ukami. 
Eccoptoptera adonia n. sp. — Ostafrika. 


Der E. mutilloides Bertoloni (Memorie d. accad. di Bologna, T. S 
1857, p. 311) ähnlich, aber viel klemer; das 1. bis 3., nicht das 2. bis 
4. Glied der Antennen behaart. Die Flecken der Elytren nicht schräg 
gestellt, die hinteren Flecke von der ausgerandeten Spitze der Elytren 
weniger weit abgerückt. 


Re” 


(77) Östafrikanische Coleopteren. 5 


Auch die E. labrata ist grösser; die Seiten des Prothorax sind 
einfach gerundet, nicht winklig erweitert; jede Elytre hat 8 Rippen, die 
der neuen Art 7 Rippen. 

Diagnose der n. sp.: Longula, elytris ampliatis et convexis, nigra, 
subnitida, sutura (basin versus fortius) lateribusque elytrorum griseovillosis, 
his bimaculatis, macula altera minore paulo antemediana, transversim 
ovata, carinas 4—6 occupante, macula altera anteapicali semilunata; 
capite brevi postice fortiter rotundato, supra leviter depresso, antice bifo- 
veolato; labro glabro, nitido, medio longitudinaliter elevato, utrinque antice 
et postice impresso; antennis nigris, articulis tribus primis griseo hirsuto- 
pilosis; prothorace longulo, profunde et dense rugose punctato, medio 
longitudinaliter sulcato, sulco piloso, lateribus rotundate leviter ampliatis; 
elytris oblongo-ovatis apiceque fortiter sinuatis, utroque elytro 7-costato. 
-—- Long. corp. 17 mm. 

Eccoptoptera lagenula Gerstaccker, Archiv f. Naturgesch., 33. Jahrg., 
I. S.13; v. d. Decken’s Reisen in Ostafrika, IH. 2. S. 60, Taf. IV, Fig. 7. 
— Kipembere, Ost-Unguu, 10. September 1888. — Dafeta, Mombas; 
Kakoma in Ugunda. 

Graphipterus tristis Klug, Monatsber. Akad. Wissensch. Berlin 1855, 
S. 245; Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, S. 149, Taf. XII, Fig. 1. 

Quilimane (26. Februar 1889). — Von Mosambik bis Dar-es-Salaam 
verbreitet. 


Pheropsophus sansibarieus Harc/d, Monatsb. Akad. Wissensch., Berlin 
1878, S. 210 (nigriventris Chaudoir, Rev. Mag. Zool. 1878, p. 181). 


— Bagamoyo (Februar 1890). — Sansibar, Tanga. 
Tefflus hacquardi Chaudoer, CGoleopt. Novit. I. 1883, p. 29; Kolbe, 
Entom. Nachr. 1886, 8. 228. -- Bagamoyo. — Mombassa, Mamboia, 


Mhonda in Usegua, Madinula, Dar-es-Salaam, Usambara. 

Tefflus violaceus Klug, Monatsber. Akad. Wissensch., Berlin 1853, 
S. 247; Peters’ Reise in Mosambique 1862, S. 161, Taf. 9, Fig. 7; Kolbe, 
Entom. Nachr. 1886, S. 226. — Quilimane, Anfang März 1889. — Mo- 
sambik bis Deutsch-Ostafrika (Kakoma in Ugunda und Tabora), Nyassa-See. 

Tefflus purpureipennis Kolbe, Entom. Nachr. 1886, S. 226. — Baga- 
moyo (Februar 1890). — Küstengebiet von Deutsch-Östafrika. 

Epicosmus festivus Klug, Abhandl. Akad. d. Wissenschaften, Berlin 
1832—1833, S. 128, Taf. I, Fig. 7. — Sansibar (Juni 1888). — Angola; 
Madagaskar. 

Craspedophorus impietus Boheman, Insecta Caffrariae, Vol. I. p. 124. 

Kokotoni (25. September 1889). — Insel Sansibar; bis Caffrarien 
verbreitet. 


h HI Kolbe, (78) 


Chlaenius ceonformis Dejean, Chaudoir, Monogr. d. Chleniens, (Ann. 
Mus. Civ. Genova, Stor. nat.) 1876, p. 63. 

Sansibar (Juli 1888). — Von Natal bis Nubien und Senegambien 
verbreitet. : 

Chlaenius hildebrandti Harold, Monatsb. Akad. Wissensch. Berlin, 
1880, S. 261. 

Bagamoyo (Februar 1890). — Nur aus dem Küstengebiet bekannt: 
Sansibar, Dar-es-Salaam. 

Chlaenius raffrayi C’haudorr, Monogr. a. a. O. p. 64 (maximiliani 
Harold, Monatsber. Akad. Wissensch. Berlin, 1880, S. 261). 

Mosambik (4. Januar 1889). — Sansibar; zwischen Mombassa und 
Kilimandscharo. 


Bradybaenus dorsiger Klug, Monatsber. Akad. Wissensch. Berlin, 1853, 
S. 249, Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, S. 171, Taf. X, Fig. 5. 

Quilimane (19. Januar 1889). — Mosambik; Insel Sansibar (nach 
Chaudoir). 


Hypolithus magnicollis n. sp. (Taf., Fig. 1.) 

Niger, capite et pronoto plus minusve nitidis, elytris opacis, pronoto 
elytrisque subtiliter olivaceo-tomentosis, illo testaceo limbato, subtus nigro- 
piceus, nitidus, nonnihil irideo-micans; antennis, palpis pedibusque testaceo- 
rufis, femoribus testaceis, tibiis tarsisque pedum posticorum imterdum ob- 
scurioribus; — prothorace sat magno, amplo, paulo longiore quam m 
Hypolitho tomentoso, antice quam postice nonnihil latiore, angulis 
posticis rotundatis, dorso toto punctato leviter rugoso, postice utrinque 
late rugoso-punctato; elytris striatis, strüs indistinete punctulatis, inter- 
stitiis striarum fere planatis (minime convexiusculis), alternis a basi usque 
ad apicem punctatis. 

Long. corp. 14,5—15,5 mm. 

Dem von West- bis Ostafrika und Madagaskar verbreiteten H. tomen- 
tosus Dej. ähnlich, aber der Kopf und der Prothorax verhältnissmässig 
grösser, letzterer länger, hinten etwas verschmälert und auf dem ganzen 
Rücken etwas glänzend, nicht mattfarbig. 

Mbusini in Usegua (29. August 1888), Mhonda in Unguu (6. Sep- 
tember 1888) und Bagamoyo (Februar 1890). — Dar-es-Salaam. 

Hypolithus pavoninus Gerstaecker, Arch. f. Naturgesch., Jahrg. 35, 
Bd. I, S. 23; v. d. Decken’s Reisen in Ostafrika, Zool. II. 2. S. 71. 

Quilimane (12. Februar 1889). — Deutsch-Östafrika (Aruscha, Bura- 
Berge, Jipe-See, October bis Dezember). 

Hypolithus holosericeus Dejean, Spec. d. Coleopt., Vol. IV. 1829, p. 171. 

Bagamoyo (Februar 1890). — Insel Sansibar, Vietoria-Nyansa, Sene- 
gambien; Mosambik, Madagaskar. 


(7 9) Östafrikanische Coleopteren. 7 


Hypolithus lugubris Harold, Monatsber. Akad. Wissensch. Berlin, 1880, 
S. 260. 

Mhonda in Unguu (6. September 1888). — Dar-es-Salaam; Ukamba 
in Britisch-Ostafrika. 

Dioryche seriata n. sp. 

Nigra, corpore supra fere opaco, levissime violaceo-nigro tincta, 
eriseo-tomentosa, tomento elytrorum \wecundum interstitia interseriata 
seriato; antennis nigris, artieulis tribus primis ferrugineis, articulo tertio 
ad partem infuscato; pectore abdomineque nigropiceis, nitidis, pedibus 
brunneis, femoribus fuscis; — capite subtiliter, pronoto autem multo 
evidentius rugoso-puuctatis; prothorace postice angustato, ante medium 
latiore, lateribus curvatis pone medium rectis; elytris evidenter striatis, 
striis subtiliter punctulatis, interstitus 3., 5., 7., 9. convexis, alternis planatıs. 

Long. corp. 9,5 mm. 

Quilimane in Mosambik (Februar 1889). — Der D. picipes Kl. 
ähnlich, dunkler und matter gefärbt, etwas stärker tomentirt. Prothorax 
an den Seiten vor den Hinterecken gerade (nicht bogig verlaufend). Inter- 
stitien der Elytren abwechselnd höher. 


Siopelus simplex Putzeys, Rev. Mag. Zool. 1878, p. 80. 

Quilimane in Mosambik (11. Januar 1889). — Insel Sansibar, Dar- 
es-Salaam. 

Platynodes westermanni Westwood, Transact. Entom. Soc. London. 
VolIV2184792278, Tat 21, Kie SA. (Westafrika). 

Subsp. peregrina m. Stettiner Entom. Zeit. 1893, S. 351. — Mhonda 
in Unguu (7. September 1888). s 

Bisher war diese westafrikanische Species noch nicht aus Ostafrika 
bekannt. Stuhlmann fand sie im October 1894 auch im Ukami. Es 
scheint, dass sie waldige und bergige Gegenden Ostafrikas liebt, gleich 
anderen westafrikanischen Arten, die bis Ostafrika verbreitet sind. 

Die ostafrikanische Form weicht aber von der westafrikanischen etwas 
ab: die mittleren und letzten Glieder der Antennen sind etwas kürzer 
und der siebente Zwischenraum der Elytren ist zwar convex, aber weniger 
als bei dem echten westermanni und bei weitem nicht kielförmig. 

Körperlänge 27—30 mm. 

Morio guineensis /mhoff, Verhandl. naturhist. Gesellsch. Basel, V. Jahrg., 
1843, 8. 166. 

Mhonda in Unguu (7. September 1888). — Insel Sansibar; Abyssinien, 
Guinea. 


Dytiscidae. 


Hydatieus bivittatus Oastelmau, Etud. ent. p. 98; Aub6, Species gen. 
Hydrocanth. p. 207. 


[0 0) 


H. J. Kolbe. (80) 


Quilimane in Mosambik (21. März 1889). — Transvaal, Oranje-Freistaat, 
Cap Verde, Senegambien; Madagaskar. 

Cybister marginicollis Doheman, Insecta Caffrariae T. 1. p. 235; Sharp. 
On Dytiscidae, 1882, p. 772; Regimbart, Dytisc. et Gyrin. d’Afrique, 
Bruxelles 1895, p. 225 (auritus Gerstaecker, v. d. Decken’s Reisen, 
Zool. III. 2, S. 74; filicornis Sharp). 

(Quilimane, in einem Sumpfe, 10 Stunden nördlich von der Stadt 
(3. Februar 1889), ebenda 21. März 1889. — Natal, Mosambik, Ostafrika, 
Senegambien,. Ober- und Nieder-Guinea; Madagaskar. 

Diese Art gehört zu den kleinsten Formen der Gattung und ist 
14—18 mm lang. 

Gybister immarginatus Aube, Spec. d. Hydroc., p. 83; Sharp, On Dy- 
tiscıidae, p. 724; Regimbart, a. a. O. p. 219. 

Quilimane, mit der vorigen Art zusammen (3. Februar 1889). — 
Caffrarien, Ostafrika, Senegambien, Guinea. | 


Hydrophilidae, 
Sternolophus rufipes Fabricius, Syst. Eleutherat. T. I. p. 231. 


Quilimane (Februar 1889). — Ost-, Süd-, Gentral- und Westafrika. — 
Ostindien, Ostasien. 


Histeridae. 
Placodes senegalensis Paykull, Monogr. Histeroid., p. 13, Taf. 4, Fig. 5. 
Bagamoyo. — Mombas; Senegambien, Gumea. — Wahrscheinlich 


noch weiter verbreitet. 

Hister nigrita Prichson, Entom. Jahrb., 1834, S. 131. 

Sansibar (Juli 1888). — Insel Sansibar, Victoria-Nyansa, Caffrarien, 
Guinea, Senegambien. 

Saprinus splendens Paykull, Monogr. Histeroid., p. 53, Taf. 4, Fig. 7: 
Marseul, Monogr. d. Histerid. 1855, p. 380, Taf. 16, Fig. 22. 


Sansibar (15. Mai 1888). — Nordost-, Ost-, Süd- und Westafrika. 
Erotylidae. 
Triplax dorsalis n. sp. — Oblongo-ovalis, modice convexa, rufoferru- 


sinea, vitta nigra elytrorum dorsali communi e basi ipsa usque fere ad 
apicem pertinente et retrorsum attenuata; antennis ferrugineis, clava atra; 
prothorace transverso antice paulo attenuato, lateribus fere rectis ante angulos 
anticos curvatis, angulis posticis rectis, dorso toto subtiliter punctulato, 
utrinque disco foveola propelaterali oblonga minime impressa exstructo; 
elytris punctato-striatis, striis subtiliter punctatis, interstitiis fere planatıs 
subtilius laxe punctulatis. 
Long. corp. 4—6 mm. 


(8 1) Östafrikanische Coleopteren. 9 


Adnot. Specimima immatura tota flavo-testacea, vittae elytrorum 
nigrae vestiglis nullis. 
Mosambik: Quilimane (28. Januar 1889). 


Coccinellidae. 


Cydonia lunata Fabrzcrus, Syst. Entom. p. 86; Mulsant, Spec. d. Coleopt. 
Securip. 1851, p. 431. 2 

Quilimane (Februar und Anfang März 1889). — Ueber ganz Afrika 
südlich von der Sahara und von Aegypten verbreitet, ausserdem auf 
St. Helena, Madagaskar, Bourbon, Mauritius, Java, Ostindien. 

Alesia striata Fabricäus, Entom. Syst. T. I. 1. 1792, p. 269; Mulsant, 
Spec. d. Coleopt. Securip., 1851, p. 354. 

Bagamoyo (26. Juni 1888). — Ostafrika, Galla, Mosambik, Caftrarien, 
Capland. 

Epilachna canina Fabricrus, Spec. Insect. I. 1781,p. 107; Mulsant, Spec. 
d. Coleopt. Securip., 1851, p. 754. (Süd- und Westafrika.) 

Var. dregei Mulsant, a. a. O. p. 753. 

Mhonda in Unguu (8. September 1889). — Insel Sansibar; Caffrarien, 
Capland. i 

Epilachna hirta T’hunberg, Novae Insect. Spec. 1781, p. 23, Fig. 35; 
Mulsant, Spec. d. Securip., p. 756. 

Sansibar (28. April 1888). — Von Abyssinien bis Capland, Guinea, 
Centralafrika, Madagaskar. 

Epilachna chrysomelina Fabricius, Syst. Entom., p. 82; Mulsant, 
Coleopt. de France, Securip. p. 195. 

Quilimane (Februar bis Anfang März 1889). — Ganz Afrika, Süd- 
und Mitteleuropa, Westasien, Persien, Arabien. 

Epilachna paykulli Mulsant, Spec. d. Securip., p. 833. 

Mosambik, Festland (4. Januar 1889). — Insel Sansibar, Mosambik 
bis Natal. | 


Passalidae. 
Eumelosomus sansibarieus Harold, Monatsber. preuss. Akad. Wissensch., 
Berlin 1880, S. 262. 


Mhonda in Unguu (7. September 1888), Kihengo in Ost-Unguu 
(11. September 1888). 


Scarabaeidae. 
Pachylomera femoralis Kirby, Zool. Journ. Il. 1828, p. 520, Taf. 14, 
Kie- il. 
Bagamoyo (15. August 1888). — Ost-, Öentral- und Südafrika, Angola, 
in Steppengegenden. 


10 H. J. Kolbe. (82) 


Scarabaeus lamarcki McLeay Horae Entom. I. 2, p. 499; v. Harold, 
Coleopt. Hefte V. 1869, S. 55. (= infernalis Klug, Monatsber. Akad. 
Wissensch. Berlin, 1855, S. 650; Peters’ Reise nach Mosambique, S. 213. 

Mosambik (Festland, 4. Januar 1889). — Mosambik, Natal; Baluba- 
Land (Mukenge) im Congo-Gebiet; Guinea. 

Scarabaeus prodigiosus Prichson, Archiv f. Naturgesch., 1843. I. S. 231. 

Bagamoyo (Februar 1890). — Deutsch-Ostafrika; Nieder - Guinea, 
am Üongo. 

Gymnopleurus chloris Klug, Monatsber. Akad. Wissensch. Berlin 1855, 
S. 650; Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, S. 215. 

Mosambik: Quilimane (16. und 22. Januar 1889). — Scheint nicht 
weit verbreitet zu sein. 

Gymnopleurus ignitus Klug, Monatsber. Akad. Wissensch. Berlin 1855, 
S. 650; Peters’ Reise nach Mosambique, 1862. Zool. V. Bd. S. 217. — Var. 
laeviuscula n. Grün statt kupferfarbie. 

Quilimane (26. Februar 1889); bis Pangani, Tanga und Mombassa 
verbreitet. — Die kupferfarbige Form nur in Mosambik. 


Catharsius opacus Ch. Waterhouse, Ann. Mag. Nat. Hist., 6. Ser. 
Vol. 1891, p.25L0. 

Bagamoyo (Februar 1890). — Zwischen Mombassa und dem Kiliman- 
dscharo; Nyassa-See; Ngamıi. 

Copris neptieulus n. sp. (neptis Gerst. nec. Reiche, v. d. Decken’s 
Reisen, Gliederthiere S. 129.) 

Etwas kleiner als der nahe verwandte C. orphanus Guer., das 
Epistom vorn in der Mitte weiter ausgerandet; das Horn auf dem Kopfe 
des Männchens hinten nicht gezähnelt; Pronotum grob punktirt, hinten 
glatt, ohne Höcker und Leisten, vorn schwach und glatt querbuckelig, 
längs der Mitte des Rückens mit einer punktirten, vorn verschwindenden 
Furche. Pronotum des Weibchens vorn in der Mitte ohne Querkiel, der 
bei orphanus® sehr deutlich ist. Körperlänge 10— 12 mm. 

Sansibar (Juli 1888). Bisher anscheinend nur von der Insel Sansibar 
bekannt. 

Onitis sphinx Fabricius, Entom. Syst. I. p. 14; v. Harold, Coleopt. 
Hefte, VIII. 1871, S. 10 (inuus Fabricius, Entom. Suppl. S. 25). 

Sansibar (Juli 1858, Februar 1890). — Ueber ganz Afrika verbreitet, 
auch in Südeuropa und Syrien. 

Onthophagus laceratus Gerstaecker, Archiv für Naturgeschichte, 
37. Jahrgang, I. Bd., S. 50; v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere S. 132, 
Kaas var Red! 

Sansibar (Juli 1888). — Ueber Deutsch-Östafrika und bis Somali 
(Makdischu) verbreitet. 


(83) Östafrikanische Coleopteren. 11 


Onthophagus gazella Fubrzcius, Entom. Syst. I. p. 56 (catta F.). 

Bagamoyo (Februar 1890); Quilimane (22. Januar 1889). — Ueber 
das ganze tropische und südliche Afrika, sowie bis Arabien verbreitet und 
auch in Indien, Ceylon u. s. w. vorkommend. 

Aphodius moestus Fuabrzczus, Syst. Eleutherat. I. p. 78. 

Bagamoyo (Februar 1890). — Mosambik, Madagaskar, Arabien, 
Ceylon, Ostindien. 

Orycetes boas Fabricrus, Syst. Entom. 1. p: 8; Burmeister, Handb. d. 
Entom. V. S. 199. 


Sansibar; Matomondo in Unguu (September 1888). — Ueber Öst-, 
Central-, West- und Südafrika verbreitet. 


Oryetes monoceros Olivier, Entomologie, 1. 3. p. 37, Taf. 13, Fig. 122. 

Pangani (30. November und 6. December 1889); Quilimane (Februar 
1889). — Ost-, Südost- und Westafrika. 

Heteronychus infans n. sp. (Taf., Fig. 6, 6a). 


Piceus, nitidus, infra rufobrunneus, coxis laetioribus; celypeo antice 
breviter biapicato, fronte subtiliter rugosa carinaque tenui media inter- 
rupta; prothorace tertia parte latiore quam longiore, antice parum 
attenuato, angulis anticis rectis minime productis, lateribus arcuatis, angulis 
postieis rotundatis, dorso toto laevi impunctato; elytris prothorace duplo 
longioribus, geminate striato-punctatis, punctis striarum modice impressis, 
strüs 3. et 4. ante apicem abbreviatis, interstitio primo antice ampliato 
punctisque ibidem nonnullis obsito, interstitiis inter strias geminatas 
exterioribus usque ad apicem irregulariter punetatis; tibiis anticis tridentatis, 
dentibus fere aequalibus, medio dente paulo majore, margine superiore 
prope dentem primum angulato dentemque quartum simulante; tarsorum 
anticorum articulo ultimo incrassato, cylindrico, unguiculis inaequalibus, 
exteriore geniculato, lato, incurvato. 

Long. corp. 8'/s mm. 

Quilimane (Februar 1889), ein Exemplar. 


Etwa von der Grösse des H. tristis Boh. aus Natal, aber merklich 
schmäler. Kopfschild vorn gleichfalls mit zwei kurzen Spitzen, Stirn 
schwächer gerunzelt, die schwache Querleiste zwischen dem Epistom und 
der Stirn in der Mitte unterbrochen. Prothorax vorn wenig verschmälert, 
Vorderecken kaum vorgezogen, Seiten stärker gerundet. Punktstreifen der 
Flügeldecken schwächer; zweiter Zwischenraum im Grundtheile der Flügel- 
decken viel breiter; die mittleren Punktreihen undeutlich. Vorderschienen 
mit drei kräftigen Zähnchen, ohne Spur eines kleinen vierten Zahnes 
zwischen dem ersten und zweiten Zahne, aber mit einem zahnartigen Vor- 
sprunge oberhalb des ersten Zahnes. 


12 H. J. Kolbe. (84) 


Heteronychus niger Klug, Monatsber. Akad. Wissensch. Berlin 1855 
S. 657; Peters’ Reise nach Mosambique, Zoologie V. 8. 252. 

Quilimane (Februar 1889); — Mosambik (Tette), Natal, Caffrarien ?, 
Senegambien. 

Heteronychus lyecas Dej). Klug, Erman’s Reise, Insekten S. 35. 

‚Quilimane (Februar 1889). — Mosambik, Dongola, Guinea, Senegambien. 

Clitopa laeviplagiata n. sp. (Taf. Fig. 4, 4a.) 

Picea, subnitida, elytris nigropiceis, infra cum pedibus fusca, nitida, 
antennis rufo-castaneis, clava fusca; capite fere ut in C. erichsoni Rl. 
formato, paulo breviore, crista transversa alta, acuta, fronte latiore quam 


I 


in altera specie, rugosa, subpilosa, vertice indistincte transversim carinato; 
prothorace rugoso, lanuginoso, disco antice minute bituberculato ; scutello 
vix piloso confertim punctato, lateribus usque ad apicem laevigatis; elytris 
breviter griseo-subpilosis, leviter subrugoso-punctatis, punctis prope suturam 
densatis, plagis duabus diffusis, altera humerali, altera anteapicali, laevibus, 
nitidioribus, subtiliter vage vel vix punctatis; pectore dense, .pedibus 
parcissime longe pilosis ; pedibus posticis crassioribus quam in C. erichsoni, 
tibiis brevioribus et apicem versus multo crassioribus, trigonalibus, tarsis 
tenuibus sed minus gracilibus; pygidio et propygidio subtiliter rugoso- 
punctatis et pilosis. — Long. corp. [7 mm. 

Mosambik, Festland (4. Januar 1889). 


Schizonycha amitina n. sp. 

Ferruginea, subnitida, capite fusco, pedibus rufo-castaneis; prothorace 
elytrisque crasse punctatis, illius margine postico toto glabro (haud carinato), 
angulis anticis et postieis distinctis, illis rectis, his paulo majorıbus, margine 
laterali ante angulos posticos sinuato; tibiis anticis tridentatis; metasterno, 
episternis coxisque postieis simpliciter pilosis. — Long. corp. 17 mm. 

Der Sch. juncta m. zunächst verwandt, weniger glänzend, heller 
und etwas kleiner, Vorder- und Hinterecken des Prothorax scharf gewinkelt, 
(bei juncta verrundet), vor den Hinterecken etwas ausgeschweift (bei 
juncta bogenförmig); Pygidium etwas kürzer und hinten breiter abgerundet. 
Auch der Sch. consueta m. sehr nahestehend, etwas grösser, die Stirn- 
leiste schwächer gebogen, von der vorderen Leiste etwas weiter entfernt; 
auch durch die Ausrandung der Seiten des Prothorax vor den Hinterecken, 
namentlich aber durch die einfache Behaarung der Seiten der Hinterbrust 
und der Hinterhüften unterschieden, da bei consueta diese Theile auch 
zahlreiche schmale Schuppenhaare tragen. 

Triodonta rufina n. sp. (Taf. Fig. 5, 5a.) 

Rufo-testacea, albogriseo pubescens, capite fusco, pronoto castaneo- 
rubro, pectore, abdomine pedibusque castaneis, tibiis tarsisque pedum 
posticorum atrofuscis; clypeo antice sinuato, medio reflexo, angulis utrinque 


£ ee EA AED 1 BEER 


(85) Östafrikanische Coleopteren. 13 


rotundatis, fronte et clypeo rugoso-punctatis, hoc antice laevi: prothorace 
antrorsum attenuato, lateribus minime arcuatis; elytris paulo ampliatis, 
subsuleatis. — Long. corp. 5 mm. 

Quilimane (19. Januar 1889). 


Arten von Triodonta sind nur vereinzelt aus Ostafrika bekannt. Die 


von mir in der Stettiner Entom. Zeit. 1891, S. 29 beschriebene Homalo- 
plia flavofusca vom Ugueno-Gebirge gehört auch zu Triodonta. 


Ga 


Stomanomala n. 9. 


Generi Anomalae similis, epistomatis autem margine superiore retuso, 
quasi carinam antemarginalem, in margines laterales continuatam, simulante, 
margine inferiore parum protracto, insuper visibili, rotundato. Prothorax 
scutellum versus protractus, angulis anticis rotundatis haud prominulis. 
Tibiae anticae graciles, extus bidentatae, dente apicali recto, elongato; 
tibiae posticae robustae apicem versus dilatatae. Unguiculi pedum anti- 
corum mediocres, unguiculo exteriore magis curvato, simplice; unguiculo 
interiore dente subapicali, margini adjacente et vix visibili, exstructo; 
unguiculo interiore pedum intermediorum simplice, exteriore dente minuto 
subapicali praedito; unguiculis pedum posticorum simplieibus. 


Von Anomala durch die Bildung des Epistoms unterschieden; der 
obere Rand des vorderen Marginaltheils ist nämlich etwas nach rückwärts 
gedrängt und der untere Rand nach vorn vorgeschoben und von oben 
sichtbar, so dass vor dem Vorderrande sich anscheinend ein Querkiel 
befindet (Fig. 3a). Endglied der Maxillarpalpen oval, zugespitzt. 
Antennen abgebrochen. Vorderecken des Prothorax kurz, nach unten 
gerichtet und abgerundet. Pronotum gegen ‘das Scutellum hin mehr vor- 
gezogen als bei Anomala. Krallen der Vorderfüsse klein, die äussere 
Kralle etwas kürzer und viel stärker gebogen als die innere, sonst einfach, 
ungezähnt; die innere Kralle schembar mit emem Zahne versehen, der 
dem Innenrande nach vorn zu dicht anliegt. Schienen der Vorderbeine 
schmal, mit langem geradem Endzahne an der Aussenseite und einem sehr 
langen, dünnen, griffelförmigen Sporn. Mittelfüsse mit zwei wenig ge- 
bogenen Krallen, von denen die innere etwas kürzer ist als die äussere, 
letztere mit einem kurzen Zähnchen vor der Spitze. An den Schienen der 
Mittelbeine ist der eine Sporn nur wenig kürzer als der andere. Hinter- 
füsse mit zwei ähnlich grossen Krallen wie die Mittelfüsse, die innere 
Kralle etwas kürzer als die äussere, diese ohne Zähnchen vor der Spitze. 
Schienen der Hinterbeine ziemlich kurz, nur mit einer deutlichen schrägen 
Dornleiste, am Ende stark verbreitert; der innere Sporn kurz, griffelförmig, 
schwarzbraun, der äussere Sporn dreimal so lang, gelbbraun, einfach, fast 
gerade; erstes Glied der Hintertarsen länger und breiter als zweites. Die 
hierher gehörige Art ist 


EG 


14 H. J. Kolbe. (86) 


St. epistomatica n. sp. (Taf. Fig. 3, 3a). 

Flavo-testacea, pallida, leviter nitida, corpore inferiore, pedibus pygi- 
dioque flavo-pilosis, capite flavo-rufo; capite antice confertim punctato- 
rugoso, postice nitido subtiliter punctato; pronoto nitido mediocriter 
punctato, punctis retro male definitis, effusis, margine laterali antrorsum 
curvato, angulis anticis et posticis rotundatis; elytris pone medium leviter 
ampliatis, ad partem obsolete 9-striatis, strüs vix aut nullomodo punctatis: 
pygidio leviter convexo piloso, confertim aciculato-punctato. — Long. 
corp: 13,5 mm. 

Sansibar (1. Mai 1889). 


Die Art sieht einer blassgelben Anomala sehr ähnlich, ist aber 
durch das abweichend gebildete Epistom bald zu unterscheiden. 

Anomala contenta n. sp. 

A. tendinosae Gerst. similis, testacea, capite rufo-brunneo, pronoto 
plaga mediana brunnea transversa, pluries apicata maculasqne duas laetas 
includente, ornato; elytris circa scutellum marginibusque et striis dorsalibus 
impressis nigrofuscis; apice tibiarum et tarsis castaneis; prothorace paulo 
breviore, subtilius punctato, angulis antieis brevioribus margineque lateral 
magis curvato; elytris impresso-striatis, striis minus profundis, quam im 
A. tendinosa, punctisque minus distinetis; tibüs postieis paulo brevioribus. 
— Long. corp. 14 mm. 

Quilimane (11. Januar 1889). 


Der A. tendinosa Gerst. Deutsch-Ostafrikas (Kilimandscharo-Gebiet) 
ähnlich, auf der Oberseite heller; Kopf rothbraun, Pronotum auf der 
Scheibe mit brauner zerrissener Zeichnung, Flügeldecken nur an allen 
Rändern schwarzbraun. Vorderecken des Prothorax kürzer als bei ge- 
nannter Art, dessen Seitenränder stärker gebogen, Punktirung etwas 
schwächer. Streifen der Flügeldecken theilweise fast ebenso tief wie bei 
genannter Art, die Punktirung weniger tief und grob. Zähne der Vorder- 
schienen etwas kürzer. Hinterschienen kürzer. 

Auf Grund dieser Unterschiede muss A. contenta n. sp. für eine 
von tendinosa Gerst. verschiedene Art gehalten werden. 

Anomala plebeja Olivier, Entomologie I. 5, p. 25, Taf. S, Fig. 97. 
(—maxtaE.). 

Msere in Usegua (4. September 1888). — Ueber Ost- und West- 
Afrıka bis Abyssinien und Senegambien verbreitet. 

Anomala caffra Brurmeister, Handb. d. Entom. IV. 1, S. 266. 

Quililmane (9. Februar 1889). — Ueber Südostafrika verbreitet; 
Caffrarien. 

Popillia bipunetata Fabricius, Mantissa Insect., I. 1787, p. 25. 

Quilimane (10. Januar 1889); Bagamoyo. — Ueber Ost- und Süd- 


(87) Östafrikanische Coleopteren. 15 


Afrika verbreitet, nordwärts aber nur noch in Galla-Land, und in West- 
Afrıka nur im Innern des südlichen Theiles des Congo-Gebietes (Lunda) 
gefunden, wo noch manche südafrikanische Formen ihre Nordgrenze erreichen. 

Phaenomeris besckei Mannerheem, Bull. Soc. imp. Natural. Moscou, 
1833, 1, p2 35; Burmeister, Handb, d.. Entom. IV. 1,,S. 335. 

Bagamoyo (14. August 1888). — Ueber Ost- und Südost-Afrika bis 
Natal verbreitet, auch auf der Insel St. Johanna gefunden. 

Adoretus conularis n. sp. (Taf., Kie 2). 

Rufobrunneus, supra et infra dense subtiliter griseo-squamulosus, 
pedibus ferrugineis, tarsis fusconigris; capite quam prothorace parum 
angustiore; hoc brevi, plus duplo latiore quam longiore, angulis anticis vix 
prominulis; elytris prothorace parum latioribus, seriebus singulis setarum 
albarum sub lente tantum conspicuis areolisque minutis nudis parum 
distinctis interruptis; tibiis antieis tridentatis, dente superiore minuto. — 
Long. corp. 11—11,5 mm. 

Mosambik: Quilimane (Februar 1889). 

Dem A. senatorius Har. von Sansibar ähnlich, aber sowohl auf der 
Ober- wie auf der Unterseite feiner beborstet und feiner beschuppt, theil- 
weise auch dichter beschuppt; Prothorax etwas schmäler. Beine gelbbraun, 
bei senatorius schwarzbraun. 


Im Uebrigen hat die Art nichts Besonderes an sich, sie gehört zu 
der langen Reihe gleichförmiger Arten, an denen die Gattung Adoretus 
reich ist. 

Neptunides polychrous J. Thomson, Bull. Soc. Entom. France, 5. Ser., 
Vol 1IXp210% : 

Bagamoyo. 


Die Art ist nur aus Deutsch-Ost-Afrika bekannt; sie findet sich 
namentlich in der Gegend der Nguru-Berge und bei Mhonda. Eine hell- 
farbige Varietät (var. laeta m.) kommt im Usambara häufig vor. 

Dieranorrhina oberthüri Deyrolle, Bull. Soc. Entom. France, 1876, 
5. Ser. VI, p. 82; Kraatz, Deutsche Entom. Zeitschr. 1881, S. 260. 

Bagamoyo. 

Ueber die Küstenländer von Deutsch-Ost-Afrika verbreitet; aus dem 
Innern nicht bekannt. 

Mephistia bertolonii Zucas, Bull. Soc. Entom. France, 1879, 5.- Ser., 
Vol= DI p. EXXXIT 7 Ann: Soc, Entom. Erance, 1880, 5. Ser.,. Vol. X, 
PaLoo Nav. Rier 1a. Kor Te 

Bagamoyo. 

Gleichfalls nur aus Deutsch-Ost-Afrika bekannt; ‚in Nguru und 
Usambara häufig. 


16 H. J. Kolbe. (88) 


Smaragdesthes oertzeni m., Stettiner Entom. Zeit. 1895, S. 276. 
Panganı (30. November und 6. Dezember. 1889), Sakurile in Ukuere 


(20. August 1888), Bagamoyo. — Auch in Usegua und Usambara vor- 
kommend. i 


Die Spezies unterscheidet sich von den nahen Verwandten Westafrikas 
(z.B. S. africana Drury, mutica Har., viridi-cyanea Palis.) durch 
(die femere und theilweise unregelmässigere Sculptur der Elytren. 

Gnathocera eruda Junson, Cistula Entom.H. p. 253. (Nyassa ; Westafrika.) 

Var. major n. — Grösser als die westafrikanische Form; Epistom 
ohne ein mittleres Zähnchen in der vorderen Ausrandung. Scheibe des 
Pronotums glatter, femer punktirt. Die alternirenden Zwischenräume der 
Elytren weniger dicht und theilweise deutlich reihenweise punktirt. Pygi- 


dium des 5 mit deutlich abgestutzter Spitze. — Körperlänge 15—17 mm. 

Bagamoyo. — Liegt auch aus Mamboia vor; aus dem Innern nicht 
bekannt. 

Dypsilophora trivittata Schaum, Analecta Entom. p. 41. 

Bagamoyo. — Ueber Deutsch-Ostafrika verbreitet, auch in Natal 
gefunden. 


Psacadoptera leucomelaena Gory und Percheron, Monogr. Ceton. p. 202, 
Taf. 36, Fig. 6. (Ost-, Südost- und Südwestafrika.) 

Var. simonsi Janson, Cist. Entom. II. 1878, p. 263. (simulatrix 
Kraatz.) 

Bagamoyo. — Ueber Deutsch-Ostafrika und bis zum Nyassa-See ver- 
breitet; auch in Natal und Südwestafrika. 

Poeeilophila maeculatissima Boheman, Öfvers. Vetensk. Akad. Handl. 
1860, 8. 120. 

Pangani (30. November 1889), Bagamoyo. — Bis Mosambik, Natal, 
ins Innere des Congogebiets und Angola verbreitet. 

Diplognatha siliceea McLeay, Ilustr. Zool. Afrie. III. p. 22. 

Mbusini in Usegua (29. August 1888), Quilimane (3. Februar 1889). 

Ostafrika, Mosambik, Natal, Centralafrika, Congogebiet. 

Die nahe verwandte D. gagates F. heimathet hauptsächlich in 
Westafrika von Loanda, Congo bis Senegambien und ist bis in das central- 
afrikanische Seengebiet und bis zum Djur verbreitet. Beide Arten sind 
von Tabora (östlich vom Tanganyika-See) angegeben, aber auch von Bukoba 
am Westufer des Vietoria-Nyansa (Stuhlmann) und vom Ostufer desselben 
Sees (0. Neumann). Von dieser Scheidelinie verbreitet sich silicea nach 
Osten und Südosten, gagates nach Westen und Nordwesten. 


Buprestidae. 


Sternocera monacha Klug, Monatsber. Akad. Wissensch. Berlin 1855, 
S. 644; Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, S. 180, Taf. XI. Fig. 2. 


(8 9) Ostatrikanische Coleopteren. 1% 


Quilimane (12. Februar 1889). — Mosambik und Seengebiet (Kraatz, 
Deutsche Entom. Zeitschr. 1896, S. 82). 

Steraspis ambigua Fähraeus, Insecta Caffrariae, I. 1851, p. 312 (Ost- 
afrika bis Tanganyika und Natal; Abyssinien, Senegambien). 

Var. aeruginosa Klug, Monatsber. Akad. Wissensch., Berlin 1855, 
S. 645; Peters’ Reisen nach Mosambique, 1862, S. 184. 

Mbusmi in Usegua (27. August 1888). — Bis Tabora und Mosambik 
verbreitet. 

Psiloptera obliquata n. sp. — P. amauroticae Kl. proxima, 
latiuscula, ab humeris usque ad apicem posteriorem fere continuo attenuata; 
obscure aenea, modice nitida, infra cum pedibus purpureo-violacea, lateribus 
autem albido-tomentosis; pronoto callo utrinque antico ornato, quo callo 
longulo, plano, obliquato, ab angulis anticis in discum pertinente, dorso 
medio et postice utringue sublaevigato et parce punctato, sulco medio 
longitudinali parum impresso. — Long. corp. 19 mm. 

Mbusini in Usegua (29. August 1888). 

Der P. amaurotica Kl. am ähnlichsten, aber jederseits auf dem 
Pronotum im der vorderen Hälfte mit einer von der Vorderecke bis auf 
die Scheibe reichenden schrägen, nicht unterbrochenen, glatten Schwiele, 
welche die völlige Vereinigung der jederseitigen zwei Schwielen anderer 
Arten der Gattung vortäuscht. 

Unterseite längs der Mitte violettglänzend; Prosternalfortsatz breiter 
als bei P. amaurotica; letztes Abdominalsegment auf der Mitte etwas 
glatt, unpunktirt oder wenig punktirt. Flügeldecken von der Basis bis 
zur Spitze gleichmässiger verschmälert als bei amaurotica. 

Ein zweites grösseres Exemplar derselben Art (32 mm lang) wurde 
von Oskar Neumann bei Majuje im Nord-Usegua auf dem Wege nach 
Mgera Ende Mai 1893 gefunden. 

Sphenoptera negleeta Klug, Erman’s Reise, 1835, Insekten, S. 30. 

Quilimane (13. Januar 1889). — Ueber Ostafrika bis Caffrarien ver- 
breitet; Senegambien. 


Elateridae. 
Agrypnus infuscatus Klug, Peters’ Reise nach Mosambique, 1855, 8. 647. 
Quilimane (28. Februar 1889). — Bis Deutsch -Ostafrika verbreitet 


(Sansibar, Tanga). Bei Tanga wurden Stücke im April, und auf dem 
Wege nach Magila Anfang Mai gefunden. 

Alaus excavatus Fabrzcius, Syst. Eleuth. II., pag. 230. 

Bagamoyo. — Usambara; Nubien, Guinea, Senegambien. Leicht zu 
verwechseln mit nahe verwandten Arten. 

Tetralobus rotundifrons Guerin, Voyage Abyss. Lefebure, p. 282, 
ars ll, Bio! 5: 


18 H. J. Kolbe. (90) 


Pangani (6. Dezember 1889). — Dar-es-Salaam. Die Art ist von Natal 
und Caffrarien bis nach Abyssinien verbreitet. 


Melanoxanthus melanocephalus Fabrzcezxus, Spec. Insect. I. pag. 272. 


Quilimane (18. Februar 1889); Sansibar. — Auch in Somaliland, 
Madagascar, Insel Bourbon, ferner im tropischen Asien, in Brasilien und 
Mexico gefunden. Ob die Verbreitung dieser Art durch menschliches Zuthun 
einen solchen Umfang angenommen hat? 


Cardiophorus raflrayi Candeze, O. Schwarz, Deutsche Entom. Zeitschr. 
1896, 8. 92. 


Bagamoyo (Februar 1890). — Ueber Deutsch-Ostafrika (Küsten- 
landschaften) weit verbreitet. 


Telephoridae. 
Lycus constrietus Fähraeus, Insecta Caffrariae von Boheman, I., p. 434. 
Insel Sansibar (21. April 1888). — Ueber das ganze tropische Afrika 
(von Schoa bis Natal und über West-Afrika) verbreitet. 
Lyeus trabeatus Guerin, Iconogr. du regne animal, 1855, p. 45, 
Taf. 14, Fig. 1a. 
Festland von Mosambik (4. Januar 1889). Eine häufige Art, von 


Abyssinien über Deutsch-Ostafrika bis zum Caplande und über Guinea bis 
Senegambien verbreitet. 


Lyeus latissimus Lenne, Systema Naturae, I. 2. p. 646. 

Bagamoyo (26. Juni 1888). — Ueber Deutsch-Ostafrika, Mosambik, 
Natal und Guinea verbreitet. 

Lampyris mosambica n. sp. 

Testacea, macula pronoti atra discoidali antice diffusa ornata, 
elytris (limbo flavo toeto excepto), tibiis, tarsis apiceque femorum nigre- 
scentibus; antennis nigritulis, articulis duobus primis sordide testaceis; 
prothorace vix breviore quam latiore, postice leviter ampliato, carina 
mediana tenui pone medium interrupta et antice evanescente, areis 
anticis elongatis antemarginalibus utrinque pellucentibus, dorso subrugose 
punctato areaque nigra nitidula subtilius punctata, margine postico bisinuato 
ante scutellum lobato; hoc testaceo postice rotundato; elytris planatıs 
lateraliter rectis, in dorso modice tricostulatis, costulis duabus dorsalibus 
distinctioribus, costula subsuturali subtiliore. — Long. corp. 13,5 mm. 

Quilimane (26. Februar 1889). 

Der Lampyris soyauxi m. von Nieder-Guinea ähnlich, aber schmäler, 
der gelbe Saum der Elytren schmäler, der Prothorax vor dem Scutellum 
mit einem vorspringenden Lobus, nur die Spitze der Schenkel schwärzlich, 
an den Antennen die beiden ersten Glieder bräunlich. 


EN EEE 


(91) Östafrikanische Coleopteren. 19 


Selasia minuta n. sp. 

Testacea, nitidula, pilosula, pronoto brunneo-testaceo, antennarum 
articulo tertio lato, trigono, haud flabellato, articuli quarti flabello ceteris 
multo breviore; prothorace fere duplo latiore quam longiore, nitido, parce 
punectato; elytris pallide testaceis, punctulatis, haud sulcatis. — Long. 
corp. 4 mm. 


Quilimane (23. Januar 1889). < 


Viel kleiner als die ähnlich gefärbte S. pallida Pering. und durch den 
Mangel eines Fortsatzes am dritten Gliede der Antennen ausgezeichnet. 


Tenebrionidae. 


Psammodes coriaceus Gerstaecker, Monatsber. Akad. Wiss., Berlin 1854, 
S. 532; Peters’ Reise nach Mosambique, S. 282, Taf. XVI, Fig. 14. 
Quilimane (11.—13. Januar, 12. Februar 1889). — Mosambik. 


Selinus trivialis Gerstaecker, Archiv f. Naturgesch. 37. Jahrg. I., S. 60; 
v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere. 8. 177. 


Sansibar (15. Mai 1888 an Aas, 3. und 7. Juni 1888), Bagamoyo 
(Februar 1890), Mhonda in Unguu (6. September 1888). — Ausserhalb 
der Küstenlandschaften Deutsch-Ostafrikas nicht gefunden. 


Selinus elevatus @erstaecker, ebenda S. 60 und 178. 

Bagamoyo (Februar 1890). — Nur aus Deutsch- Ostafrika (Kisuanı, 
Endara, Sansibar) bekannt. 

Hopatrum patruele Prichson, Archiv f. Naturgesch. 1843, I. S. 248. 

Bagamoyo (Februar 1890). — Nicht nur in Ost-, sondern auch in 
Westafrika zu Hause (Angola, Senegambien). 


Ceropria romandi Castelnau et DBrulle, Monogr. (Ann. Scienc. natur. 
XXI), 1831,52 403. 

Mhonda in Unguu (7. November 1888). — Ueber einen grossen Theil 
Afrikas verbreitet (Abyssinien bis Natal, Westafrika). 

Uloma hondana n. sp. 

Nigra, nitida, angustata, subtus nigro-picea, pedibus castaneis; fronte 
media plana punctulata; pronoto haud confertim profunde punctulato, 
antice medio a margine usque ad discum late impresso (foveam praebente) 
tuberculisgue duobus discoidalibus laevibus, foveam postice termimantibus, 
exstructo; elytris profunde striato-punctatis, interstitiiss convexis laevibus; 
tibis pedum anticorum fere rectis, intus basin versus subangulatis. — 
Long. corp. 9 mm. 

Mhonda in Unguu (7. September 1888). 


Der U. procera m. aus Usambara ähnlich, aber viel kleiner, der 
Prothorax stärker punktirt, die Flügeldecken tiefer gestreift. 


20 H. J. Kolbe. (9 2) 


Alphitobius distinguendus Farrmaire, Ann. Soc. Entom. France, 1869, 
p. 230. 

Quilimane (Februar 1889). — Ueber Süd-, Ost- und Centralafrika 
verbreitet, auch auf den Comoren, Madagaskar und Ile de France. 

Endostomus senegalensis Castelnau, Silberm. Revue, I. 1833, p. 34; de 
Br&eme, Essai monogr. Cossyph. II. 1846, p. 11, Taf. I, Fig. 1. 

Sansibar (20. October 1888), Bagamoyo (Februar 1890). — Massai, 
Sennaar, Senegambien. 

Taraxides erenatostriatus /mhoff, Verhandl. naturf. Gesellsch. Basel, 
1843, V, S. 174 (West- und Central-Afrika). 

Var. subsulcata n. 

Von der westafrikanischen Form durch die schwächeren, weniger 
furchenartigen und weniger stark punktirten Streifen der Flügeldecken, 
sowie durch die feinere Punktirung der Zwischenräume dieser Streifen, 
des Kopfes und des Pronotums unterschieden. 

Mhonda m Unguu (7. September 1888). — Wahrscheimlich an Wald- 
region gebunden. 

Taraxides laevigatus Gestro, (Taf., Fig. 7.) Ann. Mus. Civ. Genova, 
1880, XVI, p. 662. 

Mhonda in Unguu (7. September 1888). — Wahrschemlich gleichfalls 
ein Waldbewohner. 

Notiolesthus brachialis Gerstaecker, Arch. f. Naturgesch., 37. Jahre. 
1,28. 63. 

Mhonda in Unguu (7. September 1888). — Deutsch- und Britisch- 
Ostafrika; auch in West-Afrika (Quango). 

Aspidosternum aerugineum Gerstaecker, Monatsber. Akad. Wissensch. 
Berlin. 1855, 8. 639; Peters’ Reise, 1862, S. 294, Taf. 17, Fig. 9. 

Quilimane (22. Januar und Februar 1889). — Die typische Form ist 
nur aus Mosambik bekannt; die Var. festivum Gerst. findet sich m 
Deutsch-Ostafrika. 

Pyenocerus (Dinoscelis) passerinii Bertoloni, Nova Comm. Acad. Bononiae, 
1849, %, p. 418, Ta 29 Er 

Am Wege von Kikoko nach Rosako am 19. August 1888 auf Mimosen, 
auch in Mbusini in Usegua (29. August 1888), sowie in Mosambik bei 
Quilimane (17. Januar 1889). 

Prioscelis tridens n. sp., Stettiner Entom. Zeit 1894, S. 183, (Taf., 
Fig. 8.) 

Elongata, angustata, nigra, nitida; capite subnitido, media in fronte 
impresso, punctulato, labro et epistomate rugosis, hoc simpliciter sinuato, 
medio margine vix subdentato vel intesro; mento cordato, lateraliter 
rotundato; prothorace subquadrato angulisque rotundatis; processu 
intercoxali postice dentibus tribus exstructo; elytris punctato-striatis, 


u , Mi ee 


(93) Östafrikanische Coleopteren. al 


interstitiis convexis, octavo et decimo punctatis; femoribus tibiisque 
omnium pedum intus crenulatis; tibüs anticis basin versus rectis, apicem 
versus valde curvatis, arcuatis; tibis medis et posticis dente interno 
armatis, illarum dente medio, acuto, harum subbasali et fere obtuso; pectore 
abdomineque parce granulatis, sicut in P. fabricii. — Long. coıp. 
35—37 mm. 

Mhonda in Unguu (7. September 1888), Bagamoyo. — Usambara, 
unter lagerndem Holz im December. 


Eupezus natalensis Lacordaire, Gen. des Goleopt. V., p. 473, Note 2. 

Sansibar. — Von Somali bis Mosambik und Natal einerseits und durch 
Central-Afrika (Congo-Gebiet) bis Angola andererseits verbreitet. 

Strongylium suspicax m. Stettiner Entom. Zeit. 189479. 369: 

Bagamoyo. — Auch in Usambara (unter lagerndem Holz im December) 
und Witu. 


Dysgena scabripennis Gerstaecker, Arch. f. Naturgesch. 37. Jahrgang, 
I., S. 64; v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere, S. 197. 

Bagamoyo (Februar 1890). — Zuerst (die typischen Exemplare) auf 
der Insel Sansibar gefunden. 

Dysgena gigas n. sp. 

Trotz der Aehnlichkeit der neuen Art mit manchen anderen Arten 
muss diese doch für eine selbstständige gehalten werden. Von der D. 
seabripennis Gerst. unterscheidet sie sich durch die bedeutendere Körper- 
srösse. Ferner ist das dritte Glied der Antennen länger als das vierte. 
Das Abdomen ist dichter und gleichmässiger punktirt und kürzer behaart. 
Der Prothorax ist weniger dicht punktirt, und die Punkte sind weniger 
deutlich genabelt. Die Interstitien der letzteren sind feiner seulptirt. 

Diagnose: Fusca, sat subnitida, fere opaca, flavo-pilosa; capite in- 
aequaliter (partim rude) punctato, fronte interoculari irregulariter laevigata ; 
antennis gracilibus; articulo tertio quam quarto paulo longiore; prothorace 
tertia parte latiore quam longiore, ° lateribus rotundatis ante medium 
ampliatis, dorso toto confertim punctato, punctis simplieibus vel indistincte 
umbilicatis, ante marginem posticum totum, praesertim ad latera, laevigato 
et impunctato; elytris modice striatis, striarum punctis antice profundioribus 
ibique majoribus et transversis, interstitiiss leviter convexis et passim 
exsculpto-punctatis; metasterno laxius, abdomine multo densius et subtilius, 
segmento primo lateraliter laxe punctato. — Long. corp. 23,5 mm. 

Mhonda in Unguu (7. September 1888). 


Alleculidae. 


Eetenostoma nigriventris Fähraeus, Oefvers. K. Vetensk. Förh. 1870, 
P=317. 


Hp) H. J. Kolbe: (94) 


Das vorliegende Exemplar gehört wahrscheinlich zu der Fähraeus’schen 
Art, da keine wesentliche Abweichungen von den Angaben in der 
Beschreibung zu bemerken sind. 


Diagnose: Oblongo-elliptica, obscure virescens, metallescens, brevissime 
pubescens, antennis nigris, articulo primo piceo, prosterno medio pedibusque 
rufis, tarsis nigris; antennis gracilibus, articulis 4. — 11. obconicis, longitudine 
inter se aequalibus, articulo tertio ceteris singulis paulo angustiore et 
minime breviore, eadem longitudine ac primo, secundo brevi; prothorace 
tertia parte breviore quam latiore, e medio antrorsum attenuato, lateribus 
autem antice amplo-rotundatis, postice medium versus bisinuatis, marginibus 
lateralibus anguste marginatis, angulis posticis subreetis. — Long. corp. 
7—8 mm. 


Quilimane (3. März 1889). — Caffrarien. 


Meloidae. 


Mylabris dieineta Dertoloni, Nova Comm. Acad. Bononiae, X. 1849, 
p. 419 (= bizonata Gerstaecker, Monatsber. Akad. Wissensch., Berlin 
1854, 8. 694, Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, S. 298, Taf. 17, 
Fig. 13; v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere S. 205). 

Bagamoyo (15. August 1888) und bei Pongue in Usegua (24. August 
1888). — Von Somalı bis Mosambik einerseits und bis Benguela, Angola 
und dem unteren Kongo andererseits verbreitet. 


Mylabris trifurea Gerstaecker, Monatsber. Akad. Wissensch., Berlin 
1854, S. 694; Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, S. 301. 

Quilimane (11. und 31. Januar 1889), Kikoko in Usaramo (18. August 
1588). — Mosambik. 

Coryna (Dices) Kersteni Gerstaecker, Arch. f. Naturgesch., 37. Jahrg.. 
I., S. 67, v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere S. 209, Tafel X, Fig. 11. 

Bagamoyo (15. August 1888), Kikoko in Usaramo (18. August 1888, 
an Opuntia-Blüthen), Tschirutae in Ukwere (23. August 1888) und in 
Mbusini in Usegua (29. August 1888). — Von Deutsch-Ostafrika bis 
Somali- und Gallaland verbreitet. 

Decatoma catenata Gerstaecker, Monatsber. Akad. Wissensch., Berlin 
1854, 8. 695; Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, S. 302, Taf. 18, Fig. 3. 

Quilimane (11. Januar und 3. März 1889). Zanguebar, Massai, 
Manyara-See (November). 

Cantharis (Lytta) hildebrandti Aaag, Deutsche Entom. Zeitschr., 
1880, 8. 64. 

Pangani (30. November 1889). — Namentlich im Hinterlande von 
Deutsch-Ostafrika verbreitet. 


(95) Ostafrikanische Coleopteren. 23 


Cantharis (Lytta) velata Gerstaecker, Monatsber. Akad. Wissensch., 
Berlin 1854, S. 695; Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, S. 296. 

Quilimane (Januar, Februar und März 1889). — Von Somalı bis 
Mosambik und Caffrarien verbreitet. 


Curculionidae. 


Brachycerus apterus Linne, Syst. Nat. ed. X, S. 386; Gerstaecker, 
Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, 8. 305. 

Quilimane (16. Januar 1889, 1. März 1889). — Capland, Herero, 
Mosambik. 

Synaptoplus cervinus Gerstaecker, Arch. f. Naturgesch., 37. Jahrg., 1., 
S.69; v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere S. 219; Faust, Deutsche Entom. 
Zeitschr., 1896, S. 113. 

Bagamoyo (28. Juni 1888, Februar 1890), Kikoko in Usaramo 
(18. August 1888). — Ueber Deutsch-Ostafrika verbreitet. 

Systates pollinosus Gerstaecker, Arch. f. Naturgesch., 37. Jahrg., 1., 
S. 71; v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere S. 229, Taf. XI, Fig. 7. 

Mbusini in Usegua (29. August 1888), Malianga in Nord-Usegua 
(16. September 1888), Lewa in Usambara (25. September 1888). — Ueber 
Deutsch-Ostafrika bis in’s Hinterland verbreitet. 

Lixus hildebrandti Harold, Coleopt. Hefte, 1879, Jahrg. XVI, 5.148 Anm. 

Bagamoyo. — Ueber Deutsch- und Britisch-Ostafrika (Kitui in Ukamba) 
verbreitet. 

Mecocorynus loripes Chevrolat, Ann. Soc. Entom. France 1833, p. 64, 
Wars lo 2a: - 

Quilimane (12. Februar 1891). — Usambara, Mosambik, Caffrarien, 
Guinea, Congo-Gebiet. _ 

Rhynehophorus phoenieis Fabricius, Syst. Eleutherat. II. p. 430; 
Gerstaecker, Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, 8. 317. 

Pangani (30. November und 6. Dezember 1889). 


Cerambycidae. 
Tithoes mandibularis J. Thomson, Rev. Zool. 1877, p. 265. 
Quilimane (12. Februar 1889). — Deutsch-Ostafrika (Dar-es-Salaam) 


bis Capland. 

Macrotoma palmata Fabricius, Entom. Syst. I. 2, p. 249. 

Sansibar (Februar 1889). — Ueber das ganze intertropicale Afrika 
verbreitet. 

Macrotoma natala J. Thomson, Classif. Longic. p. 314. 


Quilimane (3. Februar 1889). — Von Sansibar über Mosambik bis 
Natal verbreitet. 


I 


24 H. J. Kolbe. (96) 


Mallodon downesi Hope, Ann. Mag. Nat. Hist. XI, 1843, p. 366: 
J. Thomson, 'Physis, 1.2.1867, p. '96. 

Mhonda in Unguu (7. September 1888). Ueber den grössten Theil 
des intertropicalen Africa verbreitet. 

-Clytus oeulieollis Fairmaire, Ann. Soc. Entom. France, 1887, p. 334. 

Mbusini in Usegua (25. und 29. August 1888). Zuerst aus Usagara 
bekannt geworden. 

Coptops aedificator Fabrzerus, Entom. Syst. I. 2. p. 275. 

Mbusini in Usegua (29. August 1888). — Ost-, West-, Central- und 
Südafrika, Isle de France, Ceylon, Indien. 

Prosopocera plagiatrix m., Stettiner Entom. Zeit. 1893, S. 264. 

Bagamoyo. — Dar-es-Salaam. — Die Art ist der Prosopocera 
poggei Har. sehr ähnlich, aber nach den 1. c. angegebenen Merkmalen 
wohl verschieden. 

Sternotomis bohemani C’hevrolat, Rev. Zool. 1844, p. 343. — Var. 
ferreti Westwood, Arcana Entom. II. p. 153, Taf. 85, Fig. 1; Reiche, 
Voy. Abyss. Ferret et Galinier, 1850, p. 396, Taf. 24, Fig. 7. 

Mhonda im Unguu (7. September 1888), Sansibar, Bagamoyo. — 
Abyssinien. 

Zographus aulieus Bertoloni, Nova Comm. Acad. Bononiae, X, 1849, 
p. 428, Taf. 10, Fig. 4; Gerstaecker, Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, 
8..328, Taf. 20, Biel. 

Kihengo in Ost-Unguu (12. September 1888). — Ueber Deutsch- 
Ostafrika und Mosambik verbreitet. 

Tragocephala variegata Dertoloni, Nova Comm. Acad. Bononiae, X, 
1849, p. 403, Taf. 3, Fig. 9; Gerstaecker, Peters’ Reise nach Mosambique, 
1862, p..327, Tat. 19, Kis.211212 

Mosambik, Festland (4. Januar 1889); Bagamoyo (23. Juni 1888). — 
Ueber Britisch- und Deutsch-Ostafrika und Mosambik bis zur Delagoa-Bay 
verbreitet. 

Geroplesis militaris @erstaecker, Monatsber. Akad. Wissensch., Berlin 1855, 
S. 266; Peters’ Reise nach Mosambique, S. 324, Taf. 19, Fig. S. 


Quilimane (31. Januar 1889). — Von Mosambik bis in das südliche 
Deutsch-Ostafrika (Mikindani) verbreitet. 
Geroplesis conradti m. Stettiner Entom. Zeit. 1893, 8. 265. — Var. 


fulvovestita m. ebend. S. 266. 

Mit C. orientalis Hbst. (Natal, Capland) nahe verwandt. Aber der 
Körper ist schlanker; die antennentragenden Höcker zeigen eine vorgezogene 
- Spitze; der Seitenhöcker des Prothorax fehlt; das Pronotum ist deutlicher 
sculptirt; die Flügeldecken sind am Grunde geröber sculptirt; die Unterseite 
ist nicht dicht zottig behaart, sondern fein zerstreut und kurz behaart, 


(9 7) Östafrikanische Coleopteren. 


LS) 


5 


glänzend. Die anteapicale rothe Längsmakel der Flügeldecken verläuft 
mehr gegen die Mitte hin, nicht neben dem Seitenrande, und ist vorn 
breit abgerundet. Im Uebrigen ist diese Art ebenso gefleckt und gebändert 
wie orientalis. 

Die Art liegt in der erwähnten Varietät vor, welche durch die 
rothbraune Färbung des Prothorax und der Basis der Flügeldecken, sowie 
durch die rothbraune Behaarung der Brust und des Hinterleibes aus- 
gezeichnet ist. 

Bagamoyo. — Die Stammart ist m Usambara (z. B. bei Derema von 
August bis December an Baumstämmen) häufig. 

Ceroplesis adspersa Pascoe, Ann. Mag. Nat. Hist., 5. Ser. II. p. 375 
(= irregularis Har., Mitth. Entom. Ver. München, 1878, S. 49). 

Mbusini in Usegua @. August 1888). — Ueber Deutsch- und Britisch- 
Ostafrika bis zum Vietoria-Nyansa (Süd-, Ost- und Nordostufer) verbreitet. 

Ceroplesis quinquefasciata Fabricius, Entom. Syst., I. 2. p. 281; 
Fähraeus, Öfvers. Vetensk. Akad. Förhandl., 1872, No. 2. p. 41. 

Pongue in Usegua (24. August 1888). — Ueber Ost-, Südost-, Central- 
und Westafrika verbreitet. 

Ceratites jaspideus Servelle, Ann. Soc. Entom. France, 1835, p. 35. 

An der Somaliküste bei Brawa (= Barawa?) aufs Schiff geflogen 
(October 1888). — Von Kordofan über Galla- und Somali-Land, Ostafrika 
bis Caffrarien, sowie über ÜUentral-Afrika nordwärts bis Senegambien, 
südwärts bis Herers und Ngami verbreitet. 

Phrynesthis pachystoloides ZLacordacre, Gen. d. Colsopt. IX. 2.5 1872, 
p. 441, Anm. 1. 

Oeiunane (6. Februar 1889). — Südöstlich vom Victoria-Nyansa bis 
Mosambik verbreitet. 

Cymatura mucorea Fairmaire, Ann. Soc. Entom. France, 1887, p. 343. 

Bagamoyo. — Von Süd-Somali über Deutsch-Ostafrika bis zum Vietoria- 
Nyansa und Albert-Nyansa verbreitet. 

Dichostates tabularis n. sp. (Taf., Fig. 9). 

Griseus, albescens, latus, undique nigro-punctatus, in elytris macula 
semilunari, quae tuberculum dorsale antemedianum postice terminat, 
ochracea maculaque latiore atrofusca, postice longe biapicata, et maculis 
vagis lateralibus et apicalibus fuscis, fumosis praeditus, pectore autem et 
ventre et pedibus laete albido-tomentosis et breviter pilosis et nigro- 
punctatis; antennis in mare corpore paulo loneioribus, in femina distincte 
brevioribus, atris, inde ab articulo tertio ad basin singulorum articulorum 
et apicem albidis; prothorace fere duplo latiore quam longiore, lateraliter 
unituberculato, tuberculo conico sat magno et subacuminato, im dorso parce 
rugoso et punctato, antice in medio laevi; elytris profunde inaequaliter 
punctatis, utroque elytro obscure trituberculato et lateraliter im longitudinem 


36 H. J. Kolbe. (98) 


abbreviatim tricostulato, illorum tuberculorum anteriore basali, medium 
tenente, tuberculo altero postbasali, tertio autem postmediano, tuberculis 
omnibus leviter fasciculatis; apice elytrorum obtusato vel leviter subsinuato; 
mesosterno late transversim carinato, carina recta. 

Long. corp. 15 —16 mm. / 

Bagamoyo. 

Körper zwischen den Schulterecken ziemlich breit, grau und weisslich 
gefärbt, schwarz punktirt, die drei Höcker jeder Flügeldecke schwärzlich 
und behaart, ein röthlichgelber Fleck auf der Scheibe der Flügeldecke 
hinter dem zweiten Höcker, einige Zeiehnungen hinten auf der Scheibe 
und an den Seiten der Flügeldecken rauchfarben; Antennen schwarz, Basis 
und Spitze der Glieder vom dritten Gliede an weiss; Prothorax m der 
Mitte fast doppelt so breit wie lang, Seitenhöcker stumpf kegelförmig, 
Rücken vorn und hinter der Mitte mit einer Querfurche. Auf jeder 
Flügeldecke drei Höckerchen, eines unmittelbar an der Basis in der Mitte 
zwichen Scutellum und Schulter, das zweite Höckerchen bald dahinter, das 
dritte hinter der Mitte; längs des Aussenrandes drei abgekürzte stumpfe 
Längsrippen hintereinander. ‘Spitze der Flügeldecken abgestutzt. 

Tetraglenes phantoma Gerstaecker, Archiv f. Naturg., 37. Jahrg.. 1.. 
S. 79; v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere, S. 263, Taf. XI. Fig. 8. 

Bagamoyo (27. Juni 1888). — Pangani, Insel Sansibar, Dar-es-Salaam. 


Chrysomelidae, 

Lema biimpressa Boheman. 

Sansibar, Nasi-Moja (28. April 1888). 

Pseudocolaspis chrysites Gerstaecker, Arch. f. Naturgesch. 37. Jahreg., 
I., 8. 81; v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere S. 273. (Sansıbar.) 

Subsp. mosambica n. 

Von der eigentlichen P. chrysites Gerst. durch die weniger vorstehenden 
Schulterecken der Flügeldecken unterschieden. Liegt in mehreren Farben- 
varietäten vor: 1. Var. aurichalcea (messingfarben), 2. Var. cuprea 
(dunkel-kupferfarben), 3. Var. obseura (dunkel-bronzefarben, z. Th. mit 
violettem Schimmer), 4. Var. violacea (dunkelblau bis violett). 

Quilimane (11. und 28. Januar 1889). — Die endgültige Feststellung 
der Beziehungen der Mosambiker Form zu derjenigen von Sansibar ist 
wegen Mangels an Material jetzt nicht möglich. 

Macrocoma mosambica n. 

Viridis, aenea, paulo aurichalcea vel tota aurichalcea vel cuprea, 
capıite atrato, opaco; antennis brunneis, articulis quinque ultimis nigrescen- 
tibus tomentoque griseis; femoribus cupreo suffusis, tibiis nigris apicem 
versus tarsisque brunneo tinctis; corpore supra et infra piloso (supra ad 


(99) Östafrikanische Coleopteren. 97 


partem per occasionem detrito), pilis totis decumbentibus; capite sat 
magno dense punctatissimo ; antennis prothoracis basin superantibus, articulo 
secundo quam tertio longiore ; prothorace antrorsum parum attenuato, 
lateraliter subrecto, minime arcuato, in dorso haud confertissime distincte 
punctato; scutello brevi, lato, postice angulato, apice acuto; elytris 
leviter inaequalibus, confertim punctatis, pilis postieis propesuturalibus 
late oblique versis. 
Long. corp. 6-7 mm. 


Grösser als M. aureovillosa Marsh., die Behaarung der Flügel- 
decken niederliegend; die Antennen heller, zweites Glied derseiben länger 
als drittes, bei aureovillosa zweites und drittes Glied von gleicher 
Länge). Der Prothorax von gleicher Form, aber etwas weniger stark 
punktirt; das Scutellum kürzer und breiter. 

(uilimane (12. Februar und 3. März 1889). 

Var. violaceo-nigra n. 


Obscura, violaceo-nigra, antennarum dimidio basali, tibiarum apice 
tarsisque brunneis. 
Quilimane (9. und 12. Februar 1889). 


Mesoplatys ochroptera Stal, Diagn.,. 1857, p. 60; Vogel, Nunquam 
Ötiosus, I. 1871, S. 124; Fairmaire, Ann. Soc. Entom. France, 1887, 
p- 360. 

Quilimane (Februar und März 1889). — Ueber Nordost-, Ost-, Süd-, 
Central-Afrika und Senegambien verbreitet. 

Diamphidia femoralis (rerstaecker, Monatsber. Akad. Wissensch., 
Berlin 1855, S. 638; Peters’ Reise nach Mosambique, 1862, S. 346. 

Quilimane (10. Januar 1889). — Von Deutsch-Ostafrika über Mosam- 
bik und Nyassa-See bis Natal verbreitet. 

Blepharida laesa n. (Taf., Fig. 10). 

Rufo-castanea, antennis nigris, articulis quatuor primis testaceis; pro- 
noto elytrisque fusco-nigro suffusis, illo maculis duabus lateralibus, vitta 
media postice lacerata punctisque antieis duobus, elytris maculis et fasciis 
direptis luteis ornatis; pedibus piceis; prothorace plus duplo latiore 
quam longiore, margine laterali utrinque medio profunde sinuato, fere 
exciso denteque anteapicali armato, dorso profunde irregulariter punctato, 
striis duabus curvatis, e margine antico ortis, obliquis, postice conniventibus, 
e punctis impressis formatis, dorso medio laevi, stria utrinque recta antice 
abbreviata cum margine postico juncta; elytris punctato-striatis, striis 
lateralibus profundioribus, imterstitiis leviter convexis. 

Long. corp. 10 mm. 

Mosambik, Festland (4. Januar 1889). 


38 H. J. Kolbe. (100) 


Oides collaris Daly, Journal of Entomology, I. 1861, p. 295; — 
palliata ;Gerstaecker, Arch. f. .Naturgesch., 37. Jahrg., 1. 3783; 
v. d. Decken’s Reisen, Gliederthiere, S. 279, Taf. XII, Fig. 11. 

Tschirutae in Ukuere (22. August 1888). — Ueber Deutsch-Ostafrika 
verbreitet. 

Candezea flaveola @erstaecker, Monatsber. Akad. Wissensch., Berlin 1855, 
S.638; Peters’ Reise nach Mosambique, Zool:, 1862, S. 344 (Monolepta). 

Sansibar (Juni 1888), Lewa in Usambara (25. September 1588), 
Quilimane (Februar 1889). — Von Britisch-Ostafrika bis Natal verbreitet. 

Monolepta pauperata Prichson, Arch. f. Naturgesch., 9. Jahrg., I. S. 265. 

Quilimane (13. Jannar und Februar 1889). — Galla-Land, Angola, 
Senegambien. 

Aspidomorpha chlorotica Oliwer, Entom. VI. 97, p. 931, Taf. IV, 
Fig. 56; Boheman, Monogr. d. Cass. II, p. 244. 

Sansibar (10. Mai 1888), Quilimane (11. Januar 1889). — Central- 
und Westafrika. 

Aspidomorpha tigrina Olivier, 1. c. VI. 97, p. 957, Taf. V,; Fig. 78; 
Boheman, 1. c. H, p. 336. 

Mosambik, Festland (4. Januar 1889). — Ueber Ost- und Südafrika 
verbreitet. 

Laccoptera intricata Klug, Erman’s Reise, Insekten, V, S.47; Boheman, 
a: 2.10. P. 59. 

Quilimane (Februar 1889). — Capland, Central-Afrika, Guinea. 


(101) 


4a. 


Or 
>) 


10. 


Östafrikanische Coleopteren. 


Tafelerklärung. 


Hypolithus magnicollis Kolbe. 
Adoretus consularis Kolbe. 
Stomanomala epistomatica Kolbe. 


. Dieselbe Art, Kopf, vergrössert. 


Clitopa laeviplagiata Kolbe. 
Dieselbe Art, Kopf, vergrössert. 
Triodonta rufina Kolbe. 


. Dieselbe Art, Tarsus eines Vorderbeins, vergrössert. 


Heteronyohus infans Kolbe. 


. Dieselbe Art, Tarsus eines Vorderbeins, vergrössert. 


Taraxides laevigatus Gestro. 
Prioscelis tridens Kolbe. 
Dichostates tabularis Kolbe. 
Blepharida laesa Kolbe. 


Jahrbuch der Hamburg. wissensch. Anstalten XIV. Beiheft. 5 


v.Zglinicka ad nal.del et Iıth Druck v.0.Hollmann, Berlin $ 


Kolbe ,Coleopteren. 


‚Ostafrikanısche Polychaeten 


gesammelt 


von Herrn Dr. F. Stuhlmann 1888 und 1889. 


Von 
E. Ehlers, 


Professor in Göttingen. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XIV. 


(2. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XIV.) 


Hamburg 1897. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff E.H. Senats Buchdruckern. 


FE sh 


er 


Der Direktion des naturhistorischen Museums in Hamburg verdanke 
ich es, eine von Herrn Dr. F. Stuhlmann an der ostafrikanischen Küste 
gemachte, in der zoologischen Sammlung des Hamburger Museums auf- 
bewahrte Sammlung von polychaeten Anneliden bearbeitet zu haben, im 
Anschluß an die Bearbeitung einer Sammlung von Anneliden, die Herr 
Dr. Völtzkow im gleichen Gebiete zusammengebracht hatte. Aus den 
Ergebnissen dieser Arbeit!) ist die nachfolgende Zusammenstellung ein 
Auszug. Er verzeichnet die von Herrn Dr. Stuhlmann an der Küste 
Ostafrikas gesammelten Polychaeten. 


Amphinomidae. 
Eurythoö complanata (Pall.) [Ehlers 1. c. p. 159.] 
661. Sansibar, Changu-Riff; 5. XII. 1888. 
1042. Insel Baui (= Bawi), Riff; 16. VI. 1889. 
1276, 1278, 1279, 1280. Insel Baui, Riff; 12. VII. 1889. 
1764. Insel Changu bei Sansibar, Riff; 11. XI, 1889. 
1790. Pangani, Ras Muhesa; 5. XI. 1889. 
Euphrosyne myrtosa Sav. [Ehlers 1. c. p. 163.] 
1117. Insel Baui, ae unter Blöcken; 27. VI. 1889; zugsa > 
1434. Kokotoni; 17. VIII. 1889. 


Aphroditidae. 
Iphione muricata (Sav.) [Ehlers ]. c. p. 163.] 
1130, 1284. Insel Baui; 29. VI. 1889, 17, VII. 1889. 
1427. Kokotoni; 17. VIII. 1889. 
1555. Tumbatu; 28. VIII. 1889. 


Polyno& (Lepidonotus) quadricarinata Gr. [Ehlers 1. c. p. 164.] 
1767. Insel Changu bei Sansibar; 11. XI. 1889, 


!) Ehlers: Zur Kenntnis der ostafrikanischen Borstenwürmer, in: Nachricht. K. 
Ges. Wiss. Göttingen, Math.-phys. Kl., 1897, Heft 2. 158. 


4 E. Ehlers. (106) 


Polynoö sp.? [Zhlers ]. c. p. 164]. 

Diese Art ist wohl mit Polynoe impatiens (Sav.) verwandt, insofern 
als das erste rudertragende Segment mit einer auf den Kopflappen hinauf- 
sreifenden, hinten zwei kleine Höckerchen tragenden Platte versehen ist. 
Das einzige mir vorliegende gleichmäßig graugelbe Thier weicht aber von 
der Beschreibung, die Grube ') von Lepidonotus impatiens (Sav.) gegeben 
hat, dadurch ab, daß die weichen, den Rücken ganz deckenden Elytren 
einen nicht gefransten Rand haben, und daß ihnen die von Grube be- 
schriebenen Papillen fehlen, ferner daß die Borsten des oberen Bündels 
nicht glatt sondern quer gerieft und die des unteren mehr als drei Zähne 
unter der Spitze haben. Die Rückencirren reichen wenig über die Borsten 
hinaus und sind erheblich kürzer, als sie die Savigny’sche Figur der 
P. impatiens zeigt. Da dem Thiere Fühler und Fühlereirren fehlen, unter- 
lasse ich die Aufstellung einer neuen Art. | 

Ohne Nummer. Insel Baui, an toten Korallen ; 30. V. 1888. 


Hesionidae. 
Hesione splendida Sav. | Ehlers 1. c. p. 164.] 
1365. Sansibar, Bueni Riff; 4. VIII. 1889. 


Syllidae. 
Syllis monilaris Sav. | Ehlers 1. c. p. 165.] 
164. Insel Baui; 20. V. 1888. 
1098. Insel Baui, Rifferund unter Blöcken; „roth mit braunem Darm“. 


Lycoridae. 
Nereis (Perinereis) camiguina Gr.? [Ehlers 1. c. p. 165.] 
1071. Insel Baui; Löcher in Korallenblöcken, tote Blöcke auf dem 
Riff; 26. VL. 1889; „Rücken blaugrau“. 
1303. Insel Baui; 14. VII. 1889. 
1366. Sansibar, Bueni Riff; 4. VIII. 1889. 


Eunicidae. 

Eunice afra Peters [Ehlers 1. c. p. 166.] 

160, 1141. Insel Baui; 20. V. 1888., 29. -VI. 1889. 

1428. Kokotoni; 17. VIU. 1889. 

1763. Insel Changu bei Sansibar; 11. XI. 1889. 
Eunice antennata (Sav.) | Ehlers 1. c. p. 169.] 

1211. Insel Baui; 4. VII. 1889. 

1427. Kokotoni; 17. VII. 1889. 

1768. Insel Changu bei Sansıbar; 11. XI. 1889. 


Y) Grube: Beschreibung neuer oder weniger bekannter Anneliden des rothen 
Meeres. Monatsber. K. Akad. d. W. Berlin Juni 1868 pe. 488. 


(107) Östafrikanische Polychaeten. 5 


Eunice siciliensis Gr. [Ehlers 1. c. p. 169]. 

161, 1286. Insel Baui; 20. V. 1888, 17. VII. 1889. 
Lysidice collaris Gr. [Ehlers 1. c. p. 170]. 

Ohne Nummer. Sansibar, Insel Baui; 29. VI. 1889. 


Cirratulidae. 
Cirratulus nigromaculatus Gr. |Ehlers 1. c. p. 171]. 
1364. Sansibar, Bueni-Riff; 4. VIII. 1889. 


Terebellidae. 
Neottis rugosa Ehl. |Ehlers 1. c. p. 171]. 

Körper gelblich grau, lang gestreckt, 15—20 cm lang; etwa 125 borsten- 
tragende Segmente und eine kurze kaum segmentirte und borstenlose 
präanale Endstrecke; größte Breite ohne besondere Auftreibung etwa am 
10—12. Segment; Segmente vorn etwa 5'% mal, in der Körpermitte 3, 
der hinteren Strecke 2mal breiter als lang, die vor der präanalen ganz 
kurz; die Rückenfläche in der vorderen Körperstrecke durch die hoch- 
gestellten Parapodien stark verschmälert, überall glatt oder fein quer 


in 


gerieft mit deutlichen Segmentfurchen; Bauchfläche in der vorderen Körper- 
strecke unregelmäßig und stark, oft quer gerunzelt, ohne deutliche Bauch- 
schilder und Medianfurche. Kopflappen groß mit zahlreichen langen und 
dicken, canalieulirten Fühlerın, ohne Augenpunkte. Alle Segmente mit 
Ausnahme der reducirten präanalen mit dorsalen und ventralen Borsten. 
Dorsale Parapodien vom 2. Segment mit grossen, weit vortretenden, gelben 
Bündeln doppelt gesäumter, einfacher, spitz auslaufender Borsten. Ventrale 
Hakenborsten vom 3. borstentragenden Segment ab anfangs auf niedrigen 
Wülsten, die gegen die Körpermitte hin- in schmale Flößchen, an den 
hinteren Segmenten in quere stumpfe Höcker übergehen und dann mit den 
dorsalen Parapodien zusammenstoßen; Haken überall eimreihig, gelb; 
1. 22. 3. 3 Paar Kiemen an den 3 ersten Segmenten: zahlreiche, dünne, 
meist eng spiralig aufgerollte Fäden, die dicht auf queren leistenartig 
erhobenen Wülsten stehen; die erste Kieme reicht ventralwärts weiter als 
die zweite und dritte; alle Kiemenwülste in der Medianfläche des Rückens 
von einander getrennt; Höcker unter den Kiemen und dorsalen Parapodien 
fehlen. 

Röhre unregelmäßig gewunden, dick membranös mit großen auf- 
geklebten Fremdkörpern. 

Diese Art ist ofienbar bei Sansibar häufig, und ich war daher über- 
rascht, sie mit einer der bis jetzt beschriebenen Terebelliden des rothen 
Meeres und indischen Oceans nicht identificieren zu können. Ihre systema- 
tischen Charaktere verweisen sie in die Gattung Neottis Mlmg., wenn man 
aus der für sie von Malmgren aufgestellten Diagnose den Besitz von 


6 E. Ehlers. (108) 


Augenpunkten streicht. Das bildet offenbar einen Artcharacter, da den 
anderen Arten dieser Gattung Augenpunkte zukommen. Vielleicht am 
nächsten kommt die Art der Neottis triserialis (Gr.), die ich nicht aus 
eigener Anschauung kenne, die aber durch die Berührung der Kiemenbasen 
in der Mittellinie des Rückens von ihr abweicht. Habituell hat die Art 
große Aehnlichkeit mit Neottis spectabilis Verr. des antarctischen Kreises; 
bei dieser ist die Ventralfläche der vorderen Segmente ähnlich, nur nicht 
so stark gerunzelt wie hier; und ist die präanale Strecke gleichfalls, wenn 
auch weniger stark, reducirt; bei der Neottis spectabilis ( Verr.) verschwinden 
aber die dorsalen Parapodien in der hinteren Körperstrecke vor der präanalen 
Strecke, während sie bei Neottis rugosa bis an diese zu verfolgen sind. 


1430, 1431, 1432. Kokotoni; 17. VIII. 1889. 


Sabellidae N 
Sabella sulcata Ehl. [Ehlers 1. ec. p. 173]. 


Körper mäßig lang, platt, in der vorderen Hälfte fast gleichmäßig 
breit, in der ‚hinteren allmälig etwas verschmälert bis zu dem rasch 
zugespitzten Hinterende, 7—8mal länger als die größte Breite; etwa 190 
borstentragende Segmente, von denen 8 thoracal; SI mm lang ohne die 
Kieme; diese im eingerollten Zustande der Kiemenstrahlen 12 mm lang, 
wovon aufihr Basalblatt 5 mm fallen; allgemeine Färbung „im Leben grau 
mit rothbraun“; jetzt hell gelblich grau, die Bauchschilde dunkelgrau; 
bisweilen die Rückenfläche der vorderen Segmente bräunlich gelb; die 
ventrale Fläche des Buccalsegmentes und die Kragenlappen violett, die 
Basalmembran der Kiemen violettbraun, die Außenfläche der Rhachis der 
Kiemenstrahlen braunviolett, die Innenfläche weiß oder grau, die Kiemen- 
fäden auf 2 grossen Querbändern der ganzen Kiemenkrone, einem auf der 
halben Länge, einem zweiten vor der Spitze, weiß, im übrigen grau oder 
bräunlich, die Achse der einzelnen Kiemenfäden außen oft violett. 

Jede Kiemenhälfte ein mehr als im Halbkreis eingerolltes, hohes 
Basalblatt mit 60—70, mit Ausnahme der ersten, fast gleich langen gegen 
die Spitze zu nach einwärts eingerollten Kiemenstrahlen; die Rhachis des 
Kiemenstrahles außen nackt, ohne Anhänge und Augen, mit zwei Reihen 
dicht gedrängter Kiemenfäden, die bei größter Ausdehnung 4—5mal länger 
als die Breite der Rhachis sind, gegen die Spitze des Kiemenstrahles hin 
kürzer werden, und nur einer ganz kurzen einfachen Endstrecke der Rhachis 
fehlen; jederseits ein schlank kegelförmiger Tentakel, der wenig über den 
Vorderrand der Kiemenbasis hinausreicht und in ganzer Länge durch die 
Umbiegung seiner Ränder rinnenförmig ist. Kragen niedrig, dick, auf dem 
Rücken in dessen ganzer Breite klaffend, auf der Bauchfläche median 
eingeschnitten und jederseits mit einem kurzen dreieckigen rückwärts um- 


(1 09) Östafrikanische Polychaeten. 


I 


geklappten Lappen; am Seitenrande etwas oberhalb der unteren Ecke der 
ventralen Hakenwülste mit einem weiten Einschnitt, vor dem neben der 
Basis des Kiemenblattes ein niedriges halbmondförmiges Läppchen steht. 

Thoracale Strecke mit 8 Segmenten etwas breiter als lang, auf der 
Rückenfläche mit einer medianen längslaufenden grubenartigen Vertiefung, 
deren Seitenwände am Vorderrande in dicke gerundete Polster auslaufen ; 
auf der Bauchfläche mit rhomboidischen, die ganze Breite zwischen den 
Hakenwülsten einnehmenden Polstern, deren Vorderrand breiter als der 
Hinterrand ist. — Erstes Segment mit kleinem dorsalen Borstenbündel, 
das tiefer ventralwärts als die folgenden steht, ohne ventralen Haken- 
wulst; die folgenden sieben Segmente mit stärkeren und weiter vor- 
springenden Borstenbündeln, die je weiter nach hinten um so mehr 
ventralwärts rücken, und mit breiten, durch die Verschiebung der dorsalen 
Parapodien nach hinten zu an Höhe abnehmenden Hakenwülsten; die 
dorsalen Parapodien haben ein enggeschlossenes starkes Bündel von gleich- 
langen und gleich geformten gelben einfachen Borsten, deren etwas 
gseschwungene spitz auslaufende Endstrecke breit gesäumt ist; auf den 
Wülsten eine einfache Reihe großer Haken mit verlängertem Manubrium 
und einer Kappe von feinen Zähnen auf dem Scheitel. — Abdominale 
Strecke mit fast ebener Rückenfläche, die Bauchfläche mit medianen 
Polstern, die in der Fortsetzung der thoracalen bald sich so sehr ver- 
schmälern, daß sie nur deren halbe Breite besitzen, mit deutlicher, am 
zweiten abdominalen Segment links abbiegender medianer Furche, die sich 
nicht auf die Rückenfläche fortsetzt. — Ventrale Borstenbündel in der 
hinteren Körperstrecke stärker als in der vorderen vorragend; dorsale 
Hakenwülste vorn bis an die Borstenbündel reichend, nach hinten an Höhe 
abnehmend und so zu ovalen, fast flößchenartigen Polstern umgewandelt, 
die von den ventralen Parapodien getrennt sind; an den letzten 35 Segmenten 
ein kleiner runder dunkelbrauner Punkt an der oberen hinteren Ecke des 
Borstenpolsters; die Borsten sind ungleich lang in ein und demselben Bündel; 
neben kurzen doppelt gesäumten, die denen der thoracalen Bündel gleichen 
aber schmäler gesäumt sind, stehen wenige sehr viel länger und weit vor- 
ragender, die nur schwach gesäumt sind; die Haken an Zahl gering, wie 
die thoracalen gestaltet aber mit kürzerem Manubrium, einreihig. Röhre 
dünnwandig lederartig, ohne Fremdkörper. 

Vielleicht gehört diese Form zusammen mit der von Me/ntosh als 
Sabella fusca @r. beschriebenen Art; daß auf diese die gewählte Bezeich- 
nung nicht anwendbar ist, ergiebt sich daraus, daß MecIntosh ein am 
Rücken klaffendes Collare abbildet, während bei Sabella fusca Gr. der 
Kragen auf der Rückenfläche zusammenstößt. Die von MeIntosh gegebene 
Darstellung enthält nichts, was dagegen spricht, seine Art mit der hier 
beschriebenen zu vereinigen, ist aber nicht ausreichend genug, um das mit 


8 E. Ehlers. (110) 


ganzer Sicherheit aussprechen zu können '). Ist die Vereinigung zulässig, 
so hat die Art eine weite Verbreitung, da das von McIntosh beschriebene 
Stück aus Port Jackson, Sidney stammte. Die Sabella porifera Gr. ?) ist 
vermuthlich nahe mit der Sabella sulcata verwandt; unterscheidet sich 
wohl durch die auffällige Steigerung, die die Rückenwülste zu großen ver- 
muthlich drüsigen Polstern erfahren haben. Auch hier habe ich die 
generische Bezeichnung Sabella im älteren weiteren Sinne aufgefasst. 
1767. Insel Changu bei Sansibar; 11. XI. 1889. 


Serpulidae. 
Spirobranchus semperi Mörch [Ehlers ]. c. p. 176]. 
1639. Tumbatu, Süd-Riff; 10. IX. 1889; „hellbraun, mit dunkel- 
braunen Tentakeln.“ ze. 


N 


1) Melntosh: Report Na Challenger Zool. Vol. XII. pg. 491. 
2) Grube: Annulata Semperiana. Mem. Akad. d. sc. de St. Petersbourg. VII. Ser. 
T. XXV. ’N0.8. pg. 252. 


Ostafrikanische Mollusken 
gesammelt 


von Herrn Dr. F. Stuhlmann 1885 und 1889. 


Von 
P. v. Martens, 


Professor in Berlin. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturbhistorischen Museum“. XIV. 


(2. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XIV.) 


Hamburg 1897. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E.H. Senats Buchdruckern. 


Da die im Hamburger Museum befindlichen, von Dr. Franz Stuhlmann 
in Afrika gesammelten Land- und Süßwasser-Mollusken schon bei der 
Bearbeitung des malakologischen Theils des grossen Werkes über Deutsch- 
Ostafrika im Verlage von G. Vohsen von mir benutzt werden konnten, 
dürfte es hier genügen, eine Liste der Artnamen und der Fundorte zu 
geben und für das Uebrige auf jenes Werk zu verweisen. Neu hinzu- 
gekommen sind nur einige in Aegypten und im portugiesischen Theil von 
Ostafrika gesammelte Arten. 


Gastropoda. 
Cyclostomidae. 

Cyciostoma calcareum Sow. |[ZE. v. Martens, Beschalte Weichthiere 

Deutsch-Ostafrikas p. 3.| 
Ohne Nummer und Fundortsangabe. 

Cyclostoma Letourneuxi Dgt. [E. v. Martens, l. c. p. 4, Taf. 2, Fig. 5.] 
746, 747. Küste von Mossambique; 8.1. 1889. Trocken und in Spiritus. 
Trockene Exemplare ohne Nummer und Fundortsangabe. 

Cyclostoma Letourneuxi var. Leroyi BDgt. |E. v. Martens, 1. c. p. 5.] 
1745. Kokotoni Unguu, 31. IX. 1889. Trocken. 

Cyelostoma ligatum Müll. |E. v. Martens, 1. ce. p. 2. 4.] 

746, 747. Küste von Mossambique; 8. I. 1889. Trocken und in Spiritus. 

Cyclophorus intermedius Marts. n. sp. | E.v. Martens]. ce. p. 8, Taf. 2, Fig. 3.] 
Ohne Nummer und Fundortsangabe. 

Cyelophorus Hildebrandti Marts. [E. v. Martens, 1. c. p. 8.] 

Ohne Nummer und Fundortsangabe. 


Stylommatophora. 
Ennea ovoidea Drugh. |E. v. Martens, 1. c. p. 11, Taf. 2, Fig. 11—13.] 
Ohne Nummer und Fundortsangabe. 
Ennea obesa J. Gibb. [E. v. Martens, 1. ce. p. 11.] 
1771. Pangani; XI. 1889, subfossil. 
Streptaxis ordinarius E. Sm. [E. v. Martens, 1. c. p. 32.] 
1747. Kokotoni; 31. IX. 1889. Trocken. 
1748. Kokotoni; 31. IX. 1889. Trocken, junge Exemplare. 


4 E. v. Martens. (114) 


Trochonanina mossambicensis Pfr. |E. v. Martens, 1. c. p. 46, Taf. 1, Fig. 8.] 
745. Mossambique; 8. I. 1889. In Spiritus. 
1780. Pangani; 4. XH. 1889, subfossil. 
Trochonanina Jenynsi Pfr. [E. v. Martens, 1. c. p. 48.] 
174 und 368. Kikoko, Usaramo; 18. VIII 1888. Trocken. 
374. Rosako Sacurile; 20. VOII. 1888. Trocken. 
1744. Kokotoni; 30. IX. 89. Trocken. 
Helix cineta Müll. 
24. Ohne Fundortsangabe, wahrscheinlich Alexandrien, als Nahrungs- 
mittel auf den Markt gebracht. 
Helix desertorum, var. Ehrenbergi Roth. 
51, 52. Mokattam bei Kairo; IM. 1888 und Gipfel des Akatta- 
Gebires 1700’; 27. II. 1888. 
Helix pisana Müll. 
23. Alexandrien; 9. III. 1888. 
Buliminus mambojensis /%. Sm. [E. v. Martens, 1. c. p. 62.] 
Ohne Nummer, Kokotoni. 
Achatina pantherina Fer. 
a) Mit mehr oder weniger rosenrothem Columellarrand. |[Z. v. Martens, 
1.099834] 
Ohne Nummer, Quilimanı. In Spiritus. 
b) Mit weissem Columellarrand. [E. v. Martens, 1. c. p. 84.] 
Ohne Nummer, Sansibar. Ein Exemplar trocken, eins in Spiritus. 
Achatina Rodatzi Dir. [E. v. Martens, 1. c. p. 85.] 
307.. Bagamoyo; 25. VI. 1888. Trocken. 
Achatina zanzibarica Dgt. [E. v. Martens, 1. c. p. 86.] 
302. Bagamoyo; 25. VI. 1888. Trocken. 
Achatina Hamillei E. Sm. [E. v. Martens, 1. c. p. 86.] 
Ohne Nummer und Fundortsangabe. Trocken. 
Achatina fulica Fer. [E. v. Martens, l. c. p. 89.] 
141. Sansibar; V. 1888. "Trocken. 
Achatina Craveni E. Sm. [E. v. Martens, ]. c. p. 91.] 
1378.. Tumbate, kleine Insel bei Sansibar; 15. VIII. 1889. 
Achatina spec. 
95. Kingani; 29. VI. 1888. Eier, Uferschlamm. Trocken. 
618. Sansibar Tschueni-Banı; 2. XII. 1888. 
938. Quilimane; 25. II. 1889. Auf Bananen, jung. In Spiritus. 
973. Quilimane, Sumpf bei Ujama Ratta; 10. I. 1889. Ganz jung, 
zahlreich. 
Ohne Nummer und Fundortsangabe. 
Subulina spec. 
1777. Pangani; 4. XII. 1889. Unvollständig, trocken. 


(1 1 5) Östafrikanische Mollusken. 5 


Hapalus delicatus J. Gzbb. |E. v. Martens, 1. c. p. 130.] 
1746. Kokotoni, Sansibar; 31. IX. 1889. 

Suceinea n. sp. | Pfeffer, Jahrb. d. Hamb. wissensch. Anst. VI. 1889, p. 24.] 
552. Sansibar, Sumpf; 22. XI. 1888. 


Basommatophora. 
Limnaea Pharaonum Ehrbg. 
5. Alexandrien, im Kanal und in Tümpeln; 8. IV. 1888. 16 mm lang, 


wm 


9'% im’ grossen Durchmesser, 7 ım kleinen, Mündung 11 lang, 7's breit. 
Isidora contorta Mich. 


5. Alexandrien, in Gruben; 9. III. 1888. 

Isidora Forskali Ehrbg. |E. v. Martens, Beschalte Weichthiere Deutsch- 

Ostafrikas, p. 141, Taf. 1, Fig. 15.] 

204. Insel Sansibar, Weg nach Messingin; 25. V. 1889. Im Spiritus. 
223. Sansibar; 31. V. 1888, Ganz jung. In Spiritus. 
282. Bagamoyo, Sumpf im Nordwesten der Stadt; 27. VI. 1888. 

In Spiritus. 

842. Quilimani; 31. I. 1889. Im Spiritus. 

Physopsis africana Krauss. |E. v. Martens, 1. c. p. 142.| 
573. Sansibar, bei Matthews; 28. XI. 1888. 

Physopsis nasuta Marts. [E. v. Martens, 1. c. p. 144, Taf. VI, Fig. 10.] 
149. Sansıbar, Sumpf hinter dem Deutschen Klubhaus; 17. V. 1888. 
288. Bagamoyo, Sumpf südlich der Stadt; 28. VI. 1888. 

313. Bagamoyo, Sumpf nördlich der Stadt; 29. VI. 1888. 
573. Sansıbar, Sumpf bei Matthews; 28. XI. 1888. Sämmtlich 
in Spiritus. 

Planorbis Boissyi Pot. Mich. 

12. Alexandrien, bei Mariut. 
13. Alexandrien, in Gruben; 9. Ill. 1888. 

Planorbis Gibbonsi Nels. |E. v. Martens, 1. c. p. 150.] 

136, 327. Sansibar; 12. VI. 1888. Wahrschemlich Pl. Gibbonsi Nehls. 

In Spiritus. 

Planorbis spec. 

768, 843. Quilimane; I. 1889. In Spiritus. 

Melampus hypoleucus Marts. n. spec. |E. v. Martens, 1. c. p. 263, 

Taf. 6, Fig. 44.] 

240. Zwischen Ugambi und Nasimoja auf Sansibar in einem Wasserloch ; 

AV]. 1888. 

Melampus semiplicatus FPease. 

240. Ein unerwachsenes Exemplar mit dem vorigen zusammen. 


6 E. v. Martens. (116) 


Taenioglossa. 
Ampullaria Letourneuxi Dgt. |E. v. Martens, 1. c. p. 157.] 
343. Sansibar, Fluß Muera, Brücke; 16. VII. 1888. Trocken. 
613. Tschueni-Bani; 2. XH. 1888. 


Ampullaria ovata Oliv. |E. v. Martens, ]. c. p. 158.] 
Öhne Nummer und Fundsortsangabe. 


Ampullaria ovata Olv. var. Deckeni Marts. |E. v. Martens, 1. c. p. 159.] 
290. Bagamoyo, Sumpf südlich der Stadt; 21. VI. 1888. 
311. Bagamoyo, Sumpf nördlich der Stadt; 29. VI. 1888. 
Ohne Nummer und Fundortsangabe.-Sämmtlich in Spiritus. 


Lanistes purpureus Jonas. [E. v. Martens, 1. ec. p. 163.] 
147. Sansibar, hinter der Deutschen Colonie; 17. V. 1888. 
291. Bagamoyo, Sumpf südlich der Stadt; 28. VI. 1888. 
312. Bagamoyo, Sumpf nördlich der Stadt; 29. VI. 1888. 
320. Sansibar, großer Sumpf im Südosten; 20. VI. 1888. 
325. Sansibar, Sumpf südlich der Stadt; 12. VII. 1888. 
529. Sansibar, Sumpf; 24. X. 1888. 
573. Sansibar, Sumpf bei Mattews; 20. X. 1888. 
672. Sansibar, Sumpf bei Matthews 28. XI. 1888. 
Exemplare ohne Nummer und Fundorstangabe. Sämmtlich in Spiritus. 


Lanistes ovum Pirs. [E. v. Martens, 1. c. p. 166.] 

463. Fluß Eban, südlich Korogwe; IX. 1888. Trocken. 

768. Quilimane; 16. I. 1889. In Spiritus. 

780. Quilimane; Sumpf 47; 16. I. 1889. In Spiritus. 

939. Quilimane; 25. I. 1889. In Spiritus. 

985. Quilimane; 10. III. 1859. Jung, in Spiritus. 
Lanistes ellipticus Marts, |E. v. Martens, ]. c. p. 168.] 

922. Rio Quaqua bei Mopera, unweit Quilimane; 19. II. 1589. 
Lanistes carinatus Olwv. 

Ohne Nummern, Alexandrien bei Marint; 9. III. 1588. 
Lanistes Alexandri Dgt. [E. v. Martens, 1. ce. p. 170.] 

417. Ufer des Wami bei Msere; 3. IX. 1888. In Spiritus. 
Lanistes spec. 

149. Sansibar, Sumpf hinter der Deutschen Colonie; 17. V. 1888. Jung. 

844. Quilimane; 31. I. 1889. Jung. 

941. Quilimane; 26. II. 1889. Ganz jung. Sämmtlich in Spiritus. 
Vivipara unicolor Oliv. 

Ohne Nummer. Alexandrien, im Kanal und in Tümpeln; S. II. 18SS. 
Cleopatra bulimoides Oliv. |E. v. Martens, 1. c. p. 185.] 

5, 12, 13. Alexandrien, im Kanal und iu Gruben; 9. Il. und 
8. IV.. 1888. 


(1 17) Östafrikanische Mollusken. 7 


Cleopatra Verreauxiana Dot. 
Ohne Nummer. Tümpel im Nilthal; 20. V. 1888. 


Cleopatra amoena Morel. [E. v. Martens, 1. e. p. 187.] 
289. Bagamoyo, Sumpf südlich der Stadt 28. VI. 1888. 
310. Bagamoyo, Sumpf nördlich der Stadt 29. VI. 1888. 
340, 343. Fluß Muera; Brücke, Insel Sansibar; 16. VII. 1888. 
375. Ukerewe, nördlich von Tsurutac, Tümpel, Bachbett (schwach 
salzig); 22. VIII. 1888. 
378. Ukerewe, Flußtümpel südlich von Tsurutac; 22. VIII. 1888. 
389. Usegua, Fluß Rukagura bei Mbusine, im Schlamm; 27. VIII 1888. 
455. Fluß Rufu bei Korogwe; 22. IX. 1888. Bewachsen. 
920. Rio Quaqua bei Mopera unweit Quilimane; 19. II. 1889. 
1016. Insel Sansibar, Fluß Muera; 23. V. 1889. Sämmtlich in Spiritus. 


Bithynia puteana Marts. n. sp. [E. v. Martens, 1. c. p. 191.] 
710. Stadt Sansibar, Brunnen 43 (0,18% Salz), 11. XII. 1888. In Spiritus. 
733. Stadt Sansibar, Brunnen 45; 12. XII. 1888. In Spiritus. 
Hydrobia stagnalis /. 
12, 13. Alexandrien, in Gruben; 9. III. 1888. In Spiritus. 
Potamides (Pyrazus) palustris L. |E. v. Martens, 1. c. p. 265.] 
1729. Kokotoni, Bachmündung im Mangrewe; 29. IX. 1889. In Spiritus. 
1779. Pangani; 4. XI. 1889. Trocken. 
Ohne Nummer; 29. VI. 1888. Trocken. 
Potamides (Cerithidea) decollatus Drug. |E. v. Martens, 1. c. p. 266.| 
169. Sansibar, Strand; 10. V. 1888. In Spiritus. 
1779. Pangani; 4. XII. 1889. Trocken. 
Ohne Nummer und Fundortsangabe. In Spiritus. 


Melania tuberculata Müll. |E. v. Martens, 1. c. p. 193.] 

a) typisch. 

12, 13. Alexandrien, in Gruben; 9. III. 1888. 

227. Stadt Sansibar, Wasserleitung; 31. V.r1888. 

341. Insel Sansibar, Fluß Muera, Brücke; 16. VII. 1888. 

389. Mbusime, Fluß Rukagura (Usegua), im Schlamm; 27. VIIL 1888. 
b) var. fasciolata Oliv. 

13. Alexandrien, Süßwassergraben; 9. III. 1888. 

220. Sansıbar, Leck an der Wasserleitung nördlich der Stadt; 31. V. 1888. 

505. Sansibar, Strand; 2. XI. 1888. 

616, 617. Tschueni Bani, Sansibar; 2. XII. 1888. 

921. Rio Quaqua bei Mopera, unweit Quilimane. 19. II. 1889. 

1016. Insel Sansibar, Fluß Muera; 23. V. 1889. Sämmtlich in Spiritus. 
c) var. sehr glatt. 

455. Rufu bei Korogwe; 22. IX. 1888. 


8 E. v. Martens. (118) 


Melania scabra Müll. |E. v. Martens, 1. c. p. 196.] 

616, 617. Tschueni Bassin, Sansibar; 2. XII. 1888. In Spiritus. 
Melania coacta Meuschen. |E. v. Martens, 1. c. p. 197.] 

1633, 1635. Bach Jetenge, nordöstlich von Kokotoni auf der Insel 
Sansibar; 9. IX. 1889. Meist mit starkem Schlammüberzug. In Spiritus. 


Rhipidoglossa. 
Neritina Knorri Äekl. [E. v. Martens, ]. c. p. 213.] 
1633, 1635. Bach Jetenge bei Kokotoni auf der Insel Sansibar; 
9. IX. 1889. In Spiritus zusammen mit“Melania coacta Meusch. 
Neritina natalensis Reeve. [E. v. Martens, 1. c. p. 213.] 
940. Quilimane; 27. II. 1889. In Spiritus. 
1787, 1788. Pangani; 4. XU. 1889. Trocken und in Spiritus. 


Acephala. 

Aetheria elliptica Lmk. |[E. v. Martens, 1. c. p. 21b.] 

329. Usegua, Fluß Rukagara bei Mbusine; 27. und 28. VIII. 1888. 
Trocken und in Spiritus. 
Aetheria elliptica Lmk. var. globosa Marts. [E. v. Martens, 1. c. p. 

418. Msere, Wamifluß; 3. IX. 1888 (und Mbusine). In Spiritus. 
Spatha Cailliandi Marts. 

Ohne Nummer. Im Nil bis Ghizch. 
Spatha Wahlbergi Krauss var. spathuliformis Dyt. |E. v. Martens, 1. c. 
pP.» 248, Tan 7, Kies] 

391. Mbusine (Usegua) Fluß Rukagura; 28. VIII. 1888. Trocken. 
Corbicula consobrina Cazll. 

21. In einem Nilarm bei Bulak; 12. II. 1888. Trocken gefunden. 


Die von 


Dr. Stuhlmann im Jahre 1889 gesammelten 
ostafrikanischen Alcyonaceen 


des Hamburger Museums. 


Von 


Walther May (Jena). 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XV. 


(2. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XV.) 


Hamburg 1898. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


Ä 


Durch gütige Vermittlung von Herrn Professor KÜKENTHAL in Jena ist 
mir von dem Naturhistorischen Museum in Hamburg das von Dr. STUHLMANN 
im Jahre 1889 gesammelte reiche Material an ostafrikanischen Aleyonaceen 
zur Bearbeitung überlassen worden. Gleichzeitig wurde mir von dem 
Berliner Museum für Naturkunde eine schöne Sammlung von Alcyonaceen 
aus verschiedenen Erdgegenden zur Verfügung gestellt. Dieses umfangreiche 
Material gab mir Veranlassung zu einer eingehendern Revision der ganzen 
Alcyonaceengruppe, die mit Tafeln versehen in der Jenaischen Zeitschrift 
für Naturwissenschaft erscheinen wird. Hier gebe ich einen kurzen Auszug 
aus jener größern Arbeit, der nur die von STUHLMANN gesammelten 
ostafrikanischen Alcyonaceen des Hamburger Museums umfaßt. 

Das Stuarmann’sche Material stammt größtenteils aus der Meeres- 
straße zwischen Kokotoni auf Sansibar und der Insel Tumbatu und enthält 
36 Arten: 7 Clavulariiden,. 1 Telestide, 2 Tubiporiden, 9 Xenilden, 
5 Alcyonüiden und 12 Nephthyiden. Davon erwiesen sich als neu: 
4 Clavulariiden, 5 Xenilden, 1 Alcyoniide und 11 Nephthyiden, also im 
ganzen 21 Spezies. Besonders erwähnenswert erscheint mir. die große 
Zahl neuer Arten der Nephthyidengattung Ammothea. Die Zahl der bisher 
bekannten Arten dieser Gattung betrug 7, in STUHLMANNsS Kollektion 
befanden sich nicht weniger als 11 neue. Es wird somit die von KÜRENTHAL 
in seiner Bearbeitung der Nephthyiden von Ternate ausgesprochene 
Vermutung bewahrheitet, daß weitere eingehendere systematische Unter- 
suchungen der Nephthyidenfaunen indopacifischer Küstengebiete noch einen 
ungeahnten Reichtum an neuen Formen zu Tage fördern würden. 


Unterordnung: Aleyonacea Verrill. 


Synonyma: Lithophyta (pars) 4 Zoophyta fixata (pars), Lınnk. 

Zoophyta (pars), PALuas. 

Cellulana calcarea (pars) + C. fungosa (pars), 
OÖ. Fr. MÜLLER. 

Eponges (pars), CUVIER. 

Polypi vaginati (pars) + Polypi tubiferi, LAmarck. 

Polypes & tuyaux (pars) + Polypes ä corticaux (pars), 
CUVIER. 


4 Walther May (Jena) 


Tubiporees (pars) + Alcyonees (pars), LAMOUROUKX. 

Tubiporoea + Aleyonaria, BLAINVILLE. 

Zoocorallia Octactinia (pars), EHRENBERG. 

Alecyonidae + Cornularidae + Tubiporidae, Dana. 

Alcyonidae, JOHNSTON. 

Alcyonidae, MILNE-EDWARDs. 

Sarcophyta (pars), GRAY. 

Alcyonides malacodermes, DUCHASSAING et MICHELOTTL. 

Alcyonidae + Briaraceae (pars), KÖLLIKER. 

Aleyonacea, VERRILL. 

Zoophytaria carnosa, GRAY. 

Alcyonidae (excl. Haimeinae), KLUNZINGER. 

Alcyonacea (excl. Haimeidae), STUDER. 

Alcyonida, DANIELSSEN. 

Alcyonacea (excl. Haimeidae), WRIGHT und STUDER. 

Alcyonacea (excl. Haimeidae), v. KochH. 

Stolonifera + Alcyonacea, Hickson. 

Alcyonacea (excl. Haimeidae), KÜKENTHAL. 

Sarcophytaria (excl. Monoxenida) + Tubiporaria, HAECKEL. 

Diagnose: Die Alcyonaceen sind festgewachsene soziale Octocorallen 

mit mesodermalem Stückel- oder Röhrenskelett. In einzelnen Fällen fehlt 
das Skelett ganz, oder es ist nur ein ektodermales Hornskelett vorhanden. 


Systematische Charaktere: Die natürliche Systematik der 
Aleyonaceen berücksichtigt hauptsächlich folgende Verhältnisse: 1) das 
Verhalten der Stolonen, 2) den Habitus der Kolonie, 3) die Retraktions- 
fähigkeit der Polypen, 4) die Anordnung der Polypen, 5) die Arbeitsteilung 
der Polypen, 6) die Skelettbildung, 7) die Tentakelbildung, 8) die Form 
der Polypen, 9) die Größe der Polypen, 10) die Farbe der Kolonien und 
ihrer Teile. Von diesen Charakteren sind 1 und 2 wesentlich Familien- 
charaktere, 3, 4 und 5 wesentlich Gattungscharaktere und die übrigen 
Artcharaktere. 


Familie: Glavulariidae Hickson. 

Litteratur: 
1) LAMOUROUN, Bulletin de la Soc. philomatique 1812. 
2) LAMOUROUN, Polyp. flexibles 1816. S. 232. 
3) LAMARCK, Hist. nat. des animaux sans vertöbres. Tome II. Paris 1816. S. 111 und 407. 
4) SAVIGNY, Description de !’Egypte. Hist. nat. Tome I, 4. partie. Paris. S. 228. 
Pl. T. II. Paris 1817, Polypes, Pl. I, Fig. 4—7. 
LAMOUROUX, Expos. methodique des genres de l’ordre des Polypiers. Paris 1821. 
S. 17. 
6) LESSON, Voyage de la Coquille. Zooph. 1825. S. 87. 
7) BLAINVILLE, Dict. d. Sci. Nat. T. X, 1830. S. 499. 


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41) 


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Östafrikanische Aleyonaceen. 5 


QUOY et GAIMARD, Voyage de decouvertes de l’Astrolabe. Zool. Paris 1833. 
S. 260 ff. Pl. 21, Fig 10-12, 13—16. 

EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres, Berlin 1834. S. 54, 55 und 61. 
BLAINVILLE, Manuel d’Actinologie. Paris 1834. S. 498. 

JOHNSTON, History of British Zoophytes. T.I. 1847. S. 179. 

PHILIPPI, Zool. Beob. Archiv f. Naturg. 1842, T. I. S. 36. 

DANA, Zoophytes. Philadelphia 1846. 8. 627. 

KOREN og DANIELSSEN, Fauna littoralis norvegicae. Part. II. 1856. S. 65. 
MILNE-EDWARDS, Histoire nat. des Coralliaires. Tome I, Paris 1857. S. 104 ff, 
DANA, Synopsis of the Report on Zoophytes ete. New Haven 1859. 8. 120 ft. 
DUCHASSAING et MICHELOTTI, Sur les Coralliaires des Antilles. Mem. della 
R. Acad. d. Torino. II. Tome XIX 1860. .S. 292 und 310. 

KÖLLIKER, Icones Histologicae, II. Abt. 1. Heft. 1865. 8.141. Taf. XII, Fig. 10, 11. 
KÖLLIKER, Vrhälg. d. phys. med. Gesellsch. Würzburg, N. F. Bd. II. Heft I. 8.12. 
WRIGHT, Quart. Journ. Mier. Sei. Vol. V. 1865. 8. 213—217. 

VERRILL, Classification of Polyps. Proc. of the Essex Institute. Vol. IV. 
Salem 1866. S. 148. 

F. MÜLLER, Archiv für Naturg. Jahrg! XXIII 1867. S. 56 Anm. 

VERRILL, Notes on Radiata. Trans. Connectieut Acad. Vol. I. 1868. pt. 2, 
no 6. S. 455. 

VERRILL, Critical Remarks on the Halcyonoid Polyps in the Museum of Yale 
College. Am. J. Sei. and Arts, Vol. XIV, 1868. S. 415. 

GRAY, Descriptions of some new Genera and Species of Aleyonoid Corals. Annals 
and Magazine of Nat. Hist. Vol. III, 4. ser. 1869. S. 21. 

KENT, Two new Genera of Alcyonoid Corals. Q@. J. Mier. Sci. Vol. XVIII, 1870. 
S. 397, Pl. XXI. 

VERRILL, Radiata from the Coast of North Carolina. Am. J. Sei. and arts, ser. 3, 
Vol. II, 1872. S. 434. 

VERRILL, Results of recent Dredging Expeditions on the Coast of New England. 
Am. J. Sc. and Arts, ser. 3, Vol. VII. 1874 5.40: 

KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres. I. Berlin 1877. S. 42. 
STUDER, Aleyonaria der Gazelle. Monatsber. d. k. preuss. Akad. d. Wiss. Berlin. 
Okt. 1878. S. 632. Pl. I, Fig. 4. 

KOCH, Das Skelett der Aleyonarien. Morphol. Jahrb. IV. 1878. S. 447. 

KOCH, Anatomie der Clavularia prolifera n.sp. Morph. Jahrb. Vol. VII. 1882. S. 467. 
KOREN og DANIELSSEN, Nye Aleyonider, Gorgonider og Pennatulider tilhörende 
Norges Fauna. Bergens Museum 1883. 

KOWALEWSKY et MARION, Documents pour l’histoire embryogenique des 
Aleyonaires. Ann. du Musöe de Marseille. Vol. I. Mömoire 4. 1883. 
HERDMAN, On the Structure of Sarcodictyon. Proceed. Roy. Soc. Edinb. VII, 
1883. S. 31 ff. 

DANIELSSEN, Norske Nordhavs Expedition. Aleyonida 1887. S. 138. 

STUDER, Versuch eines Systems der Aleyonaria. Archiv f. Naturg. 53. Jahrg. 1887. 
KOCH, Die Gorgoniden des Golfes von Neapel. Fauna und Flora des Golfes 
von Neapel. XV. Berlin 1887. 

GRIEG, To nye Cornularier fra den Norske kyst. Bergens Museum. 1888. No. 2. 
WRIGHT and STUDER, Report on the Aleyonaria collected by H.M. S. Challenger. 
Zool. XXXI. 1889. S. XI und 252. 

KOCH, Die Aleyonaceen des Golfes von Neapel. Mitteilungen aus der zool. 
Station Neapel. Vol. IX, 1891. S. 652. 


6 Walther May (Jena) 


42) KOCH, Die system. Stellung von Sympodium coralloides.. Zool. Jahrb. V. 
Jena 1891. S. 76. 

43) HICKSON, A Revision of the Genera of the Alcyonaria Stolonifera. Transact. 
Zool. Soc. Lond. Vol. XII, Part. 13. 1895. 

44) SCHENK, Clavulariiden, Xeniiden und Alcyoniiden von Ternate. Frkft.a.M. 1896. 
S,43 ff. In: KUKENTHAL, Ergebnisse einer zonl. Forschungsreise i. d. Molukken 
und auf Borneo. Abhandl. der Senkenb. naturf. Gesellschaft. Bd. XXIH, Heft 1. 
Frkft. a. M. 1896. 

Synonyma: Cornulariadae Dana (13). 
Cornulariadae Körr. (18). 
Cornularinae + Telestinae M.-E. (15). 
Cornularidae VERRILL (21). 
Cornularinae KLzGr. (29). 
Cornularida v. Kock (31). 
Cornulariidae Stun. WRGHT. (pars) (40). 
Clavulariidae Hickson (43). 


Diagnose: Alcyonaceen, deren Polypen durch kriechende Stolonen 
oder eine Basalmembran verbunden sind, aus denen die Knospen hervor- 
sehen. Die Basen der Polypen verschiedenen Alters liegen in gleicher 
Höhe. Polypen daher von nahezu gleicher Länge. 


Systematik: Die Familie der Clavulariden umfaßt gegenwärtig 
66 Arten, die sich auf 5 Gattungen verteilen. Doch ist zu beachten, daß 
ein großer Teil dieser Arten nur sehr unvollkommen bekannt ist und die 
Zahl sich bei einer gründlichen Revision der ganzen Familie wahrscheinlich 
sehr beträchtlich reduzieren wird. Die wichtigsten Charaktere der Gattungen 
ergeben sich aus folgender Übersicht: 
I. Polypen niemals vollständig in die Stolonen oder die Basalmembran 
zurückziehbar: 
1. Hornscheide vorhanden. Spicula fehlen: 
Cornularia Lm. 
2. Hornscheide fehlt. Spicula meist vorhanden: 
Olavularia Q. G. 
II. Polypen vollständig in die dicke Basalmembran zurückziehbar: 
Sympodium Ehrbe. 
Anthopodium Verrill 
Callipodium Verrill. 


Y 


Gattung: Clavularia Q. G. 

Litteratur: 

Siehe Clavulariidae. 

Synonyma: Olavularia Q. G. + Anthelia Lu. + Rhizoxenia EHRBE. 
—+- Sarcodictyon FoRB. + Gymmosarca Kent 4 Cornu- 
lariella VERRILL 4 Stereosoma HiIcKson. 


Östafrikanische Aleyonaceen. 7 


Diagnose: Clavulariiden mit Stolonen oder Basalmembran, in die 
die Polypen sich nicht vollständig zurückziehen können. Spicula meist 
vorhanden. Hornscheide fehlt. 

Man kennt bis jetzt 40 Arten der Gattung COlavularia, von denen 
Hickson (43) eine übersichtliche Darstellung gegeben hat. Dazu kommen 
die in Folgendem beschriebenen 3 neuen Arten. 


Clavnlaria longissima n. sp. 

Diagnose: Pinnulae in einer Reihe jederseits der Mittellinie der 
Tentakeln, lang, wurstförmig. Kalkkörper fehlen. 

Beschreibung: Von eimer zarten membranösen Basis, die einen 
Madreporenzweig überzieht, erheben sich zahlreiche langgestreckte Polypen, 
die sich mit ihren Basalenden berühren. Ihre Länge beträgt ohne die 
Tentakeln 15 bis 54 mm. Ein Teil der Polypen ist cylindrisch, in der 
ganzen Länge bis 2 mm breit, ein anderer Teil ist an der Basis und an der 
Spitze mehr oder weniger stark blasenförmig angeschwollen, ein dritter 
Teil zeigt die Anschwellung nur an der Spitze, ein vierter nur an der 
Basis. Die obere Blase ist entweder kugelig, und die Tentakeln sitzen 
dann dichtgedrängt auf dem obern Endpunkt des senkrechten Durchmessers; 
oder sie ist halbkugelig, in welchem Fall die Tentakeln rings um die kreis- 
förmige Mundscheibe angeordnet sind. Die Tentakeln werden bis 12 mm 
lang, haben eine cylindrische, nach oben allmählich sich zuspitzende, im 
mittleren Teil etwa 0,345 mm lange Axe und jederseits eine Reihe von 
langen wurstförmigen, nach aufwärts gekrümmten Pinnulae. Kalkkörper 
fehlen. — Zwei weitere Exemplare weisen keine besondern von der 
beschriebenen Form abweichende Eigentümlichkeiten auf. Die Farbe der 
Kolonieen ist hellbraun. 

Fundort: Kokotoni. 3 gut erhaltene Exemplare. 


Clavularia graeilis n. sp. 


Diagnose: Pinnulae in 3 unregelmäßigen Reihen jederseits der 
Tentakelaxe, kurz und dick; auf jeder Fläche des Tentakels bleibt meist 
nur ein schmaler Teil frei. Kalkkörper fehlen. Polypen sehr schlank, oft 
am obern Ende trichterförmig erweitert. | 

Beschreibung: Eine dünne, häutige, 70 mm lange Basalmembran 
überzieht einen Laminarienstiel. Ringsum erheben sich von ihr zahlreiche 
Polypen in Entfernungen von I—?2 mm und von sehr verschiedener Länge. 
Die kürzesten sind weniger als 1 mm, die längsten 12 mm lang. Die 
Breite ist nach dem Kontraktionszustand verschieden, ganz ausgestreckte 
Polypen sind nur 0,46 mm dick, aber am obern Ende trichterförmig er- 
weitert. Die Tentakeln sind bis 5 mm lang und im mittlern Teil mit 
den Pinnulae nicht ganz 0,5 mm breit. Die Pinnulae sind kurze und dicke 


8 Walther May (Jena) 


Wärzchen, die jederseits der Tentakelaxe in 3 unregelmäßigen Reihen 

stehen; auf beiden Seiten bleibt meist nur ein schmaler Teil der Axe frei. 

Die Farbe der Kolonie ist hellbraun. — Ein zweites Exemplar hat einen 

Schwamm umwachsen, ein drittes umfasst einen Madreporenast. 
Fundort: Tumbatu. 


Clavularia flavan. sp. 

Diagnose: Pinnulae in 4 Reihen auf jeder Seite der Tentakeln, 
kurz, dick und stumpf. Tentakelaxe in ihrer ganzen Länge frei. Kalk- 
körper ovale gelbbraune Scheiben von 0,02 mm Länge und 0,012 mm Breite. 

Beschreibung: Die Kolonie ist mit der Basalmembran auf 
einem Schwamm aufgewachsen. Die Polypen sind bis 10 mm lang und 
1 mm breit. Ihre Basalenden berühren sich oder sind nur durch kleine 
/wischenräume von einander getrennt. Die Tentakeln sind bis 6 mm 
lang, an der Basis bis 1 mm breit, von lanzettförmiger Gestalt. Die 
Pinnulae stehen in 4 Reihen auf jeder Seite der Tentakeln; sie sind 
kurz, diek und meist stumpf und lassen die Tentakelaxe in ihrer ganzen 
Länge frei. Die Kalkkörper sind ovale gelbbraune Scheiben von 0,02 mm 
Länge und 0,012 mm Breite. Sie sind in großer Zahl vorhanden. Die 
Farbe der Kolonie ist hellgelblich. 

Fundort: Sansibar. 3 Bruchstücke. 


Clavularia celebensis Hickson. 

Litteratur: 

1) HICKSON, A Revision of the Genera of the Aleyonaria Stolonifera. Transact. 

Zool. Soc. Lond. Vol. XIII, Part. 13, 1895. S. 342. Pl. XLVII. 

Diagnose: Pinnulae in 4 Reihen jederseits der Mittellinie der 
Tentakeln, ziemlich lang. Kalkkörper fehlen. 

Beschreibung: Diese Spezies wurde zuerst 1895 von Hickson (1) 
beschrieben und gut abgebildet. Das mir vorliegende Exemplar unterscheidet 
sich von der von Hickson beschriebenen Form durch die geringere Dicke der 
Polypenwände und die Basalmembran. Die Basalmembran überzieht einen 
Schwamm. Die Polypen sind sehr zahlreich und gruppenweise angeordnet. 
Ihre Länge schwankt zwischen 1 und 15 mm. Die Breite beträgt bis 2 mm. 
Die Tentakeln sind zungenförmig, bis 5 mm lang und an der Basis bis 
0,794 mm breit. Die ziemlich langen Pinnulae stehen in 4 Reihen auf 
jeder Seite der Tentakeln. Kalkkörper fehlen. Die Farbe der Kolonie 
ist hellbraun. 

Fundort: Tumbatu, 1 Exemplar. 


Gattung: Sympodium Ehrbe. 
Litteratur: 
1) PALLAS, Elenchus Zoophytorum. Haag 1766. S. 192. 
2) FORSKAL, Descriptiones animalium, quae in itinere orientali observavit, 1775. S. 139. 


Östafrikanische Aleyonaceen. 9 


3) FORSKAL, Icones rerum naturalium, 1776. Taf. 37 A, a. 

4) 0. FR. MÜLLER, Zoologia Danica. Hafniae 1779—80. Vol. III, 8.2. Pl. 82, Fig. 1—4. 

5) ELLIS and SOLANDER, The natural history of many curious and uncommun 
Zoophytes. London 1786, S. 181. Taf. 9, Fig. 1, 2. 

6) ESPER, Die Pflanzentiere. Nürnberg 1791—97. II. Teil, 5.59 u. 108. Gorgonien, 
Taf. 14 u. 32, 

7) SAVIGNY, Description de !’FEgypte. Hist. nat. Tome I, 4. partie. Polypes, Pl. I, 
Fig. 4, 6, 7. 

8) BLAINVILLE, Manuel d’Actinologie. Paris 1834, S. 683. 

9) EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres. Berlin 1834, S. 61. 

10) DANA, Zoophytes, Philadelphia 1846, S. 608. 

11) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. d. Coralliaires. Tome I, Paris 1857, S. 110. 

12) DANA, Synopsis, New Haven 1859, S. 122. 

13) DUCHASSAING et MICHELOTTI, Memoire sur les coralliaires des Antilles. 
Torino 1860, S. 290, 292. 

14) KÖLLIKER, Icones histologicae, T. II, Leipzig 1865, 8. 141. Taf. XIX, Fie. 7—9. 

15) VERRILIL, Proc. Boston S. N. H. 1866. 

16) GRAY, Notes on the Fleshy Alceyonoid Corals. Ann. and Mag. of Nat. Hist. 
London 1869, S. 119 u. 120. 

17) KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres. Teil I, Berlin 1877, S. 42, 
Taf. III, Fig. 5—8. 

18) KÖREN og DANIELSSEN, Nye Alcyonider, Gorgonider og Pennatulider. Bergen 
1883. S. 14. 

19) GRIEG, Bidrag til de norske aleyonarier. Bergens Museums Aarsberetning for 
1886, S. 3. 

20) DANIELSSEN, Norske Nordhavsexpedition, Aleyonida, Kristiania 1887, 8.141, Taf. 23. 

21) STUDER, Versuch eines Systems der Aleyonaria. Archiv f. Naturg. 53 Jahrg. I Bd. 
Berlin 1887, S. 4, 11 u. 12. 

22) WRIGHT and STUDER, Report on the Alcyonaria coll. by H. M. S. Challenger. 
Chall. Report, Bd. XXXI, 1889, S. XV. u. 270 ff. Taf. 42 u. 43. 

23) KOCH, Die systematische Stellung von Sympodium coralloides Pall. Zool. Jahrb. 
Ve? Bd21891.52716. 

24) HICKSON, A Revision of the Genera of the Aleyonaria Stolonifera. Trans. of the 
Zool. Soc. of Lond. 1895, S. 336. 


Synonyma: Anthelia Sav. (7) (pars). 

Massarella + Eunoella + Sympodium + Erythropodium 
+ Ojeda GR. (16). 

Diagnose: Auf emer dicken membranösen, von Ernährungskanälen 
durchzogenen Basis, die fremde Körper überzieht, erheben sich kurze mehr 
oder weniger vollkommen retraktile Polypen. Spieula sehr verschieden. 

Die Zahl der bis jetzt bekannten Sympodium-Arten beträgt 18. Davon 
sind einige aber sehr ungenügend charakterisiert. 


Sympodium eoeruleum Ehrbg. 


Bıtteratur: 

1) SAVIGNY, Description de l’Egypte. Hist. nat. Pl. T. II, Paris 1817, Polypes, 
Pl TERigN4 

2) EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres, Berlin 1834, S. 61. 


10 Walther May (Jena) 


3) DANA, Zoophytes, Philadelphia 1846, S. 609. 

4) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Coralliaires. T. I, Paris 1857, S. 111. 

5) DANA, Synopsis, New-Haven 1859, S. 122. 

6) GRAY, Notes on the fleshy aleyonoid corals. Ann. and Mag. of Nat. Hist. Vol. III, 
4. ser. 1869, S. 120. / 

7) KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres, Teil I, Berlin 1877, S. 42. 

8) WRIGHT u. STUDER, Report on the Aleyonaria collected by H. M. S. Challenger. 
Chall. Report Bd. XXXI, 1889, S. 271. 
Diagnose: Basalausbreitung fach. Polypen 3—4 mm lang. Kalk- 


körper mikroskopisch klein, scheibenförmige. Farbe hellblau. 
ji ji ’ Oo 


Historisches: EHRENBERG (2) giebt 1834 folgende Diagnose dieser 
Art: „Effusum, obducens, membrana tubulisque fuliginosis, tentaculis laete 
caeruleis, parvis, gracilibus“. KLUNZINGER (7) veröffentlicht 1877 die 
EHRENBERG’schen Abbildungen und liefert eine genauere Beschreibung. 
Er identifiziert die Spezies mit der von SAavıcnY (1) auf Tafel I, Fig. 4 
abgebildeten Form. Mir liegen emige kleine Kolonieen aus Tumbatu vor, die 
auf abgestorbenen Madreporenästen aufgewachsen sind. Sie haben durchaus 
dien Charakter von Cornulariden. Die Polypen sind alle ausgestreeckt. 


Sympodium fulvum (Forsk.) 
Litteratur: 
1) FORSKAL, Deseriptiones animalium 1775, S. 139. 
2) FORSKAL, Icones rerum naturalium 1776, Taf. 37 A, a.‘ 
3) EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres, Berlin 1834, S. 156. 
4) KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres, Teil I, Berlin 1877, S. 43, 

Taf. III, Fig. 6. 

5) WRIGHT und STUDER, Report on the Aleyonaria collected by H.M. S. Challenger. 

Chall. Report Bd. XXXI, 1889, 8. 271. _ 

Synonyma: Lithophyton fulvum FoRsk. (1 u. 2). 

Sympodium fulvum EHRBe. (3). 

Diagnose: Basalausbreitung oben hügelig. Polypen 2—3 mm lang, 
Kalkkörper des Coenenchyms mit bloßem Auge deutlich sichtbar, spindel- 
förmig, mit sehr feinen Warzen besetzt (fast glatt). Spicula der Polypen 
von derselben Gestalt, die untern horizontal, die darüber liegenden in 
8 Doppelreihen angeordnet. Farbe dunkelgelb. 

Historisches: Diese Art wurde bereits Ende des vorigen Jahr- 
hunderts von ForRskaL (1 u. 2) als Zithophyton fulvum beschrieben und 
abgebildet. EHRENBERG (3) stellt sie 1834 mit folgender Diagnose zur 
Gattung Sympodium: „Effusum, obducens, aureofulvum, membranaceum, 
tenue“. Eine ausführlichere Beschreibung mit Abbildung giebt KLUNZINGER 
(4) 1877. Ich habe ihr nur hinzuzufügen, daß die spindelförmigen Spieula 
mit ganz feinen Warzen besetzt sind. Trotz der auf der obern Seite der 
flach ausgebreiteten Kolonie sich erhebenden Hügel muß die Spezies als 
eine Cornularide aufgefaßt werden, da alle Polypen bis zur Basis herab- 


Östafrikanische Alcyonaceen. 11 


gehen und nicht wie bei den Alcyoniden in verschiedener Höhe über ihr 
entspringen. Die mir vorliegenden Exemplare sind aus Tumbatu und 
teils auf abgestorbenen Madreporenästen, teils auf Laminarienstielen auf- 
gewachsen, die sie rings umgeben. An der Spitze der Äste setzen sie sich 
noch eine Strecke weit fort, aber auch hier konnte ich die für die 
Aleyoniiden charakteristische Anordnung der Polypen nicht entdecken. 


Sympodium punetatum n. sp. 

Diagnose: Kalkkörper farblose oder intensiv rote, grade oder 
gebogene Stäbe, die mit längern und kürzern bedornten Warzen unregel- 
mäßig besetzt sind. Die roten Spicula bilden eine besondere tiefere Schicht 
im Coenenchym. 

Beschreibung: Die Kolonieen überziehen Laminarienstiele. Die 
Polypen sind vollständig eingezogen und erscheinen infolge ihrer rotgefärbten 
Tentakeln als rote Punkte auf dem grauen Coenenchym. Die der Unter- 
lage unmittelbar aufliegende tiefste Schicht des Coenenchyms ist durch die 
roten Spicula rot gefärbt. Die Spicula sind von denen der vorhergehenden 
Spezies total verschieden und nähern sich etwas denen von Alcyonium 
coralloides (PAtL.), so daß die Vermutung nahe liest, daß wir es hier 
ebenfalls mit einer Alcyonide zu thun haben. Die mir vorliegenden 
Exemplare sind aber zu schlecht erhalten, um die Frage mit Sicherheit 
entscheiden zu können. Die Kalkkörper sind verästelte Stäbe. Die größten 
sind 0,266 mm lang. 

Fundort: Tumbatu, S. W. Riff. 


Familie: Telestidae (M.-E.). 


Litteratur: 

1) MILNE-EDWARDS, Histoire naturelle des Coralliaires. Tome I. Paris 1857. S. 112. 
2) KOCH, Anatomie der Clavularia prolifera. Morph. Jahrb. Bd. VII, 1881. 5.481. 
3) KOCH, Die Gorgoniden des Golfes von Neapel. Fauna und Flora des Golfes von 

Neapel. XV. Monographie, Berlin 1887. S. 6, 9 und 15. 

4) HICKSON, A Revision of the Genera of the Aleyonaria Stolonifera. Transactions 

of the Zoological Society of London. Vol. XII. London 1895. S. 334. 

Synonyma: Telestinae M.-E. (1). 

Diagnose: Alcyonaceen, deren Kolonien aus aufrechten Axenpolypen 
und lateralen Polypen zweiter bis dritter Ordnung bestehen. Die Darm- 
höhlen der lateralen Polypen stehen durch mesodermale Stolonen in der 
verdickten Wand der Mutterpolypen mit deren Darmhöhlen in Verbindung. 
Die Stolonen sind also mit ihrem Ursprung nicht auf die Basis der Polypen 
beschränkt, sondern gehen von verschiedenen Punkten der Leibeswand aus. 

Systematik: Man kennt bis jetzt 13 Arten der Telestiden, die 
sich auf 4 Gattungen verteilen. Die Charaktere der Gattungen ergeben 
sich aus folgender Übersicht: 


12 Walther May (Jena) 


27 


I. Kolonieen mit Polypen erster und zweiter Ordnung. Polypen retraktil: 
A. Axialpolyp ohne sterilen Teil. 
1. Laterale Knospung undeutlich: BE 
Scleranthelia Te. Stun. 
2. Laterale Knospung deutlich: 
Telesto Lux. 
B. Axialpolyp mit sterilem Teil: 
Pseudogorgta KÖLL- 
II. Kolonieen mit Polypen erster, zweiter und dritter Ordnung. Polypen 
nicht retraktil. 
Coelogorgia M.-E. 


Gattung: Coelogorgia M.-E. 

Litteratur: 

1) VALENCIENNES, Mess. Coll. du Mus. Jard. des Plantes. Paris. 

2) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Coralliaires, Tome I, Paris 1857, S. 191. 

3) VERRILL, Mem. Bost. Soc. Vol. I, S. 5, 1866. 

) WRIGHT and STUDER, Report on the Alcyonaria collected by H.M. S. Challenger. 

Chall. Rep., Zool. Vol. XXXL S. XIV und 265. 

Synonyma: Lobularia Sav. (pars) (1). 

Diagnose: Kolonie baumförmig. Stamm durch einen Axialpolypen 
gebildet, von dessen Körperwand zweigartige Polypen zweiter Ordnung 
entspringen, die wieder Polypen dritter Ordnung tragen. Die zweigartigen 
Polypen zweiter Ordnung können auch noch einmal Zweigen den Ursprung 
geben, an denen dann Polypen vierter Ordnung sitzen. Polypen nicht 


retraktil. Spicula spindelförmig. 


4 


Coelogorgia palmosa (Val.). 

Litteratur: 

Siehe Cbelogorgia. 

Synonyma: Lobuläria palmosa VAL. (1). 

Diagnose: Siehe Genusdiagnose. 

Beschreibung: WRIGHT und STUDER (4) haben von dieser Art eine 
sehr gute und ausführliche Beschreibung gegeben, der ich nichts hinzu- 
zufügen habe. In meinem Material befinden sich mehrere Stämme, von 
denen der größte 220 mm hoch ist. 

Fundort: Sansibar, Tumbatu. 


Familie: Tubiporidae Gray. 
Litteratur: 
1) LINNE, Systema naturae. Edit. X. Tome I. 1758. S. 789. 
2) PALLAS, Elenchus Zoophytorum. 1766. S. 339. 
3) ELLIS und SOLANDER, Natural History of Zoophytes. 1786. Taf. 27, 1 und 2. 
4) LAMARCK, Hist. nat. des anim. s. vert. Tome II. Paris 1816. S. 207. 


Östafrikanische Alcyonaceen. 15 


5) LAMOUROUX, Expos. meth. des Genres de l’ordre des Polypiers. Paris 1821. 
S. 66, Taf. 27. 

6) QUOY et GAIMARD, Voyage de l’Astrolabe, Zool. Paris 1833. S. 257. Pl. 21, 
Fig. 1—8. 

7) EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres. Berlin 1834. S. 55. 

8) BLAINVILLE, Manuel d’Actinologie. Paris 1834. S. 500. 

9) DANA, Zoophytes. Philadelphia 1846. S. 633. 

10) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des coralliaires. Tome I. Paris 1857. S. 130. 

11) DANA, Synopsis. New Haven 1859. 8. 127. 

12) GRAY, On the Arrangement of Zoophytes with Pinnated Tentacles. Ann. and 
Mag. of Nat. Hist. Vol. IV, 3. ser. Lond. 1859. S. 444. 

13) KÖLLIKER, Icones Histiologicae. Abt. II. Heft I. Leipzig 1865. 8. 167. 

14) VERRILL, Classification of Polyps. Proceed. of the Essex Institute Vol. IV. 
Salem 1866. S. 148. 

15) WRIGHT, Notes on the Animal of the Organ-pipe Coral (Tubipora musica). 
Ann. and Mag. of Nat. Hist. Vol. III, 4. ser. Lond. 1869. S. 377. 

16) KOCH, Anatomie der Orgelkoralle (Tubipora Hemprichii Ehrbg.). Jena 1874. 

17) KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres. Teil I. Berlin 1877. S. 46. 

18) STUDER, Alcyonarien der Gazelle. Monatsber. d. kgl. Akad. d. Wiss. z. Berl. 
1878. S. 634. 

19) KOCH, Das Skelett der Aleyonarien. Morph. Jahrb. Bd. 1V. 1878. S. 474 ff. 

20) CARTER, Report on Specimens dredged up from the Gulf of Manaar. Ann. and 
Mag. of Nat. Hist. 5. ser. Vol. V. 1880. 8. 442. 

21) HICKSON, On the Ciliated Groove (Siphonoglyphe) in the Stomodaeum of Aleyonariens. 
Proc. Royal Soc. No. 226. 1883. 

22) HICKSON, The Structure and Relations of Tubipora. Quart. Journ. Micr. Sci. 1883, 
Ss. 516—528. 


Synonyma: Tubiporina EHrße. (7). 
Tubiporidae Dana (pars) (9). 
Tubiporinae M.-E. (10). 
Tubiporidae Gr. (12). 
Tubiporidae VERRILL (14). 
Tubiporida Koc# (19). 

Diagnose: Spicula zu Kalkröhren verschmolzen, die in größerer 
Zahl parallel neben einander stehen und in verschiedener Höhe durch 
horizontale Stolonenplatten verbunden sind, aus denen die Polypen ent- 
springen. Vorderer Teil der Polypen retraktil. 


Systematik: Die Familie der Tubiporiden umfaßt nur eine Gattung, 
und in dieser hat man bis jetzt 8 Arten unterschieden. Als Species- 
charaktere betrachtet man: 1) die Zahl der Pinnulaereihen auf den 
Tentakeln, 2) die Entfernung der Polypenröhren von einander, 3) die 
Entfernung der Querbrücken von einander, 4) die Entfernung der Tabulae 
von einander, 5) die Gestalt der Tabulae, 6) die Weite der Röhren, 
7) die Farbe der Polypen. Bei der außerordentlichen Relativität dieser 
Charaktere ist die Bestimmung, besonders bei Spiritusexemplaren schwierig 
und unsicher. 


14 Walther May (Jena) 


Gattung: Tubipora 2. 
Litteratur: 
Siehe Tubiporiden. 


Diagnose: siehe Tubiporiden. 


Tubipora rubeola 0. 6. 
var. sansibarica nov. 

Litteratur: 

1) QUOY et GAYMARD, Voyage de decouvertes de l’Astrolabe. Zoologie. Paris 1833. 

S. 257, Pl. 21, Fig. 1-8. 

2) DANA, Zoophytes. Philadelphia 1846. S. 636. 

3) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Cor. Tome I. Paris 1857. S. 133. 

4) DANA, Synopsis. New Haven 1859. S. 128. 

5) STUDER, Alcyonarien der Gazelle. Monatsber. der königl. Akad. der Wiss. zu 

Berlin, 1878. S. 634. 

Diagnose der Stammform: Pinnulae im 2 Reihen auf jeder Seite 
der Tentakeln. Polypenröhren entfernt, Stolonenplatten spärlich, Röhren 
weit, Tentakeln rot. 

Von dieser Diagnose der Stammform unterscheidet sich das mir vor- 
liegende Exemplar hauptsächlich dadurch, daß die Stolonenplatten zahlreich 
sind und in geringen Entfernungen übereinander stehen. Ich habe daher 
eine Varietät aufgestellt. Die Polypenröhren sind gegen 2 cm weit. 

Fundort: Sansibar. 


Tubipora chamissonis Ehrbg. 
Litteratur: 
1) CHAMISSO et EISENHARDT, De animalibus quibusdam e classe vermium 
Linnaeana ete. Nov. Act. Caes. Leop. T. X, 1821. 
2) FREYCINET, Voyage autour du monde sur les Corvettes l’Uranie et la Physicienne. 
Paris 1824. 
3) EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres. Berlin 1833. S. 56. 
4) DANA, Zoophytes. Philadelphia 1846. S. 635. 
5) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Cor. Tom. I. Paris 1857. S. 133. 
6) DANA, Synopsis. New Haven 1859. 8. 128. 
Synonyma: Tubepora musica CHAM. (1). 


Diagnose: Pinnulae in 2 Reihen auf jeder Seite der Tentakeln. 
Polypenröhren dichtstehend, Stolonenplatten zahlreich, Polypenröhren etwa 
2 mm weit. 

Historisches: Diese Art ist zuerst von CHAuIsso (1) auf der ersten 
Reise Korzesur’s beobachtet, in dem 1821 herausgegebenen Reisewerk 
abgebildet und als 7. musica beschrieben worden. Später gaben QuoY und 
GAIMARD in dem Reisewerk Freyciner’s (2) über die Weltumseglung der 
Uranie eine neue Abbildung. EHRENBERG (3) bezeichnet die Art 1833 als 
T. chamissonis und giebt ihr die Diagnose: „Semipedalis, laete rubra, tubis 


Östafrikanische Aleyonaceen. 15 


3°” latıs, densius confertis, dissepimentis crebrioribus, animalis tentaculis 
duplieiter pinnatis. In linea pollicari superficies 10—15 tubulos offert.“ 
— Die mir vorliegenden Exemplare sind aus Sansibar. 


20) 


21) 
22) 


23) 
24) 


25) 


26) 


Familie: Xeniidae Verrill. 
Litteratur: 
ESPER, Die Pfianzentiere. Nürnberg, 1791—1797. Bd. 3, 8.20 u.49. Taf. IITu. XV. 
LAMARCK, Hist. nat. des animaux s. vert. T.1I, Paris 1816. S. 403 ff. 
SAVIGNY, Description de l’Egypte. Hist. nat. T. I, 4. partie. Paris (ohne 
Jahresangabe). S. 227 ff. Planches T. II. Paris 1817, Polypes Pl. I, Fig. 3. 
SCHWEIGGER, Beob. auf naturhist. Reisen. Berlin 1819. 8. 94 ff. 
LAMOUROUX, Exposition methodique des genres de l’ordre des polypiers. 
Paris 1821, S. 69. 
LESSON, Voyage de la Coquille. Zooph. 1825. 8.85. Pl.I. Fig. 3. 
QUOY et GAIMARD, Voyage de decouvertes de l’Astrolabe. Zoologie. T. IV. 
Paris 1833. 8.265 ff. Planche 22, Fig. 1—7. F 
EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres. Berlin 1834. 8.53 ff. 
BLAINVILLE, Manuel d’Actinologie, Paris 1834, S. 523 und 682. Pl. 88B, Fig. 5. 
TEMPLETON, Trans. of the zool. soc. of London, 1841, Vol. II, 8. 25, Fig. 3—7. 
DANA, Zoophytes, Philadelphia 1846. S. 604 ff. Pl. 57, Fig. 4 u. 5. 
MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Coralliaires. T.]J. Paris 1857. 8. 113 u. 125 ff. 
DANA, Synopsis of the Report on Zoophytes. New-Haven 1859. 8.119 ff. 
GRAY, On the arrangement of Zoophytes with pinnated tentacles. Annals and 
Magazine of Nat. Hist. Vol. IV. 3. ser. Lond. 1859. S. 443. 
SARS, Bidrag til Kundskaben om Middelhavets Littoralfauna. S. 4. 
DUCHASSAING et MICHELOTTI, Mem. sur les coralliaires des Antilles. 
Forin051860%.5.292:1.= Taf], Bio. I u. 2, S-bis. 11: 
KÖLLIKER, Icones Histologicae I, 1. Heft. „Leipzig 1865. S. 133. 
VERRILL, Classification of Polyps. Proc. of the Essex Inst. Vol. IV. 1864—65. 
Salem 1866. 8. 148. 
GRAY, Notes on the fleshy Alcyonoid Corals. Annals and Magazine of Nat. 
Hist. Vol. III. 4. Ser. Lond. 1869. S. 126. 
KÖLLIKER, Die Pennatulide Umbellula und zwei neue Typen der Aleyonarien. 
Festschrift zur Feier des 25 jähr. Best. d. phys. med. Gesellsch. i. Würzburg. 
Würzburg 1874, S. 12 ft. 
KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres. Teil I. Berlin 1877. 8.39 f. 
STUDER, Übersicht der Anthozoa Alcyonaria, welche während d. Reise 
S. M. S. Gazelle gesammelt wurden. Monatsber. d. Königl. Akad. d. Wiss. z. Berlin. 
Okt. 1878.. S. 633. 
HAACKE, Zur Physiologie der Anthozoen. Der Zool. Garten. XXVI. Jahrg. 
Frkft. a. M. 1886. S. 284 ff. 
STUDER, Versuch eines Systems der Alcyonaria. Arch. f. Naturg. 53. Jahrg. 
I. Band. Berlin 1887. S. 14. 
WRIGHT and STUDER. Report on the Alceyonaria collected by H.M.S. Chall. 
during the years 1873-76. Report on the scientific results of the voyage of 
H. M.S. Chall. Zool. Vol. XXXI. 1889. S. XVII u. 232. 
HICKSON, A Revision of the Genera of the Aleyonaria Stolonifera. Trans. 
Zool. Society. Lond. Vol. XIII, Part. 13. 1895. 


16 Walther May (Jena) 


27) BRUNDIN, Alcyon. a. d. Samml. d. zool. Mus. z. Upsala. Bihang till Svenska 
Vet. Akad. Handlingar. Bd. 22. Afd. IV, No.3. Stockh. 1896. 8.4. 

28) SCHENK, Clavulariiden, Xeniiden u. Alcyoniiden ‚von Ternate. S. 50 ff. In 
KÜKENTHAL, Ergebnisse einer zool. Forschungsreise i. d. Molukken u. in Borneo. 
Frkft. a. M. 1896. 

Synonyma: Polypi tubiferi Lu. (pars) (2). 

Xenina EHRrBe. (pars) (8). 

Xeninae Dana (pars) (11 u. 13). 
Alcyoninae M.-E. (pars) (12). 
Xeniadae GR. (pars) (14 u. 19). 
Xenildae VERRILL (18). 

Alcyoninae exsertae KLZGR.(pars) (21). 
Xeniidae Ta. Stun. (24). 

Xeniidae Srup. WreHT. (25). 

Xeniidae SCHENK (28). 

Diagnose: Alcyonaceen, deren zu Bündeln vereinte Polypen im 
untern Teil durch Coenenchym verbunden sind, das einen zuweilen verzweigten 
Stiel bildet, auf dessen oberer Fläche der freie Teil der Polypen sich 
doldenartig erhebt. Polypen nicht retraktil. Coenenchymmasse mit 
Kanalsystem. 

Zahl der Arten: Bis jetzt sind 25 Xenildenarten bekannt, die sich 
auf 2 Gattungen Xenia und Cespitularia verteilen. 


Gattung: Xenia Sav. 
Litteratur: 
Siehe Xeniüden. 
Synonyma: Actinantha LESSON (6). 
Heteroxentia KÖLt. (20). 
Diagnose: Xeniiden, bei denen der sterile Strunk und die fertile 
Endscheibe deutlich von einander abgegrenzt sind. 
Systematisches: Man kennt bis jetzt 20 Arten der Gattung Xenia. 
Von diesen waren S in dem von mir untersuchten Material vorhanden, 
darunter 4 neue. 


Xenia umbellata Sav. 

Litteratur: 
1) LAMARCK, Hist. nat. des animaux sans vertebres. Tome II. Paris 1816. S. 410. 

SAVIGNY, Description de l’Egypte. Hist. nat. T. 1. 4.partie. Paris. S. 22 
BIST. Paris 1817, Polypes PlI. Kiez: 
) SCHWEIGGER, Beob. auf naturhist. Reisen. Berlin 1819. S. 94. Taf. V, Fig. 48—50. 
4) LAMOUROUN, Expos. meth. des genres de l’ordre des Polypiers. Paris 1821. S. 69. 
) EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres. Berlin 1834. S.53. 
6) BLAINVILLE, Manvel d’Actinologie. Paris 1834. S. 523. 
7) DANA, Zoophytes. Philadelphia 1846. 
8) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Coralliaires. Paris 1857. S. 125. 
9) DANA, Synopsis, New Haven 1859. S. 119. 


on 


-} 


Östafrikanische Aleyonaceen. 17 


10) KÖLLIKER, Icones Histologieae. Leipzig 1865. 8. 133. 
ıl) GRAY, Notes on the Fleshy Alcyonoid Corals. The Annals and Magazine of 

Nat. Hist. Vol. III, 4. ser. London 1869. S. 126. 

12) KÖLLIKER, Die Pennatulide Umbellula ete. Festschrift zur Feier des 25 jähr. 

Bestehens der Physik. Mediz. Gesellsch. i. Würzburg. Würzburg 1874. 8.17. 
13) HAECKEL, Arabische Korallen, Berlin 1876. 8.44. Taf. I, Fig. 8. 

14) KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres, T. I. Berlin 1877. S. 39. 

Taf. II, Fig. 3. 

15) SCHENK, Clavulariiden, Xeniiden u. Aleyoniiden von Ternate. Frkft. a. M. 1896. 8.57. 

Synonyma: Xenia coerulea Eure. ist mit Aenia umbellata SAv. zu 
vereinigen. 

Diagnose: Pinnulae in 3 Reihen auf jeder Seite der Mittellinie der 
Tentakeln, sehr lang, schlank und spitz, nur die tiefst stehenden (sehr 
wenige) warzenförmig. Axe der Tentakeln zungenförmig, in ihrer ganzen 
Länge frei. 

Historisches: Xen?a umbellata ist die am längsten bekannte Xeniide. 
LAMARCcK (1) beschrieb sie zuerst 1816 nach den Beobachtungen Savıeny’s (2), 
dessen Abbildung im folgenden Jahr veröffentlicht wurde. Beide Forscher 
geben 2 Pinnulaereihen als charakteristisch an. 1819 giebt SCHWEIGGER (3) 
auf Grund von Untersuchungen der Exemplare des Hunter’schen Museums 
zu London eine neue Beschreibung und eine ganz gute Abbildung, auf der 
deutlich 3 Pinnulaereihen sichtbar sind. Damit stimmt die neue Diagnose 
überein, die ERRENBERG (5) im Jahre 1854 giebt und die sich in der 
Litteratur eingebürgert hat. KLunzinGEr (14) und ScHEnk (15) geben 3—4 
Reihen an, damit wird aber die Grenze zwischen Xenia umbellata und 
Xenia fuscescens verwischt. 

Beschreibung: Bei einem der vorliegenden Exemplare erheben sich 
von einer membranösen Basis, die einen Madreporarienast überzieht, 9 teils 
cylindrische, teils schwach kegelförmige Aeste von 15—530 mm Höhe. 
Einer der Äste ist an der Basis 6 mm, an der Spitze 11 mm dick, andere 
sind oben fast ebenso breit wie unten. Die Oberfläche der Äste ist glatt. 
Ein zweites Exemplar ist ein einzelner auf einem kleinen Ästchen auf- 
gewachsener Stamm, 25 mm hoch, 17 mm breit und 9 mm dick. Die 
Polypen stehen dichtgedrängt auf der Endscheibe des Strunks und werden 
bis 19 mm lang und 1 mm breit. Die Tentakeln sind zungenförmig, 
bis Smm lang und an der Basis 1 mm breit. Die untersten Pinnulae 
sind warzenförmig, die obern schlauchförmig, sehr lang, schlank und spitz. 
Sie stehen in 3 Reihen auf jeder Seite der Mittellinie der Tentakeln und 
lassen die Tentakelaxe frei. Der obere Teil der Axe ist zwar von den 
sich nach innen zu überlegenden Tentakeln verdeckt, die Insertionen der 
Pinnulae erstrecken sich aber nicht bis auf die Mittellinie. Polypenknospen 
sind bald sehr zahlreich vorhanden, bald fehlen sie ganz. Die Kalk- 
körper sind von der gewöhnlichen Form und Grösse; in den Exemplaren 


2 


18 Walther May (Jena) 


meines Materials sind sie sehr spärlich, während sie bei den EHRENBERE’schen 
Exemplaren des Berliner Museums, die mir zur Untersuchung zur Ver- 
fügung standen, bis in die Spitzen der Pinhulae sehr zahlreich vorkommen. 
Die Farbe des Stammes und der Polypenkelche ist gelblichweiß, die der 
Tentakeln etwas dunkler. 


Fundort: Tumbatu, Südriff; Insel Bau. 4 Exemplare. 


Xenia tumbatuana n. sp. 


Diagnose: Pinnulae in 3 Reihen zu beiden Seiten der Mittellinie der 
Tentakeln, dick und stumpf, locker angeordnet. Axe der Tentakeln sehr 
schlank, eylindrisch, nicht zungenförmig, in ihrer ganzen Länge frei. 

Beschreibung: Von einer gemeinsamen Basis, die einen Stein um- 
wachsen hat, erheben sich 9 ceylindrische, nach oben etwas verbreiterte 
Äste von 10—16 mm Höhe. Der längste ist an der Basis 4, am obern 
Ende 7 mm breit. Ihre Oberfläche ist schwach längs gerieft. Die Polypen 
sind so verteilt, daß die kleinern mehr am Rand, die größern mehr in 
der Mitte der Endscheibe stehen. Ihre Länge beträgt bis 9 mm, ihre 
Breite gegen 2? mm. Die Tentakeln sind bis S mm lang und 0,285 mm 
breit. Ihre Axe ist nicht zungenförmig wie bei der Mehrzahl der Xenilden, 
sondern eylindrisch. Die Pinnulae sind dick und stumpf, sehr locker 
angeordnet, stehen in 3 Reihen zu beiden Seiten der Mittellinie und lassen 
die Axe in ihrer ganzen Länge frei. Kalkkörper habe ich nicht gefunden. 
Die Farbe der Kolonie ist graugrün, im Leben sind die Tentakeln dunkel- 
grauviolett. 

Fundort: Tumbatu, Südrif. 1 Exemplar. 


Xenia elisabethae (Köll.). 
Litteratur: 


1) KÖLLIKER, Die Pennatulide Umbellula und zwei neue Typen der Aleyonarien. 
Festschr. z. Feier des 25 jähr. Best. d. phys. med. Gesellsch. i. Würzbure. 
Würzburg 1874, S. 12. 

2?) KLUNZINGER, Die Koralltiere d. rot. Meeres. Teil I. Berlin 1877. S. 41. 

3) HAACKE, Zur Physiologie der Anthozoen. Zool. Gart. NXVIl Jahrg. Frkft.a.M. 1886. 
8. 285. 

4) STUDER, Versuch eines Systems der Aleyonaria. Arch. f. Naturg. 53. Jahrg. I. Bd. 
Berlin 1887. S. 14. 

5) WRIGHT u. STUDER, Report on the Aleyonaria collected by H.M. S. Challenger. 
Chall. Report, Zool. Vol. XXXI. 1889. S. XVII. 

6) SCHENK, Clavulariiden, Xeniiden u. Aleyoniiden von Ternate. Frkft.a M.1896. S.52. 

Synonyma: Heteroxenia elisabethae KöLL. (1). 
Diagnose: Pinnulae in 4 Reihen auf jeder Seite der Mittellinie der 

Tentakeln, ziemlich kurz und dick. Axe der Tentakeln in ihrer ganzen 

Länge frei. 


Östafrikanische Aleyonaceen. 19 


Beschreibung: Von dieser Spezies hat KÖLLIKER (1) eine so aus- 
gezeichnete und eingehende Beschreibung geliefert, daß ich hier einfach 
darauf verweisen kann. In dem Material des Hamburger Museums fand 
ich ein sehr schönes Exemplar, das selbst bis auf die Maßangaben mit 
der Köruıker’schen Beschreibung übereinstimmt. Nur die von KÖLLIKER 
beschriebenen Kalkkörper konnte ich nicht auffinden. Die Pinnulae 
sind bald länger und schlanker, bald kürzer und stumpfer, Unterschiede, 
die mir nicht genügend erschienen, um besondere Spezies darauf zu 
begründen. Die Grenzen zwischen Xenia elisabethae KöLL. und Xenia 
Juscescens EHRB6. sind kaum festzustellen, im wesentlichen sind es nur die 
verschiedenen Dimensionen, die eine Unterscheidung beider Arten erlauben. 
Doch giebt es hier Übergänge, wie von mir untersuchte Exemplare des 
Berliner Museums zeigen. Es ist daher bis zu einem gewissen Grade 
Sache des persönlichen Taktes, ob man beide Arten trennen will oder 
nicht. In meinem Material fanden sich 2 kleine Exemplare aus Tumbatu, 
die man als X. fuscescens bezeichnen kann. 


Fundort: Sansibar. 1 sehr schönes großes Exemplar. 


Xenia membranacea Schenk. 
Litteratur: 
SCHENK, Clavulariiden, Xeniiden und Alcyonüden von Ternate. Frkft. a.M. 1896, 
S. 60. 
Diagnose: Pinnulae in 4 Reihen auf jeder Seite der Mittellinie der 
Tentakeln, lang und schlank. Axe der Tentakeln nur im untern Teile frei. 


Beschreibung: Xenia membranacea SCHENK stand mir im Öriginal- 
exemplar zur Verfügung. Trotz eines ziemlich verschiedenen äußern Habitus 
glaube ich damit 2 Exemplare des Hamburger Museums identifizieren zu 
dürfen. Die beiden Kolonieen sind in geringer Entfernung von einander 
auf emem Madreporenstock aufgewachsen. Der cylindrische Stamm der 
einen ist unverästelt, 17mm hoch und 9 mm breit, der Stamm der andern 
teilt sich in 8mm Höhe in 2 Äste. Die Polypen stehen so dichtgedrängt 
auf der Endscheibe, daß ihre Basalenden sich berühren. Sie erreichen 
7 mm, eine Breite bis zu Imm. Am Rande der Scheibe 
stehen zahlreiche kleine unentwickelte Polypen, diese fehlen in der Mitte. 
Die Tentakeln sind bis 6 mm lang und haben eine zungenförmige Axe. 
Die langen Pinnulae stehen in 4 Reihen jederseits der Mittellinie der 
Tentakeln und lassen nur den untern Teil der Axe frei. Die untersten 
Pinnulae haben Wärzchenform. Die Kalkkörper meiner Exemplare 
sind sehr zahlreich, während sie bei dem ScHENk’schen Exemplar nur ganz 
vereinzelt auftreten. Die Farbe der Kolonieen ist hellgelb. 


eine Länge bis zu 


Fundort: Sansibar. 1 Exemplar. 


20 Walther May (Jena) 


Xenia quinqueserta n. Sp. 

Diagnose: Pinnulae in 5 Reihen auf jeder Seite der Mittellinie der 
Tentakeln, sehr kurz, dick und stumpf. Axe der Tentakeln zungenförmig, 
in ihrer ganzen Länge frei. 

Beschreibung: Auf einem Bruchstück einer Muschelschale erheben 
sich in geringen Abständen 5 Kolonieen. Der cylindrische glatte Stamm 
ist bei einer der Kolonieen 7 mm hoch und 15 mm breit, bei einer andern 
13 mm hoch und 10 mm dick. Die Polypen stehen dichtgedrängt auf der 
obern Fläche des Stammes und sind ohne die Tentakeln bis 13 mm lang 
und 2,5 mm breit. Es finden sich alle Übergänge in der Größe von kleinen 
Knospen bis zu der genannten Länge. Der Polypenkörper ist meist quer- 
serunzelt und am obern Ende etwas verbreitert. Die Tentakeln sind 
bis Smm lang und an der Basis Imm breit. Die Pinnulae stehen in 
5 Reihen auf jeder Seite der Mittellinie. Sie sind kurz, dick und stumpf 
und lassen die Tentakelaxe in ihrer ganzen Länge frei. Kalkkörper 
fehlen. Die Farbe der Kolonie ist hellgrau. 

Fundort: Tumbatu. Eime Muschelschale mit mehreren Kolonieen. 


Xenia bauiana n. Sp. 

Diagnose: Pinnulae auf beiden Flächen der Tentakeln angeordnet, 
in 3 Reihen auf jeder Seite der beiden Mittellmien, lang, schlank und 
spitz. Axe der Tentakeln auf beiden Seiten in ihrer ganzen Länge frei. 

Beschreibung: Es liegt mir nur ein Exemplar vor, dessen dicker 
fleischiger unvollständig erhaltener Strunk oben scheibenförmig ausgebreitet 
ist und hier 47 mm Länge und 33 mm Breite erreicht. Die Polypen 
stehen dichtgedrängt auf der Endscheibe und sind ohne die Tentakeln 
bis 20 mm lang und 2? mm breit. Die zungenförmigen Tentakeln werden 
bis 10 mm lang. Die langen und schlanken Pinnulae sind zu beiden 
Seiten von zwei Mittellinien angeordnet, eimer äußern und einer innern. 
Sie erstrecken sich daher gleichmäßig auf die äußere und innere Fläche 
der Tentakeln und lassen auf beiden Seiten nur emen schmalen Teil der 
Axe frei. Ich zählte etwa 6 Reihen Pinnulae auf jeder Seite der Tentakelaxe. 
Kleine knospenförmige Polypen fand ich fast nur am Scheibenrand. Die 
Kalkkörper haben die gewöhnliche Form und Größe. Sie sind besonders 
in den Tentakeln sehr dicht gehäuft. Die Farbe der Kolonie ist hellbraun. 

Fundort: Insel Bau. 2 Exemplare. 


Xenia medusoides n. sp. 
Diagnose: Pinnulae rings um die schlanke Tentakelaxe angeordnet, 
ohne erkennbare Mittellinie, sehr lang, schlank und spitz. 
Beschreibung: Em 14mm hoher, S mm breiter eylindrischer Strunk 
erhebt sich an der einen Seitenlinie einer rhombischen Membran von 
12mm Länge, die auf einem Madreporenast befestigt ist. Auf demselben 


Östafrikanische Aleyonaceen. a 


m 


Ast steht noch eine etwa gleich große und eine kleinere Kolonie. Auf 
einem zweiten Ast sind zwei größere aber schlecht erhaltene Exemplare 
aufgewachsen. Die mit 8 weißen Längslinien versehenen Polypen sind 
bis 15mm lang und 2 mm breit. Zwischen ihnen finden sich zahlreiche 
junge Knospen. Die Tentakeln erreichen eine Länge bis zu 9 mm. 
Die sehr langen, schlanken und spitzen Pinnulae sind rings um die 
schlanke Tentakelaxe angeordnet. Die Kalkkörper haben die bekannte 
Form und sind gleichmäßig in der ganzen Kolonie verteilt. Die Farbe 
der Kolonie ist grau. 
Fundort: Tumbatu, Südriff; 2 Exemplare. 


Gattung: Cespitularia Val. 
Litteratur: 
1) QUOY et GAIMARD, Voyage de l’Astrolabe, Zool. T. IV, Paris 1833, S. 265. 
Pl. 22, Fig. 1—7. 
2) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. d. Cor. T. I, Paris 1857, S. 126. 
3) BRUNDIN, Aleyonarien a. d. Sammlung d. zool. Mus. in Upsala, Bihang till 
Svenska Vet. Akad. Handl. Bd. 22, Afd. IV, Nr. 3. Stockholm 1896, 8. 4. 


Synonyma: Cornularia Q. G. (1). 
Suensonia BRUNDIN (3). 

Diagnose: Xeniiden von baumförmigem Habitus. 

Historisches: Die erste Art dieser Gattung wurde 1833 von 
Quoy und GAIMARD (1) als Cornularia mulfipinnata beschrieben. Auf sie 
gründet später VALENCIENNES für ein Exemplar des Pariser Museums das 
neue Genus, das aber von keinem der spätern Autoren anerkannt wird. 
Ich stelle es hier wieder her und vereinige mit ihm die 1896 von BRUNDIN 
(3) geschaffene Gattung Suensonia. Das Genus umfaßt bis jetzt 5 Arten, 
darunter die folgende neue meines Materials. 


Gespitularia coerulea n. sp. 

Diagnose: Pinnulae in einer Reihe auf jeder Seite der Mittellinie 
der Tentakeln. Polypen (ohne Tentakeln) 4 mm lang, Tentakeln 2,5 mm 
lang. Kalkkörper fehlen. 

Beschreibung: Ein steriler Strunk von 50 mm Höhe und 35 mm 
mittlerer Breite spaltet sich am obern Ende in 4 gerade in die Höhe 
gehende Äste, deren jeder sich wieder in 2 ebenfalls aufwärts strebende, 
15—45 mm lange Äste teilt, an denen die Polypen ährenförmig angeordnet 
sitzen. Die Polypenkörper sind 4 mm lang, 1 mm breit, die Tentakeln 
2,5 mm lang, die Pinnulae bis 0,6 mm lang und in einer Reihe auf jeder 
Seite der Tentakelmittellinie angeordnet. Kalkkörper fehlen. Als Farbe 
der lebenden Kolonie ist angegeben: Stamm und Polypen fleischfarben, alle 
hellblaw-angehaucht, besonders die Polypenröhren. Tentakeln nicht dunkler. 

Fundort: Kokotoni: 1 Exemplar. 


22 


29) 


Walther May (Jena) 


Fam.: Alcyoniidae Verrill. 


Litteratur: 
LINNE, Systema naturae. Tom. I, Editio X. Holmiae 1758. S. 803. 
PALLAS, Elench. zooph. 1766, S. 242. 
LAMARCK, Hist. Nat. des animaux sans vert. Tome II. Paris 1816. S. 388 u. 412. 
LAMOUROUX, Expos. meth. des genres de l’ordre des Polypiers. Paris 1821, S. 68 ff. 
LESSON, Voyage de la Coquille. Zool. Tome II, Zooph. 1831, S. 92. 
LESSON, Voyage aux Indes orientales. Zool. Zooph. 1834, S. 517. 
EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres, Berlin 1834, S. 56. 
GRAY, Proc. Zool. Soc. Lond. 1835, S. 60. 
MILNE-EDWARDS, Ann. des Sci. Nat. ser. 2, Tome IV, 1835, S. 323. 
DANA, Zoophytes, Philadelphia 1846, S. 611. 
MILNE-EDWARDS, Hist. Nat. des Corr. Tome I, Paris 1857, S. 113 ff. 
DANA, Synopsis, New Haven 1859, S. 119. 
GRAY, Proc. Zool. Soc. London 1862, S. 35. 
VERRILL, Proc. Essex Inst. Vol. IV, No. V, 1865, S. 148. 
KÖLLIKER, Verhandl. der Phys. Med. Gesellsch. Würzburg 1867. 
VERRILL, Proc. Essex Inst. Vol. VI, 1869, S. 46. 
GRAY, Notes on the fleshy Alcyonoid Corals. Ann. and Magaz. of Nat. Hist. 
Vol. II. 4. ser. 1869,78. 121. 
KENT, Quart. Journ. Mier. Sci. Vol. XVII, 1876, S. 397. 
KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres, I. Bd. Berlin 1877, S. 21. 
VERRILL, Amer. Journ. Sci. and Arts. Vol. XVI, 1878. S. 376. 
STUDER, Alecyonarien der Gazelle. Monatsber. d. k. preuss. Akad. d. Wiss. 
Berlin 1878, S. 633. 
W. KOCH, Neue Anthozoen, Marburg 1886, S. 3. 
MARENZELLER, Über die Sarcophytum benannten Aleyoniiden. Zool. Jahrb. 
I. Bd. 1886. S. 341. 
DANIELSSEN, Norske Nordhavs-Exped. 1876—78. Zool. Aleyonida 1887. S. 74, 
118 u. 129. 
STUDER, Versuch eines Systems der Aleyonarien. Arch. f. Naturg. 53. Jahre. 
L.=Band, 1887.25.214> 
WRIGHT and STUDER, Report on the Aleyonaria collected by H.M. S. Challenger. 
Chall. Report, Zool. Vol. XXXI, 1889, S. XVII u. 238. 
PFEFFER, Zur Fauna von Süd-Georgien. Jahrb. d. Hamb. Wiss. Anst. VI. Jahrg. 
2. Hälfte. 1889. S. 49. 
KOCH, Die Alcyonaceen des Golfes v. Neapel. Mitt. aus d. zool. Stat. zu Neapel. 
9. Bd., 4. Heft, 1890. 
BRUNDIN, Alcyonarien aus der Sammilg. des Zool. Mus. in Upsala. Bihang till 
Svenska Vet. Akad. Handlingar. Bd. 22. Afd. IV, No. 3. Stockholm 1896. 
Synonyma: Polypi tubiferi Lu. (pars) (3). 
Alcyonees Lax. (pars) (4). 
Haleyonina EHRB6. (pars) (7). 
Aleyoninae Dana (pars) (10 u. 12). 
Aleyoninae M.-E. (pars) (11). 
Aleyonidae VERRILL (pars) (14). 
Lobulariadae + Alcyoniadae -+ Sarcophytidae + Bello- 
nelladae Gr. (16). 


Östafrikanische Alcyonaceen. 23 


Aleyoninae retractiles KtzGr, (19). 
Alcyonidae Ta. Stun. (25). 
Alecyonidae Stup. WreHr. (26). 

Diagnose: Alcyonaceen mit reichlich entwickeltem Coenenchym, 
das die Polypen meist bis zu dem retraktilen Oesophagealteil umsgiebt. 
Basalteii der Kolonie ohne Polypenöffnung. Polypen durch verästelte 
Ernährungskanäle verbunden, die in verschiedener Höhe über der Basis 
der Kolonie verlaufen. Die jüngern Polypen entspringen den weiter von 
der Basis entfernten Kanälen. Polypen daher von sehr ungleicher Länge. 
Bei mehreren Gattungen Dimorphismus. Spicula sehr verschieden. 


Systematik: Ich habe in der Litteratur 58 Alcyoniidenarten auf- 
gefunden, zu denen noch 5 hier beschriebene neue kommen, sodaß sich 
die Gesamtzahl der Arten auf 63 beläuft. Viele der älteren Spezies sind 
jedoch so ungenügend charakterisiert, daß es zweifelhaft ist, ob sie alle 
gut begründet sind. Die 63 Arten verteilen sich auf 11 Gattungen, deren 
charakteristische Merkmale sich aus folgender Tabelle ergeben. 


I. Kolonieen ohne Dimorphismus der Polypen: 
A. Der obere Teil der Kolonie ist nicht in den untern zurückziehbar. 


1. Kolonie cylindrisch, mit halbkugligem Kopf, der mit 

Polypen bedeckt ist: 
Nidalıa GR. 

2. Kolonie blumenkohlartig, mit aufrechtem Strunk und flacher 
vielfach gefalteter Scheibe, auf deren Oberfläche die voll- 
ständig retraktilen Polypen stehen: 

Sinularia n. Q. 
3. Kolonie massig, im obern Teil lappig geteilt: 
Aleyonium L. 

4. Kolonie mit aufrechtem Stamm, dessen oberes Ende mit 
zahlreichen Polypen besetzt ist. Kurze Äste in Wirteln 
um den Stamm geordnet, mit Polypen an den verdickten 
Enden. Kelche durch breite Coenenchymstreifen getrennt: 

Krystallofanes Dan. 

5. Habitus wie bei 4, aber die Kelche durch wenig Coenenchym 

getrennt: 

Saralka DAN. 

6. Kolonie baumförmig verästelt. Polypen auf der ganzen 
Oberfläche verteilt. 

Daniela v. Koch. 
Kolonie keulenförmig, mit hervorragenden Warzen des 
Coenenchyms bedeckt, aus denen die Polypenköpfe vorragen. 

Metaleyonium PFEFFER. 


St 


34 Walther May (Jena) 


B. Der obere Teil der Kolonie ıst in den untern zurückziehbar: 
Paralcyonium M.-E. 
II. Kolonieen mit Dimorphismus der Polypen: 
A. Autozooide zahlreich. 

1. Scheibe der Kolonie hutpilzförmig, gefaltet. Spicula mit 

unregelmäßig angeordneten Warzen. 
Sarcophytum Less. 

2. Obere Fläche der Kolonie zu Lappen, Läppchen und 
fingerförmigen Fortsätzen ausgewachsen. Spieula mit 
gürtelförmig angeordneten Warzen: 

Lobophytum MARENZ. 
B. Autozooide spärlich: 
Anthomastus VERRILL. 


Gattung: Sinularia nov. 


Diagnose: Steriler Strunk aufrecht, im obern Teil mit sehr tiefen 
Längsspalten versehen. Scheibe vielfach gefaltet. Spicula des Innern reich 
mit Warzen besetzte Spindeln von sehr verschiedener Länge. Spieula der 
Rinde keulenförmig, mit stark entwickeltem und reich differenziertem Kopf. 


Sinularia brassiea n. sp. 

Diagnose der Gattung. 

Beschreibung: Die Kolonie besteht aus einem aufrechten sterilen 
Strunk und einer beinahe horizontalen die Polypenöffnungen tragenden 
Scheibe. Die größte Höhe des Strunks beträgt 50 mm, die kleinste 30 mm. 
An der Basis ist der Strunk nur 19 mm breit, am Scheibenende dagegen 
über 40 mm. Seine Oberfläche ist ziemlich glatt und nur mit schwachen 
Querrunzeln bedeckt. Am obern Teil des Strunkes sind mehr oder weniger 
weit herabgehende tief 'eingeschnittene Längsspalten vorhanden, die den 
Anschein erwecken, als ob der Strunk aus mehreren Stämmen zusammen- 
gewachsen wäre, Die Scheibe ist im allgemeinen von elliptischer Form, 
flach und bis in die Mitte vielfach gefaltet. Die Falten werden durch die 
tiefen Längsspalten, die sich auf den Strunk fortsetzen, bedingt. Sie gehen 
von allen Seiten des Randes aus und stoßen in der Mitte zusammen. Die 
Scheibe ist 53mm lang, bis 32 mm breit und 2mm hoch. Die Polypen 
sind sämtlich vollständig eingezogen, und man sieht auf der Oberfläche 
der Scheibe nur die in unregelmäßigen Reihen angeordneten Mündungen. 
Die Spieula der Kolonie sind von zweierlei Art. Im Innern finden sich 
bis 4mm lange und bis 0,555 mm breite Spindeln, die sehr reich mit 
bedornten Warzen besetzt sind. Die Größe ist außerordentlich verschieden. 
Neben diesen Spindeln kommen mehr stabförmige Spieula vor, die spärlicher 
mit weniger differenzierten Warzen besetzt sind. Die Spieula der Rinde 


Östafrikanische Aleyonaceen. 25 


sind 0,18mm lange, 0,04mm breite Keulen, deren bis 0,1 mm breiter 
Kopf sehr stark differenziert ist. Die Farbe der Kolonie ist hellgelblich. 


Fundort: Tumbatu, ein gut erhaltenes Exemplar. 


Gattung: Alcyonium L. 

Litteratur: 
LINNE, Systema naturae, Tom. I. Editio X, Holmiae 1758. $S. 803. 
PALLAS, Elench. zooph. 1766. S. 242. 
ESPER, Die Pflanzentiere. Nürnberg, 1791—-1797. III. Teil, S. 3. Taf. I bis XXV. 
LAMARCK, Hist. Nat. des animaux sans vert. Tome II. Paris 1816. S. 388. 
LAMOUROUX, Expos. methodique des genres de l’ordre des Polypiers, Paris 1821,5.70ff. 
QUOY et GAIMARD, Voyage de l’Astrolabe. Zool. Tome 1V, Paris 1833, S. 269. 
EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres, Berlin 1834, S. 57. 
DANA, Zoophytes, Philadelphia 1846, S. 61. 
MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Coralliaires, Tome I, Paris 1857, S. 114. 
DANA, Synopsis, New Haven 1859, S. 122. 
GRAY, Notes on the fleshy Aleyonoid Corals. Ann. and Mag. of Nat. Hist. Vol. II. 
4. ser. 1869, S. 121 ff. 
KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres, I. Bd., Berlin 1877, S. 21. 
WRIGHT and STUDER, Report on the Alcyonaria colleeted by H.M. S. Challenger, 
Chall. Report, Zoologie, Vol. XXXI, 1889. S.XX u. 238. 
Synonyma: Lobularia Sav. (apud LANARckK (4). 

Chlorozoa + Amicella 4 Alcyonium + Danclla +- 

Amocella + Cladiella GR. (11). 

Aleyonium + Lobularia STuD. WHrer. (13). 

Diagnose: Die Kolonieen bilden flach ausgebreitete oder aufrechte 


Massen, die auf der lappig geteilten Oberfläche die vollständig retraktilen 
Polypen tragen. Kein Dimorphismus der Personen. 


1) 
2) 
3) 
4) 
5) 


6) 
1) 


Aleyonium polydactylum (Ehrbg.). 
Litteratur: 
EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres. Berlin 1834, S. 59. 
DANA, Zoophytes, Philadelphia 1846, S. 617. 
MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Corall. Tome I, Paris 1857, S. 121. 
DANA, Synopsis, New-Haven 1859, S. 124. 
GRAY, Notes on the Fleshy Aleyonoid Corals. Annals and Magazine of Nat. Hist. 
Vol. III, 4. Ser. 1869. 
KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres, Berlin 1877, S. 26. 
SCHENK, Clavulariiden, Xeniiden und Aleyoniiden von Ternate. Frkft.a.M. 1896, S.69 
Synonyma: Lobularia polydactyla Barze. (1). 
Alcyonium polydaclylum Dana (2 u. 4). 
Amocella polydactyla GR. (5). 
Diagnose: Coenenchym grobkörnig. Läppchen kürzer oder länger 


fingerförmig oder fast eiförmig, gedrängt, zu Lappen gruppiert, die sich 
aus dem oft sehr umfangreichen Basalteil hügelartig erheben. Kalkkörper 
des Innern bis 2 mm lange, mit zahlreichen bedornten Warzen besetzte 
Spindeln. Kalkkörper der Rinde keulenförmig, mit locker stehenden Dornen. 


36 Walther May (Jena) 


Historisches: EHRENBERG (1) beschreibt zuerst diese Art ihrer- 


äußern Form nach, KtunzinGer (6) giebt die Beschreibung und Abbildung 
der Spieula. Gray (5) stellt sie mit Alcyonium paucrflorum und A. tri- 
chanthinum zu seiner Gattung Amocella. 

Fundort: Sansibar, 3 Exemplare. Insel Baui: 1 Exemplar. 


Gattung: Sarcophytum Less. 
Litteratur: 
1) LINNE, Systema naturae. Tom. I, 1758, S. 803. 


2) SAVIGNY, Description de l’Egypte. Hist. nat. Tome I, 4. partie. Paris. S. 227. Die 
übrige Litteratur bis 1886 siehe bei MARENZELLER. 


3) MARENZELLER, Über die Sarcophytum benannten Aleyoniiden. Zool. Jahrb. 
I. Bd. Jena 1886. S. 341. 


4) WRIGHT and STUDER, Report on the Aleyonaria collected by H.M. S. Challenger. 
Challenger-Report, Zool. Vol. XXXI, 8. XXI u. 244 ff. 
5) SCHENK, Clavulariiden, Xeniiden u. Aleyoniiden von Ternate. Frkft. a. M. 1896, 
8.70.47. 
Synonyma: Alcyonium L. (pars) (1). 
Lobularia Sav. (pars) (2). 
Sarcophyton LESS. (3). 
Halcyonium EHRBe, (3). 
Diagnose: Siehe MARENZELLER (3). 


Sarcophytum glaueum (0. 6.). 
Litteratur: 
1) QUOY et GAIMARD, Voyage de l’Astrolabe. Paris 1833. T. IV, S. 270, Zoophytes 
Pl. XXIEeRie. 11, 12. 
2) DANA, Zoophytes. 1846, S. 623, pl. 58, Fig. 4 u. pl. 59, Fig. 6. 
3) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Coralliaires, Tome I, Paris 1857, S. 121. 
4) DANA, Synopsis, New Haven 1859. S. 125. 


5) GRAY, Notes on the fleshy aleyonoid corals. Ann. and Magazine of Natural Hist. 
Vol. III. 4. ser. Lond. 1869, S. 125. 


6) STUDER, Aleyonarien der Gazelle. Monatsbericht der Akad. d. Wiss. zu Berlin. 
Okt. 1878. 9. 634. i 


7) MARENZELLER, Über die Sarcophytum benannten Aleyoniiden. Zool. Jahrb. 
I. Band. Jena 1886. S. 352. 


8) WRIGHT u. STUDER, Report on the Aleyonaria collected by H.M.S. Challenger, 
Chall.-Report. Zool. Vol. XXXT, 8. 248. 


Synonyma: Alcyonium glaucum Q. G. (1). 

Diagnose: Strunkspicula spindelförmig mit zahlreichen bedornten 
Warzen. Scheibenspicula stabförmig, mit einfachen Warzen. 

Historisches: Diese Art wurde zuerst 1833 von QuoY und GAIMARD (1) 
als Alcyonium glaucum beschrieben. GRAY (5) stellt sie 1869 als Sarco- 
phyton glaucum zu seiner Familie der Sarcophytiden. Die erste ausführliche 
Beschreibung giebt 1886 MARENZELLER (7). Ich stelle 5 Exemplare meines 
Materials zu dieser Art. Sie stimmen in den wichtigsten Spieulaformen 
überein, sind aber im Habitus sehr verschieden.- Ich gebe daher eine kurze 
Charakteristik der einzelnen Formen: 


Östafrikanische Aleyonaceen. 37 


AM 


1) Ein Exemplar aus Kokotoni: Stiel schr unregelmäßig gestaltet, 
etwa 40 mm hoch, Umfang etwa 200 mm. Einschluß zahlreicher Fremd- 
körper. Scheibe annähernd kreisförmig, Durchmesser etwa 100 mm, Dicke 
etwa 5mm. Zahlreiche bis in die Mitte der Scheibe gehende Falten. Der 
Rand der Scheibe ragt bis gegen 40 mm vor. Etwa 6 Autozooide auf I cm 
Länge, Mehrzahl ganz eingezogen, ein Teil bis 5 mm ausgestreckt. Mündungen 
der Siphonozooide deutlich mit bloßem Auge sichtbar. Farbe braun. 

Ein zweites Exemplar von demselben Fundort hat denselben Habitus, 
aber bedeutend geringere Dimensionen. 

| 2) Ein sehr großes Exemplar aus Tumbatu. Stiel 90 mm hoch, 70 mm 
breit, sehr fest. Scheibe bis fast in die Mitte gelappt, 130 mm lang, 100 mm 
breit, 6 mm dick. Ihre beiden Hälften sind gegen einander in die Höhe 
gehoben und berühren sich mit den obern Flächen. 7 Autozooide auf 1 cm 
Länge, die meisten ausgestreckt, 6 mm lang. Spicula der Polypen gleich 
denen der Scheibe. Die spindelförmigen Spicula des Strunkes sind Mittel- 
formen zwischen denen von $. glaueum und paupereulum. Farbe braun. 

Damit stimmt im wesentlichen ein kleineres Exemplar desselben Fund- 
orts überein. 

3) Ein Exemplar von der Insel Changu bei Sansibar: Scheibe 
steht nicht über den Stiel über. Stiel 100 mm lang, 60 mm breit, 40 mm hoch. 
Scheibe am Rand sehr stark gefaltet, die nach innen vorspringenden Falten 
wölben sich über dem umgefalteten Teil der Scheibe zusammen und bedecken 
ihn. Gegen 10 Autozooide auf 1 cm Länge, alle eingezogen. Siphonozooide 
sehr klein, nur an wenigen Stellen mit bloßem Auge sichtbar. Farbe grau. 


Sarcophytum trocheliophorum Marenz. 


var. amboinense Marenz. 
Litteratur: 
1) MARENZELLER, Über die Sarcophytum benannten Aleyoniiden. Zool. Jahrb. 
I. Bd. 1886, S. 361. 
2?) WRIGHT and STUDER, Report on the Aleyonaria collected by H.M. S. Challenger, 
Chall. Report, Vol. XXXI, 1889, S. 249. 


Diagnose: Strunkspieula dichtwarzige Walzen, ohne mittlere Ein- 
schnürung, grösser als die der Stammform (MARENZELLER, Taf. IX, Fig. 6c.). 

Beschreibung: Auf Grund der Nadelformen, namentlich der 
charakteristisch gestalteten Spicula des Strunkes, stelle ich zu dieser 
Varietät 5 Exemplare, die in ihrem Habitus sehr verschieden sind. Besonders 
sehen die Mündungen der Autozooide sehr verschieden aus, doch scheint 
dies an dem verschiedenen Kontraktionszustand zu liegen, da man die 
gleichen Unterschiede auch bei den verschiedenen Polypenmündungen der- 
selben Kolonie antrifit. Ich habe daher kein besonderes Gewicht darauf gelegt. 

1) Ein Exemplar aus Kokotoni: Typische Hutpilzform. Stiel 36 
bis 66 mm hoch, im untern Teil 40 mm breit, mit unregelmäßigen schwachen 


238 Walther May (Jena) 


Längsriefen. Scheibe sitzt sehr stark geneigt auf dem Stiel, ist annähernd 
kreisförmig, ragt bis 35 mm über den Stiel vor. Durchmesser 70 mm, 
Dicke 5 mm. Rand der Scheibe nach abwärts gekrümmt, in 8 teils größere, 
teils klemere Falten gelegt. Gewebe des Stiels sehr hart, das der Scheibe 
weicher. Autozooide am Rande der Scheibe in deutlichen Reihen, mehr 
oder weniger weit eingezogen, etwa 8 auf 1 cm Länge. Mündungen der 
Autozooide etwa 1 mm groß, langgestreckt. Siphonozooidmündungen deutlich 
mit bloßem Auge sichtbar. Farbe graugrünlich. 

Zwei kleinere Exemplare von demselben Fundort haben den gleichen 
Habitus. Das kleinste hat erst eine Falte. 

2) Ein Exemplar aus Sansibar: Sehr stark in die Breite und weniger 
in die Höhe entwickelt. Stiel 30 mm hoch, Scheibe sehr stark gefaltet. 
Autozooide vollständig eingezogen, in regelmäßigen Reihen stehend, 10 auf 
l cm Länge. Mündungen der Autozooide etwa I mm lang, sehr schmal. 
Mündungen der Siphonozooide deutlich mit bloßem Auge sichtbar. Farbe gelblich. 

3) Ein Exemplar ohne nähere Fundortsangabe (Ostafrika): Stiel 
sehr stark verbreitert, auf Madreporenästen aufgewachsen. Scheibe annähernd 
kreisförmig, Durchmesser 100 mm, am Rande stark gefaltet. Autozooide 
vollständig eingezogen, auf dem mittlern Teil der Scheibe ziemlich unregel- 
mäßig und in größern Entfernungen von einander stehend, am Rand dichter 
und in Reihen angeordnet, etwa 8 auf I cm Länge. Öffnungen der Auto- 
zooide in der Mitte der Scheibe 2? mm lang, 1 mm breit, von elliptischer 
Form, am Rand kleiner. Siphonozooidmündungen sehr deutlich sichtbar. 


Gattung: Lobophytum Marenz. 
Litteratur: 
1) MARENZELLER, Über die Sarcophytum benannten Aleyoniiden. Zool. Jahrb. 
I. Bd. 1886, 8. 341. 
2) WRIGHT and STUDFR, Report on the Aleyonaria collected by H. M. S. Challenger. 
Chall. Rep. Vol. XXXI, 1889, S. XXI u. 250. 
Synonyma: Alcyonium L. 
Sarcophytum Less. 
Diagnose: Siehe MARENZELLER (1). 


Lobophytum erassum Marenz. 
var. sansibarieum nov. 

Diagnose: Die Rindenspieula sind Keulen mit zahlreichen Warzen, 
viel komplizierter als die der Stammform. Strunk- und Scheibenspicula 
gleich denen der Stammform. 

Beschreibung: Mir liegen vor: 4 Exemplare von verschiedener 
Größe aus Sansibar. Beim größten ist der Strunk 45 mm hoch, der 
Durchmesser der kreisförmigen Scheibe 140 mm lang. Die Lappen erstrecken 
sich bis in die Mitte der Scheibe und sind in zahlreiche fingerförmige 


Ostafrikanische Aleyonaceen. 29 


Fortsätze ausgezogen. Autozooide sämtlich vollständig zurückgezogen, 
in mehr oder weniger deutlichen Reihen stehend, gegen 8 auf 1 cm Länge. 
Mündungen der Siphonozooide mit bloßem Auge deutlich sichtbar. Die 
Rindenspicula sind Keulen mit deutlichen Warzengürteln, 0,14 mm lang 
und 0,028 mm breit. Die andern Spicula stimmen im wesentlichen mit 
den von MARENZELLER für Lobophytum crassum abgebildeten überein. 

1 Exemplar aus Tumbatu zeigt keine bedeutenden Abweichungen. 


Familie: Nephthyidae Verrill. 
Litteratur: 
Die Litteratur bis 1896 siehe bei KUKENTHAL (1) und MAY (3). 

1) KUKENTHAL, Aleyonaceen von Ternate. Frkft. a. M. 1896. 

2) BURCHARDT, Alcyonaceen von Thursday Island (Torresstr.) und von Amboina. 
In: SEMON, Zool. Forschungsreisen in Australien u. d. Malayischen Archipel, V. Bd., 
IV. Lieferg. Jena 1898, S. 431. 

3) MAY, Aleyonaceen von Ost-Spitzbergen. Zool. Jahrb. Bd. XI, Jena 1898, S. 385. 

Synonyma: Spoggodinae+ Ammothea-+- Nephtlya, DANA (1,12). 
Alcyoniens armes -- Ammothea, M.-E. (1,11). 
Spoggodidae + Nephthyadae + Lemnaliadae (pars), 
GRAY (1,19). 
Nephthyidae VERRILL (1,18). 
Alcyoninae capituliferae Krzer. (1,21). 
Nephthyidae + Siphonogorgiaceae, T#. Stun. (1,97) und 
Stun. WREHT. (1,28). 
Diagnose: siehe KÜRENTHAL (1). 
Systematik: Die Familie der Nephthyiden umfaßt nach unsern 
jetzigen Kenntnissen 143 Arten. Diese verteilen sich auf 4 Gattungen:. 
I. Polypen ohne Stützbündel. 
A. Polypen in Kätzchen: 
Ammothea SAV. 
B. Polypen in Bündeln oder einzeln: 
Paraspongodes KÜKTH. 
II. Polypen mit Stützbündel: 
A. Polypen in Kätzchen: 
Nephthya SAVv. 
B. Polypen in Bündeln oder einzeln: 
Spongodes LEss. 


Gattung: Ammothea Sav.* 
Litteratur: 
1) FORSKAL, Descriptiones animalium. Hauniae 1775, S. 139. 
2) LAMARCK, Histoire naturelle des animaux sans vert. T. II, Paris 1816, S. 410. 


*) Der Genusname Ammotheaist von Leach bereits vor Savigny für eine Pyenogoniden- 
gattung eingeführt worden. Ich habe aber nieht gewagt, den einmal eingebürgerten 
Namen hier zu ändern. 


30 Walther May (Jena) 


IS 


3) SAVIGNY, Döscr. de ’Egypte. Hist. Nat. Paris; Pl.\T. U, Polypes, Taf. 2, Fig. 6, 
Paris 1817. 

4) LAMOUROUX, Exp. meth. des genres de l’ordre des Polypiers, Paris 1821, S. 69. 

5) BLAINVILLE, Manuel d’Actinologie, Paris 1834, S. 522. 

6) QUOY .et GAIMARD, Voyage de l’Astrolabe, Zool. Paris 1833, S. 275 u. 276. 

7) EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres. Berlin 1834, S. 59 u. 60. 

8) DANA, Zoophytes, Philadelphia 1846, S. 607. 

9) MILNE-EDWARDS, Hist. Nat. d. Cor. T. I, Paris 1857, S. 123. 

10) DANA, Synopsis, New-Haven 1859, S. 121. 

11) DUCHASSAING et MICHELLOTTI, Mem. sur les Cor. des Antilles, Torino 1860, 
8.2291. 

12) VERRILL, List of the Polyps and Corals sent by the Mus. of Comp. Zool., 
Harvard College. Cambridge, Vol. I, 1863—69, S. 39. 

13) KÖLLIKER, Icones histologicae. I. Abt. 1. Heft, Leipzig 1865, $. 132. 

14) GRAY, Notes on the fleshy Aleyonoid Corals. Ann. and Mag. of Nat. Hist. 4. ser. 
vol. III, 1869, S. 129. 

15) HAECKEL, Arabische Korallen, Berlin 1876, S. 44, Taf. I, Fig. 9. 

16) MARENZELLER, Die Coelenteraten, Echinodermen und Würmer der k. k. österr.- 
ung. Nordpolexp. Wien 1877, S. 16—22. 

17) KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres, Teil I, Berlin 1877, S. 30. 

18) STUDER, Alcyonaceen der Gazelle. Monatsber. d. Kgl. Akad. d. Wiss. i. Berlin, 
1878, 8. 634. 

19) KÜKENTHAL, Aleyonaceen v. Ternate. Zool. Anz. No. 488 u. 489, 1895. 

20) KÜKENTHAL, Alcyonaceen von Ternate. Frkft. a. M. 1896, S. 126. 


Diagnose: Polypen ohne Stützbündel, in Kätzchen angeordnet. 


Zahl der Arten: Man kennt bis jetzt 19 Ammotheaarten, deren 
charakteristische Eigentümlichkeiten ich in meiner größern Alcyonaceen- 
arbeit übersichtlich zusammengestellt habe. 


Ammothea thyrsoides Ehrbg. 

Litteratur: 
1) LAMARCK, Hist. nat. des anim. s. vert. T. I, Paris 1816, S. 412. 
2) EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres. Berlin 1834, S. 59. 
3) DANA, Zoophytes. Philadelphia 1846, S. 608. 
4) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. d. Cor. T. I, Paris 1857, S. 124. 
5) DANA, Synopsis. New-Haven 1859, S. 121. 
6) GRAY, Notes on the fleshy Aleyonoid Corals. Ann. and Mag. of Nat. Hist. 4. ser. 
vol. III, 1869, S. 131. 
KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres. Berlin 1877, S. 31. 


Synonyma: Ammothea phalloides LM. (1). 
Verilliana thyrsordes GR. (6). 


7 


Diagnose: Zahlreiche aufrechte eylindrische Stämme auf gemeinsamer 
Basis. Polypen nicht dichtgedrängt an den fingerförmigen Enden der 
Stämme, 1—R2 mm lang, 1 mm breit. Spicula sämtlich schlanke Spindeln 
mit wenigen sehr kleinen Dornen. Polypenspicula 0,08—0,16 mm lang, 
0,016 mm breit. Rindenspicula 0,38—0,475 mm lang, 0,02 mm breit. 
Spicula der Kanalwände 0,58—0,475 mm lang, 0,02 mm breit. 


Ostafrikanische Alcyonaceen. 3] 


Historisches: EHRENBERG (2) giebt 1334 folgende Diagnose dieser 
Art: „Basi carnosa, effusa, supra simplieiter carnosa, ramıs cylindricis, 
pollicaribus, erectis, verrucosis (omentiformibus)*. Eine genaue Beschreibung 
liefert KLUnzinser (7) 1877. Ob A. thyrsoides Eurse. mit A. phalloides La 
identisch ist, erschemt mir fraglich. 

Mir liegen 4 Exemplare aus Tumbatu vor. 

Farbenangabe: Stamm grauviolett, Köpfchen heller. Tiefe: 
2—3 Faden. 

Ferner liegt mir 1 Exemplar aus Tumbatu vor, das in den wesentlichen 
Charakteren mit A. thyrsordes übereinstimmt, im Gesamthabitus aber ziemlich 
verschieden ist, indem die Stämme mehrfach geteilt sind und die Polypen 
ziemlich gedrängt stehen. Ich habe es als 


A. thyrsoides var. ramosa 
bezeichnet. 


Farbenangabe: Stamm blaugrau, Köpfchen violettbraungrau. 


Ammothea bauiana n. sp. 


Diagnose: Kolonie massig, derb. Polypen in bis 7 mm langen und 
4 mm breiten dichten Kätzchen, 0,95 mm lang, 0,85 mm breit. Spicula 
sämtlich schlanke Spindeln mit wenigen Warzen. Polypenspicula 0,09 bis 
0,55 mm lang, 0,008—0,02 mm breit. Rindenspieula und Spicula der 
Kanalwände 0,38 mm lang, 0,03 mm breit. 


Beschreibung: Ein massiger Strunk teilt sich oben in mehrere 
gedrungene Äste, die die dichten bis 7 mm langen und 4 mm breiten 
eiförmigen Kätzchen tragen. Die Größe der Polypen und der Nadeln 
ergiebt sich aus obenstehender Diagnose. Die Farbe der Kolonie ist 
hellgrau. 

Fundort: Insel Bau; 1 Exemplar. 


Ammothea digitata n. sp. 


Diagnose: Mehrere aufrechte rigide Stämme an der Basis ver- 
schmolzen, teilen sich oben mehrfach in fingerförmige Fortsätze. Polypen 
ziemlich dicht auf den 4—?20 mm langen fingerförmigen Fortsätzen, warzen- 
förmig. Polypenspicula 0,2 mm lang, 0,016 mm breit, gerade oder schwach 
gebogene schlanke Spindeln. Rindenspicula 0,35 mm lang, 0,019 mm dick, 
meist bogenförmige schlanke Spindeln. Spicula der Kanalwände ebenso 
groß, aber meist gerade gestreckt. 

Beschreibung: 3 aufrechte bis 9 mm hohe fleischige Stämme sind 
mit ihren untern Teilen zu einem 28 mm breiten Strunk verwachsen. Ihre 
Oberfläche ist fein längsgerief. Am obern Ende teilen sie sich mehrfach 
in fingerförmige Fortsätze von 4—20 mm Länge und 2—6 mm Dicke, die 
ziemlich dicht mit Polypen besetzt sind. Diese erscheinen als sehr 


39 Walther May (Jena)._ 


niedrige kreisförmige Wälle. Die Farbe der Kolonie ist hellbraun. Die 
übrigen Charaktere ergeben sich aus der Diagnose. Vielleicht ist diese 
Spezies mit Alcyonrum flabelum Q. G. identisch. 

Fundort: Sansibar, 4 Exemplare. 


Ammothea flava n. sp. 


Diagnose: Ein hoher aufrechter Stamm spaltet sich am obern Ende 
in mehrere Äste, die sich in die fingerförmigen 3—8 mm langen Kätzchen 
teilen. Polypen 0,76 mm lang und 0,57 mm breit. Polypenspicula 0,38 mm 
lange und 0,012 mm breite Spindeln. Rindenspicula meist halbkreisförmig 
gebogene Spindeln von 0,2 mm Sehnenlänge und 0,03 mm Dicke, mit langen 
stumpfen Dornen. Spicula der Kanalwände 0,475 mm lange, 0,024 mm 
breite Spindeln, gerade gestreckt. 

Beschreibung: Der Stamm ist S3 mm hoch und bis 13 mm breit. 
Seine Oberfläche ist fein längsgerieft. Die Polypen sind cylindrisch. 
Als Farbe der lebenden Kolonieen ist angegeben: Stamm ganz hellbraun- 
fleischfarben, Köpfe etwas dunkler, Polypen oft fast weißlich. Die Farbe 
der Alkoholexemplare ist hellgelb. Im Übrigen siehe Diagnose. 

Fundort: Tumbatu, S. W. Riff, 3 Exemplare. 


Ammothea cervicornis n. Sp. 


Diagnose: Em schlanker Strunk teilt sich am obern Ende m 
mehrere Äste, an denen die Polypen locker angeordnet sitzen. Polypen 
bis 1,74 mm lang und 0,66 mm breit. Polypenspicula 0,19 mm lang, 
0,01 mm breit. Rindenspieula und Spicula der Kanalwände schlanke 
Spindeln, 0,235 mm lang, 0,019 mm breit. Die Farbe der Kolonie ist weiß. 

Fundort: Sansıbar, Bueni-Rif. Mehrere Exemplare. 


Ammothea tumbatuana n. sp. 


Diagnose: Am untern Ende verwachsene Stämme spalten sich am 
obern Ende in mehrere aufwärts strebende Äste, auf denen die Polypen 
locker stehen. Polypen mit ausgestreckten Tentakeln 6 mm lang, 0,5 mm 
breit. Spicula fehlen. 

Beschreibung: 2 am untern Ende verwachsene bis etwa 14 mm 
Höhe sterile Stämme spalten sich am obern Ende in mehrere aufwärts 
strebende bis 26 mm lange Äste, auf denen die Polypen locker stehen. 
Die Tentakeln sind etwa halb so lang als der ganze Polyp und mit 
einer einfachen Reihe von Fiedern versehen. Die Farbe der Kolonie im 
Leben ist graugrün, in Alkohol gelblichgrau. — Die Kolonie hat keine 
typische Ammotheenform, scheint aber den Ammotheen am nächsten zu 
stehen. 

Fundort: Tumbatu. 


Östafrikanische Aleyonaceen. 33 


Ammothea africana n. sp. 

Diagnose: Mehrere aufrechte, am untern Ende verwachsene Stämme 
teilen sich am obern Ende in zahlreiche aufwärts strebende Äste, auf denen 
die Imm langen Polypen locker angeordnet sitzen. Rindenspieula und 
Spicula der Kanalwände fast glatte Spindeln, nur an beiden Enden mit 
etwas stärkern Dornen versehen, 0,358 mm lang. Polypenspicula auf der 
ganzen Oberfläche mit deutlichen Warzen besetzt. 

Beschreibung: Der größte der Stämme ist 45 mm hoch und gegen 
6mm breit. Die Äste sind bis 10 mm lang und 2mm dick. Die Farbe 
der Kolonie ist hellgelb. 

Fundort: Tumbatu, S. Riff, sehr niedriges Wasser. 


Ammothea elegans n. sp. 

Diagnose: Der Stamm teilt sich am obern Ende in mehrere, sich 
wiederholt verzweigende Äste. Polypen in schlanken Kätzchen, 1,16 mm 
lang, 0,85 mm breit. Polypenspicula 0,16 mm lang, 0,01 mm breit. Spieula 
der Kanalwände 0,38—0,47 mm lange, 0,03 mm breite, schlanke Spindeln, 
auf der ganzen Oberfläche mit fenen Warzen besetzt. Ebensolche in der 
Stammrinde, außerdem sehr zahlreiche Doppelkugeln von 0,095 mm Länge 
und sehr kurzem 0,032 mm breiten Mittelstück. 

Beschreibung: Der sterile Stamm ist 37 mm hoch und 25 mm 
breit und teilt sich am obern Ende in 4 Äste. Die Kolonie ist im Leben 
grauviolett, in Alkohol grauweiß. 

Fundort: Tumbatu, Südriff. 1 Exemplar. 


Ammothea brassica n. sp. 

Diagnose: Kolonie blumenkohlartig. Polypen dichtgedrängt am 
obern Ende der Äste, bis 2 mm lang und 1 mm breit. Polypenspieula 
0,19— 0,355 mm lang, 0,016 mm breit. Rindenspicula und Spicula der 
Kanalwände schlanke Spindeln mit ziemlich langen Warzen, 0,255 —0,38 mm 
lang, 0,024 mm breit. 

Beschreibung: Von gemeinsamer Basis erheben sich dichtgedrängt 
stehende einfache oder mehr oder weniger tief gespaltene Äste von durch- 
schnittlich 30 mm Höhe. Die Längserstreckung der Kolonie beträgt 45 mm, 
die Breite 30 mm. Die Polypen stehen dichtgedrängt am obern Ende 
der Äste, mehr oder weniger tief herabgehend, die obersten sind vollständig 
in ihrer ganzen Länge mit einander verwachsen. Die Farbe der Kolonie 
ist grau. Im übrigen siehe Diagnose. 

Fundort: Insel Bau. 1 Exemplar. 


Ammothea viridis n. sp. 
Diagnose: Ein massiger Strunk spaltet sich am obern Ende m 
mehrere vielfach verästelte Zweige. Polypen in dichten Kätzchen, 0,5 mm 


3 


234 Walther May (Jena) 
lang, 0,6 mm breit. Spieula fehlen in den Polypen und Ästen. Rinden- 
spicula des untern Stammteils unregelmäßig gestaltete Körper mit langen 
Dornen. Spicula der Kanalwände sehr plumpe Spindeln, 0,5 mm lang, 
0,1 mm. dick. 

Beschreibung: Die wesentlichen Charaktere ergeben sich aus der 
Diagnose. Der Strunk ist 45 mm hoch und ebenso breit. Die Zweige 
sind bis 65 mm lang. Die Farbe der Kolonie ist grün. 


Fundort: Insel Baui und Insel Muemba. 3 Exemplare. 


Ammothea stuhlmannii n. sp. 

Diagnose: Zahlreiche platte sehr schlaffe Stämme auf gemeinsamer 
Membran, teilen sich oben wiederholt dichotomisch. Polypen in lang- 
gestreckten spitzen Kätzchen von 10—20 mm Länge und 2—4 mm Breite, 
1,4 mm lang, 0,47 mm breit, ohne Spicula. Rindenspicula stabförmig oder 
unregelmäßig, mit sehr langen Dornen, 0,2 mm lang, 0,03 mm breit. 
Spicula der Kanalwände 0,7 mm lange, 0,09 mm dicke, dicht mit Warzen 
besetzte Spindeln. | 


Beschreibung: Die Stämme sind bis 150 mm hoch, an der Basis 
bis 30 mm breit. Die Farbe der Kolonie ist gelblichweiß. Die übrigen 
Charaktere ergeben sich aus der Diagnose. 


Fundort: Ostafrika. 2 große Exemplare. 


Gattung: Spongodes Less. 

Litteratur: 

1) ESPER, Die Pflanzentiere. Nürnberg 1791-—-97. T. II, S. 49. 

2) LAMARCK, Hist. nat. des anim. s. vert. Tome II, Paris 1816, S. 410. 

3) LAMOUROUN, Exposition möthodique des genres de l’ordre des Polypiers, Paris 1821. 

4) BLAINVILLE, Manuel d’Actinologie, Paris 1834, S. 523. 

5) EHRENBERG, Die Korallentiere des roten Meeres, Berlin 1834, S. 60. 

6) LESSON, Illustrations de Zoologie, Paris 1834, Pl. XXI. 

7) DANA, Zoophytes, Philadelphia 1846, S. 625. 

8) MILNE-EDWARDS, Hist. nat. des Corall. Tome I, Paris 1857, S. 128. 

9) DANA, Synopsis, New-Haven 1859, S. 126. 

10) GRAY, Description of some new species of Spongodes and of a new allied genus 
(Morchellana) in the collection of the British Museum. Proc. Zool. Soc. Lond. 1862. 

11) VERRILL, List of the Polyps and Corals sent by the Museum of Comparative 
Zoology to other institutions in exchange. Bull. of the Mus. of Compar. Zool., 
Harvard College, Cambridge, Vol. I, 1863—69, S. 39. 

12) KLUNZINGER, Die Koralltiere des roten Meeres, Teil I, Berlin 1877, S. 34. 

15) WRIGHT and STUDER, Report on the Aleyonaria coll. by H.M.S. Chall. Chall. 
Rep. Bd. XXXI, 1889, S.XXV u. 191. 

14) HOLM, Beiträge zur Kenntnis der Aleyonidengattung Spongodes Less. Zool. 
Jahrb. Abt. f. Syst. Bd. VIII, 1895, S. 10. 

15) KÜKENTHAL, Alcyonaceen von Ternate. Zool. Anz. No. 488 u. 489, 1895. 

16) KÜKENTHAL, Aleyonaceen v. Ternate. Frkft. a. M. 1896. 


— 


Östafrikanische Aleyonaceen. 35 


Synonyma: Altyonium (pars) Esp. (1). 
Xenia (pars) Lu. (2). 
Nepfaea BLAınv. (4). 
Nephthya (pars) EHRBG. (5). 
Spongodes LEss. (6). 
Spoggodia Dana (7 u. 9). 
Spoggodes M.-E. (8). 
Spoggodes + Spoggodia 4 Morchellana GR. (10). 
Spongodes excl. Nephthya Houım (14). 
Diagnose: Polypen mit Stützbündel, in Bündeln oder einzeln. 
Systematik: KÜkENTHAL (16) unterscheidet folgende Gruppen 
innerhalb der Gattung Spongodes: 
I. Subgenus: Spongodia: Polypen vereinzelt, nicht in Bündeln vereint, 
an langen cylindrischen Ästen. 


II. Subgenus: Spongodes: Polypen in Bündeln vereint: 
A. Glomeratae: Polypenbündel auseinander gedrängt, ebenso 
wie die Äste. 
B. Umbellatae: Polypen in Dolden an den Spitzen der äussersten 
Zweige. 
C. Divaricatae: Äste wie Polypenbündel auseinandergespreitzt. 
1. Cylindratae: mit cylindrischen Ästen. 
2. Foliatae: untere Äste blattförmig verbreitert. 
Man kenut bis jetzt 69 Spongodes-Arten und zwar: 
Spongodia: 5 
Spongodes 64 
Glomeratae 22 
Umbellatae 15 
Divarıcatae 27 
Cylindratae 11 
Foliatae 16. 

Eine Übersicht sämtlicher bis zum Jahr 1896 beschriebenen Arten 
findet sich bei KÜRENTHAT (16). Die Charaktere der von mir beschriebenen 
neuen Arten des Berliner Museums habe ich in meiner größern Aleyonaceen- 
arbeit übersichtlich zusammengestellt. 


Divaricatae. 


Cylindratae. 
Spongodes mirabilis n. sp. 
Diagnose: Polypen einzeln oder in kleinen Bündeln, 1,16 mm lang, 
0,8 mm breit. Polypenköpfchen gegen den Stiel so weit umgebogen, daß 
sich beide berühren. Polypenspicula unregelmäßig angeordnet, von ab- 


36 Walther May (Jena) 


weichender Gestalt. Die kleinern sind langgestreckte Hanteln, 0,07 mm 
lang, 0,01 mm dick in der Mitte, 0,02 mm dick an den Enden: die größeren 
sind Stäbe mit langen stumpfen Dornen, bis 0,3 mm lang, 0,025 mm dick. 
Stützbündelspicula ? mm lang, 0,15 mm dick, eins etwa 0,3 mm vorragend. 
Stammspicula 0,15—1,8 mm lang, 0,038 —0,19 mm dick. Spicula der 
Kanalwände ebenso. 

Beschreibung: Ein 17 mm hoher, 6 mm breiter Strunk teilt sich 
am obern Ende in 5 eylindrische Äste, deren längster 35 mm lang ist. 
Die Farbe der Kolonie ist grau. Im übrigen siehe Diagnose. 


Fundort: Sansibar. 1 Exemplar. 


Ostafrikanische Alcyonaceen. 


Verzeichnis 
der beschriebenen Arten. 


Clavularııdae. 


COlavularıa longissima n. sp. Kokotoni. 
Olavularia grackdis n. sp. Tumbatu. 
COlavularia flava n.sp. Sansibar. 
COlavularia celebensis Hıcksox. Tumbatu. 
Sympodium coeruleum EurBG. Tumbatu. 
Sympodium fulvum (FORsK.). Tumbatu. 
Sympodium punctafum n. sp. Tumbatu. 


Telestidae. 


Coelogorgia palmosa (VAL.). Sansibar, Tumbatu. 


| Tubiporidae. 
Tubipora rubeola Q. G. var. sansibarica nov. Sansibar. 
Tubipora chamissonis EHRBG. Sansibar. 


Xeniidae. 


Xenia umbellata Sav. Tumbatu, Insel Baui. 
Xenia tumbatuana n. sp. Tumbatu. 

Xenia elisabelhae (KöLL). Sansibar. 

Xenia fuscescens EHRBG. Sansibar. 

Xenia membranacea SCHENK. Sansibar. 
Xenia quwinqueserta n. sp. Tumbatu. 

Xenia bawiana n. sp. Insel Baui. 

Xenia medusoides n. sp. Tumbatu. 
Cespitularia coerulea n. sp. Kokotoni. 


Alcyoniidae. 


Sinularia brassica n. sp. Tumbatu. 

Alcyontium polydactylum (EHRB8.). Sansibar, Insel Baui. 

Sarcophytum glaucum (Q. G.). Kokotoni, Tumbatu, Insel Changu. 

Sarcophytum trocheliophorum MARENZ. var. amboinenseMarknz. Kokotoni, 
Sansibar. 

Lobophytum crassum MARENZ. var. sansibarieum nov, Sansibar, Tumbatu. 


38 


Walther May (Jena) 


Nephthyidae. 


Ammothea thyrsordes EHurBG. Tümbatu. 

Ammothea thyrsoides, var. ramosa nov. Tumbatu, leg 
Ammothea bauiana n. sp. Insel Baui. 

Ammothea digitata n. sp. Sansibar. 

Ammothea flava n. sp. Tumbatu. 

Ammothea cervicornis n. sp. Sansibar, Bueni Riff. 
Ammothea tumbatuana n. sp. Tumbatu. 

Ammothea africana n. sp. Tumbatu. 

Ammothea elegans n. sp. Tumbatu. 

Ammothea brassica n. sp. Insel Baui. 

Ammothea viridis n. sp. Insel Baui, Insel Muemba. 
Ammothea stuhlmannit n. sp. Ostafrika. 

Spongodes merabelis n. sp. Sansibar. 


. Stuhlmann. 


Ostafrikanische 


Süsswasserschwämme, 


oesammelt von 
Herrn Dr. F. Stuhlmann 1885 und 1889. 


Von 


Dr. W. Weltner (Berlin). 


Mit einer Tafel und einer Abbildung im Text. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XV. 
(2. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XV.) 


Hamburg 1898. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


Vor drei Jahren habe ich ') eine Übersicht der aus Afrika bekannt 
gewordenen Spongilliden gegeben und das damals schon in meinen Händen 
befindliche Material des Hamburger Museums verarbeitet. Es befanden sich 
darunter zwei neue Arten (Spongilla biseriata und sansibarica) und eine 
Varietät von Spongilla sumatrana, von denen ich nur Diagnosen ohne 
Abbildungen gegeben habe. Im Nachfolgenden sollen diese Formen und 
auch die anderen von Dr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Süßwasser- 
schwämme ausführlicher besprochen und die Beschreibungen durch Ab- 
bildungen erläutert werden. ü 

Das mir vom Hamburger Museum übergebene Material setzt sich aus 
vier Arten zusammen, welche zur Gattung Spongilla gehören: Sp. biseriata, 
böhmi, sansibarica und sumatrana var. « und f. Es ist bemerkenswert, 
daß sich im mittleren und östlichen Afrika bisher nur Arten der Gattung 
Spongilla gefunden haben, während die vom westlichen Afrika (Kongo und 
Chiloango) bekannten Spongilliden den Gattungen Potamolepis (= Uruguaya?) 
und Tubella angehören. 

Was die Konservierung des mir übergebenen Materiales anlangt, so 
war eine Art (Sp. biseriata) im trockenen Zustande gefunden worden. 
Von den übrigen Formen lagen mir Spiritusexemplare vor, von denen aber 
keines vollständig erhalten ist. Von Sp. sumatrana hatte ich nur kleine 
einige Millimeter messende Bruchstücke zur Verfügung, von Sp. sansibarica 
lagen dagegen zwei größere, leider schlecht erhaltene Exemplare vor. 
Dagegen waren die kleinen Stücke von Sp. böhmi zum Teil so gut erhalten, 
daß ich einen Einblick in den Bau des Kanalsystems gewinnen konnte. 


- 


Spongilla biseriata Welin. 
(Fig. 1-5.) 
Spongilla, Stuhlmann, Sitz. ber. Kön. Preuß. Akad. Wiss. 1888, 
p.. 1256. Berlin. 
Spongilla biseriata Weltner, Arch. Naturg. 1895, p. 138 und Ost- 
Afrika, Bd. 4 1897. 


I) Archiv für Naturg. 1895 p. 154. Siehe ferner Coelenteraten und Schwämme 
des süssen Wassers Ostafrikas, in Deutsch-Ostafrika, Bd. 4, 1897, 


4 Dr. W. Weltner (Berlin). (122) 


Ich habe diese 
Art nach einem 
trocken gefun- 
denen, großen 
klumpenförmi- 
gen Schwamm 

aufgestellt, 

dessen Ober- 
fläche stark ab- 
gerieben und. 
eben war. Es 
ist deshalb nicht 
ausgeschlossen, 
daß das Exem- 
plar Fortsätze 
gehabt hat. Ich 
erwähne dies 
aus dem Grunde, 
weil einige Süß- 

wasser- 
schwammarten 
stets nur als 
massige Formen 
auftreten, wäh- 
rend andere 
Fortsätze und 
Verzweigungen 
bilden. Beiste- 
hend abgebil- 
detes Exemplar 
von Sp.biseriata 
ist auf der einen Seite flach, auf der anderen stark gewölbt. Eine 
Oberhaut ist nirgends mehr vorhanden. Der schmutzig weiße Schwamm 
zeigt zahlreiche kleine und große, rundliche und unregelmäßig gestaltete 
Löcher, die zum Teil Oscula gewesen sein werden. Der Durchmesser der 
größeren Löcher mißt an der Oberfläche bis 12 cm, die sie trennenden 
Scheidewände sind bis 3 mm dick. Der sehr bröckelige Schwamm ist 
sammetartig anzufühlen und vollständig von auffallend großen hellgelben 
Gemmulae durchsetzt. Nach Stuhlmann’s Notiz bildet diese „wie Pferde- 
schwamm gewachsene“ Spongillide faustgroße Klumpen. — 

Das feste Skelet zeigt eine Anordnung in Haupt- und Verbindungs- 
fasern. Erstere sind in ihrem Verlaufe von verschiedener Dicke, die sie 


(1 23) Ostafrikanische Süsswasserschwämme. 5 


zusammensetzenden Nadelbündel bestehen aus 1—10 Nadeln, die der Ver- 
bindungsfasern aus 1—3 Spikula. Die Verbindungsfasern stehen zum Teil 
senkrecht, zum Teil schief auf den Hauptfasern. Es entsteht so zwar ein 
deutliches Netzwerk, dessen Maschen aber von unregelmäßiger Gestalt sind. 
An anderen Stellen ist das Netzwerk weniger deutlich, es lassen sich wohl 
die Hauptfasern erkennen, die Verbindungsfasern aber bilden zwischen 
ihnen ein Nadelgewirre. 


Die Gerüstnadeln sind derbe, glatte, gekrümmte und allmählig zu- 
gespitzte Amphioxe. Als Begleiter des festen Gerüstes finden sich überall 
kleine Nadeln, die vollständig mit den Gemmulabelagsnadeln übereinstimmen. 
Ich halte diese kleinen Nadeln, welche lose im Schwamme liegen, nicht 
für Fleischnadeln sondern für Belagsnadeln der Gemmulä; es liegt hier 
ein Fall vor, in dem bei einem in Gemmulation befindlichen Schwamme 
überaus zahlreiche Belagsnadeln gebildet wurden, welche nicht alle zur 
Umhüllung der Gemmulaschale Verwendung fanden.) Die Spongiolin- 
substanz des festen Gerüstes ist nur an den Verbindungsstellen der Haupt- 
und Querfasern deutlich sichtbar. 


Die Gemmulä sind ungemein zahlreich durch den ganzen Schwamm 
zerstreut; sie sind groß, kugelig, gelblichweiß und mit einer dicken Kruste 
von Belagsnadeln versehen, welche wie folgt angeordnet sind: Auf der 
verhältnismäßig dünnen inneren Kutikula stehen diese Spikula dicht neben- 
einander und sind hier radiär angeordnet oder kreuzen sich; auf diese 
innere Schichte von Nadeln folgt eine zweite äußere, in der die Spikula 
aber viel weniger dicht gedrängt und radiär, schief und tangential liegen. 
Diese beiden Schichten marquiren sich sehr deutlich; nach dieser An- 
ordnung der Nadeln in zwei Reihen habe ich die Art benannt, wenn auch 
beide Schichten hier und da durch viele eingestreute Nadeln in einander 
übergehen. Die an der Oberfläche der Gemmula liegenden Belagsspikula 
liegen stets tangential. 


Die Belagsnadeln sind schlanke, etwas gekrümmte, bedornte stumpfe 
Stäbe, die in ihrer ganzen Länge ziemlich gleich dick bleiben. Die Dornen 
stehen in der Mitte senkrecht zur Nadel, nach den Enden zu und an 
diesen selbst sind sie nach dem Zentrum der Nadel hingebogen. Manchmal 
sind die Dornen an den Spitzen der Nadeln zahlreicher als im übrigen Teile, 
andere Nadeln entbehren an den Enden ganz der Bewaffnung und enden 
einfach stumpf. Was diese Spongilla von allen bekannten Arten der Gattung 
unterscheidet, ist die verschiedene Beschaffenheit der Dornen an der Nadel. 
Die Dornen bilden an den Enden der Nadel spitze Haken, in der Mitte sind 
sie gerade und enden stumpf oder sind in 2 bis 4 kleine Spitzen aufgelöst. 


1) Wierzejski, Beitrag zur Kenntnis der Süßwasserschwämme. Verhandl. K. K. 
zool. bot. Ges. Wein. 1888 p. 531 und 532. 


6 Dr. W. Weltner (Berlin). (124) 


Die Luftkammerschichte ist deutlich zellig, die Zellen sind klein, 
ziemlich rechteckig mit sehr dünnen Wänden. 

Die äußere Kutikula ist dünn und vielfach hin- und hergebogen. 

Das Porusrohr ist bauchig aufgetrieben und so lang oder etwas 
länger als die basale, radiär angeordnete Nadelschichte. Über dem Porus 
ist die Belagsnadelschichte unterbrochen, so zwar, daß in ihr ein breiter 
Trichter frei bleibt. 


Maße: das einzige vorliegende Exemplar hat 11 cm Länge, S'2 cm 
Breite und 5Y» cm Dicke. Gerüstnadeln 0,23—0,35 mm lang im Mittel 0,309; 
die Dicke beträgt 0,012 mm. Gemmulae Durchmesser 0,5—0,68 mm 
Höhe der Luftkammerschichte mit den Belagsnadeln 0,14—0,16 mm, Länge 
der Belagsnadeln 0,08—-0,096, Dicke ohne Dornen 0,004 mm. 


Fundort: Tümpel bei Cairo hinter Bulak-Dakrur, Inez und Stuhlmann coll. 


Spongilla böbmi Arlya. 
(Fig. 6—12.) 

Hilgendorf, Sitz. ber. Ges. naturf. Freunde, Berlin 1883 p. 87. 

Potts, Fresh water Sponges, A Monograph p. 205. 1887. 

Stuhlmann, Potamolepis, Sitz. ber. Kön. Preuss. Ak. Wiss. Berlin 
1888 p. 1265. 

Wie aus der Etiquette Stuhlmanns, seinen Notizen, Zeichnungen und 
einem Präparat hervorgeht, gehören einige kleme in Alkohol konservierte 
Bruchstücke vom Rukagurafluß zu Spongilla böhmi. Stuhlmann hat diesen 
Schwamm als Potamolepis bezeichnet, wohl aus dem Grunde, weil er die 
rauhen Gerüstnadeln bei schwacher Vergrößerung für glatt gehalten hat 
und weil ihm aus demselben Grunde die kleinen amphidiskenähnlichen 
Nadeln entgangen sind. 

Da Hilgendorf bei der Beschreibung dieser Art keine Abbildungen 
gegeben hat und ich an dem von Stuhlmann gesammelten Spiritusmaterial 
weitere Beobachtungen machen konnte, so lasse ich unter Benutzung der 
Schilderung von Hilgendorf Beschreibung und Abbildungen des Schwammes 
folgen. 

Die von Hilgendorf untersuchten Exemplare überzogen als dünne, 
etwa 1 mm dicke Krusten die Unterseite von Spongilla nitens, welche 
Böhm auf Steinen wachsend im Ugallafiuß beim Tanganyikasee gesammelt 
hatte. Stuhlmann giebt folgende Notizen: „An Steinen neben Aetheria 
in stark fließendem Wasser. Kleine hellgelbe Kolonie von ca. 1—2 mm Dicke 
und '%—*/« cm Durchmesser. Oberfläche rauh durch hervorstehende Nadeln, 
wie grobes Löschpapier. Kleine kegelförmige Erhebungen, auf denen die 
Oskula. Letztere sehr undeutlich, klein. “ Einige Gemmulä sitzen auf der 
Unterlage.“ 


(1 b) 5) Ostafrikanische Süsswasserschwämme. N 


Das Skeletgerüst zeigt im Bau eine Übereinstimmung mit Arten der 
Gattung Uruguaya: eine Anzahl (bis 12) Nadeln stehen um einen Mittel- 
punkt und bilden mit den benachbarten ein feinmaschiges Netzwerk mit 
polyedrischen Maschen. An den von mir untersuchten dünnen Krusten 
‘ist eine Sonderung in Haupt- und Verbindungsfasern nicht eingetreten, 
doch sind hier und da Andeutungen von Hauptfasern vorhanden und bei 
größeren massigen Exemplaren dürften dieselben vorhanden sein. An der 
Oberfläche bietet das Netzwerk ein anderes Aussehen als im Innern: es 
finden sich hier weniger Nadeln um ein Zentrum, so daß ein feines 
Öberflächennetz entsteht mit drei-, vier-, und mehreckigen Maschen. Dieses 
Öberflächennetz schließt die Subdermalräume nach unten ab, über welche 
sich die äußere Haut ausspannt. 

Die Gerüstnadeln sind vorwiegend Amphistrongyle, daneben auch 
Amphityle; beide sind mit rundlichen, flachen Dörnchen besetzt, welche 
an den Enden der Nadeln oft ziemlich an einander rücken. Die Länge 
der Amphistrongyle und Amphityle ist ungefähr dieselbe; in der Dicke 
varüren beide. Einmal sah ich eine Nadel, die im mittleren Teile fast 
glatt war, während die beiden Enden stärker rauh als bei anderen Nadeln 
waren. | 

Die Spongiolinsubstanz kittet die Spieula nur an ihren Enden zusammen. 

Die Beschreibung der eigentümlichen, in dieser Form nur bei einigen 
Spongilliden sich findenden amphidiskenähnlichen Fleischnadeln entnehme 
ich Hilgendorf: Der Stiel dieser Kieselkörper ist sanft gebogen und trägt 
etwas entfernt von der Mitte eine kleine, kugelige Anschwellung; von 
einer ebensolchen an jedem Ende des Schaftes gehen 5 spitze, kurze, 
zurückgebogene Zacken aus, ganz wie bei-einem Quirl. Bei dem von 
Stuhlmann gesammelten Stück tragen diese Amphidisken an den Enden 
3 bis 7 Zähne; ich sah Amphidisken deren eines Ende 3, das andere 
4 Zähne hatte, andere besaßen 4 und 5, noch andere 4 und 7, bei andern 
war wieder die Zahl der Zähne an beiden Enden eine gleiche. Eine 
weitere Abweichung von den Amphidisken der Ugallaexemplare liest in 
dem Fehlen einer knopfförmigen Anschwellung des Stiels; ich kann aber 
hinzufügen, daß diese bei den Originalexemplaren auch fehlen kann; wo 
sie vorhanden ist, ‚steht sie in der Mitte oder in der einen Hälfte des 
Stieles. Die Lage der Parenchymnadeln konnte ich an dem Weingeist- 
exemplar beobachten, sie sind zahlreich durch die Gewebsbalken zerstreut 
und finden sich auch in der Oberhaut, hier vereinzelt, an anderen Stellen 
häufiger. Sie kommen auch gelegentlich auf den Gemmulae vor, bilden 
aber nicht deren Belagsnadeln, welche eine ganz andere Gestalt haben. 

Die Gemmulae sind bei den einzelnen Exemplaren immer nur in 
geringer Anzahl vorhanden. Sie sind groß und gruppieren sich, dabei aber 
stark vorragend, in einfacher Schicht zu 8—12 Stück innerhalb des Skeletts 


8 Dr. W. Weltner (Berlin). (126) 


(Hilgendorf). Sie haben eine dicke Hülle, deren innere Kutikula glatt, 
die äußere wellig hin- und hergebogen ist. Die Luftkammerschichte besteht 
aus kleinen rundlichen und eckigen Zellen. Die Belagsnadeln liegen der 
inneren Kutikula auf, meist einreihig und tangential, vielfach liegen auch 
mehrere Nadeln parallel über einander oder kreuzen sich oder eine andere 
steht senkrecht auf der inneren Kutikula. Die einzelnen Nadeln sind 
schwach gebogen oder gerade, von sehr ungleicher Länge, an beiden Enden 
abgerundet oder beiderseits spitz, auf der ganzen Oberfläche mit spitzen, 
kurzen Dornen besetzt, von denen nach Hilgendorf S—-10 auf die Länge 
und etwa 50 auf eine ganze Nadel kommen. 

Das Porusrohr ist konisch und ragt kaum über die äußere Kutikula 
hinweg. | 

An einem Stückchen des von Stuhlmann gesammelten Exemplares 
konnte ich über den Bau des Weichkörpers folgendes ermitteln. Unter 
einer dünnen Oberhaut liegen große Subdermalräume, von denen weite 
Kanäle ins Innere steigen. Diesen liegen die Geißelkammern seitlich an; 
es finden sich aber auch schon am Boden der Subdermalräume Kammern. 
Die Einlaßporen derselben waren bei der mäßigen Erhaltung des Stückes nicht 
aufzufinden, dagegen war die große Ausfuhrspore der Kammer sichtbar. Das 
abführende Kanalsystem besteht aus weiten Kanälen, und da die ein- 
führenden Räume ebenfalls weit sind, so stellt das ganze Kanalsystem der 
mir vorliegenden kleinen nur 1—2 mm dicken Kruste ein System weiter 
Lakunen dar. Der Bau schließt sich durchaus dem von Ephydatia fluviatilis 
an, wenn diese in dünnen flachen Krusten gewachsen ist. Die Größe der 
Kammern beträgt bei Spongilla böhmi im Mittel 0,02 mm. 


Maße (nach Hilgendorf) im Mikromillimetern: Maschenweite des 
Skeletts etwa 200. Skelettnadel lang 140, dick 14, Durchmesser der 
Höcker 1,5. Länge der Amphidisken 33,6, Länge der Zacken vom Zentrum 
aus 5,6, Dicke der Axe 2,3. Länge der Gemmulanadeln 56, Dicke 5,6. 

Wierzejski ') und Traxler °) zweifeln die Artberechtigung von Spongilla 
böhmi an. Wierzejski warnt besonders davor, Abnormitäten von Spongilliden 
als eigene Arten oder Abarten anzusehen und erläutert dies durch ein- 
gehende Beschreibungen dreier Mißbildungen an Meyenia (Ephydatia) mülleri. 
Neuerdings haben es Traxlers Untersuchungen sehr wahrscheinlich gemacht, 
daß bei Süßwasserschwämmen Kreuzung vorkommt. Als solche hybride 
Form von Heteromeyenia ryderi und Spongilla lacustris sieht der Verfasser 
Spongilla novae terrae an. Was nun Spongilla böhmi betrifft, so müssen 
wir diese Form einstweilen als Art aufrecht erhalten. Denn erstens machen 
die drei dem Schwamme eigentümlichen Spikula, nämlich die Gerüstnadeln, 


1).l»-c. pP. 529. 
2) Termeszetr. Füz. 21. p. 314. 1898. 


(1 27) Ostafrikanische Süsswasserschwämme. 9 


die Amphidisken und die Belagsnadeln nicht den Eindruck einer Abnormität 
und zweitens wüßte ich nicht recht, falls man die Art als hybride Form 
ansehen wollte, von welchen Eltern sie stammen sollte. 

Fundort: Rukagurafluß bei Mbusine in Usegua, Stuhlmann 27. 8. 88. coll. 


Spongilla sansibarica Weltn. 
(Fig. 13—17.) 

Spongillide, Stuhlmann, 1. c. 1888, p: 126]. 

Spongilla, Stuhlmann, 1. c. 1889, p. 645. 

Sp. sansibarica, Weltner, 1. c. 1895, p. 140. 

Es liegen mir zwei in Sansibar gesammelte und mit der Etiquette von 
Stuhlmann versehene Schwämme vor, auf die ich die kurzen Angaben 
Stuhlmanns beziehe. 

Der weich anzufühlende, elastische Schwamm überzieht als Krusten 
bis zu Y»2 cm dicke Stengel von Üyperaceen und zeigt an einigen Stellen 
kurze Fortsätze. Die Oberhaut ist an vielen Stellen weit vom Schwamm- 
körper abgehoben, so daß große Subdermalräume sichtbar sind. Die Enden 
der Nadelzüge treten an der Oberfläche hervor und verleihen dem Schwamme 
eine rauhe Oberfläche. Die Farbe der Spiritusexemplare ist grau. 

Das Skelettgerüst bildet meist ein deutliches Netzwerk von langen, 
dünnen, senkrecht auf der Unterlage stehenden Hauptfasern, die durch 
Querbrücken verbunden sind, letztere stehen oft in weiten Abständen von 
einander, so daß rechteckige Maschen entstehen, an anderen Stellen ist das 
Netzwerk unregelmäßig. Die Nadelbündel der Hauptfasern bestehen aus 
1—6, die der Querbrücken aus 1—3 Spikula. Die Nadeln sind schlanke, 
schwach gekrümmte, allmählich zugespitzte, spärlich bedornte Amphioxe; 
die Dornen sind kurz, spitz und haben eine breite Basis. Die Enden der 
Nadeln sind frei von Dornen. 

Die Spongiolinsubstanz tritt erst durch Tinktion mit wässeriger Eosin- 
lösung hervor; sie ist besonders an den Verbindungsstellen der Haupt- und 
Querfasern entwickelt und ist auch zwischen den Nadeln der einzelnen 
Nadelbündel streckenweise nachweisbar, aber nicht wie bei den Chaliniden 
die Nadeln ganz einschließend. 

Parenchymnadeln fehlen, dagegen ist der eine Schwamm, welcher 
Gemmulae trägt, an vielen Stellen von den Belagsnadeln durchsetzt. 

Die Gemmulä liegen einzeln und zerstreut im Schwamme. Sie sind 
klein, etwas oval, von dunkler Farbe und mit einer dicken Kruste von 
radiär stehenden und anderen sich kreuzenden Nadeln versehen. Die innere 
Kutikula ist dick, die äußere ist wellig hin und her gebogen und über 
letztere ragen die oft verdickten Enden der Belagsnadeln ein klein wenig 
hervor. Die Luftkammerschichte ließ erst bei 580 facher Vergrößerung 
an Eosinpräparaten ihre Zusammensetzung aus kleinen ungleich großen und 


10 Dr. W. Weltner (Berlin). | (128) 


unregelmäßig gelagerten rundlichen Zellen erkennen. Die Belagsnadeln 
sind schwach gekrümmte an beiden Enden abgerundete und hier oft etwas 
verdickte Stäbe, welche in der Mitte wenige oder gar keine Dornen tragen, 
an den Enden aber stark bewehrt sind; ich zähle bis 50 Dornen an jedem 
Ende. Die Dornen stehen bis in die Nähe des Endes der beiden Keulen 
senkrecht auf der Längsachse der Nadel und sind zum Teil spitz, zum 
Teil stumpf. 

Das Porusrohr ist länger als die Luftkammerschichte, der über diese 
hervorragende Teil ist aber nicht nackt, sondern von verschieden gelagerten 
Belagsnadeln umgeben, die von der äußeren Kutikula bedeckt werden; die 
Luftkammerschichte ist also um das Porusrohr kegelförmig erweitert. Das 
Ende des Porusrohres ist gelappt, gezackt oder ganzrandig. 

Der Weichteil des Schwammes ließ weder Geißelkammern noch Zellen 
erkennen. 

Spongilla sansibarica scheint am nächsten den australischen Spongilla 
botryoides und sceptroides zu stehen, von denen Haswell nur kurze 
Beschreibungen ohne Maßangaben geliefert hat. Von botryoides unter- 
scheidet sich sansibarica dadurch, daß die Gerüst- und Gemmulänadeln 
nur schwach gekrümmt und die Dornen auf den Belagsnadeln teils spitz, 
teils stumpf sind. Sp. sceptroides ist von Lendenfeld ) wiedergefunden 
und beschrieben worden, Traxler°) glaubt diese Art im Kieselguhr von 
Victoria aufgefunden zu haben und hat die Belagsnadeln abgebildet. Nach 
den Beschreibungen dieser Autoren unterscheidet sich Sp. sansibarica von 
sceptroides durch die Beschaffenheit der Gerüst- und Gemmulänadeln. 

Maße: Gerüstnadeln lang 0,22—0,306, im Mittel 0,27 mm, Dicke 
0,008 mm. Großer Durchmesser der Gemmulä 0,34—0,39 mm. Länge 
der Belagsnadeln im Mittel 0,06 mm, die längsten maßen 0,068 mm. 
Dicke in der Mitte 0,004, am kolbigen Ende 0,01 mm. 


Fundort: Sansibar, Sumpf bei Mathews Landhaus 26. X. SS und 
21. XI. 88 Stuhlmann coll. Nur das im November erbeutete Stück trägt 
Gemmulä. 


Spongilla sumatrana Weber. 


Weber, Zoolog. Ergebn. Reise Niederländisch Ost-Indien Heft I p. 38. 
Taf. 4 1890. 

Auf einer Ätheria aus dem Rukagurafluß fand ich eine kleine Spongilla 
in Gestalt einer flachen, schmutzig gelben, etwa 4mm Durchm. haltenden 
Kruste, welche eine reife und eine unausgebildete Gemmula trug. 
Dieses Stück hat die Nadelsorten von Sp. sumatrana, weicht aber in der 


I) Zool. Jahrb. (System. ete.) 2, p. 89. 1887. 
2) Földtani Közl. %6, p. 95, Taf. 3. 1896. 


(i 29) Östafrikanische Süsswasserschwämme. 11 


Beschaffenheit einzelner Spikulasorten sowohl von dieser Art als auch von 
der in der Tierwelt Deutsch Ostafrikas Bd. 4, 1897 von mir beschriebenen 
Varietät ab. Ich bezeichne deshalb die 1897 charakterisirte Form als var. « 
und die neue Abart als var. #. Die Beschreibung beider folgt hier. 


Spongilla sumatrana Weber var. «a. 


Der Schwamm bildete eine kleine, dünne, vorwiegend aus Gemmulä 
bestehende trockne Kruste auf einer Ätheria. Über den Bau des Skelets 
konnte ich genügende Kenntnis nicht erlangen, an den wenigen Stellen der 
Kruste, an der das Gerüst frei lag, bildete es ein Netzwerk mit weiten 
Maschen, die Faserzüge bestanden aus 1—5 Nadeln. Die Gerüstnadeln 
sind schlanke, rauhe, etwas gebogene Amphioxe. Die Rauhigkeit wird 
durch sehr kleine Dornen erzeugt, die nicht so gedrängt stehen, daß sie 
sich berühren. Bei andern Nadeln ist die Bedornung noch spärlicher. Die 
Spitzen der Amphioxe sind frei von Dornen. Die Nadeln ähneln denen 
von Heteromeyenia repens bei Potts, Monograph Taf. 11, Fig. 3a, tragen 
aber im allgemeinen mehr Dornen. Die Parenchymnadeln sind kleine, 
schlanke, etwas gekrümmte Amphioxe, sie sind verhältnismäßig stärker 
bedornt als die Gerüstnadeln, die Dornen sind stärker und viel zahlreicher. 
Diese Nadeln unterscheiden sich von den bei Weber Fig. 7 abgebildeten 
dadurch, daß sie schlanker und an beiden Enden zugespitzt sind und ferner 
ungleich große und weniger Dornen tragen. Die andere Form der Fleisch- 
nadeln, das Amphistrongyl, welches Weber erwähnt und in Fig. 8 abbildet, 
habe ich nur ein mal gefunden. An derselben waren die Dornen feiner, 
auf der Nadel gleichmäßig verteilt und an den Enden der Nadel nicht 
“angehäuft und auch nicht gebogen. 


Die Gemmulabelagsnadeln sind kleine, rauhe, wurstförmige, etwas 
gekrümmte Amphistrongyle. Die Gestalt ist schlanker und die Dornen 
stehen zahlreicher auf der Nadel als bei dem von Weber beschriebenen 
Schwamme, dagegen ist die Anordnung der Nadeln in der Kapsel dieselbe 
wie dort. Die Luftkammerschichte ist vollständig durch die dicht liegenden 
Belagsnadeln ausgefüllt, welche durch eine gelbbraune Spongiolinsubstanz 
mit einander verkittet werden. 


Maße: Gerüstnadeln lang 0,2—0,238 mm, dick 0,008—0,012 mm. 
Fleischnadeln: die Amphioxe sind 0,068—0,096 mm lang, im Mittel 0,08; 
die Dicke beträgt 0,003—0,004. Die Amphistrongyle sind 0,128 lang und 
0,008 dick. Durchmesser der Gemmulä 0,34—0,68. Die Belagsnadeln 
haben eine Länge von 0,024—0,046 mm, im Mittel 0,039, ihre Dicke 
beträgt 0,008—0,012 mm. 


Fundort: Nil auf Aetheria caillaudi Fer., Dunker’sche Conchylien- 
sammlung. 


12 Dr. W. Weltner (Berlin). (130) 


Spongilla sumatrana Weber var. ß. 
A 


Diese mir als kleine, flache, schmutziggelbe Kruste von 4 mm Durch- 
messer vorliegende Abart unterscheidet sich von der vorigen durch das 
Fehlen der amphistrongylen Fleischnadeln, durch die geringere Größe der 
amphioxen Parenchymnadeln und durch eine geringere Dicke der Gemmula- 
belagsnadeln. An dem festen Skelet konnte ich hier und da eine deutliche 
Sonderung in Längs- und Querfasern beobachten, erstere bestehen aus 
1—4, letztere aus 1—2 Spikula. Im allgemeinen bilden die Nadeln ein 
undeutliches Netzwerk. Die Spikula sind schlanke, allmählich scharf zu- 
gespitzte Amphioxe, welche wie bei der var. « bedornt sind. Ich habe 
aber auch Nadeln gefunden, die fast dornenlos waren. 


Ich stelle hier die Maße aller drei Formen zusammen. 


sumatrana Web. var. a Weltn. 


var. # Weltn. 


Gerüstnadeln lang. 0,21—0,27 0,2—0,28 0,2—0,3 
diek.. .. En 0,008 — 0,012 0,008 
Parenchymale Amphioxe 
lang..... 0,056—0,092') | 0,068—0,096 | 0,048—0,072 
dick weg = 0,0053— 0,004 0,004 
Parenchymale Amphi- 
strongyle lane ae _- 0,128 
f 
dick... = 0,008 an 
(Gemmulabelagsnadeln 
lane..... 0,032—0,040 |0,024—-0,046 | 0,028— 0,044 
diek..... 0,013 im Mittel |0,008—0,012 | 0,004—0,008 


Durchmesser der Gemmulä. .) 0,45—0,60 0,34—0,68 | — 


Fundort der var. #: Rukagurafluß bei Mbusine in Usegua auf Aetheria, 
Stuhlmann 28. 8. 88 coll. 


1) Diese Angabe bezieht sich auf die beiden Sorten der Fleischnadeln. 


(131) Figurenerklärung. 13 


Figurenerklärung, 


Spongilla biseriata Weltn. 
Fig. 1. Gerüstnadel. 
„ 2. Gemmulabelagsnadel, stark vergrößert. 
3. Schnitt durch die Gemmulakapsel. a. innere Kutikula, b. Luftkammer- 
schichte, c. äußere Kutikula. 
4. Schnitt durch die Gemmulakapsel mit dem Porusrohr. Bezeichnung wie 
vorher. 
5. Skelettgerüst. 


Spongilla böhmi Hilga. 
Fig. 6. Skelettgerüst aus dem Innern. 
7. Skelettgerüst an der Oberfläche, über welcher die Subdermalräume. 
8 und 9. Gerüstnadeln. 
10. Parenchymale Amphidisken, von der Seite und andere von oben und 


” 


” 


unten mit verschiedener Anzahl von Strahlen. 

11. Gemmulabelagsnadeln. 

12. Schnitt durch den Weichtel E Einfuhrs-, A Ausfuhrskanal, in den 
sich die Geißelkammern mit großer Ausgangspore öffnen. Die übrigen 
Zellen in den Gewebsbalken sind undeutlich gezeichnet, weil an dem 
Schwamme zu schlecht erhalten. 


Spongilla sansibarica Weltn. 
Fig. 13 und 14. Gerüstnadel. 
15. Gemmulabelagsnadel. 
16. Schnitt durch die Gemmulakapsel. Bezeichnung wie bei 4. 
„ 17. Dasselbe mit dem Porusrohr. 


Jahrbuch der Hamburs. wissensch. Anstalten. XV,Beiheit. 


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Weltner, Spongilliden. 


Ostafrikanische Gladoceren, 


gesammelt von 


Herrn Dr. Stuhlmann 1888 und 1889. 


Von 


Dr. W. Weltner (Berlin). 


Mit zwei Abbildungen. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XV. 


(2. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XV.) 


Hamburg 1898. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H, Senats Buchdruckern. 


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Mi welch grossem Interesse Herr Dr. Stuhlmann während seiner 
Reisen in Ostafrika (1888—92) auch die ÜCladocerenfauna verfolgt hat, 
davon zeugen seine zahlreichen Zeichnungen, seine Notizen und das von 
ihm nach Europa übersandte Material. Den größeren Teil dieser Sammel- 
ausbeute habe ich in dem Werke Deutsch-Ostafrika, Bd. IV, 1897, bearbeitet. 
Ich lege nunmehr den Fachgenossen den zweiten Teil vor, welcher das 
Material aus den Jahren 1888—1889 enthält. Auch dieses Mal habe ich 
mich bei der Bestimmung der Arten fast nur an das mir vorliegende 
Spiritusmaterial gehalten; wo ich Stuhlmanns Zeichnungen und Notizen 
benutzt habe, ist dies besonders angegeben. Ich bespreche zunächst die 
einzelnen Arten und gebe dann eine Zusammenstellung aller bisher in 
Afrika gefundenen Cladoceren nebst der Litteratur. 


Daphnia magna Straus. 

Diese weit verbreitete und schon durch Richard aus Afrika bekannt 
gewordene Art fand Stuhlmann in zahlreichen weiblichen und männlichen 
Exemplaren am 20. März 1888 in einem Tümpel im Nilthal bei Cairo. 
Die mir vorliegenden Stücke erreichen eine Länge bis 3'% mm, bleiben 
also beträchtlich hinter den bekannten Riesen der nördlichen Länder zurück. 


Moina micrura Kurz. 

Stuhlmann sammelte einige weibliche Stücke am 13. Dezember 1888 
in einem Brunnen in (bei) Sansibar. In einem anderen Glase, etikettiert 
Sansibar, findet sich ein Exemplar einer Moina, welche ich nicht mit 
Gewißheit als micrura bezeichnen möchte. 


Moina hartwigi rn. sp. 
Stuhlmann macht in seinem zweiten Reisebericht (Sitzungsber. Kön. 
Preuss. Akad. Wiss. Berlin 1889 p. 455 [649]) Mitteilungen über eine 
neue Moinaart, welche er in Quilimane in männlichen und weiblichen 


4 Dr. W. Weltner (Berlin). (136) 


Exemplaren untersucht hatte und von der mir mehrere vorzügliche nicht 
veröffentlichte Zeichnungen Stuhlmanns, sowie das in Spiritus konservierte 
Material von einigen tausend Individuen vorliegen. Die bezügliche Stelle 
des Reiseberichtes lautet wörtlich: „In meinem oben erwähnten Protopterus- 
tank trat plötzlich eine Moina n. sp. in geradezu enormen Mengen auf, 
die trotz ihrer Kleinheit das Wasser hellrot färbte. Es ist dies um so 
merkwürdiger, als der Tank mit reinem Regenwasser gefüllt war, und also 
die Tiere durch die Luft oder mit den hineingesetzten Fischen in das 
Wasser gelangt sein müssen und in äußerst kurzer Zeit sich so stark ver- 
mehrten. Zunächst sah ich nur parthenogenetisch sich vermehrende Weibchen, 
und erst nach einiger Zeit (10 Tagen) traten auch Männchen auf, ohne daß 
ein Austrocknen, Abkühlung u. s. w. des Wassers erfolgt war. Dieselbe 
unterscheidet sich von der nahe verwandten M. micrura durch den Besitz von 
8—9 bewimperten, kegelförmigen Dornen am Postabdomen; die Endkralle 
trägt einen Nebenkamm und dorsalwärts etwa 6 Nebendornen. Das Tier ist 
hellgelbrötlich, besonders in Herzgegend und Nährboden, auch manche farbige 
Fetttropfen tragen zur Färbung bei. Das Ephippium beherbergt ein Ei. Das 
bedeutend kleinere Männchen zeichnet sich durch längere (etwas weniger 
als halbe Körperlänge) Tastantennen aus, die am Ende mit zwei dem Körper 
zugewandten Klauen bewehrt sind. Das erste Beinpaar trägt einen mäßig 
großen Haken. Die Form der Samenkörperchen ließe sich am besten mit 
der von Actinophrys vergleichen.“ 


Nach eingehender Vergleichung der vorliegenden Moina mit den bisher 
beschriebenen siebzehn Arten bin ich gezwungen, eine neue Art auf- 
zustellen, welehe Herrn Oberlehrer Waldemar Hartwig, dem besten Kenner 
der märkischen Entomostraken und dem hervorragenden Gelehrten, 
der alle Abteilungen dieser Ordnung beherrscht, gewidmet sei. Die 
neue Art besitzt einerseits Charaktere, welche auch bei schon bekannten 
Arten der Gattung vorkommen, aber nicht bei diesen in der Weise auf 
eine Form vereinigt sind, wie es bei Moina hartwigi der Fall ist; andererseits 
kommen dieser ganz spezifische Merkmale zu, nämlich die Borstenbewehrung 
an dem dorsalen Rande und an den Seitenteilen des Postabdomens und 
die ventralen Zähnchenreihen vor der Endklaue. 


Es ist schon von verschiedener Seite auf die Schwierigkeit, die Arten 
der Gattung Moina auseinander zu halten, hingewiesen worden. Wenn 
durch die Revision dieser Gattung, welche wir von Richard erwarten 
dürfen, auch manche Schwierigkeit hinweggeräumt werden wird, so scheint 
es mir noch von größter Wichtigkeit, einige Arten während ihres Lebens 
fortlaufend zu beobachten, um festzustellen, welche Charaktere für die 
Unterscheidung der Arten ausschlaggebend sind. Das gilt übrigens nicht 
nur für die Gattung Moina, sondern für die Cladoceren überhaupt. 


(137) Östafrikanische Cladoceren. 5 


Beschreibung der M. hartwigi. Die Körperform des mit zahl- 
reichen Embryonen erfüllten Weibchens zeigt große Ähnlichkeit mit der 
australischen M. propinqua Sars, nur ist der Kopf nicht wie hier nieder- 
gedrückt sondern hoch, und die 
hintere Kopfkante ist beihartwigi 
in der Regel nicht in ihrer ganzen 
Länge convex, sondern verläuft 
im mittleren Teile mehr gerade. 
Bei einzelnen Exemplaren war 
jedoch der hintere Kopfrand 
ganz convex und auch Stuhlmann 
hat dies beobachtet, wie eine 
seiner Zeichnungen beweist. 
Unterhalb des Auges ist der 
Kopf eingebuchtet wie bei pro- 
pinqua und ist wie bei dieser 
vom Rumpfe durch einen tiefen 
Einschnitt abgesetzt. Die Stirn 
ist gerundet und bildet den 
vordersten Teil des Kopfes. Der 
Unterrand desselben ist unterhalb 
der ersten Antenne eingebogen 
und zieht dann nach vorne zum 
unteren Schalenrande hin. Das 
große Auge liest im vorderen 
Teile des Kopfes, im optischen 
Durchschnitt zähle ich 7—9 
stark hervortretende Linsen. Ein Nebenauge fehlt wie bei den anderen 
Arten der Gattung. 

Der Rumpf ist bei den trächtigen Weibchen sehr viel breiter als der 
Kopf und gewinnt vom Rücken oder Bauch gesehen das Ansehen einer 
Kugel (wie propinqua). Der vordere Rand der Schale ist wie bei dieser 
etwas ausgebuchtet und läßt hier einen Teil der Mandibeln frei. Der 
ventrale Rand ist fast gerade oder nur sehr wenig convex und vorne mit 
Borsten, im hinteren Teile mit Zähnchen besetzt in der Weise, wie das bei 
vielen Arten dieses Genus vorkommt (aber bei propingua nicht der Fall 
zu sein scheint). Der hintere Schalenrand läßt einen stumpfen, breiten 
Lappen ganz ähnlich dem von propinqua erkennen. Die Schalenskulptur 
besteht aus quer über die Schalen hinziehenden Linien, die hier und da, 
besonders am ventralen Rande anastomosieren, so daß an solchen Stellen 
die Schale unregelmäßig gefeldert erscheint. Die Entfernung der Quer- 
linien von einander beträgt 0,008—0,012 mm. Eine solche Skulptur wird 


6 Dr. W. Weltner (Berlin) (138) 


bei den Arten der Gattung Moina nur von lilljeborgi Schödl., propinqua 
Sars und affınis Birge erwähnt. Auf der nebenstehenden Figur habe ich 
ein Stück dieser Skulptur von M. hartwigi wiedergegeben. 

Die ersten Antennen sind gerade und entweder in der Mitte etwas 
verdünnt oder es ist nur der äußere Rand in der Mitte eingebogen, vor 
dieser Einsenkung steht die Sinnesborste. Der innere Rand ist lang 
behaart. Die Sinnesborsten sind kurz, ihre Anzahl beträgt 6—8. 

Jeder Stamm der zweiten Antennen trägt an seiner Basis auf der 
Ventralseite zwei Borsten, deren jede zweigliedrig ist. Das zweite Glied 
dieser Borsten ist 3 bis 4 mal so lang als das erste und allseitig lang 
behaart. Die Borste, welche zwischen den beiden Ästen jeder Antenne 
steht, ist ebenfalls zweigliedrig mit längerem allseitig behaartem zweitem 
Gliede. Die Borsten der Ruderantennenäste sind zweigliedrig, das zweite 
Glied länger als das erste, beide Glieder sind allseitig lang behaart. 

Das Abdomen ist bei den meisten Exemplaren wie bei propinqua 
nicht ganz eingezogen: der Krallenteil ragt meist aus der Schale hervor. 
Andere Stücke haben ihr Abdomen ganz retrahiert. ‘Dieses trägt dorsal 
eine kurze konische Falte, mit welcher der Brutraum zum Teil abgeschlossen 
wird, wie bei propinqua. Die Stelle, an der die Analöffnung liegt, ist 
vorgezogen. Die dorsale Kante des Abdomens verläuft ziemlich gerade 
und ist stets 
mit kurzen 
Borsten ver- 
sehen, die 
zum Teil ein- 
zeln, zum Teil 
in Gruppen zu 
zwei bis drei 
stehen. Ein 
Blick von oben auf das Abdomen lehrt, dass die Borsten nach dem Anus 
hin in zwei Reihen und nach den beiden setae hin nur in einer Reihe 
stehen. Ich zähle in seitlicher Lage des Abdomens zehn bis zwölf solcher 
Borsten resp. Borstengruppen. Eime ähnliche Bewehrung scheint nach der 
Abbildung zu urteilen, bei M. affinis vorhanden zu sein, mit der aber 
unsere Art nicht identisch ist. Bei M. hartwigi sind auch die Seitenteile 
des Abdomens bewehrt und zwar bei den meisten Exemplaren in der von 
Richard bei M. dubia beschriebenen Weise mit Querreihen kurzer Stacheln. 
Außerdem finden sich aber stets noch zerstreut stehende Borsten an den 
Seitenteilen in größerer oder geringerer Anzahl. Soviel aus der Litteratur 
zu ersehen ist, besitzen folgende Arten ähnlich bewehrte Abdomina: 
M. rectirostris bei Daday, 1888, Taf. 3, Fig. 3, M. salina das. Fie. 4, 
M. dubia Richard 1895 fig. und M. wierzejski Richard 1895 fig., jedoch 


( 1 39) Ostafrikanische Cladoceren. if 


fehlen diesen Arten die an den Seitentheilen stehenden zerstreuten Borsten 
und die Borsten am dorsalen Rande des Abdomens, weiter entbehren sie 
die noch zu erwähnenden Zähnchenreihen von der Endklaue. Auch unter- 
scheiden sich die genannten Arten in anderer Beziehung von M. hartwigi. 
Bei dieser finden sich am distalen Ende des Abdomens 7—9 in der 
gewöhnlichen Weise bewimperte Zähne und ein zweigespaltener Zahn, 
dessen hinterer länger als der vordere ist. Auf der ventralen Seite des 
Abdomens bemerkt man dicht vor der Endkralle 4—9 quer verlaufende 
feine Zahnreihen, auf der Kralle selbst 3—5 dorsale Zähne und unten 
einen Nebenkamm, der aus 12—15 Zähnen besteht; der übrige Teil der 
Klauen ist fein bezahnt. Die Abdominalborsten sind wie gewöhnlich lang, 
zweigliederig, das erste Glied ist meist kürzer als das zweite behaarte. 


Ephippientragende 2 habe ich in dem Material nicht gefunden; nach 
Stuhlmann trägt jedes Ephippium nur ein Ei. 


Das Männchen gleicht im Habitus ganz der M. propinqua Sars. 
Besonders fällt an ihm gegenüber dem Weibchen der hohe Kopf auf. Wie 
bei propinqua sind die ersten Antennen sehr lang und erreichen die Länge 
des Kopfes; ihr äußerer Bau weicht nicht von der Schilderung, die Sars 
von seiner propinqua giebt, ab. Nach Stuhlmann 1. c. besitzen diese 
Antennen zwei Endklauen, dagegen fand ich an dem einzigen von mir 
beobachteten 5 deren drei; darnach ist die Zahl der Endhaken auf 2 bis 
3 anzugeben. Den Bau des ersten Beinpaares habe ich nicht untersucht, 
weil Stuhlmanns Zeichnung erkennen läßt, daß auch hier 3 Borsten und 
ein Haken vorhanden sind, letzterer ist kleiner als der bei propinqua. 
Das männliche Abdomen ist wie beim 9 beschaffen und ebenfalls am 
dorsalen Rande und an den Seiten mit den Borsten bewehrt. 

Länge des 2: 0,98 bis 1,12, Länge des 4: 0,77 mm. 

Fundort: Tank bei Quilimane, im März 1889 von Dr. Stuhlmann 
entdeckt. 

Es sind bisher folgende Arten der Gattung Moina beschrieben worden: 
affınis Birge 1893); azorica Moniez 1888; australiensis Sars 1896; banffyi 
Daday 1883 u. 1888; brachiata (Jurine 1820); dubia Guerne u. Rich. 1892; 
flagellata Hudendorff 1876 (= paradoxa Weism. 1877 und fischeri Hellich 
1877); flexuosa Sars 1896; lilljeborgi Schödler 1877; micrura Kurz 1874; 
micrura Hellich 1877; propinqua Sars 1885; rectirostris (Jurine 1820); 
salina (Stepanow) bei Daday 1888; tenuicornis Sars 1896; weberi Rich. 
1892 und wierzejski Rich. 1895. — Moina lemnae King 1853 ist nach 
Sars 1888 eine Lathonura; Moina macleayi King 1853 ist nach Sars 1888 
eine Paramoina; Moina submucronata Brady 1885 ist nach Richard 1892 


1) Betreffs der Litteratur siehe die Liste in Richard, Revision des Cladoceres. 
Ann. Scienc. nat. (7) Vol. 18 und (8) Vol. 2. 1894 u. 1896. 


8 Dr. W. Weltner (Berlin). (140) 


Moinodaphnia subm. — Ueber die Stellung der übrigen Moinaarten, nämlich 
longicollis Jurine 1820, brachiata Uljanin 1875 und bathycola Vernet 1879 
ist sicheres noch nicht bekannt. Matile 1890 sieht Uljanins brachiata nicht 
für diese Art an und nach Eylmann 1886 gehören longicollis und bathy- 
cola nicht zu Moina. Ueber die Artberechtigung von Moina macrocopus 
Robin 1872, welche nach Robin syn. zu macrocopus Straus sein soll und die 
von Kerherv@ u. Richard als syn. mit paradoxa (= flagellata und fischeri) 
betrachtet wird, möchte ich mein Urteil zurückhalten. 


Macrothrix sp. 

Zusammen mit Moina micrura findet sich in dem Auftrieb aus einem 
Brunnen in (bei) Sansibar, gesammelt am 13. Dezember 1888, eine Macrothrix 
von der Gestalt der chevreuxi Guerne u. Rich., mit der die vorliegenden 
Stücke aber nicht identisch sind. Sie unterscheiden sich von chevreuxi 
durch ihre polygonal gefelderte Schale, ferner dadurch, daß die ersten 
Antennen neun Riechfäden und an dem freien Ende jederseits 2 Borsten 
tragen, etwas höher stehen an jeder Seite 3 Borsten. Die Außenkante 
derselben Antennen ist ventral mit 7—8 Zähnen bewehrt. Die Abdominal- 
borsten sind nicht eingliedrig, sondern haben ein langes Basal- und ein 
kurzes Endglied und dieses ist ringsum mit feinen Haaren besetzt. 

Die vorliegenden Stücke lassen sich mit keiner der bekannten 15 Ma- 
crothrixarten identifizieren. Bei dem geringen Material sehe ich von der 
Aufstellung einer neuen Art ab. 


Leydigia sp. 

Aus einem Sumpf südlich von Sansibar hat Stuhlmann am 12. Juli 
1888 ein Exemplar einer Leydigia konserviert, welches eine punktierte Schale, 
eine am Rande dicht behaarte, ohne seitlichen Lappen versehene Lippe 
besitzt und keinen Basaldorn an der Endklaue aufweist. Die Art ist nicht 
mit dem früher von.mir aus Ugogo erwähnten Stück identisch und weicht 
auch genügend von der nahe stehenden L. acanthocercoides Fischer und 
australis G. OÖ. Sars ab, um eine neue Art aufzustellen. 


Alona cambouei @uerne u. Richard. 

J. de Guerne et J. Richard, M&m. Soc. zool. France 6 p. 234. Fig. 1893. 

J. Richard, Revue biol. Nord France 6. p. 360 Fig. 1894. 

Einige Exemplare dieser Art fanden sich mit Daphnia magna in dem 
Tümpel im Nilthal bei Cairo vom 20. März 1888. Auf sie paßt sehr gut 
die Beschreibung, welche de Guerne u. Richard 1893 gegeben haben; nur 
haben die Stuhlmann’schen Stücke eine geringere Länge, nämlich 0,038 
bis 0,049 mm. 

Die Art war bisher aus der Umgebung von Tananarivo und vom 
Jordan resp. vom Abbädisee bekannt. 


(141) Ostafrikanische Cladoceren. ) 


Verzeichnis 
der bisher aus Afrika bekannten Gladocerenarten. 


Nur wirklich nachgewiesene Arten sind hier aufgeführt. 


Sididae 
Sida erystallina (Müll.), Richard 1895 Cairo. 
Diaphanosoma brachyurum (Lievin), Richard 1895 Ägypten. 
= brandtianum Fischer, Blanchard u. Richard 1891 Algier. 
n excisum G. O. Sars, Weltner 1897 Victoria Nyansa. 


Daphnidae 
Daphnia acuminirostris Lucas, Richard 1896 Algier. 
acutirostris Schmarda 1854 Ägypten, Ist aber wahrscheinlich 
eine Macrothrix. 
N aegyptica (Fischer) s. Simocephalus. 
3 atkinsoni Baird, Richard 1896 Algier. 
& chevreuxi Richard 1896 Algier. 
E dolichocephala G. O. Sars 1895 Cap d. g. H. 
5 echinata Schmarda 1854 Ägypten. Fragliche Art. 
»„  Jardinei Baird var. barbata Weltner 1897 Bukoba. 
A kirimensis Weltner 1897 Albert Edwardsee. 
5 longispina Leydig, Richard 1892 Ägypten und Weltner 1897 
Vietoria Nyansa. 
% magna Straus, Blanchard u. Richard 1891 Algier und Richard 
1896 auch Tunis. Weltner (s. oben) Cairo. 
; obtusa Kurz, Richard 1896 Alsier. 
5 propinqua G. O. Sars 1895 Cap d. g. H. (= obtusa var. 
propinqua bei Richard 1896). 
n pulex de Geer, Richard 1892 Alsier. 
" similis Claus, Klunziger 1864 Cairo, alsD. longispina beschrieben. 
: thomsoni G. O. Sars 1895 Cap d. g. H. (= similis Claus 
var. thomsoni bei Richard 1896). 
Ceriodaphnia bicuspidata Weltner 1897 Albert Edwardsee. 
5 cornuta G. OÖ. Sars, Weltner 1897 Ugogo u. Victoriasee. 
hr reticulata (Jurine), Richard 1892 Alsier. 
5 rigaudi Richard, Sars 1895 Cap d. g. H. 
Moina brachiata (Jurine) Stuhlmann 1891 Victoria Nyansa. 
„ dubia Guerne u. Richard 1892 Rufisque (beim Cap Verde) und 
Weltner 1897 Victoriasee. 
„  hartwigi n. sp. (s. oben) Quilimane. 
„ macrocopus Robin, Blanchard u. Richard 1891 Algier. 
„  micrura Kurz, Stuhlmann 1888 Usambara und Weltner 1897 
Usambara u. Victoriasee. Weltner (s. oben) Sansibar. 


10 Dr. W. Weltner (Berlin). (142) 


Moina rectirostris (Jurine), Richard 1895 Ägypten. 
Moinodaphnia mocquerysi Richard 1892 Französ. Congo. 
Simocephalus australiensis (Dana) Sars 1895 Cap d. g. H. 


= capensis G. O. Sars 1895 Cap d. g. H. und Weltner 
1897 Deutsch Ostafrika. 

r expinosus (de Geer) Richard 1892 Algier. 

” vetulus (Müll.) var. aegyptica Fischer, Schödler 1877 


und Richard 1895 Ägypten. 
Lyncodaphnidae 

Grimaldina brazzai Richard 1892. Französ. Congo. 

Guernella raphaelis Richard 1892. Französ. Congo. 

Ilyocryptus longiremis G. O. Sars, Weltner 1897 Deutsch Ostafrika. 

Lathonura rectirostris (Müll.) Richard 1892 Algier. 

Macrothrix chevreuxi Guerne u. Richard Rufisque (bei Cap Verde), 
Richard 1892 Franz. Congo und Weltner 1897 Wembere- 
sumpf, Bukoba und Victoriasee. 


s hirsuticornisNorm.u.Brady, Blanchard u. Richard 1891 Aleier. 
‚bosminidae 
Bosmina longirostris (Müll.) Richard 1895 Ägypten. 
5 macrorhyncha (Schmarda) 1854 Nil Ägyptens. 
5 stuhlmannı Weltner 1897 Victoriasee. 
Lynceidae 


Alona bukobensis Weltner 1897 Ugogo, Bukoba, Wemberesumpf. 
„ ecambouei Guerne u. Richard. (s. oben) Cairo. 
„  elegans Kurz? Blanchard u. Richard 1891 Alegier. 
»„ guttata G. O. Sars, Richard 1892 Algier. 
„ Intermedia G. O. Sars, Richard 1895 Ägypten. 
a tenuicaudis G. O. Sars, Blanchard u. Richard 1891 Algier. 
Alonopsis colleti G. O. Sars 1895 Cap d. g. H. 
Chydorus barroisi (Richard) Sars 1895 Cap d. e&. H. und Weltner 
1897 Bukoba. 
r letourneuxi Richard, Blanchard u. Richard 1891 Alegier. 
sphaericus (Müll.), Guerne u. Richard 1892 Rufisque (bei 
Cap Verde), Richard 1895 Ägypten und Weltner 1897 
Ugogo und Bukoba. 
Dunhevedia (Crepidocercus) setigera (Birge) Richard 1892 und 1895 
Französ. Congo. 
Leydigia acanthocercoides (Fischer), Sars 1895 Cap d. ge. H. 
Pleuroxus aduncus (Jurine), Richard 1892 Algier. 
laevis G. O. Sars, Guerne u. Richard 1892 Rufisque (bei 
Cap Verde). 
n trigonellus (Müll.) Richard 1895 Ägypten. 


(143) Östafrikanische Cladoceren. 11 


Litteratur über Afrikanische Cladoceren. 


Blanchard und Richard, Faune des lacs sales d’Algerie. Me&m. Soc. zool. 
Erance 4. pag. 512 fig. 1891. 

Fischer, Beiträge zur Kenntnis der Entomostracen. Abhandl. math. phys. 
Classe Kön. bayr. Akad. Wiss. 8. p. 647. Taf. 1860. 

Guerne und Richard, Cladoceres et Copepodes d’eau douce des environs 
de Rufisgque. Mem. Soc. zool. France. 5. p. 526 fig. 1892. 

Klunzinger, Einiges zur Anatomie der Daphnien, nebst kurzen Bemerkungen 
über die Süßwasserfauna der Umgegend Cairo’s. Zeitschr. w. Zool. 
14. p. 165. Taf. 1864. 

Richard, Grimaldina brazzai, Guernella raphaelis, Moinodaphnia mocquerysi, 
Cladoceres nouveaux du Congo. Mem. Soc. zool. France. 5..p. 213. 
Fig. 1892. 

Richard, Sur la distribution geographique des Cladoceres. Congr. intern. 
Zool. Moscou 1892. I partie, p. 9. 1892. 

Richard, Cladoceres rec. par le Dr. Th. Barrois en Palestine, en Syrie et 
en Egypte. Rev. biol. Nord-France. 6, p. 360. Fig. 1894 (der 
Band erschien 1895). 

Richard, Revision des Cladoceres. Ann. Sc. nat. (7) T. 18 p. 279. Pl. 1894. 

Richard, Revision des Cladoceres, 2° partie das. (8) T.2 p. 187. Pl. 1896. 

Sars, On some South-African Entomostraca raised from dried mud. Vidensk. 
Selsk. Skrift. I. Mathem. naturv. Kl. 1895. 56 p. S Taf. 

Schmarda, Zur Naturgeschichte Ägyptens. Denkschr. K. Akad. Wiss. 
Wien. 7. 2. Abtlg. p. 1—27 Taf. 1854. 

Stuhlmann, Vorläufiger Bericht über eine mit Unterstützung der Kön. Akad. 
der Wissensch. unternommene Reise nach Ostafrika, zur Untersuchung 
der Süßwasserfauna. Sitzungsber. K. Preuss. Akad. Wiss. Berlin 1888. 
p. 1255. 

Stuhlmann, Zweiter Bericht etc. das. 1889. p. 645. 

Stuhlmann, Beiträge zur Fauna centralafrikanischer Seen. I Südcreek des 
Victoria Nyansa. Zool. Jahrb. (System.) 5. p. 924—926. 1891. 

Weltner, Die Cladoceren Ost-Afrikas. Deutsch-Ostafrika. 4. 1897. Taf. 


Anhang. 


Cyclestheria hislopi (Darrd) 

Unter den Zeichnungen des Herrn Dr. Stuhlmann finden sich einige 
Blätter mit fünfzehn Figuren, welche die Benennung Limnadia n. sp. 
Sansibar, Sumpf bei Mathews Landhaus, 12. und 13. Juli 85 tragen. Auf 
diese Limnadia bezieht sich die Stelle in Stuhlmanns vorläufigem Bericht 
seiner Reise (Sitz.-Ber. Kön. Preuss. Akad. Wiss. Berlin 1888 p. 1260): 


12 Dr. W. Weltner (Berlin). (144) 


„Eine neue Art von Limnadia lebte zahlreich zwischen Wasserpflanzen 
südlich von der Stadt; von ihr habe ich bis jetzt nur Weibchen gefunden. 
Eigentümlich ist, daß sich die Eier dieser Limnadia nicht an den Beinen 
der Mutter entwickeln und daß das junge Tier nicht als Nauplius die Mutter 
verläßt, wie bei unserer europäischen Form. Hier sind die Eier und 
ziemlich weit entwickelte Embryonen an lappenartige und mit Borsten 
besetzte, dorsale Anhänge des Hinterleibs, die sich am 6.—9. Segment 
(von hinten gezählt) befinden, angeheftet. Die Embryonen hatten beide 
Antennen und 12 Beinpaare. Außerdem aber fand ich früher einmal abgelegte 
Eier und Weibchen mit opaker Schale, was vielleicht auf geschlechtliche 
Fortpflanzung schließen ließe.“ 

Wie schon aus den Zeichnungen Stuhlmanns ersichtlich ist, kann es 
sich aber nur um Cyclestheria hislopi (Baird) handeln, deren Bau 
und Entwicklung eingehend von Sars (On Cycl. hisl. a new Generic Type 
of bivalve Phyllopoda raised from Dried Australian Mud. Christiania Vidensk. 
Selsk. Forh. 1887, 65 p., 8 Plates) beschrieben worden ist. 

Durch die Freundlickeit des Herrn Professor Kraepelin erhielt ich auch 
noch das von Stuhlmann gesammelte Alkoholmaterial von Sansibar (12. 7. S8) 
und Quilimane (18. 1.89), welches aus jungen und erwachsenen Cyclestheria 
hislopi bestand. In dem Glase aus Sansibar befanden sich noch einige 
eiertragende Simocephalus capensis G. O. Sars, deren unterer und hinterer 
Schalenrand gesägt ist, darin sich also dem S. serrulatus nähernd. Ich 
hatte Simoc. capensis schon früher (s. oben) in den Materialien Stuhlmann’s 
gefunden. 

Cyclestheria hislopi ist auch in der Sammlung des Berliner Museums 
vorhanden, sie wurde in einigen Exemplaren von Dr. P. Ehrenreich in 
einem Tümpel bei Cuyaba, Provinz Matto Grosso in Brasilien gesammelt 
und von mir determiniert. Durch diese beiden Befunde ist Cyel. hisl. auch 
für Afrika und Südamerika nachgewiesen. Die geographische Verbreitung 
dieses interessanten Phyllopoden gestaltet sich folgendermaßen: Nagpur in 
Indien, Colombo auf Ceylon, Rockhampton in Nord-Queensland, Luwu in 
Celebes, Cuyaba in Brasilien, Sansibar und Quilimane. 


Ostafrikanische Actinien. 


Gesammelt von Herrn Dr. F. Stuhlmann 1838 und 1889. 


Bearbeitet von 


Dr. Oskar Carlgren. 


(Docent an der Hochschule zu Stockholm.) 


Mit 7 Tafeln und 1 Textfigur. 


Aus „Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum“. XVII. 


(2. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XVII.) 


Hamburg 1900. 


Gedruckt bei Lüteke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


I 


- 


Vorliegende Arbeit über die STUHLMANN’schen Actinien von Öst- 
afrika ist ein Werk nicht nur von mir, sondern auch von dem Sammler 
selbst. STUHLMANN hat nämlich so wohl einen großen Teil der hier 
beschriebenen Arten mit künstlerischer Hand nach der Natur gemalt als 
auch von mehreren Formen wertvolle biologische Notizen mitgeteilt. 
Über die meisten Arten hat STUHLMANN außerdem eine sehr kurze 
Beschreibung gegeben, die mir in vielen Fällen von großem Nutzen 
gewesen ist, besonders wenn die Exemplare, was bisweilen der Fall, 
schlecht konserviert waren. 

STUHLMANN hat in seinem kurzen Manuskript einem Teil der Arten 
Namen gegeben. Einige dieser Arten sind nicht neu oder haben Namen 
bekommen, seitdem STUHLMANN seine Notizen geschrieben; andere der 
STUHLMANN’schen Namen sind beibehalten, während ein Teil von mir unter 
anderen Namen beschrieben wird. 

Die Sammlung umfaßt 42 Arten, von denen 1 Üeriantharie, 
32 Actiniarien und 9 Zoantharien. Über die Natur und Fauna der Fund- 
orte hat STUHLMANN eine Beschreibung gegeben, die am Ende dieser 
Arbeit veröffentlicht wird. 

Ich habe über die Ceriantharien und Actiniarien hier Keine anatomischen 
Figuren gegeben, weil ich die Absicht habe, diese m Zusammenhang mit 
anderen Figuren in einer größeren Arbeit mitzuteilen. 

In diesem Aufsatz habe ich Näheres über die Verteilung und Größe 
der Nesselkapseln bei den Actiniarien veröffentlicht. Ich habe nämlich nach 
Untersuchung sehr zahlreicher Arten nicht nur der STUHLMANN’schen 
Sammlung, sondern auch von mehreren anderen gefunden, daß die Nessel- 
kapseln von großem Wert bei der Identifizierung der Arten und oft auch bei 
der Erkennung der Gattung sind. In der Regel treffen wir nämlich Nessel- 
kapseln mit durchscheinendem Spiralfaden — in dieser Arbeit nur als 
dünnwandige Nesselkapseln bezeichnet — nur in den Tentakeln 
und in der Mundscheibe, bei gewissen Arten und Gattungen kommen 
solche auch in der Körperwand und in dem Schlundrohr vor. Die glatt 
erscheinenden Nesselkapsem — hier dickwandige Nesselkapseln 
genannt — kommen dagegen ohne Ausnahme in allen Ektodermteilen 


4 Dr. Oskar Carlgren. (24) 


des Körpers vor. Auch die Länge der dickwandigen Nesselkapseln ist 
bei den Arten ziemlich konstant. In der Regel treffen wir die längsten 
diekwandigen Nesselkapseln in dem Schlundrohr; ebenso groß oder etwas 
kleiner sind sie in den Tentakeln, während sie in der Mundscheibe, der 
Körperwand und der Fußscheibe am kürzesten sind. Es giebt indessen 
Ausnahmen von dieser Regel, z. B., wenn Randsäckchen und andere 
Auswüchse der Körperwand auftreten; in solchem Fall tragen diese 
gewöhnlich die längsten Nesselzellen. Ich will Näheres über die Ver- 
teilung und das Aussehen der Nesselzellen in einer anderen Arbeit 
mitteilen. 


Ceriantharia. 


Fam. Cerianthidae. 


Ceriantharien mit doppelten Tentakelkränzen, rand- 
ständigen Haupttentakeln und mundständigen Nebententakeln, 
abgerundetem proximalem Körperende, mit schwachen, gegen 
die Richtungsmesenterien hingewandten transversalen, von 
denselben abgewandten longitudinalen Mesenterienmuskeln; 
ohne Sphinkter. 


Ich halte es für richtig, die obenstehende Diagnose, die ich 1893 
(p. 120) für die Familie Cerianthidae gegeben habe, vorläufig beizubehalten, 
weil alle von mir untersuchten geschlechtsreifen Ceriantharien eine solche 
Anordnung der Tentakeln und Mesenterienmuskulatur aufgewiesen haben. 
Daß die Ceriantharien indessen nicht so homogen sind, wie man früher 
angenommen hat, scheint aus der schönen Arbeit über die Ceriantharien- 
larven von V. BENEDEN (1898) hervorzugehen. Trotz der Verschiedenheit 
der Larvenformen ist doch nicht ausgeschlossen, daß die geschlechtsreifen 
Individuen einander mehr als die Larven ähnlich sind, denn sowohl die 
Gruppierung der Tentakeln in den verschiedenen Cyklen als die eigen- 
tümliche verschiedene Entwickelung der Mesenterien gehören einer späteren 
Lebensperiode an. Ich hoffe einige Beiträge zu dieser Frage, und damit 
zu der Einteilung der Ceriantharien bald geben zu können, sobald ich die 
Bearbeitung der ÖCeriantharien von verschiedenen Expeditionen, unter 
Anderem von der Deutschen Tiefsee-Expedition, abgeschlossen habe. 


\ ». 
Gen. Cerianthus. DELLE CHIAJE. 
Cerianthiden mit aboralem Porus, mit einer Hülle von 
Schleim, Sandkörnchen und Nesselkapseln, in welcher das 
aborale (proximale) Ende des Tieres wie in einem Futteral steckt. 


(25) Östafrikanische Actinien. 5 


Es scheint mir am besten zu sein, vorläufig, bis wir die Organisation 
der Gattung Cerianthus besser kennen gelernt haben, die HERTWIG’sche 
Diagnose (1882) der Gattung anzunehmen; dieselbe ist wenigstens nicht 
zu eng. 

Seitdem ich meine ersten Mitteilungen über den Bau der Ceriantharien 
(1893, 1893 a) gegeben habe, ist Cerianthus Lloydii mehrmals von mir 
und anderen Zoologen an der schwedischen Westküste angetroffen worden. 
Ich habe diese Art näher untersucht und zahlreiche Schnitte angefertigt, 
um einmal, wenn ich Vergleichungsmaterial erhielte, die Beobachtungen 
im Zusammenhang mitzuteilen. Während einer Reise nach dem Mittel- 
meer 1899 habe ich Gelegenheit gehabt, mehrere Cerianthiden zu unter- 
suchen. Weil meine Untersuchungen in mehreren Punkten von den von 
FAUROT (1895) und V. BENEDEN (1398) gegebenen Beschreibungen der 
Cerianthiden abweichen, möchte ich schon jetzt einige dieser Verschieden- 
heiten mitteilen. 

Was zunächst die Anordnung der äußeren Tentakelkränze bei 
©. Lloydii, C. membranaceus und C. solitarius anbetrifft (letztere ist, wie 
FAUROT (1895) zu verneinen scheint, eine gesonderte Art), so ist weder 
die FAUROT’sche noch die V. BENEDEN’Sche Beschreibung ganz richtig. 
FAUROT hat die Tentakeln der vierten und der dritten Ordnung bei 
C©. membranaceus verwechselt, was leicht angängig ist, wenn die Tiere 
konserviert sind. Durch Untersuchung der lebenden Tiere bin ich zu 
demselben Resultat wie CERFONTAINE (1891a) gekommen, d.h., wenn man 
die Tentakeln mit niedrigen oder höheren Ziffern bezeichnet, je nachdem 
sie einem niedrigeren oder höheren Cyklus angehören, so ist die 'Tentakel- 
anordnung von dem Richtungstentakel ausgehend: 2,4,3,1, 4,2,3,1, 4,2,5, 1, 
4,2,3,1 etc., nicht wie FAUROT es geschildert hat: 1,4,3, 1,3, 2,4, 
1,3,2,4, 1,3,2,4,1 ete. Daß die Tentakeln, die ich mit 4 in der Serie 
4,2,3,1 etc. bezeichnet habe, wirklich zur vierten Ordnung gehören, 
schließe ich aus folgenden Thatsachen: 1) daß sie die kürzesten Tentakeln 
sind, was allerdings im konservierten Zustand nicht deutlich ist, wohl 
aber im lebenden, 2) daß sie, wenn die Tentakeln des Tieres ganz aus- 
gestreckt sind, tiefer als die übrigen Cyklen liegen, 3) daß sie nicht selten 
anders gefärbt sind als die übrigen drei Tentakelordnungen. Bisweilen 
kann jedoch der dritte Cyklus, nach meiner Bezeichnung 4, 2,3, 1, eine 
andere Farbe haben als die übrigen, aber dann werden auch die dritten 
Tentakeln (von den Richtungstentakeln an gerechnet), die deutlich innerhalb 
der nebenstehenden Tentakeln der vierten Ordnung stehen und der dritten 
Ordnung sicher zugehören, so gefärbt, woraus man auch hier schließen 
kann, daß die betreffenden andersgefärbten Tentakeln dritter Ordnung 
sind. Bei einem Exemplar von C©. Lloydei, bei welcher Art auch die äußeren 
Tentakelcyklen ganz ähnlich angeordnet sind wie bei C. membramaceus, 


’ 


’ 


ß Dr. Oskar Carlgren. (26) 


obgleich die Gruppierung in vier Cyklen hier nicht so deutlich hervortritt 
wie bei ©. membranaceus (eine solche Anordnung der Randtentakeln in 
nur drei Cyklen, wie die von VAN BENEDEN angegebene, trifft man nur 
bei jüngeren Fxemplaren von (€. Lloydi), habe ich auch einmal eine 
besondere Farbe an den Tentakeln des dritten Cyklus beobachtet. Auch 
bei Cerianthus solitarius stehen die randständigen , Tentakeln in vier 
Cyklen, doch ist hier der Unterschied zwischen den Tentakeln des dritten 
und des vierten Cyklus noch undeutlicher als bei den zwei anderen Formen. 
Bei €. solitarius ist übrigens oft die Tentakelanordnung unregelmäßig, 
insofern mehrere Tentakeln nicht entwickelt sind. 

In Betreff der Mundtentakel-Anordnung stimmen meine Untersuchungen 
an (0. Lloydü, CO. membranaceus und C. solitarius meist mit der von 
V. BENEDEN (1898) gegebenen Beschreibung von ©. Lloydii überein, da- 
gegen ist, so weit ich habe finden können, die von FAUROT gegebenen 
Mundtentakel-Anordnung in der Umgebung der Richtungsmesenterien bei 
C. membranaceus nicht richtig. Ich kann dies um so sicherer behaupten, 
als.ich besonders für das Studium der Tentakelanordnung außerordentlich 
schön kKonservierte Cerianthiden untersucht habe. Ich bediente mich 
folgender Methode: Die Cerianthiden wurden mit Magnesiumsulphat voll- 
ständig betäubt, darauf in Formalin konserviert und schließlich allmählich 
in Alkohol übergeführt. Bei der Konservierung habe ich genau darauf 
gesehen, daß die Tentakeln ausgestreckt waren; um eine Auspressung der 
Flüssigkeit aus den Tentakeln zu verhindern, habe ich den Körper ein 
Stückchen unterhalb der Tentakeln mit einem Faden zusammengeschnürt. 
Nachdem die Tentakeln mit einer Pinzette weggenommen waren, traten 
die Insertionen der Tentakeln sehr schön hervor. Ich habe fünf Exemplare 
in Betreff der Mundtentakel-Anordnung bei ©. membranaceus untersucht 
und bei allen dieselbe Gruppierung gefunden. Von dem Richtungstentakel 
ausgehend, der nach meiner Beobachtung dem zweiten Cyklus angehört, 
ist die Gruppierung der Mundtentakeln: 2 (xt), 3,1,3,4,2,3,2, 4,3,1,2, 
4,3,1,2, 4,3,1,2 etc,, während FAUROT (1895, Fig. 26) die Mund- 
tentakel-Anordnung wie folgt angiebt: 3 (rt), 4, 3,1, 2,4,1,2,1,2,1,2 
4,3,1,2, 4,3,1,2. Die Mundtentakeln bei C. soktarius sind auch in 
gleicher Weise angeordnet: 2 (rt), 3 ‚1, 3;4,2,8,2,- 4,8 N 4 Sa 
4,3,1,2 etc. Nach VAN BENEDEN ( 1898, Fig. 25 A. B.) ist die Mund- 
en bei €. Lloyd else Richtungstentakel fehlt, dann 
8,2, 4.4,01,93,2,,74,8, 12,043. 1% 4,3,1,2 etc.; nach meiner Beob- 
ine an lebenden, wohl Ss Sestreaklen Exemplare en: Richtungstentakel 
fehlt, dann 4, 2,3,4,2,,38,2, 4,3, 1,9,.4,3 1 9, a sale 


Vergleichen wir die drei ern mit einander in Betreff 
der Tentakelanordnung, so zeigt sich also aus meiner Unter suchung eine 


deutliche Über 'einstimmung zwischen den drei Arten. Bei Cerianthus 


(27) Östafrikanische Actinien. 7 


membranaceus und €. solitarius sind die Tentakeln in gleicher Weise an- 
geordnet; der einzige Unterschied besteht darin, daß bei (I solitarius oft 
Unregelmäßigkeiten in der Tentakelnanordnung . vorkommen, was bei 
C. membranaceus nicht der Fall ist, wie auch, daß bei O©. solitarius der 
Unterschied zwischen den randständigen Tentakeln der dritten und vierten 
Ordnung nicht so deutlich, wie bei ©. membranaceus hervortritt. Cerianthus 
Lloydii weicht von den beiden anderen Arten dadurch ab, daß ein Mund- 
richtungstentakel fehlt und daß eine Verschiebung der zwei an die 
Richtungsmesenterien grenzenden Mundtentakeln nach außen hin statt- 
gefunden hat. Die Tentakeln des Richtungsfaches wie die Tentakeln, 
die von den zwei angrenzenden Fächern an jeder Seite neben dem 
Richtungsfach ausgehen, sind auch bei ©. membranaceus ein wenig labil; 
so steht der äußere Richtungstentakel nicht immer ganz genau in dem 
zweiten Cyklus, sondern die Insertion nähert sich mehr jener der Tentakeln 
der ersten Ordnung. 

VAN BENEDEN (1898), der meine Angaben über die Muskulatur der 
Mesenterien bei Cerzanthus Lloydi. in der Hauptsache bestätigt hat, hat 
jedoch keine Muskeln in den Richtungsmesenterien gefunden. Ich muß 
meine früheren Angaben über das Vorhandensein einer sehr schwachen 
Muskulatur in den Richtungsmesenterien aufrecht halten; kürzlich habe 
ich an Flächenpräparaten von den Richtungsmesenterien der (, membra- 
naceus Muskeln deutlich beobachtet. Auf diese und andere Organisations- 
verhältnisse bei den Cerianthiden will ich später ausführlicher eingehen. 

In der STUHLMANN’schen Sammlung findet sich eine neue Cerzanthus- 
Art, die leider jedoch nicht so gut konserviert ist, daß ich eine voll- 
ständige Beschreibung geben kann. ; 


1. C. maüa) n. sp. 
(Taf. III, Fig. 3.) 

Grösse: 7—S cm lang, 2,5—3 cm breit, äußere Tentakeln bis 
3 cm lang. 

Farbe (nach STUHLMANN): Rumpf bräunlich, violett-schwarz. Mund- 
scheibe schwarz-violett, nach außen sternförmig auf die Tentakelbasen 
ausstrahlend. Innere Tentakeln weißlich mit hellbrauner Spitze, äußere 
etwas dunkler. 

Die beiden vorliegenden Exemplare sind nicht gut konserviert; das 
eine ziemlich stark maceriert, das andere, in Chromsäure fixierte, besser 
erhalten, aber an den proximalen Teilen zerrissen und, so weit ich fest- 
stellen kann, im Regenerationszustand. 


1) matıa (suahel) — die Blume (STUHLMANN). 


8 Dr. Oskar Carlgren. (28) 


Kurze Beschreibung: Das Tier hat die für die Cerianthiden 
charakteristische Form (siehe Fig. 3, Taf. II). Das Hinterende ist 
nach STUHLMANN oft leicht plattgedrückt. Der Porus ist deutlich. Die 
randständigen Tentakeln sind länger als die mundständigen. 
Nach STUHLMANN stehen die Randtentakeln in zwei/Kreisen, nach meiner 
Beobachtung des konservierten Materiales ist die Anordnung der rand- 
ständigen Tentakeln ganz so wie bei €. membranaceus, also in vier Öyklen. 
Die Gruppierung der mundständigen Tentakeln war schwer festzustellen, 
die Konservierung war nicht genügend gut. Indessen scheint die Gruppie- 
rung wie gewöhnlich zu sein. An der von den Richtungsmesenterien 
abgewandten Seite des Tieres konnte ich deutlich die Anordnung in vier 
Cyklen (4,3,1,2)n beobachten. Ein Richtungsmundtentakel fehlt, so weit 
ich recht gesehen habe, ganz wie bei ©. Lloydiü. Bei dem in Chromsäure 
konservierten Exemplar war die Zahl der Randtentakeln etwa 150. 

Die innere Organisation stimmt in der Hauptsache mit der anderer 
bekannter Arten. Bei dem einen Exemplar, das sehr stark maceriert 
war, erreichten zahlreiche Mesenterien das proximale Ende des Tieres; 
das andere Exemplar war am proximalen Teil abgerissen und wahrscheinlich 
im Regenerationszustande. Fünf Mesenterien, die ganz unregelmäßig 
standen, waren bedeutend länger als die übrigen. Sie gehörten den 
Mesenterien erster Ordnung an. Eine Einteilung in „Quatro“mesenterien 
war bei diesem Exemplar deutlich zu sehen. Alternierend mit den 
stärksten Mesenterien und den nächst stärksten, die alle beide Ovarien 
und Hoden tragen, lagen wie gewöhnlich sterile Filamentmesenterien, 
dieselben waren aber kurz und gingen nur bis etwas unterhalb des 
Schlundrohrs, waren aber mit meandrischen Filamenten versehen. Zwischen 
den Mesenterien der ersten und denen der zweiten Ordnung bestand ein 
großer Unterschied; diese waren verhältnismäßig kurz, jene beträchtlich 
länger. Bei einem normal entwickelten Tier gehen aller Wahrscheinlichkeit 
nach die Mesenterien der zweiten Ordnung nicht bis an das proximale 
Ende; im Gegenteil, der Unterschied in der Länge zwischen den Mesenterien 
erster und zweiter Ordnung ist sicher größer als bei dem untersuchten 
Exemplare. Die Mesenterien der zweiten Ordnung waren mit wohl- 
entwickelten Filamenten an den freien distalen Enden versehen; in dem 
bedeutend längeren, proximalen Teil konnte ich keine entdecken. Die 
Mesenterien der ersten Ordnung (die stärksten Mesenterien) tragen in 
ihrer ganzen Länge Filamente, die von dem für die Cerianthiden eigentüm- 
lichen Typus waren, aber bedeutend kleinere Durchmesser hatten als die 
der anderen Mesenterien. Der freie Rand der Mesenterien erster Ordnung 
läuft in seiner ganzen Länge hier und da in unregelmäßige schmale 
Fäden aus, die von den Filamenten begrenzt werden. Auf Querschnitten 
durch einen solchen Faden nehmen die Filamente die beiden Enden des 


(29) Östafrikanische Actinien. ) 


Fadens ein (vergl. die Fig. 10, Taf. VIII von HERTWIG, 1879). Auf den 
schwächsten Mesenterien habe ich auch Nesseldrüsenstreifen von gewöhn- 
lichem Aussehen beobachtet; aber in welchem Verhältnis die spezifischen 
Filamente zu diesen stehen, kann ich leider nicht sagen. 

Die Mesenterien tragen ganz wie bei ©. Lloydit, C. membranaceus ete. 
in der Schlundrohrregion deutliche longitudinale Muskeln an der von 
den Richtungsmesenterien abgewandten Seite, dagegen transversale Muskeln 
an der zugewandten. Die Richtungsmesenterien habe ich nicht untersucht. 
Der Bau der Körperwand und der des Schlundrohrs ist wie gewöhnlich; 
die longitudinalen Muskeln der Körperwand waren sehr stark. 

Das Tier lebt nach STUHLMANN im sandigen Schlamm in einer bis 
0,5 m langen, dicken Röhre aus geronnenem schiefergrauem Schleim mit 
Fasern und Sand durchsetzt. Innen ist die Röhre glatt, an ihrer Mündung 
braun. Sansibar, Kokotoni-Tumbatu. 


Fundnotiz: Sansibar, Kokotoni; 17. VIII. 89. (No. 1408 — 1 Ex., 
No. 1416 — 1 Ex.). 


Actiniarıa. 


Tribus I. Protantheae. 


Actiniarien mit einer Längsmuskelschicht in der Körper- 
wand und meistens auch in dem Schlundrohr. — Ganglien- 
schicht des Ektoderms der Körperwand gewöhnlich gut 
entwickelte Proximales Körperende meistens abgeplattet, 
fußscheibenähnlich, immer ohne Basilarmuskeln. Filamente in 
der Regel ohne Flimmerstreifen. Ohne Acontien, Randsäckchen 
und Cincliden. Sphinkter nicht vorhanden oder sehr schwach, 
und dann immer entodermal. 

Die niederen Actiniarien, die Protantheen, sind von den höheren, 
mehr differenzierten Actiniarien, den Nynantheen, hauptsächlich durch 
obenstenende Merkmale, die alle auf eine niedrige Entwicklungsstufe der 
Protantheen deuten, unterschieden. Das wichtigste Charakteristikum ist 
jedenfalls das Vorhandensein einer ektodermalen Längsmuskelschicht in 
der Körperwand und in zweiter Hand das Fehlen der Basilarmuskeln. 

Die Protantheen und die Nynantheen sind mit einander auf das 
Engste verwandt; die eine Gruppe ist nur als ein phylogenetisches Ent- 
wicklungsstadium der anderen zu betrachten. Sie gehören demselben 
Typus der Anthozoen, dem Actiniarientypus, an. Alle Actiniarien waren 
nach meiner Meinung ursprünglich mit einer ektodermalen Längmuskel- 
und Ganglienschicht in der Körperwand und in dem Schlundrohr aus- 


10 Dr. Oskar Carlgren. (30) 


gerüstet. Der Bau der Körperwand stimmte mit dem Bau der Mundscheibe 
und Tentakeln vollständig überein. Eine eigentliche Fußscheibe, mit der 
das Tier sich kriechend fortbewegen konnte, war nicht vorhanden, und 
mit diesem Umstand stand das Fehlen der Basilarmuskeln in innigem 
Zusammenhang. Die Mesenterien waren schwach ‚und ohne oder fast 
ohne Längsmuskulatur; der einzige Zusammenziehungsapparat des Tiers 
in der Längsrichtung waren die ektodermalen Längsmuskeln der Körper- 
wand. Die Filamente waren noch nicht mit Flimmerstreifen versehen, 
sondern bestanden nur aus den Drüsen-Nesselstreifen. Auf etwa diesem 
Stadium ist eine geringe Zahl der Actiniarien, die Protantheen, stehen 
geblieben; der größte Teil, die Nynantheen, hat sich weiter entwickelt. 
Die Längsmuskulatur der Körperwand verschwand und wurde durch das 
Auftreten einer Längsmuskelschicht an den Mesenterien ersetzt. Mit 
dem Verschwinden der Längsmuskulatur der Körperwand gingen die 
Nervenfaserschicht und die Ganglienschicht und mit ihnen die Sinneszellen 
in dem Fktoderm derselben verloren. Bei einem Teil veränderte sich der 
proximale Körperteil nicht wesentlich; bei den meisten Formen dagegen 
entwickelten sich eine Kriechsohle und Basilarmuskeln, die in radialer 
Richtung an den Mesenterieninsertionen der Fußscheibe entstanden. In- 
folge der Ausbildung zahlreicher und dickerer Mesenterien, wodurch 
die Kammern enger wurden, traten Flimmerstreifen am Eingang der 
Kammern auf. 

Die niedrigsten Actininen und Stichodactylinen, jene beiden Gruppen, 
in welche man gewöhnlich die eigentlichen Actinien einteilt, zeigen in 
ihrer Organisation eine nahe Verwandtschaft. Als Zusammenziehung 
apparat in der Längsrichtung bleiben noch die ektodermalen Längs- 
muskeln in der Körperwand. Die Mesenterien entbehren noch der Basilar- 
muskeln, und den meisten Formen fehlen Flimmerstreifen. Der Bau der 
Körperwand und der der Tentakeln und der Mundscheibe ist bei einigen 
Formen ganz gleich, bei anderen dagegen verschieden. Wir treffen also 
sowohl bei den Actininen, als bei den Stichodactylinen Formen, die man 
treffend mit Protactininen und Protostichodactylinen bezeichnen könnte. 
Hält man bei der Systematisierung der Actiniarien die Tentakelanordnung — 
in Cyklen oder in radialen Reihen — als ersten Einteilungsgrund 
aufrecht, so scheint mir folgende Einteilung der Actiniarien am zweck- 
mäßigsten: 


S- 


1. Protaetininae(nicht mit MC.MURRICH’s Protactiniae zu verwechseln). 
a. Athenaria. 

b. Thenaria. 

Protostichodactylinae. 

Nynstichodactylinae. 

Nimmt man dagegen, was mir viel richtiger scheint, bei der Systematik 
der Actiniarien mehr Rücksicht auf die phylogenetische Entwieckelung 


A. Actininae | | 
| 2. Nynactininae \ 
J 
\ 


IlG 
B. Stichodactylinae \ , 


(31) Ostafrikanische Actinien. 11 


und auf die durchgreifenden Veränderungen in der Organisation des Tieres, 
bei der Ersetzung des peripherischen Apparats zur Zusammenziehung des 
Körpers in der Längsrichtung durch einen mehr zentralen, so ist folgende 
Einteilung vorzuziehen: 

1. Protactininae. 


Br JAEGER 2. Protostichodactylinae. 


| N | a. Athenaria. 
B. Nynantheae | 1. Actininae | D. Thenaria. 
2 


. Stichodactylinae. 

Ich habe hier im dieser Mitteilung nur andeutungsweise die Gründe 
meiner Einteilung der Actiniarien angeben können; in einer größeren 
Arbeit will ich diese Frage näher behandeln. 

Zu den Protactininen sind die von mir aufgestellte Familie Gonactinrdae 
und die von APPELLÖF für Piychodactis patula gebildete Piychodactidae, 
die in vielen Hinsichten sehr nahe verwandt mit einander sind, zu stellen. 
Auch gewisse Genera der Familie Alzciwdae gehören wahrscheinlich zu 
dieser Gruppe. Ich habe meine Untersuchungen über diese Genera nicht 
abgeschlossen, weshalb ich sie vorläufig zu den Nynantheen stelle. In 
jedem Fall scheint diese Familie eine Übergangsgruppe zu bilden. Zu 
den Protostichodactylinen rechne ich das Genus Corallimorphus und 
Isocorallion (= Corynactis ? sp. HERTWIG 1888), ebenso vorläufig das 
Genus Corynactıs. Ich stelle dieses letzte Genus mit viel Zaudern zu 
der Familie Corallimorphrdae,; ich bin nämlich noch nicht ganz überzeugt, 
daß die äußerst schwachen Bildungen in der Körperwand, die an Quer- 
schnitten erkennbar waren und die als ektodermale Längsmuskeln ange- 
sehen worden, wirklich solche sind (vergl. C. globulifera!). 

Mehrere Verfasser haben aus verschiedenen Gründen die Tribus 
Protantheae nicht anerkennen wollen. So sagt z. B. MC. MURRICH (1898 
p. 229): ”I do not think that the order can stand, based as it is solely 
on the occurrence of an ectodermal musculature in the column wall. 
It is true that this characteristic may be regarded in one sense as 
primitive, but it is a long journey back from the Hexactiniae to the 
Scyphistoma to find the origein of it. It seems to me much more probably 
a sporadic resurrection of an ancestral characteristie and that it has 
little phylogenetie significance. The acceptance of it as of classificatory 
importance will lead to the association of forms which in other respects 
appear to have widely different affinities e. q. Gonactinia with Coralli- 
morphus(?) and the form described by HERTWIG (’88) as Corynactis sp.? 
I believe the development of the mesenteries to be a much more reliable 
phylogenetie character” ete. Was zuerst die ektodermale Längsmuskel- 
schicht der Körperwand betrifft, so halte ich das Vorhandensein einer 
solchen für außerordentlich wichtig, denn diese Muskeln waren der einzige 
Apparat mit dem der Körper der festsitzenden Urform der Actiniarien sich 


12 Dr. Oskar Carlgren. (32) 


in der Längsrichtung zusammenziehen konnte, und, wie wir annehmen 
müssen, schon vorhanden, ehe die Mesenterien auftraten, die sich ihrerseits 
infolge des Auftretens eines Schlundrohrs entwickelten. Nichts in der 
Organisation der Protantheen spricht gegen die Auffassung, daß die 
Protantheen ein phylogenetisches Ganzes darstellen. Im Gegenteil, keine 
den Protantheen angehörende Actinie hat einen höher differenzierten Bau 
aufzuweisen, was man wohl erwarten könnte, wenn das Auftreten einer 
ektodermalen Längsmuskelschicht ”a sporadie resurrection of an ancestral 
characteristie”” wäre. Alle primitiven Charaktere der Actiniarien sind bei 
den Protantheen angehänft. Es ist kein Zufall, daß zugleich mit dem Auf- 
treten ektodermaler Längsmuskeln in der Körperwand Basilarmuskeln 
fehlen, daß Flimmerstreifen nur ausnahmsweise entwickelt sind, daß die 
Schlundrinnen ganz vermißt werden oder sehr schwach sind, daß die 
Körperwand und die Tentakeln oft ganz genau in ihrem Bau überein- 
stimmen, daß die Längsmuskulatur der Mesenterien unbedeutend entwickelt 
ist, daß ein Sphinkter fehlt oder sehr schwach ist u.s.w. Wenn so viele 
ursprüngliche Actiniariencharaktere bei den Protantheen zu finden sind, 
wage ich zu behaupten, daß die Aufstellung der Tribus Protantheae 
phylogenetisch wohl begründet ist. Mir bietet es gar keine Schwierigkeit 
solche Formen wie Gonactinia mit Corallimorphus zusammenzustellen, weil 
sie so viele gemeinsame Charaktere aufweisen. Der hauptsächlichste 
Unterschied liest in der Anordnung der Tentakeln. Dies hat jedoch nach 
meiner Ansicht nicht viel zu bedeuten, denn es beweist nur, daß Formen 
mit Tentakeln in Cyklen und mit Tentakeln in Reihen sich wahrscheinlich 
schon in dem Protantheenstadium differenziert haben. Übrigens giebt es 
eine Form, deren Tentakeln bald nach dem Actininen-, bald nach dem 
Stichodactylinen-Typus angeordnet sind (vergl. Antheopsis!) 

Es ist auch a priori nicht zu erwarten, daß die jetzt lebenden 
Protantheen, die als Endglieder einer im Aussterben begriffenen Gruppe 
aufzufassen sind, in ihrem allgemeinen Aussehen eimander ähnlich sein 
sollten. Weil sie Endglieder einer nicht sehr entwicklungsfähigen Gruppe 
sind, liegt es näher zu vermuten, daß wir verschiedene Anpassungs- 
erscheinungen antreffen müssen, sowie daß sie arm an Spezies sei. So 
ist es auch. Pfychodactis, Boloceroides, Gonactinia, Protanthea, Coralli- 
morphus haben außer allen diesen gemeinsamen ursprünglichen Charakteren 
ein Organ oder mehrere angepaßt, so z. B. bei Boloceroides haben die 
Tentakeln die Fähigkeit erlangt, sich abzuschnüren, bei Pfychodactis ist 
das Schlundrohr fast ganz reduziert. Die Zahl der Spezies in diesen 
Gattungen ist endlich nicht groß; gewöhnlich umfaßt das Genus nur 
eine oder wenige Spezies. 

HADDON (1898) erinnert daran, daß sich bei Bunodeopsis und 
Thaumactis longitudinale Muskeln in der Körperwand finden und daß 


(33) Ostafrikanische Actinien. 13 


diese Genera mit Alicia und Oystiactis so nahe verwandt sind, daß sie 
in eine Familie, Alsciidae, zusammengestellt werden müssen. Wie oben 
gesagt, habe ich meine Untersuchungen über diese Familie noch nicht 
abgeschlossen, aber es scheint mir schon jetzt deutlich erkennbar, daß 
die Familie heterogen ist. Das Vorhandensein bläschenförmiger Auswüchse 
an dem Körper, die HADDON und DUERDEN als hauptsächlichste Charaktere 
der Altcirdae hervorheben, dürften nicht notwendig auf eine nähere Ver- 
wandtschaft der verschiedenen Genera der Aliciiden deuten; die Auswüchse 
können ganz unabhängig von einander entstehen. Ich will nur bemerken, 
daß das Genus Bunodosoma unter den Bunodiden im Bau und Aussehen 
ganz Ähnliche bläschenförmige Auswüchse wie Phymactis, eine Aliciidae, hat. 

Was Mc. MURRICH’s und HADDON’s Ableitung der ektodermalen 
Muskelschicht der Körperwand der Actiniarien von einem Scyphistoma- 
Stadium betrifft, so habe ich bereits 1899 (p. 33—39) meine Ansicht aus- 
gesprochen. Die Scyphistoma hat mit dem ursprünglichen 
Anthozoentypus nichts zu thun. 

Was die von Mc. MURRICH aufgestellte Tribus Protactiniae anbe- 
trifft, die mit meinen Protantheae oft verwechselt worden ist, so habe ich 
schon mehrmals meine Ansicht ausgesprochen, daß sie aufgegeben werden 
muß. Da Mc. MURRICH trotzdem in einer 1898 erschienenen Arbeit diese 
Tribus aufrecht hält, so muß ich noch einmal meine Einwendungen 
präzisieren. Die Tribus kann ich aus folgenden Gründen nicht beibehalten: 

l) Die Edwardsiden, nach MC. MURRICH die Stammform der Pro- 
tactinien, sind durch das Vorhandensein der rudimentären Mesenterien 
in den distalsten Körperteilen schon Actiniarien (Hexactinien). (Ich 
stimme mit V. BENEDEN 1898 vollkommen überein, wenn er sagt, daß er 
die Tribus Zdwardseae nicht aufrecht halten kann. Ich bin selbst seit 
mehr als fünf Jahren zu dieser Ansicht gekommen. In einer 1896 ver- 
öffentlichten Mitteilung fasse ich die Edwardsien, Protantheen und 
Hexactinien zu einer Gruppe Actiniaria zusammen, die gleichwertig mit 
Ceriantharia und Zoantharia ist.) Muß die Tribus Zdwardsiae fallen, 
so kann schon aus diesem Grunde die Gruppe der Protactiniae nicht 
aufrecht gehalten werden. 

2) Obgleich der Entwicklungsgang von den Edwardsien bis zu den 
ausgebildeten zweistrahligen Actiniarien in betreff der Mesenterien durch 
solche Formen wie die Protactinien verläuft, zeigen doch die übrigen 
Örganisationsverhältnisse der Protactinien, daß sie nicht mit einander 
verwandt sind. Eine Protanthea, eine Oractis, eine Halcampa duodecim- 
cirrata (CARLGREN 1893, p. 42) und eine Aiptasia annulata (DUERDEN 
1898, p. 649) weichen mit Ausnahme der Mesenterienanordnung in ihrem 
Bau so außerordentlich von einander ab, daß man eine nähere Verwandt- 
schaft zwischen diesen Formen in Abrede stellen muß. 


14 Dr. Oskar Carlgren. (34) 


3) Bei gewissen Exemplaren einiger Spezies, Halcampa duodecim- 
cirrata und Aiptasia annulata, sind nur die acht Zdwardsia-Mesenterien 
vollständig ausgebildet; andere Exemplare haben mehr als acht voll- 
ständige Mesenterien, d. h. gewisse Exemplare derselben Spezies. sind 
Protactinien, andere Hexactinien! 

VAN BENEDEN, der darüber ganz mit mir einverstanden ist, daß 
Protamthea als die ursprünglichste Actinie, die wir gegenwärtig kennen, 
anzusehen ist, macht sich meiner Meinung nach desselben Fehlers — 
einer Überschätzung der Bedeutung der Mesenterienanordnung bei der 
Systematik der Actinien — wie MC. MURRICH schuldig, wenn er sagt, daß 
Gonactinia und Edwardsia Beautempsi in ihrer Organisation nicht wesentlich 
von einander abweichen. (p. 157, 1898, sagt V. BENEDEN: Quant ä& 
Gonactinia prolifera elle ne differe par aucun caractere d’organisation 
vraiment important d’Edwardsia Beautempsi.) Die Ähnlichkeit zwischen 
Edwardsia und Gonactinia besteht hauptsächlich nur in der Mesenterien- 
anordnung, indem die beiden Genera 8 vollständige „Zdwardsia”-Mesenterien 
besitzen, und im dem Fehlen der Basilarmuskeln; in vielen anderen 
wichtigen Charakteren weichen sie von einander. beträchtlich ab. Die 
eine ist mit einer wohl entwickelten Längsmuskulatur, Ganglienschicht 
und dünnwandigen Nesselzellen in der Körperwand versehen, wodurch der 
Bau der Körperwand vollständig mit dem Bau der Tentakeln übereinstimmt; 
die andere hat eine viel differenziertere Körperwand: ektodermale Muskeln, 
(anglienschicht, dünnwandige Nesselzellen kommen hier nicht vor, dagegen 
sind an den mittleren Teilen der in drei Partien differenzierten Körper- 
wand die diekwandigen Nesselzellen im ganz spezifischen Höckerkapseln 
eingelagert. Die eine hat eine schwach entwickelte Längsmuskulatur der 
Mesenterien, abeı keine Schlundrinne und keine Flimmerstreifen, die andere 
ist mit nur einer und zwar einer ventralen (hinteren) Schlundrinne, mit 
Flimmerstreifen und mit außerordentlich stark entwickelten Mesenterien- 
längsmuskeln versehen u. s. w. Es bestehen, wie man sehen kann, bedeutende 
Unterschiede zwischen den beiden Genera. In der Beschaffenheit der 
Körperwand, in der Verteilung der Mesenterienmuskulatur und der Nessel- 
zellen, in dem Vorkommen der Flimmerstreifen stimmt Zdwardsia viel mehr 
mit den höheren Actinien, z. B. den Phelliden überein. Eines der eklatantesten 
Beispiele, daß man nicht zu viel auf die Mesenterienanordnung bei der 
Aufstellung einer Systematik der Actiniarien geben kann, gewährt ein 
Repräsentant einer der höchst stehenden Actinarienfamilien, die oben 
erwähnte Azptasia annulata, die nach DUERDEN (1898, p. 649) bisweilen 
ganz wie Edwardsia nur acht vollständige Mesenterien hat. 

Wollen wir eine möglichst natürliche Systematik der Actiniarien 
aufstellen, so müssen wir Rücksicht auf alle Organisationsverhältnisse 
nehmen; die Mesenterienanordnung allein giebt uns wenige Anhaltspunkte. 


(35) Ostafrikanische Actinien. 15 


Ich habe hier nur in größter Kürze die Stellung der Protantheen 
zu den übrigen Actiniarien andeuten können, es würde auch zu weit 
führen, wenn ich in dieser Arbeit die Einwendungen gegen die Aufstellung 
dieser Tribus im Detail widerlegen wollte; ich will nur hervorheben, 
daß ich immer die sehr nahe Verwandtschaft der Edwardsien, Protantheen 
und Hexactinien betont habe, was in Betreff der zwei letzteren aus 
meiner Äußerung (1893, p. 133): „Die Tribus Protantheae kann als 
der einzige übrig gebliebene Repräsentant aus der Zeit, wo auch die 
Hexactinien eine ektodermale Längsmuskelschicht in dem Mauerblatt 
hatten, betrachtet werden“, hervorgeht. 


Subtribus Protaectininae. 


Protantheen mit nur einem Tentakel auf jedem Radial- 
fach. Bau der Körperwand und der Tentakeln meist ganz 
gleich. Längsmuskelschicht und Ganglienzellenschicht in 
der Regel gut entwickelt. 


Fam. Gonactinidae. 

Protactininen mit abgeplattetem proximalen Körperende, 
ohne Sphinkter und mit wenigen vollständigen Mesenterien, oft 
nicht mehr als 8. Bau der Körperwand und der Tentakeln ganz 
gleich. Körperwand glatt. Flimmerstreifen meist fehlend, selten 
vorhanden. Schlundrinnen nicht differenziert. Schlundrohr kurz, 
doch nicht stark reduziert. 

Außer Protanthea und Gonactinia vechne ich vorläufig zu dieser 
Familie die Gattung Dolocerordes, die zwar durch das Auftreten von sechs 
vollständigen Mesenterienpaaren und durch das Vorhandensein der Flimmer- 
streifen von den anderen Formen abweicht, in ihren übrigen Organisations- 
verhältnissen dagegen Gonactinia und Protanthea sehr ähnelt. Vielleicht 
könnte man für Dolocerordes eine eigene Subfamilie bilden, was jedoch 
vorläufig nicht nötig ist. Ob Halcurias zu dieser Familie gestellt werden 
kann, scheint mir fraglich; selbst habe ich diese Form nicht gesehen. 


Gen. Boloceroides CARLGR. 

Gonactiniden mit 6 vollständigen Mesenterienpaaren. 
Tentakeln von bedeutend verschiedener Länge, an der Basis 
mit einem besonderen Ringmuskel, um dieselben abzuschnüren. 
Keine spezialisierten Schlundrinnen. Filamente mit Flimmer- 
streifen. Getrennt geschlechtlich oder hermaphroditisch. Ge- 
schlechtsorgane auf allen stärkeren Mesenterien, mit Ausnahme 
der Richtungsmesenterien (immer?). 


16 Dr. Oskar Carlgren. (36) 


Diese Gattung, die früher von KWIETNIEWSKI (1898) zu Bolocera 
gestellt wurde, unterscheidet sich in vielen Hinsichten von diesem Genus, 
unter Anderem dadurch, daß Boloceroides eine Strandform ist, während 
Bolocera stets in tiefem Wasser anzutreffen ist. (Vergl. CARLGREN 
1899 a, p. 43.) > 

2. B. mc. murrichi (Kwietn.) Carlgr. 
(Taf. I, Fig. 10, 11; Taf. IV, Fig. 15, 16.) 

Bolocera me. murrichi n. Sp., KWIETNIEWSKI 1898, Taf. 25, Fig. 10, 11, p. 394. 

Boloceroides me. murricht (KWIETN.) CARLGR. CARLGREN 1899a, p. 43. 

Größe: Durchmesser mit Tentakeln 5—6 em. Höhe 1—1,5 cm. 
Tentakeln bis 2,5 cm. lang (STUHLMANN). 

Farbe: Körperwand graubraun mit weißen Flecken am Sohlenrand. 
Mundscheibe hyalinbraun mit weißen und dunklen Radiärstreifen. Lippen 
weißlichgrau angeflogen. Tentakeln in zwei Farbenvarietäten: 1) hyalin 
mit verwaschenen, graubraunen Ringen und opak weißen Flecken, stellen- 
weis rötlich angehaucht, 2) rehbraun durchscheinend, am Grunde weiß- 
braun geringelt (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Der Konservierungszustand war im Allge- 
meinen nicht gut. Bei vier Exemplaren waren die Tentakeln ganz oder 
fast ganz abgefallen, der Körper war mehr oder minder zerrissen; bei 
zwei Exemplaren war die Körperform, wie es scheint, gut erhalten. 
Fußscheibe gut entwickelt; ausgebreitet — ihr Durchmesser übertrifft 
wenigstens das Doppelte der Höhe der Körperwand — mit mehr oder minder 
deutlichen Radialfurchen, die den Mesenterieninsertionen entsprechen (bei 
dem am besten konservierten Exemplar 48 Furchen). Fußscheibenrand 
deutlich gekerbt (Taf. IV, Fig. 16) mfolge der Radialfurchen. Körperwand 
glatt, nicht hoch, erweitert sich etwas nach dem distalen und proximalen 
Ende hin. Mesenterieninsertionen mehr oder minder deutlich, am gut konser- 
viertem Exemplare immer vorhanden. Randfalte und Fossa fehlen. 
„Margin“ nicht bestimmt. Tentakeln sehr zahlreich, wahrscheinlich 
nach der Sechszahl, in verschiedenen Kreisen, konisch pfriemförmig, an 
der Basis zusammengezogen, die mneren sehr lang, die äußeren bedeutend 
kürzer, bisweilen nur wie kleine Auswüchse (Tentakeln in Anlage?). 
Mundscheibe platt, mit dem Mund auf einem Conus (vergl. Taf. IV, 
Fig. 16), inneres Drittel tentakelfrei, Mesenterieninsertionen nicht deutlich. 
Ohne Gonidialtuberkeln. Schlundrohr mit 12 stärkeren Längsfurchen, 
zwischen denen schwächere Längsfurchen. Schlundrinnen nicht deutlich 
differenziert, doch mit Schlundrohrzipfel versehen. 

Das hohe Ektoderm der Fußscheibe mit spärlichen dünnwandigen 
Nesselkapseln (Länge 24 bis 28 «) und mit sehr spärlichen dieckwandigen 
versehen. Nervenfaserschicht ziemlich gut entwickelt. Mesogloea an 


(37) Östafrikanische Actinien. 7 


Querschnitten mit zahlreichen gefalteten Fibrillen. Nervenfaserschicht des 
Entoderms sehr gut entwickelt. Ektoderm der Körperwand ziemlich 
mächtig, von etwa derselben Dicke wie ‘die Mesogloea, mit zahlreichen 
dünnwandigen, 24 bis 28 u langen Nesselkapseln, außerdem kommen 
hier spärliche 40—56 „u lange dickwandige Nesselkapseln wie in den 
Tentakeln vor. Ektodermale Längsmuskeln der Körperwand sehr gut 
entwickelt, ebenso die Ganglien- und Nervenfaserschicht, sowohl im Ekto- 
als im Entoderm. Kein Sphinkter. Entodermale Muskeln der Körperwand 
nicht stark. Ektoderm der Tentakeln hoch, mit sehr zahlreichen dünn- 
wandigen Nesselkapseln von verschiedener Länge, teils größeren, gleich- 
breiten, in einer Länge von 24—32 u, teils kleineren von gewöhnlichem 
Aussehen, und mit sehr spärlichen diekwandigen von verschiedener Größe 
(die längsten 40 bis 56 ua). Längsmuskelschicht der Tentakeln gut 
entwickelt. Sphinkter der Tentakeln ziemlich stark, mit bedeutend zahl- 
reicheren Falten als die Figur 10, Taf. 25 von KWIETNIEWSKI (1898) 
zeigt. Dünnwandige Nesselkapseln des Mundscheiben-Ektoderms ziemlich 
zahlreich, von ähnlichem Aussehen wie in den Tentakeln, diekwandige 
Nesselkapseln spärlich, 16—24 u lang. Mundscheibe im Übrigen wie die 
Tentakeln gebaut. Ektoderm des Schlundrohrs in wenige Falten 
geleet, bedeutend höher als die Mesogloea, mit einer schwachen Längs- 
muskelschicht, wenigstens in den distalen Teilen, und mit einer gut 
entwickelten Nervenschicht. Ektoderm des Schlundrohrs mit ziemlich 
zahlreichen, gewöhnlich 24 bis 285 w langen dickwandigen Nessel- 
kapseln. Dünnwandige Nesselkapseln, bis 36 „ lang, auch in dem 
Schlundrohr vorhanden. Schlundrinnen in histologischer Hinsicht 
nicht differenziert. Mesogloea des Schlundrohrs dünn, Entoderm mit 
parasitischen Algen versehen. Schlundrohrgewebe in der Zone der 
Richtungsmesenterien nicht verdickt. Mesenterien nach der Sechszahl 
angeordnet. 24 Mesenterienpaare (6--64+-12), von denen zwei Richtungs- 
mesenterienpaare, gehen von der Mund- nach der Fußscheibe. Von 
diesen sind nur 6 Paare vollständig. Im den distalsten Teilen, ganz wie 
bei Protanthea, zahlreiche Mesenterienpaare — ich zählte im Ganzen 
bei einem Exemplar 120 Paare — die sich ein kürzeres oder längeres 
Stückchen nach der proximalen Seite hin erstrecken. Anordnung derselben 
schwer zu bestimmen, weil sie unregelmäßig ist, und die Mesenterien 
desselben Paares oft ungleich groß sind. Längsmuskeln der Mesenterien 
verhältnismäßig gut entwickelt, aber mit groben Falten. Parietobasilar- 
muskeln sehr schwach, wie bei Protanthea nur aus einigen Fibrillen 
bestehend, die eine gerade Lamelle bilden. Ohne Basilarmuskeln. 
Oralstomata an den vollständigen Mesenterien vorhanden. Randstomata 
fehlen. Filamente mit Flimmerstreifen versehen. Mesogloea der 
Flimmer - Nesseldrüsenstreifen mit wenigen Bindegewebszellen. Wohl 


18 Dr. Oskar Carlgren. (38) 


abgesetzte Partie zwischen den Flimmer- und den Nesseldrüsenstreifen 
in der Flimmerstreifenregion. Die 24 stärksten Mesenterienpaare, wie 
auch mehrere der kleineren tragen Filamente. Geschlechtsorgane 
an allen stärkeren Mesenterien (an den Filamenttragenden) mit Ausnahme 
der Richtungsmesenterien. Getrennt geschlechtlich.' Drei Exemplare 
waren Weibchen, zwei Männchen. u 

Die Anatomie dieser Actinie ist bereits früher von KWIETNIEWSKI 
(1898) behandelt; in vielen Punkten ist jedoch KWIETNIEWSKT’s Beschreibung 
unvollständig. 

Biologisches (hauptsächlich nach STUHLMANN). Die sehr kontrak- 
tilen Tentakeln wurden schon bei leichteren Insulten des Tieres abgeworfen 
und kontrahieren sich isoliert wurmartig lange Zeit. Im Leben sind die 
Tentakeln horizontal ausgebreitet. Nach der Fig. 16 auf Taf. IV, die 
teilweise nach einer rohen Skizze von STUHLMANN angefertigt ist, sind 
in Ruhezustand einige Tentakeln nach oben gerichtet, während die 
übrigen etwa horizontal ausgebreitet sind. Sie ähneln in dieser Hinsicht 
Bolocera longicornis. Mit Gonaclinia stimmt sie unter Anderem darin überein, 
daß sie schwimmen kann. STUHLMANN sagt nämlich: „sie macht losgelöst 
mit sämtlichen Tentakeln schlagende Schwimmbewegungen. Bei Reizung 
schlagen die Arme oft medusenartig nach unten (Medusenbewegungen).“ 

Fundnotizen: Sansibar, Bueni-Riff: 31. VII. 89 (No. 1326 — 
1 Ex.).. Sansibar, Tumbatu:ı24 VOL 89(N02714937 ar): 
Sansibar, Tumbatu: 25. VIU. 89 (No. 1500 — 1. Ex.). 

In dem Berliner Museum finden sich 3 Exemplare dieser Spezies, 
die m Mosambique von PETERS gesammelt sind. Außer dem Typus 
kommt in der STUHLMANN’schen Sammlung noch eine Spezies vor: 


3. B. hermaphroditica. n. sp. 


In der Sammlung fanden sich zwei etwas beschädigte Exemplare 
einer Actinie, die beim ersten Anblick B. me. murrichi vollkommen 
ähnelte, deren anatomische Untersuchung aber doch ergab, daß sie einer 
anderen Spezies angehören müsse. Das äußere Aussehen und die Größe 
stimmte mit BD. me. murrichi vollkommen überein, in Betreff der Farbe 
hat STUHLMANN leider keine Mitteilungen gemacht. Die Anatomie war 
der von B. mc. murrichi fast ganz gleich; nur der Tentakelsphinkter 
war bedeutend mächtiger als bei dem Typus des Genus und mit vielen 
Falten versehen, ebenso war B. hermafroditica wie der Name der Spezies 
angiebt, nicht getrennt-geschlechtlich, wie der Typus, sondern herma- 
froditisch. In der Mitte der Mesenterien lagen bei beiden Exemplaren 
die Hoden, in den peripheren Partien die zahlreichen kleinen Eier. 
Eine nähere Beschreibung dieser Spezies ist nicht nötig, weil sie in allen 
anderen Punkten mit der Spezies B. me. murrichi übereinstimmt. 


(39) Ostafrikanische Actinien. 19 


Die beiden Exemplare waren gleichzeitig mit einem Weibchen 
(No. 1326) von DB. me. muwrricht gefischt. Es ist also kein Grund anzu- 
nehmen, daß BD. hermafroditica und B. mc. murricht dieselbe Spezies 
wäre, was man vermuten könnte, wenn die beiden Formen während 
verschiedener Jahreszeiten gefangen worden wären. 

Fundnotiz: Sansibar, Bueni-Riff: 31. VII. 89 (No. 1327 — 2 Ex.). 


- Subtribus Protostichodactylinae. 


Protantheen mit wenigstens einigen Tentakelnin radiären 
Reihen angeordnet. Auf jedes Exocoel kommt nur ein 
Tentakel, auf alle oder nur auf die größeren Endocoele 
mehrere Tentakeln. Längsmuskelschicht der Körperwand 
in der Regel sehr schwach entwickelt, ebenso die Nerven- 
faserschicht. Bau des Ektoderms der Körperwand nicht 
ganz mit dem Bau des Ektoderms der Tentakeln überein- 
stimmend. 


Zu dieser Unterabteilung der Protantheen rechne ich vorläufig die 
Familie Corallimorphrdae R. HERTWIG (= Corynactidae ANDRES). Vergl. die 
Bemerkungen unter der Spezies Corynactis globulifera! 


Fam. Corallimorphidae. 


Protostichodactylinen ohne Sphinkter oder mit einem 
kurzen, diffusen, gewöhnlich schwach entwickelten Sphinkter. 
Tentakeln an der Spitze halbkugelförmig angeschwollen. 
Spitze in histologischer Hinsicht von dem übrigen Teil der 
Tentakeln differenziert. Die in Reihen angeordneten Tentakeln 
nicht zahlreich. Schlundrinnen nicht vorhanden oder sehr 
wenig ausgeprägt. Mesenterialfilamente ohne Flimmer- 
streifen. 

Zu dieser Familie sind das Genus Corallimorphus ebenso die von 
R. HERTWIG (1888) beschriebene Form, Corynactis sp.?, zu stellen. Vorläufig 
rechne ich auch das Genus Corynactis zu den Corallimorphiden (vergl. 
C. globulifera!). Für die von HERTWIG als eine Corynactis-Spezies 
beschriebene Art muß ein neues Genus aufgestellt werden; ich schlage 
hierfürden Namen JZsocorallion mit der Spezies J. Hertwigi vor. Dies 
Genus erinnertin Betreff des Aussehens und teilweise auch in der Verteilung 
der Tentakeln an das Genus Corynactis, steht jedoch Corallemorphus viel 
näher als Corynactıs. Es ist außerdem durch das Vorhandensein einer wohl 
entwickelten Längsmuskelschicht der Körperwand von den übrigen Genera 


0 Dr. Oskar Carlgren. (40) 


unterschieden. Ich habe Gelegenheit gehabt, Repräsentanten aller drei 
Genera zu untersuchen. In der STUHLMANN’schen Sammlung findet sich 
nur eine Spezies der Gattung Corynactis. 


Gen. Corynactis ALLEM. 


Einfache oder oftstockbildende Corallimorphiden, deren 
Exocoeltentakeln größer als alle übrigen Tentakeln sind und 
innerhalb des äußersten Cyklus der Endocoeltentakeln liegen. 
Kein deutlicher Unterschied zwischen rand- und scheiben- 
ständigen Tentakeln. Körperwand mit sehr schwach ent- 
wickelten Längsmuskeln (?) versehen. Keine bis mehrere wenig 
differenzierte Schlundrinnen. Mesogloea nicht knorpel- 
artig. Körper immer höher als breit. 


4. Corynactis globulifera (Ehr.) Klunz. 
Actinia Eetacmaea globulifera H. & E., EHRENBERG 1834, p. 39. Symb. phys. 
1831, Phyt. 9, Fig. 4, Aa. 
Actinia Eetacmaea globulifera (Taraclostephanus) BRANDT 1835, p. 13. 


Re “ DESHAYES in LAMARCK 1837, p. 544. 
Cache: globulifera MILNE-EDWARDS 1857—60, p. 258. 
n 5 EHR., KLUNZINGER 1877, p. 73, Taf. 5, Fie. S. 
r 5 EHR., ANDRES 1853, p. 276. 
” hoplites n. sp. HADD. & SHACKL. 1893, pag. 118. 
; »„  H. & SHACKL., HADDON 1898, p. 467, Taf. 30, Fig. 1—4. 


Größe: Höhe des einzigen Exemplars 1,2 cm. Durchmesser etwa 
0,5 cm. 

Farbe: Auf einer Etikette STUHLMANN’s findet sich folgende Be- 
merkung: Körper hellbraun. Tentakeln hellbraun und grün gescheckt. 
Es ist indessen nicht sicher, ob diese Angabe der Farbenzeichnung auf 
diese Spezies zu beziehen ist, denn in dem betreffenden Röhrchen fanden 
sich neben Corynactis zwei Exemplare der Phellia decora. 

Kurze Beschreibung: Proximales Körperende abgeplattet. 
Körperwand ceylindrisch, glatt, mit ziemlich. tiefen, den Mesenterien- 
insertionen entsprechenden Längsfurchen versehen. Körper bedeutend 
höher als breit. „Margin“ scharf begrenzt, mit wenig entwickelter Fossa. 
Mundscheibe weit, bei dem einzigen Exemplar eingezogen, infolgedessen 
stark konkav, glatt. Etwas mehr als das innere Drittel tentakelfrei, 
ohne deutliche Mesenterieninsertionen. Tentakeln von dem bei Corynactis 
gewöhnlichen Aussehen, cylindrisch, aber infolge der Konservierung von 
den Seiten her abgeplattet, an der Spitze knospenförmig angeschwollen, 
an Zahl 111, so verteilt, daß die 27 größten Tentakeln von den Exocoelen 
ausgehen. In 10 Endocoelfächern standen 4 Tentakeln, in 11 Endocoel- 
fächern 3, im 5 Endocoelfächern 2 und in einem  Endocoelfach nur 


(4 ) Östafrikanısche Actinien. 


1 Tentakel. Wenn ich die Exoeoeltentakeln mit 


2a 


römischen Ziffern 


bezeichne und mit gewöhnlichen Ziffern die Zahl der Tentakeln, die auf jedes 


Endocoel kommt, wäre die Anordnung folgende: I4 I3 


I413 1412 IA Il 


1315121213 131214131413 I3 I4I3 [414121413 —= 111 Tentakeln. 


Eine Sonderung in periphere und zentrale Tentakeln 
ist nicht zu sehen. Die Exocoeltentakeln sind am 
größten und dieksten und stehen nicht unmittelbar am 
Rande, sondern ein wenig innerhalb der äußersten 
Endocoeltentakeln. Von den Endocoeltentakeln waren 
die der Exocoeltentakel am nächsten stehenden Ten- 
takel nach innen hin in der Regel am besten entwickelt; 
etwa eben so gut entwickelt sind die äußersten; am 
kleinsten waren in allen Fällen, wenn drei oder vier 
Tentakeln in einem Fach vorkommen, die innersten. 


Fig. 1. 

Schema der Tentakel- 
anordnung bei Corynactis 
globulifera (Ehr.) Klunz. 
(Die runden und ovalen 

Flecke bezeichnen die 


(Gingen 4 Tentakeln von einem Endocoel aus, so waren bezeic 
R 2 k € : R Tentakelinsertionen, die 
die beiden innersten etwa gleich entwickelt. (Siehe Herockisen ale Länss. 
nebenstehendes Schema über die Tentakelanordnung in unten; Innerer Rand der 
sieben Fächern.) Schlundrohr von mittelmäßiger 
Länge, längsgefurcht. Keine markierte Schlundrinnen vorhanden. 
Ektoderm der Körperwand ziemlich hoch, doch bedeutend niedriger 
als die Mesogloea, mit zahlreichen, homogenen Drüsenzellen und ziemlich 
zahlreichen dickwandigen, nicht stark lichtbrechenden Nesselkapseln (Länge 
etwa 16 «). Ektodermale Muskeln (?) sehr schwach, doch im Verhältnis 
zu den der anderen Spezies ziemlich wohl entwickelt, aber in jedem Fall 
bedeutend schwächer als die entodermalen Muskeln, nicht immer an 
Querschnitten gut hervortretend (vergl. unten). Mesogloea der Körper- 
wand mit den Mesenterieninsertionen entsprechenden Furchen, mit ziemlich 
gleichmäßig zerstreuten, bisweilen sehr spärlichen Zellen in eine zum 
größten Teil homogenen Zwischensubstanz eingebettet. Entoderm der 
Körperwand von derselben Höhe oder etwas höher als das Ektoderm 
derselben. Sphinkter ziemlich wohl entwickelt, diffus, etwa wie die 
Abbildung des Sphinkters von €. hoplites (HADDON 1898, Taf. 30, Fig. 2). — 
Tentakeln: Ektoderm der geknöpften Partie sehr hoch, bedeutend 
höher als die Mesogloea, mit außerordentlich zahlreichen, schmalen dünn- 
wandigen Nesselkapseln (Länge bis etwa 92 u), mit sehr deutlichem Spiral- 
faden, besonders bei den kleineren Nesselkapseln; außerdem selten Nessel- 
kapseln von spezifischem Aussehen (Größe 80 bis 100 u 16 u). Nerven- 
schicht gut entwickelt, dagegen fehlen die ektodermalen Längsmuskeln. 
Mesogloea mit wenigen Zellen, ziemlich dick. Geknöpfte Partie gut von 
dem übrigen Teil der Tentakeln abgesetzt. Nicht geknöpfte Partie: 
Ektoderm von der halben Höhe des Ektoderms der geknöpften Partie, 
ohne die in der geknöpften Partie vorkommenden Nesselkapseln.  Ekto- 


22 Dr. Oskar Carlgren. (42) 


dermale Längsmuskeln ziemlich gut entwickelt. Mesogloea wie die 
Mesogloea der geknöpften Partie mit sehr spärlichen Zellen. Ektoderm 
und Mesogloea der Mundscheibe ziemlich dick. Ektodermale Radial- 
muskeln ziemlich gut entwickelt. Schlundrohr mit ziemlich zahlreichen 
spezifischen Nesselkapseln (80 « > 16 u), außerdem/ kommen hier dick- 
wandige, ziemlich stark lichtbrechende, etwa 32 u lange Nesselkapseln 
vor. Zahlreiche vollständige Mesenterien (Anordnung?). Längsmuskeln der 
Mesenterien mit wenigen Falten. Parietobasilarmuskeln nicht stark, an 
Querschnitten keine verzweigte Falten bildend. Basilarmuskeln und 
Flimmerstreifen fehlen. 

Da nur ein Exemplar in der Sammlung vorhanden war, kann ich 
keine vollständigen Angaben über die Organisation geben. Ich habe in- 
dessen sowohl ein von KLUNZINGER bei Koseir gefischtes Exemplar in 
dem Berliner Museum untersucht, wie auch die Originalpräparate von 
©. hoplites gesehen. Ich kann keinen Unterschied zwischen diesen Formen 
finden, weshalb ich die beiden Spezies CO. globulifera und ©. hoplites 
zusammenfassen muß. Was die ektodermalen Längsmuskeln in der Körper- 
wand anbetrifft, so sind sie, wenn sie überhanpt vorkommen, bei dem 
Genus Corynactis außerordentlich fein — ich habe folgende 4(5) Corynactis- 
Arten in dieser Hinsicht auf Querschnitten untersucht, nämlich ©. veridis, 
C. globulifera, ©. hoplites (= globulifera), ©. carnea (nach meinen Unter- 
suchungen an den Originalexemplaren — Anemonia variabilis MC. MURR.) 
und €. australis — auch sind sie oft nicht deutlich. Die von HADDON 
und DUERDEN als ektodermale Längsmuskeln gedeuteten Bildungen treten 
am besten an Querschnitten hervor; hier sieht man sie als feine Punkte 
liegen. Im Vergleich mit den quergeschnittenen Muskeln des Ektoderms 
sind sie sehr fein; auch färben sie sich nicht so wie diese. Ich halte es 
für notwendig, Macerationspräparate zu machen, um die Natur dieser 
Bildungen mit Sicherheit festzustellen. Sollte es sich zeigen, daß sie 
keine ektodermalen Längsmuskeln sind, so ist das Genus Corynactis von 
den Gorallimorphiden zu trennen und in eine Familie Corynactidae in 
der Nähe der Familie Discosomidae zu stellen. Das Vorhandensein eines 
Sphinkters, der bisweilen wie bei ©. globulfera ziemlich gut entwickelt 
ist, während er bei den Gattungen Corallimorphus und Isocorallion fehlt, 
wie auch die verschiedene Anordnung der Tentakeln in den Fächern 
zeigen z. B. unzweideutig, daß Corynactis ihren eigenen Entwicklungsgang 
eingeschlagen hat, so daß eine infolge des Vorhandenseins oder der Ab- 
wesenheit einer ektodermalen Längsmuskelschicht in der Körperwand 
nötige Trennung der Genera in verschiedene Familien auch in anderer 
Hinsicht berechtigt sein kann. 

Fundnotiz: Sansibar, Insel Baui: 29. VT. 89 (No. 1160 — 1 Ex., 
zusammen mit zwei Exemplaren von Phellia decora). 


(45) Östafrikanische Actinien. 233 


Tribus 2. Nynantheae. 


Actiniarien, denen an der Körperwand und meistens 
auch an dem Schlundrohr eine Längsmuskel und Ganglien- 
schicht fehlt. Mesenterien gewöhnlich mit Basilarmuskeln 
versehen, manchmal ohne solche, Filamente in der Regel 
mit Flimmerstreifen. 


In einer 1898 veröffentlichten Arbeit habe ich die Nynantheen 
vorläufig in zwei Gruppen, Athenaria und Thenaria, geteilt. Die Thenarien 
faßten die Gruppen Actininae und Stechodactylinae ein. Gewöhnlich 
pflegt man die Athenarien (= Ilyanthiden) als eine Unterabteilung der 
Actininae aufzufassen. Das Vorkommen einer Species, Antheopsis koseirensis, 
bei der die Tentakeln bald die Actininen-, bald die Stichodactylinen-An- 
ordnung zeigen (vergl. Antheopsis koseirensis), erschütterte indessen meine 
Ansicht, daß diese Gruppen homogen seien, stark. Seitdem ich einige 
mit Antheopsis verwandte Formen näher untersucht habe, bin ich jedoch 
geneigt anzunehmen, daß Antheopsis eine echte Stichodactyline ist, die 
durch Reduction der Tentakeln in eine Actinine übergehen kann. Jetzt 
halte ich für wahrscheinlich, daß die Actininen und Stichodactylinen 
sich schon sehr früh als Protantheen getrennt, d. h., daß die Tentakeln 
sich schon in dem Protantheenstadium entweder in Cyklen oder in 
radialen Serien angeordnet haben. Die Unterabteilungen Thenaria und 
Athenaria sind also am besten den Actininen und Stichodactylinen 
unterzuordnen. 


Weil ich eine Einteilung der Nynantheen nach der Anordnung der 
Tentakeln für natürlich halte, teile ich hier die Nynantheen in zwei 
Subtribus, Actininae und Stichodactylinae. Die Actininae umfassen nach 
meiner Meinung die Unterabteilungen Athenaria und Thenaria, von 
denen die erstere ein abgerundetes oder seltener zugespitztes oder 
abgeplattetes proximales Körperende hat, aber keine Basilarmuskeln 
besitzt, während die letztere mit einer Fußscheibe und Basilarmuskeln 
versehen ist. Auch unter den Stichodactylinen finden wir ähnliche 
Verhältnisse, insofern die Discosomiden ganz wie die Protostichodactylinen 
keine Basilarmuskeln und keine eigentliche Fußscheibe haben, obgleich 
doch hier das proximale Körperende abgeplattet ist. Konsequent sollte 
man auch die Stichodactylinen in zwei Gruppen nach dem Vor- 
kommen oder der Abwesenheit der Basilarmuskeln einteilen; ich will 
indessen die Durchführung dieser Sonderung, solange die systematische 
Stellung der Discosomiden nicht ganz bestimmt ist, auf eine spätere 
(Gelegenheit verschieben. (Vergl. die Bemerkungen unter der Tribus 
Stichodactylinae!) 


94 Dr. Oskar Carlgren. (44) 


Subtribus Actininae. 
Nynantheen mit Tentakeln in alternirenden Öyklen und 


nicht in radialen Serien angeordnet. Jede Radialkammer 
trägt niemals mehr als einen Tentakel. - 


Athenaria. 


Actininen ohne Basilarmuskeln und ohne deutliche 
Fußscheibe. Proximales Körperende gewöhnlich rund, 
selten zugespitzt oder abgeplattet. Körper gewöhnlich 
sehr langgestreckt. 

Zu dieser Unterabteilung rechne ich folgende Familien: Edwardsidae, 
Halcampomorphidae, Halcampactidae (nov. fam., für solche Athenarien, 
die keinen Sphinkter haben aber Acontien besitzen), Halcampidae, 
Andwakiadae und Ilyanthrdae Näheres in Betreff dieser Familien in 
einer bald erscheinenden Mitteilung. 


Fam. Edwardsidae. 


Athenarien mit nur acht wohl entwickelten, fertilen 
Mesenterien, die eine bilaterale Anordnung zeigen. Zwei ein- 
ander entgegengesetzte Paare, jedes Paar mit abgewandten 
Längsmuskeln, bilden die beiden Richtungsmesenterienpaare:; 
zwischen ihnen stehen auf jeder Seite zwei Mesenterien, 
deren Längsmuskeln gegen das hintere (ventrale) Richtungs- 
mesenterienpaar gekehrt sind. Sehr schwach entwickelte 
Mesenterienanlagein den distalsten Teilen (bisweilen fehlend?). 
Ohne Sphinkter und Acontien. Nur eine und zwar eine ventrale, 
nicht stark entwickelte Schlundrinne oder ohne Schlundrinnen. 

Diese Diagnose der Familie Zdwardsidae stimmt mit der von mir 
1598 gegebenen überein. Nur in Betreff der Schlundrinnen weicht sie 
etwas ab. Bei allen von mir darauf hin untersuchten (9 Spezies) Edwardsinen 
war nur eine, und zwar die ventrale Schlundrinne vorhanden, während 
bei den Milne-Edwardsinen keine Schlundrinnen zu entdecken waren. 
Es waren jedoch nicht alle untersuchten Milne-Edwardsinen gut konserviert, 
so daß eine erneute Untersuchung an besserem Materiale sehr erwünschens- 
wert ist. Über das Vorkommen einer ventralen Schlundrinne bei den 
Edwardsiden ist nur wenig bekannt. HADDON hat (1889) eine solche 
deutlich bei 2. tecta wahrgenommen und abgebildet (Taf. 36, Fig. 1), 
aber derselben keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt. Er erwähnt 
nur, daß die Cilien in der Schlundrinne länger als in dem übrigen Teile 
des Schlundrohrs sind. FAUROT (1895) spricht in Betreff der Zdwardsia 


(45) Ostafrikanische Actinien. 35 
Beautempsi von zwei Schlundrinnen, von denen jedoch die ventrale 
stärker ist. In der That giebt es keine dorsale Schlundrinne bei den 
Edwardsinen, soweit ich habe finden können. Die dorsale Rinne unter- 
scheidet sich nämlich weder in histologischer Hinsicht noch in dem 
Aussehen von den übrigen Längsfurchen des Schlundrohrs. Das Vorkommen 
nur einer ventralen Schlundrinne bei den Edwardsinen verbindet diese 
Edwardsiden mit den Gattungen Peachia, (Stphonactinia), Mesacmaea, 
Eloactis und Haloclava. Eine zweite Übereinstimmung zwischen diesen drei 
Genera und Edwardsia besteht darin, daß die kürzeren Tentakeln inner- 
halb der längeren stehen und von den Endocoelen ausgehen. 

Außer den Gattungen Zdwardsia, Edwardsiella = Edwardsiodes) 
und Milne-Edwardsia habe ich drei neue Genera der Edwardsiden zu 
erwähnen. Sie können nach dem Vorkommen oder Fehlen von den in 
die Mesogloea eingesenkten, Nesselzellen haltenden Kapseln, die gewöhnlich 
über die Fläche des Scapus als kleine Höcker hervortreten, in zwei 
Gruppen Edwardsinae und Meilne- Edwardsinae, eingeteilt werden. Auch 
in anderer Hinsicht scheinen sie von einander abzuweichen, so z. B. in 
dem oben geschilderten Vorhandensein oder der Abwesenheit der Schlund- 
rinnen. Auch in der Anordnung der Tentakeln eiebt es Unterschiede; 
aber ich wage nicht zu entscheiden, ob diese Unterschiede in den beiden 
Gruppen konstant sind; man muß weitere Untersuchungen abwarten. 
Ich will nur an die Verschiedenheit in der oben geschilderten Anordnung 
der Tentakeln bei Edwardsia und bei Milne- Edwardsia, bei welcher 
letzteren die inneren Tentakeln wie gewöhnlich bei den Actinien länger 
als die äußeren sind und in den Endocoelen Jiegen, erinnern. 


Subfam, Edwardsinae, 
— Fam. Edwardsidae, CARLGREN 1893. 
Edwardsiden mit, Nesselhöckerkapseln in dem Scapus. 
Schlundrohr mit einer schwach entwickelten ventralen Schlund- 
rinne. 


Gen. Edwardsiella ANDRES. 
Edwardsiella (pro parte), ANDRES. 

Edwardsinen, deren Körperwand in Capitulum, Scapus und 
Physa abgeteilt ist. Proximaler Teil, Physa, mehr oder minder 
entwickelt, jedoch immer vorhanden, immer ohne Nesselhöcker- 
kapseln. Nesselhöckerkapseln des Scapus zwischen den Mesen- 
terieninsertionen zerstreut oder in mehreren Reihen an- 
geordnet. Tentakeln gewöhnlich mehr als 16. 

Diese Gattung, der die meisten bekannten Edwardsien angehören, 
unterscheidet sich von einer andern ziemlich nahe stehenden Gattung, 


26 Dr. Oskar Carlgren. (46) 
Isoedwardsia n. gen., dadurch, daß bei der ersteren immer eine Physa 
entwickelt ist, obgleich sie bisweilen rudimentär ist, bei der zweiten da- 
gegen jede Spur einer Physa verschwunden ist. Bei Zdwardsiella trifft 
man dafür immer, ganz wie bei Zdwardsia, in dem Ektoderm des proxi- 
malen Körperteils zerstreute diekwandige Nesselzellen, während diese 
Nesselzellen an dem entsprechenden Körperteil der /soedwardsia in Höcker- 
kapseln eingelagert sind. 


5. Edwardsiella pudica (Klunz.) Andres. 
(Tafel 1 Fig. 5.) 

Edwardsia pudica sp. n., KLUNZINGER 1577 p. SO, Taf. 6 Fig. 3. 

Edwardsiella pudica, KLUNZ., ANDRES 1853, p. 101. 

Edwardsia adenensis n. sp., FAUROT 1895, p. 121, Taf. 6, Fig. 5, Taf. 7, Fig. 6, 
Mextraond: 

Größe wechselnd. Größtes Exemplar: Länge 15 cm. Größte Breite 
1 cm. Tentakellänge wechselnd nach der Kontraktion der Tentakeln 
0,5—2 em, Capitulum kurz, etwa 0,5 cm lang. Physa wenig entwickelt, 
Länge bis 0,5 cm, Breite bis 0,4 cm. 

Farbe: Scapus graubraun, nach Abstreifung der Hülle weißlich- 
gelblich. Farbe der Tentakeln sehr wechselnd, grasgrün, grün, weiß- 
sesprenkelt, orangerot, braun, blaßgrün mit. weißen Flecken, unten mit 
dunkelgrauen Streifen, die Außenseite ist jedoch stets grau, Mund bleich, 
fleischfarben (STUHLMANN); in Alkohol: Scapus schmutzig graubraun 
bis gelbbraun. Nesselhöckerkapseln, wenn sie hervortreten, dunkelgrau. 
Weil die Nesselhöckerkapseln bisweilen Tendenz haben sich in Reihen 
anzuordnen, erhielt der Scapus bisweilen ein gestricktes Aussehen von 
gelbbraun und grau. 

Kurze Beschreibung: Körper sehr langgestreckt, in der Regel 
eylindrisch, mit Ausnahme des proximalen Teils, der gegen das proximale 
Ende langsam schmäler wird. Physa unbedeutend im Verhältnis zu dem 
übrigen Körper und bedeutend schmäler als dieser, ziemlich deutlich ab- 
gesondert, langgestreckt oval, scheint bisweilen eine cuticulaartige Membran 
absondern zu können, die jedoch immer bedeutend schwächer als die des 
Scapus ist. Bisweilen kleine Steine an der Physa angeheftet. Scapus 
mit emer gut entwickelten Cutieula und mit zahlreichen, zerstreuten 
Nesselhöckerkapseln, die bisweilen die Neigung zeigen, sich in mehreren 
Längsreihen in jedem Fach anzuordnen. Die Nesselhöckerkapseln treten 
mehr oder minder deutlich auf und geben dem Scapus ein mehr oder 
minder gerunzeltes Aussehen. Scapus mit 8 sehr deutlichen Längsfurchen, 
die den Mesenterieninsertionen entsprechen. Capitulum kurz, ohne 
Cutieula, mit deutlichen, den Mesenterieninsertionen entsprechenden Furchen 
versehen. Tentakeln conisch, kurz, nicht verzweigt, von etwa gleicher 
Länge, an Zahl 13—20 (mehrere Ex. untersucht). (STUHLMANN bemerkt in 


(47 ) Ostafrikanische Actinien. 37 


seinen Notizen, daß eine andere Zdiwardsia von der Insel Baui, die vielleicht einer 
anderen Art angehört, 38 kurze Tentakeln hat.) Mundscheibe unbedeutend, 
mit schwachen, den Mesenterieninsertionen entsprechenden Furchen versehen, 
ohne Gonidialtuberkeln. Schlundrohr längsgefurcht, kurz, etwa von der 
Länge des Capitulums, mit einer wenig entwickelten ventralen Schlundrinne. 

Ektoderm der Physa nicht so hoch wie die Mesogloea derselben, 
mit- zerstreuten, ziemlich zahlreichen dieckwandigen Nesselkapseln (Länge 
16—20 u), Mesogloea ohne eingesenkte Nesselhöckerkapseln, Entoderm 
mit gut entwickelter Nervenfaserschicht. Scapus: Ektoderm sehr dünn, 
mit einer Cuticula, die in Dicke das Ektoderm fast übertrifft. Mesogloea dick, 
nach außen in zahlreiche Runzel geleet. Nesselhöckerkapseln sehr zahl- 
reich aber von geringem Durchmesser, enthalten zahlreiche kornartige Zellen. 
Diekwandige Nesselzellen spärlich, nur in der Öffnung der Kapseln. 
Ektoderm des Capitulums mit zahlreichen diekwandigen Nesselkapseln (Länge 
etwa 18 u). Entodermale Ringmuskeln der Körperwand in der Mitte 
zwischen den Mesenterieninsertionen stark entwickelt, ziemlich schwach an 
den Mesenterieninsertionen. Kein Sphinkter. Ektoderm der Tentakeln 
hoch, mehrmals höher als die Mesogloea, mit sehr zahlreichen dünn- 
wandigen Nesselkapseln (Länge 20 «) mit deutlichem Spiralfaden und 
26—32 w langen diekwandigen. Ektodermale Längsmuskeln schwach. 
Ektodermale Radialmuskeln der Mundscheibe schwach. Ektoderm des 
Schlundrohrs mit 32—40 u langen dickwandigen Nesselkapseln, mehr- 
mals höher als die Mesogloea. Vollständige Mesenterien 8, unvoll- 
ständige in den allerproximalsten Teilen als, ziemlich gut entwickelte 
Mesogloeaauswüchse. Längsmuskelpolster der vollständigen Mesenterien 
sehr stark, nicht konzentriert, sondern mehr ausgebreitet, an Querschnitten 
mit mehr als 100 oft sehr reich verzweigten Falten. Die. Polster werden 
allmählich gegen den proximalen Teil schmäler; ein Paar Centimeter des 
proximalen - Endes frei vom Polster. Parietalmuskeln sehr stark, mit 
zahlreichen, mehr als dreißig, dicht liegenden, fast unverzweigten, fast in 
geradem Winkel von dem Hauptstamm der Mesogloea ausgehenden Falten. 
Mesenterialfilamente mit Flimmerstreifen. Entodermpartie zwischen den 
Flimmer- und Nesseldrüsenstreifen gut begrenzt. 

Die von FAUROT beschriebene &. adenensis ist ganz sicher mit 
E. pudica identisch. Die von FAUROT gegebenen sehr schematischen 
Figuren zeigen nämlich eine gute Übereinstimmung mit den Schnitten 
‘von E. pudica. Das fast vollständige Fehlen von Nesselzellen in den 
Nesselhöckerkapseln — FAUROF erwähnt, daß keine Nesselzellen darin 
vorkommen — ist auch ein gemeinsamer Charakter für die beiden als 
verschiedene Arten beschriebenen Edwardsien. 

Fundnotizen: Sansibar, Kokotoni: 22. VIII. 89 (9 Ex.). Ost- 
afrika (6 Ex.). 


38 Dr. Oskar Carlgren. (48) 


Thenaria. 


Actininen mit Basilarmuskeln und Fußscheibe. 

‚Alle von mir untersuchten Thenarien sind mit Basilarmuskeln ver- 
sehen. Doch trifft man bisweilen Spezies, bei denen die Basilarmuskeln 
sehr schwach entwickelt sind. Besonders ist dies bei gewissen Chondrac- 
tininen der Fall, bei denen offenbar durch die mehr als gewöhnlich fest- 
sitzende Lebensweise die Basilarmuskeln reduziert sind. 


Fam. Aliciidae. 

Thenarien ohne Sphinkter oder mit einem stärker oder 
schwächer entwickelten, jedoch immer diffusen Sphinkter. 
Mesenterien nicht (wenigstens nicht regelmäßig) in Endocoelen 
entwickelt. Tentakeln nicht verzweigt, ohne Sphinkter an der 
Basis (nicht abschnürbar). Ohne Acontien und Cineliden. 
Randsäckchen vorhanden oder nicht. Körperwand mit blasen- 
ähnlichen, oft zusammengesetzten Auswüchsen, deren Ektoderm 
zahlreiche Nesselzellen enthält. 

Wie ich 1898 bemerkt habe, muß wahrscheinlich die Familie Alzeiidae 
einer Revision unterzogen werden. Ich bin nämlich davon überzeugt, daß 
die Familie nicht homogen ist. Die blasenförmigen Auswüchse an der 
Körperwand, nach DUERDEN und HADDON das wichtigste Charakteristikum 
der Familie, tritt übrigens nicht allen bei den Aliciiden auf, sondern 
auch bei dem Genus Dunodosoma, eimer Bunodide. Das Vorkommen der 
blasenförmigen Auswüchse bei den verschiedenen Genera der Aliciiden 
braucht also nicht notwendig als Anzeichen näherer Verwandtschaft dieser 
Genera gedeutet zu werden. Ich hoffe, später die Stellung der Familie 
Aliciidae und verwandter Genera näher angeben zu. können. 


Gen. Alicia J. YV. JOHNSON. 


Aliciiden mitlangen Tentakeln und mit sechs vollständigen 
und sterilen Mesenterienpaaren. Geschlechtsorgane erst von 
den Mesenterien zweiter Ordnung auftretend. Zwei Richtungs- 
mesenterienpaare. Ohne Sphinkter. Körper langgestreckt. 
Körperwand mit Ausnahme des allerdistalsten Teils, Capitulum, 
mit blasenförmigen Auswüchsen von wechselndem Aussehen; 
Capitulum mit dünnwandigen Nesselkapseln. 


6. A. sansibarensis n. sp. 
(Tafel 1, Fig. 6, 7.) 


Größe (nach STUHLMANN): Fußscheibe sehr breit bis etwa 5—7 cm 
Durchmesser, Höhe des Körpers 6 bis S cm, Durchmesser des Körpers 


(49) Ostafrikanische Actinien. 39 


am distalen Ende nur etwa 3 bis 4 cm. Tentakellänge 6 bis 7 cm, 
Dicke der Tentakeln bis 4 mm. Einzelne Kugelpakete bis 3 mm 
Durchmesser. 

Farbe (nach STUHLMANN): Körperwand durchscheinend, gelblich 
fleischfarben mit leichter rosa Längsstreifung. Proximalster Teil der 
Körperwand mit weißer Strichelung. In der Mitte der Kugeln ein rundes 
Feld von gelber, weißer, violetter, braunroter oder rosa Farbe (die 
violette Farbe überwiegend), Mittelpartie von weiß und schwarz umrandet. 
Tentakeln hyalin rosa, an der Basis etwas rostfarben. 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe sehr dünn, mit teilweise 
durchscheinenden Mesenterieninsertionen, infolge der Kontraktion quer- 
gerunzelt, sehr weit ausgebreitet, Rand gekerbt. Körperwand dünn, ohne 
Saugwarzen, aber in ihrem proximalen Teil, ?/; oder °/a von der ganzen 
Körperhöhe, mit großen Kugelpaketen besetzt. (In ausgestrecktem Zu- 
stande sind die Pakete 1,5 em hoch und 0,75 bis 1,5 cm breit.) Kugel- 
pakete mit 10 bis 25 Kugeln (nach STUHLMANN 10 bis 20), in den 
distalen Körperteilen deutlich gestielt, im den proximalen ist der Stiel 
kurz. Pakete unregelmäßig über die Fläche der Körperwand verteilt, in 
den proximalen Partien dichter liegend und kleiner als in den distalen. 
Distalster Teil der Körperwand, Capitulum, ohne Pakete, glatt. „Margin“ 
nicht bestimmt, ohne Fossa. Tentakeln 6+6+12+24=48 (nach 
STUHLMANN in zwei Reihen), sehr lang, schlangenförmig, nach STUHLMANN 
in ausgestrecktem Zustande durchsichtig, Mundscheibe unbedeutend, mit 
radialen Furchen ohne deutliche Schlundrinnenöffnungen. Schlundrohr lang, 
in Querrunzeln gelegt, etwa zwei Drittel vom der Körperlänge, braunrot, 
in den Partien auf beiden Seiten der Schlundrinne ohne Pigment. Schlund- 
rinnen zwei, wie bei A. costae nicht scharf begrenzt, ohne oder mit sehr 
schwachen Zipfeln. 3 

Fußscheiben-Ektoderm mit spärlichen diekwandigen etwa 24 u 
langen Nesselkapseln. Ektoderm der Körperwand zwischen den Kugeln 
niedrig, ohne Nesselkapseln, oder mit sehr spärlichen, an der äußeren Seite 
der Kugeln sehr hoch, mit zahlreichen bis 80 « langen diekwandigen Nessel- 
kapseln; Mesögloea und Entoderm der Körperwand niedrig. Entoderm 
der kugeltragenden Partie der Körperwand pigmentiert. Entodermale 
Ringmuskeln nicht stark, ohne einen Sphinkter zu bilden. Capitulum 
hoch, in den distalsten Partien mit ziemlich gut entwickelten, ektodermalen 
Längsmuskeln versehen. Ektoderm des distalsten Teils des Capitulums 
mit zahlreichen dünnwandigen, 28 „u langen Nesselkapseln; hier und da 
kommt eine dickwandige, etwa 72 w lange Nesselkapsel vor. In den 
proximalen Partien des Ektoderms des Capitulums sind die dünnwandigen 
Nesselkapseln spärlicher (Länge 28 «) und die dickwandigen (Länge etwa 
80 „) zahlreicher (möglicherweise stammen diese Zellen von den Kugeln, 


[9] 


30 Dr. Oskar Carlgren. (50) 


denn die Kugeln lagen infolge schlechter Konservierung dicht gepreßt an 
diesen Teilen). Ektoderm der Tentakeln ziemlich niedrig, im Verhältnis zu 
der Mesogloea hoch, mit außerordentlich zahlreichen dünnwandigen 48 u 
langen oder längeren Nesselkapseln und mit spärlichen 52 „ langen dick- 
wandigen. Dünnwandige Nesselkapseln des Mundscheiben-Ektoderms 
wie in den Tentakeln, aber nicht so zahlreich, dickwandige ziemlich 
häufig, etwa 44 „ lang. Ektodermale Längsmuskeln der Tentakeln und 
Radialmuskeln der Mundscheibe nicht stark, mit flachen und wenigen 
Falten. Ektoderm des Schlundrohrs sehr hoch, mit zahlreichen dick- 
wandigen Nesselkapseln (Länge 44 bis 60 u), sehr schwach entwickelter 
Längsmuskulatur und zahlreichen Drüsenzellen. Schlundrinnen-Ektoderm 
hoch, mit spärlichen Drüsenzellen und diekwandigen Nesselkapseln mit gut 
entwickelten ektodermalen Längsmuskeln. Mesenterien nach der Sechs- 
zahl angeordnet: -6 + 6 + 12 Mesenterienpaare, von denen zwei 
Richtungsmesenterienpaare. Nur die 6 ersten vollständig, die Mesenterien 
zweiter Ordnung erreichen fast das Schlundrohr. Längsmuskeln nicht 
stark entwickelt, bilden bandähnliche Polster. Transversale Muskeln 
ziemlich gut entwickelt. Parietobasilarmuskeln und Basilarmuskeln sehr 
schwach. Oralstomata vorhanden, dagegen fehlen Randstomata. Mit 
Flimmerstreifen. Partie des Entoderms zwischen den Nessel-Drüsen- und 
den Flimmerstreifen gut abgesetzt. Ohne Acontien. Geschlechtsorgane, 
bei den untersuchten Exemplaren Hoden, auf den Mesenterien zweiter 
bis vierter Ordnung; die Hauptmesenterien sind steril. 

Fundnotizen: Ziemlich selten auf sandigem Grunde (STUHLMANN). 

Sansibar Tumbatu 24. VII. 89. (No. 1480 — 2 Ex.). 
A H 24. VID. 89. (No. 1515. — 1 Ex.). 


Fam. Actiniidae. 


Thenarien ohne, oder mit einem gewöhnlich schwach ent- 
wickelten, diffusen, circumsceript-diffusen oder aggregierten 
Sphinkter. Mesenterien nicht (wenigstens nicht regelmäßig) in 
den Endocoelen entwickelt. Tentakeln nicht verzweigt, ohne 
Sphinkter an der Basis (nicht abschnürbar). Ohne Acontien 
und Cincliden. Randsäckchen vorhanden oder nicht. Körper- 
wand glatt oder mit Saugwarzen bedeckt. 


Gen. Actinia BROWNE. 

Actiniiden mit wohl entwickelter, ausgebreiteter Fuß- 
scheibe, ziemlich niedrigem, elattem Kö rperohne Saugwarzen 
und mit kurzen, nicht an der Spitze knopfförmig ange- 
schwollenen Tentakeln. Sphinkter diffus entodermal bis 


(51) Ostafrikanische Actinien. 31 


meso-entodermal. Margin gut begrenzt, gerade. Fossa wohl 
entwickelt. Randsäckchen vorhanden, von der Wand der 
Fossa innerhalb der Randfalte ausgehend. Tentakeln können 
vollständig von der Körperwand bedeckt werden. Mesenterien 
zahlreich, meist vollständig, sämtlich, die Mesenterien 
höchster Ordnung und die Richtungsmesenterien oft aus- 
senommen, mit Geschlechtsorganen ausgestattet. Schlund- 
rinnen wohl entwickelt. 


Unter den Genera Ackinia, Anemonia und Condylactis sind ver- 
schiedene Actinienspezies beschrieben, deren systematische Stellung sehr 
unklar ist. Das beruht darauf, daß die Charaktere, die man diesen 
(Grenera gegeben hat, ziemlich schwankend sind. Es ist heute noch nicht 
möglich, ein in Allem gutes System dieser und verwandter Genera 
zusammenzustellen; ich habe indessen hier versucht, die anatomisch genauer 
untersuchten Spezies zu gruppieren. 

Was das Genus Condylactis anbetrifft, so ist es durch das Vor- 
handensein der Saugwarzen an der Körperwand ziemlich gut begrenzt, 
obgleich andererseits eine Spezies, C. passiflora, vorkommt, bei der die 
Saugwarzen rudimentär oder ganz verkümmert sind. Von den schon 
beschriebenen Condylactis-Arten sind Condylactis georgeana und eruentata') 
wie auch (©. kerguelensis (diese letztere Spezies, die von STUDER als 
Bumodes kerguelensis beschrieben ist, gehört nämlich nach meinen Unter- 
suchungen dem Genus Condylactis an) und ©. erythrosoma mit kürzeren 
Tentakeln als -C. passiflora und C. aurantiaca versehen, aber im Übrigen 
stimmt die Organisation dieser Spezies gut überein, so daß es nicht nötig 
ist, die mit kurzen Tentakeln versehenen Condylactis-Arten in ein besonderes 
Genus zu stellen. 1 

Die Genera Actinia und Anemonia hat man durch das Vorhandensein 
oder die Abwesenheit von Randsäckchen zu unterscheiden versucht. 
Dies ist meiner Meinung nach kaum möglich, denn die Randsäckchen 
können in gewissen Fällen bei derselben Spezies fehlen oder fast fehlen, 
obgleich sie in der Regel gut entwickelt sind. So ist nach meinen 
Beobachtungen die Zahl der Randsäckchen bei A. egwina wechselnd. 
Bei den zwei von R. HERTWIG beschriebenen Exemplaren von Hormathra 
delicatula, die nach meinen Untersuchungen dem Genus Actinza angehört, 
war das eine mit wohl entwickelten Randsäckchen versehen, während ich 


", VERRILL (1899a p. 146) nennt diese Spezies Actinoides eruentata, was nicht 
richtig sein kann, weil Randsäckchen fehlen. Actinoides fasse ich etwa in demselben Sinne, 
wie HADDON (1598). KWIETNIEWSKI (1598) hat die Diagnose etwas erweitert und auch 
warzenlose Formen zu dem Genus gestellt. Dies halte ich nicht für angebracht. Die 
nach KWIETNIEWSKI warzenlose A. ambonensis hat übrigens, wie ich nach den Original- 
exemplaren konstatiert habe, Saugwarzen. 


39 Dr. Oskar Carlgren. (52) 


bei dem andern keine Randsäckchen entdecken konnte, obgleich es dem 
ersten Exemplar im Übrigen vollkommen ähnlich war. Auch die Rand- 
säckchen bei Anemonia sulcata scheinen nicht konstant zu sein. In vielen 
Fällen sind sie sehr deutlich und weichen in ihrem Bau nicht wesentlich 
von dem der Randsäckchen der Actinia equina ab, in anderen Fällen 
sind sie kaum zu entdecken. Ähnliche Beobachtungen habe ich auch bei 
Bunodosoma granulifera gemacht. Es ist also kaum möglich, die Genera 
Anemonia und Actinia nach dem Vorhandensein oder dem Fehlen der 
Randsäckchen zu unterscheiden. Dagegen ist die Lage der Randsäckchen bei 
Anemonia und Actinia immer ganz verschieden. Während sie bei Actinia 
von der Fossa ausgehen, sodaß der Rand (Margin) distinkt wird, entspringen 
sie bei Anemonia immer an dem Rand selbst. Im ersten Falle können 
die Randsäckchen von den Randfalten vollständig bedeckt werden, im 
letzteren nicht. Es giebt, wie wir an der Diagnose der Gattungen sehen 
können, auch andere Charaktere, durch die man die beiden Genera gut 
identifizieren kann. In der That beruht die schwankende Diagnose, die 
man diesen beiden Gattungen gegeben, zum größten Teil darauf, daß 
man mehrere nicht hierhergehörende Spezies in diese beiden Genera hat 
einzwingen wollen. Ich habe hier vorläufig mehrere dieser Spezies zu 
dem von KWIETNIEWSKI aufgestellten Genus Gyrostoma, allerdings mit 
ganz veränderten Charakteren, gestellt; für andere habe ich eine neue 
Gattung JZsactinia aufgestellt. 

Zu dem Genus Actinca rechne ich folgende Spezies: 

A. equwina L., A. Cari D. CH., A. (Hormathia) delicatula (R. HERTW.), 
A. Australiae n. sp. von Port Jackson und A. (Diplactis) bermudensis 
(Mc. MURR.)'). Die von MC. MURRICH (1889) gegebene Beschreibung 
des neuen Genus Diplactis stimmt gut mit dem von SIMON (1892) ge- 
schilderten Bau des Typus des Genus Actinia, A. equina. Besonders 
das Aussehen des Sphinkters und die Lage der Randsäckchen sind bei 
beiden Genera ganz gleich. Nur in Betreff der Verteilung der Geschlechts- 
organe scheinen sie von einander abzuweichen. Mc. MURRICH (1889) 
giebt an, daß die Geschlechtsorgane bei Diplactis nicht auf den Mesenterien 
erster Ordnung auftreten, während SIMON 1892 sagt, daß alle Mesenterien 
mit Ausnahme der Richtungsmesenterien fertil sind. Da die Angaben 
Mc. MURRICH’'s in Betreff der Verteilung der Geschlechtsorgane in 
einigen Fällen nicht mit dem von andern Forschern Gefundenen überein- 
stimmen, so halte ich für sehr wahrscheinlich, daß Mc. MURRICH die 


') Die von VERRILL (1898 p. 495) als A. bermudensis n. sp. beschriebene Actinia 
ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit Mc. MURRICH’s Diplactis bermudensis identisch. 
Das Vorkommen von 12 Randsäckchen bei der einen Form und ?4 bei der anderen hat 
wenig zu bedeuten, weil die Randsäckchen in der Zahl bei dem Genus Actinia sehr 
variieren. Siehe oben A. equina und VERRILR’s A. bermudensis var. Ferruginea ! 


@ 3) Östafrikanische Actinien. 33 


Geschlechtsorgane des ersten Mesenteriencyklus übersehen hat. Die von 
HERTWIG beschriebene Hormathia delicatula ist, wie ich oben gesagt 
habe, eine Actinzia. Inwieweit MC. MURRICH’sS A. infecunda eine Actinia- 
Spezies ist, wage ich nicht zu sagen; wahrscheinlich ist dies nicht der 
Fall, ebensowenig, ob die von HERTWIG beschriebene Comactis flagellifera 
mit der von MC. MURRICH beschriebenen A. infecunda identisch ist. Ich 
habe nämlich die von HERTWIG beschriebene Comactis in verschiedenen 
Größen unter den Actinien, die während der deutschen Tiefsee-Expedition 
gefischt sind, und von etwa demselben Fundort wie die von HERTWIG 
beschriebenen Exemplare stammen, gefunden. Die Untersuchung dieser 
Spezies führt zu dem Resultat, daß sie keine Actinia ist. Die von HADDON 
unter dem Genus Diplactis geführten A. aster und A. depressa gehören 
möglicherweise dem Genus Actenia an, doch sind die Beschreibungen der 
Spezies nicht so gut ausgefallen, daß wir bindende Beweise für eine 
solche Identifizierung haben. 

Unter den von STUHLMANN gesammelten Actiniarien findet sich kein 
Repräsentant des Genus Acknra. 


Gen. nov. Isactinia. 

Actiniiden mit wohl entwickelter Fußscheibe und ziemlich 
niedrigem, glattem Körper, ohne Saugwarzen und mit kurzen 
Tentakeln. Sphinkter wohlentwickelt, diffus, breit, Distaler 
Körperrand (Margin) gekerbt, mit ziemlich schwacher Fossa. 
Mit Randsäckchen, die an dem Margin (wie bei Anemonia) 
sitzen. Mesenterien zahlreich, meist vollständig. Geschlechts- 
organe? Schlundrinnen wohl entwickelt, in wechselnder Zahl. 

Durch die Lage und das Aussehen der Randsäckchen ähnelt dieses 
Genus Anemonia, unterscheidet sich von dieser Gattung” durch das Vor- 
handensein eines gut entwickelten, breiten, diffusen Sphinkters, in welcher 
Hinsicht es mit dem Genus Actinia übereinstimmt. Die Randsäckchen 
liegen bei Actinia indessen ganz anders als bei Zsactinia. 

Von schon bekannten Actiniiden rechne ich zwei, Actimia citrina 
HADD. & SHACKL. und Actinia mesembryanthemum H. & E. — Paractıs 
Hemprichi KLUNZ. zu diesem Genus. In der STUHLMANN’schen Sammlung 
findet sich eine neue Spezies, /. badia. Die Spezies sind also: 

J. eitrina (HADD. & SHACKL.) CARLGR. 
I. Hemprichi (KLUNZ.) CARLGR. 
J. badia ÜARLGR. 


7. I. badia n. sp. 
Größe: Körperdurchmesser 2,5—3 cm, Höhe des Körpers 1 cm, 
Tentakellänge 1,5 cm (STUHLMANN). Konserviertes Ex.: Höhe des Körpers 


34 Dr. Oskar Carlgren. (54) 


1,1 cm, Durchmesser der Fußscheibe 2 cm, Länge der inneren Tentakeln 
0,9 em; äußere Tentakeln halb so lang. 

Farbe: Braunrot, oft etwas hell (STUHLMANN). STUHLMANN, der 
von dieser Spezies nur eine rohe Farbenskizze gegeben, faßt diese Form 
mit A. erythraea zusammen. Diese von EHRENBERG beschriebene Spezies 
hat indessen einen eircumseript-diffusen Sphinkter, was ich bei einem aus 
Tor von EHRENBERG gesammeltem Exemplare, das in dem Berliner 
Museum aufbewahrt ist, beobachtet habe. 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe wohl entwickelt, ausgebreitet, 
breit im Verhältnis zur Körperhöhe, mit Radialfurchen, die den Mesen- 
terieninsertionen entsprechen. Körperwand cylindrisch, kürzer als der 
Durchmesser; in den proximalen Partien mit den Mesenterieninsertionen 
entsprechenden Furchen versehen, in den übrigen Teilen in Querrunzeln 
gelegt, glatt, ohne Saugwarzen. Distaler Rand gekerbt, mit etwa 55 
mehr oder minder deutlich hervorstehenden Randsäckchen. Fossa un- 
bedeutend. Tentakeln kurz, conisch, mit schwachen Längsfurchen, die 
innersten doppelt so lang wie die äußersten, an Zahl 107, nach der 
Sechszahl angeordnet. Die Anordnung der Tentakeln gestört durch das 
Vorhandensein von drei Schlundrinnen. Mundscheibe konkav, mit den 
Mesenterieninsertionen entsprechenden Radialfurchen. Innere Hälfte 
tentakelfrei, äußere mit Tentakeln. Mund auf einen Conus. Schlund- 
rohr lang, zwei Drittel von der Länge der Körperwand, längsgefurcht 
mit drei Schlundrinnen, von denen zwei nahe an einander liegen und 
wohl entwickelt sind, besonders die eine; die dritte ist nur in dem 
distalen Teil des Schlundrohrs vorhanden. 

Fußscheibe von gewöhnlichem Bau. Ektoderm derselben hoch, 
mit spärlichen diekwandigen Nesselkapseln (Länge 20 bis 32 u). Ekto- 
derm der Körperwand ziemlich hoch, mit spärlichen diekwandigen 
Nesselkapseln (Länge 20 bis 52 u). Randsäckchen durchbohrt. Ektoderm 
derselben mit zahlreichen, 36 bis 44 u langen und 3 bis 6 u breiten dick- 
wandigen Nesselkapseln. Fntodermale Ringmuskulatur der Körperwand 
nicht stark, dagegen ist der Sphinkter gut entwickelt, ziemlich lang- 
gestreckt, diffus mit wenig verzweigten, aber dicht liegenden pallisaden- 
förmig angeordneten hohen Falten. Ektoderm der Tentakeln hoch, mit 
zahlreichen diekwandigen (Länge 28 bis 32 «) und dünnwandigen (Länge 
bis 40 u) Nesselkapseln. Ektodermale Längsmuskeln der Tentakeln gut 
entwickelt, ebenso die ektodermalen Radialmuskeln der Mundscheibe: 
die Falten der letzteren in der am besten entwickelten Partie an den 
Sphinkter erinnernd. Ektoderm der Mundscheibe ziemlich hoch, mit 
spärlichen diekwandigen und häufigeren dünnwandigen Nesselkapseln von 
wechselnder Größe, doch etwas kleiner als die der Tentakeln. Schlund- 
rohr-Ektoderm ziemlich hoch, mit zahlreichen diekwandigen Nesselkapseln 


(55) Östafrikanische Actinien. 35 


(Länge 22 bis 28 uw). Schlundrinnen von gewöhnlichem Bau mit ekto- 
dermalen schwachen Längsmuskeln und mit sehr spärlichen dickwandigen 
Nesselkapseln (Länge 24 bis 28 au). Mesenterien-Anordnung nicht 
näher untersucht, weil nur ein Exemplar vorhanden war. Auf etwa ein 
Viertel des Thieres rechnete ich 29 Mesenterien; die ganze Zahl der 
Mesenterienpaare ‚war also etwa fünfzig, von denen nur die letzte Ordnung 
unvollständig war. Richtungsmesenterienpaare:? Mit einer Schlundrinne, 
der einzigen untersuchten, standen keine Richtungsmesenterien in Ver- 
bindung. Längsmuskeln gut entwickelt, bandähnlich, über die Mitte der 
einen Seite der Mesenterien ausgebreitet, mit ziemlich hohen Falten. 
Parietobasilarmuskeln gut entwickelt, ebenso die Basilarmuskeln, die 
letzteren mit ziemlich zahlreichen Falten. Mesenterialfilamente mit 
Flimmerstreifen versehen. Mesogloea in der Flimmerstreifenpartie der 
Filamente mit zahlreichen Zellen. Oralstomata gut entwickelt, Randstomata, 
die weit von der Körperwand liegen, vorhanden. Geschlechtsorgane 
nicht entwickelt. Entoderm an den Tentakeln, an der Mundscheibe und 
der Körperwand pigmentiert. 

Fundnotiz: Insel Masiwa bei Pangani, 8. XII. 89. (No. 1793 
— 1 Ex.). 

Gen. Gyrostoma KWIETN. 

Actiniiden mit wohl entwickelter, ausgebreiteter Fuß- 
scheibe, ziemlich niedrigem, glattem Körper ohne Saugwarzen 
und mit kurzen, an der Spitze nichtknopfförmig angeschwollenen 
Tentakeln. Sphinkter diffus oder fehlend. Distaler Körper- 
rand (Margin) gekerbt oder gerade. Fossa schwach oder gut 
entwickelt. Ohne Randsäckchen. Tentakeln können (nicht 
immer?) vollständig von der Körperwand verdeckt werden. 
Mesenterien zahlreich, meist vollständig, sämmtlich, die 
Mesenterien höchster Ordnung und die Richtungsmesenterien 
ausgenommen, mit Geschlechtsorganen ausgestattet. Schlund- 
rinnen wohl entwickelt, in wechselnder Zahl.- 

Dieses Genus stellt KWIETNIEWSKI (1898) zu einer neuen Tribus 
Isohexactiniae, die hauptsächlich durch das Vorhandensein der 6 Paar 
Richtungsmesenterien charakterisiert sein soll. Wie ich schon früher 
(1898) hervorgehoben, halte ich eine solchermaßen begründete Tribus 
für wertlos, und dies um so mehr, als das Vorhandensein von 6 Richtungs- 
mesenterienpaaren nicht konstant ist; bei dem zweiten untersuchten 
Exemplar von Gyrostoma Hertwige waren die den Richtungsmesenterien 
entsprechenden Schlundrinnen nur in der Dreizahl vorhanden. Vielmehr 
gehört diese Actinie der Familie Actiniidae an. HADDON hat diese 
Spezies auch mit einer von ihm und SHACKLETON beschriebenen Actinie, 
Condylactıs Ramsayi, identifiziert. 


36 Dr. Oskar Carlgren. (56) 


Ich habe hier den Genusnamen Gyrostoma, wenn auch mit ganz 
veränderten Charakteren, für mehrere Actinien gebraucht. Mehrere dieser 
Formen weichen indessen beträchtlich von einander’ ab, so daß es in der 
Zukunft vielleicht nötig ist, für diese Formen ein neues Genus aufzustellen. 
Das Material ist indessen gegenwärtig zu gering, um eine solche Um- 
rangierung vorzunehmen. 

Im Folgenden gebe ich eine Übersicht der Spezies, die ich vorläufig 
zu dem Genus Gyrostoma stelle: 

a) Sphinkter sehr schwach: @. Kwoiam (H. & S.). 

b) Sphinkter diffus, ziemlich gut entwickelt: G@. Ramsayi (H. & S.)=@. Hertwigi 
KWIETN. 

c) Sphinkter diffus, gut entwickelt: @. tristis n. sp., @. Stuhlmanni n. sp., G@. dubia n. sp. 

Die von HADDON und SHACKLETON beschriebenen @. Kwoiam scheint, 
so weit ich bisher habe sehen können, mit “Anemonta“ Contarini verwandt 
zu sein. Ich habe indessen die Untersuchung dieser letzteren Spezies 
noch nicht abgeschlossen, so daß es zu früh ist, die Verwandtschaft mit 
Sicherheit zu behaupten. (Vergl. das Genus Anemonia!) 


8. G. tristis n. sp. 
(Tafel I, Fig. 1, 2.) 
Größe: Durchmesser des Körpers 2 cm, Höhe desselben 3—3,5 cm. 
Tentakel bis 2 cm lang (STUHLMANN). Konserviertes Exemplar sehr 
kontrahiert: Höhe und Durchmesser etwa 1,5 cm. 


Farbe: Körperwand schwärzlich rauchbraun mit schwarzen Längs- 
streifen. Mundscheibe graubraun mit dunkelbrauner Radiärstreifung und 
ebensolchen Flecken. Tentakeln blaßgrau-violett, an der Innenseite mit 
einer Reihe von runden hyalinen Flecken, am Grunde schwärzlich 
(STUHLMANN). 


Kurze Beschreibung: Fußscheibe wohl entwickelt, ausgebreitet, 
mit den Mesenterieninsertionen entsprechenden Radiärfurchen, die sich auf 
die Körperwand fortsetzen, wodurch der Rand der Fußscheibe gekerbt 
wird. Körperwand mit 48 deutlichen Längsfurchen, mit Querrunzeln, 
die dem Tier ein feinkörniges Aussehen verleihen. Randsäckchen und 
Saugwarzen fehlen. Randfalte distinkt, deutlich gekerbt. Fossa wohl 
abgesetzt. Tentakeln ziemlich lang, die inneren länger als die halbe 
Höhe des Körpers, länger als die äußeren, konisch, nach STUHLMANN 
pfriemenförmig zugespitzt, an Zahl zwischen 60 und 70. Die Zahl war in- 
dessen schwer zu bestimmen, denn die Tentakeln waren sehr gegen 
einander gedrückt und ein Teil der Mundscheibe ein wenig beschädigt. 
Anordnung nach STUHLMANN in 3 Reihen, wahrscheinlich sind jedoch 4 
bis 5 Cyklen vorhanden. Mundscheibe ein wenig konkav, zum größten 
Teil mit Tentakeln bedeckt, ohne deutliche Radiärfurchen. Zwei wohl 


(57) Östafrikanische Actinien. 37 


markierte Schlundrinnenöffnungen. Schlundrohr längsgefurcht, mit zwei 
deutlichen in Verbindung mit Richtungsmesenterien stehenden Schlund- 
rinnen. Zipfel der Schlundrinnen kurz (die Länge ist indessen schwer 
zu bestimmen, weil sie sehr zusammengepreßt sind). 

Ektoderm der Fußscheibe. mit ziemlich zahlreichen dickwandigen 
Nesselkapseln (Länge 12-——14 u), hoch. Körper-Ektoderm nicht so hoch 
wie die Mesogloea, mit spärlichen, (12) 16-20 u langen dickwandigen 
Nesselkapseln, in zahlreiche Falten gelegt, teilweise pigmentiert. Fnto- 
dermale Ringmuskeln schwach. Sphinkter dagegen gut entwickelt: Er 
ist entodermal diffus, ziemlich in die Länge gezogen und zeigt an Quer- 
Schnitten zahlreiche hohe und verzweigte Falten. Entoderm der Körper- 
wand hier und da stark pigmentiert. Tentakel-Ektoderm etwas höher 
als die Mesogloea, mit sehr zahlreichen, 20 w langen dickwandigen und 
20 (24) w langen dünnwandigen Nesselkapseln. Längsmuskulatur gut 
entwickelt, ektodermal. Entoderm sehr stark pigmentiert, ebenso das 
Entoderm der Mundscheibe. Dickwandige Nesselkapseln in einer Länge 
von 16—20 «, zahlreich und dünnwandige, 24 w lange in dem Ektoderm 
der Mundscheibe. Schlundrohr von gewöhnlichem Bau, ohne ektoder- 
male Muskeln, mit ziemlich zahlreichen diekwandigen, 26 « langen Nessel- 
kapseln. Schlundrinnen mit schwach entwickelten ektodermalen Längs- 
muskeln, die jedoch an Mächtigkeit die schwachen entodermalen Ring- 
muskeln des Schlundrohrs fast erreichen. Ektoderm und Entoderm höher 
als in den übrigen Partien des Schlundrohrs. Zwei Richtungsmesen- 
terienpaare. Um die Mesenterienanordnung kennen zu lernen, habe 
ich die Hälfte des Tieres in den proximalen Teilen untersucht. Es fanden 
sich zwischen den beiden Richtungsmesenterienpaaren 23 Paare Mesen- 
terien. Die Mesenterienanordnung ist also aller Wahrscheinlichkeit nach: 
64+6+12-+24—=48 Paare, von denen 2 Richtungsniesenterienpaare 
und 3 Cyklen vollständig sind. Längsmuskeln breite bandähnliche 
Polster bildend, die besonders bei den stärkeren Mesenterien deutlich 
hervortreten. Parietobasilarmuskeln gut abgesetzt, sie erstrecken sich 
wenigstens über mehr als zwei Drittel des Körpers. Basilarmuskeln 
deutlich, aber nicht stark entwickelt, erinnern an die Basilarmuskeln bei 
Actinostola spetsbergensis. Mesogloea in der Flimmerstreifenregion der 
Filamente mit zahlreichen Zellen. Entodermpartie zwischen den Flimmer- 
streifen und dem Nesseldrüsenstreifen gut begrenzt, pigmentiert. Gut 
entwickelte große Oralstomata und Randstomata. Geschlechtsorgane 
(Hoden) finden sich auf allen Mesenterien 1.—3. Ordnung, wahrscheinlich 
auch an den Richtungsmesenterien; wenigstens habe ich auf einem 
Richtungsmesenterienpaar bei äußerer Betrachtung kleine Hoden gesehen. 

Besonderes Interesse verdient die Beobachtung von STUHLMANN, 
daß “nach Verletzung an einer Stelle kleine Tentakeln in Menge 


38 Dr. Oskar Carlgren. (5 8) 


gesproßt sind“. Eine solche Heteromorphose habe ich auch einmal bei 
einer Edwardsiella-Spezies aus Spitzbergen (Wide-Bay) gesehen. Bald 
unterhalb des Tentakelkranzes an dem Capitulam waren bei dieser Form 
8 Tentakeln in einem Cyklus angeordnet. Inwieweit auch eine Mund- 
öffnung in dem Centrum der Tentakeln war, wage ich nicht mit Sicher- 
heit zu sagen, da das Tier nicht so gut konserviert war und ich keine 
Schnitte gemacht habe, aber das Vorhandensein einer grubenförmigen 
Einsenkung in dem Centrum deutet auf das Dasein einer Mundöffnung. 

Fundnotiz: Sansibar, Kokotoni, Tumbatu Riff; 22. VII. 89 
(No. 1460 — 1 Ex.) (nach STUHLMANN vereinzelt). 


9. G. dubia n. sp. 

Größe des konservierten Exemplars: Durchmesser der Fußscheibe 
2,5 cm, Körperhöhe 2 cm, Länge der inneren Tentakeln 2 cm, die der 
äußeren etwa 0,5 cm bis 1 em. 

Farbe nicht beobachtet. 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe wohl entwickelt, ausgebreitet, 
Körper ziemlich hoch, doch niedriger als der Durchmesser der Fußscheibe 
(in kontrahirtem Zustande), etwas weiter in den distalen Teilen, glatt, 
infolge der Kontraktion quergerunzelt, ohne Randsäckchen. Margin 
bestimmt, gekerbt, mit wohl entwickelter Fossa. Innere Tentakeln 
ziemlich lang, äußere kürzer, Tentakeln fast die ganze Mundscheibe 
bedeckend, pfriemförmig, an Zahl etwa 200. Ihre Anordnung schwer zu 
bestimmen infolge der Unregelmäßigkeit der Mesenterienanordnung, wahr- 
scheinlich naeh der Sechszahl. Mundscheibe weit, fast ganz von Ten- 
takeln bedeckt. Schlundrohr etwa halb so lang wie der Körper, 
längsgefurcht. Schlundrinnen wohl differenziert, weit, zwei an Zahl, 
nicht symmetrisch angeordnet. 

Fußscheiben-Ektoderm sehr hoch, mit spärlichen 24 bis 28 u langen 
diekwandigen Nesselkapseln. Körperwand mit einem Ektoderm von 
mittelmäßiger Höhe, das 24 u lange, diekwandige, ziemlich zahlreiche 
Nesselkapseln enthält. Entodermale Rmgmuskeln der Körperwand nicht 
stark. Sphinkter gut entwickelt, entodermal, diffus, nicht lang, mit 
hohen, teilweise verzweigten Falten. Ektoderm der Tentakeln hoch, 
mit sehr zahlreichen 22 bis 24 u langen diekwandigen Nesselkapseln und 
28 bis 32 uw langen dünnwandigen. Ektodermale Längsmuskeln der 
Tentakeln und Radialmuskeln der Mundscheibe ektodermal, mittelmäßig 
stark. Nesselkapseln in der Mundscheibe häufig, die der diekwandigen 
20 u, die der dünnwandigen etwa 26 u lang. Nesselkapseln des Schlund- 
rohrs zahlreich, diekwandige von zweierlei Art, teils kleinere etwa 24 u 
lange, teils größere 36 u lange uud 6 u breite. Schlundrinnen ohne 
Nesselkapseln. Zahlreiche vollständige Mesenterien, von denen mehrere 


(59) Östafrikanische Actinien. 39 


Richtungsmesenterienpaare (auf einem Viertel des Tieres konnte ich drei 
Paar zählen). Längsmuskelpolster der Mesenterien gut entwickelt, band- 
ähnlich, mit hohen pallisadenförmigen Falten. Parietobasilarmuskeln ab- 
gesetzt aber nicht besonders stark. Basilarmuskeln gut entwickelt, zwei 
abgesetzte Bändchen bildend. Oralstomata gut entwickelt, Randstomata 
unbedeutend, in der Nähe des Sphinkters. Flimmerstreifen vorhanden. 
Mesogloea in der Flimmerstreifenregion mit zahlreichen Zellen, ohne 
Acontien. Geschlechtsorgane nicht entwickelt. 


Fundnotiz: Sansibar (1 Ex.). 


Möglicherweise gehört ein sehr schlecht konserviertes größeres 
Exemplar (No. 1410) zu dieser Species. Der Sphinkter war ganz 
ähnlich wie bei @. dubia. Die Fossa war noch tiefer als bei dieser Species. 


10. G. Stuhlmanni n. sp. 
(Taf. I Fig. 16). 


Größe: Ausgestreckt: 6—7 cm Durchmesser; 2—3 cm Höhe 
(STUHLMANN). In konserviertem Zustande: Ex. 1) Höhe des Körpers 
1,3 cm, Größter Durchmesser 2 cm. Länge der inneren Tentakeln 0,7 cm 
und die der äußeren 0,3 cm. Ex. 2) Höhe des Körpers 1,3 em, Durch- 
messer desselben 2,5 cm. Länge der inneren Tentakeln 1,1—1,2 cm, 
Länge der äußeren 0,5—0,6 cm. 

Farbe: Körperwand unten gelbgrau, nach oben schiefererau. Mund- 
scheibe lebhaft olivgrün mit braunen Radiärstreifen. Lippen weißlich. 
Tentakeln lebhaft oliverün mit brauner Spitze. (STUHLMANN). 


Kurze Beschreibung: Fußscheibe wohl entwickelt, ausgebreitet, 
mit unregelmäßigen cirkulären und radiären Furchen versehen. Rand 
infolge der unregelmäßigen Kontraktion gefaltet. Körperwand nicht 
so hoch wie breit, bildet einen ziemlich flachen Cylinder, der sich gegen 
das distale Ende etwas erweitert, unregelmäßig gerunzelt infolge der 
Kontraktion. Ohne Saugwarzen und Randsäckchen. Fossa wohl entwickelt. 
Distaler Rand gerade oder sehr leicht gekerbt. Tentakeln in etwa 
5 Reihen, cylindrisch, abgestumpft (STUHLMANN), etwa 200, an der Spitze 
abgestutzt, fast etwas dicker als in den proximalen Teilen, ziemlich kurz, 
innere Tentakeln bedeutend länger als die äußeren. Tentakeln nicht selten 
mit einem Zweig entweder von dem proximalen Teil oder mehr distal 
auslaufend. Mundscheibe etwas eingezogen, ziemlich weit, inneres 
Drittel tentakelfrei, mit sehr schwachen radiären Furchen. Gonidial- 
tuberkeln nicht hervortretend. Schlundrohr längsgefurcht, etwa von der 
halben Länge der Körperwand. Schlundrinnen bei dem am stärksten 
kontrahierten Exemplaren wenigstens 4, von denen 3 durchgeschnittene 
in Verbindung mit Richtungsmesenterienpaaren standen; ziemlich breit; 


40 Dr. Oskar Carlgren. (60) 


bei dem zweiten Exemplare waren drei breite nahe aneinander liegende 
Schlundrinnen mit wohl entwickelten Zipfeln vorhanden. 

Ektoderm der Fußscheibe hoch, mehrmals höher als die Mesogloea, 
mit spärlichen dickwandigen Nesselkapseln (Länge 22 bis 24 u). Ektoderm 
der Körperwand ziemlich hoch, mit zahlreichen dickwandigen Nessel- 
kapseln (Länge 22 bis 24 a). Sphinkter gut entwickelt, diffus, schmäler 
in der Mitte als in den Seitenpartien; bisweilen sind die Sphinkterfalten 
mehr gleichmäßig verteilt, aber die basalen Teile des Sphinkters in die 
Mesogloea eingeschlossen, wodurch der Sphinkter sich den sogenannten 
acgregierten Sphinktern nähert. Beide Arten des Sphinkters kamen bei dem- 
selben Exemplar vor. Entodermale Ringmuskelschicht der Körperwand im 
Übrigen schwach. Ektoderm der Tentakeln sehr hoch, besonders in den 
distalen Teilen mit zahlreichen 10 bis 20 u langen und 4 «u breiten dick- 
wandigen und 20 bis 22 « langen dünnwandigen Nesselkapseln. Ektodermale 
Längsmuskeln der Tentakeln nicht stark. Mundscheiben-Ektoderm 
mit ziemlich zahlreichen, 16 „ langen und 4 bis 6 „ breiten dickwandigen 
und 20 bis 22 @ langen dünnwandigen Nesselkapseln. Radialmuskeln 
der Mundscheibe ektodermal, nicht hohe Falten bildend. Schlundrohr- 
Ektoderm ziemlich hoch. Diekwandige, etwa 20 u lange Nesselkapseln 
waren in dem Schlundrohr vorhanden, dagegen hatte die Schlundrinne deren 
keine oder nur spärliche. Bau der Schlundrinne wie „ewöhnlich. 
Mesenterien zahlreich. Auf einem Viertel des einen Exemplars zählte 
ich etwa 20 Paar Mesenterien, von denen mehrere jedoch sehr 
schwach entwickelt waren. Mehrere Mesenterien-Ordnungen vollständig. 
Anordnung infolge des Vorhandenseins mehrerer Schlundrinnen wahr- 
scheinlich unregelmäßig. Bei einem Exemplar konnten mindestens drei 
Richtungsmesenterienpaare erkannt werden. Längsmuskeln der Mesenterien 
gut entwickelt, bandähnlich. mit ziemlich regelmäßigen Falten über den 
größten Teil der Mesenterienbreite; bisweilen deutlich polsterförmig. Parieto- 
basilarmuskeln schmal, aber gut abgesetzt, erstrecken sich bis zu dem 
Sphinkter; selten habe ich hier mesogloeale Einschließungen der Parieto- 
basilarmuskeln gefunden. Basilarmuskeln gut entwickelt, aus zwei langen, 
wohl begrenzten, aber nicht so häufig verzweigten Muskelfalten von 
charakteristischem Aussehen bestehend. Mesenterialfilamente, Oral- und 
Randstomata wie bei 2. badia. Acontien fehlen. Keine Geschlechts- 
organe beiden beiden Exemplaren entwickelt. Zahlreiche Algen im Entoderm. 

Fundnotiz: Sansibar, Kokotoni, Tumbatu Riff: 24. VII. 89 
(No. 1479 — 2 Ex.). 


Gen. Anemonia RISSO. 
Actiniiden mit wohl entwickelter, ausgebreiteter Fuß- 
scheibe, ziemlich langgestrecktem, glattem Körper ohne Saug- 


(6 1) | Ostafrikanische Actinien, 41 


warzen und mit langen, nicht an der Spitze knopfförmig an- 
geschwollenen Tentakeln. Sphinkter eircumscript diffus, nicht 
stark entwickelt. Distaler Körperrand (Margin) distinkt, 
gsekerbt. Randsäckchen an den Randfalten (Marein). Tentakeln 
können nicht vollständig von der Körperwand verdeckt werden. 
Mesenterien zahlreich, meist vollständig, von der ersten 
Ordnung an mit Geschlechtsorganen. Schlundrinnen wohl 
entwickelt. 

Außer dem Typus A. sulcata rechne ich zu diesem Genus nur 
A. manjano. Möglicherweise ist A. erythraea (H. & E.) hierher zu stellen. 
Der Bau der Anemonia Contarini (HELL.) ist von dem der A. sulcata so ver- 
schieden, daß ich ohne Zaudern für diese Spezies ein eigenes Genus 
(Paranemonia) aufstelle. Dieses unterscheidet sich von Anemonia haupt- 
sächlich durch den niedrigen Körper; weiter fehlen ein gut begrenzter, 
distaler Körperrand (Margin), Fossa, Sphinkter und Randsäckchen. Die 
Zahl der Mesenterien ist auch geringer und die Schlundrinnen sind nicht 
gut entwickelt. In den übrigen Charakteren stimmt Paranemonia mit 
Anemonia überein. Anemonia Ramsayi (H. &S.) und A. Kworam (H. & S.) 
habe ich zu dem Genus @yrostoma gestellt (vergl. Gyrostoma!), und A. (?) 
vartabeilis MC. MURR. ist nichts anders als Corynactis carnea STUD. (siehe 
Corynactis globulifera!). In Betreff der A. (?) inequalis MC. MURR. 
kann ich keine Angaben machen; wahrscheinlich ist diese Spezies keine 
Anemonia. 

11. A. manjano‘) n. sp. 
(Tafel 1, Fig. 14, 15.) 

Größe: Höhe des Körpers etwa 1 cm, ‘Durchmesser etwa 0,75 cm 
(STUHLMANN). Konserviertes Exemplar: Höhe etwa 0,4 cm, Durchmesser 
0,6 cm. Innere Tentakeln bis 0,4 cm. 


Farbe: Körper gelbgrün, Mundscheibe und Tentakeln braun mit 
violettem Scheine. Lippen heller (STUHLMANN). 


Kurze Beschreibung: Fußscheibe wohl entwickelt, ausgebreitet. 
Rand in ausgestrecktem Zustand wahrscheinlich gekerbt. Körperwand 
cylindrisch, in konserviertem Zustand breiter als hoch, glatt, ohne Warzen. 
Distaler Rand (Margin) mit 12—14 in der Regel sehr deutlich markierten 
Randsäckchen, von denen die größeren fast tentakelähnlich sind. Die 
Randsäckchen waren nicht regelmäßig angeordnet und wechseln wahr- 
scheinlich mit dem Alter des Tieres. Fossa deutlich und ziemlich weit. 
Längsfurchen, die den Mesenterieninsertionen entsprechen, deutlich, 
besonders in dem distalen Teil der Körperwand. Tentakeln cylindrisch, 


!) “manjano (suaheli) = gelb, eigentliche Bezeichnung für die zur Curry-Bereitung 
benutzte Curcuma-Wurzel“ (STUHLMANN). 


42 Dr. Oskar Carlgren. (62) 


glatt, leicht zugespitzt, bei dem größten Exemplar an Zahl 48, in vier 
Cyklen: 6+6-+ 124 24=48. (STUHLMANN sagt, daß die Tentakeln 
in etwa 3 Reihen angeordnet sind, lang, die inneren etwas länger als die 
äußeren.) Mundscheibe platt, mit deutlichen, den Mesenterieninsertionen 
entsprechenden Furchen. Mund spaltförmig, bisweilen auf einem schwachen 
Conus liegend. Keine deutliche Schlundrinnen-Öffnungen. Sehlundrohr 
wohl entwickelt, mit zahlreichen Längsfurchen, plattgedrückt, ohne deutliche 
Schlundrinnen. 

Dickwandige Nesselkapseln des hohen Fußscheiben-Ektoderms 
spärlich, etwa 14 « lang, in dem Ektoderm der Körperwand dagegen 
zahlreich, etwa 20—24 u lang. Mesogloea der Fußscheibe und der 
Körperwand bedeutend niedriger als das Ektoderm. Randsäckchen von 
gewöhnlichem Bau. Ektoderm derselben mit zahlreichen dicht liegenden 
diekwandigen, 20—24 „u langen Nesselkapseln. Ringmuskeln der Körper- 
wand schwach. Sphinkter unbedentend, eircumseript-diffus, nicht gestielt, 
mit wenigen Hauptfalten. In dem Ektoderm der Tentakeln zahlreiche 
dickwandige Nesselkapseln (Länge 14—16 u) und spärlichere dünnwandige 
mit ziemlich undeutlichen Spiralfäden; die letzteren kamen auch sehr 
spärlich in dem Ektoderm der Mundscheibe vor, wo sich auch dick- 
wandige, 16—20 u. lange Nesselkapseln finden. Ektodermale Radial- 
muskeln der Mundscheibe und Längsmuskeln der Tentakeln schwach. 
Schlundrohr mit hohen Mesogloeafalten. Ektoderm des Schlundrohrs 
mit zahlreichen diekwandigen Nesselkapseln in einer Länge von IS u, 
ohne Längsmuskeln. Schlundrinnen nicht differenziert, eine Andeutung 
einer Schlundrinne, die jedoch nicht in Verbindung mit Richtungsmesenterien 
standen. Mesenterien-Anordnung nicht regelmäßige; im Ganzen 60 
Mesenterien, von denen 20 vollständig (9 Paare und 2 unpaarige Mesen- 
terien). Die kleinsten unvollständigen Mesenterien waren unbedeutende 
Mesogloea-Auswüchse, während die stärksten wohl entwickelt waren und 
starke Längsmuskelpolster trugen. In einem Binnenfach eines vollständigen 
Mesenterienpaares mit zugewandten Längsmuskeln waren zwei unvoll- 
ständige Mesenterien mit abgewandten Längsmuskeln entwickelt. Richtungs- 
inesenterien waren nicht vorhanden, wenn man nicht zwei unpaarige 
vollständige Mesenterien, deren Längsmuskeln abgewandt waren, und 


zwischen denen zwei unvollständige Mesenterienpaare — das eine etwas 
größer als das andere — standen, als ein Richtungsmesenterienpaar 


betrachtet. In solchem Fall sind aber zwei Mesenterienpaare in einem 
Richtungsbinnenfach entwickelt. Es ist indessen keine Spur einer Schlund- 
rinne an den Insertiönen dieser Mesenterien an das Schlundrohr ausgebildet, 
wie sich auch diese Mesenterien nicht in dem Mundwinkel, sondern auf 
der breiten Seite des Schlundrohrs fanden. Die Längsmuskulatur der 
Mesenterien bildet, besonders an den vollständigen Mesenterien gut ent- 


(6 3) Östafrikanische Actinien. 43 


wickelte Polster. Parietobasilarmuskeln abgesetzt, aber nicht stark. 
Basilarmuskeln nicht stark. Stomata? Mesenterialfilamente mit Flimmer- 
streifen, die jedoch nicht gut konserviert waren. Soweit ich sehen kann, 
fanden sich zahlreiche Zellen in der Mesogloea der Flimmerregion der 
Filamente. Keine Geschlechtsorgane entwickelt. Entoderm mit 
parasitischen Algen, besonders in den distalen Teilen. 

Fundnotiz: Sansibar, Riff zwischen Tumbatu und der 
kleinen Insel Puopo; 29. VII. 89 (No. 1568 — 3 Ex.). 


Gen. Actinoides HADD. & SHACKL. 


Actiniiden mit wohl entwickelter ausgebreiteter Fußscheibe 
und ziemlich niedrigem Körper. Körperwand, wenigstensin den 
distalen Teilen, mit Saugwarzen; mit Randsäckchen. Tentakeln 
kurz oder von mittelmäßiger Länge Sphinkter diffus oder 
schwach eireumsecript. Distaler Körperrand mit mehr oder minder 
deutlicher Randfalte, an der die Randsäckchen sitzen. Fossa 
mehr oder minder stark entwickelt. Alle oder die meisten 
Mesenterien vollständig. Geschlechtsorgane von den Mesen- 
terien erster Ordnung an auftretend. Schlundrinnen wohl 
entwickelt, in wechselnder Zahl. 

In dieses Genus gehören: A. Dixoniana H. & S., A. Sesere H. & S., 
A, Spenceri H. & S., A. papuensis H., A. ambonensis KWIETN., ‘A. Haddoni 
KWIETN., A. pallida (DUCH. & MICH.) DUERD., A. sultana n. Ssp., 
A. africana n. Sp. 

Wie ich oben bemerkt habe (vergl. Actinva) hat auch A. ambonensis 
Saugwarzen. 


12. A. sultana n. sp. ; 
(Taf. I Fig. 12, 13.) 

Größe: Durchmesser 1,5 cm,- Höhe 1,5 cm (STUHLMANN). In 
konserviertem Zustand etwa 0,9 cm hoch, 1 cm breit. Innere Tentakeln 
etwa 0,15 cm lang. 

Farbe: Körperwand bräunlich-fleischfarben mit feiner Längsstreifung, 
Randsäckchen weiss. Mundscheibe braun, zwischen den Tentakeln mit 
weissen länglichen Flecken, gegen den Mund grünlich. Tentakeln braun 
mit weisser Spitze (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe wohl entwickelt, ausgebreitet. 
Körperwand cylindrisch, erweitert sich ein wenig in den distalen Teilen. 
Margin gut begrenzt, mit etwa 60 Farbenkugeln in einem Kranz 
dicht unterhalb der äußeren Tentakeln. Fossa sehr unbedeutend. Etwas 
unterhalb der Farbenkugeln Längsreihen von Saugwarzen, die in den 
distalen Partien des Körpers dichter stehen als in den mittleren und 


44 Dr. Oskar Carlgren. (64) 


proximalen. Tentakeln kurz, konisch zugespitzt, die inneren bedeutend 
länger als die äußeren, in mindestens vier Cyklen (STUHLMANN sagt 3), 
an Zahl etwa 120. Mundscheibe etwas konkav, mit schwachen, den 
Mesenterieninsertionen entsprechenden Furchen. Ungefähr die halbe 
Mundscheibe tentakelfrei. Mund spaltförmig. Keine markierte Schlund- 
rinnenöffnungen. Schlundrohr längsgefurcht, von etwa der halben Körper- 
länge, nicht gut konserviert. Soweit ich erkennen kann, sind fünf oder 
sechs Schlundrinnen vorhanden, von denen nur eine mehr distinkt ist. 

Ektoderm der Fußscheibe wie gewöhnlich hoch, mit ziemlich 
spärlichen dickwandigen Nesselkapseln (Länge 14 u). Ektoderm der 
Körperwand nicht so hoch wie die Mesogloea, stark gefaltet mit ziemlich 
spärlichen dickwandigen Nesselkapseln (Länge 14—16 u). Randsäckchen 
mit 14 a langen diekwandigen Nesselkapseln etwas häufiger als in dem 
übrigen Ektoderm der Körperwand. Entodermale Ringmuskelschicht der 
Körperwand schwach; Sphinkter unbedeutend, circumscript. Ektoderm 
der Tentakeln wenig höher als die Mesogloea, mit zahlreichen Nessel- 
kapseln; Länge der dickwandigen 20 «, die der dünnwandigen 20—24 u. 
Längsmuskeln der Tentakeln und Radialmuskulatur der Mundscheibe 
schwach, ektodermal. In dem Ektoderm der Mundscheibe zahlreiche 
dünnwandige, 20 w lange und spärlichere dickwandige Nesselkapseln. 
Ektoderm des Schlundrohrs höher als die Mesogloea, mit zahlreichen 
. diekwandigen, 20 —26 u langen Nesselkapseln. Schlundrinnen ohne Nessel- 
kapseln, eine, die einzige durchschnittene, nicht in Verbindung mit 
Richtungsmesenterien. Mesenterien zahlreich, fast alle vollständig, an 
Zahl den Tentakeln gleichkommend — bei einem Stückchen mit 16 Tentakeln 
fanden sich 16 Mesenterien und fast alle waren vollständig. Richtungs- 
mesenterien? Längsmuskeln der Mesenterien gut entwickelt, Falten fast 
gleichförmig ausgebreitet, nicht polsterartig angeschwollen. Parietobasilar- 
muskeln schwach, aber abgesetzt. Basilarmuskeln ziemlich gut entwickelt. 
Mesogloea der Flimmer-Drüsenstreifen mit zahlreichen Zellen. Oralstoma 
vorhanden. Randstoma? Acontien fehlen. Keime Geschlechtsorgane 
entwickelt. 

Fundnotiz: Sansibar, Insel Baui; 29. VI. 89 — (No. 1148 — 1 Ex.) 
(nach STUHLMANN selten). 


13. A. africana n. sp. 

Größe: Höhe der stark kontrahierten Körperwand etwa 2,2 cm, 
Durchmesser der Fußscheibe 1,5 cm, Länge der Tentakeln 0,5 cm und 
die des ausgepreßten Schlundrohrs 1,3 cm. 

Farbe: in Alkohol dunkel. 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe wohl entwickelt, infolge der 
Kontraktion gerunzelt. Körperwand gerunzelt, in den proximalen 


(6 5) Ostafrikanische Actinien. 45 


Teilen glatt, in den distalen (etwa in einem Drittel des Körpers) mit 
Saugwarzen, die sehr gut wie kleine Bläschen hervortreten und in 24 
Reihen angeordnet sind. Diese Reihen gehen von den Endocoelen aus. 
Saugwarzen in dem distalsten Körperteil sehr dicht stehend, auf Erhöhungen 
der Körperwand, so daß der Körperrand (Margin) gekerbt wird. Am 
Ende dieser Erhöhungen Randsäckchen. Die- Anordnung erinnert etwas 
an die in Fig 9 Taf. 22 von HADDON (1898) für A. Sesere angegebene; 
doch sind die Saugwarzen viel dichter gestellt und größer. Fossa wohl 
entwickelt. Tentakeln kurz, conisch, alle etwa gleich lang, an Zahl 48 
(6+6-+12-+24). Mundscheibe glatt, ohne deutliche Radialfurchen. 
Innere Hälfte der Mundscheibe tentakelfrei. Schlundrinnenöffnungen deutlich 
markiert. Schlundrohr lang, mit schwachen, den Mesenterieninsertionen 
entsprechenden Längsfurchen, bei dem einzigen Exemplar stark ausgestülpt. 
Zwei Schlundrinnen, ziemlich breit, symmetrisch angeordnet, mit deut- 
lichen Zipfeln. 

Ektoderm der Fußscheibe wie gewöhnlich gebaut, mit spärlichen 
diekwandigen 12—18 „u langen Nesselkapseln. Ektoderm der Saugwarzen 
weggefallen, übriges Ektoderm der Körperwand mit zahlreichen, dick- 
wandigen Nesselkapseln in einer Länge von 12 (bis 16) u. Ektoderm eben 
so hoch wie die Mesogloea. Entodermale Ringmuskelschicht ziemlich gut 
entwickelt, differenziert sich in den distalsten Teilen zu einem gut ab- 
gegrenzten, verhältnismäßig mächtigen diffusen Sphinkter mit sehr 
hohen und ziemlich reich verzweigten Falten. Ektoderm der Rand- 
säckchen mit palissadenförmig liegenden, 23—44 u langen diekwandigen 
Nesselkapseln. Ektoderm, Entoderm und Mesogloea der Tentakeln 
etwa gleich hoch. Dünnwandige Nesselkapseln des Ektoderms sehr zahl- 
reich, in einer Länge von 20 u, diekwandige bedeutend spärlicher (Länge 
16—20 u). Längsmuskeln der Tentakeln ektodermal, mit palissaden- 
förmigen Falten, ebenso wie die Radialmuskeln der Mundscheibe. In dem 
Ektoderm der Mundscheibe sehr zahlreiche dünnwandige Nesselzellen 
(Länge 20 «) und spärlichere dickwandige (Länge 16 #). Schlundrohr- 
Ektoderm ziemlich hoch, ohne ektodermale Längsmuskeln, mit zahlreichen _ 
dickwandigen Nesselzellen (Länge 22—26 u). Schlundrinnen in histo- 
logischer Hinsicht gut differenziert, von gewöhnlichem Bau, ohne Nessel- 
zellen im Ektoderm. Mesenterienpaare nach der Sechszahl angeordnet, 
an Zahl 24: 6 +6 -+ 12=24, von denen zwei symmetrisch liegende 
Richtungsmesenterienpaare, sämtlich vollständig. Längsmuskelpolster gut 
entwickelt, Falten von etwa demselben Aussehen wie die des Sphinkters; 
aber da das Polster länger ist, so besteht es aus einer grösseren Zahl 
Falten. Parietobasilarmuskeln gut abgesetzt. Basilarmuskeln gut ent- 
wickelt, mit mehreren palissadenförmig liegenden Falten. Flimmerstreifen 
der Filamente gut entwickelt, Mesogloea derselben mit zahlreichen Zellen; 


46 Dr. Oskar Carlgren. (66) 


keine gut abgegrenzte Entodermpartie zwischen dem Nessel-, Drüsen- und 
den Flimmerstreifen. Oralstomata gut entwickelt, Randstomata unbedeutend, 
letztere können leicht der Aufmerksamkeit entgehen. Keine Acontien, 
Geschlechtsorgane nicht beobachtet. 


Fundnotiz: Sansibar, Bueni Riff.; 31. VII. 89 (No. 1327 — 1 Ex.). 


Fam. Bunodidae. 

Thenarien mit einem starken circumscripten Sphinkter 
und mit einfachen, nicht verzweigten Tentakeln, ohne Cin- 
eliden und Acontien. Fußscheibe zu keinem hydrostatischen 
Apparat entwickelt. Randsäckchen vorhanden oder nicht. 
Körperwand entweder mit Saugwarzen oder mit blasen- 
ähnlichen Auswüchsen, bisweilen glatt. 


Gen. Bunodes GOSSE. 


Bunodiden mit wohl entwickelter Fußscheibe und mit 
Saugwarzen an der Körperwand. Randsäckchen vorhanden 
oder nicht. Tentakeln Kurz oder von mittelmäßiger Länge. 
Radialmuskulatur der Mundscheibe und Längsmuskulatur der 
Tentakeln im Allgemeinen ektodermal. Zahlreiche voll- 
ständige Mesenterien. Geschlechtsorgane von den Mesen- 
terien erster Ordnung an auftretend {ausnahmsweise an den 
Richtungsmesenterien fehlend). Schlundrinnen wohl ent- 
wickelt, in der Regel zwei. 


14. B. warldi‘) n. sp. 
(Taf: I, Riga) 

Größe: Fußscheibe im Durchmesser 3 cm, Höhe des Körpers 2,5 cm. 
Tentakeln 1,5--2 cm lang (STUHLMANN). 

Farbe: -Körperwand schmutzig grünlich-gelb mit Längsstreifen von 
- roten Punkten, welche je die Spitze der Warzen bilden; ihre Basis gelb- 
grün. Mundscheibe dunkel purpurrot, mit grau-violetten Radialstreifen. 
Tentakem etwas transparent, am Rande rötlich-purpurn, in der Mitte 
grau-violett erscheinend. Mundgegend aschgrau-violett. Lippen rötlich. 
(STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Da das einzige Exemplar ganz ausgetrocknet 
war, kann ich selbst keine Mitteilungen über das Aussehen und den Bau 
des Tieres geben, sondern muß mich darauf beschränken, die wenigen 
Angaben STUHLMANN’s mitzuteilen. 


') waridi ( arab.-suaheli) = Die Rose (STUHLMANN). 


(6 7) Östafrikanische Actinien. AT 


Fußscheibe stark ausgebreitet. Körperwand mit Saugwarzen 
in Längsreihen (wahrscheinlich 24 Reihen, nach der STUHLMANN’schen 
Zeichnung zu urteilen), die bis an die Sohle reichen. Warzen am distalen 
Rande sehr groß, papillenförmig (Pseudorandsäckchen?). Tentakeln 
alle etwa gleich lang, in 3 Reihen angeordnet, pfriemförmig, länger als 
der Mundscheibendurchmesser, nach der STUHLMANN’schen Zeichnung 48 
an Zahl. Tentakelanordnung also wahrscheinlich 6 +6 +12 + 24=48. 
Mund etwas kegelföürmig. Das Tier kontrahiert sich sehr stark. 

Fundnotiz: Sansibar, Insel Baui, in niedrigem Wasser dicht 
am Telegraphenkabel an Steinen sitzend, nicht häufig; 14. VII. 89 
(No. 1304 — 1 Ex.). 


15. B. stellula Ehr. 


Actinia Isacmaea stellula (Urticina) H. u. E. EHRENBERG 1534 p. 34. Symbolae 
Physicae 1599 p. 13. 
5 5 » (Monostephanus) EHR., BRANDT 15355 p. 10. 
Isacmaea stellula, EHR. MILNE EDWARDS 1857 p. 288. 
Bunodes stellula, EHR. KLUNZINGER 1877 p.7S T.5F.4 a,b, c. 
„ > EHR. ANDRES 1SS3 p. 242. 

Größe: Höhe des Körpers 1,5 em. Durchmesser desselben 2 cm 
(STUHLMANN). 

Farbe: Stimmt mit der Beschreibung KLUNZINGER’s überein, be- 
sonders in der charakteristischen paarweisen Längsstreifung, zwischen 
denen die Warzen als weißliche Flecke liegen (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Die von STUHLMANN beobachteten Exem- 
plare befinden sich wahrscheinlich nicht in der Sammlung, wenn nicht ein 
Exemplar ohne Etikette ein solches war. Ich habe indessen die Original- 
exemplare dieser Spezies in dem Berliner Museum wütersucht. Wie 
KLUNZINGER schon bemerkt hat, ist ein Exemplar mit Saugwarzen ver- 
sehen und gewiß mit der echten A. stellula identisch, dagegen sind die 
übrigen sehr schlecht konservierten Exemplare nicht dieser Spezies zu- 
zuordnen. Prof. R. HERTWIG hat mir gütigst drei von KLUNZINGER 
gesammelte Exemplare zur Verfügung gestellt, so daß ich hier einige 
Angaben über die Anatomie dieser Spezies geben kann. 


Was die äußere Beschaffenheit dieser Form anbetrifft, so ist sie im 
Allgemeinen von KLUNZINGER gut geschildert; ich will nur angeben, daß 
die Fossa gut entwickelt ist und daß das längsgefaltete Schlundrohr 
mit zwei wohl entwickelten Schlundrinnen, die wohl entwickelte Zipfel 
tragen, versehen ist. Die Zahl der Tentakeln ist wahrscheinlich bei 
älteren Exemplaren größer als die von KLUNZINGER angegebene. Ich 
schließe dies daraus, daß die Zahl der Mesenterienpaare bei älteren 
Exemplaren 24 ist. Die von KLUNZINGER beschriebenen Randläppchen 


48 Dr. Oskar Carlgren. (68) 


von rundlicher oder konischer Form sind wirkliche Randsäckchen, was 
KLUNZINGER verneint. 

Ektoderm der Fußscheibe hoch, mit spärlichen diekwandigen, 
16 u langen Nesselkapseln. Körperwand mit hohem Ektoderm, das 
ziemlich zahlreiche dickwandige, 16 u lange Nesselkapseln enthält. Saug- 
warzen in histologischer Hinsicht wie bei Urtieina. Randsäckchen mit 
sehr zahlreichen, palissadenförmig angeordneten diekwandigen Nessel- 
kapseln mit einer Länge von 438 u. Entodermale Ringmuskelschicht der 
Körperwand wohl entwickelt. Sphinkter stark circumskript. Außer- 
ordentlich zahlreiche dünnwandige, etwa 18 „ lange Nesselkapseln in 
dem Ektoderm der Tentakeln. Dickwandige Nesselkapseln der Ten- 
takeln ziemlich häufig, mit einer Länge von etwa 18 «. Längsmuskulatur 
der Tentakeln, Radial- und Ringmuskulatur der Mundscheibe gut ent- 
wickelt, nicht in die Mesogloea eingeschlossen. Schlundrohr-Ektoderm 
hoch, mit zahlreichen dickwandigen, 26 u langen Nesselkapseln. Schlund- 
rohr ohne Längsmuskeln. Schlundrinnen wie gewöhnlich gebaut. Mesen- 
terienpaare bei dem untersuchten Exemplar 6 + 6 + 12 = 24, von denen 
sind die zwei ersten Cyklen und mehrere Mesenterien des dritten Cyklus 
vollständig. Zwei Richtungsmesenterienpaare. Längsmuskelpolster der 
Mesenterien sehr stark, ebenso die Parietobasilarmuskeln, die gut abgesetzt 
sind und Einschließungen in der Mesogloea aufzuzeigen haben. Basilar- 
muskeln sehr gut entwickelt. Flimmerstreifen der Mesenterialfilamente 
nicht gut konserviert. Oralstomata vorhanden, ebenso Randstomata, eine 
kleine Strecke von dem Rande des Körpers liegend. Geschlechtsorgane 
wenig entwickelt, aber doch auf allen drei Cyklen vorhanden. Sie kamen 
auch auf den Richtungsmesenterien vor. 

Fundnotiz: Sansibar, Bueni Riff; 8. VIII. 89. (Exemplare in 
der Sammlung nicht mehr vorhanden ?). 

Sansibar (ohne weitere Fundortsangabe — 1 Ex.). 


Fam. Sagartidae. 

Thenarien mit Acontien, oft auch mit Cincliden. Sphinkter 
mesogloeal, gewöhnlich stark, selten schwach, mesogloeal 
oder entodermal, ausnahmsweise fehlend. Randsäckchen nicht 
vorhanden (mit Ausnahme von Nemactis?). 

Ich habe (1898) die Familie Sagartdae in 5 Subfamilien, Arptasinae, 
Sagartinae, Phellinae, Ohondractininae und Metridinae eingeteilt, eine 
Kintellung, die ich 1897 Prof. HADDON vorgeschlagen habe. Später (1898) 
hat HADDON auch diese Einteilung acceptiert. Von diesen Subfamilien 
stehen die Aiptasinen und Phellinen so isoliert, daß ich schon jetzt geneigt 
bin, sie ganz von den Sagactiden abzutrennen und für diese Subfamilien 
zwei Familien Arptasidae und Phellidae aufzustellen. Es scheint mir 


(6 9)) Ostafrikanische Actinien. 49 


nämlich sehr fraglich, ob ein genetischer Zusammenhang zwischen den 
Phellien, Aiptasien und den übrigen Sagartiden besteht. Vorläufig, solange 
wir die Anatomie der Aiptasiden und Phelliden nicht etwas besser kennen, 
ist es jedoch ‚meiner Meinung nach am besten, diese Einteilung in fünf 
Subfamilien beizubehalten. Die drei übrigen Subfamilien, Sagartinae, 
Metridinae und Chondractininae sind dagegen näher mit einander verwandt; 
besonders gilt dies von den zwei letzteren, die offenbar einander sehr 
nahe stehen. Näheres über die Verwandtschaft der Sagartiden in einer 
zukünftigen Arbeit. 


Subfam,. Phellinae. 


Sagartiden mit langgestrecktem Körper, dessen proxi- 
maler Teil, Scapus, mit einer stärkeren oder schwächeren 
Cuticula versehen ist. Distalster Teil, Capitulum, ohne 
Cuticula. Scapus mit oder ohne Papillen. Saugwarzen, Rand- 
säckchen und Cincliden fehlen. Sphinkter mesogloeal, gut 
entwickelt. Vollständige Mesenterienpaare in geringer Zahl, 
oft nicht mehr als 6. Geschlechtsorgane von den Mesenterien 
erster Ordnung an auftretend. Acontien wenig entwickelt, 
werden durch die Mundöffnung ausgeworfen. 


Zu dieser Subfamilie gehören zwei oder möglicherweise drei 
Gattungen: Phelia GOSSE, JZsophellia n. gen. und Octophellia ANDRES; 
das letztere Genus ist jedoch wahrscheinlich. nichts anderes als eine 
Phellia. Das Genus Zlyactis ANDRES mit seinem aboralen abgerundeten 
Körperende ist aller Wahrscheinlichkeit nach zu den Athenarien, entweder 
zu.der Familie Andwakiadae oder zu der Halcampactidae, zu stellen. 


VERRILL (1899 b p. 215 Note) bemerkt, daß die Beobachtungen von 
DANIELSSEN und anderen Forschern gezeigt hätten, daß die Mesenterien 
des ersten Cyklus bei manchen Arten des Genus Phellia fertil seien, 
während sie bei anderen keine Geschlechtsorgane tragen. Dies ist ent- 
schieden nicht der Fall. Das Genus Phellia hat immer fertile Haupt- 
mesenterien; wenn sie bei einer oder der anderen Spezies steril wären, 
so gehörten diese Spezies garnicht dem Genus Phelkia an. Was die 
anatomischen und teilweise auch die Habitus-Beschreibungen von den 
DANIELSSEN’schen Actinien betrifft, so sind sie meistens so schlecht und 
irreleitend, daß sie zur Vergleichung ganz unbrauchbar sind. So z. B. 
sind von den DANIELSSEN’Schen Phellien die, welche keine Geschlechts- 
organe tragen, keine Phellia-Spezies, sondern junge Exemplare des Genus 
Chondractinia. (Näheres über diese Phellien in einer demnächst erscheinen- 
den Revision der Actinien der “Nordhavs“-Expedition 1876—78.) Die 
Bemerkungen von VERRILL sind also gar nicht zutreffend. 


50 Dr. Oskar Carlgren. (70) 


Gen. Phellia G0SSE. 


Phellinen ohne Papillen an dem Scapus. Vollständige 
Mesenterienpaarein der Regel 6, dieunvollständigen an Größe 
weit übertreffend, mit sehr starkem Längsmuskelpolster. 


16. P. decora (H. & Ehr.) Klunz. 
(Tar.NIEEARIE 5:56) 
Madrepora turbinata sp. n., FORSKÄL 1775, T. 27. 
Actinia twrbinata FORSK., MILNE-EDWARDS 1557, p. 243. 
Actinia Entacmaea decora H. & EHR., EHRENBERG 1834, p. 37. Symbolae 
physicae 1899, Taf. 8, Fig. 7, 7a. 
Actinia decora E., DESHAYES 1537, p. 544. MILNE-EDWARDS 1557, p. 244. 
Phellia decora EHR., KLUNZINGER 1877, p. 74, T. 5, F. 3a, b., Taf. 7, F. 5. 


Mr „ EHR., ANDRES 1883, p. 131. 
RN „ KLUNZ., KWIETNIEWSKI 1897, p. 327. 


? Actinia Entacmaea Forskälii H. & E., EHRENBERG 1834, p. 37 (DIPLOSTEPHANDS),. 
BRANDT 1835, p. 10. DESHAYES in LAMK. 1857, p. 544. 

Größe bis 5 cm lange und 3,5 em im Durchmesser. Innerste 
Tentakeln etwa 0,5 cm lang (STUHLMANN). 


Farbe des Körpers in der Ruhe transparent blaßgelblich-rosa, nach 
Beunruhigung grüngelb. Mundscheibe purpurbraun bis grau-violett mit 
weißer Sprenkelung. Tentakeln meistens blaßgrau mit grau-violetter Quer- 
binde, die inneren längeren am Grunde weiß gesprenkelt. Bisweilen 
Farbenvarität mit gelblich fleischfarbenen bis braunroten Tentakeln 
(STUHLMANN) No. 1096. Tentakeln grünlich gescheckt. Mundscheibe mit 
braunen Radiärstreifen (STUHLMANN). 


Kurze Beschreibung: Fußscheibe gut entwickelt, aber nicht 
ausgebreitet. Nur die distalste Partie des Körpers, Capitulum, cuticula- 
frei. Größter Teil des Körpers mit einer euticulären rohen Hülle versehen, 
mit schwachen, den Mesenterieninsertionen entsprechenden Längsfurchen; 
quer- und längsgerunzelt. Distalster Körperrand (Margin) bestimmt, 
ohne deutliche Fossa. Tentakeln bei größeren Exemplaren an Zahl 48: 
6+-6+12-+24—=48, kurz, eylindrisch, abgestumpft, an der Spitze etwas 
weiter als an der Basis (stets etwas, oft stark, geknöpft STUHLMANN). 
Innere Tentakeln 3 mal länger als die äußeren. Mundscheibe weit, platt. 
Mesenterieninsertionen wenig deutlich hervortretend, mehr als die Hälfte 
(nach STUHLMANN ”/s) der Mundscheibe tentakelfrei. Schlundrohr lang, 
länger als die halbe Körperhöhe, mit 24 bis 48 Längsfurchen. Schlund- 
rinnen 2, wohl entwickelt, ziemlich breit, ohne Zipfeln. „Tier in der Ruhe 
dünnhäutig, durchscheinend. Der graue Epidermisbelag tritt zuerst nach 
Beunruhigung auf. Das Tier oft am distalen Ende aufgebläht und stark 
wasserhaltig“ (STUHLMANN). 


(71) Ostafrikanische Actinien. 5] 


Fußscheiben-Ektoderm hoch, mit sehr spärlichen diekwandigen 
Nesselkapseln (Länge 22 u). Ektoderm des Scapus dünn, mit einer zu 
vielen Runzeln zusammengelegten Cuticula, an die kleine Fremdkörper 
angeheftet sind. Sehr selten trifft man in den Macerationspräparaten in 
dem Ektoderm des Scapus 16—20 u lange diekwandige Nesselkapseln, 
die vielleicht nicht dem Ektoderm angehören. Mesogloea des Scapus 
ziemlich dick, in zahlreiche Runzeln zusammengelegt. Ektoderm des 
Capitulums etwas dicker, doch bedeutend dünner als die Mesogloea, 
mit spärlichen diekwandigen, 20 « langen Nesselkapseln. Entodermale 
Ringmuskeln der Körperwand gut entwickelt. Sphinkter mesogloeal, 
langgestreckt, in den distalen Teilen ziemlich grobmaschie, in den 
proximalen Teilen mehr feinmaschig. Der Sphinkter beginnt unmittelbar 
an der Tentakelbasis, ganz wie bei Halcampa, und erstreckt sich ein 
wenig in den Scapus hinein. In der distalen Partie liegt der Sphinkter 
fast unmittelbar an dem Ektoderm und zwar ist er nur durch eine sehr 
schwache Mesogloeafalte von dem Ektoderm geschieden. Mehr proximal, 
wo die Mesogloea eine ziemlich dicke Falte bildet, schwillt der Sphinkter 
beträchtlich an und nähert sich mehr dem Entoderm, um schließlich als 
eine dünne Muskelschicht eine lange Strecke nahe dem Entoderm zu ver- 
laufen. Ektoderm der Tentakeln etwa eben so hoch wie die ziemlich 
mächtige Mesogloea, in den proximalen Partien quergefaltet, in den 
distalsten glatt. Dickwandige Nesselkapseln in der Spitze sehr zahlreich 
(Länge 52—56 u), in den proximalen Partien häufig, aber kleiner (Länge 
32 u). Sehr zahlreiche dünnwandige Nesselkapseln in den ganzen Ten- 
takeln, etwas größer (Länge 36—44 u) in der Spitze als in den proxi- 
malen Partien (Länge 32—36 uw). Längsmuskulatur der Tentakeln meso- 
entodermal, d. h. entodermal mit einigen Maschen hier und da in die 
Mesogloea eingebettet, gut entwickelt, mit groben, ein wenig verzweigten, 
hohen Falten. In der Spitze ist die Längsmuskulatur sehr schwach ent- 
wickelt oder fehlt ganz. Entoderm ganz wie in den übrigen Körperteilen, 
niedrig, pigmentiert. Ektoderm der Mundscheibe ziemlich hoch, mit 
zahlreichen dünnwandigen Nesselkapseln, die jedoch kleiner waren als die 
der Tentakeln. Radialmuskulatur den Längsmuskeln der Tentakeln ähnlich, 
jedoch sind die mesogloealen Maschen zahlreicher und die Falten höher 
und mehr verzweigt; die Falten nehmen zwei Drittel der Dicke der 
Mesogloea ein. Ektoderm des Schlundrohrs ziemlich hoch, aber niedrig 
im Verhältnis zur Dicke, mit zahlreichen 44—48 u langen und 8 „ breiten, 
dickwandigen Nesselkapseln; in mehrere grobe Längsfalten auslaufende 
Mesogloea. Schlundrinnen wohl differenziert, ohne Nesselzellen, aber 
mit zahlreichen Drüsenzellen. Keine Längsmuskeln in dem Schlundrohr. 
Mesenterienpaare 6+6-+12=24, von denen 6 vollständig. Zwei 
Richtungsmesenterienpaare. Längsmuskeln an den vollständigen Mesenterien 


52 Dr. Oskar Carlgren. (72) 


sehr stark; sie bilden mächtige, reich gefaltete Polster. Unvollständige 
Mesenterien ohne Polster, schwach. Parietobasilarmuskeln abgesetzt, 
ziemlich wohl entwickelt. Basilarmuskeln gut entwickelt. Oralstomata 
eroß, Randstomata auf den stärksten Mesenterien vorhanden, von mittel- 
mäßiger Größe, nahe dem Körperrand, in der Mitte der Körperhöhe 
liegend. Mesenterialfilamente mit Flimmerstreifen. Mesogloea in der 
Flimmerstreifenpartie mit wenigen Zellen. Gut begrenzte Entodermpartie 
zwischen dem Nesseldrüsenstreifen und den Flimmerstreifen. Acontien 
vorhanden, aber nicht gut konserviert. Untersuchte Exemplare ohne 
Geschlechtsorgane. KNIETNIEWSKI (1897) giebt jedoch an, daß die 
vollständigen Mesenterien solche tragen. 

Fundnotizen: Sansibar, Bueni Riff., in flachem Wasser häufig 
an toten Korallenblöcken, oft lange der Trockenheit ausgesetzt. am 
Tumbatu Riff nicht ganz so häufig. (STUHLMANN). 

Sansibar, Insel Baui; 10. VII. 89. (No. 1231 — 12 Ex.). 

3 5 „. 14. VIE 8932(N03052 Rx): 
R : R 29. VI. 89. (No. 1160 — 2 Ex., zusammen 
mit Corynactis globulifera). 

Sansibar, Insel Baui; 28. VI. 89. (No. 1076) — 2 Ex., Riffgrund 
unter Blöcken). 


Gen. nov. lsophellia. 


Phellinen, deren Scapus mit Papillen versehen ist, an 
die Sandkörnchen angeheftet sind. Vollständige Mesenterien 6 
oder mehr als 6, jedoch immer in geringer Zahl vorhanden. 

Dieses Genus mit dem Typus Z. sabulosa n. sp. ist von den echten 
Phellinen abzusondern. Auch Phellia crassa (DAN) und wahrscheinlich auch 
Edwardsia arenosa (KLUNZ.) gehören diesem Genus an. 


17. I. sabulosa n. sp. 
(Taf. TI, Big? Ss79) 

Größe: Körper etwa 3,5 cm lang und 1 cm dick; längste Tentakeln 
etwa 0,4 cm (STUHLMANN). In konserviertem Zustande etwa 2,2 cm lang 
und 1 cm dick. | 

Farbe: Freier Teil des Rumpfes (= Capitulum) ohne Warzen violett- 
weiß, etwas längsgestreift, am distalsten Teil rostbraun. Mundscheibe 
rostbraun. Tentakeln hyalin (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe nicht scharf von der Körper- 
wand abgesetzt, etwas blasenfürmig aufgetrieben, ohne Inkrustierungen, 
glatt. Nach den unten wiedergegebenen Notizen STUHLMANN’s scheint 
es, als ob die Fußscheibe bisweilen inkrustiert sein kann. Ich kann hier 
indessen keine Papillen finden. Körperwand in einen größeren 


(7 3) Östafrikanische Actinien. 53 


proximalen Teil, Scapus, und emen kleineren distalen Teil, Capitulum, 
gesondert. Scapus mit zahlreichen dichtstehenden, kleinen Papillen, an 
die Sandkörnchen angeheftet sind. Capitulum ohne Papillen, glatt, mit den 
Mesenterieninsertionen entsprechenden Längsfurchen, ohne Fossa. In Betreff 
des Aussehens der Fußscheibe und der Körperwand sagt STUHLMANN: 
“Rumpf von einer sandhaltigen Epidermishülle umgeben, die stets den 
oberen Teil, manchmal auch den etwas verbreiterten Fuß freiläßt.“ 
Tentakel-Anordnung infolge der Kontraktion und des schlechten 
Konservierungszustandes schwer zu bestimmen. Ich zählte 80-90 
Tentakeln, “in etwa 5 Kreisen zerstreut angeordnet“ (STUHLMANN). 
Da die Mesenterien nach der Sechszahl gruppiert sind, ist es wahrscheinlich, 
daß die Tentakelanordnung eben so ist, also 6 +6 + 12 4 24 + 48 = 96; 
es ist jedoch die letzte Ordnung derselben nicht vollständig, Tentakeln 
glatt, kurz, konisch (pfriemförmig STUHLMANN), innere bedeutend länger 
als die äußeren. Mundscheibe unbedeutend, keine Radialfurchen, mit 
deutlichen Schlundrinnenöffnungen. Schlundrohr ziemlich lang (0,6 cm 
bei dem konservierten Tier) mit zwei recht deutlichen, obgleich nicht 
breiten Schlundrinnen, ohne Zipfeln. Übriger Teil des Schlundrohrs 
unregelmäßig längs und quer gerunzelt. 

Ektoderm der Fußscheibe hoch. Ektoderm des Scapus ohne 
Nesselkapseln, ziemlich hoch, jedoch nicht so hoch wie die Dicke der 
Mesogloea. Hier und da finden sich unregelmässig zerstreut die Anhaftungs- 
organe, die bisweilen Papillen, oder seltener flache Gruben bilden oder oft 
mehr abgeplattet sind, jedoch immer durch die sehr niedrige Ektoderm- 
schicht charakterisiert (Bau wie bei Halcampa). Ektoderm des Capitulums 
bedeutend dünner als die Mesogloea (wenngleich höher als in dem Scapus), 
ohne Cutieula. Ringmuskelschicht der Körperwand ziemlich gut entwickelt. 
Sphinkter mesogloeal, gut entwickelt, breit, mit ziemlich groben Maschen 
in den distalen Partien, schmal mit kleinen Maschen oder zerstreuten 
Muskeln in den proximalen Teilen; die proximalste Partie des Sphinkters 
bisweilen von dem übrigen Sphinkterteil abgesondert; ‘der Sphinkter ist 
dem Ektoderm etwa ebenso weit genähert wie dem Entoderm. Ektoderm 
der Tentakeln mit 12—20 „ langen, dickwandigen und dünnwandigen 
Nesselkapseln. Längsmuskulatur der Tentakeln ektodermal schwach, 
dagegen sind die Radialmuskeln der Mundscheibe gut entwickelt, und 
zeigen palissadenförmige Falten. Ektoderm des Schlundrohrs von 
sewöhnlichem Bau, mit zahlreichen, 12—20 u langen diekwandigen Nessel- 
kapseln, ohne Längsmuskeln. Mesogloea im Allgemeinen dicker als das 
Ektoderm, besonders in den Schlundrinnen, deren Ektoderm keine Nessel- 
kapseln enthalten. Die Mesenterien sind nach der Sechszahl angeordnet. 
6+6+12—=24 Paare sind deutlich, aber wahrscheinlich kommt noch 
ein Cyklus in den distalsten Teilen vor. Zwei Paar Richtungsmesenterien. 


54 Dr. Oskar Carlgren. (74) 


Die Mesenterien erster Ordnung sind vollständig und mit der ganzen 
Länge des Schlundrohrs verwachsen. Von den Mesenterien zweiter 
Ordnung ist die Hälfte vollständig und mit starken Muskelpolstern ver- 
sehen, ganz wie die des ersten Öyklus, während die andere Hälfte unvoll- 
ständig ist und schwache oder keine deutliche Muskelpolster trägt. Jedes 
Paar des zweiten Cyklus besteht nämlich aus einem vollständigen und 
einem unvollständigen Mesenterium. Alle diese Mesenterien sind gleich 
orientiert, so daß die vollständigen gegen das eine, die unvollständigen 
gegen das andere (das ventrale?) Richtungsmesenterienpaar hingewendet 
sind. Durch diese Anordnung kommt eine bilaterale Symmetrie zustande. 
Die Mesenterien dritter Ordnung sind kleine Bindegewebsauswüchse ohne 
Polster. Längsmuskelpolster stark entwickelt auf allen vollständigen 
Mesenterien. Parietalmuskeln ziemlich gut entwickelt, besonders die 
Längsmuskelpartien, die weiter nach innen gehen als die Parietobasilar- 
muskeln. Die unvollständigen Mesenterien sind mit Längsmuskeln, die 
sich über die ganze Fläche der Mesenterien erstrecken, versehen, ähneln 
übrigens den Parietalmuskeln der stärkeren Mesenterien. Basilarmuskeln 
verhältnismäßig gut entwickelt, obgleich die Falten der Muskellamelle 
nicht zahlreich sind. Oralstomata unbedeutend. Randstomata? Flimmer- 
streifen der Mesenterialfilamente gut entwickelt. Mesogloea der Flimmer- 
streifenregion mit wenigen Zellen. Acontien von gewöhnlichem Bau. 
Geschlechtsorgane (Ovarien) finden sich auf den Mesenterien erster und 
zweiter Ordnung (incl. auf den Richtungsmesenterien). Möglicherweise 
fehlen sie auf einigen der schwächsten Mesenterien des zweiten Cyklus; 
in einem Fall habe ich jedoch auf einem dieser Mesenterien Ovarien 
gefunden. 

Fundnotiz: Sansibar, Tumbatu Riff, Kokotoni; 23. VII. 89. 
(No. 1465 — 1 Ex.), selten. (STUHLMANN). 


Subfam. Metridinae. 


Mittelmäßig hohe oder niedrige Sagartiden, ohne Cuti- 
cula, Papillen, Saugwarzen und Randsäckchen. Sphinkter 
mesogloeal, gut entwickelt. Cincliden (hauptsächlich Ento- 
derm-Ausstülpungen) vorhanden. Vollständige Mesenterien- 
paare in der Regel sechs, selten, besonders wenn nur ein 
Richtungsmesenterienpaar vorhanden ist, mehr als sechs. 
Mesenterien erster Ordnung fast immer steril. Acontien 
werden in der Regel durch die Cineliden ausgeworfen. Ein 
oder zwei Paare Richtunesmesenterien. 

Diese Subfamilie unterscheidet sich hauptsächlich durch das Vor- 
handensein der Cineliden von der Subfamilie Chondractininae, bei der 


Ofinungen in der Körperwand fehlen. Auch in anderen Charakteren weicht 


(75) Ostafrikanische Actinien. 38) 


sie von dieser Familie ab, z. B. in dem zufälligen Auftreten nur einer 
Schlundrinne und mehr als sechs Paar Mesenterien bei einigen Spezies, wie 
auch in der Abwesenheit einer Cuticula.. Doch giebt es auch unter den 
Chondractininen einzelne Formen (Paraphellia), die keine Cuticula haben. 
Vielleicht mögen andrerseits auch unter den Metridinen Spezies vor- 
kommen, die mit einer Cuticula versehen sind’? 


Wenn die Mesenterienanordnung durch das Vorhandensein nur eines 
Richtungsmesenterienpaares gestört ist, können einige der Mesenterien 
erster Ordnung Geschlechtsorgane tragen. 


Gen. Calliactis VERR. 


Metridinen mit gut hervortretenden Cincliden, in einer 
oder mehreren Querreihen angeordnet, an den proximalen 
Teilen der Körperwand. Körper im ausgestreckten Zustand 
cylindrisch, hoch, in zusammengezogenem niedrig, abgeplattet. 
Proximalster Teil der Körperwand dünnhäutig. Tentakeln 
nicht lang, zahlreich. 


18. C. polypus (Forsk.) Klunz. 
(Taf I. Bie. 3, 4.) 
Priapus polypus sp. n., FORSKAL. Descript. p. 102. Icones Taf. 27'C. 
Actinia Priapus, GMELIN 1755—93, p. 3134. 
r maculata n. n., BRUGUIERE 1789, Taf. 72, Fig. 10. 


5 5 LAMARCK 1837, p. 542. 

„ ” VERANY a p. 53; 1862, p. 98. 

„» Polypus FORSK., BLAINVILLE 1830, p. 293; 1834, p. 327. 
Adamsia priapus GMEL., MILNE EDWARDS 1557, p. 280. a 


Oribrina Polypus, EHRENBERG 1834, p. 40. Symbolae Physicae 1599. Taf. 9, 
Tie. 5,58. 

Cribrina (Tristemma) Polypus, BRANDT 1835, p. 15. 

55 Polypus, DESHAYES in LAM. 1837, p. 547. 

Calliactis polypus, FORSK., KLUNZINGER 1877, p. 76, Taf. 5, Fig. 3. 

Adamsia Rondeleti, D. CH., (p. p.) ANDRES 1SS3, p. 159, 161. 

Calliactis polypus KLUNZ., FAUROT 1895, p. 191. 

Calliactis (2?) polypus (FORSK.). HADDON 1898, p. 457. 

Größe: (nach STUHLMANN). Durchmesser des Körpers 4 cm, Höhe 
desselben 2—3 cm. 


Farbe sehr variabel, da das Tier die Farbe wechselt (Chromatophoren?), 
durchgängig jedoch graubraun mit verwaschenen braunen Flecken, unten 
(in dem proximalen Teil) stark violett. Cincliden weiß umsäumt. Acontien 
rosa. Tentakeln blaß mit blaß violetten Flecken bis rosa oder orange. 
Mundscheibe rehbraun, gegen die Mitte weiss. Lippen mennigroth. 
(STUHLMANN.) 


56 Dr. Oskar Carlgren. (76) 


Kurze Beschreibung: In Betreff des äußeren Aussehens hat 
KLUNZINGER diese Art gut geschildert. Bei fast allen Exemplaren waren 
jedoch die Tentakeln ganz eingezogen. Die Fußscheibe ist ausgebreitet. 
Der Körperwand fehlt eine Randfalte und eine Fossa. Cincliden nach 
STUHLMANN in einer Reihe in der Nähe des Fusses. Hier und da steht 
jedoch eine Cinclide nicht in der Reihe, ebenso kommen bisweilen 2 Cincliden 
auf einer Radialkammer vor. Die Acontien werden teils durch die Mund- 
öffnung, teils durch die Cincliden ausgeworfen. Tentakeln bei einem 
großen Exemplar 192:6+6+ 12 + 24448 + 96 — 192. Schlundrohr 
von mittelmäßiger Länge, mit wenigen Längsfalten und zwei gut markierten 
Schlundrinnen. 

Ektoderm der Fußscheibe hoch, doch nicht so hoch wie die 
Dicke der Mesogloea, mit zahlreichen etwa 20 « langen dickwandigen 
Nesselzellen. Mesogloea verhältnismäßig dick. Ektoderm der Körper- 
wand niedrig mit spärlichen, 12 « langen dickwandigen Nesselkapseln. 
Mesogloea dick. Die Cincliden sind ausschließlich Entodermausstülpungen 
mit weiter trichterförmiger Öffnung nach innen zu. Entodermale Ring- 
muskeln der Körperwand schwach. Sphinkter gut entwickelt, mesogloeal, 
nimmt mehr als zwei Drittel von der Dicke der Mesogloea ein, nicht 
langgestreckt, nicht abgesetzt, aber horizontal gelagert, besonders in den 
distalen Teilen; nur in den äußersten proximalsten Teilen tritt diese 
Schichtung nicht so deutlich hervor. Tentakel-Ektoderm wie gewöhnlich 
hoch, mit sehr zahlreichen, 283—32 a langen dünnwandigen Nesselkapseln 
und zahlreichen schmalen, etwa 24 „u langen, dicekwandigen. Längsmuskulatur 
der Tentakeln und Radialmuskeln der Mundscheibe sehr gut entwickelt, 
bilden sehr dicht stehende, palissadenförmig angeordnete Falten, die in der 
Mundscheibe, so weit ich an dem nicht gut konservierten Material sehen 
kann, mit einander verbunden sein können, so daß die Muskulatur meso- 
ektodermal ist. Schlundrohr-Ektoderm ziemlich hoch, mit zahlreichen 
breiten, etwa 24 u langen dickwandigen Nesselkapseln, ohne Längsmuskeln. 
Schlundrinnen-Ektoderm ohne Nesselkapseln. Mesogloea, Ektoderm und 
Entoderm der Schlundrinnen nicht höher als in den übrigen Schlundrohr- 
partien. Mesenterienpaare an Zahl 96 (6+6+ 12 +24 48—96 Paare), 
von denen nur die ersten vollständig. Die Mesenterien der fünften 
Ordnung hauptsächlich nur in den proximalen Körperteilen vorhanden, in 
der Mittelpartie bisweilen fehlend, selten in den distalen Partien nicht 
vorhanden. Die Längsmuskeln bilden hohe, dicht stehende Falten, die 
sich über den größten Teil der einen Mesenterienseite erstrecken. Parieto- 
basilarmuskeln nicht gut entwickelt, nicht abgesetzt, wie die ziemlich 
wohl entwickelten Basilarmuskeln, mächtiger an den Mesenterien zweiter 
Ordnung als an denen der ersten. Oralstomata gut entwickelt. Rand- 
stomata, wenn überhaupt vorhanden, sehr klein. Filamente wie die der 


Pe 


(77) Östafrikanische Actinien. 57 


Phellia decora. Acontien auf allen Mesenterien vorhanden. Die Längs- 
muskeln der Acontien auf derselben Stelle wie die der Acontien der 
Sagartia viduata (CARLGREN 1893, Taf. 6 Fig. 8.). Alle Mesenterien 
mit Ausnahme derer der ersten Ordnung fertil; getrennt-geschlechtlich. 
Entoderm ohne parasitische Algen. 


Fundnotizen: Sansibar, Insel Baui und Tumbatu Rift, 
ziemlich häufig auf Paguridenschalen, gesellig (STUHLMANN). 


Sansibar, Chunsin Riff; 5. XII. 88 (No. 663, 664 — 2 Ex.). 


H inseleBaut.. 15. VII. 39 (No. 1275 —.1.Ex.). 
5 = Mt 14. VI. 89 (No. 1314 — 13 Ex.). 
E Tumbatu; 24. VII. 89 (No. 1512, 1514 — 12. Ex.). 


Kleine Insel Masion bei Pangani; 8. XII. 89 (No. 1803 — 2 Ex.). 


Subtribus Stichodaetylinae 


Nynantheen, bei denen sämtliche Tentakeln oder nur ein 
Teil derselben in radialen Reihen oder Gruppen angeordnet 
sind. Mit allen Radialkammern oder mit nur einem Teil 
derselben steht mehr als ein Tentakel in Verbindung. 


Unter den Stichodaetylinen giebt es eine Familie, Discosomidae, die 
von allen anderen Stichodactylinen bedeutend abweicht, vor allem durch 
das Fehlen der Basilarmuskeln, die bei allen anderen Familien vorkommen. 
In vielen Hinsichten, so z. B. in dem Fehlen der Basilarmuskeln, Flimmer- 
streifen und Schlundrinnen, sind sie mit den recenten Protostichodactylinen 
verwandt und sind als direkte Abkömmlinge von einer den Corallimorphiden 
nahe stehenden ausgestorbenen Familie mit ektodermalen Längsmuskeln 
in der Körperwand zu betrachten. Wird es in der Zukunft nötig, die 
Charaktere der Protantheen etwas zu erweitern, so müßten die Discosomiden 
zu den Protostichodaetylinen gestellt werden. 


Der Subtribus Stfrchodactylinae umfaßt nach meiner steh folgende 
7 Familien: 


A. Ohne Basilarmuskeln, Flimmerstreifen und Schlundrinnen. Längsmuskeln der 
Mesenterien sehr schwach: 
Fam. 1. Discosomidae KLUNZ. 
B. Mit Basilarmuskeln, Flimmerstreifen und einer bis mehreren Schlundrinnen. 
Längsmuskeln der Mesenterien gut entwickelt: 


Fam. 2. Phymanthidae ANDR. 
Fam. 3. Heteranthidae nov. 
Fam. 4. Stoichactidae nov. 

Fam. 5. Thalassianthidae ANDR. 
Fam. 6. Actinodendridae HADD. 
Fam. 7. Aurelianidae ANDR. 


1 
[0 <) 


Dr. Oskar Carlgren. (78) 


Alle diese Familien mit Ausnahme der Fam. Aurelianidae sind hier 
charakterisiert. Die Anrelianiden sind kürzlich in einer kleinen Mitteilung 
(1900) von mir näher beschrieben worden. 

Die von ANDRES (1883) aufgestellte Familie Crambacticlae muss 
ganz aufgegeben werden. Die bei Crambactis auftretende Bildungen, die 
HAECKEL (1875) als krausenförmige innere Tentakeln gedeutet hat, sind 
nach meiner Untersuchung an dem Originalexemplare nicht anders als 
ausgepreßte Filamente! 


Fam. Discosomidae. 


Stichodactylinen ohne Basilarmuskeln, ohne Sphinkter 
oder mit einem sehr schwach entwickelten, lang gestreckten, 
diffusen Sphinkter, ohne Schlundrinnen und Flimmer- 
streifen. Muskulatur der Mesenterien schwach. Tentakeln an 
der Spitze nicht scharf knopfförmig abgesetzt. Weder Saug- 
warzen noch Anhänge an der Körperwand. Entoderm in der 
Regel mit zahlreichen Nesselzellen versehen. 

Die dieser Familie angehörenden Gattungen zeigen in ihrer 
Organisation eine sehr nahe Verwandtschaft; der hauptsächlichste Unter- 
schied zwischen den Genera liest in dem verschiedenen Aussehen, Bau 
und der Anordnung der Tentakeln. 


Der proximale Teil des Tieres ist zu einer fußscheibenähnlichen 
Partie entwickelt, deren Rand gewöhnlich unregelmäßig gefaltet ist: aber 
eime wirkliche, nicht nur zum Anhaften, sondern auch zum Kriechen ein- 
gerichtete Sohle kommt hier nicht vor. Die Fußscheibe stimmt in dieser 
Hinsicht mit dem bei den Protantheen auftretenden abgeplatteten, proxi- 
malen Ende überein. Auch fehlen hier wie bei diesen die für alle mit 
einer ausgeprägten Fußscheibe versehenen Actinien charakteristischen 
Basilarmuskeln, die in radialer Richtung auf beiden Seiten jedes Mesen- 
teriums an der Insertion desselben an der Fußscheibe verlaufen. 

Die Körperwand, die besonders gegen den distalen Teil sehr an 
Mächtigkeit zunimmt, so daß der Durchmesser des Körpers in den distalen 
Teilen bedeutend größer als in den mittleren und proximalen ist, ist ge- 
wöhnlich mit schwachen, den Mesenterieninsertionen entsprechenden Längs- 
furchen versehen; im übrigen ist die Körperwand glatt oder fast glatt, 
immer ohne Saugwarzen und andere Anhänge. Die Grenze gegen die 
Mundscheibe ist infolge der starren Beschaffenheit der Mesogloea und der 
oft an dem Rande der Mundscheibe sitzenden Tentakeln gut ausgeprägt, 
aber eine Fossa fehlt ganz und gar. Oft ist der distalste Körperrand 
etwas unregelmäßig gefaltet infolge der Mesenterieninsertionen, die sich 
an der Mundscheibe fortsetzen (wie bei Discosoma nummiforme); bis- 


(79) Östafrikanische Actinien. 59 


weilen läuft der Körperrand in unregelmäßige, oft viereckige Auswüchse 
aus (bei Zsaura neglecta). 

Die Tentakeln sind im allgemeinen sehr unbedeutend, in einigen 
Fällen ziemlich gut entwickelt, wie die inneren Tentakeln bei Actinotryx 
und die Tentakeln der Discosoma Yuma; in anderen Fällen rudimentär 
oder fast fehlend und nur als Ausstülpungen in der Mesogloea der Mund- 
scheibe angedeutet (bei .Discosoma Ungwa). Bald sind alle Tentakeln 
einfach (Discosoma, JIsaura, Bicordea) oder zu eigentümlichen, urmen- 
ähnlichen Bildungen umgewandelt (?) (Orinia), bald ist ein Teil der Tentakeln 
verzweigt (Rhodactis, Actinotryx). Bisweilen kann man rand- und scheiben- 
ständige Tentakeln deutlich unterscheiden (z. B. bei Actinotryx), bisweilen 
sind die Tentakeln mehr zerstreut und kein solcher Unterschied vor- 
handen (Discosoma). Die Tentakeln sind im radialen Serien angeordnet; 
auch von den Exocoelen scheinen mehrere Tentakeln sich ausstülpen zu 
können. 

Die Mundscheibe ist immer von großem Durchmesser, abgeplattet 
oder konkav, die Mundöffnung oft auf einem Konus liegend. Gewöhnlich ist 
die Mundscheibe mit schwachen, den Mesenterieninsertionen entsprechenden 
Furchen versehen, die jedoch nicht immer deutlich sichtbar sind. 


Das Schlundrohr ist mit vielen gegen das Lumen des Schlundrohrs 
einspringenden, hohen Längsfalten versehen, aber Schlundrinnen fehlen. 

Die Mesenterien sind zahlreich, darunter viele vollständige Mesenterien- 
paare. Die Anordnung derselben ist in der Regel unregelmäßig; gewöhnlich 
sind keine Richtungsmesenterien oder nur ein Richtungsmesenterienpaar 
vorhanden, selten kommen zwei Richtungsmesenterienpaare vor. Die 
Geschlechtsorgane treten auf den stärkeren Mesenterien von der ersten 
Ordnung an auf. » 


Die Muskulatur der Mesenterien ist schwach entwickelt; am stärksten 
sind die Längsmuskeln;; die Parietobasilarmuskeln sind dagegen sehr schwach 
und nicht gefaltet und die Basilarmuskeln fehlen ganz und gar. Flimmer- - 
streifen der Mesenterialfilamente sind nicht vorhanden. 

Die fast homogene Mesogloea ist mit zerstreuten Zellen versehen. 

Die Nesselzellen des Ektoderms sind nicht so zahlreich wie die der 
übrigen Stichodactylinen, dagegen ist das Vorhandensein großer Nessel- 
. zellen von spezifischem Aussehen in dem Entoderm charakteristisch. (Sehr 
große Nesselzellen z. B. bei Actinotryx St. Thomae, Isaura meglecta, Orinia 
torpida und Rhodactıs n. sp. von Eimeo, etwas kleiner z. B. bei Discosoma 
nummiforme und Ricordea florida.) 

Zu dieser Familie rechne ich folgende Genera: 

Discosoma, Paradiscosoma (n.n. für Isaura), Orinia, Rhodactis (incl. 
Phialactis), Actinotryxz und Bicordea (incl. Homactis). 


60 Dr. Oskar Carlgren. (80) 


Von allen diesen Gattungen mit Ausnahme von Homactis habe ich ganze 
Spezies oder Stückchen von Spezies zur Untersuchung gehabt, weshalb 
ich schon hier eine kurze Ubersicht der betreffenden Genera geben will. 


Genus Discosoma siehe unten! 
Typus: Discosoma nummiforme LEUCK. 


Genus Paradiscosoma n. nom. für Isaura. 

Discosomiden mit gleichartig aussehenden Tentakeln, die 
nicht verzweigt, sondern kurz und warzenförmig sind. Distaler 
Körperrand in größere oder kleinere viereckige Auswüchse 
auslaufend. 

Typus: Paradescosoma (Isaura) neglecta DUCH. & MICH. 

‘in Exemplar von St. Thomas aus dem Kopenhagener Museum von 
mir untersucht. 

Genus Orinia. 

Discosomiden mit tentaknlären, einfachen Bildungen in 
der Perepherie der Mundscheibe. Innerer Teilder Mundscheibe 
mit eigentümlichen großen urnen-ähnlichen Auswüchsen ver- 
sehen. Zwischen den einfachen Tentakeln und den Urnen 
eine tentakellose Mundscheibenpartie. 


Typus: Orinia torpida DUCH. & MICH. 

Ich habe Gelegenheit gehabt, das Originalexemplar in dem Turiner 
Museum zu untersuchen. 

Genus Rlhodactis. 

Discosomiden mit Tentakeln von zweierleiArt. Tentakeln 
in der äußeren und inneren Partie der Mundscheibe einfach, 
nicht verzweigt, in der mittleren verzweigt. Zonen der ver- 
zweigten und einfachen Tentakeln nicht deutlich von einander 
abgegrenzt. Distaler Körperrand gerade oder leicht gekerbt. 

Typus: Rhodactis rhodostoma EHR. 

Den Typus R. rhodostoma habe ich nicht gesehen, dagegen habe ich 
eine Discosomide von Eimeo untersucht, die mit Sicherheit als Rhodactis 
anzusprechen ist. Eine andere Spezies, in der ich früher (vergl. HADDON 
1898 p. 477) einen Repräsentanten der Gattung Rhodactis sah, ist zu dem 
Genus Helianthopsis KWIETN. zu stellen. HADDON’s Angabe, daß ich 
R. rhodostoma untersucht habe, beruht auf einem Mißverständnis. 

In dem British Museum habe ich 1897 die Hälfte eines Typexemplares 
von Phialactis neglecta FOWLER näher untersucht. Außerdem waren 
zwei von FOWLER nicht untersuchte Exemplare, die von demselben Ort 
wie die Typen stammten, und die den FOWLER’schen Exemplaren voll- 
kommen ähnlich sind, vorhanden. Sowohl bei dem von FOWLER unter- 
suchten Exemplare als bei den übrigen treten die mittleren Tentakeln 


(8 1 ) Ostafrikanische Actinien. 61 


als zusammengesetzte, kurzgestielte Warzen hervor. Die Fig. 12 von 
FOWLER (1889) stellt ein junges Exemplar vor. FOWLER sagt selbst, 
daß das andere von ihm untersuchte Exemplar — wahrscheinlich das 
zurückgebliebene — reicher mit Tentakeln versehen sei. Obgleich, nach 
der FOWLER’schen Figur zu urteilen — ich selbst habe leider keine 
Notizen über das Aussehen dieses Körperteils gemacht — der distale 
Körperrand nicht gekerbt ist, wie bei Rhodactis rhodostoma und Rhodactis 
n. sp. von Eimeo, so halte ich es doch für wahrscheinlich, daß Phialactis 
und Rhodactis Synonyme sind. HADDON vermutet, daß Phialactis eine 
Ricorden sei. 
Genus Actinotrys DUCH. & MicH. 

Discosomiden mit tentakulären, einfachen Bildungen in 
der Perepherie der Mundscheibe. Innerer Teilder Mundscheibe 
mit verzweigten, dendritischen Tentakeln. Zwischen den 
einfachen und verzweigten Tentakeln eine tentakellose Mund- 
scheibenpartie. 


Typus: Actinotryx St. Thomae DUCH. & MICH. 
Zwei dieser Art angehörende Exemplare habe ich durch die Freund- 
lichkeit des Herrn DUERDEN zu Jamaica bekommen. 


Genus Fricordea DUCH. & MicH. 

Discosomiden mit tentakulären einfachen Bildnngen in 
der Perepherie der Mundscheibe. Übriger Teil der Mundscheibe 
ebenfalls mit einfachen, nicht verzweigten Tentakeln. Keine 
tentakellose Zone zwischen den äußeren und inneren 
Nentakeln: 

Typus: Zecordea florida DUCH. & MICH. 

Ein aus Jamaica stammendes Exemplar, das Herr” DUERDEN mir 
gütigst zugeschickt hat, untersucht. Nach der Beschreibung VERRILL’S 
von Homactis (Typus: H. rupicola VERR.) zu urteilen, ist Homactis eine 
Riicordea, eine Vermutung, die ich mit HADDON teile (HADDON 1898 p. 481). 
Die hier oben gegebenen Charaktere des Genus Zecordea passen gut für 
Homactıs. 

Nähere Angaben der Gattungen und Spezies der Discosomiden will 
ich in einer größeren Arbeit geben. 


Gen. Discosoma EHR. 


Discosomiden mit gleichartig aussehenden Tentakeln, 
die nicht verzweigt, kurz, meist papillen- oder warzenförmig, 
selten ganz rudimentär, nur durch entodermale Ausstülpungen 
in der Mesogloea der Mundscheibe angedeutet sind. Distaler 
Körperrand gerade oder leicht gekerbt. 


62 Dr. Oskar Carlgren. z (82) 


Außer der T'ypspezies D. nummiforme habe ich drei bisher nicht 
beschriebene Discosoma-Arten untersucht, von denen zwei in der STUHL- 
MANN’schen Sammlung repräsentiert sind. Von den schon bekannten 
Discosoma-Arten gehören nur D. nummiforme und D. fungiforme dieser 
Gattung an, die übrigen müssen zu den Stoichactiden gerechnet werden. 


19. Discosoma nummiforme Leuck. 
? Priapus albus FORSKAL 1775. 
Discosoma nummiforme sp. n. LEUCK. in RÜPPEL 18S2S P.4 p. 3 T. 1 Fig. 1. 


R e BLAINVILLE 1830 p. 286 1534 p. 320 T. 48 Fig. 3. 
5 1“ MILNE-EDWARDS (in CUVIER) 1849 T. 62 Fig. 4. 

= % a : & HAIME 1551 p. 9. 

e > 2 S 1857—60 p. 255. 

en e GUERIN 1869 T. 11 Fig. 3. 

55 r LEUCK., KLUNZINGER 1577 p. 58. T. 6 Fig. 6a—c. 
r hr ANDRES 1SS3 p. 281. 

» F SIMON 1892 p. 92. 

” » HADDON 18395 p. 410. 


SIMON hat 1892 diese Spezies eingehend und sorgfältig untersucht, 
so daß ich wenig Neues zu dem schon Bekannten hinzufügen kann. In 
Betreff der Verteilung der Nesselkapseln will ich erwähnen, daß das 
Ektoderm des Schlundrohrs mit ziemlich zahlreichen spezifischen Nessel- 
kapseln (Länge 64 «, Breite 16 «) versehen ist. Die Nesselkapseln des 
Entoderms (in den distalen Partien der Mesenterien) hatten eine 
Länge von etwa 32—36 u. Das Ektoderm der Körperwand und das der 
Mundscheibe und der Tentakeln war nicht gut konserviert, so daß ich 
keine Angaben über die Verteilung der Nesselzellen geben kann. SIMON 
vermutet, daß die Nesselzellen des Tentakel-Entoderms nach außen nur 
dadurch wirksam werden können, daß in den Tentakeln Öffnungen vor- 
handen seien. Daß die in dem Tentakel-Entoderm liegenden Nessel- 
zellen auf der Oberfläche der Tentakeln durch die Öffnungen funktionieren, 
halte ich für sehr unwahrscheinlich. Im Gegenteil scheint es mir, daß 
die bei den Discosomiden auftretenden entodermalen Nesselzellen, die sowohl 
in den Tentakeln als auch in den Mesenterien vorkommen, die Aufgabe 
haben, die in den coelenterischen Raum hineingeratenen lebenden Tierchen, 
die während der Schlundrohrpassage von den Nesselzellen des Schlundrohr- 
Ektoderms nicht oder nur unvollständig betäubt wurden, zu töten, eine um 
so notwendigere Einrichtung, als das Ektoderm der Mundscheibe und der 
Tentakeln bei .Discosoma nummiforme nach der Angabe von SIMON keine 
Nesselzellen enthält oder nur mit wenigen Nesselzellen versehen ist. 

In allen wichtigen Organisationsverhältnissen stimmen meine Unter- 
suchungsobjekte mit den von SIMON beobachteten überein. Doch habe ich 
keine solche Kambialschicht der Mesogloeazellen, wieSIMON erwähnt, gesehen. 


(83) Östafrikanische Actinien. 63 


Ebenso müßte die vollkommene Abwesenheit der Parietobasilarmuskeln 
noch bestätigt werden; ich meines Teils halte es für wahrscheinlich, daß 
sie in rudimentärem Zustande vorkommen. Dagegen fehlen Basilarmuskeln 
ganz und gar. 

Zur Untersuchung lagen mir sowohl von RÜPPELL als von EHRENBERG 
und KLUNZINGER gesammelte Exemplare vor, aber die Exemplare waren 
nicht gut konserviert. 

Fundnotiz: Sansibar, Bueni Riff. Kein Exemplar in der 
Sammlung, aber STUHLMANN erwähnt in seinen Notizen diese Spezies. 


20. Discosoma Yuma') n. sp. 
(RafsoRıs>2 14,15). 

Größe: Körper 1—1,5 em hoch und 2—3 cm im Durchmesser. Äußere 
Tentakeln 2,5 mm, innere Tentakeln I mm lang (STUHLMANN). 

Farbe: Körperrand violettgrau, nach oben etwas dunkler. Mund- 
scheibe seegrün, mit verwaschenen violetten Flecken. Äußere Tentakeln 
violettgrau, mit opak hellerüngrauem Knopf. Innere Tentakeln am Rande 
grün durchscheinend, ihr Centrum grau. Lippenwülste innen radiär braun 
und weiß gestreift (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Der Konservierungszustand der Tiere war 
nicht gut. Ich habe ein kleines Exemplar in Querschnitte zerlegt und 
ein Stückchen mit dem Sphinkter von dem größten Exemplare ausgeschnitten. 

Fußscheibe ausgebreitet, festsitzend, von dem bei den Discosomiden 
gewöhnlichen Bau. Körperwand glatt, ohne deutliche Längsfurchen. 
Körper im distalen Teil bedeutend weiter als im mittleren und proximalen. 
Tentakeln zahlreich, sowohl von den Endo- als von den Exocoelen. 
‘ Infolge der schlechten Konservierung kann ich keine genaue Angabe über 
die Tentakelanordnung geben, aber die Tentakeln gehen wenigstens von 
den Endocoelen im radialen Reihen aus. Alle Tentakeln einfach, von 
etwa gleichem Aussehen; äußere Tentakeln ziemlich gut entwickelt, gegen 
die Spitze angeschwollen (keulenförmig STUHLMANN, Taf. II, Fig. 15 b) 
— in konserviertem Zustand war es schwer, das keulenförmige Aussehen zu 
beobachten — innere Tentakeln kleiner, mehr warzenförmig (Taf. II, Fig. 15a). 
Keine distinkte Partie zwischen den äußeren und inneren Tentakeln. 
Einige große Tentakeln hier und da auch in der inneren Partie der 
Mundscheibe. Nach STUHLMANN sitzen die äußeren Tentakeln in 3—5 
Reihen; ich habe eine solche Anordnung nicht finden können; auch ist 
es wenig wahrscheinlich, daß die Anordnung so ist. Mundscheibe 
groß, vollständig mit Tentakeln bis zu der Mundöffnung bedeckt, in 


') Yuma (Suaheli). Name für. den arabischen Wochenfeiertag, unseren Freitag, 
außerdem häufiger Name für Sonntagskinder (STUHLMANN). 


64 Dr. Oskar Carlgren. (84) 


der Mitte kegelfürmig erhöht, so daß die Mundöffnung auf einem Conus 
liegt. Mundöffnung rund. Keine Gonidialtuberkeln. Schlundrohr ohne 
Schlundrinnen, mit hohen Längsfalten. 

Ektoderm der Körperwand hoch, bedeutend höher als die Meso- 
gloea, mit spärlichen spezifischen Nesselkapseln (Länge 44 u, Breite 12 a). 
Sphinkter schwach, langgestreckt, diffus, von dem bei Discosomiden 
gewöhnlichen Aussehen. Ektoderm der Tentakeln höher als das an der 
Basis, mit ziemlich zahlreichen dünnwandigen Nesselkapseln (Länge 52—80 u). 
Längsmuskeln der Tentakeln und Radialmuskeln der Mundscheibe 
ektodermal, sehr schwach entwickelt, besonders die letzteren. Ektoderm 
des Schlundrohrs hoch, mehrmals höher als die Mesogloea, ohne 
ektodermale Muskeln, mit zahlreichen diekwandigen Nesselkapseln 
(Länge 12—16 u). Schlundrohr mit langen Mesogloeaauswüchsen gegen 
das Lumen desselben, im der Regel von den Mesenterieninsertionen aus- 
gehend. Zahlreiche Mesenterienpaare, von denen viele vollständige 
Richtungsmesenterien? Muskulatur der Mesenterien schwach: .die Längs- 
muskeln sind mit wenigen Falten versehen, die Parietobasilarmuskeln 
bilden eine gerade Muskellamelle, während die Basilarmuskeln fehlen. 
Mesenterialfilamente ohne Flimmerstreifen. Nesselkapseln der Filamente 
groß, von spezifischem Aussehen (Länge 56 u). Bei den größten Exemplaren 
waren Eier vorhanden, aber ich kann keine Angaben über die Verteilung 
derselben geben. Entoderm mit zahlreichen parasitischen Algen ohne 
Nesselzellen. Mesogloea homogen, mit zerstreuten Zellen. 

Diese Spezies ist durch die gut entwickelten Tentakeln, die an 
Größe die Tentakeln bei Discosoma nummiforme bedeutend übertreffen, 
charakteristisch. 

Fundnotiz: Sansibar, Kokotoni-Tumbatu Riffe; 12. IX. S9, 
(No. 1649 — 3 Ex., von denen zwei nur klein). Auf toten Madreporen- 
stöcken bei ganz niedrigen Ebben zu erhalten; ziemlich selten (STUHLMANN). 


21. Discosoma Unguja!) n. sp. 
(Bar. IT, R19.60528:89) 
Größe: var. &« fuscum: Körper 2,5—3 cm im größten Durchmesser, 
Höhe 1—1,5 cm. — var. 8 coerwleum. Körperhöhe 0,75—1 em. Grösster 
Durchmesser 1—2 cm (STUHLMANN.). . 


Farbe: Zwei Farbenvaritäten nach STUHLMANN: var. « fuscum: 
Körperwand schieferviolettgrau, nach unten heller bis weisslich, oben (nach 
der distalen Seite zu) manchmal feine Längsstreifung. Mundscheibe dunkel 
braun-violett, am Rand grüne, unregelmäßige Lichter, ebensolche zerstreute 
Flecke auf der Mundscheibe. Tentakelwärzchen rotbraun ohne Begrenzungs- 


') Unguja (Suaheli). Name für Sansibar (STUHLMANN). 


(85) Östafrikanische Actinien. 65 


linie. Mundlippen weißlich. var. 8 coeruleum: Körperwand wie var. «a. 
Mundscheibe hellblau, nach aussen mit grünen Lichtern. Tentakeln kaum 
als Wärzchen zu erkennen: schwärzliche Punkte, innere größer als äußere. 
Mund grau. 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe ausgebreitet, festsitzend, un- 
regelmäßig gefaltet. Körperwand glatt, mit zahlreichen Längsfurchen. 
Distaler Rand des Körpers gewellt, leicht eingekerbt infolge der Furchen. 
Ohne Fossa. Distaler Teil des Körpers bedeutend weiter als die mittleren und 
proximalen Teile. Tentakeln bei var. « rudimentär als niedrige Wärzchen, 
die '/ so hoch wie breit sind (STUHLMANN); nur in den stärkeren Endocoel- 
Partien radiär angeordnet, mehr oder minder zahlreich; in den schwächeren 
Endocoel- und in den Exocoel-Partien nicht über die Mundscheibe sich er- 
hebend (siehe unten bei 8 coeruleum). STUHLMANN sagt, daß 6—S Wärzchen 
in einer Reihe vorkommen, aber bei den konservierten Exemplaren habe 
ich nicht so viele beobachtet. Tentakeln bei var. 8 ganz verschwunden. 
Anlage der Tentakeln nur als spärliche, entodermale Anstülpungen in 
der Mesogloea der Mundscheibe vorhanden. Mundscheibe weit, platt 
oder konkav, mit radialen Furchen versehen. Mundöffnung ohne Gonidial- 
tuberkeln. Schlundrohr ohne Schlundrinnen, mit tiefen Längsfurchen. 

Ektoderm der Fußscheibe, der Körperwand, der Tentakeln 
und der Mundscheibe ohne Nesselkapseln. In den Macerationspräparaten 
von der Fußscheibe habe ich einige sehr große Nesselkapseln gesehen, 
aber sie gehören wahrscheinlich nicht der Fußscheibe an. Ektoderm der 
Körperwand in den proximalen Teilen mehr unregelmäßig, in den distalen 
mehr regelmäßig gefaltet. Mesogloea der Körperwand in den Firsten 
mächtiger als das Ektoderm, in den Thälern bedeutend niedriger. 
Sphinkter nur angedeutet, schwächer als der Sphinkter "bei D. mummi- 
forme und D. Yuma. FEktodermale Muskeln der Tentakelwärzchen 
und die der Mundscheibe äußerst schwach. Ektoderm des Schlund- 
rohrs wie bei D. nummiforme und D. Yuma mit ziemlich häufigen 
spezifischen Nesselkapseln (5616 u). Mesogloea des Schlundrohrs in 
lange Auswüchse gegen das Schlundrohr-Lumen auslaufend, in der Regel 
von den Mesenterieninsertionen ausgehend. Zahlreiche Mesenterien- 
paare; ich zählte bei emem Exemplar mehr als 200, von denen viele 
vollständig. Bei einem Exemplar habe ich nur ein Richtungsmesenterien- 
paar beobachtet, in Betreff der zwei andern zerschnittenen Exemplare 
kann ich keine Angaben geben. Muskulatur der Mesenterien wie bei D. Yuma. 
Mesenterialfilamente ohne Flimmerstreifen. Nesselzellen des Nesseldrüsen- 
streifens sehr groß (120— 148 u ><40 u). Geschlechtsorgane? Entoderm 
mit zahlreichen parasitischen Algen. In den proximalen Partien sind die 
parasitischen Algen nicht so zahlreich und ungefähr gleichmäßig auf die 
Mesenterien und die Körperwand verteilt; in den distalen Partien der 


66 Dr. Oskar Carlgren. (86) 


Körperwand sind sie dagegen außerordentlich zahlreich, während sie in 
derselben Partie der Mesenterien fast fehlen oder sich nur spärlich finden. 
Dies hängt wohl damit zusammen, daß die distalen Partieen der Mesenterien 
mit zahlreichen spezifischen Nesselzellen (Länge 32—44 u) versehen sind. 
Mesogloea fast homogen mit spärlichen Zellen. 

Fundnotizen: Sansibar, Riff südlich von der kleinen Insel 
Puopo (Kokotoni) bei ganz niedriger Ebbe an abgestorbenen Korallen- 
blöcken gefunden (STUHLMANN); var. « fuscum; 10. IX. 89 (No. 1636 — 
29 Ex.); var. 8 coeruleum, 29. VIII. 89. (No. 1569 — 6 Ex.). 


Fam. Phymanthidae. 

Stichodactylinen mit Basilarmuskeln, ohne Sphinkter oder 
mit einem sehr schwach entwickelten, diffusen; mit wohl ent- 
wickelten Schlundrinnen und Flimmerstreifen. Längsmuskulatur 
der Mesenterien stark. Tentakeln von zweierleiArt: a) wohl 
entwickelte in alternirenden Öyklen stehende marginale, mit 
lateralen papillenförmigen oder verzweigten Ästchen, und 
b) radialangeordnete, rudimentäre, wärzchenförmige, scheiben- 
ständige. Bisweilen, besonders in den stärkeren Endocoel- 
partien innerhalb der marginalen Tentakeln, Zwischenformen 
zwischen den randständigen und scheibenständigen. 

Zu dieser Familie gehört nur ein Genus, Phymanthus; zwar hat 
MITCHELL (1890) eine neue Gattung Thelaceros beschrieben, aber sie 
unterscheidet sich von dem Genus Phymanthus nur darein, daß diese mit 
Saugwarzen an der Körperwand versehen ist, jene dagegen nicht. Da 
mehrere Phymanthus-Spezies nur mit undeutlichen Saugwarzen an der 
Körperwand ausgestattet sind, bin ich wie HADDON (1898) und 
KWIETNIEWSKI (1898) geneigt, Thelaceros mit Phymanthus zusammenzu- 
fassen. Kürzlich hat VERRILL (1898) den Namen Zpicystis EHR. anstatt 
Phymanthus für Phymanthus erucifer gebraucht. Ich muß eine solche 
Veränderung der Namen unbedingt verwerfen, erstens, weil EHRENBERG 
so sehr verschiedene Spezies wie Ph. erucifer und Bunodosoma granulifera 
in demselben Genus vereint, daß kein Typus des Genus vorhanden ist, 
zweitens, weil das Genus Phymanthus von MILNE-EDWARDS gut bestimmt 
ist und keine andere Spezies als den Typus P. loligo enthält, drittens, 
weil Phymanthus erucifer und P. loligo zu einem Genus zusammengefaßt 
werden müssen, was VERRILL vermeinen zu wollen scheint, schließlich 
viertens, weil man nicht ohne zwingende Gründe einen alten, vielmals 
gebrauchten Namen verändern soll — und solche Gründe liegen hier nicht 
vor, denn man könnte mit ebenso eutem Recht den Namen Epreystis 
anstatt des kürzlich von VERRILL für A. granulifera aufgestellten Gattungs- 
namen Bimodosoma eebrauchen. wie für Phymanthus erueifer. 


(87) Östafrikanische Actinien. 67 


Gen. Phymanthus M.-EDW. 

Phymanthiden mit oben warziger oder ganz glatter 
Körperwand, meist mit Randhöckern. Ziemlich zahlreiche 
Mesenterien, die meisten vollständig. Geschlechtsorgane 
von den Mesenterien erster Ordnung an auftretend. 


22. Phymanthus sansibaricus n. sp. 
(Taf. II, Fig. 12, 19 20, Taf. IV, Fie. 18.) 

Größe: Durchmesser des Körpers 3 cm. Höhe 1,5—2 cm. Tentakeln 
0,5 cm (STUHLMANN). 

Farbe: Körper weiß bis schmutzige braungrau, nach oben schiefer- 
grau. Saugwarzen weißgekörnt. Mundscheibe hellgrau mit weißen und 
braunen Sprenkeln, oft auch olivbraun, gegen den Mund grün. Tentakeln 
weißgrau bis weißgrün, mit weißen Warzen und braunen Sprenkeln; ihre 
Unterseite blaugrau, die S inneren Tentakeln gewöhnlich dunkelbraun wie 
bei Ph. loligo (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe wohl entwickelt, ausgebreitet, 
platt. Körper ziemlich niedrig. Körperwand mit gewöhnlich gut her- 
vortretenden, den Mesenterieninsertionen entsprechenden Furchen versehen, 
in den äußersten distalen Teilen mit deutlichen Saugwarzen (5—6 Quer- 
reihen nach STUHLMANN). Distaler Rand bestimmt, deutlich papillös, 
der distalsten Warzenreihe entsprechend. Fossa deutlich. Randtentakeln 
bei 3 untersuchten Exemplaren 60—90. Ein großes Exemplar (No. 1144) 
trug 60—70 Tentakeln nach der 8-Zahl angeordnet, bei einem kleineren 
Exemplar (No. 1144) mit etwa 90 Tentakeln waren die Tentakeln 
auch nach der 8-Zahl gruppiert, ein drittes Exemplar (No. 1241) hatte 
etwa 90 Tentakeln. In seinen Notizen giebt STUHLMÄNN an, daß die 
Randtentakeln zu ca. 64 in vier Kreisen stehen. Die Randtentakeln 
waren in Querschnitten dreieckig, etwa gleich lang, mit gut entwickelten 
Warzen an den Seitenpartien der Tentäkeln, besonders an den inneren 
Randtentakeln (Taf. IV, Fig. 18). Nach den Notizen STUHLMANN’S 
fehlen die inneren warzenförmigen Tentakeln ganz und gar; dies kann 
ich nicht bestätigen; bei einem Exemplar (No. 1530) waren sie undeutlich, 
aber bei den Exemplaren, nach denen die STUHLMANN’schen Figuren und 
Beschreibungen entworfen sind, finden sich deutliche innere Tentakel- 
wärzchen, die in den stärksten Endocoelen wie kleine verkümmerte Rand- 
tentakeln auftreten. Mundscheibe weit, innerster Teil tentakelfrei. 
Schlundrohr längsgefurcht, von mittelmäßiger Länge, nicht die halbe 
Länge des Körpers erreichend. Schlundrinnen zwei, wohl entwickelt, 
ziemlich breit, symmetrisch gestellt, mit Zipfeln. 

Ektoderm der Fußscheibe hoch, mit ziemlich spärlichen dick- 
wandigen Nesselkapseln (Länge 16 a). Ektoderm der Körperwand hoch, 


68 Dr. Oskar Carlgren. (88) 


enthält zahlreiche diekwandige Nesselkapseln. Entodermale Ringmuskeln 
der Körperwand mittelmässig entwickelt; Kein Sphinkter. Ektoderm 
und Entoderm der Tentakeln mächtig, übertreffen an Dicke die Mesogloea 
bedeutend. Zahlreiche diekwandige (16—(20) u lange), und dünnwandige 
(20—24 u lange) Nesselkapseln in dem Ektoderm der Tentakeln. 
Ektoderm der Mundscheibe mit gleichen, aber spärlicheren Nessel- 
kapseln als die Tentakeln. Ektodermale Längsmuskeln der Tentakeln 
und Radialmuskeln der Mundscheibe nicht stark. Schlundrohr mit 
Mesogloeafalten gegen das Schlundrohrlumen. Ektoderm des Schlund- 
rohrs mit zahlreichen, nicht so stark lichtbrechenden diekwandigen Nessel- 
kapseln (Länge 20 «), mit zahlreichen Drüsenzellen, ziemlich hoch. Schlund- 
rinnen mit bedeutend höherem Ektoderm und Entoderm als das Schlund- 
rohr; das Ektoderm ohne Nesselkapseln und körnige Drüsenzellen. das 
Entoderm blasig. Schlundrohr und Schlundrinnen mit schwachen ekto- 
dermalen Längsmuskeln. Mesenterienpaare (die Hälfte des größten 
Exemplares von No. 1144 untersucht) nach der S8-Zahl angeordnet. 
8s-+ 8-4 16-+ 32 = 64; von denen sind die drei ersten Ordnungen voll- 
ständig. Zwei Richtungsmesenterienpaare. Längsmuskeln der Mesenterien 
sehr stark, mit mächtigen Polstern, Parietobasilarmuskeln gut abgesetzt, 
wohl entwickelt, Basilarmuskeln ziemlich gut entwickelt, gegen die Seiten 
verbreitert. Flimmerstreifen der Filamente gut entwickelt. Entoderm- 
partie zwischen den Drüsen- und den Flimmerstreifen ziemlich gut abgesetzt. 
Mesogloea der Flimmerstreifenpartie mit zahlreichen Zellen. Ohne Acontien. 
Oralstomata gut entwickelt, Randstomata in den distalsten Teilen, fast 
unmittelbar an der Körperwand. Geschlechtsorgane: ÖOvarien auf 
den stärkeren Mesenterien (No. 1241) vorhanden, auch auf den Richtungs- 
mesenterien. Mesogloea von gewöhnlichem Aussehen. Entoderm mit 
spärlichen parasitischen Algen. 

Fundnotizen: Sansibar, Insel Baui, Kokotoni etc. häufig an 
Stemblöcken in der Ebbezone.  Bedeutend „emeiner als P. loligo 
(STUHLMANN). 

Sansibar, Insel Baui; 29. VI. 89.(No. 1144 — 2 Ex.); 10. VIL. 89 
(No. 122] — 1 Ex.). 

Sansibar, Tumbatu; 26. VII. 89 (No. 1530. —. I Ex.). 


25. Phymanthus Strandesi') n. sp. 
(Taf. II, Fig. 4, 5) 
Größe: Länge des Körpers 4,5 em; Durchmesser des Körpers 
0,7—1 em (STUHLMANN). Länge des Körpers im könservierten Zustande 
2 cm; Länge der Randtentakeln 0.4—0,5 cm. 


') Auf Vorschlag Dr. STUHLMANN’s nach Herrn STRANDES (Sansibar) benannt. 


(89) Östafrikanische Actinien. 69 


Farbe: Körper fast hyalin, mit opak weißen Längsstreifen, nach 
der distalen Seite leicht grau violett. Mundscheibe graugrün mit brauner 
Radiärstreifung, die stellenweise durch Querstriche verbunden ist. Tentakeln 
hellgrau-grün mit weißen Warzen (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Körper langgestreckt, mit einer kleinen, 
aber doch gut begrenzten Fußscheibe, cylindrisch, mit deutlichen, 
den Mesenterieninsertionen entsprechenden Furchen.  Distalster Teil 
mit kleinen undeutlichen Saugwarzen, die nach STUHLMANN in 5—10 
(Quer-?) Reihen angeordnet sind. “Margin“ bestimmt, gekerbt. Rand- 
tentakeln an Zahl 48; 6-6 +12 -+ 24=48, kurz, von ungefähr 
gleicher Länge. Warzen-ähnliche Auswüchse der Randtentakeln in 
zwei Reihen angeordnet, sehr unbedeutend (Taf. II, Fig. 5). Scheiben- 
ständige Wärzchententakeln nach STUHLMANN nicht vorhanden; so weit 
ich gesehen habe, finden sich jedoch bei einigen Exemplaren mit Sicherheit 
Wärzchen, die von den stärkeren Endocoelen ausgehen. Mundscheibe kann 
vollkommen bedeckt werden, platt, nicht weit, ohne gut markierte 
Schlundrinnen-Öffnungen. Schlundrohr längsgefurcht, mit zwei distinkten 
Schlundrinnen. 

Die Anatomie dieser Actinie ähnelt sehr der von Phymanthus san- 
sibaricus, unterscheidet sich jedoch in einigen Punkten von dieser Species. 
Die Nesselkapseln des Ektoderms waren etwas kleiner als bei P. san- 
sibaricus. In der Fußscheibe waren ziemlich häufige, 12 u lange dick- 
wandige Nesselkapseln vorhanden, in der Körperwand zahlreiche solche 
von gleicher Länge. In den Tentakeln hatten die sehr zahlreichen 
dünnwandigen Nesselkapseln eine Länge von 20—24 u, und die ebenfalls 
sehr häufigen diekwandigen eine Länge von 16u. Mundscheibe mit 
zahlreichen 12 « langen dickwandigen und 16—20 « langen dünnwandigen 
Nesselkapseln, Schlundrohr mit zahlreichen dickwandigen (Länge 22 u). 
In dem Schlundrohr habe ich keine ektodermale Muskelschicht beobachtet, 
jedoch war das Ektoderm nicht besonders gut konserviert. Schlund- 
rinnen ohne Nesselkapseln. Die Mesenterienpaare waren zu 24: 
6+6-+12=24, von denen zwei Richtungsmesenterienpaare, vorhanden. 
Die zwei ersten Ordnungen waren vollständig. Die Längsmuskelpolster 
der zwei ersten Mesenterienordnungen stark, nicht so verzweigt wie die 
der P. sansibartcus, der letzte Cyclus ohne Polster. Oralstomata vor- 
handen. Randstomata? Verteilung der Geschlechtsorgane? Entoderm 
mit ziemlich zahlreichen parasitischen Algen. In dem Entoderm der 
Mesenterien, wie auch spärlicher in dem Ektoderm des Schlundrohrs, 
kommt ein eigentümlicher Parasit mit hufeisenförmigem Kerne vor, dessen 
Konservierung jedoch nicht so gut war, daß ich in Einzelheiten eingehen 
kann. In übrigen ÖOrganisationsverhältnissen stimmt P. Strandes: mit 
P. samsibaricus überein. 


70 Dr. Oskar Carlgren. ( 0) 


Fundnotizen: Sansibar, Kokotoni, Tumbatu. — Sansibar, 
Puopo, Tumbatu; lebt in Sand eingegraben zusammen mit Edwardszella 
pudica, oft aber bedeutend weniger empfindlich als diese (STUHLMANN); 
29. VII. 89 (No. 1567 — 13 Ex.). 


24. Phymanthus Loligo (Ehr.) M.-Edw. & Haime. 
(Da£. IL. 21.223, Taf av ao) 
Actinodendron Loligo H. & E., EHRENBERG 1834, p. 41. — Symbolae Physicae 
1599, Phytozoa Taf. 7, Fig. 2, 2a. 
Actinodendron Loligo, DESHAYES in LAM. 1537, p. 549. 
Phymanthus loligo, MILNE-EDWARDS & HAIME 1851, p. 11. 


5 „ MILNE-EDWARDS 1857—60, p. 297. 

e „  KLUNZINGER 1877, p. Si, Taf. 6, Fig. 7, Taf. 7, Fig. 3. 
= „ EHR, ANDRES 1SS3, p. 293. 

h; „ (EHR.), HADDON 1898, p. 496. 


(Größe: Höhe des Körpers 5—6 cm, Durchmesser desselben 2.5 cm, 
Durchmesser der Mundscheibe 4,5 em. Längste Tentakeln etwa 1 cm 
(STUHLMANN). 

Farbe stimmt nach STUHLMANN mit KLUNZINGER’s Beschreibung 
überein. 6—8 Tentakeln des inneren Kreises der äußeren Tentakeln dunkel- 
violett (STUHLMANN). i 

Kurze Beschreibung: Ich habe Gelegenheit gehabt, sowohl ein 
von EHRENBERG bei Tor, als ein von KLUNZINGER bei Koseir gesammeltes 
Exemplar im Berliner Museum zu untersuchen. Beide Exemplare ähneln 
einander soweit, daß ich sie ohne Zaudern für identisch halte. Jedenfalls 
stehen sie einander sehr nahe. 

Fußscheibe wohl entwickelt, ausgebreitet oder, infolge der 
Kontraktion, eingezogen. Körperwand in den proximalen Teilen 
glatt, im den distalen mit mehr oder minder deutlichen, den Mesenterien- 
insertionen entsprechenden Längsfurchen. Distalster Teil mit Saugwarzen, 
die bei dem EHRENBERG’schen Exemplar kaum entdeckt werden können 
— das Ektoderm war auch hier zum größten Teil weggefallen — die aber 
bei den zwei von KLUNZINGFR und STUHLMANN gesammelten Exemplaren 
ziemlich gut hervortreten. Randpapillen vorhanden. Margin bestimmt 
mit unbedeutender Fossa. Randtentakeln bei dem EHRENBERG’schen 
Exemplar 96: 6+6-+12+24-48—= 96, bei dem von KLUNZINGER 
etwa SO und bei dem STUHLMANN’schen 96. Aus der Angabe STUHLMANN’S, 
daß die 6—8 Tentakeln des innersten Cyklus dunkelviolett sind, kann 
man schließen, daß die Tentakeln wie bei P. sansibaricus bisweilen nach 
der Achtzahl angeordnet sind. Die paarweise angeordneten Auswüchse 
(Nebententakeln) besonders an den inneren Randtentakeln sehr gut ent- 
wickelt (Taf. IV, Fig. 17). HADDON (1898) vermutet, daß die von 
IEHRENBERG und KLUNZINGER als Ph. Zoligo beschriebenen Exemplare 


(9 1 ) Ostafrikanische Actinien. 7] 


nicht derselben Spezies angehören. Diese Vermuthung trifft indessen, soweit 
ich recht urteile, nicht zu. Die EHRENBERG’sche Figur von den Tentakeln 
(KLUNZINGER 1877, Taf. VII, Fig. 3a; Symbolae physicae, Taf. VII, 
Fig. 2a) ist nicht gut. Erstens kann ich bei EHRENBERG’s Exemplar 
keine solche unregelmässige Anordnung der Nebententakeln sehen, wie 
die Figur zeigt; im Gegenteil, die paarweise Anordnung ist gut ausgeprägt. 
Zweitens ist die Form der Nebententakeln nicht gut abgebildet; solche 
Wärzchen wie EHRENBERG gezeichnet, kommen bei seinem Exemplar nicht 
vor; die Nebententakeln haben das für die Phymantiden im Allgemeinen 
charakteristische Aussehen. Die Nebententakeln bei dem EHRENBERG’schen 
Exemplar ähneln denen des KLUNZINGER’schen, jedoch sind jene viel 
mehr kontrahiert als diese. Scheibenständige, in Reihen angeordnete 
Tentakeln warzenförmig in den stärkeren Endocoelen teilweise von etwa 
demselben Aussehen wie die Randtentakeln, aber bedeutend kleiner. Mund- 
scheibe weit, im innersten Teil tentakelfrei. Schlundrohr wohl ent- 
wickelt, längsgefurcht, mit wohl markierten Schlundrinneöffnungen (Exempl. 
EHRENBERG). Schlundrinnen zwei, gut entwickelt (Ex. EHRENBERG) mit 
Zipfeln. (Das Schlundrohr und Schlundrinnen bei dem STUHLMANN’schen 
Exemplar teilweise zerrissen.) 

Ektoderm der Fußscheibe hoch, mit ziemlich zahlreichen dick- 
wandigen, 14 « langen Nesselkapseln. Solche mit einer Länge von 14—16 uw 
kommen auch in dem Ektoderm der Körperwand zahlreich vor. Ento- 
dermale Ringmuskeln der Körperwand nicht stark. Keim deutlicher 
Sphinkter vorhanden; die entodermalen Ringmuskeln dicht unterhalb der 
Tentakeln nur ein wenig stärker als in den übrigen Teilen. Ektoderm der 
Tentakeln hoch, enthält zahlreiche diekwandige (Länge 18 «) und dünn- 
wandige (Länge 22 «) Nesselkapseln. Längsmuskeln der Tentakeln und Radial- 
muskeln der Mundscheibe ektodermal, ziemlich gut entwickelt. Mund- 
scheiben-Ektoderm mit zahlreichen diekwandigen, 12 w langen und ziemlich 
häufigen, 20 « langen dünnwandigen Nesselkapseln, hoch, besonders in den 
Tentakelwärzchen. Schlundrohr-Ektoderm wie gewöhnlich gefaltet, 
ziemlich hoch, mit sehr zahlreichen dicekwandigen, 18—20 „ langen Nessel- 
kapseln, ohne ektodermale Längsmuskeln. Schlundrinne von gewöhnlichen 
Bau, mit hohem Ektoderm und Entoderm und schwachen ektodermalen Längs- 
muskeln. Mesenterienpaare6 +6-+12-+24—=48, wahrscheinlich nicht 
immer nach der Sechszahl, von denen wenigstens zwei Uyklen vollständig 
sind. Längsmuskelpolster der Mesenterien sehr stark, wenig verzweigt, 
bilden zahlreiche palissadenförmige Falten. Basilarmuskeln gut entwickelt. 
Filamente und Stomata wie bei Ph. sansibaricus. Geschlechtsorgane 
nicht beobachtet. 

Parasitische Algen in dem Entoderm vorhanden. Für die anatomische 
Untersuchung habe ich teils das STUHLMANN’sche Exemplar, teils Stückchen 


72 Dr. Oskar Carlgren. (92) 


des Originalexemplars und des von KLUNZINGER gesammelten benutzt. 
Die Länge der Nesselzellen war bei allen drei Exemplaren fast gleich. 

-Fundnotiz: Sansibar Kokotoni, 23. VII. 89. (No. 1464 — 
1 Ex.); nicht sehr häufig (STUHLMANN). 


Fam. Heteranthidae nov, 

Stichodaetylinen mit Basilarmuskeln und einer wohl ent- 
wickelten Fußscheibe. Sphinkter ecircumseript, nicht sehr stark. 
Schlundrinnen und Flimmerstreifen vorhanden, gut entwickelt. 
Körperwand mit Fossa und Saugwarzen. Längsmuskulatur 
der Mesenterien gut ausgebildet. Eine Differenzierung in 
rand- und scheibenständige Tentakeln deutlich ausgeprägt. 
Tentakeln von zweierlei Art, weder zu Gruppen von Kugel- 
packeten angesammelt noch auf armartigen Verlängerungen 
der Mundscheibe stehend. 

Zu dieser Familie gehört nur ein einziges Genus, Heteranthus KLUNZ. 
mit nur einer Spezies, 7. verruculatus. Diese Spezies ist nicht in der 
STUHLMANN’Schen Sammlung enthalten, aber ich habe in dem Berliner 
Museum das Originalexemplar gesehen und teilweise anatomisch untersucht. 
Die Untersuchung zeigte, daß dieses Genus weit entfernt von dem Genus 
Rhodactis und ähnlichen Formen, mit denen es früher zusammengestellt 
war, steht; etwas näher ist die Gattung Heteranthus mit den Stoichactiden 
verwandt, aber sie unterscheidet sich von dieser Familie gut durch die aus- 
geprägte Differenzierung der rand- und scheibenständigen Tentakeln, in 
welcher Hinsicht es den Phymanthiden ähnelt. Das Genus steht also, so weit 
bekannt, ganz allein; ich halte es deshalb für angebracht, eine neue 
Familie für dasselbe aufzustellen. Ich will an anderem Ort das Orieinal- 
exemplar näher beschreiben. 


Gen. Heteranthus KLUNZ. 
Heteranthiden mit wohl entwickelten Saugwarzen an der 
Körperwand, besonders in dem distalen Teil. Distalster Rand 
mit vielwarzigen Läppchen. Randständige Tentakeln konisch. 
kurz, scheibenständige in Reihen angeordnet, warzenförmieg. 
Typus. Heteranthus verruculatus KLUNZ. 


Fam. Stoichactidae nov. 

Stichodaetylinen mit Basilarmuskeln und einer wohl ent- 
wickelten Fußscheibe. Sphinkter immer vorhanden. kurz ditfus 
oder eircumscript, in der Regel nicht stark entwickelt. Mit cut 
entwickelten Schlundrinnen und Flimmerstreifen. Körper- 


(93) Ostafrikanische Actinien. 73 
wand gewöhnlich mit einer deutlichen Fossa und Saugwarzen 
versehen. Längsmuskulatur der Mesenterien gut ausgebildet. 
Eine Gruppierung in rand- und scheibenständige Tentakeln 
nicht ausgeprägt. Tentakeln einfach oder verzweigt, bisweilen 
an der Spitze angeschwollen, niemals zu Gruppen von Kugel- 
paketen angesammelt, niemals auf armförmigen Verlän- 
serungen der Mundscheibe stehend. 


Zu dieser Familie rechne ich folgende Genera: Stoschactis HADDON, 
Radiamthus KWIETNIEWSKI, Helianthopsis KWIETN. und Antheopsis SIMON. 
Das von KWIETNIEWSKI (1898) aufgestellte Genus Stöchodactis ist sicher 
mit Antheopsis, und Descosomoides HADDON (1898) mit Stoschactis synonym. 
Es scheint mir auch sehr wahrscheinlich, daß die von HADDON (1887) 
aufgestellte Gattung Myrvactis ein Synonym des Genus Radianthus ist. So- 
wohl die Figur wie die Beschreibung von Myriactes tubreola spricht für meine 
Auffassung. HADDON erwähnt indessen nicht, wie die Tentakeln angeordnet 
sind; er sagt nur, daß sie in 8 bis 9 Reihen stehen. Die Familie entspricht 
etwa der Familie Discosomidae im alten Sinne; das Genus Discosoma ist 
abgeschieden und das Genus Anlheopsis angefügt. In der Aufstellung der 
neuen Genera Stoöchactis, Radianthus und Helianthopsis sind mir HADDON 
und KWIETNIEWSKI zuvorgekommen; ich selbst bin ganz unabhängig von 
diesen Forschern seit mehreren Jahren zu demselben Resultat, eine Ab- 
trennung dieser Formen von dem Genus Discosoma zu befürworten, 
gekommen. 


Gen. Stoichactis HADDON. 


Stoichactiden mit einem circumscript-diffusen oder 
circumscripten, gewöhnlich im Verhältnis zur Körpergröße 
schwach entwickelten Sphinkter. Distalster Teil der Körper- 
wand mit oder ohne Saugwarzen. Tentakeln kurz, einfach,‘ 
nicht verzweigt, alle gleich, fast die ganze Mundscheibe 
bedeckend. Nur ein Tentakel von jedem Exocoel. Tentakeln 
der Endocoelen radial angeordnet, von jedem Endocoel gehen 
meist mehrere, mehr oder minder regelmäßige, neben ein- 
ander liegende Tentakelreihen aus. Schlundrinnen in der 
Regel zwei, gut entwickelt, breit. 


Folgende Spezies sind zu diesem Genus zu stellen: 


S. Kenti (H. &S.), H., 8. Haddoni (S.-KENT) H., $. helianthus (ELLIS) 
[= 8. anemone (ELLIS)|, H., $. fuegiensis (DANA), H., ferner S. tapetum 
(EHR.), 5. giganteum (FORSK.), $. ambonensis (KWIETN.) — wahrscheinlich 
identisch mit 8. tapetum — und S. tuberculata (KWIETN.). 


74 Dr. Oskar Carlgren. (94) 


25, Stoichactis tapetum (Ehr.) Carlgr. 
CTarsE Be 10.21): 
..8sp. n. SAVIGNY 1820—30 Taf. 1. Fig. 2, AUDOUIN 1525 p. 2 
A Isacmaea Tapetum H. Er (Discson) EHRENBERG. 1534 
physicae 1899 Taf. 9. Fig. 3, 3a—8. 
Tapetum. EHR. (Discosoma) BRANDT 1535 p. 14. 


2. Symbolae 


” 


N) n 4 4 DESHAYES in LAM. 1837 p. 548. 
Discosoma tapetum, EHR., KLUNZINGER 1817 p. S2. 
= ss „ ANDERS 15853 p. 232. 
" 5 SIMON 1592 p. 102 


Discosomoides tapetum (EHR.) HADDoNn 1595 p. 470. 
? Discosoma ambonensis n. sp., KWIETNIEWSKI 1598. p. 410. Taf. 29 Fig. 49—5l. 


Größe: Durchmesser des Körpers 3—8 cm, 
(STUHLMANN). Durchmesser der Mundscheibe bei den größten konservierten 
Exemplaren 4,5—-5 cm. 

Farbe: STUHLMANN unterscheidet zwei Farbenvarietäten dieser 
Spezies: «) viride und 8) vrubrum, von denen jedoch die letztere nach 
meiner Meinung zu der Spezies S. giganteum gehört (vel. $. giganteum). 
Körperwand rosa mit roten Flecken, nach der distalen Seite zu schiefer- 
grau. Das sehr stark kontrahierte Tier sieht grau aus. Mundscheibe 
oliverün mit braunen Radiärstreifen. Unter den Tentakeln wechseln 
graugrüne größere mit graubraunen kleineren Radiärgruppen ab, alle 
Tentakeln sind an der Spitze weißlich, die äußeren zeigen gewöhnlich einen 
rosenroten Schimmer (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe wohl entwickelt, ausgebreitet, 
glatt. Körper ziemlich niedrig, glatt, ohne Saugwarzen oder mit rudimentären, 
wenn sie überhaupt vorkommen, bei den gut konservierten Exemplaren 
mit deutlichen Längsfurchen, die den Mesenterieninsertionen entsprechen; 
distaler und proximaler Rand infolgedessen gekerbt. Fossa sehr schwach 
entwickelt. Distaler Teil des Körpers von größerem Durchmesser als der 
proximale. Mundscheibe weit, in der Peripherie nicht oder wenig 
gefaltet, glatt. Tentakeln sehr kurz, warzenförmig, an der Spitze etwas 
weiter als an der Basis (doch nicht so bedeutend wie bei S. giganteum). 
Von jedem Exocoel geht nur ein Tentakel aus, der etwas innerhalb der 
äußersten Endocoeltentakeln liegt; gewöhnlich sind die Exocoeltentakeln 
etwas größer als die Endocoeltentakeln. Mit den Endocoelen dagegen 
hängen Gruppen von radiär angeordneten Tentakeln zusammen. Jede 
Gruppe besteht nach dem verschiedenen Alter der Tiere und der Mesenterien 
aus 3—7 (oder mehreren) unregelmäßig angeordneten Querreihen. (Eigentlich 
sind die Tentakeln so dicht an einander liegend, daß man kaum von deutlichen 
Reihen sprechen kann). Die Gruppen sind von einander durch die nackten 
Exocoelpartien der Mundscheibe getrennt; wenn die Mundscheibe der 
Tiere stark zusammengezogen ist, scheinen die Endocoeleruppen auf 


(95) Ostafrikanische Actinien. 75 


Firsten zu stehen, weil die Exocoelpartien der Mundscheibe sich mehr 
eingezogen haben als die Endocoelpartien; je nach der Altersentwickelung 
reichen diese Gruppen verschieden weit nach innen. Bei mittelmäßig 
großen und kleinen Individuen erreichen nur die älteren breiten Gruppen 
den Mund fast, daher der innerste Teil der Mundscheibe fast nackt 
erscheint. Bei den größten Exemplaren, die ich gesehen, erstreckten sich 
bedeutend mehr Gruppen fast bis an den Mund. Mundscheibe nicht 
Sanz einstülpbar. Die zwei Schlundrinnenöffnungen deutlich, wenn die 
Schlundrohröffnnng nicht ganz geschlossen ist. Schlundrinnen zwei, wohl 
entwickelt, mehr oder minder symmetrisch liegend, mit Zipfeln. 
Ektoderm der Fußscheibe mit ziemlich häufigen dieckwandigen 
Nesselkapseln (Länge 18 u, auch größere), bedeutend höher als die 
Mesogloea. Ektoderm der Körperwand mit zahlreichen dickwandigen 
Nesselkapseln (Länge 18— [24—28] «), hoch. Sphinkter nicht stark, 
circumscript, bisweilen mit der Neigung, mehr diffus zu werden, etwa wie in 
KWIETNIEWSKT'S (1898 Fig. 50 Taf. 29) von dem Sphinkter der D. ambonensis. 
Ektoderm der Tentakeln in dem distalen Tentakelteil bedeutend höher 
als in dem proximalen und mit außerordentlich zahlreichen, dicht liegenden, 
pallissadenförmig angeordneten diekwandigen und dünnwandigen Nessel- 
kapseln (Länge etwa 28 „). Ektodermale Längsmuskeln der Tentakeln und 
Radialmusken der Mundscheibe wenig entwickelt. KEktoderm der 
proximalen Teile der Tentakeln mit zahlreichen dünnwandigen, aber mit 
spärlichen diekwandigen Nesselkapseln. Ektoderm der Mundscheibe mit 
zahlreichen dünnwandigen etwa 24 u langen Nesselkapseln; hier Kommen 
spärlicher auch dickwandige vor (Länge 16—24 ua). Schlundrohr- 
Ektoderm, hoch gefaltet, mit zahlreichen. dickwandigen Nesselkapseln 
(Länge 24—32 u). Schlundrinne mit spärlichen diekwandigen Nesselkapseln. 
Mesenterienpaare zahlreich, aber unregelmäßig angeordnet. Bei dem 
größten Exemplare zählte ich 99 Endocoelgruppen der Tentakeln, und 
wenn jede Gruppe zwischen einem Paar der Mesenterien steht, ist die 
Zahl der Mesenterienpaare also 99; darunter habe ich zwei Richtungs- 
mesenterienpaare, die in Verbindung mit den zwei Schlundrinnen standen, 
beobachtet. Mehrere Mesenterienordnungen vollständig, nur die Mesenterien, 
von deren Endocoelen die kleineren Tentakelgruppen ausgingen, waren 
nicht vollständig. Ein anderes gut konserviertes Exemplar von mittel- 
mäßiger Größe hatte 40 Endocoelgruppen der Tentakeln, also 40 Mesenterien- 
paare. Bei einem dritten kleinen Exemplare, das ich in Querschnitte 
zerlegt habe, fanden sich zwei nicht symmetrisch gestellte Schlundrinnen, 
die gut markiert waren, aber nicht mit Richtungsmesenterien, sondern mit 
gewöhnlichen Mesenterienpaaren in Verbindung standen, etwa wie bei 
Thalassianthus. Längsmuskulatur der Mesenterien sehr gut entwickelt, 
mit nicht hohen, aber breiten, bandähnlichen Polstern. Parietobasilar- 


76 Dr. Oskar Carlgren. (96) 


muskeln ziemlich gut entwickelt, bilden jedoch wenige Falten. Basilar 
muskeln stark, mit zahlreichen Falten, die auf jeder Seite der Mesenterien 
von einem in fast geradem Winkel von den Mesenterien ausgehenden 
Hauptzweig auslaufen. Mesenterialfilamente mit Flimmerstreifen, die gut 
von der umgebenden Partie abgegrenzt sind, Nesseldrüsenstreifen in der 
Flimmerregion auch ziemlich gut abgegrenzt. Mesogloea der Filamente 
in der Flimmerreeion mit zahlreichen Zellen. Wohl entwickelte Oralstomata 
und ziemlich große Randstomata, die letzteren in der Nähe des Sphinkters. 
Acontien fehlen. Geschlechtsorgane (bei dem größten Exemplar unter- 
sucht) von den Mesenterien erster Ordnung an auftretend. Sowohl die 
Richtungsmesenterienpaare als auch die schwächsten Mesenterien trugen 
Ovarien. Entoderm mit zahlreichen parasitischen Algen versehen. 

BOVERI und SIMON haben diese Spezies untersucht, aber die Unter- 
suchungen dieser Herren sind in vielen Hinsichten unvollständig oder 
nicht so gut, wie wünschenswert wäre. So z. B. giebt SIMON (1892 p. 102) 
an, daß kein Sphinkter vorhanden sei und weiter, daß sich nur von den 
Endocoelen Tentakeln ausstülpen, was nach meinen Beobachtungen nicht 
der Fall ist. Das Vorkommen von Tentakeln in den Exocoel-Partien 
des Genus Stoschaclis scheint ganz übersehen worden zu sein. Weder 
MC. MURRICH (1889 a), noch HADDON (1898) erwähnen Exocoel-Tentakeln 
bei 5. (Discosoma) ”anemone“, 5. Kenti und $. Haddoni, ebensowenig wie 
KWIETNIEWSKI (1898), der die zwei Arten 8. ambonensis und S. tuber- 
culata sehr eingehend beschrieben hat, von Exocoel-Tentakeln spricht und 
doch geht wohl bei allen diesen — 8. Kent! und 5. Haddoni habe ich aller- 
dings nicht untersucht — ein Tentakel von jedem Exocoel aus. Auch bei 
einigen anderen Spezies habe ich dasselbe Verhältnis gefunden, so daß 
ich ansehen muß, daß alle Stoichactis-Arten Exocoel-Tentakeln haben. Die 
Angabe von SIMON (1892 Tab. VI.), daß bei D. anemone sowohl die 
Endo- als Exocoel-Tentakeln in radiären Reihen tragen, kann ich auch 
nicht bestätigen, im Gegenteil, diese Spezies trägt ihre Tentakeln in ganz 
ähnlicher Weise wie andere Stoschactis-Arten, nur mit dem, wie es scheimt, 
ganz charakteristischen Unterschied, daß infolge des verhältnismässig 
grossen Durchmessers der Tentakeln nur eine Reihe (oder höchstens zwei 
Reihen) auf jedes Endocoel kommt, während dagegen S. ambonensis, 
S. tapetum und 5. giganteum die Endocoel-Tentakeln in Gruppen von 
zwei bis mehreren Reihen angeordnet haben. 

Die zwei Arten 8. helianthus und S. anemone sind von MC. MURRICH 
(1889a) und Anderen als identisch angesehen. In der That ähneln die 
von ELLIS gegebenen Figuren eimander so sehr, daß es unmöglich ist, 
mit Sicherheit festzustellen, ob es eine Art oder zwei Arten sind. 
Mc. MURRICH braucht für beide Formen den Namen D. anemone, ich selbst 
habe in Turin Gelegenheit gehabt, ein von DUCHASSAING & MICHELOTTI 


(97) Ostafrikanische Actinien. LT 


gsesammeltes als D. anemone bezeichnetes Exemplar von St. Thomas zu unter- 
suchen, wobei ich konstatieren konnte, daß die von MC. MURRICH und 
DUCH. & MICHEL. gesammelten Exemplare mit einander übereinstimmen. 
ELLIS Originalfiguren (6 und 7 der Taf. XIX) von A. helianthus sind mit 
Sicherheit dieselbe Spezies wie sie MC. MURRICH vor sich gehabt hat, so 
daß ich der Ansicht DUERDEN’s beistimme, nach der A. helianthus ELLIS mit 
der von MC. MURRICH beschriebenen D. anemone identisch ist. Das etwas 
zefaltete Aussehen der Mundscheibe auf Fig. 4 Taf. XIX (ELLIS 1767) von 
A. anemone deutet auf eine andere Spezies; ich halte es deshalb für 
möglich, daß die Identifizierung einer von DUERDEN an den Küsten von 
Jamaica gesammelten ”Drscosoma“-Art mit ELLIS’ A. anemone richtig ist, 
obgleich keine bindenden Beweise dafür vorhanden sind. Ich glaube, daß es 
doch am besten ist, wenn wir mit MC. MURRICH die beiden Spezies anemone 
und hekanthus zu einer Art, die wir mit DUERDEN St. helianthus nennen, 
zusammenstellen. DUERDEN’S D. anemone muß dann einen anderen Namen 
bekommen. 

Originalexemplare von S. fapetum habe ich in dem Berliner Museum 
(Gelegenheit gehabt, zu untersuchen; in allen wichtigeren Organisations- 
verhältnissen, z. B. in dem Vorkommen des Sphinkters, stimmten sie mit 
den STUHLMANN’schen Exemplaren überein. So weit ich nach einer 
Untersuchung der Originalexemplare von D. ambonensis KWIETN. habe 
erkennen können, ist D. ambonensis dieselbe Spezies wie S. tapetım, 
wenigstens sind die Spezies sehr nahe mit einander verwandt. 


Fundnotizen: Sansibar, Bueni nnd Tumbatu Riffe, häufig 
gesellig an toten Korallenblöcken in niedrigem Wasser. Sitzt meist in 
kleinen Höhlungen der Unterlage, so daß nur die Mundscheibe sichtbar 
ist (STUHLMANN). ; 

Sansibar, Insel Baui; 14. VIl.. 89 (No. 1299 — ‚2 Ex.). 

a n Di EV 39 (No, 1261  =6 Er.). 
e Bueni Riff; 4. VIII. 89 (No. 1356 — 5 Ex.). 


26. Stoichactis giganteum (Forsk.) Carlgr. 


Priapus giganteus sp. n., FORSKAL 1775 p- 100. 
Actinia gigantea FORSK., GMELIN 1753—93 p. 3134. 
» gygas, BRUGUIERE 1789 p. 11. 
„ gigantea FORSK., RAPP 1829 p. 56. 
2 ;; ; BLAINVILLE 1830 p. 293, 1834 p. 326. 
» . gygas, REN., BLAINVILLE 1830 p. 292, 1834 p. 325. 
Actinia Isacmaea gigantea H. & E. (Discosoma) EHRENBERG 1834 p. 32. — Symb. 
Physicae. 1599 Taf. 9. Fig. 1, la. BRANDT 1835 p. 14. LAMARCK 1837 p. 541. MILNE- 
EDWARDS 1852 p. 259. 


78 Dr. Oskar Carlgren. (98) 


Discosoma giganteum, KLUNZINGER 1877 p. 53 Taf. 5. Fig. 2. 
n 4 FORSK., ANDRES 1883 p. 232. 
Be ; SIMON 1892 p. 92 Tab. VI. 
a H FAUROT 1895 p. 55. 


n s HADDON 1898 p. 470. 

Größe: Var. @«: Durchmesser des Körpers 25 cm, Höhe desselben 
14 cm, bisweilen noch bedeutender (STUHLMANN). Var. #: Durchmesser 
des Körpers 12 cm, Höhe desselben 10 cm (STUHLMANN). Var. y: Durch- 
messer bis 6 cm (STUHLMANN). Einziges konserviertes Exemplar der 
Var. y: Höhe des Körpers etwa 2,5 cm. - Durchmesser der Mundscheibe 5 cm. 

Farbe: STUHLMANN unterscheidet innerhalb dieser Form zwei 
Farbenvarietäten. Zu diesen beiden stelle ich noch eine, die von 
STUHLMANN in seinen Notizen als Discosoma tapetum var. rubrum erwähnt 
ist. Wie wir unten sehen werden, gehört indessen diese Varietät der 
Spezies S. giganteum an. 

Var. « viride: Körperwand weiß oder hellgelblich, distal schiefergran. 
Mundscheibe grüngrau. Tentakeln graugrün, olivgrün bis smaragdgrün je 
nach Beunruhigung. Das in der Ruhe befindliche Tier sieht graugrün mit 
. weißgrauen Wolken aus, das gereizte Tier im Aquarium smaragdgrün 
(STUHLMANN). Var. 8 coerwleum: Körper weißgelb, distal schieferviolett. 
Mundgegend violett-rot. Tentakeln intensiv cobolt-blau mit leicht grünem 
Schimmer (STUHLMANN). Var. y rubrum: Körper grau bis rötlich. Mund- 
scheibe grünlich. Tentakelgruppen dunkel-purpurrot, nur die Tentakeln 
am Rande graugrün (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe gut entwickelt, ausgebreitet, 
von bedeutend geringerem Durchmesser als die Mundscheibe, elatt oder 
infolge der Kontraktion gerunzelt. Körperwand ziemlich hoch, jedoch 
bedeutend niedriger als der Durchmesser der Mundscheibe, erweitert sich 
distal bedeutend. Distalster Teil der Körperwand und periphere Partie 
der Mundscheibe festonartig gefaltet. Körperrand glatt; nur in den 
distalsten Teilen kommen deutliche Saugwarzen vor, am wenigsten bei 
der Varietät rubrum entwickelt. Tentakeln außerordentlich zahlreich, nach 
STUHLMANN sehr klebrig, klein, mehr langgestreckt als die der S. tapetum, 
papillenförmig, an der Spitze erweitert, was jedoch bej kontrahierten 
Tentakeln nicht gut hervortritt; bei der Varietät rubrum erinnerten die 
Tentakeln mehr an die der S. tapetum. Die Anordnung ist der der S. tapetum 
ähnlich: em Tentakelin jedem Exocoel nahe dem Rande und Gruppen von 3—6 
oder mehrere unregelmäßige Längsreihen in jedem Endocoel. Infolge der 
starken Faltung der peripheren Teile der Mundscheibe sind die Reihen 
hier zahlreicher als in den inneren Partien, wo bisweilen nur zwei Reihen 
oder ausnahmsweise eine Reihe auftreten können, während dies Verhalten bei 
S. tapelum nicht so sehr in die Augen fällt. Auch erreichen bei $. giganteum 
bedeutend mehr Reihen fast den Mund als bei S. Zapetum, wodurch 


(99) Östafrikanische Actinien. 70) 


die inneren Teile der Mundscheibe hier stärker mit Tentakeln besetzt 
zu sein scheinen, als bei 5. Zapetum. Zwischen den Tentakelgruppen 
tentakellose Mundscheibenpartien, die den Exocoelen angehören. Nur der 
innerste Teil der Mundscheibe tentakelfrei. Gonidialtuberkeln ziemlich 
gut markiert. Schlundrohr ziemlich lang, doch kürzer als die halbe 
Länge des Körpers, längsgefurcht. Schlundrinnen breit, gut entwickelt, 
mit gut entwickelten Zipfeln; bei drei untersuchten Exemplaren kamen 
zwei Schlundrinnen, bei einem (var. coeruleum) nur eine Schlundrinne vor. 

Ektoderm der Fußscheibe sehr hoch, das der Körperwand etwas 
niedriger, beide mit ziemlich häufigen dickwandigen Nesselkapseln von 
wechselnder Länge (10—36 u). In den Macerationspräparaten waren 
auch dünnwandige vorhanden (aller Wahrscheimlichkeit nach nicht normale 
Bestandteile des Ektoderms). Ektoderm der Saugwarzen in histologischer 
Hinsicht wie in den Saugwarzen der Urticina gebaut. Entodermale 
Ringmuskeln der Körperwand ziemlich gut entwickelt, ebenso der deutlich 
cireumsceripte Sphinkter, bei der Varität y nicht so stark und mit einer 
geringeren Zahl von Falten. Ektoderm der Tentakeln in der Spitze 
der Tentakeln höher als in der proximalen Partie, mit zahlreichen dünn- 
wandigen 32—36 u langen Nesselkapseln. Dickwandige Nesselkapseln in 
der verdickten Ektodermpartie außerordentlich zahlreich (Länge 23—36 u), 
in den proximalen Teilen dagegen bedeutend spärlicher und kürzer. Längs- 
muskeln der Tentakeln und Radialmuskeln der Mundscheibe ektodermal, 
schwach. Ektoderm der Mundscheibe mit zahlreichen dickwandigen 14—16 u 
langen Nesselkapseln, dünnwandige Nesselkapseln in einer Länge von 
24 w ziemlich spärlich. Schlundrohr-Ektoderm ziemlich hoch, gefaltet, 
mit zahlreichen dickwandigen Nesselkapseln (Länge 26—28 u). Schlund- 
rohr ohne Längsmuskeln, die dagegen in den Schlundrinnen ziemlich gut 
entwickelt sind. Ektoderm der Schlundrinne mit sehr spärlichen dick- 
wandigen Nesselkapseln (Länge 28 u). Mesenterien sehr zahlreich, 
zum größten Teil vollständig, mit einer größeren oder kleineren Partie mit 
dem Schlundrohr zusammengewachsen. Längsmuskeln gut entwickelt, 
bilden keine hervortretenden Polster, sondern sind mehr über die ganze 
Fläche der Mesenterien ausgebreitet. Nur in den äußersten distalen 
Teilen haben sie ein mehr bandähnliches Aussehen und schmiegen sich 
dicht an die Mundscheibe an, wodurch sie behülflich sein können, die 
Mundscheibe in radialer Richtung zusammenzuziehen. Parietobasilar- 
muskeln nicht scharf abgesetzt, aber breit, jedoch vermittelst einer Lupe 
nicht deutlich wahrnehmbar. Basilarmuskeln sehr gut entwickelt, erinnern 
an die Basilarmuskeln der Bolocera longicornis. Flimmerstreifen vorhanden. 
Partie des Entoderms zwischen den Flimmer- und den Nesseldrüsenstreifen 
gut begrenzt, gegen die Nesseldrüsenstreifen mit zahlreichen parasitischen 
Algen. ÖOralstomata gut entwickelt, ebenso Randstomata in der Nähe des 


80 Dr. Oskar Carlgren. ( 1 00) 


Sphinkters. Acontien fehlen. Bei dem größten untersuchten Exemplar 
waren Ovarien auf allen Mesenterien vorhanden, auch auf den Richtungs- 
mesenterien, doch konnte ich auf dem einen Richtungsmesenterienpaar 
keine Ovarien finden — dies war auch sehr schlecht konserviert, das 
andere trug jedoch wohl entwickelte Geschlechtsorgane. Parasitische 
Algen zahlreich in dem Entoderm. 

Fundnotizen: Sansibar, Baui und Tumbatu Riffe, vereinzelt . 
aber nicht selten in ziemlich flachem Wasser (STUHLMANN). — Verbreitung: 
Rothes Meer, Sansibar bis nach Mozambique (leg. PETERS). 

Var. « Sansibar, Insel Baui. 

Var. 8 Sansibar, Tumbatu; 24. VIE. 8374No- A907} 
seltener als Var. « (STUHLMANN). 

Var. y Sansibar, Tumbatu;’28. VII. 89 (No: 1492 13) 


Gen. Helianthopsis KWIETN. 

Stoichactiden mit einem circumscripten, im Verhältnis 
zur Körpergröße schwach entwickelten Sphinkter. Körper- 
wand mit oder ohne Saugwarzen. Innere Hälfte der Mund- 
scheibe tentakelfrei. Tentakeln ziemlich kurz, von zweierlei 
Art (immer?): einfach und gespalten. Nur ein Tentakel 
von jedem Exocoel. Tentakeln in den Endocoelpartien 
radialangeordnet, nur eine Reihe auf jedem Endocoel. Schlund- 
rinnen in wechselnder Zahl, gut entwickelt. 


Das Genus Helianthopsis steht Stoschactis ziemlich nahe, unterscheidet 
sich indessen deutlich von diesem Genus dadurch, daß nur die Hälfte der 
Mundscheibe mit Tentakeln versehen ist, während bei Stoöchactis die 
Tentakeln fast die: ganze Mundscheibe bedecken. Übrigens sind die 
Tentakeln bei Helianthopsis länger als bei Stoöchactis. Bei diesen kommen 
keine gespaltene Tentakeln wie bei Helianthopsis vor. Dieser letztere 
Charakter ist jedoch wahrscheinlich von mehr untergeordneter Bedeutung, 
denn bei dem Typus 4. Ritteri sind die gespaltenen Tentakeln nicht 
zahlreich und können leicht übersehen werden, warum ich nicht für 
unmöglich halte, daß es Helianthopsis-Spezies giebt, die keine solche 
Tentakeln tragen. Von dem Genus Antheopsis unterscheidet sich Helian- 
thopsis unter Anderem durch das zahlreiche Vorkommen der Nebententakeln 
und durch die Abwesenheit oder die schwache Entwickelung der Saug- 
warzen. 

Außer dem Typus 4. Ritterö KWIETN. kommt in dem Sansibargebiet 
eine andere Spezies vor, die besonders durch das Vorhandensein zahl- 
reicher verzweigter Tentakeln charakterisiert ist. 


( 101 ) Ostafrikanische Actinien. 81 


27. H. Ritteri Kwietn. 


Helianthopsis Ritteri n. sp., KWIETNIEWSKI 1895 p. 417 Taf. 29 Fig. 52—56. 


Größe des größeren Exemplars: Durchmesser der Mundscheibe 
16><11 cm; Länge der inneren Tentakeln 3,5—4 cm, Länge der 
äußeren 1 cm. 

Farbe: nach STUHLMANN grün. 


Kurze Beschreibung: Das äußere Aussehen und die Anatomie 
dieser Actinie ist von KWIETNIEWSKI im Allgemeinen gut beschrieben. 
In dem zoologischen Institut zu Jena war es mir gestattet, das Original- 
exemplar zu untersuchen, so daß ich in einigen Punkten die Beschreibung 
KWIETNIEWSKTs komplettieren und berichtigen kann. Sowohl bei dem 
Originalexemplar als bei dem STUHLMANN’schen Exemplar war die Körper- 
wand in dem distalen Teil mit Saugwarzen versehen. Infolge der 
Maceration des Ektoderms und der starken Zusammenziehung der Körper- 
wand sind die Saugwarzen bei dem Originalexemplar undeutlich, aber 
sicher vorhanden. Ich habe sie auch auf Schnitten von dem Original- 
exemplar konstatiert. Distaler Körperrand distinkt, mit deutlicher, aber 
nicht tiefer Fossa. Die gespalteten Tentakeln, die ganz unregelmäßig 
zwischen den einfachen stehen, sind bei dem STUHLMANN’schen Exemplare 
noch seltener als bei dem Originalexemplar, bei dem auch in großen 
Partien fast keine gespaltene Tentakeln auftreten. Schlundrinnen bei 
dem einen Exemplar drei, gut entwickelt. 


Hauptsächlich an dem Originalexemplar habe ich folgende Beob- 
achtungen gemacht. Die diekwandigen Nesselkapseln der Fußscheibe 
waren ziemlich zahlreich und hatten eine Länge von etwa 10 u. In der 
Körperwand fanden sich diekwandige Nesselkapseln ziemlich zahlreich 
von einer Länge von teils 12—14 u, teils 28—30 u. Das Ektoderm der 
Saugwarzen war von ähnlicher Beschaffenheit wie bei Urticina. Die 
dickwandigen Nesselkapseln der Tentakeln waren sehr zahlreich (Länge 
24—30 u), die dünnwandigen kamen ziemlich zahlreich vor (Länge bis 
etwa 30 „). In der Mundscheibe waren sehr zahlreiche diekwandige 
Nesselkapseln (Länge 12--18 (24) u) vorhanden, ebenso ziemlich häufige 
18 u lange dünnwandige. Schlundrohr mit sehr zahlreichen diekwandigen 
Nesselkapseln (Länge 22—24 u). Schlundrinnen fast ohne Nesselkapseln 
mit sehr schwachen ektodermalen Muskeln, die dem übrigen Schlundrohr 
fehlen. Von den Basilarmuskeln habe ich keine guten Schnitte bekommen, 
sie sind in jedem Fall schwach, wie bei Z. Mabrucki. Flimmerstreifen 
der Mesenterialfilamente vorhanden. Mesogloea der Flimmerstreifen mit 
zahlreichen Zellen. Oralstomata wohl entwickelt. Randstomata wohl 
entwickelt, wenigstens auf den stärkeren Mesenterien. Anatomie im 
Übrigen siehe KWIETNIEWSKI (1898). 


39 Dr. Oskar Carlgren. ( 102) 


Fundnotizen: Sansibar, Changu Riff; 5. XI. 1888. (No. 668 
— 1 Ex.) 
Sansibar, (1 Ex.). 


28. H. Mabrucki') n. sp. 
Taf, II Fig. 21, Taf. IV Fig. 14 ae. — 

Größe: 5—-6 cm im Durchmesser. Höhe bis 2 cm. Tentakellänge 
bis 1 cm (STUHLMANN). 

Farbe: Körperwand hornbraun mit weißer Fußscheibe, Mundscheibe 
gelblichweiß. Tentakeln weiß (STUHLMANN). 

Kurze Beschreibung: Fußscheibe sehr verbreitert, mit cirku- 
lären und radiären Furchen versehen, die der Fußscheibe ein rauten- 
förmiges Aussehen verleihen. Körperwand glatt, ohne Saugwarzen, 
mit undeutlichen Mesenterieninsertionen, bildet einen kurzen aber breiten 
Cylinder, ohne Randsäckchen. Randfalte ausgeprägt, nicht gekerbt. 
Fossa unbedeutend aber distinkt. Tentakeln cylindrisch, stumpf, in den 
Endocoel-Partien in radiären Reihen angeordnet, die die äußere Hälfte 
der Mundscheibe einnehmen. Die äußeren und die meisten der inneren 
sind einfach, während dazwischen einfache und handförmig gespaltene 
(Taf. IV Fig. 14a—e) durcheinander gemischt stehen. Keine markierte 
Grenze zwischen den verschiedenen Tentakeln. Die Zweige der hand- 
förmigen Tentakeln sind mehr oder minder lang; wenn sie kurz sind, 
treten sie fast wie Warzen hervor. Ein Tentakel von jedem Exocoel. 
Mundscheibe glatt ohne Radialfurchen, innere Hälfte der Mundscheibe 
tentakelfrei. Mund nach STUHLMANN kegelförmig. Bei dem am besten 
konservierten Exemplar drei wohl markierte Schlundrinnenöffnungen. 
Schlundrohr in zahlreiche Längsfurchen gelegt, sehr lang im Verhältnis 
zur Körperlänge; Schlundrinnen bei einem Exemplar drei, ziemlich breit, 
glatt, mit Zipfeln. 

Ektoderm der Fußscheibe wie gewöhnlich hoch, höher als die 
Mesogloea, mit spärlichen dickwandigen, 12—14 u langen Nesselkapseln. 
EFktoderm der Körperwand mit ziemlich zahlreichen, 12—14 u langen 
diekwandigen Nesselkapseln, ebenso hoch wie die Mesogloea, mit eigen- 
tümlichen runden oder ovalen Körpern, deren Natur ich infolge der 
schlechten Konservierung des Tieres nicht feststellen kann. Entodermale 
Ringmuskeln gut entwickelt. Sphinkter eireumscript, zwar nicht von 
bedeutender Größe, aber reich gefaltet. Mesogloea der Zweige in der 
Peripherie bisweilen zusammengeschmolzen, wodurch der Sphinkter die 
Neigung zeigt, mesogloeal zu werden. Tentakel-Ektoderm hoch, mit 


') mabrucki (suaheli) — der Glückbringende. Name meines Sammlers 
(STUHLMANN). 


(103) Östafrikanische Actinien. 83 


Ir) 


sehr zahlreichen, 20—26 u langen, dünnwandigen und dickwandigen 
Nesselkapseln. Längsmuskulatur der Tentakeln schwach entwickelt, ebenso 
die Radialmuskeln der Mundscheibe. Ektoderm derselben mit ziemlich 
zahlreichen dickwandigen (Länge 24 «) und spärlichen dünnwandigen 
Nesselkapseln. Schlundrohr ohne Längsmuskeln, Ektoderm desselben 
mit sehr zahlreichen, 20—24 u langen dickwandigen Nesselkapseln. Schlund- 
rinnen ohne Nesselkapseln oder mit sehr spärlichen. Mesenterien sehr 
zahlreich; ich zählte bei dem einen Exemplar etwa 200 Paare, von denen 
eine größere Zahl vollständig. Über die Anordnung kann ich keine 
nähere Angaben machen, denn das Exemplar war nicht besonders gut 
konserviert und die Anordnung durch das Vorhandensein von drei Schlund- 
rinnen gestört. Zwei von den Schlundrinnen standen in Verbindung mit 
Richtungsmesenterien ; in Betreff der Verbindung der dritten mit Richtungs- 
mesenterien wage ich mich nicht sicher zu äußern, denn die Muskeln 
waren nicht so gut entwickelt, daß ich es ohne mikroskopische Unter- 
suchung feststellen konnte. In der Mitte der Fußscheibe waren die 
Mesenterien mit einander verwachsen und zu einem mächtigen, ein Maschen- 
werk bildenden Knoten angeschwollen. Diese Erscheinung scheint bei 
dieser Spezies normal zu sein, denn beide Exemplare waren mit einem 
solchen Maschenwerk versehen. Längsmuskeln an den schwächeren 
Mesenterien nicht so stark entwickelt, an den stärkeren dagegen gut, 
zeigen in den inneren Teilen große Falten, von denen zahlreiche Neben- 
falten ausgehen; in den inneren Teilen fast polsterartig angeschwollen. 
Transversale Muskeln verhältnismäßig stark. Parietobasilarmuskeln nicht 
abgesetzt, nicht stärker als die transversalen Muskeln (von diesen quer 
unterbrochen). Basilarmuskeln mit wenigen ., Falten, sich den Mesen- 
terien dicht anschmiegend. Öralstomata gut entwickelt. Randstomata 
unbedeutend, ein Stückchen von der Körperwand und dem Sphinkter. 
Filamente mit Flimmerstreifen. Mesogloea in der Flimmerregion, falls 
ich bei dem nicht gut konservierten Material recht gesehen habe, mit 
zahlreichen Bindegewebszellen. Partie des Entoderms zwischen den 
Nesseldrüsenstreifen und den Flimmerstreifen gut begrenzt, zahlreiche 
parasitische Algen enthaltend. Geschlechtsorgane nicht entwickelt. 
Parasitische Algen n dem Entoderm der distalen Teile des Körpers sehr 
zahlreich, in den übrigen Partien spärlicher. 


Unterscheidet sich von 4. Ritterü KWIETN. hauptsächlich durch die 
zahlreicheren handförmigen Tentakeln. 


Ein Parasit, der jedoch infolge der schlechten Konservierung nicht 
bestimmbar ist, verursacht Verdickungen in der Mesogloea. 


Fundnotizen: Sansibar, Tumbatu Riff, nicht häufig, in mittlerer 
Ebbezone (STUHLMANN) — (2 Ex.). 


84 Dr. Oskar Carlgren. (104) 


Gen. Antheopsis SIMON. 


Stoichactiden mit einem circumscripten bis circumscript- 
diffusen Sphinkter. Distalster Körperteil mit wohl ent- 
wickelten Saugwarzen und Fossa. Mundscheibe nicht oder 
wenig gelappt, zum größten Teil mit Tentakeln bedeckt. 
Tentakeln einfach, nicht verzweigt, alle gleich; nur ein 
Tentakel von jedem Exocoel. Tentakeln in radialen Reihen 
nur von den allerstärksten Endocoelen; Nebententakeln bis- 
weilen fehlend? Nur wenige bis sehr wenige Tentakeln in 
jeder Reihe. Von den meisten schwächeren Endocoelen nur 
ein Tentakel ausgehend. 


SIMON (1892), der dieses Genus für Bunodes koseirensis aufgestellt 
und diese Spezies eingehend beschrieben hat, stellt Antheopsis zu der 
Familie Antheadae unter die Actininen. Er hat die Anordnung der Tentakeln 
in radialen Reihen in den stärksten Endocoelpartien ganz übersehen, was 
leicht geschehen kann, wenn man die Anordnung der Tentakeln nicht 
genau untersucht. In der That giebt es Exemplare, bei denen die Neben- 
tentakeln außerordentlich selten sind; ich bezweifle deshalb nicht, daß bei 
einzelnen Exemplaren keine Nebententakeln vorkommen. In dem Berliner 
Museum habe ich ein von KLUNZINGER bestimmtes Exemplar untersucht. 
Von einigen Fächern ging mehr als ein Tentakel aus; es unterliegt 
deshalb keinem Zweifel, daß das Genus Antheopsis eine Stichodactyline 
ist, die bisweilen durch Reduktion der Tentakeln (fast) in eine Actininae 
übergeht. 

Außer dem Typus A. koseirensis (KLUNZ.) SIMON gehört auch A. erispa 
(EHR.) mit Sicherheit zu diesem Genus, welche Ansicht schon von SIMON 
ausgesprochen ist. Auch Stichodactis mit der einzigen Species S. papallosa 
KWIETN. ist hierher zu stellen. Zwar ist der Körper etwas länger gestreckt als 
bei A. koseirensis, auch sind die Nebententakeln ein wenig zahlreicher als bei 
dieser Spezies, in allen wichtigen Charakteren stimmen die beiden Generen 
Jedoch gut mit einander überein. Obenstehende Diagnose der Gattung 
Antheopsis paßt auch gut für Stöchodactis. In dem Berliner Museum findet sich 
eine Actinie, die mit folgender Notiz versehen ist: Nr. 176, blaue Etikette: 
Eintacmaea gracilis H.& EHR. — Priapus viridis (FORSK.) EHRENB. Korallent. 
p. 36, weiße Etikette: A. Entacmaea viridis H. & EHR. Priapus viridis 
FORSK. Rotes Meer, H. & EHR. Dies Exemplar ist auch eine Stichodactyline 
und steht Antheopsis koseirensis sehr nahe. EHRENBERG erwähnt diese 
Spezies nicht aus dem Roten Meer, im Gegenteil, er bemerkt, daß er 
sie hier nicht gefunden hat; es ist also fraglich, ob diese Spezies 
wirklich & graeilis ist. Sollte hier nicht eine Verwechselung der Etiketten 
vorliegen ? h 


(105) Östafrikanische Actinien. 35 


29. Antheopsis koseirensis (Klunz.) Simon. 
Taf. II, Fig. 17, 18. 
Bunodes koseirensis n. sp., KLUNZ. 1877 p. 77 Taf. 6 Fig. 1, 2. 
5 % ,„ KLUNZ., ANDRES 1883 p. 242. 
Antheopsis koseirensis, SIMON 1892 p. 30. 
n en (KLUNZ.), HADDON 1S9S p. 423. 

Größe: Bis zu 7 cm breit und 5 cm hoch (STUHLMANN). Ein 
Exemplar, das nicht wie die übrigen in der Länge zusammengezogen war, 
und das wahrscheinlich dieser Spezies angehört — die Tentakeln waren 
schlecht konserviert, so daß ich keine Übersicht der Anordnung bekommen 
habe —, war mehr in die Länge gestreckt: Durchmesser der Fußscheibe 
3 cm; Höhe des Körpers etwa 6 cm, Durchmesser der Mundscheibe etwa 6 cm. 


Farbe: Nach STU